128b Hugo Grotius. Von der Warheit der Christlichen Religion

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HVGO GROTIVS Von der Warheit Der Christlichen Religion.

DAS ERSTE BVCH.

O Hollandt⧸ trewes volck⧸ berhümbt von alters an⧸

Vermanung an die ­Holländer.

Daß du so lange nun die kühne löwen fahnHast fliegen also weit der windt vermag zue tragen⧸Machst deinen namen kundt da wo es pflegt zue tagen⧸Vndt wo es abendt wirdt⧸ bist kommen gar hineinWo hin die Sonne selbst nicht bringt den liechten schein⧸Wann du mitt kluger macht das blawe feldt eindringest⧸Vndt durch ein schwaches holtz den sturm vndt wellen zwingest⧸So dencke daß der windt⧸ diß nasse theil der welt⧸Daß nach dem Monden steigt vndt wieder in sich fellt⧸Der stein auch der den stahl macht seine kräfften regen⧸Zue richten deinen gang auff vngespürten wegen⧸Nicht diene darzue nur⧸ damit du haben soltJn deiner wechsel banck das Africaner goldt⧸Das hauß voll helffen bein⧸ die speicher übergiessenMit erndte von Ternat⧸ vndt mitt Bandaner-nüssen;Nein⧸ nein⧸ was höhers ist das hier von nöthen thut⧸Es ist vmb reicher ding⧸ es ist vmb grösser guetDaß Gott geboten hat es soll dir vnter liegenDas reich der gantzen welt an kunst das meer zuepflügen⧸Damit du bringen magst tieff ins versengte landtDen angenemern schein vndt seiner liebe brandt⧸Damit⧸ so weit jhr liecht die zwölff gestirne strecken⧸Du zwölffer boten glantz in gleichen an magst stecken⧸

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Magst führen weit vndt breit biß an das WinterhaußDas palestiner kreutz’⧸ vndt über Sudt hinauß.

Vrsachen dieses werckes.

Jch weiß wo hin du kömpst das leute nie gebrechenDie dem⧸ der jhnen giebt die sprache⧸ wieder sprechen;Der weg ist vielerley⧸ doch wann man recht beschawtWas der vnd jener glaubt so ists auff nichts gebawt.Du wirst vmb Minas strandt den bösen geist sehn ehren⧸Der seinen donner leßt auß holen bäwmen hören:Von gold’ vndt silber macht der wilde MadorinEin vngehewres bildt⧸ vndt kniet für jhm dahin:Wirst du dich auff Peru⧸ auff Chili nachmals lenckenDu wirst dem teuffel sehn das menschen blut verschencken:Das Mittelländer meer vndt auch die rote seeSindt vmb vndt vmb besetzt mitt Machomets Moske.Es sindt durch alle welt⧸ vnd auch bey dir⧸ zue findenDie glat von aussen sindt⧸ vnd stecken voll von sünden:Sie rühmen das gesetz’⧸ vnd hetten sie die wahl⧸Sie legten jhre handt an Christus noch ein mal.Vndt über diese meint auch vieler leute hauffenEs pflege der welt schiff gantz stewer loß zue lauffen⧸Vndt weil sie viehisch hier das leben angestelltSo wollen sie wie vieh auch fahren auß der welt.

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Zue schreibung.

Nun diesen⧸ wer sie sindt⧸ den jrrthumb für zue legen⧸Vndt sie⧸ nechst Gottes gunst⧸ im glauben an zue regen⧸Hatt mancher edler geist ein guetes werck gethan;Jch rhate lege fleiß bey jhren schrifften an:Vor allem liese diß was männer auffgeschriebenVon denen kündig ist daß Gott sie angetrieben:Wilt du auch sein bedient durch mich⧸ o Vaterlandt⧸Gar gerne stell’ ich dir diß mein gedächtniß-pfandtZue sichern handen ein: doch wann ich mich erwege⧸

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Vndt gar zue schwere last auff meine schultern lege⧸So laß dir sein den fleiß am mehrer dinge stat⧸Vndt dencke⧸ Gott nimpt selbst das hertze für die that. Daß nun zum ersten sey ein wesen vnbegonnen⧸

Beweiß daß ein Gott sey⧸ auß dem begin der sachen.

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So muß nur das gemüt’ hier geben selbst gewonnen:Dann daß viel sachen sindt so haben den beginJst aller läugnung frey⧸ es weiß es hertz vndt sinn.Nun diß was worden ist⧸ so viel⧸ so manche sachen⧸Das kundte von jhm selbst sein wesen jhm nicht machen.Dann was nicht ist thut nichts dieweil es selbst gebricht.Vndt daß was solle sein eh’ als es war⧸ ist nicht.Von etwas anders dann so muß es her sein kommen:Diß andre muß von vns auch werden so genommenEs wirdt nicht⧸ oder wirdt als jenes gleich so wol;Vndt⧸ wo es worden ist⧸ so muß man auch vndt sollWas anders noch gestehn von welchem her gerhüretSein vrsprung; also sindt wir thätlich überführetZue glauben noch ein ding darvon das andre kam⧸Vndt dann ein anders noch drauß diß den anfang nam⧸Vndt also fort vndt fort⧸ biß daß wir kommen könnenAuff eine sache zue die nichts hatt vom beginnen⧸Die allzeit ewig war⧸ die nötig da muß sein⧸Vndt nicht nur ohn gefehr⧸ die alles macht allein. So ist nun dann ein Gott⧸ weil wir⧸ was wir bekennen⧸

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Auß der gemeinen übereinstimmung der Menschen.

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Das ist vns niemals wirdt⧸ mitt namen also nennen.Durch reise was du wilt biß hin an Sembla strandt⧸Biß wo sich enden muß das Magellaner landt⧸Beschawe wol das theil der vnbekandten erden⧸Vndt die durch schiffer kunst noch jetzt gefunden werden⧸Kein volck das wirst du sehn⧸ so weit man sieht vnd hört⧸

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Bey welchem gar kein Gott nicht solte sein geehrt⧸

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Es sey auch gleich ein ort wo durch die wilden sittenVernunfft vndt sinnen sindt erloschen vndt bestritten:So muß nun vrsach auch nicht mangeln die durch landtVndt völcker hatt erzeugt den einerley verstandt.Dann sonsten siehet man an bürgerlichen rechtenDaß sie nicht gleiche sindt bey klugen vndt bey schlechten:Sie streiten wieder sich⧸ als wie die lufft auch thut;Was hier scheint falsch zue sein ist jenes ortes guet.Was mehr zue mercken ist⧸ es sindt an solchen endenDie alten satzungen gar leichtlich vmb zue wenden;Daß aber alles volck auff erden übereinGott fürchtet⧸ muß hier an etweder vrsach seinKein mensch nicht⧸ sondern nur der den sie fürchten sollen:Vndt also haben wir bewiesen was wir wollen:Gott⧸ sag’ ich⧸ oder ja die erste welt voranHatt dieses nach vndt nach den völckern kundt gethan.Jsts auch durch sie geschehn⧸ was regte sie zum lügen⧸Vndt kindt vndt kindes kindt mutwillig zue betriegen?So muß man halten dann für steiff vndt offenbar⧸Sie habe diß gewußt⧸ jhr vnterricht sey klar.

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So wol der weisen⧸ als der einfältigen.

Man siehet diese lehr auch gleichfalls kräfftig schwebenSo wol wo weißheit ist⧸ als wo die albern leben.Der Tartar wilder art der mitt den horden drabtViel tausendt meilen lang durch pferdeblut gelabt⧸Der Grieche deßen witz in alle bücher bringet⧸Vndt der den Tiger trinckt⧸ vndt der wo Nil entspringetAn fernen orten wohnt⧸ das Abißyner reich⧸Vndt die von Mexica sindt dißfalls alle gleich.Wie kan diß lügen sein? man hatt die albern sinnenNur schwerlich also gar mitt list verführen können:So hatt das weise volck wol auch nicht jederzeit.

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Was dieses theil belangt gesteckt in tunckelheit.Hatt auß der großen zahl ja einer sich befleißenGleich wollen⧸ oder zwey⧸ den hertzen auß zue reißenDas liecht der göttligkeit⧸ so wardt jhr maul zur handtVon andern doch gestopfft durch weißheit vndt verstandt⧸So daß der böse wahn mitt seiner blindtheit schweigen⧸Vndt desto mehr das recht den glantz hatt können zeigen.Der schnee wirdt doch für weiß von jederman erkandtOb wol gewesen sindt die so jhn schwartz genannt.Dem krancken pfleget offt was guet ist schliem zue schmecken⧸Doch ein verruckter sinn kan warheit nicht verdecken;Auch mehr⧸ die jemals rhum gehabt der frömigkeitDie haben Gottes furcht erzeiget jederzeit.Was nun ein jeder theil der welt hatt angenommen⧸Von weisen ist gelehrt⧸ von frommen auff ist kommen⧸Das ist gewiß vndt war in eben der gestaltAls war ist⧸ zwey mal vier ist acht⧸ vnd eiß ist kalt. Die also den beweiß der warheit gründtlich wißen⧸

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Anntwort auff den einwurff daß man Gott nicht sehe.

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Vndt für dem hellen liecht’ jhr antlitz dennoch schließen⧸Was sie darzue bewegt das fellt mir gantz nicht ein⧸Es muß dann lastergunst vndt tugendt feindtschafft sein.Dann die Gott nicht gesehn sie suchen was sie mögenSo ist es vngereimt⧸ vndt steht jhm selbst entgegen.Weil Gottes wesen nicht von jhnen wirdt geschawtJst dann jhr wahn allein auff diesen grundt gebawt?Des menschen seele zwar kan niemandt nicht vermerckenAuß jhrem wesen selbst⧸ doch sehr wol auß den wercken.Der schöngemahlte baw⧸ diß Alles⧸ dieser preißDes gantzen vndt der theil’⧸ ists nicht genung beweißDaß Gott darinnen sey⧸ gleich wie vns auß dem rührenDer glieder die vernunfft lehrt eine seele spüren?

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Jst jemandt welcher sagt⧸ es wil jhm diß nicht einDaß eine sache kan ohn end’ vndt anfang sein⧸Jch steh’ es gerne zue; ja: aber auch den thierenJsts frembde wie ein mensch die städt’ vndt landt regieren⧸Der Sonnen ziehr ersehn⧸ die sternen meßen kan⧸Vndt segeln weit vndt breit durch eine naße bahn.Nun dann der mensch so hoch mitt seinen gaben schwebetWeit über alles diß was sonst hier vnten lebet⧸So muß er dencken auch daß der so jhn erhöhtJhm weiter noch als er den thieren oben steht.Weil keine sache dann jhr weiß was von den dingen⧸Die höher sindt als sie am wesen⧸ ein zue bringen⧸Als muß notwendiglich ein sinnenkluger mannGestehn daß etwas sey das er nicht faßen kan.

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Beweiß daß Gott nur einer sey.

Nun diß genungsam ist im hertzen steiff zue hafften⧸So laßt vns ferner auch sehn Gottes eigenschafften.Das was notwendig ist⧸ vndt selbst sein wesen hatt⧸Jst so viel an der zahl⧸ als es ist in der that.Nun in der that ist nichts als allzeit ein geschlechte⧸So weit es eintzel nur gehalten wirdt zue rechte.Wer nun viel Götter stellt⧸ so ist ein jeder Gott⧸Wann er es eigentlich bedenckt⧸ auß keiner noth;Kein’ vrsach heißet vns nach vielen Göttern wehlen⧸Kein’ vrsach jhrer zehn⧸ vndt mehr⧸ vndt minder zehlen:Die frucht der vrsach ist daß etwas in der thatSich mehrt⧸ nun wißen wir daß Gott kein’ vrsach hatt.Warumb daß dieser Gott soll’ vnterschieden werdenVon jenem⧸ zeiget vns kein ding allhier auff erden.Man findet nichts⧸ wo hin man auch die augen schlegt⧸Daß mehr als einen Gott zue glauben vns bewegt.Ein bildtniß Gottes ist der güldne Sonnen wagen⧸

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Der keine Sonne mehr benebenst sich kan tragen.Der mensch ingleichen auch wirdt⧸ was er thut vndt schafft⧸Jn allen gliedern nur geregt von einer krafft.Es pflegt diß große Rundt⧸ vndt alle thun vndt sachenDie in demselben sindt nur eine welt zue machen.Mehr⧸ wo zwey wesen sindt⧸ wil jeglichs auch sein frey⧸So daß jhr wollen offt sehr vnterschieden sey.Wann eines nun darvon vollbrächte seinen willen⧸So köndte dieses diß⧸ das jenes nicht erfüllen.Nun wißen wir daß Gott für den muß sein bedachtDen niemandt hindern kan⧸ vndt hatt die volle macht.Auß diesen zeichen dann wirdt an den tag gegebenDaß Gott nur ein Gott sey⧸ vndt andre nicht darneben. Was für vollkommenheit vns nun kömpt in den sinn

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Beweiß daß in Gott alle vollkommenheit sey.

Muß haben⧸ oder nicht den vrsprung vndt begin.Wann sie den anfang hatt so muß sie her sein kommenVon was das niergendts her den anfang hatt genommen:Dann daß vns die vernunfft diß endtlich selber lehrt⧸Das haben wir bereit außführlich angehört.Von nichts da kömpt auch nichts⧸ wordurch wirdt außgeführetDaß die vollkommenheit von jhrer vrsach rhüret⧸Auß jhrer eigenschafft. Hierbey muß sein geglaubtDaß auch die vrsach nicht kan jhrer sein beraubt:Durch andre sache nicht; waß von begin gescheidenDiß welches anders ist⧸ kan auch darvon nicht leiden:Noch durch sich selber auch; dann alles ist bedachtAuff die vollkommenheit mitt aller seiner macht.Darumb muß diß von vns sein glaublich angenommenDaß die vollkommenheit in Gott sey gantz vollkommen. Was für vollkommenheit vndt wesen man nun spürt

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Daß die vollkommenheit vnendlich sey.

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Kömpt daher weil das thun darvon es hergerhürt

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Jhm nicht mehr mittgetheilt; auch weil die größe deßenDas dieses thun empfieng nicht weiter war gemeßen:Gott wirdt nicht mittgetheilt sein wesen⧸ noch gemacht⧸Vndt die vollkommenheit hatt niemandt jhm gebracht.Dann was notwendig ist kan nicht von andern hangen⧸Noch was selbwesendt ist von außen was empfangen:Drumb Gottes wesen auch ist außer der zeit pflicht⧸Vndt die vollkommenheit die weiß kein ende nicht.

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Daß Gott ewig⧸ allmächtig⧸ all wißendt⧸ vndt gantz guet sey.

Mehr wann was sinnen hatt⧸ was willen⧸ krafft vndt leben⧸Vollkommener zue sein wirdt gäntzlich zuegegebenAlß diß was sein entbeert⧸ wie dann die wißenschafftAn Gott vnfehlbar ist⧸ auch leben⧸ will’ vndt krafft⧸Vndt wann diß allzuemal was wir bißher erzehletJn jhm vollkommen ist⧸ so daß nicht eines fehlet⧸So folgt darauß daß Gott auß allmacht alles thut⧸Allwißendt⧸ ewig sey⧸ vndt gantz von willen guet.

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Daß alles außer Gott von Gott kömpt.

Daß alles außer Gott von Gott sey hergesproßenSchließ ich auß diesem jetzt was allbereit geschloßen.Weil was selbwesendt ist kan eines sein allein⧸So folget recht darauß⧸ daß alles was zue seinVermag⧸ diß einige nur einig weg genommen⧸Von etwas anders her sein wesen hatt bekommen.Nun haben wir gesehn⧸ daß diß was worden istVom vngewordnen sey. Draus gleichfalls wirdt erkiestDiß welcher einig ist; dann der schluß muß nicht schwindenDaß dieses was nicht wirdt nur eines sey zue finden.Hierumb der feste schluß erfolget in der that⧸Daß alles was sonst ist von Gott sein wesen hatt.

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Beweiß der erschaffung auß des menschen leibe.

Beschawe⧸ mensch⧸ dich selbst⧸ wie reichlich in dir schießeDes lebens roter strom durch so viel kleine flüße⧸Wie in der mitten hier die küche sey gemacht

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Da speise wirdt gekocht vndt durch das hauß gebracht⧸Wie gleich nach hofes art die königlichen sinnenMitt gliedern starck vmbher verwachet werden können⧸Mitt glasefenstern auch⧸ mitt gaßen sindt vermehrt⧸Damit man farben sieht⧸ damit man stimmen hört;Worzue die orgel kömpt geblasen auß der lunge⧸Sehr wunderlich gerhürt durch lippen⧸ zähn’ vndt zunge⧸Die als ein schlüßel ist mitt welchem jedermanDem andern das gemach des hertzens öffnen kan.Man sieht den schönen baw sich nicht zur erden neigen;Er kehrt sich himmelan diß was er sey zue zeigen:Vndt alles was ein artzt von gliedern zehlt vndt kenntWeiß seinen dienst vndt thun darzue es ist ernennt:Gleich wie ein großes schiff im lauffen auff dem meereKein seil noch werckzeug hatt der nicht zue brauchen were.Diß handtwerck nun entspringt von keiner menschen macht;Kein Vater hatt es nicht noch muter je bedacht.Ja die am besten sich in solche sachen finden⧸Bekennen diese kunst sey nimmer zue durchgründen:Worauß die vrsach hier nun leicht zue finden steht⧸Es sey was dem der mensch sehr weit von hinten geht. Den menschen nicht gesetzt⧸ die minsten auß den thierenVom allerersten an die werden diß vollführen:

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Auß den leibern der thiere.

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Es ist ein end’ vndt ziehl⧸ der zeug thut nichts darbeyDaß diß vndt jenes gliedt von art ist vielerley.Des feldes thiere zwar sindt vnterstützt mitt füßen⧸Dieweil sie allezeit am trucknen lauffen müßen;Hergegen darff diß nicht das kalte schuppen-heer⧸Als deßen wandelung vndt rhuestat ist das meer:Doch ist es allerseits mitt federn scharff bekleidetDurch derer regung es die tieffen wellen schneidet.

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Daßelbe wirdt an kraut vndt bäwmen auch gespürt⧸Vndt was die erde sonst für sachen mehr gebiehrt.Dann eben ein grundt nur pflegt vnterschiednen dingenDas was ein jegliches erheischt herfür zue bringen.Diß kömpt vom glücke nicht: das auge sieht sehr wolDurch das die handt geführt zum zwecke schießen soll.

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Auß der fügung der geschaffenen sachen zue einem ende.

Man sieht auch nicht allein daß all’ vndt jede sachenAuff jhr besonders ziehl sich pflegen zue zue machen⧸Das Allgemeine wirdt zuegleich dadurch bewahrt⧸Selbst außer seiner krafft vndt eigentlichen art.Die last pflegt vnterwerts das waßer stets zue ziehen⧸Jedennoch klimmt es auff die eitelkeit zue fliehenDie alles mischen soll⧸ was jetzt beysammen heltWie ein gewölbe thut damit sein baw nicht fellt.Diß ende⧸ diese krafft so alles eingenommen⧸Zeigt daß sie einig nur von erster weißheit kommen.

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Auß der wirckung etzlicher thiere.

Man sieht wie offtermals ein vnvernünfftigs thierAuch was vernünfftigs thut; so schawt sich weißlich fürDie ameiß jederzeit⧸ schafft ein den wintertagen⧸Pflegt gleichsam brüderlich der jhren last zue tragen.Die bienen leben dem der Fürst ist vnterthan⧸Vndt ehren jhn wie fast die Türcken den Soldan:Sie theilen ämpter auß vndt folgen den gesetzen⧸Ein fauler bettler darff bey jhnen sich nicht letzen;Der Adler weiß den stein so brüten hilfft sein ey⧸Die schlange sucht jhr kraut⧸ die geiße kennt poley;Vndt alles hatt fast was nach dem sein wille ringet⧸Sucht was jhm fromen kan⧸ fleucht was jhm schaden bringet.Wann diß solt’ auß vernunfft der thiere selbst geschehn⧸So köndte man es noch an vielen dingen sehn.Sie redten sprachen auß⧸ sie würden städt’ anrichten⧸

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Sie würden gehn zur see⧸ sie würden bücher tichten.Jedoch zue thun was sonst nur der vernunfft wohnt beySagt kein mensch daß es nur ein fall vndt glücke sey.Man muß den höheren verstandt hierinnen mercken⧸Alß deßen krafft sich auch regt in der thiere wercken. Die schön-gestralte Sonn’⧸ jhr Monde so entwebt

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Auß dem dienste den die himmlischen liechter dem menschenleisten.

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Vndt webt das silberrundt das also zierlich schwebt⧸Vndt die fünff sternen dann so vnverkehrter weiseVollziehen vmb den Krebs vndt steinbock jhre reise⧸Die mindern flammen auch die auff der zeitpost gehn⧸Vndt vmb den hohen saal als güldner teppich stehn⧸Die mußen stets den tag der erden halben wecken⧸Vndt wiederumb die rhue mitt finsterniß vmbdecken⧸Den schwangern feldern auch⧸ zue geben jhre kost⧸Durch wärme dienstlich sein⧸ vndt durch beeißten frost.Das erdtreich ferner auch⧸ vndt was in jhm beschloßen⧸Darvon wirdt alle frucht vom menschen nur genoßen;Wie kömpts das Sonn’ vndt Mond’ vndt jhrer sternen ziehrAllein zue dienste sindt dem menschen für vndt für?Der hohen liechter schar hatt diesem staub’ vndt erdenAuß willkühr niemals selbst leibeigen wollen werden;So hatt der schwache mensch auch nie auß seiner krafftZue sclaven jhm gemacht des himmels bürgerschafft.So hatt die ordnung dann jhr ziehl von dem genommenVon welchem himmel⧸ erd’ vndt menschen her sindt kommen. Jst diß⧸ so wohnet dem gar kein verstandt nicht bey

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Daß die welt nicht ohngefehr entstanden.

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Der meint daß hier ein fall vndt blindes glücke sey.Wirff holtz⧸ vndt kalck vndt stein gantz über einen hauffen⧸Kein grundt⧸ noch wandt⧸ noch dach wirdt nicht zusammen lauffen.Wirff viel buchstaben hoch von einem felsen hin⧸Kein buch enspringt darauß wie ich der meinung bin.

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Jm fall ein wiederwindt dich etwan heißet strandenGantz mast vndt segelloß an vnbekandten landen⧸Vndt ziffern innen wirst als wie es sich gehörtGestellt⧸ vndt abgetheilt⧸ vndt nach der kunst vermehrt⧸Drey winckel auch darbey⧸ gekrümmt vndt abgelencket⧸Gezeichnet auff jhr maß⧸ ob auch dein hertze dencketSie stehn da von sich selbst? vndt siehst du dieses schloßDas alles so bequem begreifft in seiner schoß⧸Sag’ an⧸ vndanckbarer⧸ was meinen deine sinnen⧸Daß nur ein glücke sey⧸ vndt kein verstandt darinnen?

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Antwort auff den einwurff wegen des bösen das in der welt gefunden wirdt.

Vieleicht ist jemandt auch dem dieses ist zue schwer:Jst Gott nur lauter guet⧸ wo kömpt das böse her?Wie aber meinest du? wilt du es böse nennenDiß was nicht lieblich ist? die bittern kräuter brennenDen siechen menschen zwar⧸ sie martern seinen mundt⧸Doch macht rhabarbartranck den matten leib gesundt.Du kanst die vaterzucht⧸ die schläge welche beißenVndt recht sindt⧸ niemals nicht mitt rechte böse heißen:Nennst du dann böse diß was etwan jederzeitLaufft wieder die vernunfft vndt recht vndt billigkeit?Die krafft kömpt zwar von Gott⧸ dieweil er vns gegebenJm schaffen freye wahl so vndt auch so zue leben;Doch wer das böse wehlt ist selber vrsach an⧸Jn dem er böse macht was er wol brauchen kan.Wir mußen beides hier recht vndt genaw entscheiden:Bey bösem vndt bey Gott ist freyheit zwischen beiden.Das böse bleibt auch nicht als wie das andre thut⧸Es ist ein zuefall nur zue diesem was ist guet.Hiergegen streitet nicht was erst ist angeregetDaß alles wirdt von Gott; diß bleibet vnbeweget:

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Beweiß daß keine zwey beginn sind⧸ der eine guet⧸ der andere böse

Es laße niemandt auch jhm kommen in den sinn

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Daß alles hier entspringt auß zweyerley begin⧸Auß guetem theils⧸ vndt theils auß bösem; dann zwey sachenSo streiten können was verterben⧸ doch nichts machen.Dem gueten folgt das bös’: vndt etwas sein⧸ ist guet;Drumb ist das böse nichts was selbst ist vndt was thut. Wann gleich ein schiff nun schon auß hohen dicken fichten

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Daß Gott die welt regiere.

Von vnten an erbawt den mastbaum auff kan richten⧸So ists doch nicht genung zue lauffen in das meerDen rechten strich hinauß bey stein vndt klippen her:Es muß ein stewermann das hole faß regieren⧸Vndt durch den windt vndt see in seinen hafen führen.Es schawt nicht nur der mensch daß er was er gebiehrtSo viel jhm möglich ist behutsam helt vndt führt;Die Elefanten auch vndt andre thiere sehenDaß jhren jungen nicht was leides kan geschehen:Der fisch des waßers vieh⧸ das heer der vögel suchtNach aller mögligkeit die kost für seine frucht:Soll dann der guete Gott⧸ der weis’ ist über maßen⧸Die welt hier die er schuff als einen findling laßen?Nein⧸ nein⧸ ein jeglichs theil von allen orten anZeigt daß er nit darvon sein auge wenden kan.Der mächtige verstandt muß alles nötig mercken⧸Der alles ohne müh vermag in seinen wercken:Wie ist es möglich dann daß seine gütigkeitDiß Gantze laßen soll zue jrrgendt einer zeit? Zu meinen nun⧸ daß die beschickung könne bleiben

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Nicht allein den himmel⧸ sondern auch was auff erden geschiehet.

Bey achten oder ja bey neunen himmels scheiben⧸Vndt sehen nicht auff diß was sich hier vnten regt⧸Kan nicht für dem bestehn was schon ist beygelegt.Kein stern schläfft⧸ keiner pflegt ein handtwerck zue berhüren⧸Zue seen etwan Korn⧸ Korn etwan ein zue führen⧸

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Jn jhrem reiche pflegt kein baum mitt frucht zue sein⧸Man schneidet da kein hew⧸ man preßt auch keinen wein:So folget daß das heer des himmels sey gegebenZue dienst vndt nutzen vns die auff der erden leben.Regieret Gott dann auch den himmel also sehr⧸Den dem der himmel dient regiert er noch viel mehr.

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Nicht allein in gemein⧸ sondern auch absonderlich.

Daß Gott zwar in gemein die gantze welt regiere⧸Nicht aber sonderlich für jeglichs sorge führe⧸Kan gleichfalls nicht bestehn: dann wann es Gott gebrichtDas eintzele zue sehn⧸ so sieht er selbst sich nicht.Ach nein! die wißenschafft so alles kan beschließen⧸Die kan nicht laßen auch was eintzel ist zue wißen:Sein end’ hatt jedes thun für sich vndt in gemein⧸ Vndt wil durch den verstandt dahin geleitet sein.Ja die geschlechter auch die würden baldt zerrinnen⧸Wann jedes ding nicht ist verfaßt in Gottes sinnen.

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Näherer beweiß desselbten⧸ auß der wunderlichen erhaltung vndt enderung der bürgerlichen regirung.

Vndt diese sondere versorgung wirdt erkenntAuß dem daß landt vndt reich führt stetes regiment.Viel hundert tausendt mann vndt so viel greise haareErsehn demütiglich ein kindt im zwölfften jhare:So manches blutrapier⧸ so mancher stoltzer muth⧸Der brennendt-durstig ist auff seines nachbars guet⧸Tregt schew der obrigkeit⧸ da wenig nur von allen⧸Sehr leichtlich mächtig sindt dem vrtheil ein zue fallen:Von tausendt vndt mag sein dreyhundert jharen abHatt stets von handt auff handt gewandelt Aßurs stab:Von wenig minder zeit hatt Memphis jhr zue dancken⧸Wie auch der werthe hoff der sieges-reichen Francken.Wo laß’ ich aber dann Realtos alten standt?Ach! nemest du dichs an⧸ o liebes Vaterlandt!Wann dann es Gott beliebt die stäbe zue verwenden⧸

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Kein rhatschlag noch gewalt vermag es ab zue senden.So hatt der halbe Pers⧸ den doch ein hundt genehrt⧸Der Meden große macht in kurtzer zeit verkehrt.So ist von Helles flut biß hin zue Ganges flüßenDer Macedonsche heldt mitt waffen durchgerießen⧸Vndt hatt mitt der sariß der Asianer prachtZerbrochen als ein rhor⧸ der erden gleich gemacht:Kein wall der hielt jhn auff⧸ kein waßer kundt’ jhn schwellen⧸Kein felsen hinterziehn⧸ kein scharffes eisen fellen.Schaw auch den Cesar an; wohin er lust nur kriegtErfolgt der fortgang auch⧸ er kömpt⧸ er sieht⧸ er siegt.Nicht Welsche lägerzucht⧸ noch frome Deutsche thaten⧸Noch Pompejaner witz sampt allem thun vndt rhaten⧸Noch auffrhur seines volcks⧸ noch durst⧸ noch hungerszeit⧸Noch Pharnacis gewalt⧸ noch Jubas gegenstreit⧸Noch auch Egypter-krafft kan seinen zaum vermeiden.Es muß der Römer trutz von jhm das joch erleiden:Ja Cato siehet nicht wie zue entrinnen sey⧸Die flucht zum tode nur macht jhn vom Cesar frey.Wie daß lufft⧸ see vndt mensch sich zue der erden kehrenFür einen mann dahin mehr als er kan begehren?Man sage was man wil; die meinung bleibt vndt siegt:Es kömpt vom glücke nicht wann allzeit sechse liegt. Doch Gottes sorge steht vns sonderlich zue mercken⧸

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Auß den wunderthaten.

Zue kennen für gewieß⧸ auß seinen wunderwercken⧸Die nie auß eigner krafft der dinge hergerhürt⧸Noch durch der menschen witz sindt worden eingeführt;Worvon zur nachricht vns im lesen können dienenChaldea⧸ Griechenlandt⧸ Chinesen vndt Latinen.

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Nun mag wol jemandt sein der sagt es sey erdacht;Was aber ist gesehn⧸ bezeugt vndt war gemachtVon leuten denen witz vndt trew wirdt zuegemeßen⧸Für vnwahr an zue ziehn⧸ heißt aller scham vergeßenVndt glaubens ledig sein; weil diß auch feste steht⧸Das Gottes kluge macht in kein gesetze geht⧸Vndt daß er der das was auß nichts hatt können machenDen lauff verendern kan auch der geschaffnen sachen.Wol war ists daß man auch für war bißweilen heltWas heimlich ist erdacht durch list vmb ehr vndt geldt:Doch hette mitt der that kein wunder sich entsponnen⧸So hette niemandt auch kein wunder außgesonnen⧸Die lüge kömpt der that mitt jhrem nachthun bey⧸Sonst were sie nichts mehr als tolle plauderey.Hier muß der glaube nun auff zeugen sich befleißen⧸Vndt was der wage nach wahr oder lügen heißen.Weil diese sache dann so viel beweiß der thatAls ein ding daß man glaubt her für zue bringen hatt⧸Vndt daß die menschen auch⧸ nach denen wir sindt kommen⧸Auß himmel oder lufft sehr deutlich viel vernommen⧸So muß man sagen dann diß was sich hier erweistSey also⧸ daß es thut Gott⧸ oder sonst ein geist.Jsts etwan sonst ein geist⧸ vndt wir gestehen sollen⧸Gedrungen durch vernunfft⧸ daß Gott hatt schaffen wollenDie welt zue einem end’ als steht jhm weißlich zueZue sehn daß kein verstandt auch nicht dargegen thue:Dann nichts ist drauff nicht der⧸ von welchem alles hanget⧸Mitt seiner gegenwart vndt augenmerckung langet.

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Auß weissagungen.

Daßelbe wirdt gesterckt durch klarer meldung scheinVon dem das eh’ es kömpt ist angesagt zue sein.Als diß; Rom würde sein das haupt von vielen reichen⧸

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Da klein Fidena noch für jhr nicht wolte weichen.Von solchen sachen nun ist niemandt bürge nichtAls der so alles kan⧸ vndt sorgt das nichts gebricht. Denck’ an das volck so noch von Abraham ist kommen⧸

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Auß der Juden glauben.

Das weit vndt ferren hatt den weltkreiß eingenommen⧸Durch gantz Europe feldt⧸ vndt da der Othoman⧸Vndt da der Sophi herrscht⧸ vndt bey dem Hidalcan:Viel lieber sollen sie gewalt vndt schmach vergeßen⧸Als vnbeschnitten sein⧸ vndt fleisch von schweinen eßen.Der Heiden falscher wahn⧸ von königen verwehrt⧸Jst dennoch abgebracht⧸ vndt als der schnee verzehrt.Der Saracen muß noch der alten satzung achtenDurch den Spahaner zwang vndt die Stamboler machten.Wie dann das Jsraël noch jetzt helt das gebotDas gar kein Fürst beschirmt⧸ das nichts verdient als spot?Gott muß die wurtzel sein auß dem ein baum soll sprießenDer nicht durch macht der zeit noch spot wirdt vmbgerießen.Von alten⧸ spricht der witz⧸ kömpst du zur saate hin:Sehr wol; doch siehst du nicht⧸ man muß hier ferner ziehn⧸Vndt letzlich durch den weg zue denen leuten kommenVon denen Palestin ist worden eingenommen⧸Die haben jhr geschlecht in keinen wahn gebrachtDaß jemandt die gesetz’ auß seinem kopff’ erdacht⧸Noch viel daher geschwätzt von träwmen vndt gesichtenDa niemandt nicht drumb weiß dann welcher sie kan tichten?Sie haben klar gezeugt⧸ vndt allesampt gelehrtDiß was sie selbst gesehn⧸ vndt was sie selbst gehört:Wie der Egyptsche tag mitt nacht wardt übersponnen⧸Wie der erzürnte Nil gantz blutig fortgeronnen⧸Wie sucht von vieler art vndt manches schädlichs thierDie Juden übergieng⧸ vndt traff das landt darfür:

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Wie daß auff eine zeit sie alle mußten sterbenDie durch ein jeglichs hauß daß lehnguet solten erben:Wie’s Erythreer meer bestundt als eine wandt⧸Vndt Jacobs scharen gab den weg durch bloßen sandt.Wie da des Königs zug sie meinte zue vmbringen⧸Fiel alle waßerflut die heerkrafft vmb zue bringen;Wie jhrer Väter Gott von Sinai herabDer gantzen bürgerschafft die zehn befehle gab;Wie daß diß wunderwerck ein jedes hertz’ erschrecket⧸Der plitz zum botten wardt⧸ vndt donner sie gewecket;Wie reicher himmelstaw gab vogel vndt auch brodt⧸Auß trucknem felsen her floß waßer in der noth.Wie ferner⧸ Jsraël zue sein für eine brücke⧸Jordans bepalmter strom sein waßer trieb zuerücke;Wie daß die güldne Sonn’ jhr radt gehemmet hattBiß der Sohn Nun den feindt erleget auff der stat:Wie daß zue Jericho auff der trompetten schallenDer starcken wälle baw darnieder ist gefallen:Ohn dieses⧸ hette nie das stoltze volck erkandtDaß Gott des Amrams Sohn zum zeugen jhm ernannt:Nie wurden sie bewegt⧸ als durch die wundersachen⧸Mitt dieser großen last den rücken schwer zue machen⧸Dem joche solcher müh; sie trugen allzuemalDie harten satzungen⧸ sechshundert an der zahl⧸Das zeichen sonderlich in jhre haut geschnitten⧸Das nie erdacht durch witz der welt vndt menschen sitten:Vndt diß weil Moses sagt was nachmals künfftig sey⧸Weil Gott durch seine handt thut zeichen vielerley⧸Weil die so seiner macht mitt auffrhur feinde werdenSindt worden angesichts verschlungen von der erden;Drumb sprachen sie jhm auch mitt waren worten ein

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Als Gottes trewem knecht’ jhm künfftig trew zue sein. Wer kondte beßer auch dem menschen offenbahren

Moses glaubwürdigkeit.

Das was geschehen war eh als die menschen waren⧸Als der so selber Gott zum waren zeugen fandtDaß er durch Gottes geist auch Gottes werck’ erkandt.Was hett’ jhm auch gedient vnwares ding zue sprechen⧸Der selbst geschrieben hatt sein’ eigene gebrechen?Der nichts nicht hatt gehabt als arbeit ohne lohn?Dieweil er Judas stamm schon angesagt die kron⧸Vndt wol zue frieden war daß seine GersomitenDie minsten solten sein im orden der Leviten.Darumb gebraucht er sich auch keiner falschen ziehr⧸Vndt bringt die sache nur als zeuge schlecht herfür. Wer lust hatt mag die welt biß oben auß durchgraben⧸

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Vndt alter der Jüdischen schrifften.

Kein also altes buch wirdt Sudt vndt Nordt nicht haben.Die Griechen wißen danck der satzung von Athen⧸Vndt Attisch recht das pflag von Juden zue entstehn.Die buchstaben gab erst der Cadmus den Jönen⧸Die Jsaccs söhne lengst schon hatten bey sich wohnen;Drumb wirdt im Abc der Griechen auch gespürtDer Cananeer zug⧸ vndt name noch geführt. Wem ferner blumen auch zue lesen wil gelieben

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Das der Jüdische glaube zum theil gestercket sey durch zeugniß der heiden.

Auß büchern welche sonst sindt hin vndt her geschrieben⧸Wirdt finden überall daß ohne heucheleyDie bloße warheit nur in Juden schrifften sey.Bey Pharos vndt bey Tyr⧸ was am Eufrat geschrieben⧸Was Griechenlandt gelehrt⧸ da ist das zeugniß bliebenDaß was jetzt ist erst nie gewesen gantz vndt gar⧸Daß alles nichts als nur ein wüster klumpffe war;Biß daß die große kunst des Schöpffers hatt gegebenDen sachen jhre krafft⧸ vndt vielen auch das leben:

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Doch daß er noch ein werck zum letzten jhm behieltDem keines gleiche war⧸ des allerbesten bildt⧸Dem landt vndt see vndt thier gantz solte zuegehören⧸Mitt danckbarkeit hierumb den waren Gott zue ehren:Vndt daß ohn alle müh der menschen erster standtBeköstigt sey mitt dem was tregt das grüne landt:Daß die boßhafftig’ art muß wegen jhrer sündenMitt siecheit pein vndt todt die mißethat empfinden:Daß auch ein mensch allein vielhundert jhare langHier lebendt auff der welt vollzogen seinen gang;Daß jhnen offtmals auch diß glücke müßen dienenDaß von dem himmel her gesichter sindt erschienen:Biß daß der riesen schar mitt einer wilden prachtRecht in der handt geführt⧸ vndt satzung in der macht⧸Worauff der starcke Gott springadern über hauffenVndt aller wolcken meer ließ vngezähmet lauffen⧸Daß zwischen lufft vndt see von aller erden scharNur ein geflügelt holtz allein noch übrig war:Daß hochmut jhr vermeint ein bawwerck auff zue führenDarvon das höchste theil solt’ an den himmel rhüren.Sehr viel die auff papier vns mahlen leut’ vndt landtEntwerffen gleichfalls auch den Sodomiter brandt:Wie das verterbte volck mitt flammen wardt vmbzogenVndt mensch vndt stein vermengt im pech’ vndt schwefel flogen⧸Darvon der hartz marast behalten den gestanck⧸ Drauff nie kein schiff nicht schwamm⧸ darauß kein fisch nicht tranck.Vndt gleichfalls auch das obst⧸ das schöne scheint zue stehen⧸Doch⧸ wirdt es angehaucht⧸ baldt muß zue asche gehen;Des großen brandes bildt⧸ durch den die arge welt⧸Wie auch der Grieche weiß⧸ soll werden noch gefellt.Viel auß der heidenschafft⧸ im schreiben von den jharen⧸

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Ziehn den Chaldeer an⧸ der durch sein viel erfahrenDes himmels lauff gewußt⧸ gegeben zue verstehnWarumb die sternen nicht im mittelpuncte gehn⧸Wann daß der Sonnen liecht des liechtes soll entrhaten⧸Die erde bergen soll den monden mitt dem schatten:Den Sohn auch den genennt der muter lachen hatt⧸Vndt wie er wardt geführt zue seiner opfferstat.Hernach den fromen mann dem Gottes huldt verliehenBey seinem leben noch zwölff söhne zue erziehen⧸Darunter Joseph war⧸ so von der brüder listVerkaufft⧸ hinweg geführt⧸ gefangen worden ist⧸Vndt doch zum Fürsten noch gesetzt durch himmelsegenJm lande das den Nil gebrauchet für den regen.So viel hatt nicht vermocht der Pelusiner neidt⧸Daß viel nicht solle sein verblieben von der zeitAls das Hebreer volck Egypten eingenommen⧸Vndt in ein eignes landt darauß ist wieder kommen.Des Moses weißheit bleibt auch selber nicht hindan;Es wirdt von jhm erzehlt was wunder er gethan. Was aber war es noth daß erst der Juden väter

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Noch mehr durch innländische wunderthaten vndt weißagungen.

Entlehnten den beweiß von dienern der abgötter⧸Da Vrims klarer glantz an jhres priesters brustDiß was zue fragen stundt doch machte gantz bewußt:Da selbst der Engel volck zue hülff’ herab sindt kommen⧸Vndt auff den augenblick viel tausendt weg genommen;Da mitt des betenskrafft ein heilig-frommer mannDie himmelschleusen hatt gesperrt vndt auffgethan⧸Die flamm’ herab gerufft⧸ vndt mehr vollbracht nechst diesenWordurch was Moses lehrt genungsam wirdt erwiesen;Da jhrer auch gelebt die von der wißenheitDes geistes angeregt viel ding gepropheceyt?

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Alß daß⧸ wer Jericho auff wieder würde führenSolt’ auch den jüngsten Sohn vndt ältesten verlieren:Wie vom Josias wirdt mitt namen weißgesagt.Daß Bethels kirchendienst durch jhn hinaußgejagtVndt sein altar soll sein zerstöret vndt verlohren⧸Dreyhundert dreißig jhar eh als er wirdt geboren.Eh jemals Cyrus war laß seine thaten schonVndt seinen namen auch des Amos gueter Sohn.Was für belägerung Jerusalem soll kriegenWeiß Jeremias geist zue sagen nach genügen.Da das Chaldeer reich in voller blüte stundt⧸O weiser Daniel⧸ spricht doch dein warer mundtDaß erst der Med’ vndt Perß den landtstrich solten erben⧸Darnach der Griechen heer⧸ vndt wann sie würden sterbenSo solte diese macht sich theilen vnter viel⧸Auß denen jeglicher das beste haben wil⧸Biß endtlich zwey darvon noch würden überbleiben⧸Die weder durch verbundt noch ehliches verweibenNicht solten sein verknüpfft⧸ noch je beysammen stehn:Hier der Alexandrin⧸ da der Antiochen;Vndt was der Juden volck von einem leiden solteDer jhr gesetze gantz auff stücken brechen wolte.

