136 Carmen an Ihre Fürstl. Gnd. zu Brieg

136 Carmen an Ihre Fürstl. Gnd. zu Brieg

1633 Sz 153

Hermann Palm: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Breslau 1877, S. 243.

Die Überlieferung des Textes hängt an einem seidenen Faden. Als Teil einer Sammlung ist das Dankgedicht an Johann Christian von Brieg, der Opitz für sein Lehrgedicht Vesuvius (vgl. Nr. 135) eine Summe von 50 Dukaten übergeben hatte, mindestens bis zur Entstehung des Beitrags von Hermann Palm (vgl. Palm 1877, 243) nachgewiesen. Heute gilt die sogenannte Sammlung Arletius mitsamt dem Originaldruck und dem Autographen als verschollen, weshalb die Edition der Wiedergabe Palms folgt. Es lassen sich keine anderen Schriftzeugen ausmachen (vgl. BW 2, ded 330000). Wie in der Editionsphilologie des 19. Jahrhunderts üblich, ging Palm normalisierend vor: Zeichensetzung und Lautstand wurden modernisiert, konsequente Kleinschreibung wurde eingeführt. Diese modernisierte Textgestaltung wird hier beibehalten, da jede Rückübersetzung ihrerseits spekulativ wäre.

Das Gedicht macht den immateriellen Wert der Schenkung deutlich, bezeugt aber zugleich die heikle politische Lage, die sich zunehmend verschärft.

Elvers, Karl-Ludwig ∕ Peter L. Schmidt ∕ Thomas Franke: Maecenas. In: DNP online 2006 http://dx.doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e715960 [11. 12. 2018].

Palm, Hermann: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Breslau 1877.

Martini Opitii | Carmen an Ihre Fürstl. Gnd. zu Brieg, als er wegen der dedication | des Vesuvii 50 Ducaten empfangen, Ao. 1633.

Wer will denn über not der armen musen klagen? Wer tadelt diese zeit, sie könne nicht mehr tragen Den freien Maecenat, den gütigen August? Ich schütze billig für, o held, was du mir tust, Mit was für milder hand du mich anietzt beschenkest. Wie wol und gnädig du den schlechten dienst bedenkest, Den ich dir leisten kann, bei dem der wunsch allein, Der treue wille muß anstatt der werke sein. Doch werter fürst, ich weiß, ich will die stunde schauen, Daß deine tugend noch wird stehen eingehauen Mit meiner schwachen faust im tempel einer zeit, Die weiter reichen soll als krieg, als tod, als neid. Es wird Apollo mir den ton, dich zu erheben, Minerva die vernunft, Mercur die flügel geben, Zu tun für gott, für dich und für das land, dein kind, Was gott, du und das land mit gnaden liebgewinnt. Der herr, der fürsten fürst, der dich mit reichen gaben Hat über deinen stand und könighaus erhaben, Verleihe dir und uns, worauf dein herze sieht, Die ruh, worum es sich mit treuen sorgen müht, Den frieden, so besteht auf freiheit der gewißen. Er laße dich der treu mit vatertreu genießen, Die du uns allen tust; es segne dich sein heil Und die gemahlin auch, dein allerliebstes teil, Und deiner kinder zier. Wann dir es wolergehet, So blüht gerechtigkeit, so wird der dienst erhöhet, Der christen christlich macht; du bist die treue hand, Darauf die musen sehn und auch das vaterland.

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3 Den freien Maecenat, den gütigen August] Gaius Maecenas (70–8 v. Chr.) war ein Vertrauter und Berater des römischen Kaisers Augustus. Berühmt wurde er als Kunstförderer. Zugleich war er selbst Dichter und vor allem loyaler Diplomat und uneigennütziger Unterstützer bei der Konsolidierung des Prinzipats (vgl. Elvers / Schmidt / Franke 2006).

5 milder hand] mild im Sinne von ›freigebig‹ (lat. liberalis).

5 anietzt] jetzt. Vgl. DWb 1, 377.

6 schlechten] schlicht, einfach.

24 Und die gemahlin auch] Nach dem Tod seiner ersten Frau Sibylle von Brandenburg 1625 heiratete Johann Christian am 13. September 1626 die erst fünfzehnjährige Anna Hedwig von Sitzsch (1611–1639). Da es sich um eine standesmindernde Heirat handelte, durften die Nachkommen aus dieser Ehe weder den Herzogstitel noch ein entsprechendes Erbe übernehmen. Nachdem Anna Hedwig 1628 von Kaiser Ferdinand II. der Rang einer Freifrau zugesprochen wurde, erhob derselbe den ältesten Sohn August und dessen zukünftige Kinder zu Freiherren von Liegnitz.

25 Und deiner kinder zier] Die bis zu diesem Zeitpunkt aus der oben genannten Ehe entstammenden (überlebenden) Kinder sind August von Liegnitz (1627–1679) und Sigismund von Liegnitz (1632–1664).




Zitierempfehlung:

, , in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

, , in: und (Hrsg.),