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Antwort auff den einwurff⧸ daß nunmehr keine wunderthatenferner geschehen.

Nach dem das auge nun des Herren dieser welt⧸Das allenthalben herrscht⧸ so klar sich dargestellt⧸Auch manches wunderding als bürge fürgegangen⧸Das wir von handt zue handt vnlaugbar stets empfangen⧸Vndt so viel schrifften auch gantz vnverruckt vndt rein⧸Vndt ohne falsch bewahrt⧸ zue zeugen können sein⧸So dencke niemandt nicht daß diß nicht mehr ergehet⧸Dieweil jetzt ordentlich auff kälte hitz’ entstehet⧸Die nacht den tag vertreibt⧸ vndt daß nun überlangDer angeborne lauff behelt den alten gang.

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Des schiffes wagener wann er jhm was bestimmetLeßt den gesetzten lauff ohn vrsach vngekrümmet;Ein könig was er schon für satzung hatt gemachtDie stößt er wol nicht vmb ohn mercklichen bedacht:Warumb dann solte Gott die ordnung so zum zeugenDer höchsten weißheit ist so baldt vndt leichtlich beugen?Nach dem er klar gemacht durch manches wunderwerckWie daß er alles kan⧸ vndt helt sein angemerckAuff seiner menschen thun⧸ als wil er diß vns lehrenWas weißlich er gethan muß weißlich auff auch hören;So daß jetzt sein verstandt wie vormals nicht gewehrt⧸Vndt seine starcke macht auch nie ist vmbgekehrt. So muß auch dieses vns das hertze nicht verführen

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Antwort auff den einwurff daß die sünden in so großem schwange sindt.

Daß wir der sünden schar in solchem schwange spüren:Dann angesehn daß Gott des menschen geist vndt rhatVndt sinnen recht vndt guet zue thun erschaffen hatt⧸Nicht so durch nötigkeit⧸ dann diß ist Gottes eigen⧸Als wann sie jhren gang zum gueten wolten neigen⧸Vndt Gott berechtigt ist auff vnsre trew vndt huldtZue geben gueten lohn⧸ vndt straffen auff die schuldt⧸So ziehmet es jhm nicht den schon-geschaffnen dingenDes übels daß sie thun vermeidung auff zue zwingen:Doch macht er gleichwol vns den haß der sünden kundtDurch jnnerlichen rhat vndt trewen menschen mundt⧸Durch gründtlichen bericht⧸ durch zuesag’ aller orte⧸Durch reden voller gunst⧸ durch harte drewungs worte.Man sieht auch daß jhm ja die boßheit nicht gefelltWeil er sie als durch zaum vndt ketten hinterhelt;So daß noch nie vermocht das vngestüme wütenDie göttlichen gesetz’ vndt warheit zue zerrütten⧸Noch durch die auffrhur auch zue brechen schwerdt vndt strang

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Wordurch der länder rhue behelt den sichern gang.Wann Gott den zügel dann auch etwas frey leßt gehen⧸So muß auß bösem doch was guetes noch entstehen.Es wiederfehrt zur zeit⧸ durch böser leute thatDie andern derer schuldt schon keine maße hattZue straffen nach gebühr; zueweilen die gebrechenDurch diesen theriack von kranckheit frey zue sprechen;Auch tugendt⧸ derer grundt gebawt auff festen muth⧸Zue prüfen durch das creutz’ als goldt durch heiße glut.Nach dem er dann sich hatt gebraucht der bösen sünden⧸So mußen sie den lohn mitt schanden auch empfinden:Wer Gottes willen hier mitt willen hatt verlacht⧸Wirdt wieder willen noch zue Gottes willen bracht.

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Ja mitt glück der bösen⧸ vndt vnglück der fromen: worauß hergegen erwiesen wirdt das leben nach diesem leben.

Ein knoten dennoch ist von vns noch auff zue binden⧸Daß offt der bösen schiff geht mitt begehrten windenDurch flut vndt tieffen strom⧸ der fromen aber sinckt⧸Vndt durch der wellen zwang gesaltznes waßer trinckt.Der mitt dem eide spielt⧸ ein wilder menschen freßerWächst groß⧸ vndt macht sein guet zue tag vndt nachte beßer.Wirdt einer gleich geköpfft⧸ gerädert⧸ angeschnürt⧸So wirdt der andre doch gekrönet vndt geziehrt.Die fromen gegentheils⧸ so kaum das leben haben⧸Jn deren hertzen doch ist gottesfurcht gegraben⧸Die leiden neidt vndt haß⧸ vertragen schwere noth⧸Ja sterben offtmals auch durch schmälich-harten todt.Doch schlag du darumb dir (wie mancher vrtheil fellet)Nicht Gottes fürsicht auß⧸ die klar ist dargestellet:Ja falle desto mehr dem sichern glauben bey⧸Daß Gott auff alles seh’ vndt voller rechtens sey;Vndt spürest du schon hier die gueten vnterdrücken⧸Vndt der gottlosen schar die sachen beßer glücken⧸

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So schleuß frey festiglich vndt außer allen streitEs muß’ ein vrtheil sein gespart nach dieser zeit. Hier zue so sollen vns auch jhre stimmen lehnen

Worzue dienet die meinung vieler weisen⧸ vnde viel vrsachen.

Die Welschen Druydes vndt Jndischen Bramenen;Vndt der so erst geticht’ in Grichenlandt gebracht⧸Vndt die durch weißheit sonst sich haben groß gemacht⧸Als welche sämptlichen für vngezweiffelt treibenDaß auff des leibes todt die seelen überbleiben:Vndt diß auch mitt vernunfft: dann alles was vergehtVergeht dieweil jhm was als strittig gegensteht:Auch weil der grundt entfellt; vnd weil die vrsach schwindet:Nun deßen keines ist’s das auch die seel’ entbindetVon jhres wesens art. dann wer es überwiegtDer sieht daß nichts nicht hier mitt seelens wesen kriegt;Nicht feucht vnd truckenheit⧸ nicht kält’ vnd auch nicht hitze:Ja sie begreifft diß gantz zuegleich in jhrem witze.Jst dann auch je ein grundt so muß der leib es sein;Daß aber diß nicht sey erscheint weil keine peinVndt laßheit am verstand’ vnd sinne nie zue mercken⧸Da was den leib angeht baldt laß wirdt von den wercken⧸Gleich wie ein großer glantz den augen schaden thut:Hergegen siehet man wie des gemütes muthZue der vollkommenheit am meisten auff kan wachenWann es bey sich erwiegt die allgemeinen sachen⧸Vndt zahl⧸ gewicht vndt maß von jhrem zeuge trennt⧸Ja zur vnendtligkeit mitt den gedancken rennt.Jn dem was durch den leib wirckt wirdt die krafft nicht fundenDieweil es ist gezähmt mitt orten vndt mitt stunden.Wann vnser alter schon sich über mittag neigt⧸So kömpts daß augen⧸ ohr⧸ geruch vndt schmecken schweigt:Da offtmals der verstandt sich erst recht pflegt zue weisen

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Wann leibeskrafft hinweg⧸ vndt wann die haare greisen:Das wesen folgt der that: weil dann die seele hierAuch ohn den leichnam wirckt⧸ so thut er nichts bey jhr.Ob vnsere seele dann gezwungen auff auch höretWann daß die vrsach schon die einfleußt wirdt zerstöret⧸Gleich wie der tag entweicht wann seiner Sonnen liecht?Vorauß⧸ der leichnam ist daran die vrsach nichtWie erst wardt klar gemacht: noch eltern an den kindern⧸Dieweil jhr todt nicht kan des kindes leben hindern.Jst dann die vrsach nicht nur die so alles schafft⧸Die nie gebrechen soll⧸ vndt voll ist steter krafft?Vom willen Gottes nun⧸ daß er ein ewigs lebenVns gönnet hatt er viel von zeichen vns gegeben.Dann erstlich ist der mensch geschaffen franck vndt freySo daß er seines thuns ein herr vndt herrscher sey:Er fühlt im Hertzen auch ein sehnliches verlangenWie er vnsterbligkeit des wesens mög’ empfangen.Das ehrliche gemüt’ als es an tugendt dencktSo wirdt jhm süße lust mitt stiller rhue geschenckt⧸Dadurch es ist gewohnt das leiden dieser zeitenDas hier zue tragen steht getrost zue überschreitten:Hergegen wiederumb wann übels ist gethanWacht das gewißen auff⧸ vndt klopfft vnendtlich an;Es kan sich amptmann⧸ vogt⧸ schöpp’ vndt gefangner rhümen⧸Die seele wirdt gequelt mitt niemals stillen striemen.Wer auff der welt recht kan mitt stoltzen füßen stehnKan offt dem hencker doch des hertzens nicht entgehn:Kein tag wirdt abendt-ein nicht eilen ohne schrecken⧸Die nacht den müden sinn mitt schweren träwmen wecken.

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Wie jener sehen ließ der an den Römer rhat⧸O vnglück! schrifftlich gab die eigne mißethat.Die jnnerliche quall die hatt er außgesagetAls hette man jhn selbst durch marter abgefraget.Doch sonderlich erweckt die wirckung große nothWann jetzundt nichts mehr ist zue warten als der todt:Da geht die richtbanck an⧸ da öffnet man die bücher⧸Da heißt ein fauler stanck vns nemen nasetücher:Da liegt die arme seel’ in pein⧸ vndt überschlegtGantz trawrig daß sie schon jhr vrteil mitt sich tregt. So wündtscht der mensch nun recht⧸ dem Gott schenckt solche gaben⧸

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Daß solches zue erlangen der rechte Gottesdienst muß gesucht werden. Welches ist der Christliche.

Noch einen beßern standt nach dieser zeit zue haben.Diß ist des menschen ziehl⧸ wie Plato auch gesehn⧸Zue werden Gotte gleich⧸ als viel zwar kan geschehn.Daßelbe hatt gelehrt der welcher seinen scharenVndt schülern nicht erlaubt zue reden in fünff jharen.Wo aber dieses glück’ vndt höchste guet besteht⧸Vndt was der fußpfadt sey darauff man hinwerts geht⧸Darnach kan zwar ein mensch wol tasten als die blinden⧸Jedoch was sichers nicht auß seinem kopffe finden.Das lohn rhürt her von Gott; der weg auch vndt das liechtSteht einig nur bey Gott⧸ bey vnsrem willen nicht.Nach dem Gott offtmals nun durch seine trewe knechteSein wollen kundt gethan dem menschlichem geschlechte⧸Gleich wie man morgendts steht⧸ eh als die Sonn’ anbricht⧸Wie her von Osten blickt ein bleich-gepurpert liecht:So hatt er endtlich noch den lieben Sohn gesendetDer Gottes rhat bey vns entdecket vndt vollendet⧸Wie auch die Sonne gläntzt die auff den mittag steht⧸

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Wordurch der wolcken dunst vndt schwartze mist vergeht.Darumb der beste rhat⧸ wordurch man kan erreichenDie warheit⧸ vndt worfür der lose wahn soll weichen⧸Jst daß durch gueten grundt man zeige klar vndt freyDaß Gottes warer dienst der Christen lehre sey.

Ende des Ersten Buches.

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DAS ANDERE BVCH.

O Der du über vns mitt deinem Vater sitzest⧸Vndt voll an gnad’ vnnt gunst vns deine diener schützest⧸

Gebet an Christum.

Der du vns durch dein blut hier hast befreyt von schuldt⧸Hernach die ewigkeit des lebens geben solt⧸Vollkomner Gottes Sohn⧸ du könig aller erden⧸Des glaubens schutz vndt schirm⧸ laß mir zue theile werdenDen tröster deinen geist⧸ daß ich verstehen kanDen jrrthumbs-freyen weg⧸ vndt andre weisen an:Nicht daß ich neme für von allen hohen dingenDie wir zu deiner ehr’ erkennen hier zue singen;Nein⧸ sondern nur durch diß das schon am tage liegtZue zeigen daß dein volck von dir die warheit kriegt⧸Vndt daß die bücher auch sindt offentlich zue lesenDrauß Gottes kändtniß scheint vndt vnsers glaubens wesen. Daß Jesus sey gesehn⧸ das Nazarener kindt⧸

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Beweiß der warheit des Christlichen Gottesdiensts⧸ weil klar ist daß Jesus auf der welt gewesen.

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Wohin sechshundert jhar’ jetzt über tausendt sindt⧸Macht kundt das große heer das seinen namen kennet⧸Macht kundt der Juden volck das zornig auff jhn brennet⧸Viel Heiden wißen es⧸ als der vom ersten abJn kürtzlichem begrieff vns die zwölff Keyser gab⧸Auch der der lenge nach jharbücher außgegebenVon allem was geschehn ist nach Augustus leben⧸Vndt der so⧸ als Trajan das Keyserschwerdt geführt⧸Das landt Bithynien als Pfleger hatt regiert:So daß diß weiter geht dann was von jemandt anders⧸Es sey gleich Cesars lob⧸ vndt etwan Alexanders.

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Daß er eines schmälichen todes gestorben.

Nun ferner⧸ der beweiß ist allen zweyffels frey

Wie schmälich durch gericht’ er auch getödtet sey.

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Diß stehen alle zue die sich zue jhm bekennen⧸Jhn jhren herren⧸ hülff’ vndt seligmacher nennen:Wiewol es jhnen schlecht bey andern rhümlich istDaß sie den der gecreutzt zum Herren außerkiest.Die Juden so darumb den haß vndt laster tragenDurch alles Christenreich⧸ wann jemandt sie wil fragenDie zeugen selber auch⧸ sie leugnen nicht die thatDaß jhres volckes schuldt diß selbst vervrsacht hatt.Erwehnter schreiber wort kan diß auch offenbahren:Die Christen⧸ da als noch die Keyser heyden waren⧸Berufften sich⧸ erweiß zue bringen⧸ auff das buchJn dem zue sehen war Pilatus vrtheilspruch.Der Keyser Julian⧸ vndt was noch sonst verhandenFür Nazarener-feindt⧸ die haben diß gestanden:So daß man diesen todt sieht offenbahr zue seinZue gleich bey freundt vndt feindt⧸ besonders vndt gemein. Dieweil die that nun lehrt daß an so ferren enden

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Vndt dennoch nach seinem tode von vielen weisen leuten geehrt worden.

Wo sich der kalte beer vndt Sudtstern hin verwenden⧸Der name Jesus wirdt gemeldet weit vndt breit⧸Nicht jetzt nur⧸ sondern auch durch vieler jhare zeitVon vnten oben auff⧸ biß zue des Nerons tagenDer viel volck schon zue Rom das lust vndt wolbehagenZue diesem namen trug erbärmlich hatt verbrandt;Daß vnter allen auch viel waren von verstand’⧸Erfahren⧸ hochgelehrt⧸ nechst bey der zeit gebohren⧸Vndt anders angewehnt⧸ die jhnen doch erkohrenDen glauben frembder art⧸ verließen ehr’ vndt guet⧸Vergoßen offtermals darüber auch jhr blut:Gleich wie Justinus war⧸ der reich an kunst vndt sprüchenMitt weißheit übertrifft die aller scharffsten Griechen:

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Wie Athenagoras⧸ vndt wie Tertullian⧸

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Vndt zwey Clementen auch⧸ vndt Jrene gethan.Worbey Origenes nicht bleiben muß verschwiegenDer Platons gantze schul’ an klugheit überstiegen:Daß diese nun vndt mehr auff die mein buch hier siehtFür den gehenckten mann darnieder sindt gekniet⧸Wie kan diß sein geschehn als durch ein gründlichs merckenAuff kräfftigen beweiß in waren gottes-wercken? Fragst du beym volcke nach das noch lebt dieser zeit

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Die sich sämptlich auff seine wunderthaten⧸ so zum theil auch den feinden bekandt sindt⧸ beruffen.

Warumb es also glaubt⧸ so kriegst du den bescheidtNicht minder in gemein: wilt du die todten fragen⧸So wirdt dir jhre schrifft nicht ander’ vrsach sagen:Als daß durch Jesus krafft das waßer wirdt ein tranckViel beßer als jhn tregt der Engaddeer-ranck:Daß bloß sein wincken nur die vngezähmten wellenVndt strenge windesbraut vermocht hatt baldt zue fellen:Daß⧸ jhm ein weg zue sein⧸ das vngestüme feldtDer Galileer see den rücken dargestellt:Daß er den hunger hatt viel tausenden vertriebenMitt sieben brodten nur⧸ darvon doch übrig bliebenNoch gantze körbe voll: daß er hinweg gebrachtSo vielen augen hatt der blindtheit trübe nacht:Vndt ein verstopfftes ohr⧸ das nie kein wort gehöret⧸Recht hören wie es soll nur durch ein wort gelehret:Daß er der zungen bandt gelöset⧸ vndt gesundtMitt reden hatt gemacht den vormals-stummen mundt:Daß er die füße dann⧸ die nimmermehr nicht giengen⧸Bereglich heißen sein⧸ vndt frewdig laßen springen:Daß sicheit allerhandt für jhm lieff in die flucht:Der runde weiße fleck⧸ das feber⧸ waßersucht⧸Das vngezähmte blut⧸ die aderlosen gliederGantz ohne kraut vndt tranck zue rechte kamen wieder:

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Daß menschen⧸ welche nicht jhr eigner geist geregt⧸Der böse trawergast wardt wieder außgesegt:Daß andre⧸ denen schon das leben war benommen⧸Sindt an das tagelicht durch seine stimme kommen:Darunter einer war der biß den vierdten tagJm sarch vndt finsterniß der grufft beschloßen lag⧸Der vielen an zue sehn außdrücklich dargegebenSein fest gebundnes haupt⧸ vndt sein erstrecktes lebenVon newem an geführt⧸ vndt (o der großen that!)Durch den gestorbnen mundt die speiße geßen hatt.Das Jesus sich gezeigt mitt hohen wunderwerckenMuß wieder willen auch durch eignes zeugniß sterckenDas volck so wieder vns geerbte feindtschafft treibt⧸Vndt noch an blindtheit voll bey seinem Thalmud bleibt.Kömpst du zum heidenthumb⧸ war wirdt es Celsus machenDer erstlich hatt bekriegt der Galileer sachen⧸Vndt auch Porphyrius: sie haben nie begehrtZue leugnen was die zeit vndt warheit selbst erklärt.

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Daß die wunderthaten nicht durch menschliche weißheit oder teuffels künste⧸ sondern durch göttliche krafft sindt zue wege gebracht worden.

Durch angeborne krafft in dem geschaffnen wesenJst solches nicht geschehn. Dann sehr viel sindt genesenDurch rhürung nur der handt; ein wort hatt diß gethan⧸Darinnen solche macht mitt nichten wohnen kan.Solt’ es auch anders sein⧸ es hetten nicht geschwiegenDie jenen so gemeint sehr viel hieran zue liegen.Verblendung kan man auch im minsten hier nicht sehn⧸Dieweil es mehrentheils ist offentlich geschehn⧸Jn heller gegenwart so vieler hier auff erden⧸Die warlich nicht gekundt so sehr betrogen werden.Hierbey kömpt⧸ daß sich diß nicht baldt verlohren hatt;Nein; dann das werck verblieb auch lange nach der that.Wer nun der sache nicht das vrtheil ab wil brechen⧸

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Der muß⧸ als wie dann auch die Juden selber sprechen⧸Bekennen daß die krafft durch einen starcken geist⧸Er sey bös’ oder guet⧸ sich habe so erweist.Schaw’ auff die lehre nun⧸ die welche wir befindenDen gantzen weltkreiß auß bey allen Christ-gesinden:Die so man offtmals zwar durch tinten auff ein blat⧸Jedoch nicht selten auch durch blut verzeichnet hatt:Dieselbte lehre heißt die teuffel vns nicht ehren⧸Sie leßet hertz vndt sinn vnreinigkeit nicht hören.Die wort’ auch mögen sein: die that auch selber zeigt⧸Daß da wo diese lehr’ in jhre blüte steigtDer teuffel dienst verfällt⧸ die schwartzen künste schlaffen⧸Vndt angebetet wirdt der alles hatt geschaffen.Nun ist gewiß kein geist so schlecht vndt alber nichtDer zeichen wolle thun dardurch jhm leidt geschicht.So sindt die menschen auch die erstlich diß gelehretGewesen trew vndt from⧸ die nichts so sehr geehretAls Gottes ehr’ vndt rhum⧸ wie solches noch der zeitJhr gueter name sagt⧸ vndt jhr ertragnes leidt.Daß nun der Herren Herr⧸ der ohne deßen willenGar kein geschöpffe nicht was thun kan vndt erfüllen⧸Gestanden haben soll daß durch den bösen geistSo mancher fromer sinn sey worden jrr geweist⧸Wirdt nimmermehr für war vndt warheit ähnlich schätzenWer sein gemüte wil auff Gottes guetheit setzen.Die reinen geister nun thun nichts als durch gebot;Dann darumb sindt sie guet weil daß sie folgen Gott:So daß diß alles kam worvon wir Christen sagenDaß Jesus es gethan⧸ auß Gottes wolbehagen:Daß todte menschen auch zum leben sindt gebrachtWar eigentlich das werck der allerhöchsten macht.

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Die weißheit Gottes nun heischt daß er auß den sittenVndt satzung seiner welt ohn vrsach nicht geschritten.Die vrsach aber wirdt nicht beßer angeregtAls die durch Jesus selbst ist deutlich außgelegt:Dann wer soll beßer vns das warumb laßen sehen⧸Als der durch deßen handt die wunder sindt geschehen?Vndt anders⧸ solte wol ein sinn von fromer art⧸Wie die so diß gesehn⧸ für lügen sein bewahrt?Er selbst nun hatt gesagt von allen diesen wercken⧸Sie weren seine lehr’ allein dardurch zue stercken.So bleibt nun diese lehr’ auch war vndt vnverrucktWeil Gottes siegel jhr so klar ist auffgedruckt.

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Daß Jesus auffer­standen⧸vndt daß die jenigen welche solches erstlich gezeugt haben⧸glaubwürdig sindt.

Daß Jesus als er todt gelegen in dem grabeDen dritten tag das liecht gesehen wieder habe⧸Wirdt durch die gantze welt geglaubet hart vndt festVon aller schar die glaubt vndt die sich tauffen leßt:Diß ist der beste grundt auff aller Christen seitenSo wol biß heute noch als auch in alten zeiten:Wie auß den büchern scheint; vndt vnsern nicht allein:Auch denen welcher spruch pflegt wieder vns zue sein:Worauß man kan verstehn die so die ersten warenDurch derer mundt man diß hatt überall erfahren⧸Daß diese sache so durch sie gelehret sey⧸Vndt jederm eingepflantzt⧸ bewahret starck vndt frey.Nun köndte diß nicht sein⧸ sie haben dann entdecketDaß Jesus durch sie selbst⧸ nach dem er aufferwecketAuff erden sey gesehn. Dann kein verständigs hauptDas würde haben sonst dergleichen ding geglaubt⧸Vorauß zue solcher zeit da daß man hierbey bleibe⧸Gekauffet werden muß mitt gütern vndt dem leibe.Daß sie auch rundt vndt klar diß haben außgesagt

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Kan leicht ein jeder sehn der jhre bücher fragt:Sie ziehen gleichfalls an⧸ damit man ja mehr trawet⧸Fünffhundert leute noch so alle diß geschawet:Niemandt der lügen wil hatt so viel zeugniß bracht:Fünffhundert haben auch nie eine lüg’ erdacht.Fünffhundert mögen sein⧸ die zwölffe so wir wißen⧸Was hetten sie gehabt vom lügen zue genießen?War etwan ehr’ jhr zweck? der erden reich vndt standtBehielt abgötterey in jhrer eignen handt.Jhr eignes fleisch vndt blut daß mußten sie auch haßen.War aber guet jhr ziehl? sie mußten alles laßen.Trieb sie die wollust an? sie lieffen überallGetrieben über see⧸ vndt über berg vndt thal⧸Durch hunger hitze frost: dann mußten sie vertragenDaß man sie eingesteckt⧸ dann daß man sie geschlagen.Hatt dann der Gottesdienst jhr vrsach können sein?Vndt warumb giengen sie dann eben diesen ein⧸Vndt keinen andern nicht? wie kondten sie nicht schweigen?So hatt sie mußen dann jhr sinn zur lehre neigen.Was rhürte diesen sinn? was zwang sie wol für noth⧸Was vrsach⧸ wann jhr Herr geblieben allzeit todt?Mehr warumb solten sie der warheit willen lügen⧸Vndt so meineidiglich das menschenvolck betriegen?Nun weiß man daß es nicht der lehre wegen kam⧸Dann diese ware lehr’ ist allen lügen gram.So muß man sämptlich auch von jhnen diß zuegebenDaß sie gewesen stets von guetem fromen leben.Wie ist es möglich dann daß volck ohn allen schein⧸Mitt falscheit vndt betrug soll vmbgegangen sein?So hatt auch keiner nicht auß jhnen können meiden

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Von deßentwegen viel verdruß vndt schmach zue leiden:Ja auch der meiste theil hatt frey vndt vnverzagtBefestigt durch sein blut was vor der mundt gesagt.Der eine wardt durchbohrt an händen vndt an füßen⧸Der von der glut verzehrt⧸ der durch ein thier zerrießen.Nun leßet jemandt wol⧸ wiewol es schwer geht ein⧸Sich tödten vmb ein ding das er meint war zue sein;Doch keiner denckt für diß⧸ bey dem vernunfft zue spüren⧸Was er mitt willen leugt⧸ das leben zue verlieren.Daß sie der sinnen nicht beraubt gewesen sindtZeigt lehr’ vndt bücher an die man von jhnen findt.Schaw an⧸ der Moses recht vndt satzung wol zue wißenErst dem Gamaliel geseßen zue den füßen⧸Den weißheit vndt verstandt der sinnen in den rhatDes hohen Sanhedrim empor gesetzet hatt:Der ließ den hauffen sein⧸ vndt auch der Juden scharen⧸Die darumb seinen todt zue suchen embsig waren;Er nam das schwere joch mitt keckem hertzen an⧸Daß doch jhm nichts als zwang vndt vnehr’ angethan:Stundt großen mangel auß⧸ fiel in die waßerfluten⧸Nam müh vndt arbeit an⧸ erlitte bandt vndt ruten:Vndt als er nun das wort geführet ohne rhueVon Damascenern an biß den Sclavonen zue⧸So hatt er endtlich doch den halß noch mußen beugenFür Nerons grimmes schwerdt⧸ dieweil er gab den zeugenDaß der von Nazareth nach seines kreutzes zeit

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Antwort auff den einwurff⧸ daß die auffer­stehung scheint vnmöglich zue sein.

Sey himmelauff gefahrn in’s hauß der ewigkeit. Wer wil nun aller scham dermaßen sein vergeßenSo vielen zeugnißen nicht glauben bey zue meßen?Es sey dann daß man sagt⧸ was nicht geschehen kanDarzue hilfft kein beweiß⧸ vndt weren tausendt mann.

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Hier aber ist es noth den vnterscheidt zue machen:Zue wißen zwischen gantz vnmögelichen sachen⧸Wie diß das ja vndt nein beysammen sollen stehn;Vndt diß was über witz der menschen pflegt zue gehn.Daß einer lebendt sey vndt todt zue einen zeitenDaß diß vnmöglich ist da wil ich vmb nicht streiten:Daß aber leben nicht soll können welcher starbDurch Gott⧸ von dem der mensch das leben erst erwarb⧸Vndt daß das eine hier das ander’ vmb soll stoßenKan warlich mitt vernunfft von niemandt sein geschloßen.Vndt wer’ es vngereimt Aristons weiser sohn⧸Da er vom Er erwehnt⧸ der schriebe nicht darvon:Es hette Heraclid kein zeugniß je getragenDas eine Fraw auch sey erweckt nach sieben tagen:Es schriebe Herodot diß nicht vom Aristé⧸Noch einem andern auch der mann von Cherone. Jsts nicht vnmöglich dann⧸ vndt zeiget es darneben

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Daß hierauß die warheit der lehre Jesu erscheindt.

Der obene beweiß⧸ so muß man glauben geben.Weil Jesus nun gebracht ein nie gehört gebot⧸Erklärendt daß er sey darzue bestimmt von Gott⧸So kondte niergendts hin diß göttlich’ aufferweckenSich als nur auff beweiß der lehre Jesus strecken.Hierbey kömpt daß die schar von der wir jetzt gemeldt⧸Die wegen dieser lehr’ jhr leben dargestellt⧸Gesaget daß jhr Herr⧸ eh er von jhr gekehret⧸Zuevor sein aufferstehn vndt das warumb erkläret.Ja Gottes weißheit auch die willigt diß nicht einDaß der dermaßen soll’ erhaben worden seinDer als von Gott gesandt sich deßen angenommen⧸Jm fall er nicht von Gott vnfehlbar were kommen. Es werd’ vns allerley geschlechte fürgestellt

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Daß die ChristlicheLehre alle andere lehren vbertrifft.

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Was gottesdienst mag sein gewesen auff der weltEs mögen auch darzue bequeme richter kommen⧸Die nicht durch falschen wahn vndt gunst sindt eingenommen⧸Jch weiß sie fallen mir guetwillig alle beyDaß keine nicht so guet⧸ noch Gott auch näher sey⧸Als die von Christus kömpt⧸ es sey daß ich erzehleDen fürgestellten lohn⧸ vndt heiligen befehleDarinnen⧸ oder auch die mittel welcher krafftJhr diese lehre hatt so großen preiß geschafft:So daß man gäntzlich muß vom gottesdienste wancken(Das doch nicht kommen kan in ehrbare gedancken⧸Die wißendt sindt wie Gott regiert diß alles hier⧸Vndt dencken daß der mensch sey ein verstendigs thierDas zwischen bös’ vndt guet jhm selber ein kan rhaten⧸Dardurch es straff vndt lohn bekömpt nach seinen thaten)Diß muß nun⧸ oder diß ja bleiben war vndt frey⧸Das Christus gottesdienst der weg des lebens sey.

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Erstlich in der klaren vorstellung vndt fürtreffligkeit des lohnes.

Der leiter⧸ der den sinn der Juden zue erlangen⧸Zwey tafeln selber hatt von Gottes handt empfangen⧸Hatt zuegesagt ein landt das fruchtbar⧸ reich vndt feinMitt milch vndt honige solt’ übergoßen sein⧸Die speisekammer voll⧸ viel kindeskindt zue geben⧸Sieg wieder jhren feindt⧸ gesundes grawes leben:Kein hoffen hatt er fast den Juden mehr gemachtAls tunckel⧸ oder daß es kaum wirdt außgedacht:Wordurch ein großes theil auß Jsrael geborenDen lohn der künfftig ist gantz hielten für verloren.Das Griechenlandt das witz vndt weißheit hergeführtVon Memphis gräntzen ab⧸ so etwas zwar gespürtVom leben nach der zeit⧸ war vnstet mitt dem munde⧸Vndt stundt es gleich diß zue⧸ so hatte doch im grunde

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Sein baw sehr schwachen grundt: dann was sie gaben fürDas ließ dem menschen kaum ein vortheil für ein thier:Drumb ist es frembde nicht daß mancher fürgegebenDes menschen seele köndt’ in einem thiere leben⧸Vndt würde baldt ein löw⧸ vndt baldt ein schnelles pferdt⧸Dann wiederumb in das⧸ vndt dann in diß verkehrt:Viel sagten⧸ denen diß zue sein was frembde schiene⧸Daß tugendt selber jhr zue jhrem lohne diene⧸Vndt daß ein fromer mann durch jhren rechten scheinJm ochsen Phalaris auch selig könne sein.Hergegen andere so dieses können merckenDas etwas so besteht in vngemachen wercken⧸Jn angst vndt todes noth⧸ in diesem was verletzt⧸Ein glücke für sich selbst nicht köndte sein geschätzt⧸Gevrtheilt haben daß von menschen hier auff erdenNicht mehr als sinnen lust gewündtschet solle werden⧸Zue wißen eßen⧸ tranck vndt was ich schweigen wil:Das andre doch verneint durch klares wiederspielDie wol gesehn daß diß nur sey ein säwisch lebenFür welchem sitsamkeit vndt scham die flucht muß geben.So rungen jämmerlich die menschen mitt der nachtAls Christus jhnen hatt das ware liecht gebracht⧸Den Folgern seiner lehr verheischende zue gebenEin ewig⧸ vngequelt⧸ vollkommen⧸ selig leben⧸Vndt diß der helffte nur des menschen nicht allein⧸Der seele⧸ sondern auch dem gantzen in gemein:Daß gleichfals auch der leib⧸ der seine lust erherben⧸Auff göttlichen befehl⧸ vndt leiden muß vndt sterben⧸Der tugendt seligkeit vndt lohnes vnentsetztMag werden wie die seel’ in höchster lust ergetzt.Die lust nun heißet nicht an einen tisch geseßen

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Von dem Leviathan vndt Behemoth zue eßen⧸Gleich wie die seinen lehrt der fleischliche Rabin:Noch⧸ nach der vnvernunfft des tollen Alfakyn⧸Der weiche bette-krieg. Wo feuchtigkeit der gliederDurch hitze nicht entgeht⧸ wo niemandt todt fellt nieder⧸Da darff ein jeglicher für sich der speise nicht⧸Noch die geschlechter auch der ehelichen pflicht.Der leib wirdt nicht mitt durst vndt hunger sein vmbfangen⧸Nicht mitt der kothes-last der erden sein behangenSoll führen solches liecht⧸ als auß dem himmel ragtDer schöne morgenbot’⧸ vndt ähre stern der magdt.Kein tunckler mißverstandt⧸ kein fleischliches gelüstenSoll in dem klaren witz’ vndt reinen willen nisten:Es soll den hellen sinn erfüllen gantz vndt garDas allerbeste guet⧸ vndt allerwarste war;Begin der nicht began⧸ vndt ende sonder gräntzen⧸Vndt vngemeßner schein soll das gesicht’ ergläntzen.Die vns auff dieser welt verdeckte heimligkeitWordurch des menschen heil erkohren für der zeitVndt ehe diese welt noch stundt auff jhren gründen⧸Soll mitt verwunderung die edle seele finden:Vndt was man thut allhier mitt gottesfurcht alleinSoll in das hertze schon tieff eingeschrieben sein.Da soll der Engel volck mitt allen himmelsheeren⧸Vndt die das glück gehabt den Herren zue gebehren⧸Vndt die so frü gesagt was langsam ist geschehn⧸Vndt die so durch jhr blut die warheit laßen sehn⧸Vndt nebenst jhnen dann die schönen zwölff gesteineAuff die das Christenthumb gebawt mitt solchem scheine⧸Jnbrünstig lieblich den der sein wirdt⧸ ist vndt war⧸Das vnbefleckte Lamb⧸ erheben jmmerdar.Kan jemandt etwas nun mitt sinnen auch erreichenDas diesem jrrgendt kan an hohem lohne gleichen? Jch sehe wol was hier für einwurff bringt herbey

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Antwort auff den einwurff daß ein cörper der sein thun verlohren nicht könne wiederumb in seinen standt gebracht werden.

Ein sinn der wenig glaubt⧸ als ob vnmöglich seyDaß nach so langer zeit ein cörper auff soll stehen:Jch aber sage diß daß niemandt kan entgehenDaß diese that doch nicht vnmöglich könne sein⧸Wiewol das große werck dem menschen nicht wil ein.Erfahrung lehrt vns selbst daß hier bey vns auff erdenKein cörper sey der gantz verzehret könne werden:Das thun darvon die sach’ jhr’ vnterscheidung kriegtVerwandelt aber offt: dann was darunter liegtVndt wirdt der zeug genennt⧸ wirdt baldt zue dem erlesenVndt baldt zue jenem schein’⧸ vndt bleibt doch stets im wesen.Gesetzt nun daß der leib vergehn muß durch die glutAls wie man sieht daß holtz⧸ rauch⧸ asch vndt waßer thut⧸Wirdt in der see verzehrt⧸ bleibt todt in finstern graben⧸Muß speisen mitt sich selbst den walfisch⧸ löwen⧸ raben;Ob schon gewalt vndt zeit das außerste vertreibt⧸So ists doch daß der zeug auch nach den gliedern bleibt.Soll der wo jeglichs theil sey blieben⧸ dann nicht wißenDer alle sachen weiß⧸ vndt sieht⧸ vndt nichts kan mißen?Soll er auch der geschafft see⧸ lufft vndt erde hier⧸Den menschen den er doch gemacht⧸ das edle thier⧸Dem er diß alles hatt gegeben zue bewahren⧸Nicht wiederbringen auch nach langer zeit vndt jharen⧸Da durch quecksilbers krafft des Alchimisten handtZeug der verwesen ist bringt in den alten standt?Schawt wie die saate doch von der wir kaum mehr wißenZum nutzen jhrer art mitt wucher auff muß sprießen.Ein ey⧸ sieht niemandt was an jhm vom hune schon⧸

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Kömpt doch vom hune her⧸ vndt auch das hun darvon.Der alles schuff auß nichts soll er nicht auch die theileErgäntzen⧸ sindt sie gleich verstrewt vor langer weile?Nun dencket jemandt noch⧸ man sieht den KanibalDer andern menschen fleisch gebrauchen für sein mahl:Die menschen werden auch gefreßen von den fischen⧸Die man dann wiederumb verzehrt auff menschen tischen;Worauß man ferner fragt⧸ wie kan mir dieses einDaß deine dieses stück’⧸ vndt das soll meine sein?Hier dient der vnterricht daß dieses was getragenWirdt durch des menschen mundt biß hin in seinen magenSehr wenig sey von dem was sonst gedeit vndt nährt⧸Vndt wirdt auß vns durch den vndt jenen gang geleert.Das schwereste voran wirdt vnten außgelaßen⧸Das feineste durch dampff vndt schweißes enge gaßen:Es bleibt auch viel das nichts den gliedern anders thutAls daß es schleimung macht vndt gall’ vndt schwartzes blut.Durch haar vndt nägel wirdt ein theil auch weggenommen;Vndt von dem süßen taw durch den die krafft zue kommenJn alle glieder pflegt nimpt weg die lufft auch sehr⧸Die jnnerliche wärm’⧸ vndt kranckheit noch viel mehr.Nach dem nun kenntlich ist daß zue des menschen lebenDes menschen schnödes fleisch von Gott nicht sey gegeben⧸So ist es wunder nicht daß es wirdt außgesiebtWie gifft vndt etwan kraut das man den krancken giebt.Vndt wer’es gleich auch nicht⧸ so kan Gott dennoch gebenDaß der so es geneußt doch wiedergiebt beyneben⧸Wie dieß dann kan von jhm so leichte sein gethanAls daß ein thiergeschlecht’ auch allzeit bleiben kan:Vndt wann Gott diese sorg’ auff sich gleich nicht genommen⧸Vndt solte was von dem zum andern were kommen

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Zuerück genommen sein⧸ so wirdt es gantz vndt garKein andrer leib nicht sein als der er vormals war:Als wie wir einen leib für eben diesen haltenDer erstlich jugendt hatt vndt nachmals muß veralten⧸Wiewol das fleisch durch brandt zue nichte wirdt gemacht⧸Vndt andres durch die speis’ an seinen ort gebracht:Wir sehen wann man schon zerschneidet daß gewebeDes wurmes⧸ daß der wurm macht daß es wieder lebe:Wir sehen was für krafft ein kraut hatt vndt der wein⧸Die in was kleinem bleibt⧸ vndt kriegt den alten schein.Daß ich nicht sagen wil was frembdes zue erfahren⧸Vndt was Gott nicht geliebt hatt vns zue offenbaren:Es ist mir gar genung wann wir so viel nur sehnDaß die erstehung kan durch Gottes krafft geschehn:So wardt in Syrien geglaubt an allen ortenDaß ein’ erstehung sey⧸ auß Zoroasters worten:Dem Theopompus auch sich gleichfalls fügte beyJn der Stagirer schul’⧸ vndt Zenons galerey:Zwar jhre lehre steht gebawt auff losen gründen⧸Doch sagt sie daß hier nichts vnmöglichs sey zue finden. Nun wir das lohn gesehn laßt sehn auch das gebot

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Zum andern in der fürtreffligkeit der gebote⧸ belangendt die ehre so man Gott erweisen soll.

Darvon das höchste theil ist vnsre pflicht bey Gott.Elendes Heydenthumb⧸ was wardt in deinem landeDen Göttern fürgelegt als grimmigkeit vndt schande?Das vieh zue würgen war nur täglicher gebrauch;Sie wolten sein bedient durch blut der menschen auch.Wer solte glauben doch⧸ wann man es nicht erfahren⧸Daß solche satzungen in so viel landen waren?Carthago den gebrauch empfangen hatt von Tyr:Egypten folgte nach dem Perß vndt Arabyr.Daßelbe wirdt gethan von Cypern⧸ von Albanern⧸

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Vndt von dem Scyther-volck’⧸ vndt von den Jndianern.Diß thet der Candiot; diß thet der alte Wal⧸Kanarien⧸ vndt auch die Deutschen allzuemal.Der aberglaube hatt auch samen außgehecketJn landen die vns hatt Castilien entdecket:Ja in Europa wardt nicht abgestellt die pflichtDurch keine Griechen-kunst noch Römer-satzung nicht.Bey Jsis heiligthumb⧸ worauß mitt andern namenZue Theb’ vndt zue Athen die nachtgebete kamen⧸Vndt dem was Orpheus hatt in Thracien erdachtWar faulheit die nicht wil sein an das liecht’ gebracht.Kam je ein feyertag da war sonst nichts verhandenAls schnödes kammerspiel vndt worte voller schanden;Was Cato sich geschämt zue sehn⧸ der weise mann⧸Hatt Rom doch vnverschämt den göttern angethan.Die satzung Sinay war wol gantz ohne flecken⧸Doch daß der Juden sinn sich auch nicht solte steckenJn solchen aberwitz⧸ wardt er mitt dem belegtWas an sich selbst zue sein nicht guet noch böse pflegt:Als wie das schlachten war der thiere⧸ das beschneiden⧸Die stete sambstags-rhue⧸ vndt viel von speisen meiden:Worauß der Saracén hernach nicht wenig nam⧸Von dem das weinverbot darzue noch ferner kam.Seht nun auch Christus an⧸ der vns hatt wollen lehrenGott als den reinen geist mitt reinem geist’ auch ehren⧸Mitt wercken vndt der that die jeder weiß zue seinRecht von sich selber guet⧸ nicht durch gebot allein.Er heißt vns die begier vndt nicht den leib beschneiden:Heißt vns des bösen werck⧸ nicht alle wercke meiden:Das rote lämmerblut ist nimmer sein begehr⧸Er wil nicht rindern fleisch⧸ noch feister böcke schmer:

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Er heißt vns wann es noth die warheit offenbaren⧸Er wil daß wir hierumb noch guet noch leben sparen:Daß wir den menschen auch gantz miltiglich vndt freyDurch vnsern überfluß in armut stehen bey:Er leßt vns zue den leib durch allen tranck zue laben⧸Zue nemen alle speis’⧸ als Gottes reiche gaben:Doch daß man nüchterlich vndt also leben mußWie die gesundtheit heischt⧸ ohn allen überfluß⧸Vndt vnser wildes fleisch⧸ wann es wil überlasten⧸Das himmels theil den geist⧸ bezähmen durch das fasten.Kein beßer opffer man als glaubigs hertze findt⧸Wordurch wir zugethan der gottheit Gottes sindt⧸Wordurch wir gantz auff jhn vnwanckelmütig bawen⧸Wordurch wir auff sein wort standtfestiglich vertrawen:Worauß dann steter trost vndt heffnung in vns schwebt⧸Vndt liebe die nicht falsch nach Gottes willen lebt⧸Die nichts gezwungen thut wie sclaven etwan pflegen;Nein; sondern die sich wil auß eignem willen regen.Hier folgt der eyfer auff des betens⧸ der begehrtNicht ehre dieser welt⧸ nicht geldt vndt geldes werth;Er heischt barmhertzigkeit vndt tilgung seiner sünden⧸Hofft auff des geistes trost wann angst vndt pein sich finden⧸Sucht Gottes Königreich⧸ sucht wachsung seiner ehr’⧸Vndt reiche fruchtbarkeit der vnbefleckten lehr’⧸Vndt notdurfft⧸ ohne sorg’ vmb etwan andre sachen⧸Wil alles⧸ wol gerhuet⧸ Gott selber laßen machen. Die Asoaren zwar des wilden Machomet

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Belangend vnsere pflicht wann wir beleidigt ­werden.

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Die blasen überlaut die blutige trompetZue stürtzen alles diß⧸ zue tödten vndt zerstörenWas nicht den Alcoran wil auff den knien ehren.So hatt sich außgestreckt der Janitscharen handt.

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Biß an das rote meer vndt an der Dohne randt.

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Die Griechen wißen sehr die satzung zue erhebenSo der Lycurgus hatt der Sparter-stadt gegeben⧸Vndt sagen daß sie auch dem haben selbst behagtDer auß dem dreyfußstul’ hatt künfftig ding gesagt.Doch wann man achtung giebt⧸ so gieng für allen dingenDie mawerloße stadt nur darauff⧸ weit zue bringenDie gräntzen durch das schwerdt: das aber nicht gefelltDem weisen der gelehrt hatt den Pelléer heldt;Der dennoch selber auch⧸ noch mehr zue vnterweisenDes jünglings hohen sinn⧸ der hitzig war zum eisen⧸Sagt daß durch Griechen-krieg doch der Barbaren machtGar billich vndt gar recht wirdt vnter sich gebracht.Was kan doch frembder sein? wer einen hatt erschlagenMuß als ein mörder baldt die straffe drüber tragen:Der hundert tausendt man an leib vndt guet beraubtDem setzt man einen krantz von lorbern auff das haupt.Der großen tugendt rhum⧸ der Römer strenge thaten⧸Was war es als jhr thun durch menschenblut bestaten⧸Durch eines rechtens schein⧸ doch vnrecht auch zuegleich:Sardjnien lag zue nah’ vndt Cypern war zue reich.Was böses man vns thut mitt anderm bösem rechen⧸Wiewol diß Socrates vndt Plato wiedersprechen⧸Helt Aristoteles gar nicht für vngebühr⧸Wie gleichfalls Tullius der Römer-sprachen ziehr.Man that den Göttern ehr’ im fall geparte knechteSich machten in den sandt zum tödtlichen gefechte;Die alten schonten nicht⧸ so war die erde blindt⧸Zue tödten jämmerlich jhr newgebornes kindt.Der Juden rawer sinn der wardt von Moses zungenNicht gantz zwar frey gezehlt⧸ doch auch nicht gantz bezwungen:

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Es wardt dem volck’ erlaubt daß es bekrieget hatt

Noch sieben völcker sonst⧸ doch wegen übelthat:Vndt als ob diß zue schlecht⧸ sie haben auch bestrittenVndt alles diß gehaßt was blieben vnbeschnitten:Ja wer noch jetzt der zeit durch jhr gebete suchtWirdt finden daß man da den frembden bitter flucht.Wann einer ohn gefehr den andern auffgeriebenStarb von des nechsten handt wo er zur stelle blieben.Dem der gelähmt vndt sonst beschädigt mochte seinStundt seine rache frey durch eben große pein.Doch also Christus nicht: er wil nicht das man scheltenMitt schelten⧸ noch den schlag mitt schlagen soll vergelten:Schelt’ ich den der mich schilt⧸ vndt schlage wer mich schlegt⧸So thue ich was mich selbst jhm feindt zue werden regt.Er heißt vns guetes thun des glaubens mittgenoßen⧸Leßt vnsre tugendt nicht für andern sein geschloßen:Das vnerschöpffte quell an vnsrer gueten artDas muß den bösen selbst auch sein geoffenbart⧸Gleich wie der guete Gott sehr kostfrey allerwegenGeußt auß der schwangern lufft den angenemen regen:Wie er das güldne rundt das an dem himmel gleißtFür gueten vndt zuegleich für bösen scheinen heißt.O lehre voll von Gott die vns befiehlt zue liebenMitt vnverfälschter trew auch die so vns betrüben⧸Zue helffen der vns schadt⧸ zue grüßen der vns flucht⧸Zue beten noch für den der vns zue lestern sucht! Daß bey dem Heydenthumb durch wollust böser sittenDie angeborne krafft der sinnen wardt bestritten

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Belangend die zuesammenfügung mannes vndt wiebes.

Verwunder’ ich mich nicht. Dann wer von Gott schon felltJst glaublich daß er auch die sinnen nicht behelt.Jsts frembde daß sie nicht nach dem als sünden fragten

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Was sie so offte selbst von jhren Göttern sagten?Jsts frembe daß das werck der huren da stundt freyDa Venus wolte sein bedient durch hurerey?Was sag’ ich hurerey? da auch die schnöde schande⧸Warumb Gomorra wardt gestrafft mitt himmelsbrande⧸So vngezähmten lauff bey jhnen hatt gethan⧸Als wie man hin vndt her in büchern lesen kan?Die Persen lehrten diß die Griechen⧸ da die weisenDiß schelmstück offtmals mehr bemänteln alß nicht preisen.Man weiß vom Ganimed worfür er wardt geschätzt⧸Der von den tichtern wirdt in Jovis schoß gesetzt.Jtaljen hatt gefolgt⧸ man hatt zue Rom vernommenDaß der Antinous hierdurch zue himmel kommen.Diß böse wilde werck hatt gleichfalls seinen schwangWo das Araber-buch regiert der menschen gang.Hymettus nachbar selbst⧸ dem nach Apollons sageNicht alles Griechenlandt an weißheit hielt die wage⧸Was hatt er doch gelehrt? die welt wer’ auß vndt auß⧸Jm fall man jhm gefolgt⧸ ein großes hurenhauß.Soll menschliches geschlecht sich mischen wie die hundeDa doch die thiere sindt gepart mitt gleichem bunde?Wann jeder wie er wil mag sagen⧸ diß ist mein⧸Von kindern⧸ kan wol diß die rechte liebe sein?Muß dann die erbarkeit zue grunde sein verloren?Muß diß thier vnzahm sein deßgleichen nie geboren?Muß außgerottet sein die väterliche suchtDie vns ist eingepflantzt zue vnsrer eignen frucht?Ob nun die satzung zwar die Abrahams volck höretDer vnzucht feindt zue sein vndt sie zue meiden lehret⧸So wirdt jhm doch erlaubt⧸ zue meiden ärgern standt⧸Daß wieder auffgetrennt kan sein der ehe bandt.

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Das jetzt gebräuchlich noch ist bey den Alfakynen⧸Vndt vormals wardt gebraucht bey Griechen vndt Latinen:Wie Sparten volck gehabt sampt Cato diesen wahnDaß einem freund’ ein weib geliehen werden kan.Laßt vns hiergegen nun Meßias lehre mercken⧸Die vns nicht abhelt nur allein von bösen wercken;Sie saubert auch den sinn⧸ sie schneidet so tieff einDaß wurtzel sampt der frucht muß außgerottet sein.Wer lust zue reitzen sucht mitt falschen augenblicken⧸Vndt lehrt ein weibesbildt sich in die vnzucht schicken⧸Vollbringt er es gleich nicht⧸ doch bricht er das gebot:Was man begehrt zue thun⧸ ist schon gethan bey Gott.Den ehegatten leßt er vns nicht von vns stoßenAls deßen blume man bereit zuevor genoßen.Wer mitt dem andern schon in rechter freundtschafft schwebtVerleßt die liebe nicht so lange solcher lebt:Wo selber nun der leib gemein ist zwischen beyden⧸Solt’⧸ als der todt⧸ diß bandt was anders können scheiden?Besonders wirdt hierauß gesucht auch diese fruchtDamit nicht mangel sey an rechter kinderzucht.Das frome Christenvolck⧸ bereitet so zue lebenWie recht vndt ehrbar ist⧸ hatt gerne sich begebenDes Jüdischen gebrauchs⧸ dem folgt der Alcoran⧸Daß weiber viel zuegleich gehabt nur einen mann:Es hatt sie nicht beschwert sich also zue bequemenWie wir von Deutschem recht’ vndt Römerzucht vernemen.Der frawen liebe wirdt recht wol nicht beygewohntWann mitt verstrewtem sinn’ jhr thun wirdt abgelohnt.Daß haußgesinde wirdt auch nimmer recht bestritenJm fall zwey frawen schon⧸ vndt mehr als zwey⧸ gebiten.Getheiltes bett’ ist haß⧸ der nimmer wirdt gesterbt⧸

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Vndt auß der müter brust auch auff die kinder erbt.

Belangend den gebrauch der güter⧸ vndt die sorge darüber.

Das alt’ Egypter volck⧸ die Sparter gleicher maßenDie haben offentlich den diebstal zuegelaßen.Worzue wardt angelegt der Römer große machtAls daß das guet der welt gantz würd’ an sie gebracht?Drumb spricht der eine recht: wann wir zuerücke zehlenDiß solten allesampt was wir den leuten stelen⧸So würden wir sonst nichts behalten überallAls vnser altes vieh vndt ersten hirtenstall.Die Juden durfften auch jhr geldt auff wucher bringen⧸Vndt durch den zeitverlauff des nechsten geldt verschlingen;Dann weil jhr gantzer sinn nach reichthumb stets gefragt⧸Wardt jhnen im gesetz’ auch reichthumb zuegesagt:Jn vnserm steht es nicht⧸ es wil vns nicht gestatenDaß jemandt jhm von vns durch vnrecht guet soll rhatenEs wil vns solche müh vndt sorge nicht gestehnSo gütern dieser zeit pflegt geizig nach zue gehn.Es kan nicht möglich sein zwey sachen zue vollbringenDarvon ein jeglichs vns sein gantz zue sein wil zwingen⧸Als durch den engen pfadt zue gehen himmelan⧸Vndt schawen wie man kist’ vndt kasten füllen kan.Er jrrt wer vnbedacht auff beydes ist befließen;Das eine kriegt er nicht⧸ vndt muß das andre mißen.Vndt worzue dient es auch? weil niemandt mehr erhebt⧸Wiewol er viel besitzt⧸ als diß worvon er lebt.Ein armes reichthumb ists⧸ vndt einer marter gleiche⧸Sich mühen tag vndt nacht damit man geldt erreiche⧸Darvon die menge doch das wündtschen nimmer stillt⧸Weil nur je mehr du hast je mehr du haben wilt.Die furchte des verlusts vndt eckel beym genießenDie laßen nur den leib von keiner rhue nicht wißen.

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Wer jhn zum knechte macht der weiß das seine nothNichts anders darff vndt heischt als waßer nur vndt brodt.Beliebt es dann auch Gott das maß zue übergießen⧸Zue laßen über wundtsch vns großes guet genießen⧸So muß es in die see drumb nicht geworffen sein⧸Wie jener Grieche thet’ auß thorheit vndt auff schein⧸Noch ohne nutz versenckt⧸ noch liederlich verschwendet⧸Nein; sondern außgelehnt dem der sich zue vns wendet⧸Nicht wartendt erst warumb⧸ vndt wann man was entbehrtAuch dem mitt freyer handt geschenckt der es begehrt:Jn ansehn daß doch Gott das eigenthumb der gaben⧸Vndt wir die mittel nur darvon zue leben haben.Ein dieb der stielt das geldt⧸ die motte frißt das kleidt:Was du den menschen giebst das hast du doch allzeit.Schaw an die erstlinge der Nazarener scharenWie jhre gueter doch so gantz gemeine waren:Den der an glückes gunst den andern nicht war gleich⧸Den machte die gebühr der liebe doch so reich.Die Macedonier erhielten auß erbarmen⧸Wie die Corinther auch⧸ die Palestiner armen:Die krafft des wortes hatt die liebe so bedacht⧸Vndt gleichsam ein hauß nur auß aller welt gemacht.Für allen soll vns nicht barmhertzigkeit beywohnenAuff eußerliche pracht. Gott wil es nicht belohnenWordurch man ehre sucht. wer nur nach dancke laufftWas er zue geben scheint das hatt er dir verkaufft.Des habens heißer durst deckt mitt den lebens tagenSein laster gerne zue⧸ gedancken drumb zue tragen:Doch Christus nimpt diß weg⧸ vndt saget daß vns GottDiß alles geben wirdt was zue dem leben noth.Solt’ er der fromen schar nicht vnterhalt bescheren⧸

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Der auch die thiere nur nicht säumig ist zue nähren?Solt’ er den der jhn liebt wol laßen nackendt gehn⧸Durch welchen kraut vndt baum so reich bekleidet stehn?Wer seinen Vater sieht das landt der erden bawen⧸Vndt seine guetheit kennt⧸ kan recht auff jhn vertrawen:Vndt sollen wir dann Gott auff seines wortes bandtNicht glauben vnverbürgt vndt ohne sichtigs pfandt?

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Belangend den eidt.

Nach andern satzungen zwar muß man meineidt meiden⧸Doch diß gesetze wil auch nur den eidt nicht leiden:Dann Gottes namen ist so großer ehren vollDaß man auff höchste noth jhn einig sparen soll.Auch soll ein ehrlich mann der warheit so anhangenDaß alles was er sagt vor eidt soll sein empfangen.So offt das hertze denckt auff sachen die nicht sindtSo offt gebiehret auch der mundt ein bastartkindt.

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Belangend andere ­thaten.

Was tugendt man gleich findt nach richtung der manierenBey Griechen⧸ oder auch in Salomons papieren⧸Das hatt vollkommentlich in dieser lehre stat:Als göttlicher befehl nicht als ein bloßer rhat.Wie das man freundtlich sein⧸ bestendig⧸ gerne geben⧸Klug⧸ friedtlich⧸ milde⧸ sanfft vndt mäßig muße leben:Wie man der obrigkeit nechst Gott gehorchen soll⧸Auff jhre satzung sehn⧸ bezahlen schoß vndt zoll⧸Wie daß die Fraw den Mann gehorsamblich soll ehren⧸Wie daß der Mann die Fraw soll lieben vndt verhörenJm fall sie etwan jrrt; wie väter auff jhr kindtMitt lieb’ vndt trewer zucht zue sehen schuldig sindt⧸Vndt wie vns denen auch von welchen wir geborenEhr’ an zue thun gebührt⧸ zue lehnen hertz’ vndt ohren⧸Was sey der knechte pflicht⧸ vndt wie der herren handtDen zaum darmit sie herrscht soll zähmen durch verstandt.

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Die rhum vndt ehre-sucht⧸ das gasthauß der gebrechen⧸Da Rom vndt Griechenlandt so geitzig darnach stechen⧸Giebt hier der demut nach. Dann wer jetzt kleinen scheinErwehlet⧸ soll hernach empor gestellet sein.Weil stück’ auff stücke sonst zue lang auch möchte fallen:Jst kürtzlich der begrieff diß: Liebe Gott für allen⧸Den nechsten als dich selbst: vndt was du für gebrauchVon andern dir begehrst⧸ das thue du andern auch. Vielleicht sagt jemandt wol auß zweiffelhafften sinnen⧸

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(Antwort auff den einwurff daß die Christliche lehre vnsicher sey wegen der vnterschiedenen strittigkeiten.)

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Wie sicher soll ich doch der lehre trawen können⧸Die offentlich doch ist an meinung vielerley?Die antwort ist⧸ daß diß bey allen künsten sey.Der menschliche verstandt als sündig wirdt betrogen⧸Vndt fehlet offtermals. Ein sinn der auch vmbzogenMitt haß ist⧸ oder gunst vervrsacht manches malDaß eine wage nicht recht außschlegt auff die zahl:Doch diese tunckelheit hatt abgesteckte schrancken:Dann allzeit bleibet was in dem man nicht kan wancken;Ja diß was mißverstandt hatt vngewiß gemachtMuß gehn auff das wordurch es wirdt an tag gebracht.Die weren wenig klug so nicht recht wolten kennenOb eiß pflegt kalt zue sein vndt fewersglut zue brennen⧸Weil vns ein ruder dünckt gebrochen in dem Rhein⧸Vndt weil der tauben halß giebt vieler farben schein.Die träwmen meinen offt zue eßen; vndt die wachenEmpfinden wol die speis’ vndt was sie etwan machen.Dem tunckeln Algebra wohnt viel gezäncke bey⧸Wer aber sagt das zehn nicht mehr als fünffe sey?Wie daß ein zirckel wol sey eckicht ein zue vierenHatt großen zanck vndt streit: doch kan man leichtlich spürenWann man von was das theil so halb ist nemen wil

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Daß auch der überschuß muß bleiben gleich so viel.

Ob in der ärtzney schon der witz der Galenisten

Nicht stimmet überein mitt den Paracelsisten⧸Wer seitenstechen hatt⧸ damit er seine rhueErlangen mag⧸ leßt doch das Aderlaßen zue.So auch ob Jesus volck nicht stimmet dieser tage⧸Als wie vor alters auch⧸ in etwan einer frage⧸Jedennoch ist der grundt auff den mein sagen gehtAlso daß jederman jhn war zue sein versteht.Er wirdt auch fester noch⧸ weil die so doch sich trennen⧸Ach gar zue bitterlich! diß dennoch gantz bekennen:Ja die so dem gesetz’ auch sonst nicht stehen bey⧸Gestehn daß diß gebot von Christus kommen sey⧸Vndt sucht’ auch jemandt gleich was anders an zue regenSo were doch sein stoltz nicht schwer zue wiederlegenMitt dem was einig wirdt gesagt durch jeder landt⧸Mitt büchern die bißher vns kommen sindt zur handt⧸So die nach Christus zeit gelebt herauß gegeben⧸Vndt offt darüber auch gelaßen selbst jhr leben:Zue leugnen diß was sie gelehret jederzeit⧸Daß diß sey Christus lehr’⧸ ist lauter vnbescheidt.Was Socrates bekennt daß seine lehren waren⧸Muß Plato sein geglaubt⧸ vndt der die Griechen-scharenNach Cyrus hatt geführt. Von dem was Zeno triebGlaub’ ich dem was Cleanth vndt auch Chrysippus schriebJa jedes meisters thun vndt lehre recht zue findenMuß frage seyn gethan bey seinen lehr-gesinden.Diß was das Christenthumb geglaubet hatt allein⧸

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Vndt noch glaubt diesen tag⧸ muß Christus lehre sein.

Zum dritten in der übertreffligkeit [d]es meisters dieser lehre.

Nun soll ich⧸ ferner gehn⧸ vndt nemen diese merckungWas jeder gottesdienst gesucht zue seiner sterckung:

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Wer doch gewesen sey das haupt vndt leitesmann

Nach jeders sagen selbst; damitt⧸ wann diß gethan⧸Zue sehn sey eigentlich in welchen dieser wegenDie rechte sicherheit vndt gründtung sey gelegen.Der Griechen meinung selbst zeigt daß sie sey gemachtVon dem was jeglicher durch seinen wahn erdacht:Drumb auch die weisesten rundt zue erkennen gabenJn einem brunnen sey die warheit tieff vergraben:Jn Gottes sachen auch sey der vernunfft gesichtAls wie die fledermauß ist an das sonnenliecht.Auch sindt in jhrem thun viel laster zue ermeßen:Der schmiert so Fürsten auff: den andern hatt beseßenEin’ hur vndt ärgers noch; vndt jhren stummen neidtZeigt dennoch offentlich der schnöde worte-streit.Es waren jhrer auch die haben sich begebenZue heißen wie ein hundt⧸ vndt wie ein hundt zue leben.Ob auch kaum einer war an sinnen also todtDer nicht gesehn das mehr nicht sey als nur ein Gott;Doch haben sie den Gott geschewet an zue betenAuß furchte der gefahr⧸ sindt schlüpffrig angetretenBey das gemeine heer⧸ vndt nicht gehalten freyDer knie vndt hände dienst von der abgötterey.Der tugendt lohn stundt auch in vngewißen dingen:Schaw Sophroniscus Sohn⧸ nach dem er ein soll schlingenDen giffttranck⧸ zeiget an es fall’ jhm gantz nicht einWas vns nach dieser welt zue hoffen könne sein.Auch der Arabier das erste haupt der TürckenSagt wie die geilheit hab’ in jhm vermocht zue wircken⧸Da als er erstlich lieff wie räuber durch das landt⧸Vndt als er vorgab schon er sey von Gott gesandt.Jst seines leibes grab zue Mecha nicht zue schawen?

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Was zeichen ist es dann⧸ daß er der lust der FrawenDer himmelskost⧸ darvon er meldung hatt gethan⧸Das minste⧸ nun er todt⧸ nicht selbst genießen kan?Der Juden leitesmann⧸ ein mann von großer würden⧸Verschweigt vns dennoch nicht⧸ wie sehr er für der bürdenDes Höchsten sich gewehrt⧸ vndt daß es⧸ als der steinMitt waßer springen soll⧸ jhm übel fast wil ein.Des lebens süße zeit für seinen letzten jharen⧸Die sein gesetz erzehlt⧸ ist jhm nicht wiederfahren:Wiewol der Juden volck durch großen wanckelmuthJhm in der wüsteney so sehr viel übels thut.Von ferren sah’ er hin zun Cananéer städten⧸Doch das gelobte landt das hatt er nicht betreten⧸Noch auch das glück gehabt dem volcke seine bahnZue brechen in die lust darvon er kundt gethan.Was Christus nun belangt⧸ nicht einer ist zue findenDer jhn belegen kan mitt den geringsten sünden.Diß alles was er vns heißt nemen recht in achtHatt er vollkommentlich vndt mehr noch selbst vollbracht:Er hatt des Vaters last gantz allerseits getragen;Das menschen volck geliebt mitt hertzlichem behagen:Jm leben schlecht vndt recht⧸ im sterben ohne schuldt⧸Als ein vnschuldig lamb gehorchet mitt gedult:Er hatt das haupt gebeugt für denen die jhn schlugen⧸Vndt denen wol gethan die feindtschafft zue jhm trugen:Ja für die arge schar⧸ die jhm doch gab den todt⧸Jnbrünstig letzlich noch gebeten selber Gott.Diß was er zuegesagt⧸ kam erst ihm selbst zue handen⧸Da als er wiederumb von todten aufferstanden⧸Vndt⧸ daß der glaube hier auch würde recht gemehrtVon vielen offtmals wardt gefühlt⧸ gesehn⧸ gehört.

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Jn zwölffer augen wardt er als auff einem wagenDas vngedeckte dach von wolcken auffgetragen.Daß jhm da alle macht gegeben in die handtHatt er darnach bezeugt als er den geist gesandt⧸Vndt als der fischermundt durch nie erlernte zungenDen gantzen erdenkreiß mitt warheit hat durchdrungen⧸Vndt durch viel wunder mehr bezeuget klar vndt freyDaß Christus wohnhafft nun im hohen himmel sey:Auß welchem allen nun der zweiffel gäntzlich schwindet⧸Vndt war bleibt es sey war was Christus angekündet⧸Zue wißen daß er selbst⧸ der aller macht ist voll⧸Das zuegesagte guet den seinen geben soll.Was beßer Gottesdienst ist jergendt auß zue klaubenFür Gottes rhum zuegleich⧸ vndt für der menschen glauben⧸Dann wo der lehrer selbst giebt seiner lehre stat⧸Vndt was er vns verheischt bereit bekommen hatt? Nach dem wir Christus lehr’ vndt warheit nun vernommen

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Zum vierdten in der wunderbaren außbreitung der lehre.

Nach aller eigenschafft⧸ so mußen wir auch kommenAuff die gewirckte that⧸ vndt nemen da in achtWie weit durch Gottes krafft diß wort sey außgebracht:Die also mächtig ist⧸ daß wer vns wil gestatenDaß Gottes ruder führt vndt lenckt der menschen thaten⧸Vndt daß sein auge schawt auff alles in der weltSoll sehn daß sich die lehr’ in allem war verhelt.Zum ersten ist so weit kein glaube nicht gelauffen:Schaw in Europa an so schöner länder hauffenEuropa wo die künst’ vndt weißheit also blühtDaß jhm kein theil der welt im minsten ähnlich sieht.Das jnnerst’ Africa dem nichts an hitze gleiche⧸Da Prestegan besitzt wol sechzig königreiche;Cathai das beschawt die engen Anian

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Wo kein Holländisch schiff gleich nicht hin kommen kan:Der sandtstrich deßen feldt gräntzt mitt dem Tarterlande⧸Vndt von der weißen see laufft zum BahuuerstrandeAuß dem kein strom nicht fleußt⧸ vndt der doch viel schlürfft ein⧸So daß die erde sie schlingt⧸ oder Sonnenschein:Das landt wo Noën schiff begundte grundt zue fühlenNach dem der see gewehrt der bergehaupt zue spülenErfehrt wie Christus auch bey jhm wirdt kundt gethan.Nun bey dem Nigropont ist der Georgian:Das vfer sommers naß bewohnen die Coptiten:Libans gebäwme füllt die Syrschen Maroniten.Jm Archipelago⧸ von da der windt auch weht⧸Jst gleichfalls doch ein landt wo Christen sindt geseet.Selbst Gronlandt⧸ wo kein schiff gar newlich hingedrungen⧸Vndt Jslandt hören jetzt das wort in jhren zungen.Das theil das von Ormuz der gantzen welt demantVmbarmt wirdt mitt der see biß an Macaos strandt⧸Bey Gusaraten beyd’ vndt auch bey MalabarenNimpt vnsern glauben auff⧸ so viel als vnsrer wahren.Jn mancher insel auch vmb welcher vfer laufftDie Jndianerflut wirdt offentlich getaufft:Worvon das beste theil an Hollandt ist gerhaten⧸Banda⧸ Machan⧸ Tidor⧸ Ambone vndt Ternaten.Diß ist das liecht das auch in Japan selbst erschien’⧸Vndt tagt nun fort vndt fort biß an Chinea hin.Nim nun das große theil das erstlich zue entdeckenColumbus glück gehabt⧸ vndt von so ferren eckenVndt weiten enden an viel tausendt meilen sichVon Suden streckt biß an den Magellaner strich⧸Vndt von der Spanjer flut in Osten wirdt begoßen⧸Jn Westen mitt der see⧸ die China rhürt⧸ beschloßen⧸

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Worvon ein schönes feldt bey Florida bekandtDen süßen namen hatt daß es heißt Niederlandt.Vndt diß wirdt nicht allein gesehn in vnsern tagen⧸Die schöne lehre wardt von zeit zue zeit getragenZue land’ vndt see so weit man in gedancken schwebtDas menschen auff der welt allda vndt hier gelebt.Viel sprachen können diß⧸ viel bücher nicht verschweigen:Die das was jederzeit ist fürgegangen zeigen:Die schrifften auch wordurch was Christus hatt gelehrtBey allen völckern wirdt erzehlt vndt angehört:So auch die handelung in der man pflegt zue stehenSo ferren Asiens gefilde können gehen⧸Vndt auch das theil worvon Carthago war das hauptBezeugen vns wie weit das Christus wirdt geglaubt.Ja die zwölff boten erst sindt nicht alleine kommenSo weit als Rom die welt mitt waffen eingenommen:Der ein’ ist hingereist biß an den Neperfluß;Der andre wo das volck den Parther fürchten muß;Der Jndian zeigt noch wo Thomas pflag zue beten⧸Vndt trucknen fußes hatt den schnellen strom getreten.Auch vnserm lande wardt diß nicht erst kundt gethanVon etwan⧸ wie man meint⧸ neun hundert jharen an.Viel alten sagen vns im Schottischen BrittanjenSey dieses wort gehört⧸ vndt tieff in Alemanjen⧸Es sey gehalten auch das mal von brodt vndt wein⧸Vndt zwar mitt großer schar⧸ langst vmb den schönen Rein.Nun welche lehre kan jhr wesen ferner tragen?Wil jemandt aber vns vom heidenthumbe sagen?Es ist zwar ein geschrey⧸ doch kein gemeiner grundt;So vielerhande reich⧸ so vielerhande fundt.Der ehrt das Sonnenlicht⧸ lufft⧸ sternen⧸ fewer⧸ erde:

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Der andre wirfft sich hin für ochsen vndt für pferde:Der⧸ weil sein König wil⧸ rufft den tyrannen anDer lengst gestorben ist vndt nichts mehr wißen kan:Auch vielen hatt beliebt auß vnbestehnden sachenLieb’⧸ ehre⧸ tugendt⧸ glück vndt feber⧸ Gott zue machen:So daß man endtlich gar von völckern auch nicht schweigtDie ehr’ in bilder art dem teuffel selbst erzeigt.Wo nichts ist allgemein⧸ wie niemandt kan bestreiten⧸Wo alle glieder nicht auff eines lehrers seiten⧸Wo dieses selbst nicht ist was etwan wirdt geehrt⧸Das wirdt vndt kan nicht sein für gottesdienst gehört.Was die belangt so gehn nach Moyses gesetzen⧸Wiewol sie weit zerstrewt sich groß an menge schetzen⧸So ists nur ein geschlecht’⧸ vndt bey der großen zahlDer andern wenig kaum⧸ ja nichts fast überall:Vndt diese machen nicht viel glaubens mittgenoßen⧸Besonders nach der zeit das Jesus ist entsproßen:Der Juden satzung auch⧸ jhr buch so weit bekandt⧸Wirdt mehr durch vns gebraucht als selbst durch jhre handt.Man sieht den Alcoran geehrt in Barbareyen⧸Beym Cham⧸ in Persien⧸ vndt etwan in Türckeyen⧸Sampt wenig winckeln mehr: dann vnter Sophis kron’Hatt offentlich sein wort vndt lehrer Davids sohn:Vndt wo der Türcke herrscht da sieht man ferren gehenDer Christen gottesdienst⧸ vndt Christenkirchen stehen:Vndt wo das Christenthumb vns zeigt sein helles liechtDa ist kein Alcoran⧸ noch Mußelmanen nicht.Auff dieses sprech’ ich nun⧸ daß Gottes reiche güteDie welt also regiert auß gnädigem gemüte⧸Daß sein geliebtes wort⧸ vndt weg zur seligkeitZum ersten angehört⧸ vndt kundt sey weit vndt breit.

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Worzue dienet die betrachtung der arbeit derer welche die lehre haben außgebreitet.

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Nim auch nun diß in acht. wer sindt von welcher handen

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Erst dieser gottesdienst geseet wardt in den landen?Man sieht schier überall daß wie ein König lebtNach seinen sitten jhm das volck zue gleichen strebt.Des Fürsten vorgehn steigt geschriebenen gesetzenAn stärcke mehrmals für. Wie hoch ists dann zue schätzenWann man was nach zue thun verfehret der gestaltDaß strenge satzung wirdt gefüget zur gewalt?So hatt das Heidenthumb den vrsprung erst genommen:Auß diesem hatt es auch sein wachsen herbekommen.Der Saracener stab hatt erstlich mitt der machtDen Alcoran gebohrn⧸ vndt nachmals auffgebracht:Die so geoffenbahrt der welt Meßias lehre⧸Die hatten nicht das schwerdt⧸ noch keiner kronen ehre:Sie waren schlechte leut’⧸ jhr sinn hatt sich gesehntZue fischen⧸ jhre handt zue wircken angewehnt:Jedennoch sieht man wie in zwanzig dreißig jharenDurch dieser männer dienst das wort ist fortgefahren⧸Biß hin wo Ganges sich zue anderm waßer neigt⧸Vndt wo die Nordtsee hoch mitt kühnen wellen steigt.So ist auch nicht allein die lehre so begonnen⧸Sie hatt von zeit zue zeit je mehr vndt mehr gewonnenDurch lehrer die man doch gesehn entblöst zue seinVon jergendt einer macht⧸ weit außer allen schein⧸Drey hundert jhare lang: sie kundte niemandt bringenZue jhr durch erden lust⧸ noch eußerliches zwingen⧸Weil auch der erden macht mitt rauben guet vndt ehr⧸Vndt creutze vielerhandt verfolgten diese lehr.Jedoch war minder nicht auff feldern vndt in städten⧸So weit der Römer krafft vndt waffen außgetreten⧸Von Christen alles voll⧸ noch ehe ConstantinVom waren gottesdienst’ erklärte seinen sinn.Die Griechen so das volck den weg der sitten lehrtenDurch andre künste sonst jhr großes ansehn mehrten.Man sah’ an Platons schul’ außwendig dieses stehn;Der so nicht meßen kan⧸ soll auch hierein nicht gehn.Die rotte so bißher genennet wirdt vom wandelnPflag was die thiere sindt⧸ was baum vndt kraut zue handeln.Wann jemandt schon die kunst des singens nicht begrüßt⧸Noch stimmens kündig war⧸ war kein Pithagorist.Der Stoisch’ anhang hatt die menschen übereiletDurch scheinbeweiß dem sonst der name wardt ertheiletBaldt von dem Crocodil⧸ baldt von der hörner last⧸Vndt anderm daß ein wort an beyden seiten faßt.Viel sindt gewesen auch die durch jhr süßes sprechenDen hörern jhren sinn vndt hertze kundten brechen⧸Als Plato⧸ Theophrast⧸ vndt etwan Xenophon;Doch diese sache weicht für vnsern lehrern schonDie das was Christus lehrt erst haben fürgetragen⧸Nicht schwer herumb geführt durch kunst vndt frembde fragen⧸Noch herrlich außgemahlt mitt worte-gleißnerey:Nein⧸ sondern ohne falsch⧸ gantz auffrecht⧸ bloß vndt frey.Die vnverhoffte frucht so hier entspringt beynebenZeigt daß der große Gott die krafft darzue gegeben⧸Vndt diß durch stille macht allhier gewircket hatt⧸Wo nicht doch sichtbarlich durch eine wunderthat.

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Vndt die alt geborne vnbequemigkeit der menschen die lehre anzuenemen⧸ welches sie doch gethan vndt dieselbte standthafftig bekandt haben.

Nun soll auch vnser sinn auff diese sein gerichtetDie erstlich dem gesetz’ vndt glauben beygepflichtet.Das hertze war nicht so wie etwan wachs bestellt⧸Darein man drucken kan was einem nur gefellt:Wie die so allererst beyfielen den gesetzenDer Jsis⧸ Bachus⧸ Bel⧸ vndt andrer lügengötzen:

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Wie das Araber volck den fürgemahlten wahn

Mitt seinen satzungen gar leichtlich auch nam an.Jhr hertze war auch nicht durch hören noch bestritten:Wie das Hebréer volck⧸ so langst zuevor beschnitten⧸Gewußt daß dieses hier der Gott sey den jhr stammGeehrt sampt Jsraël⧸ Jsac vndt Abraham.Sie hatten allesampt das Heidenthumb gesogenAuß jhrer Müter brust⧸ sie waren aufferzogenJn Phariseer zucht⧸ man hatte sie gelehrtDurch Moses satzung wolt’ allein Gott sein geehrt.Nun wißen wir wie sehr die menschen liebe tragenZue jhrer väter thun⧸ gesterckt nechst alten tagenDurch landtgemeines recht: so daß nicht böse wardtGesagt⧸ gewohnheit sey der menschen ander’ art.Von so viel tausenden war kaum in sinn zue ziehenDaß sie in kurtzer zeit für Christus solten knien⧸Vndt darumb laßen stehn durch einen freyen muthDen vorigen gebrauch vndt aller erden guet.Die Keyser welche zwar den Christen minder thaten⧸Die ließen sie doch nicht in ehr’ vndt ampt gerhaten:Es wardt auch diß darbey gesetzet in gemein⧸Sie solten habe⧸ geldt vndt landt verfallen sein.Doch diß war nicht genung⧸ wie mußten sie zum bawen⧸Als sclaven angeschmiedt⧸ in den gebirgen hawen?Man hatt sie jämmerlich gemartert vndt gereckt⧸Das fleisch an hacken hin⧸ den leib in glut gesteckt.Noch pest vndt faule sucht⧸ noch schlagen in den kriegen⧸Noch jhare so die frucht nicht gaben nach genügenDie hatten so viel leut’ in langer zeit ermordtAls viel man damals hatt erwürgt vmb Christus wort.Man ließ sie auch nur nicht des schlechten todes sterben;

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Dem nam man ab die haut⧸ den ließ man schmertzlich kerben⧸Den hieng man an das creutz’⧸ vndt flochte den auffs radt⧸Wie den ein löw⧸ vndt den ein beer gefreßen hatt.Sehr lange haben viel in großer qual gehangenNach dem ein scharffer pfal durch jhren leib gegangen;Sindt durch erlängte glut sehr jämmerlich verzehrt⧸Auff einen rost gelegt⧸ gebraten⧸ vmbgekehrt.Das blut sinckt in den fuß⧸ das haar muß auffwerts stehenJm fall wir den verlauff der tyranney durchgehen.Vndt dieses war nur nicht allein ein kurtzer stoß;Der alte war nicht weg⧸ so wardt ein newer loß.Biß daß das große liecht ist endtlich angegangen⧸Vndt durch den hellen tag die nacht hatt auffgefangen.Das wort geht strenger fort je mehr man tödten wil;Dann eines zeugens blut das zeuget jhrer viel.Nun dencke⧸ welche Gott am besten wol behagen⧸Die andern leidt anthun⧸ vndt aber die es tragen?Auff eines ist das thun des Mahumets gebawt⧸Jm andern wirdt die trew der Christen angeschawt.Das Heydenthumb so stets gewohnt nach rhum zue ringenKan eine kleine zahl von seinen weisen bringen:Wie der sprang in die glut der Jndier Calan⧸Vndt der gesagt; jhr stampfft den blaßbalck⧸ nicht den mann⧸Vndt der durch wüttrichtranck verlohren hatt das leben:Doch diese hofften diß man würde sie erhebenSehr lange zeit hernach⧸ jhr ansehn vndt verstandtDer würd’ in büchern gehn durch manche weise handt.Die Christen hatten auch beynebenst den gelehrtenViel schlechte leute noch⧸ die keinen rhum nicht ehrten;Sie waren kaum bekandt in jhrer nachbarschafft⧸Vndt wehlten doch den todt mitt großer hertzens krafft.

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Das FrawenZimmer auch⧸ mitt derer zarten brüstenViel marter wardt erdacht⧸ hatt können kaum gelüstenNach jhres namens lob’⧸ vndt wer die schrifften kenntWeiß daß von hunderten kaum eine wirdt genennt.Es stundt bey jhnen auch die pein vndt todt zue meiden⧸Wann sie sich nur erklärt von Christus ab zue scheiden:Doch lieber wolten sie dem hencker in die handt⧸Als leugnen den den sie im glauben schon erkandt.Für Gott vndt sein gebot zue laßen leib vndt lebenJst Christen eigentlich vndt Juden nur gegeben:Den Juden mehrentheils da ehe noch entstundtDurch vnsers Mittlers trost ein sehr viel beßer bundt.So helt auch jhre zahl der vnsern nicht die wage:Sehr wenig männer sindt von denen ist die sage⧸Eh als der Antioch ergrimmt vndt sinnenloßDas Jsraëlsche blut was reichlicher vergoß.Es sindt auch wol allein in einem dieser landenMehr Christen vmbgebracht von der tyranen handenAls der Hebreer sindt gestorben weit vndt breitVon alters⧸ oder auch zur Maccabeér zeit.Wer nun wil nach gebühr die große zahl beschawen⧸Von ständen alter art⧸ von männern vndt von frawen⧸Bekandt vndt vnbekandt⧸ gestorben für die lehr’⧸Auß der gewohnheit nicht⧸ noch auß der lust zur ehr’⧸Vndt dencken⧸ weil sie sich dem leiden nicht entzogen⧸Daß etwas großes sey das sie darzue bewogen⧸Wirdt sehn daß sie hierzue getrieben allermeistDer warheit helles liecht⧸ vndt Gottes starcker geist. Wer den beweiß jhm noch zue schlecht zue sein wil meinen⧸

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Antwort auff das begehren mehrer außführung.

Vndt sagt es muße diß was klärlicher erscheinen⧸Gebrauchet nicht verstandt⧸ dann diß hatt festen fuß

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Daß nach der sachen art das zeugniß lauten muß.Weit anders lernt der witz der menschen etwan wißenWie eines zirckels art⧸ vndt sonst was sey zue schließen:Weit anders was für thun vns siech zue bette helt;Vndt wieder anders noch wann daß es zeit ist geldtZue wagen oder nicht: wann daß man an sol fangenZue führen kriegesmacht⧸ vndt wann nach rhue verlangen:Weit anders stellt man vns in diesem glauben einWas durch der zeugen mundt erst muß erwiesen sein.Gott aber welcher wil⧸ vndt diß mitt weisem willen⧸Daß die gehorsamkeit der menschen soll erfüllenWas seine gnade heißt⧸ erklärt sich anders nichtAls daß bey seiner gab’ auch sein soll vnsre pflicht.Empfinden daß glut brennt⧸ die mittags sonne sehenDarmit kan frömigkeit noch opffer nicht geschehen.Das wort des Herren ist ein stein der zeigen kanWas lauter fein goldt sey⧸ vndt was nicht stehen kan.Es ist die schwinge hier⧸ durch die das korn bleibt liegenDas guet vndt sauber ist⧸ die sprew vndt staub verfliegen.Wann nun beweiß gebricht⧸ daß diß soll vrsach seinWarumb ein mensch nicht glaubt⧸ ist nur gesuchter schein.Dann daß für dem beweiß sich so viel frome beugenKan man genung darmit die andern überzeugen:Die ehre dieser welt⧸ des fleisches lust darzue⧸Vndt gar zue große sucht zue dieser erden rhueMitt der die lehre kriegt⧸ die machen daß sie fliehenWas klar genungsam ist für warheit an zue ziehen.Was solte sie wol sonst doch machen also blindtDaß etwan ein verlauff zue Theb’ vndt zue CorinthVon jhnen wirdt geglaubt⧸ weil zwey vndt drey diß schreiben⧸Vndt daß sie gleich so wol in weigerung verbleiben

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Vor war zue nemen an was man von diesem liestDer zue Jerusalem gecreutzigt worden ist⧸Da doch der Griechen tandt nichts sichtiges von werckenBehelt auff diesen tag darauß man nur mag merckenDie sicherheit darvon⧸ da man doch zeigen kanViel zeichen deßen noch was Christus hatt gethan?Die Juden⧸ die so sehr sich gegen Christus legenBekennen viel von dem was wir zue glauben pflegen.Was landt die Sonn’ vmbscheint⧸ was landt die see vmbringtDa ist kein ort wo nicht der Christen name klingt.Hiervon muß ein begin vndt wurtzel sein zue finden:Dann dieser glaub’ entstundt nicht auß den leichten winden:So war der anfang auch gar keine menschen macht:So hatt ein wunder es zue wege dann gebracht:Vndt wann man sagen wil daß diß ergangen⧸ sonderDas jergendt sey geschehn ein großes mercklichs wunder⧸Das mußt’ ein wunder sein so alle wunderthatDie jergendts ist geschehn weit übertroffen hatt.

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Ende des Andern Buchs.

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DAS DRJTTE BVCH.

WEn so viel sachen nun der waren lehre zwingen

Beweiß der glaubwürdigkeit der bücher des newen bundes: vndterstlich daß die bücher daran nie gezweiffelt worden⧸ von denen männern geschrieben sindt von welchen sie namen führen.

Daß sein gemüte sich ergiebet diesen dingen⧸Der darff mitt vnrhue nicht durch suchen vmb vndt anWo er die lehre doch beschrieben finden kan.Es ist gantz offenbahr⧸ die bücher sindt verhandenJn Asi⧸ in Europ’ vndt Africaner landen.Worinnen was besteht darnach ein anhang fragtDarvon muß sein geglaubt was solcher anhang sagt.Dann daß der Alcoran von Mahumets gesetzenBestehe⧸ kan man wol für vngezweiffelt schätzen.Wiewol nun diß genung beweiß sein kan vndt muß⧸Jedennoch wollen wir doch thun den überflußVndt von glaubwürdigkeit hier dieser bücher sprechen⧸Diß stellendt für gewiß⧸ wer eine schrifft wil brechenDie angenommen ist von langen zeiten anDaß er beweisen muß wie er sie tadeln kan⧸Vndt wann er diß nicht thut⧸ daß jhn zue hintertreibenDiß was er angefaßt warhafftig doch muß bleiben.Nun sag’ ich⧸ jeglichs buch daß sey von dem gemachtMitt deßen titul es wirdt an das liecht gebracht⧸Drey bücher namentlich von Jesus tod’ vndt leben⧸Vndt zwey darüber noch die Lucas vns gegeben⧸Vndt einer Cephas brieff⧸ vndt einer vom Johann⧸Vndt dreyzehn die verschickt der Benjaminsche mann.Dann diese schrifften sindt allzeit darfür gehaltenWorvon genung beweiß zue finden bey den altenSo lebten nach der zeit⧸ vndt sie also genennt⧸

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Als sindt der Jrené⧸ Justinus vndt Clement.

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Den einen hatt Lion⧸ den andern Rom behauset⧸Der dritte war wo Nil mitt sieben strömen sauset.Tertullian berufft sich selbst auff Paulus handtDie da noch war zue sehn: viel leute von verstand’Vndt die hiernach gefolgt sindt ein jhar auff das ander’Vrkunden dieses ding einstimmig mitteinander.Kein Heide dieser zeit⧸ kein Jude hatt erzehltDaß diesen schreibern hier der rechte name fehlt.Die kirchen weit zerstrewt an allen ort’ vndt endenDie haben diesen tag die bücher noch in händen:Das werck so in zwey theil getrennt ist vndt vns weistWie der Achilles kriegt⧸ vndt wie Ulyßes reistWirdt für Homerus buch von jederman gelesen.Man glaubt daß Maro hatt getichtet dieses wesenWo des Anchises Sohn⧸ auß Troja glut gespartDurch böse liebesbrunst mitt Dido wirdt gepart:Die vrsach ist hierbey⧸ daß die so nachmals kamenDie bücher stets genennt mitt vorgesagten namen.Doch dieses vndt was sonst dergleichen mehr mag seinDas stimmt an warheit nicht mitt vnsern namen ein:Dann jhr beweiß nur bloß bey einen volcke stehet⧸Da vnserer beweiß in allen sprachen gehet. Wol war ists daß der brieff so dem wirdt zuegedacht

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Belangend die bücher an denen man etwan gezweiffelt daß der zweiffel durch nachsuchung hinweggenommen worden⧸ vndt die schreiber diejenigen gewesen sindt für welche sie sich haben außgegeben.

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Den der Hebreer stamm hatt trefflich fürgebracht⧸Vndt dem der mitt der welt geheimnißen beladenGesichter hatt gesehn in einer der Cycladen⧸Von Simon Petrus auch⧸ die andre schrifft genannt⧸Vndt eine vom Thaddé⧸ vndt die von Jacobs handt⧸Jn zweiffel sindt gestellt: doch ists daß man sie höret⧸Vndt gar von anbegin in vielen kirchen ehret⧸Die lehrer erst gedacht vndt andre fort vndt fort.

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Erzehlen auch hierauß vndt rhümen manches wort.Der zweiffel so da war scheint gleichfalls weg sein kommenDurch fragen vndt bericht⧸ so daß auch angenommenHernach dieselbten brieff’ vndt schrifften worden sindt⧸Wie man sie beygefügt anjetzt den andern findt.Der glauben einer schrifft wirdt auch wol abgemeßenOb gleich der schreiber selbst mitt namen ist vergeßen:Ja wann man einen recht wil kennen⧸ schawet manMehr die beschaffenheit als seinen namen an.Das buch der rednerkunst so an Herenn geschrieben⧸Vndt diß darinnen vns ist kürtzlich überbliebenDer Römer helden thun durch artlichen bericht⧸Sindt sehr lieb⧸ weiß man gleich der schreiber namen nicht.So vnterrichten vns die schrifften selbst beynebenDaß sie gar kurtze zeit sindt worden außgegebenNach dem Meßias war zum Vater auffgereist.Die schreiber halten sich für die so Gottes geistMitt gaben hatt erfüllt⧸ für erstlinge der lehren:Warumb nun solten wir sie dann darfür nicht ehren⧸Dieweil jhr vnterweiß gantz vndt vollkommen gleichtDer fest bekennten schrifft da niemandt nicht von weicht?Was nun die stück’ anlangt die jhre namen tragen⧸Man köndte den der hier wil zweiffeln billich fragenWas warheit schein es hatt⧸ daß schreiber⧸ welcher fleißDarauff geht⧸ daß man nicht der sünde laße preiß⧸Sich etwan solten selbst mitt solcher that verletzenSo wardt gestrafft am leib’ in Römischen gesetzen?Jch setze diß noch hier daß durch des übels schein⧸Mitt namen vndt ohn jhn⧸ kein mensch erbawt kan sein:So war der glaube nun den man gesucht zue sterckenBefestigt gar genung von andrer leute wercken.

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Beweiß daß gemeldte männer die wahrheit geschrieben⧸ weil sie dieselbe wol wusten.

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Weil nun die so gemerckt den Christlichen verbundt

Die sindt so sich zuegleich am namen machen kundt⧸Vndt auch die bücher sindt von solchen außgegebenWie sie an jhnen selbst beschreiben thun vndt leben⧸So sag’ ich daß es auch sey fest’ vndt offenbarDas diß was drinnen steht sein muß gewiß vndt war.So manches mal ein mensch wil vnwarheit erzehlenMuß nachricht⧸ oder ja der guete wille fehlen:Die sache selber nun ist an der zeugen statDaß jeder wol gewußt was er geschrieben hatt.Johan des donners Sohn⧸ Barjona stein geheißen⧸Thaddé⧸ vndt der sich vor pflag auff den zoll zue fleißen⧸Die waren zweiffels frey auß dieser zwölffer zahlDie mitt Marien Sohn gegangen überall⧸Als derer beysein er am nechsten jhm erlesen⧸Zue hören auff sein wort⧸ zue sehn sein thun vndt wesen:Man weiß daß Jacob auch entweder blutsfreundt warMitt Jesus⧸ oder ja auß dieser zwölffen schar.Warumb sie sämptlich dann im schreiben vndt gedanckenVon Jesus lehr vndt thun nicht haben können wancken.Der Juden außschuß nun⧸ der Tharser burgersmann⧸So sagt wie Christus jhm sich habe kundt gethanVom himmel saale her⧸ vndt von viel andern dingenDie durch jhn sindt geschehn⧸ vndt die jhn selbst angiengen⧸Was er davon beschreibt das war jhm ja bekandt.Der Artzt auß Syrien⧸ war stets jhm an der handt⧸Hatt von jhm selbst gelehrt⧸ ist mitt jhm vmbgetrettenJn Asi vndt Europ’⧸ in landen vndt in städten:Sein Vaterlandt das lag der Juden gräntzen an⧸Er kandte die gesehn was Jesus noch gethan⧸Die Jesus selbst geheilt die waren da verhanden⧸

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Vndt die so Jesus todt gesehn vndt aufferstanden:Er sagt auch daß er sehr von allem nachgespürtBey augenzeugen selbst was jemals sey vollführt.Weil man dem Tacitus je pfleget bey zue pflichten⧸Vndt vielen andern mehr⧸ in dem was sie berichten⧸Wiewol es weit geschehn eh sie geboren sindt:Wer wil des Lucas wort dann schlagen in den windt?⧸Was nun belangt das theil da er vns giebt zue lesenWie Saul bekehret sey⧸ sein leiden⧸ thun vndt wesen⧸So kan in solcher schrifft ja auch nicht sein verfehlt⧸Dieweil er von sich selbst gewußt was er erzehlt⧸Mehr als Polybius die sachen kundt’ erfahrenSo zur zeit Scipions mit Rom geschehen waren⧸Vndt als Thucidides diß wie sein GriechenlandtJn seine glieder selbst das eisen hatt gewandt.Jch komm’ auff Marcus nun von dem vns vnterweisetDie sage⧸ daß er stets mitt Petrus sey gereisetAlß trewer mittgesell’: auß welchem diß dann bleibtDaß wie sein meister jhm befohlen er auch schreibt.Jn seinem gantzen buch’ ist auch fast nichts zue spürenWas vns die andern auch in gleichen nicht vollführen.Der so jn Pathmos kam durch Keyserlichen bannMuß wißen was jhm wardt von oben kundt gethan.Er sey auch wer er wil der den Hebreern schreibet⧸So ists doch daß er wol hier vnbetrogen bleibetJn dem was Gottes geist jhn selber hatt gelehrtVndt von den zwölffen auch mitt ohren angehört.

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Vndt nicht wolten lügen.

Weil sie die wißenschafft nicht kundte nun betriegen⧸Sag’ ich daß sie auch nicht gelüstet hatt zue lügen⧸Mitt wußt vndt willen zwar; dann was gesagt darfürVon dieser gantzen lehr’⧸ erkleckt vns auch allhier.

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Sagt jemandt⧸ diese leut’ erzehlen von den dingenDie selber sie angehn⧸ so wil ich diß erzwingenAuff kräfftigern beweiß: was bringt sie in den standt?Die wollust⧸ ehr vndt guet? gantz nicht es ist bekandtDas wem der Gottesdienst zue dieser zeit beliebetWar durch verfolgung⧸ druck⧸ vndt creutz vndt schmach betrübet.Was Christus sache nun zue jhrer hatt gemachtWar⧸ dieser eitelkeit der erden vngedacht⧸Nur lauter Gottesfurcht: als wie dann auch jhr lebenDem Gottesdienste nur zue eigen war ergeben:Wer sein gemüte nun demselben räumet einDer wirdt nicht wieder sich vndt sein gewißen sein⧸Jn wercken soncherlich so leiten zue den wegenDaran die seligkeit der menschen ist gelegen.Schaw jhre bücher an: sie sagen allesamptDaß Gott die lügen strafft⧸ vndt den betrug verdammt⧸Vndt solten sie jhr werck vndt offenbare schrifftenMitt lügen selber noch beschmeißen vndt vergifften?So hett’ jhr hertze ja an falscheit gantz geklebt⧸Vndt jhre schmach der lehr’ vndt leben wiederstrebt:Der lehre⧸ die vns Gott nur einig fürchten lehret⧸Dem leben⧸ da man nie was böses von gehöret:Ja die so jhnen haß vndt feindtschafft angethan⧸Die ziehen wieder sie durch auß nichts ärgers anAls daß sie vngelehrt⧸ schlecht⧸ vnerfahren weren;Das⧸ wann es also ist⧸ nichts falsches kan geberen.Hett’ vntrew einem auch von jhnen beygewohntSie hetten jhrer selbst mitt schreiben wol verschontVon dem wie allesampt so schwach zue letzt erschienenJn jhres Meisters noth⧸ vndt wie der best’ auß jhnenDen Herren dreymal hatt verleugnet in der nacht

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Da er durch hangekrey zur buße wardt gebracht.Gott selbst damit auch wir sie höher halten sollenHatt großes wunderwerck durch sie erweisen wollen⧸Worauff sie sich dann auch beruffen recht vndt frey⧸Mitt nennung die person⧸ wann⧸ wo⧸ vndt welcherley⧸Vndt diß frey offentlich für aller welt gesichte⧸Daß jeder kundte gehn auff zeugen für gerichte⧸Ob jhnen wol bewußt was etwan für gestaltWar mitt der Juden rhat’ vndt Römischer gewalt:Wie beydes die vndt die genaw nach diesem stündenOb jhnen möglich sie auff lügen zue befinden:Warumb diß fester ist als Cesars schrifft mag seinWas bey Pharsal von jhm geschehn⧸ vndt vmb den Rein.Das Heiden volck so doch die Christen pflegt zue haßen⧸Als wie man lesen kan⧸ muß solches war sein laßen.Phlegon den frey gemacht der Keyser AdrianSchrieb’ auff was Petrus hatt für wunderwerck gethan.Wer Christen bücher auch zue lesen sich wil mühenDa sie die obrigkeit mitt großem eyfer fliehenVmb glaubens freyheit an⧸ vndt wo sie sonsten sichZuewieder aller welt beschützen festiglich⧸Wirdt finden das allda gantz ohne schew vndt schemen⧸Gesagt zue denen wirdt die es gar wol vernemenDaß noch zwey hundert jhar vndt mehr⧸ seit sich gerhürtDer Christenheit begin⧸ man wunder hatt gespürt⧸Besonders doch daselbst wo etwan sindt begrabenDie männer so vns erst das liecht der warheit gaben.

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Beweiß der glaubwürdigkeit selbiger bücher auß den verkündigungen so darinnen stehn.

Die bücher zeugen selbst daß trew in jhnen sey⧸Dieweil darinnen wirdt verkündigt mancherleyDaß nachmals wann die that erfolget⧸ man gesehenDaß Gottes warer Geist es laßen so geschehen:

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Alß diß daß diese lehr’⧸ ein kleiner zweig allein⧸Ein großer baum hernach in kürtzen solte sein⧸Vndt wie ein teig vns muß von wenig hefen quellen⧸So würde dieser baw auch nimmer sein zue fellen.Daß an der Juden stat⧸ so haßten dieses wort⧸Viel menschen anderwerts⧸ von Ost⧸ von West⧸ von Nordt⧸Von Suden⧸ in das reich des himmels solten lauffen⧸Vndt willig laßen sich in Christus namen tauffen:Daß sie gesandtenweis’ auß lehren solten gehn⧸Vndt bey der vrtheilbanck für Herrn vndt Fürsten stehn⧸Vndt daß sie sonderlich hierüber würden tragenVon anverwandten selbst viel vnglück schmach vndt plagen:Daß sie durch haßes grimm nach aller andern nothAuch müßten noch das wort bezeugen durch den todt:Daß Davids große Stadt von der Lateiner händenBeschloßen vndt bestürmt an allem ort vndt endenDer maßen jämmerlich auch würde fallen einDaß weder hauß noch kirch’ vndt thor solt’ übrig sein. Jm fall man glaubt daß Gott das thun der welt regiret⧸

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Auß der fürsorge die Gott gehörte darüber zue tragen.

Daßelbte zue vorauß was seinen dienst berühret⧸So kan es wol nicht sein daß diese große scharDie Gottes ehr allein betrachtet jmmerdar⧸Daß heer so in die zahl der fromen Christen kommen⧸Ein vnwarhafftigs buch soll haben angenommen:Ja daß viel mehr noch ist⧸ nach dem von zeit zue zeitDurch mangel warer gunst⧸ durch eigensinnigkeit⧸Durch ehr vndt geldes geitz⧸ durch stoltzen wahn im wißenDas arme Christenthumb in stücken ist gespließen⧸So viel man hören kan⧸ vndt jemals hatt gehörtJn derer mittel nur bedient wirdt vndt geehrtDer erd’ vndt himmel schuff vndt sie als Gott regieret⧸

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Vndt Jesus als jhr Herr der sie zum leben führet⧸Ziehn diese bücher an für gültig in gemein⧸Ob etwas außgesetzt zwar mag darunter sein⧸Worauff sich so genaw die lehre nicht darff gründen⧸Vndt deßen innhalt auch ist anderwerts zue finden.Ein mächtiger beweiß es sey gewiß vndt warWas diese guet zue sein bekennen gantz vndt gar⧸Die durch der zwispalt luſt also zue felde liegen⧸Daß was der eine sagt der andre wil bekriegen: War ists daß jhrer wol vorher gewesen sindt

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Antwort auff den einwurff⧸ daß leute gewesen welche viel von diesen büchern verworffen haben.

Die aller meinungen verschlugen in den windt⧸Vndt mühten also sich die schrifften zue bestreiten⧸Sehr vnbescheidentlich⧸ so nicht auff jhrer seiten:Es waren aber die so theils in neidt gefaßtDie Juden⧸ vndt darumb der Juden Gott gehaßt;Theils furchtsam nach gefolgt des Moises gesetzen⧸So daß sie jhn gedurfft gar über Christus schätzen:Doch diese worden auch geworffen sämptlich beyVom gantzen Christenthumb’⧸ als von der frucht die sprew⧸Zue zeiten als man noch nicht wegen scharffer fragen⧸Noch wegen vnterscheidt an speisen vndt an tagen⧸Einander nicht versagt die brüderliche huldt⧸Vndt was nur leidlich war ertragen mitt gedult.Der ersten jrrthumb darff ich hier nicht groß erwegen⧸Dieweil es ja genung sie gantz zue wiederlegenWas ich vorher gesagt⧸ da ich zue zeigen namDen höchsten Gott zue sein von welchem alles kam.Was buch man auch wil sehn das jhnen noch verblieben⧸Vndt daß ein lehrer nur von Christus hatt geschrieben⧸Zeigt klärlich⧸ daß der Gott von Christus ist gelehrtDer alles schuff⧸ vndt auch durch Moses wardt geehrt.

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Den andern wil ich auch beweiß thun nach genügen⧸Wann alles Judenvolck wirdt red’ vndt antwort kriegen:Diß sag’ ich mittlerzeit daß der ist vnbedachtDer Paulus hohen dienst vndt ampt nicht nimpt in acht⧸Durch den Gott also viel hatt kirchen wollen bawen⧸Durch den er solches werck vndt wunder laßen schawen;Daß da er hizig war auff aller Christen blut⧸Jn seinem besten lauff’ jhm Christus nam den muth⧸Daß er mitt mehrer krafft als jemandt ist gezogen⧸Erleuchtet durch den geist; wie nicht kan sein erlogen⧸Auß vrsach als erwehnt⧸ weil jhm wol wißendt warEr köndte dieses nicht bekennen ohn gefahr.Hatt’ jhn dann Jesus lieb⧸ gab er jhm solche gaben⧸Wie kundte dieser mann doch lust zue lügen haben⧸Vndt falsch im lehren sein? wie daß er dieses schriebWas den gesetzen feindt? was war es daß jhn triebMitt eyfer ab zue thun den glantz der alten sitten?Zwang die beschneidung jhn? er war ja selbst beschnitten.Fiel jhm dann etwan auch zue schwer der Sabattag?Er hielt den gottesdienst so viel ein mensch vermag.Kundt’ jhn dann das verbot gewißer speisen regenDer willig vndt auß noth offt hatt zue fasten pflegen?Hatt jhn ein opfferthier zue schlachten dann beschwertDer täglich seinen leib zum opffer hatt gewehrt⧸Zue schlägen offtermals⧸ zue pein vndt harten banden⧸Der stündtlich seinen todt zue tragen war verhanden?Sucht’ er zue locken dann das volck durch worte-lust?Er hatt das Christen joch vndt last ja selbst gemustJn solcher schweren zeit auff seine schultern nemen⧸Da keiner sich gedurfft des Judenthumbes schemen.Für wenig gaben sie die gantze haab’ vndt guet⧸

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An eines tropffens stat jhr leben⧸ leib vndt blut.Er schweigt auch nicht daß er die rechte handt bekommenVon Jacob vndt Johann vndt Cephas⧸ vndt genommenAls jhrer lehre pfandt⧸ in der er allezeitGegangen⧸ wie er sagt⧸ auff lieb’ vndt einigkeit:Nun hatt er dazuemal diß an den tag gegebenDa Cephas vndt Johann noch waren in dem leben⧸Die wann er anders was gelehrt als sich gebührtSich sonder zweiffel auch wol hetten außgeführt.O herrliches geschirr⧸o fackel dieser erden⧸Dein werck muß jederzeit von vns gepriesen werden⧸Danck mußt du haben⧸ danck⧸ du zeigst wie jederman⧸Das recht so Christus vns erkaufft hatt⧸ haben kan. Nach dem nun durch beweiß vnlaugbar ist verblieben

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Antwort auff den einwurff⧸ als ob in den büchern des newen Bundes etwas zue finden das nicht glaublich sey.

Daß diese männer diß von welchem sie geschriebenWol wußten⧸ daß sie auch kein’ vntrew hatt verführt⧸Daß ferner Gottes geist jhr hertze hatt regiert⧸Wie Gott hatt selbst bezeugt mitt großen wunderwercken⧸Vndt daß es Gottes macht auch zuestundt sie zue stercken⧸Zue sehn auff dieses thun⧸ damit die warheit nichtDem volcke würd’ entruckt das Gott vmb hülff’ anspricht⧸Was wil man wol für schein vns vnter augen bringenDaß nicht zue glauben sey den büchern aller dingen?Zue sagen daß es viel so falsch ist drinnen hattJst weit noch nicht genung⧸ man zeige dann die that.Dann warumb wolte man doch von geschichten schreibenSolt’ alles vngeglaubt vndt vnverstanden bleiben?Wann jemandt sagen wil daß wir darinnen sehnViel das vnmöglich ist vndt nimmer kan geschehn⧸Dieweil wir mitt beweiß genung entgegen gehenDaß es wol möglich sey daß jemandt soll erstehen⧸

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Wann daß es Gott geliebt⧸ vndt daß Gott eigner krafft⧸Nicht auß der dinge macht⧸ was er wil thut vndt schafft⧸So wirdt der einwurff vom vnmöglich sein verreinet⧸Weil dieses möglich ist das es zue sein nicht scheinet.Sagt jemandt⧸ die vernunfft so in vns pflegt zue seinKömpt mitt den dingen nicht so hier stehn überein⧸Jch bin des gegentheils: wie kan man diß wol deutenDaß solche große zahl von klugen⧸ weisen leutenDem hetten nachgefolgt nun sechszehn hundert jhar⧸Jm falle was hierbey nicht were recht vndt war?Die sache redet selbst. Dann alles was für diesenDurch menschliche vernunfft warhafftig ist bewiesen⧸Daß Gott⧸ vndt ein Gott sey⧸ der alles einig thut⧸Vollkommen⧸ ohn begrieff⧸ weis’⧸ ewig⧸ mächtig⧸ guet:Daß er geschaffen hatt was überall bestehet;Daß seine sorge noch auch über alles gehet;Daß er vns beydes seel vndt leib belohnen kan;Daß vns zue halten steht was er vns kundt gethan;Daß guete mäßigkeit soll zähmen vnsre sinnen⧸Wie auch der eine soll den andern lieb gewinnen⧸Diß alles wirdt von vns sehr deutlich angehörtJm buche das noch jetzt der Christen meinung lehrt.Viel tieffer in das thun vndt wesen Gottes schawenVndt einig der vernunfft zue schwachem ruder trawen⧸Jst gar zue viel gefahr⧸ wie dann die sach’ erweist⧸Wann einer diß verlacht was sonst ein andrer preist⧸Vndt so kriegt ewiglich das wahnen mitt dem wahnen⧸Vnsicherlich gestellt auff schlüpfferige bahnen.Seht wie die klügsten selbst auff vielerley verstandtVerfallen⧸ wann sie diß nur nemen für die handtVon jhrer eignen seel vndt wesen grundt zue haben:

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Viel minder werden sie in Gottes wesen graben.Wer großer Fürsten rhat vndt schluß erforschen wilGeht mehrentheils leer auß⧸ vndt trifft nicht an das ziel:Wie soll sein wille nun von vns wol sein zue findenDa seine weißheit sich von vnsrer nicht leßt gründen?Drumb sagte Plato wol: es wirdt nichts mehr erkiest⧸Von solchen sachen zwar⧸ als was eröffnet istDurch göttlichen bericht. Von Gottes offenbahrungJst nun kein beßer weg noch sicherer erfahrungAls die vns einig zeigt der heilige verbundtGelehrt durch Christus selbst vndt seiner knechte mundt.Man wirdt nicht zeigen auch daß Gott der Herr der erdenVon seinem wesen vns was laßen kundtbar werdenDas dem zue gegen steht⧸ vndt daß er nach der zeitEin anderes gesetz’ ertheilt der sterbligkeit.Was zuevoran mag sein befohlen⧸ kan nicht machenVnkräfftig diese schrifft. dann mittelbare sachenJn denen ist kein muß⧸ noch einer schande schein⧸Die können baldt geschafft⧸ baldt abgestellet sein.Gott kan zue einer zeit auch einen fehler leiden⧸Zur andern schärfflich jhn gebieten zue vermeiden.Nun sehn wir⧸ wann ein thun schon diesen zweck erreicht⧸Daß stets das ältere dem newen rechte weicht. Diß was man weiter sagt⧸ daß in gewißen orten

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Antwort auff diß⧸ daß in diesen büchern selbst ein ort wieder den andern sein solle.

Die schreiber überein nicht stimmen an den worten⧸Vertret’ ich dergestalt: daß viel mehr diß geschieht⧸Daß alles was die lehr’ anlangt so gleiche sieht⧸Daß diß zue halten sey nicht für die minste klarheitDie vns zwar überzeugt von der auffrechten warheit.Kein anhang einer lehr’ vndt einer weißheit scharSindt einig wie das volck des creutzes ist vndt war.

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Noch Sammais verfolg⧸ noch Hilles lehr vndt wesenTrug also über ein; in künsten vom genesenGeschicht es offtermals daß ein Hippocratist.Dem andern etwas zeigt was er nicht wol gemißt.Wir sehn wie Xenophon vom Plato geht zur seiten⧸Vndt wie Chrysippus sucht Cleanthes zue bestreiten:Wie in dem Römer recht’ hier der nicht glauben kanWas jener⧸ vndt folgt doch auch dem Sabinian.Ja was viel mehr noch ist⧸ wir sehn daß jn den rechtenBißweilen Vlpian wirdt mitt jhm selber fechten.Bißweilen billicht auch der kluge StagiritDiß was er baldt hernach nicht mehr für guet ansieht.Die vnsern sieht man nie einander wiederstrebenWas glaubens sachen sindt⧸ vndt satzung recht zue leben.Sie sagen⧸ also viel vndt wenig es auch sey⧸Von Christus leben⧸ tod’ erstehung einerley.Was nun den streit belangt der etwan wirdt genommenAuß was⧸ vndt wann⧸ vndt wie⧸ so kan es leichtlich kommenDaß ein ding zwey mal sey geschehen⧸ als wie pflegt⧸Wie gleichsfalls daß ein mann vndt ort zwey namen tregt⧸Vndt so dergleichen mehr⧸ daß die so es verstündenDem streite leichtlich wol den außschlag kündten finden.Ja jhren worten wirdt hierdurch mehr krafft gemacht⧸Weil vnterredung sie nicht bringet in verdacht:Dann hetten sie jhr thun gemengt mitt losen schwencken⧸Sie hetten fug gehabt zuesammen nach zue dencken⧸Vndt alles solcher art verbunden fest vndt feinDaß gar kein vnterscheidt zue sehen würde sein.Wo ferren wir vns auch an diesem wolten stoßen⧸So were der gebrauch der bücher gantz geschloßen⧸Jnsonderheit in dem was die geschicht angeht:

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Dann niemals fast ein ding in zweyen büchern steht

Da nicht ein vnterscheidt sehr leichtlich wirdt gefundenJn dem was etwan ist von orten oder stunden.Der Halicarnaßé hatt glauben⧸ dennoch blühtDer Pataviner⧸ vndt der Megalopolit.Wie viel noch minder dann im lesen der papirenDie vns den weg gezeigt der herrlichsten manieren⧸Den nun von langer zeit die gantze welt bewahrt⧸Weil vns die frömste schar jhn hatt geoffen bahrt⧸Gehört dargegen vns was tunckels an zue regenDaran der sache nicht⧸ noch vns auch ist gelegen? Weil nun die bücher selbst nicht führen solchen schein

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Antwort auff den einwurff von zeugnißen von außen: vndt beweiß daß dieselbten mehr für die bücher als wieder sie sindt.

Warumb jhr ansehn kan bey vns geringer sein⧸Laß sehn ob jemandt was dargegen ein wirdt führenDurch zeugniß welches je von außen her kan rhüren.Jch sage sicherlich daß er nichts finden magVndt wann er vmb vndt vmb gleich nachsucht jhar vndt tag⧸Als was von leuten kömpt die nach der zeit geboren⧸Vndt gleichsam feindt zue sein der Christenheit geschworen⧸Doch welcher leugnung nichts ist als ein bloßes wort⧸Darinnen kein beweiß kan haben stat vndt ort.Hergegen haben wir gesagt mitt waren gründen⧸Des buches innhalt sey des theiles auch zue findenBey leuten so vns feindt. Dann der Rabin gesteht⧸Der Römer feder auch⧸ daß vnser Herr erhöhtAm creutze worden sey⧸ daß sich in seinem lebenVndt durch die seinen auch viel wunder hatt begeben.Jch setze diß darbey; wann man den schreiber liestSo vnter Titus handt gefangen worden istDer in ein rawes feldt vndt steine ließ verfellenDie stadt Jerusalem mitt jhren schönen wällen;

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Man wirdt Herodes sehn⧸ vndt denen nechst auff jhnEin theil der Römer-kron’ vndt herrschafft wardt verliehn⧸Vndt wie der wilde Fürst⧸ der also wardt verführetDurch vnzucht daß er auch des brudern weib berühret⧸Getödtet durch das schwerdt den heilgen fromen manDer erstlich hatt das volck getauffet im Jordan:Vndt wie derselbte Fürst gerhürt von Gottes händenVon leusen abgezehrt das leben mußen enden;Daselbst ist auffgesetzt wer der Pilatus sey⧸Es steht Drusillen mann vndt Festus auch darbey.Es hatt der Tacitus gemerckt zue welchen zeitenDer Nero hatt bedrengt die Christen aller seiten.Der niegesehne stern der damals erst entstundtAls vnser Heylandt kam in dieser erden rundt⧸Wie alle welt erbebt⧸ die Sonn’ am hellen tageBey vollem monden sich gezeigt mitt schwartzer klage⧸Recht kommendt auff die zeit da Jesus für die schuldtDes menschlichen geschlechts den todt trug mitt gedult⧸Diß haben auffgemerckt als vnerhörte sachenDie bey der Heydenschafft des himmels lauff kundt machen.Das alte Christenthumb zog beydes diesen scheinVndt auch die bücher an so waren landtgemein.Selbst Julian gestundt der stern der sey gesehen⧸Vndt Phlegon hatt gemerckt das andre so geschehen. Nicht seh’ ich wie was mehr kan werden fürgebrachtWarumb man halten soll die bücher für verdacht⧸

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Antwort auff den einwurff von verenderung im außschreiben.

Dann diß noch daß sie nicht in allem so verbliebenGleich als sie erstlich zwar vrsprünglich sindt geschrieben.War ists daß in der schrifft so stets von handt zue handtWirdt offtmals nach gemalt⧸ durch eil’ vndt mißverstandtBuchstaben oder was dergleichen außen bleiben;

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Man kan auch wol ein wort an stat des andern schreiben:Des endes punct kan baldt gesetzt zur mitten sein;Da klebt ein wenig an⧸ da geht was anders ein;Der bücher glauben soll darumb nicht bey vns weichen:Man muß die eine schrifft mitt anderer vergleichen:So sieht man welcher text vorher geschrieben sey⧸Vndt was am meisten wirdt bezeugt⧸ dem fellt man bey:Doch daß der newe bundt⧸ der von vns wirdt gelesen⧸Verfelscht soll sein durch list vndt angestelltes wesen⧸Vndt anders was geschehn von welchem sey versehrtEin hauptstück der geschicht vndt etwas das man lehrtSoll noch erwiesen sein. man wirdt kein buch gewehrenDrauß diß erscheinen kan: kein zeuge wirdt’s erklerenWie alt er gleich sein mag. Man gab es auch zwar für⧸Doch war nichts gründtliches von vrsach’ je allhier⧸Vndt kam von leuten her so die in fluch vndt haßen⧸Die diesen büchern huldt⧸ stets pflegten an zue faßen.Wiewol nun der beweiß von dem wirdt recht begehrtDer schrifften lengst für guet erkandt zue lügen kehrt⧸Doch wil ich gleich so wol erweisen diß hergegen⧸Daß was gesaget wirdt nicht hatt geschehen mögen.Zum ersten können ja nicht gar verendert seinDie bücher⧸ oder auch zum theile nur allein:Dann wir ja mitt beweiß für diesem klärlich schawtenDaß diß die schreiber sindt worauff die schrifften lauten.Wann dann ein theil allein auch ist darvon erdachtDas an der wichtigkeit was sonderbares macht⧸Man würde baldt es sehn als wie man bey den taubenDie agelaster sieht⧸ vndt eine nuß bey trauben;Daß jetzt weit anders ist: weil alles was da steht⧸Wie vormals ist gesagt⧸ auff eine weise geht.

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Auch ist kein zweiffel nicht⧸ da die berhümbten heldenVndt lehrer auffgesetzt was sie gepflegt zue melden⧸Daß jeder Christenmensch gesehn mitt großer hutWie er an sich vermocht zue bringen dieses guet⧸Daß die abschrifften so in kurtzer zeit mitt hauffenEuropen⧸ Asien vndt Libyen durchlauffen:Ja in den kirchen laß man diese bücher garDa Paulus eigne handt durchauß zue finden war⧸Wie der zeugt welcher zwey mal hundert jhar geschriebenNach dem die magdt gebohrn so reine magdt verblieben.Ein so bekandtes werck⧸ getheilt dermaßen auß⧸Jn allen kirchen kundt⧸ verwahrt durch manches hauß⧸Das kan nicht sein verfälscht⧸ wie man es wollen wenden:Was für betrug vndt macht kan so viel augen blenden?Das Syrische⧸ so noch der Maronit behelt⧸Jst baldt nach erster zeit vom Griechischen gestellt⧸Worvon viel zeichen sindt: so ist auch stracks entsprungenDiß was der Mohr gebraucht in Abißyner zungen⧸Vndt das Arabisch’ auch: nim hierzue das Latein:Nun sehn wir diese vier in allem gleiche sein.Des glaubens lehrer nun⧸ so in den dienst sindt kommenSehr kurtze zeit nach dem Johan hinweg genommen⧸Wann sie erkleren diß was sey der newe bundt⧸Vndt ziehn die lehr herbey so da hatt jhren grundt⧸Bezeigen daß diß buch so gantz in jhren tagenSey worden der gemein’ als heute fürgetragen.Daß jemandt damals sey gewesen von der machtDaß er was jhm beliebt zue wege gantz gebracht⧸Wer den Tertullian vndt Jrené wirdt lesen⧸Vndt Cyprian darbey⧸ wirdt sehn ein anders wesen.Die diesen sindt gefolgt⧸ sehr viel vndt hochgelehrt⧸

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Die fleißig nach gesucht was auff beweiß gehört⧸Die haben diese schrifft vndt bücher angenommenNicht anders als sie vns noch jetzt zur handt sindt kommen.Es steht das Christenthumb fast überall in streit⧸Daß sich den beydes noch begeben dieser zeit⧸Vndt längest auch zuevor⧸ doch meist seit Gott auß gnadenDie kirch’ auß vieler pein durch Constantin entladen:Nun diese⧸ welche nur der lehre pflichten beyDas Jesus Christ jhr herr vndt Gott jhr schöpffer sey⧸Ziehn diese bücher an in allen jhren dingen⧸Worauß sie den beweiß zue jhrer meinung bringen.Die theile köndten nie recht stimmen über ein⧸Dem einen würde diß⧸ dem das zuewieder sein:Wann etwas falsches wer’ in einer schar zue finden⧸Die andern hetten sich daran nicht laßen binden;Vndt lieber allesampt die vntrew fürgelegt⧸Vndt alle menschen auch darwieder angeregt.Vndt hette dann ein theil es so weit können bringenDaß allgemeine buch auff seinen sinn zue zwingen⧸Zue endern nach begiehr⧸ man schielte solchen wahnAuß diesem buche nicht⧸ als jetzundt wirdt gethan.Auch Gottes gueter schirm gestünde diß mitt nichtenDaß vnfall oder list zue wege solten richten⧸Daß durch verenderung der schrifften die man hatt⧸ Darinnen auffgesetzt des Höchsten hülff vndt rhat⧸So viel vnschuldigs volck⧸ viel tausendt tausendt scharen⧸Die embsig sindt den weg der warheit zue erfahren⧸So solten sein verführt durch einen falschen schein⧸Daß den betrug zue fliehn vnmöglich solte sein.

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Beweiß der glaubwürdigkeit der bücher des alten Bundes.

Was von dem newen Bund’ ist biß an her erschienen⧸Das kan ingleichen auch zue klarer rettung dienen

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Der bücher vier mal sechs⧸ so zeigen Moses lehr

Vndt satzung vndt was noch gesetzt ist mehr vndt mehr⧸Von männern eingeführt⧸ bekandt auß wunderwercken⧸Vndt derer feste trew vndt glauben sonst zue mercken⧸Die Esdras der Levit⧸ groß an geschickligkeit⧸Zuesammen hatt gefügt so haben seiner zeitAggeus vndt der Sohn des Haddo auch geschrieben⧸Vndt Malachias noch⧸ durch Gottes geist getrieben.Vnnötig ists daß hier noch ein mal wirdt gedachtWas ich zue Moses ehr’ erst newlich vorgebracht.Viel anders in der schrifft der Juden auffgemercketWirdt durch bezeugungen der Heiden auch gestercket.Der bundt mitt Salomon des Königes von TyrWar auffgemerckt in dem Sarramschen papir.Der König Vaphres herr an Nilus reichem strande⧸Nabuchodonosor das haubt so vieler lande⧸Vndt Cyrus⧸ vndt wer mehr die kron hernach erwirbtBiß auff Darius zue der bey Arbela stirbt⧸Die sindt den Griechen kundt. Gewiße schreiber machenVon Juden ein gesprech’⧸ vndt nennen jhre sachen⧸Gleich als Josephus vns durch zeugniß überhäufftJm buche welches er der erden klingel täufft.So geben Trogus auch vndt Strabo vns zue lesenWie weise⧸ klug vndt from der Juden volck gewesen⧸Wie dieser tugendt preiß die sein recht jederm giebtMitt warer gottesfurcht zuegleiche wardt geliebt.Des newen bundes buch zeigt wie in vielen dingenDes Herren diener offt⧸ vndt selbst der Herr⧸ auch bringenAls kräfftigen beweiß des buches schrifft heranDas der Hebreer volck noch jetzt führt auff die bahn.Vndt da der Herr auch wil den Schriffgelehrten zeigen

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Wormit sie jhren gang von Gottes satzung neigen⧸So sehn wir daß er nicht im minsten setzt darbeyDaß selbst die heilge schrifft durch sie verfälschet sey:So mußen alle die so in den bundt gehören⧸Der new ist⧸ auch das buch des alten bundes ehren.Vndt daß hernach in dem was wichtig wirdt geschätztDas buch verfälscht soll sein⧸ ist leichtlich zwar geschwetzt⧸Doch sonder allen grundt. Ja es ist wol zue spürenDaß gantz vnmöglich sey dergleichen ein zue führen⧸Dieweil das Judenvolck vndt so das buch fortanVon Osten war zerstrewt biß durch die Westen bahn.Zehn stämme sindt als lengst noch Christus nicht verhandenNach Medien geführt in den Chaldeer-banden.Den andern zweyen auch⧸ ob gleich erlaubet warDer rückweg⧸ blieben doch nicht wenig gantz alldar.Der Macedonjer hatt gemacht viel Juden ziehen⧸Zue kriegen bürgerrecht⧸ in sein Alexandrien.Antiochs tyranney⧸ das landt hernach geplagtDurch Asmoneér streit⧸ hatt viel hinweg gejagt:Wornach der schwere krieg des Magnus erst ist kommen⧸Die stadt das andre mal vom Soßius genommen:Durch welches vnglück viel zue weichen anlaß kriegt⧸Der hin wo Battus stadt im heißen sande liegt⧸Der andre nach Ephes⧸ vndt nach des Taurus höhen⧸Vndt wo die Tiber rinnt⧸ wo Griechen mawren stehen.Fast ein dreyhundert jhar eh als Meßias kamDer König Philadelph⧸ der müh vndt sorge namDer Juden schatzungs buch durch siebenzig zue wendenJn Griechisch⧸ die er jhm von Sion laßen senden⧸So daß nun nicht allein war dieses reiche pfandtBey Juden⧸ sondern auch in aller Griechen handt:

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Worvon die abschrifft noch verbleibt in jhrem wesen⧸Vndt mitt dem jenen stimmt was selbst die Juden lesen.Dann auch zur zeit die nechst an Christus leben trifftWardt für Jerusalem gemacht des Thargum schrifft⧸Vndt noch ein anders buch für Babels vntersaßen⧸Die das Hebreische mitt aller meinung faßen.Vndt dann die bücher auch so nachmals noch darbeyJn Griechisch worden sindt gesetzt durch andre drey:Die⧸ als Origenes sie fleißig überlesen⧸Einander niergendt nicht zuegegen sindt gewesen.Der eine so nicht lengst nach Christus kömpt zur welt⧸Vndt dem Caligula der Juden bitt’ einstellt⧸Erklert was Moses hatt verboten vndt befohlen:Der andre Jude der hatt liegen sehn in kohlenDie väterliche stadt⧸ erzehlt von fornen anDer welt begin vndt lauff biß auff Vespasian.Sie beyde zeigen an daß diß buch damals ebenGewesen wie es vns wirdt in die handt gegeben.Vndt zue derselbten zeit wardt täglich fort vndt fortDurch alle welt zerstrewt der Christen edles wort.Die solchem nun geglaubt die hatt es nicht verdroßenZue lesen das gebot so selbst von Gott entsproßen.Die bücher weisen es⧸ darinnen überallBerhürt sindt die gesetz’ in einer großen zahl⧸Vndt gleichen sich in dem was etwas mag bedeutenMitt der schrifft die man findt bey Jsraëlschen leuten.So hatt das Christenthumb den nachklang nie gehörtDaß es Hebreisch nicht gewesen wolgelehrt⧸Diß hatt die schrifft gegleicht die newe mitt der alten⧸Vndt keine falscheit doch gespürt im gegenhalten:Kein mensch hatt je gesagt der Juden trew vndt pflicht

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Sey wie sie solte sein in diesem stücke nicht:Der Juden⧸ denen wir die ehre mußen geben⧸Daß sie hierüber fast in angst vndt kummer schweben⧸Vndt nemen diese schrifft darmit sie Gott bedachtBiß auff den minsten punct in große hut vndt acht.Ein gar gewißer schein von jhrem wolbewahrenJst daß das Christen volck kan deutlich offenbahrenAuß jhrem buche selbst daß Jesus sey das hauptVon deßen zuekunfft schon die Juden lengst geglaubt.Ende des Dritten Buchs.

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DAS VJERDTE BVCH.

VJel lieben von dem strand’ auff einen hin zue schawen

Deutlichere wiederlegung der lehren die mitt der Christlichen lehre streiten: vndt erstlich des Heidenthumbs.

Der in gewitters noth die strenge see muß bawen:Viel lieben auß der stadt von der gefahr befreytZwey läger an zue sehn vndt jhren heißen streit.Vns⧸die der warheit krafft macht bey dem himmel schweben⧸Von da wir andere gehn tasten nach dem lebenJm jrrungsgarten sehn⧸ in dem der krumme pfadtArglistig seinen weg stets wieder in sich hatt⧸Geziehmet daß wir auch in vns erbarmnüß hegenDes volckes welches jrrt von seinen rechten wegen⧸Vndt⧸nemendt in die handt das vns ertheilte liecht⧸Gott bitten daß er woll’ erkleren jhr gesicht.Ob wir nun mehr vns wol genung bemüht für diesen⧸Weil lügen da erscheint wo warheit wirdt erwiesen⧸So wollen wir doch sehn wie auch werd’ abgeführtDer weg so eigentlich auß andrer satzung rührt⧸Mitt Heiden⧸ Judenvolck’ vndt Türcken vns besprechen⧸Vndt auff die hülffe gehn nach jegliches gebrechen⧸Mitt bitte bester art an alle menschen hier⧸Bey denen dieses werck mag kommen etwan für⧸Sie wollen jhren sinn der warheit grunde bieten⧸Entblöst von haß vndt gunst vndt angewehnten sitten:Dann alle dieses thun gesetzt auff falschen wahnMacht daß des vrtheils spruch gerecht nicht fallen kan. Zum ersten wil ich nun vom götter-dienste sagen⧸

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Daß nicht mehr als ein einigen höchster warer Gott sein kan.

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Von dem sich Abraham auß Vr hatt laßen jagen.Jst jemandt der von Gott nun fellt der meinung bey

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Daß in zwey theil vndt mehr die Gottheit trennlich sey⧸So haben wir gezeigt da wir das werck anfiengenDaß nur kan einer sein⧸ die vrsach aller dingen. Daß diß warhafftig sey gestehen auch wie wir

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Was die geschaffenen geister belangt⧸ daß sie guete oder böse sindt.

Die klügsten jhrer schar⧸vndt geben also fürDaß einig ein Gott sey (das wort für sich genommen)Vndt dann daß von jhm sindt auch andre götter kommen⧸Zue wißen geister⧸ die⧸ am wesen wunder fein⧸Mehr pflegen als der mensch in witz vndt macht zue sein;Doch angesehn sie vns beynebenst selbst bekennenDaß wir die geister recht guet oder böse nennen⧸Vndt weil mich die vernunfft auch selber weiset anDaß ein geschaffner geist zum bösen wancken kan⧸So sag’ ich daß der dienst der bräuchlich ist bey HeidenNoch zue kömpt noch sich fugt auff einen dieser beyden. Wil jemandt die er ehrt die geister nennen guet⧸

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Daß die Götter nicht mußen geehrt werden⧸ als auff befehl des höchsten vndt waren Gottes.

So gehts nicht daß er diß nur auß vermutung thut⧸Es muß beweiß da sein. Wann jemandt dir wil sagenJm feld’⧸er sey guet freundt⧸ du wirst die losung fragen.Du nimpst auch keinen an daß er gesandter sey⧸Er bringe dir dann erst den glaubens brieff herbey.Da muß auch sein gemerckt ein vnterscheidt im ehren⧸Was geistern⧸ vndt dem Herrn der Herren wil gehören.Man muß auch wißen ob der allerhöchste GottHatt jemandt außer jhm gegeben das gebotSo daß er vns auß gunst was solle können gebenDaran gelegen sey diß oder jenes leben:Was jeden geistes ampt⧸ wie weit er solches führt;Was mehr an dem für krafft als jenem wirdt gespürt.Ein wolbestelltes reich pflegt jedern so zue schätzenAls wie der König jhm vergönnt in den gesetzen.

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Nun wirdt beym Heydenthumb gar kein beweiß erkiestDaß je der höchste Gott⧸ der außer anfang ist⧸Jhm anbefohlen hatt das wenigst’ oder meisteZue opffern dem vndt dem von jhm erschaffnen geiste:Vndt daß (ohn welches nur der dienst den jrrweg eilt)Er jeglichem sein ampt vndt ehr hatt abgetheilt:Ja Plato lehrt vns selbst es sey das ampt der weisenAllein den großen Gott zue ehren vndt zue preisen.Es ist auch zweyffels frey daß⧸wem Gott ist geneigt⧸Jhm alles günstig sey was Gott den dienst erzeigt. Hier ists nicht⧸ mehr ists war daß die so von altaten

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Beweiß daß die Heiden bösen geistern gedienet haben⧸vndt wie vnbillich es sey.

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Das räuchwerck angesehn nicht guete geister waren:Sie hetten sonst das volck so jhnen ehr’ erdachtGewiesen hin zue Gott von welchem sie gemacht:Da sie nur gantz gesucht die ehre zue erreichenDie jhm allein gebührt⧸ vndt den mitt sich zue gleichenAls jhren mittgott nur vndt einen jhrer scharDer alles guete giebt⧸ der ewig ist vndt war.Man kan der geister art auch auß den dienern merckenJn dem was sie gereitzt mitt dieser geister wercken.Die schnöden tichter zwar durch die erfunden sindtDie Götter welche man im ehebruche findt⧸Den Gott so sich verkehrt in vögel vndt in stiere⧸Damit er vnzucht treib’ vndt Weibesvolck verführe⧸Bekommen rhum vndt lohn: der Epicurer heer⧸So lehret Gott sey faul⧸ vndt herrscht nur ohngefehr⧸Vndt heißt die gottesfurcht vndt tugendt leichte schätzen⧸Wardt darumb nie gestrafft von einigen gesetzen.Was dienst auch der Tyrrhén vndt Griech ertichtet hatt⧸Was opffer Jlion⧸ vndt der Memphite that⧸Wie frembd’ es war⧸was streit bey jhnen sich gefunden⧸

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War alles doch so weit als Rom geherrscht verbunden.Allein den Juden nur wardt spöttlich nach gesagt⧸Vndt jhr dienst offtermals verbannt vndt außgejagt.Der Christen glaube muß nicht nur verdruckung leiden⧸Er wirdt auch abgestrafft mitt brennen vndt mitt schneiden.Wie kömpt es das sie zwey mitt solcher schweren last⧸Wo die abgötterey gewalt hatt sindt gehaßt?Jst’s darumb weil sie nicht die Götter gleichfals ehrten?Diß thaten andre mehr von schlechten vndt gelehrten⧸Als jetzt erwiesen ist⧸ vndt blieben dennoch frey.So ists gewiß daß dann nichts anders vrsach sey⧸Dann daß von jhnen nur pflag höchst geehrt zue werdenDer einig große Gott so himmel schuff vndt erden:Worauß man mercken kan daß dieser geister ziehlDem waren Gott den dienst vndt ehre rauben wil:Dann alles dulden sie was jhm meint ab zue sprechen⧸Vndt was jhm zuegehört das suchen sie zue brechen.Der Götter boßheit kan ein jeder gleichfalls sehnJm dienste welchen sie erfodern zue geschehn.Sie pflegen jhren grimm durch menschen blut zue laben:Das volck muß gantz entblößt durch jhre kirchen draben:Der eine wirdt geehrt durch schertz vndt narrenspiel⧸Vndt durch was ärgers noch das ich nicht nennen wil.Diß muß der Römer schrifft vndt Griechen witz bekennen⧸Porphyrius sagt ja⧸ vndt wil es anders nennen:Ein großes theil darvon bleibt auch noch diesen tag⧸Als wie man in Brasyl vndt sonst wo mercken mag.Was suchen wir beweiß⧸ weil sie die hände faltenFür geistern die sie doch für böse selbst gehalten?Wie die Alastores vndt Kakodémons sein⧸Vndt Vejoves genennt im älteren Latein:

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Vndt den die Persier den Arimani hießen;Das wir auff diesen tag noch zue geschehen wißenDa wo die see vmbringt den Africaner sandtVon da die Maas’ vndt J das goldt kriegt in jhr landt.Der schwartze Guinean darff vnverschämet streitenDaß er den gueten Gott recht stellet auff die seiten⧸Vndt leßt jhm vngedient⧸ vndt rufft den bösen an⧸Dieweil der guete guet⧸ der böse schaden kan.O mensch⧸ o armer mensch was wirst du an noch heben?Solt du nicht höchsten preiß dem allerbesten geben?Giebst du jhn dem den du doch böse kennst zue sein⧸Jst nicht die ehre falsch⧸ der dienst ein arger schein?Wer seinen Herren leßt vndt sich zum feinde schleget⧸Da weiß man daß jhm spieß vndt radt zue lohnen pfleget;Wie schwerer wirdt von dem dann seine pflicht verkaufftDer von dem gueten Gott mutwillig überlaufft?Wer dann vermeint daß diß mitt Gottes guetheit streiteDaß solche böse that jhn an die straffe leite⧸Betreugt sich sicherlich⧸ dann ist die tugendt guet⧸Vndt tugendt recht⧸ so folgt daß das recht guetes thut:Vom allerhöchsten guet’ hatt alles sein entsprießen⧸Dann höchste guetheit leßt jhr guetsein auch genießen:Von dem es alles ist⧸ hatt über alles macht:So kan dann gegen jhm nichts sein herfür gebracht:Jm fall Gott etwas nun thut oder leßt ergehen⧸So kan nichts böses dann vom bösen geist’ entstehen⧸Als was jhm einig der so nie kan böse seinVon bösem über sie zum besten räumet ein.Was hofft jhr dann von dem der bös’ ist guete dinge?Er zeigt euch speise für⧸ vndt legt zuegleich die schlinge:Die gab’ vndt gifft ist gifft; sein schencken ist nicht recht:

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Wer von dem andern nimpt der wirdt des gebers knecht.

Daß der dienst den die Heiden verstorbenen leuten erzeiget⧸ohngrundt gewesen.

Sagt nun das Heidenvolck daß sie jhr opffer bringenDen seelen welche nicht mehr sindt in diesen dingen⧸So bringen sie herfür den grundt⧸ vndt nicht den wahn⧸Daß Gott den seelen dienst zue leisten kundt gethan⧸Vndt sie zue solcher ehr’ hatt wollen hoch erheben.Daß dann wol hette platz wann dieser menschen lebenAn tugendt gantz vndt gar vollkömmlich auffgeblüht⧸Da man das gegentheil in jhren büchern sieht.Der eine der war Herr in Cretens hundert städtenDem auch sein Vater selbst vom reiche mußen treten;Der ander’ ein Theban vmb deßen truncknen leibSich üppig satzten diß vndt jenes volles Weib⧸Ein andrer auch von dar⧸ der eine nacht drauff kommenDaß er wol funffzigen die Jungfrawschafft genommen:Vndt einer dann zue Rom⧸ der außer aller nothNur durch gesuchten schein schlug seinen bruder todt⧸Vndt so dergleichen mehr. Viel ehe wirdt zerrinnenDer tag so kömpt⧸ eh’ ich mich aller kan besinnen.Nun solchen ehre thun was wirdt es mehr geschätztDann daß man nur das volck durch ehr’ an sünden hetzt?

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Daß sie auch der Sonnen⧸ Monden⧸ Sternen⧸ Fewer⧸ Erde⧸ Lufft⧸ See⧸ vndt dergleichen wieder alle vernunfft dienst erzeiget haben.

Eh als des hauptes wahn den gottesdienst geborenHatt auch das Heidenthumb geehret schon zuevorenVndt ehrt noch diesen tag⧸ als wie das reiche feldtJn Mexica bezeugt⧸ die glieder dieser welt.Des schönen himmels baw⧸ des bleichen mondens hörner⧸Die fackel so das jhar begleitet⧸ vndt was fernerAm blawen dache steht: worzue die lufft auch kam⧸Der erden milte schoß⧸ das waßer vndt die flamm.Jst aber diß vernunfft demselbten ehr’ antragenWas doch nicht faßen kan die worte so wir sagen?

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Von see⧸ glut⧸ erde⧸ lufft halt’ ich es offenbahrDaß sie sindt ohn gehör vndt sinnen gantz vndt gar.Von himmels liechtern nun wer anders wil berichtenKan zwar was im gehirn⧸ doch ohn beweiß⧸ ertichten.Die krafft die sie bewohnt ist klarheit⧸lauff vndt brandt⧸Sonst aber ist nicht da noch wille noch verstandt.Nun kan man keine sach vndt wesen höher schätzenAls jhre wercke sie vns selbst für augen setzen.Der mensch der den genieß von diesen liechtern nimpt⧸So selbst⧸ als auch durch diß was jhm zue statten kömpt⧸Der mensch der durch verstandt die schönheit dieser werckenDas sie doch selbst nicht thun⧸ beschawen kan vndt mercken⧸Der mensch der⧸ da er weit jm ansehn schlechter ist⧸Vndt gegen sie als staub an größe wirdt erkiest⧸Denselbten durch verstandt vndt witz sehr hoch geht oben⧸Maß dem der dieses schickt danck geben vndt jhn loben⧸Muß was sein Herr gesetzt nicht stoßen wieder ein⧸Vndt diesem was jhm dient nicht selber dienstbar sein. Wer meinte daß ein mensch begabt mitt klugen sinnen

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Viel mehr den thieren

Soll haben thier vndt wildt als götter ehren können⧸Den ochsen der das landt mitt einem pfluge kehrt⧸Den wilden adeler⧸ das krieges-tolle pferdt⧸Die Jndianer mauß⧸ den mitt gemachten zehrenBeladnen Crocodil⧸ den löwen frech im wehren?Wie kan diß schelmstück doch genungsam sein verschmäht?Ein thier schweigt oder schreyt⧸ es wiegert oder kräht⧸Doch aber kan es nie kein wort zuesammen leuten⧸Vndt wann es gleich was lernt so kan es doch nicht deuten⧸Noch antwort-mächtig sein auff etwas das man sagt.Dargegen weiß ein mensch zue jedem was man fragtDen namen wie es heißt vndt was es ist zue schwätzen⧸

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Vndt was die zunge spricht auch auff papier zue setzen.Es macht derselbte mensch als ein vernünfftigs thierViel werck’⧸ vndt jegliches auff vielerley manier⧸Die stummen⧸ weil kein werck von jhnen wirdt erkohren⧸Verrichten diß allein worzue sie sindt geboren:Auff eine weise wirdt gewürckt der bienen taw⧸Wie eine spinne⧸ macht die ander’ jhren baw:Die thiere zehlen nicht⧸auch keines ist das mahle⧸Sie sehn nicht das gestirn am hohen himmels saale⧸Noch wie der große Ries’ auff Sudt zue steht vndt winckt⧸Wie der Nordtbawersmann so faul zue waßer sinckt.Der mensch kan in sein joch die starcken ochsen bringen⧸Der wälder grimme zucht durch zaum vndt stricke zwingen⧸Geflügel wirdt für jhn durch habichte gesucht⧸Der spürhundt hemmet jhm des hasens schnelle flucht⧸Der mensch holt seinen raub auß waßer⧸lufft vndt feldern⧸Mitt hamen auß der see⧸ mitt garnen auß den wäldern:Die wilde wüste macht bezwingt er durch verstandt.Ein kleiner Mohr regiert den großen elefant⧸Der⧸ wann er jhm es giebt mitt worten zue verstehen⧸Die schnautze drehen muß⧸ muß auff dem seile gehen:Der gelbe Marokyn der fengt den löwen anDurch fewer bey der nacht⧸ der alles zwingen kan.Das wunderwerck der see der walfisch so zerbrochenEin schiff auff einen schlag⧸ vom hacken eingestochenLeßt sich viel meilen lang durch meer vndt wellen hinAn’s kalte Newe landt mitt einem nachen ziehn.Ja selber kan der mensch auß ottern vndt auß drachenFür seine kranckheit jhm ein guetes mittel machen.Vndt ist was das jhm gleich auch sonst nichts dienen kan⧸So übt er den verstandt zum minsten doch daran:

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Er kan die glieder in vndt außerhalben wißen⧸Vndt sieht wie füglich sie sich auff einander schließen⧸Was für ein vnterscheidt bey dem vndt jenem sey⧸Vndt kömpt vom minsten an dem meisten endtlich bey⧸Biß daß er endtlich dann sich selbst zue sein kan merckenDas höchste meisterstück auß allen erdenwercken:Bey welchem allen scheint des schöpffers große kunstDer auff den menschen wirfft die vnverdiente gunst.Wie kan der mensch dann mehr vndanckbarkeit erzeigen⧸Als daß er für ein thier den edlen leib wil neigen⧸Von deßen fleisch’ er ißt⧸ in deßen haut er geht:Daß er was bitten wil das beten nicht versteht?Daß er diß⧸ deßen werck jhn soll erkennen lehrenDen schöpffer⧸ wil an stat des schöpffers selber ehren⧸Vndt diese götter heißt⧸ ach große schmach vndt spot!Worüber daß er selbst gestellt ist als ein Gott? Das blinde Heydenthumb hatt offtmals mitt altaren

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Auch den zuefälligen sachen⧸ sie sindt böse oder guet.

Die sachen auch beschenckt so nicht bestehendt waren.Jch schweige Feber⧸ Zorn⧸ Fall⧸ vnverschämigkeit⧸Für die man gleich so wol hatt kirchen eingeweiht.Was ist gesundtheit doch⧸ wann ich die warheit schreibe⧸Als guete mäßigkeit der glieder an dem leibe?Was ist das guete Glück⧸ als daß es wol ergehtDem menschen in dem thun das nicht beym menschen steht?Was sindt die Neigungen durch die man wirdt bewogen⧸Als seelenregung nur⧸ durch die das hertz gezogenBaldt einkreucht vndt baldt wächst⧸wordurch der adern flußDas blut heiß⧸ kalt⧸ vndt viel vndt wenig werden muß?Dann nach dem bös’ vndt guet was für kömpt vnsern sinnen⧸So pflegt man haß darauff vndt liebe zue gewinnen⧸Nach dem die sache weit vndt ferren ist gesetzt⧸

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Nach dem sie wirdt von vns leicht oder schwer geschätzt⧸Wirdt Mißgunst⧸ Fröligkeit⧸ Begierde⧸ Leidt vndt Zoren⧸Trost vndt Verzweiffelung⧸ vndt Furcht vndt Trutz geboren.So wohnt den Neigungen auch keine Freyheit bey⧸Es sey dann daß der will’ auff jhrer seiten sey⧸Der wille welcher sie nicht loß muß rennen laßen⧸Muß heißen die vernunfft sie mitt dem ruder faßen.Was ist die Tugendt doch als der gewohnheit wegSo dem gemüte macht durch guet-thun einen steg.Damit es angeführt von klugen waren sinnenDer laster trübes see fürbey mag segeln können?Gleich als Fürsichtigkeit diß was man rhatsam findt:Die stärcke⧸ wann vernunfft dem schrecken abgewinnt:Die mäßigkeit⧸die luſt des fleisches zähmen lehret: Gerechtigkeit⧸ die leßt was jeglichem gehöret:Die Miltigkeit⧸ die giebt vndt nimpt nach dem der ort:Trew⧸welche glauben helt⧸ vndt andre mehr so fortDie baldt in vns gesehn⧸ baldt werden nicht gefunden⧸Noch eben groß auch sindt vndt starck zue aller stunden;Vndt⧸ wie das wollen jhm den menschen folgen lehrt⧸Wirdt die gewohnheit auch gemindert vndt gemehrt:So daß man⧸ wann man sich das böse lest verführen⧸Die neigung endtlich auch zum gueten kan verlieren.Was ist die Ehre nun dann andrer leute wahn⧸Wie wirdt für guet erkandt was jemandt hatt gethan?Sehr offt durch vnverstandt es irren doch die meistenSo von der tugendt preiß jhr vrtheil wollen leisten.Ohn dieses were ja der Cato nie betagt⧸Noch Phocion entleibt⧸ Rutilius verjagt.Vndt kurtz gesagt dieweil die dinge doch nicht leben⧸Noch stehn bey jhnen selbst⧸vndt an was anders kleben⧸

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Was thorheit ist dann hier des gottes dienstes fleißBey dem das kein gebet’ vndt dienst zue kennen weiß?Der schöpffer ists allein der alles vns kan schenckenWoran wir das gemüt’ in diesen sachen hencken: So wirdt dann einig nur beym Herren recht gesucht:Glück⧸ guete regungen⧸ gesundtheit⧸ ehr’ vndt zucht. Wann sie die wunderthat der götter wollen preisen⧸

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Antwort auff den einwurff genommen auß den wunderthaten der Heidnischen Götter.

So sag’ ich daß wir viel gelehrten können weisenBey jhnen hoch geschätzt⧸ die zeugen was man findtVon diesem daß es nichts als lauter lügen sindt.Viel ist in hölen fast vndt finsterniß ergangen⧸Vndt wann die schwartze nacht das erdtreich hatt vmbfangen⧸Bey wenig leuten auch: worbey verdeckter artVon Pristern allerhandt darzue gespielet wardt.Man weiß⧸ die diß gethan daß sie sehr weise waren⧸Vndt in erschaffner krafft der sachen wol erfahren⧸Da das gemeine volck die bloße that gesehn:Nun für vnwißenheit kan wunder baldt geschehn:Als wann man etwan da wo Sudt sich pflegt zue neigenAm aller fernesten den leuten wolte zeigenWie eisen wirdt geregt durch einen kleinen stein⧸Was wunder würd’ es doch in jhren augen sein?So hatt der Samarit (nicht werth von Petrus handenZue werden angerhürt) erlangt in vielen landenDen rhum der göttligkeit; durch eben den gebrauchWardt Tyané berhümbt bey seinen Heyden auch:Viel mehr ist diß geschehn⧸ wann böser geister sinnen⧸Die in der wißenschafft viel höher steigen könnenAls aller menschen witz⧸ vndt haben baldt erkiestZue bringen was das wirckt zue dem was leidendt ist⧸Den künstlern durch betrug vndt kunst zue hülffe kamen⧸

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Vndt gleicher arbeit last zue einem ende namen:Darvon das schwartze liedt vns geben kan berichtDadurch der Zauberer den geist vmb hülf’ anspricht.Daß diese geister auch⧸die Gott hatt außgejaget⧸Nicht guet gewesen sindt⧸ ist allbereit gesaget:Ja man kan hell vndt klar noch jhre lügen sehnAuß dem was offtermals bey Heyden ist geschehn⧸Weil sich der geister schar ließ zähmen⧸ als gezwungenDiß oder das zue thun auff red’ vndt menschen zungen⧸Das gantz doch eitel ist⧸ dieweil ja keine krafftJn worten ist als die so die bedeutung schafft.Man sieht die boßheit auch wann sie der menschen sinnenZur liebe wieder danck bezwingen wollen können⧸Vndt thun viel dinge mehr worauff der Römer stadtJm Heidenthumbe noch den todt gesetzet hatt.Nicht sonder vrsach hatt der Schöpffer deßen allenDie menschen in den strick der teuffel laßen fallenWeil sie den vrsprung doch des gueten lange zeitVerlaßen zue vorhin nur auß trewloßigkeit.Wer auff die wercke nun wil was genawer achtenWirdt sehen daß sie nichts von nutzen mitt sich brachten.Kein mensch hatt⧸ welcher war geboren ohne liecht⧸Durch dieser geister hülff⧸ erlanget das gesicht.Die todten⧸ welcher schein sie zeigten⧸ sindt nicht blieben⧸Vndt thaten diß auch nicht was rechte menschen üben.Wann dann bißweilen nun des höchsten Gottes krafft⧸Auch bey dem Heidenthumb besonders was geschafft⧸Vndt sich hatt laßen sehn⧸ vndt kleine funcken sincken⧸Vndt in der finstern nacht der klarheit schatten blincken⧸So sieht man nicht daß diß geschehn sey auff den scheinAls solte dieser geist vndt jener vrsach sein⧸

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Noch auch durch eines handt der mitt dergleichen werckenDer vieler götter dienst vndt lehre wollen stercken.Was Tacitus beschreibt mag etwan sein geschehn⧸Daß durch Vespasian ein blinder hatt gesehn⧸Diß hilfft die götter nicht; Gott giebt nur zue verstehenDaß er Vespasian zur krone wil erhöhen⧸Dieweil er nun durch jhn zur endtschafft bringen wilSein auff das Judenvolck schon lengst gefaßtes ziehl. Diß alles wol gefaßt dient vns zue wiederlegen

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Vndt jhren außsprüchen.

Was der abgötterey beschirmer mehr erwegen⧸Als daß auß einem bild’ vndt sachen vielerleyDer götter antwort offt gehöret worden sey.Der Teuffel kundt’ es thun: Gott hatt es jhm verhangen:Vndt sie verdienten auch zue werden so vmbgangen⧸Als derer leben war zue greweln vmbgewandt⧸Recht gegen diß was sie doch lehret der verstandt.Wann daß die geister auch von dem was künfftig sagen⧸So sieht man wie jhr liedt zweysinnig eingetragenVndt künstlich ist verhüllt⧸ so daß sich end’ vndt ortEs falle wie es wil reimt auff der götter wort.Verkündigten sie dann die dürre hungersruten⧸Vndt flammenheiße pest⧸vndt vngezähmte fluten⧸Jsts frembd’? Hippocrates that diß; ein bawersmann⧸Ein schiffer zeiget vns gar offt das wetter an.Jm fall sie ferner dann von etwan rechten thaten⧸Darvon die vrsach ist verhanden⧸was errhaten⧸Vndt sagen was wirdt sein⧸diß that⧸als sie gestehn⧸Der Cicero zue Rom⧸ Pericles zue Athen.Doch wann der große Gott auch etwan seinen willenVndt fürsatz zeigen ließ durch rasende Sybillen⧸Mitt diesem sterckt er nicht⧸er hinterzeucht viel mehr

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Durch solchen klaren schein der falschen götter ehr.Er zwang die dienerinn der götter auß zue sagenEin zeugniß⧸ deßen sie nicht wißenschafft getragen.Schaw an was Maro schreibt auß der Cumaner-magdt⧸Was er vnwißende daselbst von Christus sagt.Was da stundt daß man den als König solt’ erhebenDer vnser König sey⧸ stimmt auch mitt Christus leben:Vndt des geschreyes schall daß das JudeerfeldtVns schicken solte den der Herr sey aller welt.Apollo hatt gesagt die andern götter werenNur geister auß der lufft⧸ vndt solte man sich kehrenZur Juden Gott allein: O Grieche⧸nim diß an;Wo nicht⧸sprich das dein Gott sonst nichts als lügen kan.Was andre sachen sindt darvon sie ferner singen⧸Die haben keinen schein bey rechten gottes-dingen:Sie rhümen glück vndt fall wann ein tyranne siegt⧸Sie heißen daß wie sie ein kämpffer opffer kriegt.Wann sie was züchtigs auch gesaget vnter zeitenZue deckung jhrer list⧸ seht wieder wie sie leitenAuff böse liebesbrunst⧸auff falsch gewonnen guet⧸Vndt richten zwitracht an zue gießen menschen blut:Vndt was noch nötiger⧸ sie haben nie gegebenEin allgemeines ziehl darnach der mensch soll leben⧸Vndt richten seinen pfadt⧸nie haben sie erzehltWas nach der zeit für lohn der tugendt sey erwehlt.

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Beweiß wieder das Heidenthumb⧸ weil es vergangen ist so baldt menschliche macht auffgehört.

Wann grundt der warheit je der heiden baw getragen⧸Vndt Gott der höchste da gehabt sein wolbehagen⧸Es were nicht gefellt so leicht vnd also baldtAls jhm gemangelt hatt die menschliche gewalt.Wer das bekandte theil der erden wil durchgehenWirdt kaum das Heidenthumb sehn in den büchern stehen.

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Kein volck⧸ ja wol kein mensch der helt von dem noch wasDas Babylon⧸ Athen⧸ Rom vndt Egypten laß.Ja da der Keyser macht der götterdienst geheißenErhalten in der welt⧸ mitt schneiden⧸brennen⧸schmeißen⧸Vndt Julian darnach mitt aller bösen list⧸Vergieng er gleich so wol als wie ein fauler mist.Wie ist nun diß geschehn? mitt reuterey vndt knechten:Nein⧸ Jesus helt die nicht: nie hatt man sehen fechtenDas alte Christenthumb. Durch etwan hohen standt?Der Herr wardt für den sohn des Zimmermanns erkandt.Durch große menschenkunst? wir haben nie gehöretVon einem welcher jhn die redner art gelehret.Die lehr’ ist auch gantz schlecht⧸ mitt keiner kunst geziehrt⧸Die keinen glatten schein noch gläntzung mitt sich führt.Kam es von gaben her? er hatt kein guet beseßen.Von süßer heucheley? es ist vns vnvergeßenWas seine lehre heißt: laßt landt vndt hauß allhier⧸Ja eltern für das wort⧸ vndt nemt das creutz’ herfür.Vndt hierdurch mußte doch der Heiden glaube fliehen;Die bösen geister selbst auff Jesus namen ziehenAuß den beseßenen. Wo das Christliche wortGewachsen⧸hatten schon die teuffel keinen ort:Sie werden reden loß: die weisen vnterfragenWoher diß schweigen kömpt⧸ die geister selber sagenDas zeugniß auch darvon⧸ daß jhre macht zergehtWo Christus wirdt genennt⧸ vndt Christlichs wesen steht. Wil man die enderung des gottesdienstes schieben

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Beantwortung auff den einwurff⧸ daß der gottes dienst von wirckung der sternen herrühre.

Auch auff der sternen krafft⧸ so wirdt nur diß geschriebenOhn einigen beweiß; der grundt wil gar nicht sein⧸Dann was der eine sagt das stößt der ander’ ein.Des menschen wille kan nicht an den sternen hangen

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So daß er zwangesnoth von oben soll’ erlangen:Dann solche wirckung kein geschaffner cörper sindtAn den was cörpers frey⧸ als die gemüter sindt.Vndt wann vom zwingen auch herrührten unsre thaten⧸So ist die krafft vmbsonst wordurch wir vns berhaten⧸Die jeder in sich fühlt: das menschliche gebotWer’ ohne lohn vndt straff⧸ ohn’ vrsach⧸ohne noth.Auch kan nicht schuldt in dem sein was man nicht kan fliehen:Vndt weil Gott gantz ist guet heißt er nach dem vns mühenWas guet vndt ehrlich ist⧸ wer wil es glauben dannDaß vns nicht guet zue thun sein himmel zwingen kan?Wirdt dieser wille dann vom andern wiederleget?Kan sünde sein in dem was Gottes wille reget?Entgeht Gott daß er nicht der sünden vrsach sey⧸Wann Gottes eignes werck den menschen nicht leßt frey?Wann jemandt ferner sagt⧸ daß vnsrer leib berhüretVon stralen⧸ so die lufft von oben niederführet⧸Die seele zue jhm neigt⧸ die sich nicht selten kehrtDas jenige zue thun was leibes lust begehrt⧸Darauff dient wiederumb⧸ daß Christus vns geheißenDaß man die seelen soll von lust des leibes reißen:Die schuldt ist jhr vndt nicht des leibes welcher rufft⧸Es kömpt auch solches nicht von sternen oder lufft.Sindt die des himmels lauff durchsuchen nicht gestendigEin weiser fromer mann mach’ jhm die sternen bändig?Nun war kein frömer volck als diß das mitt der thatDie Nazarener lehr’ in sich empfangen hatt.Worunter auch⧸ als schon erklert vor diesem⧸ warenViel männer hoch gelehrt⧸ verständig⧸ sehr erfahren.Auch sieht der sternen krafft (die kunst giebt den bescheidt)Auff ein gewißes landt⧸ vndt wehrt gewiße zeit.

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Des glaubens jhare sindt schon mehr als sechszehnhundert⧸Auch ist sie in kein theil der weit nicht abgesondert⧸Sie geht von da wo meist regirt der Sonnen brandt⧸Durch das gemäßigte biß an’s beeyßte landt. Auch desto minder kan den Heiden wiederstreben

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Antwort auff diß was gesagt wirdt⧸ daß etzliche theile der Christlichen lehre schwer zue glauben sindt: vndt be-weiß das solche oder ja eben so schwere auch in den Heidnischen schrifften gefunden werden.

Durch etwas das gebot so Christus vns gegeben⧸Weil jedes theil darvon so offentlich ist guetDas manches heidenmensch es auch bekennen thut.Nie hatt gewohnheit sie so an vernunfft versehretDaß der nicht jenes stück’ vndt dieser diß gelehret:Alß daß der gottesdienst haßt eußerlichen schein⧸Vndt in dem hertzen wil mitt andacht wohnhafft sein:Das wollen böses thun sich gleiche dem verbrechen:Vndt daß es sünde sey empfangnes leidt zue rechen:Daß eine Fraw allein muß nemen einen MannAuß trewer liebesbrunst⧸ vndt sich nicht scheiden kan.Das jedern menschen sich der mensch auch soll erbarmen⧸Vndt also viel er mag behülfflich sein den armen:Daß der so tugendt liebt sein eßen⧸ tranck vndt kleidtBegnüglich suchen soll⧸ soll fliehen schwur vndt eidt.Man muß mir dieses auch zue sagen noch erlauben⧸Wo was scheint schwer zue sein in diesem was wir glauben⧸Daß diß vndt schwerers noch durch die wirdt fürgestelltDie doch das Heidenthumb für höchlich weise helt.Von vnvergängligkeit der seel’ vndt aufferstehenDer todten laß’ ich dich in’s buch zuerücke gehen.Aristons Sohn⧸ der durch Chaldéa kömpt so weit⧸Theilt Gottes wesen ein in drey-selbstendigkeit⧸Da er den ersten dann für Vater auch erkennet⧸Vndt jhn den höchsten Gott⧸ der gottheit vrsprung⧸nennet:Den andern für verstandt⧸ wort vndt gemüte nimpt⧸

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Die väterliche pflantz’⧸ auß der diß alles kömpt:Den dritten der welt seel’⧸ auß diesem hergefloßen⧸Der alles vnterhelt vndt bindet was entsproßen.Viel andre⧸ selber auch der Keyser Julian⧸Gestehen vns daß Gott wol an sich nemen kanDie menschliche natur: ja meinen solches wesenGeschehe nur allein den krancken zum genesen.Stößt jemandt sich an’s kreutz’? auff daß ich setze beyWas von den göttern sagt die blind’ abgötterey⧸Da einer dient als knecht⧸ der andre wirdt geschlagenVom donner⧸ wirdt zerhackt in stücken⧸weggetragen.Die klügsten sprechen selbst⧸ daß tugendt zue der zeitWann sie mehr kosten muß⧸ mehr ist in fröligkeit.Mir liegt des Socrates sehr schöner spruch im sinne⧸Damit ein mensch gerecht vollkommen werden könneSoll seine tugendt gantz entblößet außgesetzt⧸Vndt er von andern selbst ein schelme sein geschätzt⧸Darüber jämmerlich geschlagen vndt gefangen⧸Verhöhnt⧸ ja endtlich noch an galgen gar gehangen.Wie köndt’ auch jemandt sein ein fürbildt der gedultDer nicht das schwereste gelitten ohne schuldt?Ende des Vierdten Buches.

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DAS FVNFFTE BVCH.

Wiederlegung der Judenschafft⧸ vndt anfänglich mitt anredung der Juden.

WJe der in einer höl’ hatt etwan mußen liegen

Vndt allgemach allein herauffwerts kömpt gestiegen⧸Nach dem er hatt gewohnt in einer finstern nacht⧸Vndt seinen schweren gang der helffte zue vollbracht⧸Wann er ein wenig liecht von oben her sieht gleißenNicht weiß ob er es soll tag oder tunckel heißen:So ich⧸ durch vnverstandt der Heiden abgemüht⧸Komm’ jetzt zue euch⧸ o volck von Abraham geblüht⧸Für welche Paulus seufftzt⧸die jhr die bücher höretDarauß man auch bey vns die warheit Gottes lehret⧸Der heiligen geschlecht⧸ dem Gott als liebespfandtBaldt der propheten schar⧸baldt Engel hatt gesandt⧸Auß dem dem fleische nach Meßias ist geboren⧸Vndt die er erstlich jhm zue lehrern hatt erkohren⧸Nicht traget vnsrer schew; dann wir bekennen auchDaß wir nur zweige sindt⧸ geimpfft auff ewren strauch.Gott kennet meinen wundtsch⧸daß baldt doch möge kommenDer süße tag⧸ wann euch die decke weggenommenSoll vom gesichte sein⧸damit auch sehet jhr⧸Wie das gesetze sey erfüllet⧸als wie wir.Wann jeglicher von vns soll eines mantel ziehenDer auß Hebréer art⧸ vndt sagen⧸ laßt vns knienVndt ehren⧸ wie vns heißt der ewige befehl⧸Den Gott des Abraham⧸ Jsac vndt Jsrael. Hebreer⧸ sage mir⧸ wann heiden lügen nennen

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Beweiß daß den Juden gehöret die wunderthaten Jesus für erwiesen zue halten.

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Der wunderthaten werck die wir wie jhr bekennen⧸Vndt der that dem daher der name Moises kam

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Dieweil ein Königskindt jhn auß dem waßer nam⧸Was bringt jhr sonst herfür als daß die feste sageBestendig hatt gewehrt so lange jhar’ vndt tage⧸Vndt kräfftig ist geglaubt⧸das aber nie geschehnWann manche menschen nicht ein theil darvon gesehn?Daß eine handtvoll meel ein hauß hatt können speisen⧸So eine lange zeit⧸ wie wil man diß erweisen?Daß wenig öles viel geschirr’ hatt voll gethan⧸Vndt daß der krancke Syr gesundt auß dem JordanHinweg gegangen ist⧸ daß todten auß der erdenVon heiligen erweckt⧸ wie kan es klar wol werdenAls weil das zeugniß ja bey trewen leuten schwebtDie damals⧸ oder doch nicht weit darvon gelebt?Daß der Elias wardt vom kutschen voller flammenVon hier hinauff geführt das glauben wir zuesammen⧸Weit als ein zeuge diß der jenige beweistDer von jhm hatt geerbt den mantel vndt den geist.Das vnsrer Nazaren gen himmel sey gefahrenZeugt zwölffer männer mundt die gueten wandels waren:Viel mehr noch zeugen vns es sey derselbte mannVon todten aufferweckt. Was laugnet jhr es dann?Jst diß nun beydes war so ist es nicht erlogenWas Jesus hatt gelehrt⧸ Gott hab’ vns dann betrogen.Was hierauff gegen vns von euch auch ist erdacht⧸Kan werden wieder euch von Heyden fürgebracht.Vndt was jhr ferner sagt zue ehren ewrer zeugen⧸Das können wir so wol vndt mehr auff vnsre beugen.Wer etwas recht zue sein in seiner sache meint⧸Vndt in des andern sach’ es wiederumb verneint⧸Zeigt daß er eines theils der warheit fall begehret:Dann gleiche sache wirdt durch gleichen schein bewehret.

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So mußt jhr Christus wort nun laßen gültig sein⧸Wo nicht so fellt bey euch auch Moyses warheit ein. Doch jhr bekennet auch daß viel von wunderwercken

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Antwort auff den einwurff daß die wunderthaten sollen durch zauberey geschehen sein.

Durch Jesus sey gethan sein lehren so zue stercken.Die warheit zwinget euch daß jhr es mußt gestehn⧸Daß dann genung⧸ wann euch die sinnen nicht entgehn.Dann wann Gott wil daß wir hoch jemandt sollen achtenWie kan er’ s beßer thun als durch dergleichen machten?Sagt jhr es ist geschehn durch bloße zauberey⧸So ist vorhin gesagt daß diß nicht möglich sey.Man weiß⧸des teuffels reich ist überall zerbrochen⧸Wo angenommen ist das wort so er gesprochen.Sagt jhr⧸ Egypten hatt jhn diese kunst gelehrt⧸Jch weiß nicht ob diß nicht auff Moyses mehr gehört:Dann Jesus war ein kindt⧸vndt wardt baldt weg genommen⧸Da Moyses hatt daselbst sein wachsen überkommenVndt alle kunst erlernt die Memphis hielt in hut.Gleich wie nun Plinius dem ewren vnrecht thut⧸Vndt nachmals Apulei⧸die so in jrrthumb kamenDaß sie zun Zauberern gesetzet Moyses namen⧸So thut jhr vnserm auch. Jhr’ vnschuldt die erscheintDaß beyder satzungen der zauberey sindt feindt.Wann auch geweſen wer’ in Jesus zeit zue findenEin mittel vndt ärtzney für krüpel vndt für blinden⧸Die Keyser hetten sie gefunden⧸ die mitt lustZue aller frembdigkeit anlegten zeit vndt kost.Der Rhat im Sanhedrim von dem jhr sagt vndt lehret⧸Daß jhm die zauberkunst zue wißen hatt gehöret⧸Der würde Jesus diß wol haben nach gemacht⧸Vndt seinen rhum dardurch in niedrigkeit gebracht. Muß auch sein wiederlegt was andere fürmahlen

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Antwort auff den einwurff daß die wunderthaten durch inwendige krafft der worte sollen geschehen sein.

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Von eines namens schrifft auß Salomons Cabalen⧸Wie daß derselbe durch zwey löwen wardt verwachtWol tausendt jhare lang vnendtlich tag vndt nacht?Von welchen löwen wir nur einigen buchstabenJm Königbuche nicht noch tagregister haben⧸Noch im Josephus selbst⧸ der nichts nicht hinterkehrtWas bey den Juden nur geschehn ist wißens werth⧸Noch bey den Römern auch⧸ da wir bericht empfangenWie Magnus jhre kirch’ inwendig ist vmbgangen.Die worte deuten an was von vns wirdt gedacht⧸Was mehres noch zue thun steht nicht in jhrer macht⧸Hatt Salomon gewußt den namen was zue machenVon großer wunderthat⧸ warumb that er nicht sachenWie Jesus zwar gethan? die fabel gehet nicht:Wer solchem dinge glaubt der haßet wol das liecht.

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Beweiß daß Jesus wunderthaten göttlich waren⧸ weil er den waren Gott⧸ schöpffer himmels vndt erden⧸ lehrete.

Gott⧸ohne deßen trieb vndt ohne deßen willenKein mensch nicht vndt kein geist nur etwas kan erfüllen⧸Stellt bey dem Moyses euch ein kennezeichen ein⧸Wann wunder glaublich ist⧸vndt aber nur ein schein.Sucht jemandt⧸sagt er euch durch zeichen zue bewegenDaß jhr an meine stat der götter dienst solt hegen⧸Vertrawet solchem nicht: weil Gott euch prüfung giebtOb ihr als ewren Gott jhn auch von hertzen liebt.Worauß dann ferner wirdt vnzweiffelich geschloßen⧸Wie dann selbselbst gestehn auch ewre lehrgenoßen⧸Wer ehrt den waren Gott⧸vndt wunder thut darbey⧸Daß seinen worten dann euch auch zue glauben sey.Nun ist es offenbahr daß wir nach Jesus lehrenNicht Bel⧸noch Astaroth⧸nein⧸sondern den Gott ehrenDer erd’ vndt himmel schuff⧸der über alles steigt⧸Der sich dem Abraham vndt Moyses hatt gezeigt:

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Er selbst vndt wir die wir sein wort vndt vorschrifft liebenBekennen war zue sein was Moyses hatt geschrieben⧸Vndt andre männer auch so haben aufferbawtDer heiligen kirche werck die man versamlet schawt. Jhr meinet den beweiß mitt diesem zue verletzen

Antwort auff den einwurff⧸ daß Jesus lehre mitt Moyses in allem nicht überein kömpt⧸ vnnt beweiß daß ein besser gesetze als Moyses gegeben hat sein können.

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Das Jesus lehre weicht von Moyses gesetzen.Doch das ist nicht genung⧸ ja es besagt diß nichtAuch ewrer lehrer rhat der sonst in sachen spricht.Dann diese sagen euch: so jemandt sich leßt sehen⧸Durch den viel wunderthat bey euch pflegt zue geschehen⧸Brecht dann wie er euch heißt frey allerley gebot⧸Nur daß jhr etwan nicht ehrt einen frembden Gott.Jst Gott nicht höchster Herr⧸ als wie er war zue ehrenDa er euch die gesetz’ auß Sinai ließ hören?Ob er dieselbte krafft nicht jetzt auch in sich findt?Nichts mächtigs ist das sich durch sein gesetze bindt.Daß Gott den menschen nun leßt jung sein vndt veralten⧸Daß er die erde lest erwarmen vndt erkalten⧸Das streitet nicht an jhm mitt der vollkommenheit:Das werck verendert sich⧸ vndt er bleibt allezeit.Der Adam einen bawm für seinen todt hieß achten⧸Der Abraham den sohn geboten ab zue schlachten⧸Der offt die opfferung weit vom gezelte nimpt⧸Zeigt daß wie er befiehlt die welt den lauff bekömpt.Zwar das gesetz’ ist guet das Gott hatt in den steinenVerzeichnet⧸ gleich so wol doch mußen wir nicht meinenDaß es vnmöglich war daß er nicht solt’ hernachEin anders geben auch dem minder noch gebrach.Die väter übersehn den kindern die gebrechen⧸Ja werden auch wie sie was stammelhafftig sprechen⧸Baldt da verbieten diß⧸ vndt das vergönnen hier⧸

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Baldt locken durch ein obst⧸baldt ruten zeigen für;Wann dann die jahre sich beginnen was zue sterckenDa lehret man sie recht auff ehr’ vndt tugendt mercken⧸Man zeiget was für guet zue hoffen mitt der zeit⧸Verhalten sie sich wol⧸ wo anders⧸ was für leidt.Seht Moyses der die rach’ ein theil hatt zuegelaßen⧸Er selber sehr gedruckt⧸ sanfftmütig außer maßen⧸Bat für die queler noch. Seht David⧸ er verschontDen der jhm krieg anthut⧸ vndt jhn mitt schmach belohnt:Den ehegatten wirdt kein thier nicht von sich jagen⧸Doch das gesetze hatt diß jener zeit ertragen. Von diesen allen wirdt die satzung mehr geliebtDer ehe weder die so jhnen Moyses giebt.Die größte schar des volcks macht des gesetzes sitten:So hatt Gott in gemein’ auch damals viel erlitten⧸Biß daß er in der zeit⧸ für aller zeit bedacht⧸Jhm durch mehr große krafft ein newes volck gemacht.Das lohn daß gleichfals wirdt benennt in Moyses lehrenWar reichthumb⧸ vndt was sonst zum leibe kan gehören:Das ewige⧸ so als im finstern winckel war⧸Das wolt’ erforschet sein eh’ als es recht wardt klar.So kondt’ ein beßeres gesetze sein gegebenDas so gewiß verheißt ein ewig-seligs leben⧸Das niemandt klagen kan der glaube sey zue schwer⧸Noch zweiffeln⧸ als allein das Saducéer heer.

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An stat nun jhm hierfür zue dancken⧸ jhn zue preisen⧸Der dich⧸ o Jsrael⧸ ist kommen an zue weisen⧸Mitt voller sicherheit⧸ wohin die straße geht⧸Was reicher lohn das sey der dir zue hoffen steht⧸Sagst du jhm böses nach⧸ belohnest jhn mitt schanden:Warumb doch? weil er vns ein theil von Moyses banden

Daß Jesus als er auff erden gelebt die gesetze gehalten⧸ vndt hernach die befehle so in sich selbst von keiner gütigkeit wagen hinweg genommen habe.

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Entbunden hatt: wiewol hierauß nicht erstlich kamDer große haß darmit jhn hatt verfolgt dein stamm:Dann er⧸ so lang’ er hier auff erden wolte wandern⧸Hielt Moyses gesetz’⧸ vndt schafft’ es auch den andern.Die er gesaubert hatt schickt er den Priestern zue:Lebt deinen sitten nach⧸ vndt helt die Pascha-rhue.Daß er den krancken leßt auff Sambstag heil weg gehenAuß krafft der göttligkeit⧸ das giebt er zue verstehenAuß Moyses⧸ recht zue sein: das gäntzliche gebotBelangendt brach er nicht allhier das minste Jod.Die ewren haben doch⧸ jhr Juden⧸jhn auß haßenDurch Römische gewalt sehr grimmig tödten laßen:Nach dem er aber nun vom tode war befreyt⧸Gefahren offentlich in hoff der ewigkeit⧸Nach dem er auch gebraucht zue seinen abgesandtenDie zungen vndt den geist bey fromen vndt bekandten⧸Vndt herrschte nun als Herr der welt in höchster pracht⧸Da hatt er allererst gebraucht die große macht⧸Von welcher Daniel vor langer zeit gesprochen⧸Vorsehende daß wann nun werde sein zerbrochenDer Antiocher Cron vndt Ptolemeer reich(Das da als JEsus kam fast war geschehen gleich)Der richter aller welt⧸ der ältest’ in den tagen⧸Die herrschafft würde dann des menschen sohn’ antragen⧸Die ewig weren soll⧸ vndt soll sich stercken außAuff aller zungen volck durch dieser erden hauß.Was für gesetze hatt er wollen auch entbinden?Das gegentheil darvon ist’s an sich selber sünden?Nein; weil es dinge sindt⧸ wie euch doch hertz vndt muthSelbst saget⧸ die für sich nicht böse sindt noch guet.Das auch darauß erscheint⧸ daß er⧸ der in gemeine

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Die gantze welt beherrscht⧸ nur einem volck’ alleineErtheilet diß gebot⧸ vndt nicht eh als die weltZwey tausendt jhar vndt mehr war in den grundt gestellt.Er der durch Cains handt erbärmlich vmb ist kommenDer erden vierdter theil⧸ vndt der so auffgenommenJst auß der sterbligkeit⧸ vndt der viel zeit gebawtAm holtze dem die welt wardt auff die see vertrawt⧸Der Fürst Melchisedech der Gott in Salem lehrte⧸Vndt welchem Abraham den zehenden verehrte⧸Job der auß frömigkeit im creutze nicht verzagt⧸Die wusten nichts darvon⧸ vndt haben Gott behagt.Der Vater dem für Vr wardt Canaan erwehlet⧸Vndt Jsaac⧸ vndt der zwölff söhne hatt gezehlet⧸Die waren mitt so viel geboten nicht beschwert:Sie trawten Gott⧸ vndt Gott gab diß was sie begehrt.Vndt Moyses selbst hatt nie gesagt daß wieder willenSein schweher die gesetz’ in allem mußt’ erfüllen⧸So die von Jsrael angiengen nur allein⧸Vndt wer der Judenschafft wolt’ einverleibet sein.So Jonas straffte nie die stoltzen NinivitenDaß sie hieran geirrt⧸ noch andere verbietenZue laßen das gebot des Moyses auß Chalde⧸Jn Memphis⧸ Sidon⧸ Tyr vndt auch in Jdume:Die sondern satzungen die waren nur zue ziehenAuff eine zeit vndt volck⧸ theils mißethat zue fliehen⧸Theils zue erkündigung gehorsambs dieser art⧸Theils auff das künfftige das so bedeutet wardt.Wann solche Gott der Herr nun abgeschafft wil sehen⧸Verwundert euch nicht mehr⧸ als wann jhr seht geschehenDaß ein vornemer Fürst der großes reich besitzt⧸Ein Dorff vndt ort nicht nicht mehr bey seiner satzung schützt.

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Schawt Gottes bücher durch: man hört jhn nichts da sprechenWas jhn verbinden kan nicht das gebot zue brechen.Den ewigen befehl hatt er es zwar genannt;Doch von regenten hier ist eben diß bekandtWann sie befehle thun bey jhren vntersaßen⧸Die nicht durch zeitverlauff soll frey stehn nach zue laßen⧸So daß dergleichen recht auß eigner krafft muß stehnJn fried’ vndt kriegeszeit⧸ vndt vnverbrüchlich gehn.Doch hatt der hohe stab verenderung zue machenNach der gelegenheit der allgemeinen sachen.Gott spricht hier auch also: offt setzt er etwas ein⧸Baldt das⧸ baldt wieder diß⧸ das nur ein mal darff sein⧸Als damals wann das volck durchzeucht die wüsten wälder⧸Vndt damals wann es hatt die Cananeerfelder:Jm fall er ein gebot nun etwan ewig nennt⧸Bezeugt er daß er diß von jenen andern trennt⧸So daß es vnrecht sich zue eußern deßen bürde⧸Biß er es⧸ der es gab⧸ auch selbst verendern würde.Ein ewiges gebot wardt auch bey euch genenntEin recht von langer zeit⧸ daß dann sich hatt geendtWann daß die güldne Sonn’ am himmel vmbgetriebenJst wieder vmbgekehrt biß sieben mal zue sieben:Meßias zuekunfft nun (sagt ewre gantze scharDer lehrer) solte sein daß große Jubeljhar.Jch laß’ es nicht hierbey: ich wil euch näher kommen⧸Der⧸ so die stadt beschreyt nach dem sie eingenommenVon der Chaldeer macht⧸ sagt er nicht klar vndt rundt⧸Gott würde machen noch mitt euch gar newen bundt⧸An meinung abgetrennt von dem den er verliehenZue zeiten als sein volck solt’ auß Egypten ziehen⧸Würd’ in des hertzens grundt verzeichnen sein gebot⧸

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So daß dann jederman frey⧸ sonder müh vndt noth⧸Erkennen solte Gott vndt Gottes wolbehagen⧸Ohn daß ein andrer mensch erst sey darumb zue fragen:Er würd’ auch alles diß was vor nicht recht gethanJhm auß dem sinne thun⧸ nicht dencken mehr daran?Wann etwan ohngefehr ein erbe vieler landen⧸Nach dem er großen krieg vndt vnrhue außgestanden⧸Viel reiche haben wolt‘ in allem vberein⧸Würd’ er nicht machen erst die freyheit allgemein⧸Vndt gleiches vortheil dem vndt jenem lande schencken⧸Verheißendt was geschehn hinfort nicht zue gedencken⧸Auch sonst das beste recht einführen das man kennt

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Als die opffer sindt⧸ die Gott an sich selbst nie angenem waren.

Dardurch in rhue zue ziehn sein newes regiment? Vom eußerlichen dienst’ ist’s opffer erst zue nennen⧸Mitt blutvergießungen⧸ mitt rauchen vndt mitt brennen:Die ewren zweiffeln selbst ob der gebrauch erdachtVon menschen⧸ oder ob Gott den befehl gemacht.Jhm sey nun wie jhm wil⧸ Gott⧸ welchem vnverborgenWie ewer volck gewohnt vmb frembden dienst zue sorgen⧸Hatt diß zue thun gesetzt: wann er es nicht gethan⧸So hetten sie gerufft Egyptens götter an.Doch gleich wol als das volck hernach von diesen sachen⧸Als Gott sehr angenem⧸ viel wesens wolte machen⧸So hatt er sie gestrafft durch Davids weisen mundtVndt andre⧸ wie euch noch die schrifft giebt gueten grundt.Von wegen opffers führ’ ich über dich nicht klage⧸Spricht er; ich habe sein genungsam alle tage.Doch meinest du daß mir ein bock so sehr geliebt⧸Vndt hilfft mich wann dein stall mir feiste farren giebt?Gehören mir nicht zue die thiere welche weidenDurch tausendt berge hin⧸ vndt durch die grünen heiden?

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Die vögel in der lufft hab’ ich sie nicht gezehlt?Bewohnt ein thier das feldt daran mein wißen fehlt?Käm’ auch mich hunger an⧸ solt’ ich durch dich satt werden?Mir steht die erde zue vndt alles auff der erden.Vermeinst du ferner dann das rindtfleisch macht mitt saat⧸Vndt bocksblut leschet mir den durst an tranckes stat?Mitt loben opfferst du Gott recht nach seinem willen⧸Vndt wann du was du jhm versprochen wirst erfüllen.Nun dieses ist gesagt⧸ antwortet ewrer wahn⧸Es gehe die so nur vngöttlich leben an.Wann jhr recht achtung habt⧸ so könnt jhr leichtlich merckenDaß nicht nur⧸ wann es wirdt gethan bey bösen wercken⧸Gott solches opffer haßt; nein⧸ sondern daß die thatGantz an jhr selbst bey jhm nicht gunst zue hoffen hatt:Das klärlich dann erscheint wann wir zuesammen tragenWas Davids seiten vns an andern orten sagen:Das opffer liebst du nicht: trügst du je lust daran⧸Jch hette dir hiermit genügen lengst gethan.Das opffer so du suchst das ist ein geist voll schmertzen:Du kehrst dein antlitz nie von dem zerknirschten hertzen.Vndt wieder anderwerts: bey dir hatt platz vndt ortKein mehl noch opffer nicht: du hast mein ohr durchbohrt.Vieh in den brandt gesteckt ist nie noch zue befindenDaß du von mir begehrst⧸ noch opffer für die sünden.So sprech’ ich darumb nun: Jch komme⧸ herr⧸ zue dir;Dein heilges rollebuch besaget schon von mir:Mein gantzes wündtschen ist daß ich nur diß erfülleWas von mir haben wil dein vnbefleckter wille.Jch grabe dein gebot in meines hertzen grundt;Wo volck beysammen ist da lobet dich mein mundt.Du kennst⧸ o herr⧸ du kennst wie daß ich niemals pflege

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Zue bergen deine krafft⧸ gunst⧸ trew vndt rechte wege.Hört Esaias auch⧸ da Gott fengt selber an:Worzue wirdt so viel vieh von euch doch abgethan?Jch bin zum höchsten saat des opffers von den widdern⧸Mir grawt für böckeschmer⧸ vndt lamb- vndt kälbergliedern:Was kompt jhr doch so viel darmit in mein gesicht?Hatt man von ewrer handt gefordert diese pflichtDaß jhr mitt feistigkeit vndt blut’ an allen eckenBey meinem hause hier die höfe sollt beflecken?Vndt Jeremias sagt: nemt weg von dieser statDas opffer⧸ eßt euch selbst an ewrem fleische saat;Da ich die ewrigen vor alters gieng befreyenAuß dem Egypter land’ vndt seinen tyranneien⧸Da gab ich von dem brand’ vndt opffer kein gebot;Jch habe nur gesagt; Jch wil sein ewer Gott⧸Vndt jhr sollt sein mein volck; jhr sollt mein wort bewahren⧸Gehn meinen weg⧸ so wirdt euch guetes wiederfahren.Kompt zum Oseas nun: Gott sagt da; auff der brunstDer lieb’ vndt freundtligkeit beruhet meine gunstVndt auff den opffern nicht: Gott lernen wol erkennenJst meine rechte lust⧸ nicht armes vieh verbrennen.Viel andre sagen auch: stellt bösen wandel ein⧸Wascht euch⧸ helfft waisen auff⧸ diß fodert Gott allein.Micheas nach dem er gefragt hatt von den seinenWie jhm am besten doch für Gott sey zue erscheinen⧸Solt’ er wol einen strom von öhle bringen dar⧸Vndt kälbern jhärig alt⧸ vndt vieler widder schar!Sagt er darnach⧸ o Mensch⧸ Gott wil viel andre güte:Was heischt er mehr von dir als wann du am gemüteDemütig bist für Gott⧸ was sein’ ist jederm giebst⧸Vndt andern wol zue thun die krafft vndt willen liebst?

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Weil dann das opffer nie von Gott war angenommenAls an sich selber lieb⧸ worbey auch dieses kommenDaß sich das volck hierumb zur tugendt schlecht begabVndt meint’ es kauffte Gott doch seine sünden ab⧸Jsts frembde dann das Gott ein ende letzlich machteDann was nicht nötig war⧸ ja böses mitt sich brachte:Da EZechias doch auch nicht nach Moyses sieht⧸Bricht seine schlang’ entzwey für welche das volck kniet?Jhr wißt daß Gott allein zue priestern habe erkohrenDurch Moyses recht den stamm auß Aaron geboren⧸Vndt daß auch anderwerts zue opffern gantz vndt gar⧸Ohn das gelobte landt⧸ von Gott verbotten war:Gott hatt auch zuegesagt er woll’ aus Sion sendenDen König deßen stab groß sey an allen enden⧸Vndt der das Priesterthumb auch hett’ in ewigkeitAls wie Melchisedech gethan für dieser zeit.Hierbey sagt Amos sohn⧸ daß ein altar auch mittenSolt’ in Egypten stehn⧸ da man Gott solte bitten⧸Vndt daß dann Aßurs volck⧸ ingleichen der Memphit⧸Gott solten ehre thun wie der Jsraelit:Vndt ferner anderswo⧸ es würde Gott erkiesenJhm aller sprachen volck⧸ von denen er gepriesenNicht minder solte sein als einem deßen stammVon Levi⧸ oder der vom Priesterorden kam.Beym Malachias auch: ich wil mehr ewre gabenNicht ansehn⧸ sagt der Herr⧸ weil sie nicht würdigs haben⧸Noch mir gefällig sindt: von da der tag entsteht⧸Biß wo der Sonnen radt gar seewerts vntergeht⧸Wirdt von den Heiden selbst mein name hoch gepriesen⧸Durch reine gab’ vndt rauch wirdt mir da ehr erwiesen.Auff Gabriels bericht sagt Daniel darbey⧸

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Daß der gesalbete des opffers ende sey.Beseht die sache selbst: fast sechszehnhundert jhareSindt weg⧸ seit daß jhr nicht habt kirchen noch altare⧸Jn aller welcher zeit jhr auch kein opffer thut⧸Noch Gott versöhnt⧸ noch danckt⧸ noch ehrt durch thiere blut.Selbst die geschlechter sindt gantz vntermengt darneben⧸So daß sich niemandt mehr für priester auß kan geben.Köndt’ auch mehr klar von Gott euch werden dargestelltDaß Levi priesterthumb nicht mehr sey auff der welt?

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Wie auch der vnterscheidt der speisen.

Nun was die speis’ anlangt⧸ so ist euch nicht vergeßenDaß Gott dem Noe hatt erlaub gethan zue eßenWas jergendts wirdt durch see⧸ durch landt vndt lufft gesucht⧸So wol als grünes kraut vndt als der bäwme frucht:Diß recht der frome Sem hatt seinen hintersaßen⧸Jngleichen Abraham⧸ vndt Jacob auch⧸ gelaßen:Darnach⧸ dieweil das volck nicht mehr geblieben frey⧸Durch wohnen bey dem Nil⧸ von der abgötterey⧸Da hatt Gott aufferlegt den sünden ewrer altenGewißer thiere sich als vnrein zue enthalten:Weil die Egyptier vieleicht dergleichen thierDen göttern sonderlich zum opffer trugen für⧸Vndt auß den gliedern her verkündigten viel sachen?Vndt aber⧸ wie bey euch viel die erklerung machen⧸Weil etwan durch ein thier von seiner sondern art⧸Ein laster außgedruckt vndt fürgebildet wardt.Der frembdling der bey dir gewohnet vnbeschnitten⧸Den des gesetzes bandt nicht zwang in seine sitten⧸(Dann Gott nam⧸ wie er sagt⧸ zue hertzen seine noth)Durfft essen fleisch vom vieh das von sich selbst war todt.Die besten lehrer auch in ewrer sprache sagenSehr klar vndt offenbahr⧸ daß in Meßias tagen

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Gott würde das verbot von speisen stellen ein⧸Vndt solle schweinenfleisch so rein als rindtfleisch sein.Da Gott der heiden schar sein süßes joch wil schicken⧸Jsts beßer das er soll beladen jhre rückenMitt lasten die sie nicht gehabt für Christus zeit⧸Vndt aber daß er euch wie sie darvon befreyt? Seht nun das tag gebot. Die hoch berhümbsten feste

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Der tage.

Sindt ein gedechtniß nur⧸ vom minsten biß auffs beste⧸Des Herren gütigkeit die euch von jhm geschachAls jhr verlaßen habt Egypten⧸ vndt hernach.Nun hatt der liebe Gott mehr gnaden euch zue schencken;Nach denen würdet jhr nicht an die wolthat denckenVndt den Egypter zug: so würde gantz alleinDurch solches newe guet der sinn gefangen sein.Zue Esaias zeit fieng Gott schon an zue klagenVom eckel vndt verdruß an ewren heil’gen tagen:Er sey auch deßen saat was wirdt von euch gethanWann sich der Monat fengt auffs newe wieder an.Jch weiß wol daß jhr meint daß von der ersten stundenGott an den Sabbath schon den menschen hatt verbunden⧸Da als er seine rhue nam auff denselben tag⧸Vndt dieses große rundt nun gantz vollzogen lag.Doch Moyses werthe schrifft lehrt mich daß Gott allmächtigBefehl von da gethan in acht zue ziehn gedächtigDes Sabbaths heil’gen tag⧸ doch nicht durch solches bandtDaß man nichts solle thun das minste mitt der handt.Von Enoch wirdt man nichts⧸ noch Noe was beschönen⧸Noch auch von Abraham⧸ noch auch von seinen söhnen⧸Noch andrer fürm gesetz’ ist jemals was gedacht⧸Daß sie am sabbath nicht die reis’ vndt werck vollbracht.Da aber Jsrael die rote see durchdrungen

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Biß an das truckne landt⧸ vndt danckbarlich gesungenAuff einen Sabbathtag das schöne segenliedt⧸Seh’ ich daß der befehl daß erste mal geschieht.Gott selber sagt: gedenckt wie die Egypter ließenEuch jhre knechte sein⧸ biß daß ich euch gerießenDarauß mitt starcker macht⧸ drumb setz’ ich dieses einDaß euch der sabbath soll ein heil’ger festtag sein.Gott zeigt auch daß er wil zuegleiche wiederfechtenDer Herren härtigkeit⧸ die jhren armen knechtenBeneiden alle rhue⧸ sie heißen jederzeitArbeiten tag für tag gar nicht mit billigkeit.Wiewol der frembdling nun der jnner ewren städtenGewohnt⧸ in diß gesetz’ auch gleichfalls mußte treten⧸Als landtgemeines recht⧸ so spüret man doch nichtDaß ein volck mehr noch war gebunden an die pflicht.Dann Gott der sagt daß er hatt den JsraelitenNur wollen wegen rhue den Sabbathtag gebieten⧸Vndt daß⧸ wann jhr nun giengt von allen wercken frey⧸Es zwischen jhm vndt euch ein sichers zeichen sey.Weil solche rhue dann meist solt’ ein gedächtniß machenAn den Egypter Zug⧸ vndt an die großen sachenSo da ergangen sindt⧸ so dienet hier auch fastWas vormals schon gesagt ist von dergleichen last.Wer’ auch die arbeitrhue gewesen bey den altenVon anbegin der welt⧸ sie hetten krafft behaltenJn sachen die hernach gefolgt sindt lange zeit:Nun wißt jhr daß man auch auff sabbathtag beschneidt:Die Priester stellten auch so wol das opfferschlagenAuff einen sabbath fort als an den andern tagen⧸Das vngehörig scheint wann solche sabbaths-nothVon anfang her baldt war gesetzt als ein gebot.

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Die ewren lehren auch: wann Gott mitt euch leßt sprechenDurch botschafft⧸ auff diß wort mögt jhr den Sabbath brechen⧸Gleich die⧸ zue denen diß Nuns sohn gesaget hatt⧸Am Sabbath namen ein die Jericheser stadt.Sagt Esaias nicht daß in Meßias jharenDas volck stets solte fort im gottesdienste fahren⧸Vom newen monat her biß stets ein newer kömpt⧸Von jenem Sabbath an⧸ biß der den anfang nimpt.

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Nun die beschneidung her⧸ den vortrab ewrer sitten:War ists⧸ für dem gesetz’ ist Abraham beschnitten:Doch aber diß war auch ein eingang auff den bundtDa jhm wardt zuegesagt der Kananeer-grundt:Vndt dieses ist der bundt so durch des Moyses handeDarnach besigelt ist mitt weit mehr andrem pfande.Nun haben wir gebracht der heil’gen wort herbey⧸Wie daß ein newer bundt von Gott versprochen sey.Gleich wie der alte bundt den Juden von den HeidenDurch ein besonders merck des leibes mußen scheiden⧸So mußte nun der new’⧸ als welcher war gemein⧸Abthun den vnterscheidt⧸ zwey laßen eines sein.Da hatt dem geiste nach die vollheit erst bekommenDer samen welcher solt’ auß Abraham herkommen⧸Da aller orten volck⧸ so je auff erden kam⧸Zuesammen wardt gepfropfft im glauben Abraham.Wie offtmals wil euch doch der Herren herr bescheiden⧸Daß jhr für allem her die ohren sollt beschneidenVndt hertzen? vndt hierzue war diß auch allermeistDas JEsus gab sein wort vndt seinen starcken geist.Hatt Gott in Abraham gehabt ein wolbehagenEh er beschnitten war⧸ hatt Gott auch wol vertragenDaß man diß hatt gestellt in Sina wüsten ein⧸

Der eußerlichen beschneidung.

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Wie kan die gnade dann daran gebunden sein?

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Daß die außbreiter der Christlichen lehre mitt den Juden sehr freundtlich vmbgegangen.

Wiewol jhr nun mitt danck’ habt sollen Gottes güteAnnemen⧸ welcher euch auß gnädigem gemüteDie last vom halse nam durch den der wunder thatWeit mehr als Moyses zwar genung erwiesen hatt⧸Jedennoch haben nie die freunde seiner lehren⧸Die allezeit das wort euch erstlich ließen hören⧸Vnfreundtlich wieder euch gezancket vmb ein dingDa die gottseligkeit nicht eigentlich dran hieng:Sie ließen gar wol zue daß jeder mochte lebenNach seinem vrtheil selbst⧸ nach dem jhm war gegebenViel oder minder witz⧸ nur das des einen gangAlso wie er zue thun nicht andre leute zwang. Von euch wirdt fest geglaubt daß über viel heilande

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Bekändtniß der Juden⧸ daß ein großer Heilandt kommen solle.

Soll’ ein gesalbeter auch kommen⧸ deßen handeEuch bringen sollen glück vndt fried vndt volle huldt⧸Erkendtniß Gottes auch⧸ vndt tilgung aller schuldt.Hier sindt wir einig zwar: von euch nur wirdt vernommtnDaß er noch kommen soll; ich sag’ er sey schon kommen:Nun ziehmt es sich daß jhr mitt vns für vrtheil gehtHin zue der heil’gen schrifft in der die warheit steht.

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Der frome Daniel⧸ den Gott hatt mitt gesichtenGar überflüßiglich gewürdigt zue berichten⧸Hoch angenem bey Gott (gleich wie man lesen kanAuch beym Ezechiel) der auß der löwen zahnErlöst so herrlich wardt⧸ hatt niemmr nicht gelogen⧸Noch ist durch Gabriel auch worden je betrogen.Er sagt⧸ daß wann man nun erlaub vom König hattZue bawen wiederumb die Salomonsche stadt⧸Nicht gäntzlich völlig noch nach zehn mal funffzig jharenSich würde dann allhier Meßias offenbahren.

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Beweiß das er kommen sey⧸ auß der vorher andeutung der zeit:

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Worauß ein weiser man⧸ der für dem NazarenWar eine jubelzeit⧸ auch mußte selbst gestehnDaß keine funfftzig jhar jetzt köndte mehr verfließenDaß der den Daniel vermeldet würd’ entsprießen.Worauff geht der vorher auch angeregte scheinDaß dann der menschen Fürst gekrönet würde seinWann das geschlechte vom Seleucus her geborenVndt der Lagiden macht nun würde sein verlohren:Worvon Augustus dann den letzten endtschafft fandtDa die Canoper flut erlegt wardt bey Lepant⧸Vndt die hoch edle fraw⧸ vmb nicht zue sein gefangen⧸Den stoltzen arm jhr ließ durch beißen von der schlangen.Ein anders zeichen hett der Engel fürgebracht⧸Daß nach Meßias zeit durch grimmer feinde machtDie stadt solt’ öde sein: so wer nun zehlt die wochenDie beygefüget sindt⧸ sieht daß da sey gesprochenVom grewlichen verterb⧸ nach dem durch hungersnothDie müter angethan den kindern selbst den todt⧸Da Titus diesen grauß an mawren vndt an steinen⧸Daß er doch selber hieß⧸ nicht ansah’ ohne weinen:Als wie Josephus dann⧸ der auch ein Jude war⧸Des Daniels gesicht auff seine zeit bringt dar.Daßelbe wirdt nun auch bey andern mehr geschawet:Dann da die andre kirch’ auffs newe steht gebawet⧸Verheißet Gott also⧸ zue trösten durch AggeDen Herrn Zorobabel vndt priester Josue:Das hauß das jhr nun macht wil ich also erhebenDaß es an ehre soll dem ersten oben schweben?Wie ist nun diß erfüllt? war beßer was gebawt⧸Vndt höher? war mehr goldt vndt silber da geschawt?O nein: wir sehn⧸ wann wir bey vns zuerücke weichen⧸

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Daß es als nichts schier war dem ersten zue vergleichenGott macht es selber klar: ich wil euch meine rhueNoch gründen in diß hauß. Hört Malachias zue:Jn seiner kirchen wirdt er werden baldt vernommenDer Herr auff den jhr hofft: er wirdt hin zue euch kommenDer euch den bundt ansagt⧸ er ewre lust vndt ziehr.Wie kan ein mensch doch nun so blindt sein der allhierNicht sieht⧸ das ehe noch verfallen solt’ an steinenDas werck Zorobabels⧸ Meßias mußt erscheinen?Die damals lebten auch die glaubten der gestaltDaß JEsus solte da gleich kommen⧸ oder baldt⧸Daß auff Herodes auch sehr viel die meinung setzten⧸Viel auch den Gaulonit⧸ vndt andre darfür schätzten;So frey vndt sicher wardt geglaubet in gemeinDaß der verheißen war verhanden mußte sein.

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Wann jhr dann sagen wollt⧸ daß wegen ewrer sündenDas senden sich verweilt⧸ kan ich beweiß nicht finden.Der sünden willen hatt zwar sollen sein verheertDie stadt nach Christus zeit⧸ wie Daniel erklärt:Vndt Zacharias sagt⧸ es solt’ ein quell entspringenFür Davids gantze hauß⧸ vndt freyes waßer bringenFür gantz Jerusalem⧸ dadurch sie würden rein:Nun sagen viel von euch⧸ diß muß’ erfüllet seinJn des gesalbten zeit⧸ gleich als jhr euch könnt wißen⧸Daß jhn die ewren stets⧸ wie jhr⧸ den söhner hießen.Wie kundte sünde dann verendern Gottes rhat

(Antwort auff den einwurff daß die zeit solle verlengert sein der sünden wegen.)

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Auß dem Zuestande der Juden⧸ nach dem sie Jesus verworffen haben.

Da auff die sünde doch das werck gesehen hatt. Daß der gesalbte nun schon sey auff erden kommen⧸Vndt daß jhr jhn verschmäht⧸ vndt nicht habt angenommen⧸Wann jhr so blindt noch seidt daß diß euch nicht bekandt⧸Zum minsten überzeugt euch ewrer schwerer standt.

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Der bundt mitt euch gemacht pflegt diß in sich zue halten⧸Jhr soltet Canaan geruwiglich verwalten⧸Das feiste landt⧸ so lang’ jhr nur nicht wiechet abVom göttlichen gebot das Amrams Sohn euch gab;Vndt hettet jhr gleich Gott zur gramschafft schon bewogen⧸Vndt kämet nur für jhn demütig hin gebogen⧸Bekennet ewre schuldt⧸ vndt weret gleich verstecktSo ferren Ost von West⧸ vndt Nordt von Suden streckt⧸Doch wolt’ er wieder euch beysammen laßen lebenJm lande welches er den ewrigen gegeben.Seht die zerstrewung nun: seht den betrübten standt.Nach dem Jerusalem verheert ist vndt verbrandt⧸Habt jhr drey mal den baw von newem angefangen⧸Vndt dreymal ist er auch durch Gottes krafft zergangen.Die eltern ewrer schaar die jhrer kinder blutDem Moloch (ô der that!) geopffert in der glut⧸Die frembden bettes lust vndt ehebruch geliebet⧸Die arme wittiben vndt waisen hoch betrübet⧸Vndt die darüber noch⧸ als waßer rinnen kan⧸An straßen offentlich die fromen abgethan⧸Die worden zwar verdruckt⧸ vom jhren weggetrieben⧸Doch hatt es nicht gewehrt mehr jhar’ als zehn mal sieben:Gott hatt sie mittlerzeit getröstet vndt gelabtVon männern welche Gott durch seinen geist begabt⧸Ja laßen noch durch sie auch zue verstehen gebenWie lange zeit man noch solt’ außer heimat leben⧸Vndt wann der guete Gott sie würde bey der handtBegleiten in jhr hauß vndt Palestiner landt.Es ist nun schon geschehn für funffzehn hundert jharenSeit daß jhr Gottes zorn durch Titus habterfahren⧸Wornach man überall auff erden finden kan

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Die ewren⧸ aber nicht im lande Canaan.Es hatt kein Gottes-mann euch seit der zeit gelehret⧸Jhr habet keinen trost der wiederkunfft gehöret:Es ist ein schwindelgeist vndt als ein dicker mistDer diß treibt was bey euch erdenckt ein Thalmudist.Dann ewer großes buch⧸ genannt von Mundtgesetzen⧸(Das jhr pflegt höher noch als Moyses schrifft zue schätzen)Hatt manches fabelwerck das warlich keiner glaubtAls leute welche gar der sinnen sindt beraubt.Erzehlung ist zue lang; wer lust hatt kan es sehen:Es ist genung an dem daß meldung hier geschehenWarumb doch Gott von euch anjetzt so ferren steht⧸Da jhr zue Bahalim vndt Moloch nimmer geht⧸Da jhr ehrt ewren Gott⧸ da jhr mitt heißen zehren⧸Mitt fasten vndt gebet jhn sucht zue euch zue kehren⧸Nicht ehebruch begeht⧸ schlagt keinen menschen todt⧸Ja aller dinge merckt das eußere gebot?Entweder Gott der hatt den alten bundt gebrochenDen er von Canaan durch Moyses außgesprochen⧸Diß; oder es muß ja bey euch gewesen seinSo lange zeit biß jetzt ein laster in gemein⧸Sehr groß⧸ zue deßen buß’ jhr euch nicht wollt bekennen.Sagt mir die sünde nun; wo nicht⧸ ich wil sie nennen:Es ist⧸ der Friedefürst auff den jhr allzeit wachtJst kommen weit vorher⧸ vndt wirdt von euch verlacht. Wer für dem Nasaren⧸ vndt auch nach seinen tagen⧸

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Beweiß das Jesus der gesalbte sey auß dem was vorher verkündigt gewesen.

Sich als Meßias je dem volck’ hatt fürgetragen⧸Jst gäntzlich schon vertilgt: so daß seit sie gelebtKein mensch geboren wirdt der jhre lehr’ erhebt.Herodianer kan man auff der welt nicht kennen;Barchozbas hört man nie als nur im argen nennen⧸

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Wiewol sein wesen auch die klügsten blindt gemacht⧸Biß noch das Römer-schwerdt jhn endtlich vmbgebracht.Vndt vnsrer Herr allein nach dem er ist gestorbenHatt einen samen jhm der Ewig blüht erworben⧸Ein geistliches geschlecht. Jhr geht die welt gleich vmbSo findet jhr doch stets ein theil vom Christenthumb.Jch hette hier viel mehr von Zeichen vndt von wercken⧸Die diß was ich gesagt sehr kräfftiglich verstereken⧸Alß daß er war einzweig von dem Jesseer-stamm⧸Vndt gar gewiß vndt war von der Jungfrawen kam⧸Wie Gott berichtet hatt den der sie hatt bekommen⧸Der sie zum weibe sonst ja hette nie genommen:Daß sein geburtplatz war das EphrateerlandtVndt die Stadt Bethlehem⧸ vndt daß sein wort bekandtZum ersten worden ist den Galileer städten⧸Daß alle kranckheit ist für jhm hinweg getreten⧸Daß er den blinden hatt die augen auffgemacht⧸Daß er die krüppel hatt auff graden fuß gebracht⧸Als welches niemals wirdt⧸ ich laße sein erwiesen⧸Nur selber auch erzehlt von andern als von diesen.Wir wollen laßen stehn was sonst geschehn sein mag⧸Ein ding ist vns genung das noch wehrt diesen tag.Oseas macht es klar⧸ ingleichen Esaias⧸Vndt Davids harpffen thon⧸ als wie auch Zacharias⧸Daß durch Meßias würd’ in aller welt der scheinDes waren Gottes lehr’ am hellen tage sein:Daß Nabo vndt der Bel⧸ vndt was von göttern wereVerfallen solten dann: dann er der JudenheereVndt auch der Heiden schar noch werden solt’ ein liecht⧸Vndt beyden kräfftiglich anweisen jhre pflicht.Wie ist nun diß vollbracht? eh als noch JEsus kommen⧸

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War von abgötterey der weltkreiß eingenommen:Darnach so wardt das volck mitt tausenden gelehrt:Vndt der Gott Jsraels wardt überall geehrt:Die Keyser haben selbst dem jrrthumb abgesprochen⧸Den mißbrauch hingethan⧸ die bilder weggebrochen.Diß große werck hatt nie der Thalmud laßen sehn;Es ist auff Petrus stimm’ vndt Paulus wort geschehn.Auff dieses wardt das volck⧸ so vormals als verlohrenFür Gott gehalten wardt⧸ für Gottes volck erkohren.Von Judas stamme war nicht gantz genommen abDie bürgerliche macht vndt der nun letzte stab⧸Biß daß es Gott geliebt den Siloh erst zue bringen⧸Der durch sein süßes joch die völcker solte zwingen. Jch weiß⧸ Jsraelit⧸ daß jhr gewohnet seidtZue sagen wiederumb⧸ daß auff Meßias zeitViel ding verkündigt sey so noch nicht ist vollzogen;Diß aber wirdt von euch vernünfftig nicht erwogen:Dann wann was finster gleich ist⧸ oder nicht gantz klar⧸So bleibet doch für sich was schon ist offenbahr.Des lohnes sicherheit⧸ der weg so vns gerhatenAuß JEsus munde wirdt⧸ sampt seinen wunderthaten⧸Gehören euch vorwar genung zue sein⧸ ja mehr⧸Mitt hertzens niedrigkeit zue folgen seiner lehr.Jm fall jhr dann mitt vns⧸ vndt wir mitt ewrem saamen⧸Gott beten vmb den geist⧸ vndt diß in JEsus namen⧸Der vorhang welchen euch noch das gesetze machtDer würde leichtlich auß den augen weggebracht.Das noch verschloßne buch das würde dann entbunden;Das jene was jhr sucht das würde dann gefunden.Wie schlecht nun sey das werck das jhr liebt der gestaltKönnt jhr darauß verstehn⧸ das offtmals mannigfalt.

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Antwort auff den einwurff von etzlichen verkündigungen⧸ die noch nicht sollen vollbracht sein.

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Die schrifften sindt erklärt von ewren meisten weisen:Worinnen dennoch ist die frömigkeit zue preisenAn denen die gelebt als das Chaldeer bandtDas volck Jerusalems geführt in frembdes landt⧸Vndt wenig zeit darnach für denen die beginnenNach dem die stadt zerstört⧸ die newes viel auß sinnenDaß der von Nazareth verhaßt bey jhrer art⧸Vndt viel bestreiten auch das nie bestritten wardt.Es ist der schrifft gebrauch durch sichtbarliche sachenDiß was vnsichtbar ist bekandt vndt klar zue machen:Alß wann man liest daß Gott sich hatt herab gemacht⧸Wann seines auges⧸ ohrs⧸ vndt mundes wirdt gedacht.So muß man auch verstehn daß ochsen bey den beeren⧸Vndt daß der leopard bey böcken ein soll kehren⧸Daß sich der grimme wolff mitt lämmern soll begehn⧸Der junge löwe soll im widderstalle stehn⧸Vndt das ein kindt auß lust ein wildes thier soll fangen⧸Vndt daß ein säugeling soll spielen mitt den schlangen⧸Daß auch des Herren berg soll hoch erhaben sein⧸Vndt ferren höher gehn als alle berg’ allein⧸Vndt daß das heidenvolck daselbst von aller erdenZuesammen kommen soll⧸ vndt sämptlich opffern werden.So deutet Gottes wort auch offt bedingung anWiewol dieselbte nicht durch außspruch wirdt gethan:Euch ist viel zuegesagt in des Meßias tagenJm fall jhr gegen jhm gehorsam würdet tragen.Daß jhr nun nicht erlangt dergleichen guet vndt huldt⧸Da mangelt nichts an Gott⧸ es ist nur ewre schuldt.Dieweil Meßias zeit auch nach der schrifft wirdt stehenVon da an als er kam biß alles wirdt zergehen⧸So wer’ es frembde nicht zue haben diesen wahn⧸

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Daß was nicht ist geschehn noch künfftig werden kan.

Antwort auff den einwurff von Jesus niedrigem stande.

Weil dem nun also ist laßt euch nicht anstoß gebenDie große niedrigkeit bey vnsers Herren leben.Gott hatt ja lust daran daß er die stoltzen fellt⧸Vndt arme von dem staub’ auff hohe stüle stellt.Dann was war Jacob doch⧸ der nichts nicht hatt genommenAls seinen stab mitt dem er durch den Jordan kommen?Was hatte Moyses mehr als seinen hirtenstabVndt seines schwehers Vieh⧸ da Gott die ehr jhm gab⧸Vndt ruffte selber jhm auß der beflammten heiden⧸Er solte nun sein volck mitt voller auffsicht weiden?Der Sohn des Jsai auff grüner weiden giengBey seinen schafen her⧸ als er die salb’ empfieng.Lest Esaias buch⧸ er sagt für allen dingen⧸Des Herrn gesalbter wirdt den armen zeitung bringen⧸Vndt gueter bote sein: er wirdt nicht laßen sich⧸Sagt er⧸ mitt heller stimm’ anhören offentlich;Das halb gebrochne rhor wirdt er nicht gar zerknicken⧸Das tocht nicht leschen auß das noch den rauch leßt blicken.So ist es schändtlich auch daß jhr an seine nothVndt leidt euch stoßen wollt⧸ vndt an den bittern todtWeil doch die bösen stets⧸ wann Gott es zue wil geben⧸Den gueten übels thun⧸ sie bringen vmb das leben.So wardt der frome Loth in Sodoma gedrückt⧸Eh Gott auff dieses volck gepichte wolcken schickt.Wardt Abel von der handt des bruders nicht erleget?Wardt Esaias nicht so jämmerlich durchseget?Denckt an die weise fraw die durch so grimme machtSampt sieben welche sie geseugt wardt vmbgebracht.Herr⧸ deiner diener volck⧸ singt jhr⧸ wirdt nicht begraben⧸Sie werden als ein aaß gelegt für thier vndt raben.

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Daß auch Meßias mußt’ eingehen in sein reichDurch leiden vndt durch todt⧸ vndt seiner schar zuegleichErwerben höchstes guet⧸ hatt seinen grundt vndt bleibetEuch fürgestellt in dem was Esaias schreibet.Wer solte glauben doch was vns erkläret wardt⧸Wem ist des Herren arm⧸ sagt er⧸ geoffenbahrt?Als wie ein zweig im sand’ vndt wurtzel ist entsproßen⧸Für Gottes augen ist er gleichfalls auffgeschoßen.Jn der gestallt an jhm war gar kein schöner schein⧸Noch was das angenem den menschen möchte sein.Er war von jederman verworffen vndt vernichtet⧸Kein mensch der hette fast ein aug’ auff jhn gerichtet:Er nam sehr große pein vndt alle schmertzen an⧸Ja er wardt als ein nichts geschätzt von jederman:Von kranckheit wußt’ er viel: die sicheit vnsrer allen⧸Die schmertzen vndt die quall sindt gantz auff jhn gefallen.Wir haben⧸ als wir jhn so angesehn⧸ gedachtGott hab’ jhn selbst gedruckt vndt also hingebracht:Doch⧸ seht⧸ vmb vnsre schuldt mußt’ er die pein empfinden⧸Zertreten wardt er so von wegen vnsrer sünden:Dann jhm ist aufferlegt die quall zue vnsrer rhue⧸Durch seine striemen sindt vns vnsre wunden zue:Ein jeglicher von vns ist seinen weg gelauffen⧸Als wie in heiden jrrt verlohrner schaffe hauffen:Gott gleich so wol hatt jhm auff seinen leib gejagtDie vngerechtigkeit so vns zuevor behagt:Die schuldt wirdt abgeheischt: er liegt an vnsern schlägen⧸Vndt wil⧸ wie sehr er wirdt gequelt⧸ den mundt nicht regen⧸Als wie ein zartes lamb zur schlachtbanck wirdt geführt⧸Vndt wie ein schaff den mundt im scheren nur nicht rhürt.Zwar mußt’ er eine zeit gericht vndt bande tragen⧸

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Vndt wardt hinweg gerafft: wer aber wil nun sagenDie lenge seiner zeit? war ists er wardt verdruckt⧸Vndt auß dem lande noch der lebenden geruckt⧸Doch dieses alles kam jhm von den mißethatenDie nur mein volck gethan⧸ die schuldt mußt’ er erstaten.Geliefert wardt er auch in der gottlosen macht⧸Biß er getödtet wardt⧸ vndt in das grab gebracht⧸Wiewol er niemandt was durch vnrecht hatt’ entzogen⧸Noch auch durch seinen mundt mitt arger list betrogen⧸Diß ists daß Gott durch pein jhn so zertreten hatt⧸Doch nicht vmbsonst; dann diß war Gottes eigner rhat:Weil er sich selbsten wil zur sünden söhnung geben⧸So soll sein samen auch in höchster anzahl leben:Er soll dann fort für fort erlengern seine zeit⧸Vndt machen daß durch jhn was Gott befiehlt gedeyt.Wann er sich dann wirdt sehn vom bösen sein entschlagen⧸Wirdt er gesättigt sein mitt lust vndt gueten tagen:Dann er mein trewer knecht gerechten wandels vollDurch sein erkendtniß viel rechtfertig machen soll⧸Dieweil er auff sich nam was böses sie begangen⧸Drumb soll er auch von mir macht über viel empfangen;So daß er theilen wirdt den fromen diß sein guetDas er gewonnen hatt: dann er sein reines blutVergoßen in den todt⧸ vertragen gar geduldigGezehlt zue sein bey die zum höchsten waren schuldig⧸Erlöset jhrer viel von aller mißethat⧸Wie er für sündige selbst eingesprochen hatt.Denckt nun den worten nach: Wann ist wol je gestorbenEin König⧸ ein prophet⧸ der etwas diß erworbenDarvon verzeichniß zwar in diesen worten steht?Sagt jhr⧸ daß hie der text auff die Hebreer gehtSo darumb weit zerstrewt damit sie aller zeitenDie heyden köndten noch zue Moyses glauben leiten⧸Jch sag’ es kan nicht sein: die Jsrael’sche scharErlitte niemals was das nicht verdienet war⧸Wie auß der heilgen schrifft nicht schwer ist zue erkiesen:Vndt weiter mußte der auff den da wirdt gewiesenDurch seine pein vndt todt wegräumen auß der bahnWas Esaias volck vndt Gottes volck gethan.Ewr’ alte lehrer auch gestunden aller endenEs geh’ auff den den Gott noch salben würd’ vndt sendenZur söhnung aller welt: daß der Rabin den scheinErleichtet hatt daß zwey Meßien solten sein⧸Der eine Josephs Sohn beschwert mitt großer bürde⧸Der andre Davids Sohn der glückhafft leben würde:Da doch nur einer ist⧸ der durch noth⧸ creutz vndt blutZur ehre mußte gehn die man jetzt JEsus thut. Dieweil viel vnter euch auff die Voreltern bawen

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Antwort auff den einwurff von frömigkeit der jenigen die jhn haben zum tode übergeben.

Vndt darumb allzuesehr von sorgen frey vertrawen⧸Wann JEsus hette from gelebt vndt from gelehrt⧸Daß er von jhnen wol geblieben vnversehrt⧸Ja daß das priesterthumb von da vndt spätern tagenNie hette das verbot gethan von jhm zue sagen⧸Verzeiht mir zieh’ ich diß was guetes sie gethanAuß ewren schrifften selbst⧸ nicht meinen sinnen an.Sie mußen den verweiß in hundert blättern lesenJhr hertz’ vndt ohr sey nicht beschnitten⧸ vndt jhr wesenHartnäckig⧸ böser art⧸ jhr dienst erweis’ alleinDie eußerliche ziehr vndt einen schönen schein.Den jüngling welchen Gott begabt mitt waren träwmenDen wolten auß der welt die brüder selber räumen⧸Wie er dann als ein sclav’ auch wardt verkaufft vmb geldt⧸

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Er der das gantze hauß hernach mals doch erhelt⧸Vndt jhnen vnterhalt verehrt in thewren jharen⧸Nicht denckendt was jhm sey von jhnen wiederfahren.Der das gesetze bringt wirdt nie gelaßen freyVon dem vndanckbarn volck’ vndt böser meuterey:Sie hatten selbst gesehn wie jhm der kreiß der erden⧸Das landt⧸ die see vndt lufft gehorsam mußten werden:Noch wolten sie doch nicht betrachten sein gebot⧸Vndt lehnten sich jhm auff⧸ vndt murrten gegen Gott:Sie mochten nicht die speis’ ob sie gleich Gottes segenSelbst niedertrieffen ließ durch honigsüßen regen:Sie klagten hungersnoth⧸ da noch im munde warDas fleisch so Gott herab geschickt mitt großer schar:Jedoch der frome mann⧸ was übels sie jhm thätenLieß nimmer nach für sie zue seufftzen vndt zue beten.Seht wiederumb darnach so baldt der böse SohnAußstreckte seine handt nach seines Vater kron⧸Jst David⧸ der für’s volck nie hatt gespart sein leben⧸Vom volcke gantz entblöst⧸ muß sich zur flucht begeben.Der Sohn des Jojada⧸ dieweil er buß vndt rewBegehrt⧸ wirdt hingewürgt in Salomons gebäw:Man sah’ auff das altar⧸ wohin er pflag zue bringenDas opffer für den Herrn⧸ das blut des priesters springen.Ja Jeremias auch⧸ von dem jhr rhümens macht⧸Wardt fälschlich angeklagt vndt wer’ auch vmbgebracht⧸Jm fall die obrigkeit nur glauben zuegezogenDem was des Aarons vndt Levi hauß erlogen:Jedennoch lag er doch bestrickt wie sie begehrtBiß daß die stadt verfiel durch das Chaldeer-schwerdt.Meint jhr daß in der zeit als vnsrer JEsus kommenDie heiligkeit geblüht⧸ die boßheit abgenommen?

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O nein; es fehlet weit. Dann der Josephus liestWirdt finden daß das volck mehr schlimm gewesen ist:Wie auch die straff’ erweist so nachmals ist geschehen⧸So schrecklich als kein mensch mitt augen nie gesehen.Die Priester worden nicht wie Moyses satzung helt⧸Nein⧸ sondern jhärlich nur erwehlt vmb gunst vndt geldt.Jsts frembde daß diß volck hoffertig⧸ auffgeblasen⧸Ehrsüchtig⧸ heuchlerisch⧸ als wilde menschen rasen⧸Vndt sehn wie durch gewalt vndt arglist werd’ erlegtDer deßen reine lehr’ jhr böses leben schlegt?Was war es auch das sie von jhm zur klage stellten?Warumb die bösen stets auff frome leute schelten.Micheas wardt verdruckt dieweil er wiederstundtDem was vierhundert mann gesaget als ein mundt.Der fewrige Thesbit vom König Achab höret⧸Er were der die rhue in Jsrael zerstöret.Am Hieremias ist auch diß die ärgste that⧸Daß er vom tempel was nicht recht gesprochen hatt.Hierzue dient diß was vns von alters offenbahrenDie meister ewrer schrifft daß in Meßias jharenDie menschen würden sein als wildt gleich vngezähmt⧸Als esel gleich verstockt⧸ als hund’ auch vnverschämt.Gott⧸ welcher ewer’ art am besten hatt gekennet⧸Hatt offtermals gesagt daß die er sonst genennetSein volck⧸ sein volck zue sein nicht wolte mehr gestehn:Nein sondern daß von hier vndt da zwey solten gehnBey seinen heil’gen berg: daß er an ewren plätzenDie frembden euch zue spot vndt eyfer wolle setzen.Sehr wol hatt er gesehn daß deß Meßias scheinDer schar Jerusalems ein anstoß würde sein:Doch der stein welcher von bawmeister war verstoßen

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Hatt wieder jhren danck den baw in ein geschloßen. Wir wißen daß jhr vns anhencket diesen spot⧸Als ob wir hetten mehr dann einen waren Gott:Doch er der alles sieht weiß daß wir keinen kennenAls jhn den waren Gott den ewre bücher nennen.Wann jhr dann wie jhr wollt das wort zue deuten wißtVndt wieder vnsern sinn was gegen vns beschließt⧸So thut jhr vns zue viel: durchsehn wir ewre lehren⧸Wirdt man dergleichen nicht auch von den ewren hören?Jst nicht der Cabalist⧸ der auch drey liechter stelltJm wesen Gottes für⧸ vndt auch drey zahlen helt?Nicht Philo deßen witz wol würdig hoch zue achten⧸Der in der Gottheit glaubt drey vnterschiedne machten?Es ist von alters her die meinung allermeistGewesen vnter euch es sey ein Gottes geistDer Gottes männer hatt regirt vndt eingenommen⧸Wordurch sie vorgesagt was künfftig würde kommen:Jedoch wirdt dieser geist ein ewrer schrifft erkandtAls anderer von dem durch den er wirdt gesandt.Jhr sollt das Schekinah der ewren gleichfals kennen⧸Das sie jetzt angesicht⧸ jetzt namen Gottes nennen:Der Sohn des Neheman helt diß für klar vndt freyDaß diß der höchste bot’ vndt erster engel seyDer alle welt regirt⧸ ja heißt jhn Gottes wesen.Wann jemandt sagte nun er hette hier gelesenSie glaubten alle mehr dann einen Gott allein⧸Wie witzig würde diß⧸ meint jhr⧸ geredet sein?Auß ewren lehrern selbst ist euch beweiß zue gebenDaß Gottes weißheit solt’ in dem Meßias schweben:Das Thargum eingesetzt nicht ferren vom EuphratNennt stets jhn Gottes wort: vndt ewrer Thalmud hatt

Antwort auff den einwurff⧸ daß die Christen mehr als einem Gott dienen.

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Daß in Meßias zeit Gott nie genung gepriesen⧸Auch solte mitt der handt gar werden noch bewiesen:Es heißt Meßias Gott vndt Herr auch offt vndt sehrBey David⧸ Amos Sohn⧸ vndt bey noch andern mehr. Daß wir dem fleische nun des schöpffers ehre geben⧸

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Antwort auff den einwurff⧸ das die Christen das menschliche an Christus anstat Gottes ehren.

Vndt mengen was began mitt dem was ohn anheben⧸Gestehn wir nimmer nicht. Was David angeregtMuß doch sein⧸ sagen wir⧸ von Christus außgelegt.Zue meinem Herren hatt der höchste Herr gesprochenSitz’ an die rechte handt zue mir biß ich gebrochenDie feindtliche gewalt⧸ vndt vnter deine macht⧸Als eine banck darauff die füße stehn⧸ gebracht.Dann dieses⧸ vndt was folgt⧸ er wil den zepter sendenVom schönen Sion her der gantzen erden enden⧸Vndt geben jhm darbey die priesterliche pflicht⧸Das schickt auff David sich⧸ noch Esechias nicht⧸Noch auch auff Abraham: wie viel von ewren leuten⧸Vndt zwar die eltisten⧸ diß auff Meßias deuten.Als auch das andre liedt⧸ in welchem Gott die kronDer Heiden jhm verheischt⧸ vndt nennt jhn seinen Sohn⧸Da er den Herren auch vndt Fürsten thut zue wißenDaß sie jhm jhre pflicht ablegen⧸ vndt jhn küßen.Daß diß auff JEsus geht laß’ ich mir zeugniß seinHett’ es den seinen nur erkläret er allein;Weil doch sein reines wort sampt seinen wunderwerckenJn allem was er sagt vns überflüßig stercken.Jhr selber glaubet auch was Moyses euch gelehrtDas er auff Sinai von Gott hab’ angehörtJn viertzig tage zeit⧸ jhr laugnet es mitt nichtenWas andre Gott allein hatt wollen vnterrichten:Doch dieser guete Gott hatt mehren schein zuegleich

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Gar gnädig vns vergünnt von JEsus Königreich⧸Jn dem vns wirdt bezeugt durch volck dem wol zue trawenDaß er sich lebendig ließ nach dem tode schawen⧸Daß gleichfalls eine wolck’ jhn in die höhe namBiß er den seinigen auß dem gesichte kam.Noch mehrers zeichen ist⧸ daß er sein wort vollendet⧸Vndt seinen geist herab hatt auff sein volck gesendet⧸Wordurch die teuffel auß den menschen sindt verjagtWann der von Nazareth mitt namen wardt gesagt:Wordurch so manche quall vndt kranckheit wardt gezwungen⧸Wordurch der fischer mundt geredt mitt frembden zungen⧸Zue sehn daß JEsus nun besitze diese stat⧸Die große macht darvon er vor geredet hatt.Die that bezeugt es selbst weil sich ohn spieß vndt degen⧸Vnangesehn der welt die sich wil wiederlegen⧸Der zepter seiner lehr’ in kürtzen hatt erzeigtDa wo die Sonn’ auffsteht⧸ vndt wo sie seewarts steigt:So daß die Keyser sindt vndt großen Fürsten kommen⧸Vndt haben sein gebot mitt demut angenommen.Der Cabalist ists der ohn zeugniß darfür heltDaß zwischen Gott vndt mensch ein mittler sey gestelltDen er nennt Enochs Sohn: vndt wil man vns verdenckenDaß wir vns durch beweiß zue vnserm mitler lencken?Was vnserm Herren auch für macht wirdt beygethanJm glauben⧸ gehet gantz das lob des Vaters an⧸Der dardurch wirdt gerhümt. Er hatt das reich empfangenVon Gott⧸ vndt wirdt das reich Gott wieder überlangen.

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Beschluß vndt gebete für die Juden.

Ein andrer der für mir scharff von gedancken ist⧸Der in der wißenschafft der schrifften mehr erkiest⧸Mag hier subtiler sein: es ist nicht meine sache:Mir ists genung daran daß ich außführlich mache

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Daß vnsre meinung nicht so arg vndt frembde seyWarumb man witzig nicht dem könne fallen beyDaß JEsus warlich ist von Gott zue vns gesendet.Weil vnsre lehre dann dergleichen nichts fürwendet⧸Soll eine frome seel’ auch laßen haben statDas wort das Gott gesterckt durch so viel wunderthat:Wer dieses nun wil thun der muß die andern sachen⧸Darvon ich nicht gemeint als jetzt mein werck zue machen⧸Auffsuchen wo verfaßt ist in der heil’gen schrifft⧸Als wie erwiesen ist⧸ was vnsre lehr’ antrifft:Warumb ich bitte den der sämptlich euch vertretenBeym Vater⧸ vndt am creutz auch noch für euch gebeten.Ende des Fünfften Buches.

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DAS SECHSTE BVCH.

Vrsprung der Mahumetisterey.

WAs ist doch wol der mensch? so baldt ein ende namDurch alles Römer-reich des leidens heiße flamm⧸Darvon das Christenthumb noch herrlicher geblühet⧸Gleich wie der weinstock auch durch schneiden eher siehet⧸Vndt wie ein palmenbawm beladen doch nicht schweigt⧸Ja wieder seine last mitt kühnen ästen steigt⧸Als Constantin die welt mitt glauben außgeziehret⧸Die jhre laster auch zur kirchen eingeführet⧸So wardt durch pracht vndt lust die landt vndt leut’ erfülltAllein fast außgelescht das edle Gottes bildt.Die Fürsten schewten nicht auß nimmer-saatem mutheZue laben jhren wundtsch mitt tausendt menschen blute.Der Kirchen obrigkeit erregte meutereyWer auff den höchsten stul auß jhr zue sehen sey:Des lebens warer bawm wardt nie in acht genommen⧸Es wolte männiglich zum wißens bawme kommen:Der hochmuth lehrte sie nach einem bawe stehnDer mitt der spitze gar zum himmel solte gehn⧸Wordurch die einigkeit zue stücken ist zersprungenAls wie zue Babylon durch die zertheilten zungen.Die lehre von der pflicht vndt Gottes großer gunstWardt durch verwehnten witz verkehrt in eine kunst:Der pöfel wardt hierdurch zertrennt in große hauffen⧸Vndt sahe keinen stick wohin er solte lauffen⧸Vndt weil man jämmerlich verdrehte Gottes schrifft⧸Erschracken sie darfür als wer’ es lauter gifft:Der glaub’ vndt hoffnungstrost⧸ durch die die liebe grünet⧸Gedult vndt niedrigkeit die worden nicht bedienet:

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Die heiligkeit war nichts als eußerlicher wahn⧸Vndt eyfer deßen theils dem jeder beygethan;Jhr meistes thun bestundt auff bloßen menschen wegen⧸Daran mehr übung nur des leibes ist gelegenAls seelenbeßerung. Es waren überallThat-Christen zwar nicht viel: doch eine große zahlVon Christen die allein mitt namen Christen worden.Wordurch dann Gott vergramt offt außgeschickt von NordenNun diß⧸ nun andres volck⧸ die alles weit vndt breitDurch stadt vndt landt verheert: wie⧸ wann zue mancher zeitDurch einen Mertzenschein die see wirdt auffgezogen⧸Das waßer über thamm vndt vfer kömpt geflogen⧸Strauch vndt gewächse fellt⧸ macht einen tieffen wall.Doch angesehn das volck noch durch diß allzuemalZue keiner buße kam⧸ hatt letzlich Gott die schandenDer Christen kundt gemacht auch in des Auffgangs landen⧸So daß sich da empört die böse lehre her⧸Durch zuethun Mahumets⧸ fast vmb das rote meer⧸Der lehre Christus feindt⧸ ein spiegel doch vom lebenWorzue das Christenthumb sich hatte da begeben.Das beute-macher-volck⧸ der Saracener schar⧸Das vom Heraclius sonst abgefallen war⧸Fiel dem gesetze bey: sie sindt baldt so weit kommenDaß sie in kurtzer zeit den Römern viel genommen:Das zart’ Arabien⧸ den Damascener kandt⧸Mitt Sydon den Euphrat⧸ vndt das Hebreerlandt⧸Den goldt-gemengten Nil⧸ das feldt der Persianer:Darnach auch haben sie erlegt die Africaner⧸Sindt kommen wo die flut so absteigt hin vndt herBey Gebraltar sich mengt in das beschloßne meer:So daß sie lange zeit mitt stoltzen füßen traten

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Leon vndt Arragon⧸ Castilien vndt Granaten.Die Türcken⧸ die vorhin den grimmen SaracenMitt außgestreckter handt vermeinten zue bestehn⧸Die haben dennoch sich nach langem kriegesrüsten⧸Nach schwerer streite schlacht zue den MahumetistenGeschlagen⧸ vndt darauff geschloßen also baldtZue halten das gebot gegründet auff gewalt.Also bekamen sie durch krieg vndt friedensbandeSehr viel von Asien vndt aller Griechen lande⧸Vndt als sie Thracien gebracht in jhren raub⧸Wardt auch jhr helm bedeckt durch Vngarischen staub.Diß Alcoran gebot⧸ das keine sanfftmuth kennet⧸Noch leidet⧸ sondern stets nach blut vndt rache brennet⧸Stellt sonderlich sein werck auff eußerlichen schein⧸Wordurch sein zuestandt mehr vndt mehr gesteifft mag sein⧸Gemeiner leute handt wil es kein buch vertrawen⧸Leßt keinen da hinein bey leibesstraffe schawen.

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Wegnehmung des grundes der Mahumetisten: als das es sich nicht gehöre den sächen des Gottesdinstes nach zu forschen.

Woferren jemandt euch verkaufft⧸ o Alfakyn⧸Dem grünenden smaragdt vndt brennenden Robin⧸Vndt spricht daß jhr jhn nicht zum liechte bringen sollet⧸Nicht ansehn⧸ saget mir ob jhr jhm trawen wollet?War ists daß alles ding nicht allen menschen stimmt⧸Daß hochmuth diß für daß vndt das für jenes nimpt;War ists daß der gebrauch vndt neigungen zuezeitenAuß jrrung den verstandt zur seiten ab verleiten:Daß aber Gottes wort⧸ an welchem vollig hangtWas menschlichen verterb vndt seligkeit belangt⧸So tunckel solle sein⧸ das wer mitt ernst dem bösenEntfleucht⧸ vndt bittet Gott jhn gnädig zue erlösen⧸Stellt die gedancken nicht auff ehre⧸ geldt vndt guet⧸Vndt leßt jhm alles diß gefallen was Gott thut⧸

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Die warheit gleich so wol nicht solle finden können⧸Das würd’ ein zeichen sein⧸ daß Gott mitt trewen sinnenDer menschen volck nicht meint⧸ vndt treget haß vndt neidtViel mehr auff sie⧸ das ist von seiner güte weit.Was nutzt es daß vernunfft vndt sinn sich in vns regen⧸Wann man die schöne gab’ hieran nicht sollen legen⧸Vndt in dem glaubenswerck’⧸ auß dem wir selig sindt⧸Vns hörendt selber taub⧸ vndt sehendt machen blindt? Daß Moyses sey gesandt vom höchsten Vater worden⧸

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Beweiß gegen die Mahumetisten⧸ auß den büchern des alten vndt newen bundes⧸ mit erweisung das sie nicht verfälscht sindt

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Vndt JEsus gleichfalls auch⧸ bekennt auch ewer orden:Daß diese leute trew gewesen⧸ die allhierDem Herren nachgefolgt⧸ das gebt jhr selber für.Nun was der Mahumet für lehre wollen faßenDas streitet sehr mitt dem was Moyses nachgelaßen⧸Vndt Petrus⧸ vndt Matthe⧸ vndt Paulus⧸ vndt Johan⧸Darumb hier oder da leugt ewer Alcoran.Jn den befehlen ist der streit so wol zue sehen⧸Als in dem besten theil’ auß allem was geschehen;So⧸ wann die vnsrigen bekennen rundt vndt freyDaß JEsus an das holtz gehenckt⧸ gestorben sey⧸Sey auff den dritten tag von todten aufferstanden⧸Gewesen lebendig bey seiner schar verhanden⧸Sagt jhr⧸ er habe gar das creutze nie berhürtSey heimlich in das hauß deß himmels auffgeführt⧸Hab’ einig seinen schein den Juden fürgestellet⧸Auff den sie⧸ nicht auff jhn⧸ den todesspruch gefellet⧸Vndt was dergleichen mehr. Worauß ich schließen kanDaß ewer buch nicht war. Mehr kompt jhr hier nicht an⧸Jhr wolt dann vnsre schrifft vndt Judenbücher sagenZuegleich verfälscht zue sein. Jhr möget auff nun schlagenDen vorigen bericht⧸ da ich von sicherheit

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Der beyden bücher gab genungsamen bescheidt⧸Vndt zeigte daß es nicht war möglich zue vergifftenSo offtmals wiederholt’ vndt weitgestrewte schrifften⧸Die kommen waren auch den leuten in die handtDie nimmer nicht gestimmt durch einerley verstandtSagt’ jemandt auch zue euch⧸ der schreiber hände gehenJm Alcoran nicht recht⧸ jhr würdet nichts gestehen;Doch jhr sollt nimmermehr vns bringen einen scheinDer mitt dem vnsrigen wirdt gleicher würden sein.Jhr habet diesen wahn⧸ da bey den andern lehren⧸Da JEsus zuegesagt denselbten die jhn hörenDen tröster seinen geist⧸ gewesen was darbeyVon ewrem Mahumet das außgekratzet sey:Wer diß denckt⧸ sage mir ob er in meinung schwebetDaß solches sey geschehn noch ehe hatt gelebetJhr lehrer⧸ oder nach: wer es wil recht besehn⧸Merckt daß es weder vor noch nach kan sein geschehn.Erst nicht nach dem er kam: das buch war lengst zuevorenBey den Arabiern⧸ bey Syren vndt bey Moren⧸Vndt bey Lateinern auch⧸ die⧸ als durch alle weltZerstrewet⧸ hauß vndt hoff zuesammen nie gestellt:Auch für der ankunfft nicht: es war nicht auß zue tichtenWas der so nicht gebohrn für lehre würd’ anrichten.Wann JEsus auch nur je gegeben zue verstehnEs würde noch nach jhm ein anderer auffgehnDer mitt jhm eines sey⧸ wem würde was an liegenDaß ein dergleichen mann gantz solte sein verschwiegen?Sehr gerne hetten jhn die Christen angehört⧸Als wie auch Moyses wirdt von jhnen hoch geehrt.Weil JEsus selbst von jhm das zeugniß hatt getragen.Diß was noch niergendt war wie kundt’ es wol mißhagen?

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Beweiß auß der vergleichung. Jesus vndt Mahumets wie auch die erkennung Mahumets

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Gesetzt es were nie in eine schrifft gestellt

Was ewrer lehre thun vndt vnsrer in sich helt⧸Man würde dieses recht für JEsus lehre haltenWas seiner folger schar die newen wie die altenBekennen⧸ vndt so auch für ewers meisters wortWas bey den Mußelmans den glauben hatt vndt ort.Zue wißen welche nun von beyderley gesetzenDas beste⧸ mußen wir zuevor die bringer schätzen.Jhr nennt den vnsern selbst wort Gottes⧸ weißheit⧸ geist;Da Mahumet ein mensch vndt nicht mehr ist vndt heist.Kein mensch war vnserem zum vater außerkohren⧸Da ewrer Mahumet bloß war wie wir gebohren.Nicht Mahumet⧸ es war der vnsre⧸ wie jhr sagt⧸Meßias⧸ welchen vns zue senden Gott behagt.Der vnser’ ist stets from vndt rein am leben blieben⧸Da Mahumet geraubt vndt vnzucht hatt getrieben.Der vnsre wardt geführt gen himmel⧸ glaubet jhr⧸Da Mahumet im grab’ auch jetzt liegt für vndt für.Weil nun das wort nicht stimmt: bekennt mir wenn von diesenEin weiser mensch wol muß zue folgen außerkiesen? Nemt nun die wercke her die JEsus hatt vollbracht;

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Ferner auß vergleichung der wunderthaten.

Er hatt die blinden sehn⧸ die krüppel gehn gemachtEr heilte die mitt sucht vndt kranckheit angestecket⧸Man sahe daß er auch die todten aufferwecket⧸Als wie jhr dann bekennt: da ewer ArabierBracht’ (als jhr selber sagt⧸ für wunder sein rapier.Ob manche wol⧸ damit sein lehren mag bekleiben⧸Jhm wieder seinen danck auch wunderwerck zueschreiben⧸Worvon ein theil durch kunst gar leichtlich wirdt gethan⧸Als daß man an sein ohr die taube zähmen kan.Vom andern weiß man vns die vrkundt nicht zue reichen⧸

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Es kan im minsten auch den vnsern sich nicht gleichen;Als daß er⧸ da ein wolff geheulet⧸ wardt gewahrEs sey der wolff ein fürst der andern wölffe schar⧸Daß ein camel geredt⧸ daß weil die sternen blinckenEin stücke monden muß in seinen ärmel sincken⧸Doch daß er es zuerück hinauff gesendet hatt⧸Vndt wieder gantz gemacht das lahme himmelradt.Der diß ertichtet hatt war sonder zweiffel ferneVon aller wißenschafft der größ’ an diesem sterne.Ob ein gesetze nicht viel mehr bey menschen schafftDas beßeren beweiß hatt einer gottes krafft?

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Vndt von den ersten annemern der lehre.

Seht wer nun jegliches gesetz hatt angenommen.Daß vnsre schlecht vndt recht der frömigkeit nachkommenWirdt bey euch nicht verneint. Nun solchen machet GottAm liebesten bekandt sein heiliges gebot:Vndt solche lest er auch von andern nicht betriegenDurch falsche wunderthat vndt schöngefärbte lügen:Die aber erstlichen dem Mahumet geglaubtDie haben stadt vndt landt geplündert vndt beraubt:Drumb schlegt diß recht so weit von jenem auff die seiten⧸So weit nicht stimmen kan das guet thun mitt dem streiten.

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Ferner auß den mitteln wordurch eine vndt andere lehre außgebreitet ist:

Seht nun wie die gesetz’ auch worden außgebracht;Das vnsre wardt geseet ohn mittel vndt ohn machtBey gar sehr kurtzer zeit in allen ferren landen⧸Durch wunder nicht allein gethan von JEsus handen⧸Nein⧸ sondern derer auch die lehrten fort für fort:Worzue dann kommen ist daß vmb daßelbe wortViel hundert tausendt leut’ ertrugen grimme thaten⧸Ja gar den ärgsten todt durch schinden vndt durchbraten.Kein Muphthi ist bey euch bekandt von wunderthat⧸Noch welcher schmach vndt pein darumb erlitten hatt:

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Jhr fleiß hatt nie gemeint weit abgeseß’nen leutenDurch sanfften vnterricht jhr lehren an zue deuten:Wo ewre fahne fleugt⧸ wo ewre lager ziehn⧸Wo ewer trommel schallt⧸ da folgt die lehre hin:Wordurch jhr meint daß sie beweiß der warheit krieget⧸Dieweil sie durch das schwerdt viel reiche hatt besieget⧸Doch seht⧸ das Heidenthumb⧸ das jhr dermaßen flieht⧸Hatt vormals gleich so wol durch waffen hoch geblüht.Die ochsen dienst erzeigt⧸ die fewersglut geehretDie haben lange zeit an herrschafft sich gemehret.Der Jüngling welcher sich vor Ammons Sohn außgabBekam in kurtzer zeit Darius großen stab⧸Vndt Porus königreich. Es schwang sich gar viel fernerDes Römer-adlers flug als ewres Mondens hörner.So ewrer säbel macht hatt auch nicht stets gesiegt;Sie hatt sehr manches mal gar harte stöße kriegt:Als wie bezeugen mag der kriegsmann auß Albanien⧸Vndt der den Alcoran vertrieben auß gantz Spanien.Was guet’ vndt böse trifft⧸ was sich verkehrt vndt wendtKan kein recht zeichen sein woran man warheit kennt.Meint jhr auch daß Gott kan der gottesdienst behagen⧸Worzue man wirdt gebracht durch lauter furcht vndt schlagen?Kein mensch glaubt welches jhn heißt glauben zwang vndt pflicht⧸Vndt glaubt er aso gleich⧸ so glaubt er dennoch nicht. Das hertz ist’s das Gott sucht: wo diß nicht ist zue findenStinckt alles werck für Gott als abschew großer sünden.Das hertze wil durch gunst vndt glimpff berichtet sein⧸Nicht wann man flucht vndt drewt⧸ vndt schlegt mitt fäusten drein.Jhr könnt auff die manier wol guete heuchler machen⧸ Die eußerlich gestehn was sie im hertzen lachen⧸Doch kein gottfürchtigs volck: ja wer auff zwingen bawt

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Zeigt daß er seiner lehr’ in allem selbst nicht trawt.Dieweil jhr auch bekennt daß die so Christlich sterben⧸Vndt Christen-glaubens sindt⧸ den himmel können erben⧸Wie daß jhr dann der schar nemt dieser erden guet⧸Wann Gott jhr⧸ wie jhr sagt⧸ das himmelreich auffthut.

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Auß der vergleichung der gebote.

Laßt⧸ wollt jhr⧸ das gesetz’ an jetzundt selber sprechen⧸Vndt vrtheilt ohne gunst: ists beßer sich zue rechen⧸Vndt aber soll man leidt vertragen mitt gedultVndt wer vns übel thut vergeben seine schuldt?Jsts beßer seine fraw verstoßen vndt verjagen⧸Diß; oder sich mitt jhr in sanfftmuth wol vertragen⧸Vndt bleiben festiglich zuesammen stets gepart⧸So lange Gottes gunst das leben beyden spart?Jsts beßer⧸ trewer lieb’ vndt gueter ordnung wegen⧸Daß jederman⧸ sein weib zur keuscheit an zue regen⧸Jhr vorbildt selber sey⧸ sich halte from vndt rein⧸Als wie sie auch muß thun⧸ bey einem bett’ allein;Diß⧸ oder muß der zaum der wollust sein gelaßen⧸Daß frey sey weibesvolck zue halten ohne maßen?Jsts beßer⧸ daß die lust so vns im hertzen stecktNach Gott zue⧸ außenwerts am meisten sey gestreckt⧸(Wie jhr dann fort für fort die glieder pflegt zue baden⧸Mitt der beschneidung euch zehnjhärig zue beladen;)Als daß man seel’ vndt sinn zue waschen krafft begehrt⧸Vndt zur beschneidung sich des bösen wandels kehrt?Ists beßer seinen leib mitt eßen mäßig weiden⧸Vndt so viel möglich ist die trunckenschafft vermeiden;Diß⧸ oder sonsten nicht verwerffen als das schwein⧸Vndt sonder vnterscheidt verbieten allen wein?Den wein der dennoch vns zum besten ist gegeben⧸Zue schärffen den verstandt⧸ zue stercken leib vndt leben?

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Das erst das fleischgebot⧸ hernach des geistes wortDen menschen ist vergunnt⧸ hatt seinen rechten ort:Dann vor dem alter gehn allzeit die kinderjhare⧸Vnmöglich aber ists daß man zuerücke fahre.Nach der vollkommenheit die Christus hatt gebracht⧸Wardt auffkein anders wort vernünfftig mehr gewacht. Jhr stoßt euch sehr daran das die von JEsus lehren

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Antwort auff den einwurff der Mahumetisten⧸ daß Gott keinen Sohn kann haben.

Jhn mitt dem namen offt des sohnes Gottes ehren.Gott⧸ sprecht jhr⧸ nimpt kein weib nach jrrdischer gestalt.War ists: ich sage diß⧸ die handt ist jhm nicht kaltSagt schon der Mahumet er hab’ es können fühlen⧸Der gleichfals sagt daß Gott getragen wirdt auff stülen.Bey vns ists gar gewiß⧸ Gott hatt noch fleisch noch blut;Doch wer es recht versteht der heißt die rede guet.Daß Jesus Gottes wort⧸ glaubt Mahumets geblüte:Das wort wirdt geistlich nun gebohrn auß dem gemüte.Durch Gottes heil’ge macht⧸ wie jhr gestendig seidt⧸Hatt jhn die reine magdt gebohrn zue jhrer zeit:Gott hatt jhn höchst gesalbt: er ist bey Gott geseßen:Wer wil jhn Gottes Sohn zue heißen dann vergeßen? Es würde gar zue lang brächt’ ich hier gantz heranWas man in Mahumets geschrifften finden kan⧸Jn dem er überzeugt ist billich auch zue richten⧸So wol in diesem wo er saget von geschichten⧸Als wo er wieder witz in vielen sachen fehltSo daß es schändtlich ist im fall es wirdt erzehlt:Daß ein schön weib jhr leßt die truncknen engel zeigenAuff was für weise sie hinauff vndt abwerts steigen⧸Daß sie nach dem sie nun geklettert also ferrn⧸Von Gott wirdt angemacht⧸ vndt ist der Morgenstern:Daß elephantenkoth die mauß herfür gegeben:

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Vngereimte sachen so von den Mahumetisten geglaubt werden.

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Daß löwen-athem hatt die katze machen leben:Daß letzlich soll der todt verkehrt zum hammel sein⧸Vndt stallen zwischen hell’ vndt himmel gantz allein:Daß wir in jener welt bey tische sollen sitzen⧸Vndt speis’ vndt tranck von vns gelosen durch das schwitzen:Vndt daß da jederman soll mögen also vielVon weibern an sich ziehn als seine wollust wil.Es mußen leute sein die guetes warlich haßen⧸Vndt jhrer bösen art gantz über sindt gelaßen⧸Die solchen blinden tandt behaupten⧸ da das liechtDer Christen lehre doch stralt rundt vmb jhr gesicht.

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Vermahnung an die Christen⧸ sich für allerley hiebevor wiederlegtem wahnglauben zue hüten⧸ vnde andere zum glauben zue gewinnen.

Jetzt kehr ich mich zue dir⧸ o volck von Gott gebohten⧸Durch jhn zue priestern vndt zue königen erkohren⧸O newe bürgerschafft⧸ o schönes liecht der welt⧸Die Christus durch sein blut von sünden frey gestellt⧸O eines stalles herd’ erbawt an allen enden⧸Erhebet himmel-auff das hertze mitt den händenZue ewrem großen Gott⧸ der alles was jhr schawt⧸Vndt was vnsichtbar ist⧸ auß nichts hatt auffgebawt:Gedenckt daß sonder jhn zur erden nicht kan fallenEin kleiner sperling nur das minste ding von allen;Schewt den nicht der der haut thut todt vndt marter an⧸Doch nicht das himmel-theil die seele zwingen kan.Den fürchtet der den leib vndt seele kan verterben⧸Hier zeitlich auff der welt⧸ vndt ewig wann wir sterben:Glaubt Gott vndt seinem Sohn der mitt dem Vater lebt⧸Weil vnser heil doch sonst auff keinem namen schwebt:Denckt auch⧸ es gehn nicht die so seinen namen nennenZue himmel⧸ sondern die des Vatern willen kennen.Bewahrt das heil’ge wort⧸ das köstlichreiche pfandt⧸Den anvertrawten schatz⧸ den reinen diamant.

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Verwerfft das lesen nicht⧸ dann Gottes schrifften lesenTreugt keinen als nur den so liebt verwirrtes wesen:Die so es auffgemerckt die haben from geführtJhr leben⧸ waren auch durch Gottes geist regiert⧸So daß sie keinen punct von etwas außen ließenDas guet vndt nötig ist zur seligkeit zue wißen:Sie haben keine wolck’ auch überher gedecktJn dem wo sich das wort zue vnserm nutzen streckt.Stellt ewre hertzen ein; jhr werdet alles merckenWas zue der hoffnung dient⧸ zum glauben vndt zue wercken:Schawt daß euch noch verdruß noch guet⧸ wie sehr es gleißt⧸Die vnverwelckte saat’ auß dem gemüte reißt.Lescht doch nicht auß den geist der jetzt euch nach begehrenDer erbschafft pfandt ertheilt die ewiglich soll wehren.Setzt außer zweiffel auch wer einen abgott hattDer finde nimmermehr im himmel seine stat.Kein abgott ist doch nicht⧸ doch was sie jhm erzeigenJst so viel⧸ daß sie sich selbst für den teuffeln neigen:Es ist kein möglichs ding das werden soll ein parDes Herren Jesus tisch’ des teuffels sein altar.Jhr sollt mitt üppigkeit die glieder auch nicht weiden⧸Vndt schnöder sinnen-lust⧸ als wie gethan die Heiden.Ja die gerechtigkeit an euch muß übergehnDer Phariseer lust⧸ wollt jhr nicht außen stehnWann Gottes kinder schar von Osten vndt von WestenWirdt eingeräumet sein das hauß des allerbesten:Wißt das beschneidung gantz nicht angenem bey Gott;Daß der lieb ist wer thut das göttliche gebot⧸Die newe creatur⧸ der glaub’⧸ vndt liebeswercke⧸Des hertzens heilige beschneidung⧸ drauß man merckeEin rechtes Jsrael⧸ den Juden nach dem geist:

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370

[156]

Dann Sabbath⧸ Newer Mon⧸ vndt was man trinckt vndt speist⧸War nur ein bloßer schein des leibes der zue findenBey Christus ist⧸ vndt bey den rechten Christ-gesinden.Seht auch daß jhr erwegt vndt vnvergeßen seidtWas JEsus hatt gesagt⧸ als daß nach seiner zeitViel würden einig nur in jhrem namen kommen⧸Fürgebendt daß sie Gott zur sendung angenommen.Doch käm’ ein engel schon vom himmel an diß ortSolt er euch sein ein fluch⧸ bringt er ein anders wort.Gott hatt vor alters offt den vätern fürgetragenSein wollen vndt befehl: doch in den letzten tagenHatt er vns ein gebot durch seinen Sohn gebracht⧸Jhn über alles diß zum erben stets gemacht⧸Bildt der selbstendigkeit sein selbsten⧸ seiner ehrenGlantz⧸ vndt durch den er schuff das gantze⧸ wie wir lehren⧸Der thun kan was er wil durch seine macht vndt rhat⧸Der⧸ als er vnsre last vndt schuldt vertilget hattZur höchsten richterhandt ist herrlich auffgenommen⧸Den namen dem kein rhum der engel gleicht bekommen.Denckt daß der waffen krafft die vnsern krieg angehnNicht fleischlich⧸ sondern fest vndt steiff zue wiederstehnDen schantzen der vernunfft⧸ die jhrer pflicht vergeßen⧸Vndt Gottes wißenschafft zue schmälern sich vermeßen:Der schildt muß glaube sein⧸ der für vns wirdt gesetztDaß vns der fewerpfeil des bösen nicht verletzt.Zum festen pantzer muß gerechtigkeit vns nützen;Das haupt der trost des heils als wie ein helm⧸ beschützen.Das wort so Gott vns hatt ertheilt muß sein das schwerdt⧸Daß mit zwey schneiden gleich der hertzen sinn erklärt.Bedenckt⧸ o Brüder⧸ auch was vnser Herr hatt wollenBefehlen⧸ als er von den seinen reisen sollen⧸

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[157]

Jch geb’ euch meinen fried’⧸ ich laß’ euch friede hier;Wie ich hab’ euch geliebt⧸ liebt auch einander jhr.Zue vielen lehrern auch sollt jhr euch nicht bekennen⧸Vndt mehr euch allesampt nach einem lehrer nennen⧸Als wie man sämptlich euch auff einen namen taufft:Wie daß jhr so ergrimmt dann voneinander laufft?Tragt doch⧸ tragt einen sinn: laßt die vernufft nicht gründenLehrsüchtig über diß was nötig ist zue finden⧸Habt acht auff ewren gang; wißt was zue wißen steht⧸So weit Gott jeglichem der weißheit maß erhöht.Nemt diese so noch schwach von glaubenssachen sprechenFriedfertig zue euch an⧸ vertraget die gebrechen:Daß jhr vollkommen seidt habt einen sinn vndt lehr’:Ob jemandt anders glaubt was minder oder mehr⧸Gott⧸ wann es jhm geliebt⧸ soll diß auch offenbahren:Jhr mittlerzeit⧸ so weit jhr nun seidt fortgefahrenJm wißen⧸ lebet still vndt einig für vndt für:Ein theil die lernen nur⧸ ein theil die wißen hier:Wann die vollkommenheit hernachmals sich wirdt finden⧸Wirdt dieses was an vns jetzt stückwerck ist verschwinden.Grabt in die erde nicht das pfundt euch zuevertrawt⧸Schawt legt es an gewin: das hauß des Herren bawt:Bringt andre mehr zue jhm: wollt jhnen vorschrifft gebenMitt vnterweisung zwar⧸ doch auch mitt heil’gem leben⧸Daß man die lehre kan durch wercke so geschehnVndt durch der knechte zucht des herren güte sehn. Nim günstig an diß buch zue meiner liebe pfande⧸

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Beschluß an die Holländer.

O der erdtbodens marckt⧸ blum aller Niederlande⧸Schön Hollandt⧸ laß es sein an meine stat bey dir⧸O meine Königinn: ich zeig’ auch jetzt allhierDas hertze welches ich allzeit zue dir getragen⧸

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[158]

Vndt trag’ vndt tragen wil bey meinen lebenstagen.Findt jemandt was er meint es sey hierinnen guet⧸So dancket dem ohn den kein mensch was guetes thut.Fehlt da was oder hier⧸ erweget mitt erbarmenWas für gewölcke deckt die augen vnsrer armen.Verschont viel mehr das werck als daß jhr es verlacht⧸Vndt denckt⧸ ach Herr es ist zue Lowestein gemacht.ENDE.

435

An den Leser.

Günstiger Leser⧸ Die hoheit derer sachen⧸ darvon in diesen büchern gehandelt wirdt⧸ verursacht es⧸ daß die welche in der Theologie⧸ Philosophie⧸ Historien vndt Poeterey nicht allerdinges durchtrieben sindt⧸ zueweilen auff den eigentlichen verstandt übel kommen können. Es erbeut sich aber der Dolmetscher künfftiger zeit⧸ beliebt es Gott⧸ eine solche erklerung darbey zue setzen⧸ daß man an der meinung weiter nicht werde zweiffeln dürffen. Er bekennet auch⧸ daß er in den reimen bißweilen⧸ entweder wegen des Autorn⧸ der sie selbst also gestellt⧸ oder der Niederländischen sprache halben⧸ die jhr mitt versetzung der wörter offtmals zimliche freyheit nimpt⧸ seine eigene gesetze welche er in vorigen schrifften in acht genommen⧸ vmb etwas überschritten habe. Er verhofft aber⧸ wie er andern jhr vrtheil vndt regeln in jhren sachen gern vergönnet⧸ also werde man jhm auch in diesem woran des werckes eigenschafft nicht lieget⧸ vndt er mehrentheils nicht vrsach ist⧸ verzeihen. Die fürnemsten fehler⧸ so entweder im abschreiben oder drucken geschehen sindt⧸ sollen also verbeßert werden; den übrigen ist leichtlich selber zue helffen.

Titel: Im Druck: Cchristlichen. Korr. Errata.

2–4 Daß du so lange … es pflegt zue tagen] Die Niederlande standen seit dem 16. Jahrhundert als Teil des Königreichs Burgund unter der Herrschaft der Spanischen Habsburger. Die 17 Provinzen wechselten in der Reformation zur calvinistischen Konfession. Unter Wilhelm von Oranien kam es 1572 zum Aufstand dieser Provinzen, der in der Gründung der Vereinigten Niederlande mündete, die 1581 ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone erklärten. Trotz anhaltender Unruhen zwischen katholischen Spanientreuen und Calvinisten expandierten die Vereinigten Niederlande früh über die europäischen Grenzen hinaus. Vor allem das 17. Jahrhundert gilt als das goldene Zeitalter der Niederlande als Handels- und Kolonialmacht. Die Gründung der Niederländischen Ostindien- und Westindien-Kompanie als erste Aktiengesellschaften beförderten die Kolonialbestrebungen (vgl. Driessen 2009, 50 f.).

2 die kühne löwen fahn] Die Flagge der Vereinigten Niederlande (Republiek der Zeven Verenigde Provinciën) zeigt auf den Farben rot – weiß – blau ein Wappen, auf dem mittig ein Löwe das Schwert schwingt.

11 Der stein] Gemeint ist der Magnet.

14 Jn deiner wechsel banck das Africaner goldt] 1609 eröffnete in Amsterdam die erste Wechselbank (wisselbank) außerhalb Italiens (vgl. Driessen 2009, 66); Überfahrten nach Afrika erfolgten zur selben Zeit.

16 Mit erndte von Ternat⧸ vndt mitt Bandaner-nüssen] Ternat und Banda gehören zu den sog. Gewürzinseln und sind Teil des heutigen Indonesiens. Die Niederländer hatten diese im frühen 17. Jahrhundert besetzt.

20 Das reich der gantzen welt an kunst das meer zuepflügen] Vgl. Vergil, Aeneis 6, 851–853: »tu regere imperio populos, Romane, memento | (hae tibi erunt artes) pacique imponere morem, | parcere subiectis et debellare superbos.«

23 Im Druck: der. Korr. Errata. 32 Im Druck: Lest/auß. Korr. Errata.

24 Du zwölffer boten] Die Lehre der zwölf Apostel.

26 Das palestiner kreutz’] Gemeint ist das Christentum.

38 Moske] Moschee.

49 Hatt mancher edler geist ein guetes werck gethan] Gemeint sind die Vorgänger, an denen sich Grotius orientiert: Juan Luis Vives, Agostino Steuco, Raimond Sébond und Philippe Duplessis-Mornay.

81 Sembla] Nova Zembla oder heute Nowaja Zemlja ist ein Inselbogen im Arktischen Ozean, der die Barentssee von der Karasee trennt. Um 1600 war die Region kartographisch schon gut erschlossen.

82 Magellaner landt] »Terra Magellanica«; Feuerland an der Südspitze Südamerikas.

85 Kein volck das wirst du sehn] Die Idee, dass auch Naturvölker an ein göttliches Wesen glauben, findet sich bereits bei Cicero, De natura deorum 2, 12: »Itaque inter omnis omnium gentium summa constat; omnibus enim innatum est et in animo quasi insculptum esse deos«.

109 Im Druck: hauffen weise. Korr. Errata. 121 Im Druck: wurdt. Korr. Errata.

103 Jsts auch durch sie geschehn] Erbsünde und die Vertreibung aus dem Paradies.

113 Abißyner reich] Das Kaiserreich Abessinien war eine Monarchie in Ostafrika, in etwa übereinstimmend mit dem heutigen Äthiopien und Eritrea. Eingerichtet wurde die Monarchie bereits 980 v. Chr.

114 Mexica] Aztekenreich.

126 Ob wol gewesen sindt die so jhn schwartz genannt] Anaxagoras, wie Cicero in Academicae quaestiones 4, 23 und 31 überliefert.

150 ohn end’ vndt anfang] Vgl. Vorrede; Thales von Milet (ca. 624 / 23–548 / 44 v. Chr) soll Gott als Entität ohne Ende und Anfang beschrieben haben. So bezeugt bei Hippolyt von Rom, Philosophumena (Refutatio omnium haeresium) 1, 1.

192 Im Druck: andere. Korr. Errata.

204 Im Druck: Von etwas. Korr. Errata.

234 erkiest] ausgesucht, erwählt. Vgl. DWb 3, 872.

271 federn] hier: Flossen.

276 erheischt] (notwendig) verlangt, zwingend muss. Vgl. DWb 3, 363.

289 Man sieht wie offtermals ein vnvernünfftigs thier] Die Beobachtung, dass Tiere natürlichen Instinkten folgen, findet sich bereits in der Antike mehrfach, u. a. in Lukrez, De rerum natura 1, 597 f.: »nec totiens possent generatim saecla referre | naturam mores victum motusque parentum«.

294 Soldan] Sultan.

296 letzen] Eigentlich hindern, abhalten, hier: zurückhalten.

298 poley] Flohkraut.

311 Im Druck: fürgesetzter. Korr. Errata. 344 Im Druck: glaube. Korr. Errata.

311 f. Vndt die fünff sternen … steinbock jhre reise] Gemeint ist jeweils das Halbjahr zwischen Sommersonnenwende und Wintersonnenwende.

333 Wirff viel buchstaben hoch von einem felsen hin] Vgl. Cicero, De natura deorum 2, 37.

337 Vndt ziffern innen] Vgl. Vitruv 6, Vorrede.

376 Im Druck: In seinem. Korr. Errata.

354 billigkeit] Vgl. lat. aequitas, Gerechtigkeit. Vgl. DWb 2, 28.

365 jhm] sich.

375 Es muß ein stewermann] Vgl. Lukian, Iuppiter tragoedus, 154–155.

391 beschickung] Schicksal.

392 himmels scheiben] Der ganze Kosmos beruht nach der Auffassung der Pythagoreischen Schule auf Harmonie und Zahl. Davon ausgehend deutet Platon, Staat 7, 530d die Sphären (ebd. 10, 616 f.) als System von acht konzentrischen Himmelssphären, die aus Fixsternen und Planeten bestehen. Je näher diese an der Erde sind, desto schneller drehen sie sich (vgl. Richter 2006).

394 Kan nicht für dem bestehn was schon ist beygelegt] Prädestinationslehre; Gott hat vorbestimmt, was prinzipiell geschehen wird.

405 gebricht] fehlt, im Sinn: Er möchte. Vgl. DWb 4, 1850–1856.

416 Im Druck: Ersehen einiglich. Korr. Errata.

416 ein kindt im zwölfften jhare] Vgl. Herodot, Historien 8, 137; Justinus, Epitome 7, 2.

422 Aßurs stab] Assyrische Gottheit Aššur, die gelegentlich mit einem Speer dargestellt wird (vgl. Berlejung 2007).

423 Memphis] Hauptstadt des alten Ägyptens.

424 sieges-reichen Francken] Nach dem Untergang des Weströmischen Reichs 476 gelang es 486 / 87 dem Franken Chlodwig I., den römischen Statthalter Syagrius zu besiegen und dessen Herrschaftsgebiet zu erobern. In Folge dessen übernahm er das Kommando über die verbliebenen römischen Truppen. Hier wird auf die Taufe Chlodwigs angespielt und damit auf die Linie bis zu Karl dem Großen.

430 Meden] Meder; vgl. Herodot 1, 103 f.

431 Helles flut] Hellespont als die Meerenge zwischen Afrika und Asien.

432 Macedonsche heldt] Alexander der Große.

433 sariß der Asianer] Sarissa ist eine Waffe, die Philipp II. von Makedonien, Vater Alexanders des Großen, erfunden haben soll und die von den Römern eingesetzt wurde. Die Asianer sind die Völker Kleinasiens.

435 Kein wall der hielt jhn auff] Vgl. Lukan, De bello civili 10, 37 f.: »Non illi flamma, nec undae | nec sterilis Libye, nec Syrticus obstitit Hammon.«

437 f. Cesar … er siegt] Vgl. Plutarch, Caesar 50, 3 (lat. veni, vidi, vici).

439 Welsche] Italienische.

449 Im Druck: liegt. Korr. Errata. 450 Im Druck: siegt. Korr. Errata.

440 Pompejaner] Gnaeus Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.) hatte wie Caesar Ambitionen, mit politischen Mitteln eine dominierende Stellung im römischen Staat zu erlangen. Als jedoch Caesar 49 v. Chr. militärisch gegen den Senat rebellierte und den Bürgerkrieg begann, verbündeten sich die Optimaten unter Catos Leitung mit Pompeius, der als bewährter Feldherr nun zur Hauptstütze der Republik wurde.

442 Pharnacis] Pharnakes II. war König des Bosporanischen Reichs, den Caesar 47 v. Chr. in der Schlacht von Zela geschlagen hat.

442 Jubas] Juba I., König von Numidien im 1. Jahrhundert, Sohn und Nachfolger von Hiempsal, der 62 v. Chr. zum Feind Caesars wurde (vgl. Fündling / Leonhardt 2006).

445 Cato] Marcus Porcius Cato der Jüngere (95–46 v. Chr.), der seinem Leben in Utica ein Ende setzte.

450 Es kömpt vom glücke nicht] Vgl. Cicero, De divinatione 1, 132.

456 Chaldea] Gemeint ist die Sprachenvielfalt Babylons.

485 gesterckt] bekräftigt, vgl. lat. confirmare.

488 Da klein Fidena] Rom war so klein, dass Fidena zu Veji überlief. Fidena wurde 328 v. Chr. durch die Römer zerstört; vgl. Livius, Ab urbe condita 2, 19.

491 Abraham] Der Prophet Mohammed soll von Abrahams Sohn Ismael abstammen. Abraham wird so zum Stammvater der Araber (1 Mos 12–25).

493 Othoman] Osmanisches Reich. Gemeint sind die Bewohner, also die Türken.

494 Sophi] Herrscher Persiens.

494 Hidalcan] Indisch-Asiatischer Prinz und Heerführer, von dem bereits die ersten Asienreisebeschreibungen des 16. Jahrhunderts berichten (vgl. Hazart 1694, 67).

499 Saracen] Ursprünglich Bezeichnung für einen im Nordwesten der arabischen Halbinsel lebenden Volksstamm. Angespielt wird auf die Bereitschaft, für den Glauben Krieg zu führen und auf Kreuzzug zu gehen.

523 Im Druck: dann. Korr. Errata (fälschlich auf S. 17 bezogen).

508 Palestin ist worden eingenommen] Palästina ist im Laufe der Geschichte von verschiedenen Großreichen eingenommen worden. Kaiser Augustus übergab die Herrschaft an Herodes, Trajan machte es zur römischen Provinz, mehrere Kreuzzüge aus Europa eroberten das ›Heilige Land‹, seit dem frühen 16. Jahrhundert gehörte es zum Osmanischen Reich.

514–518 Diß … traff das landt darfür] Die biblischen Plagen; vgl. 2 Mos 7, 1–11,10.

519 f. sie alle mußten sterben … solten erben] Die erstgeborenen Söhne mussten während der Plagen sterben; vgl. 2 Mos 11, 4 ff.

522 Vndt Jacobs scharen …] Vgl. 1 Mos 25.

526 Der gantzen bürgerschafft die zehn befehle gab] Mose steigt vom Berg Sinai und verkündet die zehn Gebote; vgl. 2 Mos 20, 1–17.

538 Im Druck: zum zeugen. In Errata identische Korrektur.

531–562 Wie ferner … als Zeuge schlecht herfür] Vollzieht das gesamte 2. Buch Mose nach, einschließlich der Stämme Israels und der Gersomiten, die von Mose ältestem Sohn Gershom abstammen.

567 Cadmus] Kadmos soll die Schrift aus Phönizien mitgebracht haben (vgl. Heinze / Meister / Drew-Bear 2006).

567 den Jönen] Ionier.

568 Jsaccs söhne] Isaak ist ein Stammvater Israels, vgl. 1 Mos 21–35.

570 Cananeer] Es handelt sich um die ältesten bekannten Einwohner des biblischen Landes Kanaan.

575 f. Pharos vndt bey Tyr …] Pharos ist der Leuchtturm von Alexandria. Tyros liegt im Libanon. Die ganze Passage vollzieht die Abfassung der Bibel nach.

578 klumpffe] Erdklumpen. Vgl. DWb 11, 1293.

602 Sodomiter brandt] Vgl. 1 Mos 19.

614 Im Druck: mittel steiffe. Korr. Errata.

612 ff. Chaldeer] Chaldäer gelten in der Bibel als Sterndeuter; vgl. Dan 1.

617 f. Den Sohn … opfferstat] Abraham, der später seinen Sohn Isaak opfern soll, wird als Chaldäer bezeichnet; vgl. 1 Mos 11, 31.

619 ff. Hernach] In der Folge wird von Jakob, dem Sohn Isaaks, und dessen Sohn Josef berichtet, der von seinen Brüdern verkauft wird und in Ägypten zum Vertrauten des Pharaos wird; vgl. 1 Mos 29, 1–30, 24 und 1 Mos 37, 1–50, 26; Justinus 36, 2.

625 Pelusiner neidt] Pelusium ist eine altägyptische Stadt im Nildelta.

633 Vrims klarer glantz] Es handelt sich um einen der Lossteine; vgl. 2 Mos 28, 30.

644 b In Errata ergänzt.

637 Da mitt des betenskrafft] Vgl. 1 Kön 17–22.

643 wer Jericho auff wieder würde führen] Vgl. 1 Kön 16, 34.

645 Bethels] Bethel ist eine Stadt nördlich von Jerusalem, in der ein mit dem Jerusalemer Tempel konkurrierendes Heiligtum errichtet wurde; vgl. 2 Kön 23, 1–20.

649 Vndt seinen namen auch des Amos gueter Sohn] Vgl. Jes 37–39, 52.

653 ff. O weiser Daniel …] Das Buch Daniel (7, 15–25) enthält eine Prophetie vom Untergang der Welt­reiche.

711 Im Druck: thiriack. Korr. Errata.

711 theriack] Eine Arznei, die mit unterschiedlichen Substanzen angereichert werden kann; im antiken Griechenland wurde sie aus Anis, Kümmel und Fenchel als Gegengift angerührt.

739 Die Welschen Druydes] Priester der vorchristlichen Zeit, die eine kultische und geistige Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie waren (vgl. Aldhouse-Green 2010, XV f.). Die Druiden glaubten an die Unsterblichkeit der Seele; vgl. Strabon 4, 4; Caesar, De bello Gallico 6, 14.

739 Jndischen Bramenen] Angehörige der obersten Kaste, die vorwiegend die Priester im Hinduismus stellen.

740 der so erst geticht’ in Grichenlandt] Homer.

754 laßheit] Müdigkeit.

755 laß] müde.

769 leichnam] Körper.

796 Wie jener sehen ließ der an den Römer rhat] Gemeint ist Kaiser Tiberius.

808 Plato auch gesehn] Die »Angleichung an Gott« (ὁμοίωσις ϑεῷ); Platon, Theaitetos 176b1–d1.

3 Im Druck: fast. Korr. Errata.

19 f. als der … vns die zwölff Keyser gab] Sueton (70–120 n. Chr.) schreibt in De vita Caesarum libri VIII die Biographien von Gaius Iulius Caesar (73–44 v. Chr.), Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.), Tiberius (14–37), Caligula (37–41), Claudius (41–54), Nero (54–68), Galba (68–69), Otho (69), Vitellius (69), Vespasian (69–79), Titus (79–81) und Domitian (81–96).

21 der der lenge nach jharbücher außgegeben] Tacitus (ca. 58–120 n. Chr.), gemeint sind die Annalen.

23 f. Vndt der so … hatt regiert] Plinius d. J. war 109–111 unter Trajan Legat Bithyniens, vgl. Plinius d. J., Epistulae 10, 97.

24 Bithynien] Region in Kleinasien, die von 63 v. Chr. an römische Provinz war.

26 Cesars lob⧸ vndt etwan Alexanders] Gemeint ist Plutarch (45–125 n. Chr.), der in den sog. Parallelbiographien u. a. Caesar neben Alexander stellt.

32 außerkiest] ausgesucht, erwählt. Vgl. DWb 3, 872.

39 f. das buch … Pilatus vrtheilspruch] Grotius bezieht sich wahrscheinlich auf die Acta Pilati, deren Existenz seit dem 18. Jahrhundert in Zweifel gezogen wurde.

41 Keyser Julian] Julian Apostata (331 / 32–363 n. Chr.) war ein römischer Kaiser, der den christlichen Glauben abgelegt hatte.

49 Nerons] gilt als erster systematischer Christenverfolger; vgl. Tertullian, Apologeticum 5, 3; Tacitus, Annales 15, 44, 2–5.

57 Justinus] Justin (ca. 100–165 n. Chr.); ein Kirchenvater des 2. Jahrhunderts, der während der Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel mit sechs anderen Christen verhaftet wurde. Im folgenden Prozess wurde er zum Wortführer der Verhafteten, schließlich verurteilt und hingerichtet. Er zählt zu den Apologeten.

59 Athenagoras] Athenagoras von Athen; frühchristlicher Apologet der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts, dessen Schriften Legatio pro Christianis (»Bittschrift für die Christen«) und De resurrectione mortuorum sich gegen Vorwürfe wie Atheismus, Kindesmord, Unzucht und Kannibalismus richten.

59 Tertullian] eigentlich Quintus Septimius Florens (nach 150–220 n. Chr.); ein früher christlicher Schriftsteller, der im Zuge der Christenverfolgung in Karthago als erster apologetische Schriften in lateinischer Sprache verfasste (v. a. Apologeticum).

60 Clementen] Clemens von Alexandria (150–215 n. Chr.); griechischer Theologe, der mithilfe des Platonismus zum Christentum fand und sich bemühte, die christliche Offenbarungslehre mit griechischer Philosophie zu verbinden. In seinen Schriften, die bis über die Spätantike hinaus bekannt waren, setzt er sich u. a. mit dem Gnostizismus auseinander, der in Konkurrenz zum frühen Christentum stand.

60 Jrene] Irenäus von Lyon (135–200 n. Chr.); Kirchenvater, der die fünf Bücher gegen die Häresie geschrieben hat und den Begriff der regula fidei geprägt hat.

61 Origines] Origenes (185 – ca. 254 n. Chr.); Theologe, Kirchenschriftsteller. Er stammt aus der Schule des Clemens von Alexandria.

71 f. Als daß durch Jesus krafft … Engaddeer-ranck] Hochzeit von Kanaa; vgl. Joh 2, 1–12.

75 f. Daß⧸ jhm ein weg zue sein ...] Jesus geht über das Wasser; vgl. Mt 14, 22–33; Mk 6, 45–52; Joh 6, 16–21.

77–79 Daß er den hunger … körbe voll] Speisung der 5000; vgl. Mt 14, 13–21; Mk 6, 30–44; Lk 9, 10–17; Joh 6, 1–15.

80 blindtheit trübe nacht] Jesus macht einen Blinden sehend; vgl. Joh 9.

81–84 Vndt ein verstopfftes ohr … stummen mundt] Jesus heilt einen Taubstummen; vgl. Mk 7, 31–37.

85 … die füße dann] Jesus heilt einen Gelähmten; vgl. Mk 2, 1–12.

95 Darunter einer war …] Lazarus; vgl. Joh 11, 17–44.

105 Celsus] Eigentlich Kelsos; griechischer Philosoph aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts, der in platonischer Tradition eine Streitschrift (ἀληθὴς λόγος, ›Wahre Lehre‹) gegen das Christentum verfasste.

107 Porphyrius] (233–301 n. Chr.); Bibelkritiker. Angespielt wird auf Eusebius, Praeparatio evangelica 5, 1.

189 zwölffe so wir wißen] Die Apostel.

216–220 Befestigt durch … war zue sein] Martyrien der Apostel, von denen lediglich der gewaltsame Tod des Jakobus in der Apostelgeschichte überliefert ist (vgl. Apg 12, 2). Der Apostel Petrus wurde kopfüber gekreuzigt, Andreas, Philippus und Simon wurden ebenfalls gekreuzigt, Thomas wurde von Lanzen durchbohrt, Matthäus wurde verbrannt. Von einem Tier zerrissen wurden beispielsweise Vibia Perpetua aus Karthago und Olivia von Palermo im 4. bzw. 5. Jahrhundert.

226 Erst dem Gamaliel geseßen zue den füßen] Gamaliel I. (9–50 n. Chr.); jüdischer Patriarch und als pharisäischer Jude Vorsitzender des Sanhedrins, gilt als Lehrer des Apostel Paulus; vgl. Apg 22, 3.

228 Des hohen Sanhedrim] Der Sanhedrin ist der Hohe Rat der Juden; lange Zeit die oberste jüdische religiöse und politische Instanz, gleichzeitig das oberste Gericht.

236 Von Damascenern] Gemeint ist das sogenannte Damaskuserlebnis. Saulus, der Verfolger der Urchristen, wird durch eine Erscheinung Jesu zum Christentum bekehrt und trägt fortan den Namen Paulus; vgl. 1 Kor 15, 9; Apg 9, 3–19.

236 biß den Sclavonen zue] Die Sclavonen waren ein Reitervolk, das sich im Karpatenbecken und an der Adriaküste ausbreitete. Paulus versuchte über Makedonien, dem äußersten Verbreitungsgebiet des Volkes, seinen jüdischen Gegnern zu entgehen; vgl. Apg 20, 1.

238 Für Nerons grimmes schwerdt] Paulus wurde enthauptet nach Kaiser Neros Verfolgung.

255 Aristons weiser sohn] Gemeint ist Platon; Ariston lebte um 470 / 60 v. Chr. – um 424 v. Chr.

257 Heraclid] Heraclides Ponticus berichtet von einer Frau, die nach sieben Tagen von den Toten auferstanden sein soll, wie Diogenes Laertius, De clarorum philosophorum vitis, 9, Prooemium oder Plinius d. Ä., Historia naturalis 7, 32 überliefern.

260 Im Druck: Charoné. Korr. Errata.

259 Herodot … vom Aristé] Herodot berichtet in den Historien 4, 14 von einem Dichter Aristeas, der zunächst für tot gehalten wird, nach sieben Jahren aber zurückkehrt und ein Epos verfasst.

260 der mann von Cherone] Gemeint ist Plutarch von Chaironea, der in De sera numinis vindicta (24 f., 564c–f) die Auferstehung eines gewissen Aridaios nach drei Tagen berichtet.

293 ff. Der leiter] Moses, der das gelobte Land selbst nicht betreten durfte; vgl. 5 Mos 34.

304 Memphis] Hauptstadt des alten Ägyptens.

305 war vnstet mitt dem munde] Gemeint sind die antiken Schriftsteller allgemein, die zwar über die unsterbliche Seele nachgedacht haben, jedoch nicht im Rahmen einer monotheistischen Offenbarungsreligion.

316 Phalaris] (etwa 570–555 v. Chr.) Ein griechischer Tyrann, dem Menschen- und Tieropfer dargebracht wurden; vgl. Ovid, Tristia 3, 11, 40 ff.

338 Leviathan vndt Behemoth] Leviathan ist ein biblisches Seeungeheuer (vgl. Jes 27, 1) und wird oftmals in Verbindung mit Behemoth, seinem landlebenden Pendant, genannt.

348 vndt ähre stern der magdt] Ein großer, heller Stern im Sternbild Jungfrau, die sogenannte Ähre.

364 Vndt die so durch jhr blut] Die Propheten.

404 Der andern menschen fleisch gebrauchen für sein mahl] Vgl. Athenagoras, De resurrectione mortuorum 35–36.

410 Wirdt durch des menschen mundt biß hin in seinen magen] Vgl. Johannes Chrysostomus, Homilia 14, 8, 155.

469 Im Druck: vom Tyr. Korr. Errata. 471 Im Druck: Albanen. Korr. Errata.

456 Zoroasters] Zarathustra war ein iranischer Priester und Philosoph, dessen genaue Lebensdaten nicht bekannt sind. Die Meinungen reichen von 1800 v. Chr. bis 600 v. Chr. Seiner Philosophie gemäß gibt es nur einen Gott.

457 Theopompus] Theopompos von Chios (um 378 / 77–323 / 00 v. Chr.); griechischer Geschichtsschreiber unter Alexander dem Großen und Ptolemaios I. Seine Werke (z. B. Hellenika, Philippika) wurden in der Antike viel rezipiert, sind jedoch nur fragmentarisch oder durch Zitate bei späteren Autoren überliefert. Auf diese Sekundärüberlieferung bezieht sich die Bemerkung zum Auferstehungsglauben im Zoroastrismus. Nach Diogenes Laertios berichtet Theopompos »im 8. Buch seiner Philippika […], nach dem Glauben der Magier würden die Menschen zu neuem Leben erwachen und unsterblich sein« (Diogenes Laertius, De clarorum philosophorum vitis, Prooemium 9; Übers. Reich 1967, 8 f.; vgl. Schwenke 2017, 40).

458 Stagirer schul’] Stagira war die Vaterstadt des Aristoteles, der dort 384 v. Chr. geboren wurde. Auf Aristoteles geht die Schule des Peripatos (Peripatetiker) zurück.

458 Zenons galerey] Zenon von Kition (333 / 32–262 / 61 v. Chr.); Begründer der philosophischen Schule der »Stoa«, benannt nach der »Stoa poikile« (»bemalte Säulenhalle«) in Athen.

469 Tyr] Tyros ist eine Stadt im Libanon, die für die Verbreitung der Hl. Schrift ein zentraler Ausgangspunkt war (vgl. Liwak 2006).

472 Jndianern] Gemeint sind hier: Inder bzw. die Bewohner des Subkontinents.

473 Candiot] Einwohner der Insel Creta bzw. Candia (vgl. Kirchhof 1869, 461).

480 Theb’] Theben.

481 was Orpheus hatt in Thracien erdacht] Orpheus wird hier nicht als Unterweltsreisender, sondern als Religionsstifter und Reformer des Dionysos-Kultes angesprochen. Sein Mythos verkörperte die Unsterblichkeit der Seele und vereinte starke orientalische Einflüsse mit den thrakischen Wurzeln. Die Griechen schrieben ihm die Erfindung der Musik und des Tanzes zu (vgl. DNP-Gruppe Kiel 2006).

482 faulheit] Grotius unterstellt, die äußerlichen Riten der Mysterienreligionen dienten lediglich dazu, sittliche Verfehlung als religiöse Norm zu verschleiern. Dass weniger ›Faulheit‹ als ›Ausschweifung‹ gemeint ist, erhellt aus der lateinischen Paraphrase Grotius’ Pro veritate (1627), 58: »Mysteria autem illa sanctissima, sive Cereris, sive Liberi patris, plenissima fuere omnis obscoenitatis, ut apparuit, postquam semel perrupta arcani religione, evulgari coeperunt«.

485 Cato] Marcus Porcius Cato (95–46 v. Chr.). Cato wurde zu einem herausragenden Wortführer der innerhalb der Führungsschicht dominierenden Richtung der Optimaten. Er leistete einen bedeutenden Beitrag zum republikanischen Widerstand gegen Caesar, der nach Alleinherrschaft strebte. Hier ist das Fest Floralia gemeint, vgl. Seneca, Epistulae morales 16, 97, 8: »Hoc inter Pompeium et Caesarem, inter Ciceronem Catonemque commissum est, Catonem inquam illum, quo sedente populus negatur permisisse sibi postulare Florales iocos nudandarum meretricum«. Vgl. außerdem Martial 1, 3.

487 Die satzung Sinay] Die zehn Gebote.

493 Saracén] Sarazenen bezeichnet ursprünglich einen im Nordwesten der arabischen Halbinsel lebenden Volksstamm. Seit dem Mittelalter meint der Begriff generell Muslime.

511 Vndt vnser wildes fleisch⧸ wann es wil überlasten] Vgl. Horaz, Sermones 2, 2, 77–79: »quin corpus onustum | hesternis vitiis animum quoque praegravat una | atque adfigit humo divinae particulam aurae.«

529 Machomet] Der islamische Prophet Mohammed (570 / 73–632).

533 Janitscharen] Im Osmanischen Reich waren die Janitscharen eine hochspezialisierte Armee, die die Schutztruppe des Sultans stellte.

536 Lycurgus hatt der Sparter-stadt gegeben] Lykurgos gilt als der legendäre Stifter der guten politischen Ordnung Spartas und als einer der großen Gesetzgeber (vgl. Hölkeskamp 2006).

538 Der auß dem dreyfußstul’ hatt künfftig ding gesagt] Apollo.

542 Pelléer heldt] Gemeint ist Alexander der Große aus dem makedonischen Pella.

547 wer einen hatt erschlagen] Vgl. Seneca, De ira 2, 8.

556 f. Wiewol diß Socrates … für vngebühr] Aristoteles lobt die Rache in der Nikomachischen Ethik 4, 2. Sokrates und Platon hingegen verwerfen sie; vgl. auch Juvenal, Saturae 13, 186.

558 Tullius] Cicero (106–53 v. Chr.); berühmtester Redner Roms, dessen Werke als Beispiele einer ›goldenen‹ Latinität nachgeahmt wurden.

559 Man that den Göttern ehr’ im fall geparte knechte] Vgl. Tertullian, Apologeticum 10, 1 bzw. 15, 5–7, der sich gegen diese Form der Spiele ausspricht.

566 sieben völcker] Gemeint sind die Heiden aus den sieben Völkern, vgl. 5 Mos 7, 1: »WEnn dich der HERR dein Gott ins Land bringet⧸ darein du komen wirst dasselb ein zunemen⧸ vnd ausrottet viel Völcker fur dir her⧸ die Hethiter⧸ Girgositer⧸ Amoriter⧸ Cananiter⧸ Pheresiter⧸ Heuiter vnd Jebusiter⧸ sieben Völcker die grösser vnd stercker sind denn du«.

608 Daß der Antinous hierdurch zue himmel kommen] Gemeint ist der Knabe des Kaisers Hadrian, der nach seinem frühen Tod im Nil als Gott verehrt wurde. Auf einer Münzprägung findet sich sogar die Denomination ›Divus‹, die sonst Kaisern vorbehalten war; vgl. Jones 2010, 75 ff.

611 Hymettus nachbar selbst] Gemeint ist Sokrates bzw. Platon, der in seinem Staat 4 von der Zügellosigkeit der Frauen berichtet. Die Wendung »Hymettus nachbar« stammt aus Juvenal, Saturae 13, 185.

638 Was man begehrt zue thun⧸ ist schon gethan bey Gott] Vgl. Juvenal, Saturae 13, 208–210: »has patitur poenas peccandi sola voluntas, | nam scelus intra se tacitum qui cogitat ullum, | facti crimen habet. cedo, si conata peregit«.

686 Weil nur je mehr du hast je mehr du haben wilt] Vgl. Horaz, Carmina 3, 16, 17: »Crescentem sequitur cura pecuniam«.

690 Nichts anders darff vndt heischt als waßer nur vndt brodt] Vgl. Lukan, De bello civili 4, 381: »satis est populis fluviusque Ceresque«.

694 Wie jener Grieche thet’ auß thorheit] Gemeint ist Aristippos von Kyrene (435–355 v. Chr.), der Begründer des Hedonismus; vgl. Xenophon, Memorabilia 2, 1. 3, 6.

702 Was du den menschen giebst das hast du doch allzeit] Nach Martial 5, 42, 7 f.: »Extra Fortunam est quidquid donatur amicis; | Quas dederis solas semper habebis opes.«

707 Macedonier erhielten auß erbarmen] Vgl. 2 Makk 8, 19; 2 Kor 2, 12.

724 Im Druck: Gottheit. Korr. Errata.

708 Wie die Corinther auch] Vgl. Apg 18, 11−17.

736 Salomons papieren] Weisheitslehre Salomons; vgl. 1 Kön 3; 2 Chron 1, 1–13.

783 Galenisten] Galenisten sind die Vertreter der medizinischen Lehre des Galenos von Pergamon, der den vier Körpersäften Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle jeweils die Primärqualitäten warm und feucht, kalt und feucht, warm und trocken und kalt und trocken zuordnete.

784 Paracelsisten] Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493 / 94–1541); ein Arzt, Alchemist und Philosoph, der sich gegen die Humoralpathologie Galens aussprach und das Buchwissen von Ärzten kritisierte. Die medizinische Erkenntnis habe dennoch in Gott ihren Ursprung, ihre Umsetzung beruhe aber auf Kenntnissen in der Alchemie (vgl. Benzenhöfer 2005, 1101).

804 Muß Plato sein geglaubt] Derjenige, der nach Kyros II. die Herrschaft über das griechische bzw. kleinasiatische Gebiet innehatte, ist Cambyses II.; verwiesen ist wohl auf Platon, Nomoi 3, 694a–696b.

806 Cleanth] Kleanthes (331–232 v. Chr.); griechischer Philosoph der Stoa und Nachfolger des Zenon von Kition (333 / 32–262 / 61 v. Chr.) als Haupt der Schule der Stoa. Laut Cicero nannte Kleanthes die Welt selbst Gott: »ipsumque mundum deum dicit« (Cicero, De natura deorum 1, 14).

806 Chrysippus] Chrysipp (281 / 76–208 / 04 v. Chr.); griechischer Philosoph der Stoa und Nachfolger des Kleanthes.

820 Jn einem brunnen sey die warheit] Vgl. Demokrit, Fragment 117: »ἐτεῆι δὲ οὐδὲν ἴδμεν· ἐν βυθῷ γὰρ ἡ ἀλήθεια« (DK 68 B 117).

836 Sophroniscus Sohn] Sokrates (469–399 v. Chr.) wurde um 399 vor dem attischen Gericht der Prozess gemacht. Welchen Anklagepunkten er sich stellen musste, ist nicht ganz klar: In Frage kommt u. a. Gottlosigkeit, die er jedoch bestritt. Er wurde zum Tode verurteilt und erhielt einen mit dem Gift des Gefleckten Schierlings gefüllten Becher (vgl. Renger / Stellmacher 2017).

875 Im Druck: es. Korr. Errata.

847–858 Der Juden leitesmann … er kundt gethan] Vgl. Kommentar zu v. 293 ff.

905 Cathai] Der historische Name für Teile Chinas.

905 Anian] Die Straße von Anián war im 16. Jahrhundert die spanische Bezeichnung für die Nordwestpassage, die den Pazifischen Ozean mit dem Atlantischen verbindet und damit eine Route zwischen Asien und Amerika bildete.

907 Tarterlande] Gemeint ist das Steppenland zwischen Zentralasien, Nordasien und Teilen Osteuropas, in dem die Tataren siedeln.

911 Noën] Die Landung der Arche Noah nach der Sintflut; vgl. 1 Mos 8, 11.

914 Nigropont] Insel Euboa.

915 Coptiten] Eines der ältesten Völker Ägyptens, von denen auch Plinius berichtet; vgl. Plinius d. Ä., Historia naturalis 30, 8 f.

924 Im Druck: waren. Korr. Errata. 934 Im Druck: Nagellaner. Korr. Errata.

916 Syrschen Maroniten] Die Maroniten sind eine der größten und ältesten, ursprünglich monotheletischen, altorientalischen Kirchen im Libanon, deren Kirchensprache das Westsyrische ist.

921 Ormuz] Das heutige Hormus ist eine kahle Felseninsel im Persischen Golf, die zum Iran gehört.

923 Malabaren] Angehörige einer altorientalischen Kirche (›Thomaskirche‹) in Indien, denen in der Frühen Neuzeit eine muslimische Vorgeschichte und Konvertitentum zugeschrieben wurde.

928 Banda … Ternaten] Diese Inseln gehören zu den sog. Gewürzinseln und sind Teil des heutigen Indonesiens. Die Niederländer hatten diese im frühen 17. Jahrhundert besetzt (vgl. Driessen 2009, 69).

931–936 das große theil … beschloßen] Amerika.

934 Magellaner strich] Gemeint ist die Magellanstraße, die 1519 entdeckt wurde und nördlich der Südspitze Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbindet (vgl. Burghartz 2011, 25 f.).

955 wo Thomas pflag zue beten] Der Überlieferung nach stammt der Apostel Thomas aus der Stadt Madras in Indien (vgl. Wesseling 1995, 1292).

959 Viel alten sagen vns im Schottischen Brittanjen] Vgl. Tertullian, Adversus iudaeos 7, 4.

972 Lieb’⧸ ehre⧸ tugendt⧸ glück vndt feber] Das Fieber galt einigen Völkern in der Antike, u. a. den Römern, als Gottheit; vgl. Cicero, De natura deorum 3, 63.

989 Sophis] Herrscher Persiens.

1029 Constantin] (zwischen 270 und 288–337); der römische Kaiser, der die christliche Religion offiziell anerkannte.

1041 Baldt von dem Crocodil⧸ baldt von der hörner last] Gemeint ist das von Quintilian geschilderte Krokodil-Dilemma; vgl. Quintilian, Institutio oratoria 1, 10, 5.

1045 Theophrast] Theophrastos von Eresos (371–287 v. Chr.); griechischer Philosoph, Naturforscher und ein bedeutender Schüler des Aristoteles.

1045 Xenophon] (430 / 25–354 v. Chr.) Griechischer Politiker, Schriftsteller und Schüler des Sokrates.

1060 Jsis⧸ Bachus⧸ Bel] Isis ist die Göttin der Wiedergeburt in der ägyptischen Mythologie. Bacchus ist der Weingott der römischen Mythologie. Mit Bel ist wahrscheinlich Baal gemeint.

1069 Phariseer zucht] Eigentlich waren die Pharisäer eine theologische, philosophische und politische Schule im antiken Judentum. Im Neuen Testament werden sie jedoch als Heuchler beschrieben; vgl. Mt 5, 20.

1074 Gesagt⧸ gewohnheit sey der menschen ander’ art] Vgl. Cicero, De finibus 5, 25, 74: »Consuetudo quasi altera natura.«

1114 Im Druck: stumpt. Korr. Errata.

1113 Wie der sprang in die glut der Jndier Calan] Im Beisein Alexanders ist Calan in einen brennenden Scheiterhaufen gesprungen; vgl. Arrian, Encheiridion 7, 19.

1114 Vndt der gesagt; jhr stampfft den blaßbalck] Gemeint ist der Philosoph Anaxarches (360–320 v. Chr.), der vom cyprischen Tyrannen Nikikreon zum Tode verurteilt und in einem Mörser mit Keulen getötet wurde; vgl. Diogenes Laertios 9, 10, 59.

1115 Vndt der durch wüttrichtranck] Gemeint ist Sokrates, der einen Becher mit Schierlingsgift trinken musste.

1137 Antioch] Antiochos IV., dritter Sohn des Seleukidenkönigs Antiochos III. (215–164 v. Chr.). In der christlichen Tradition wurde er aufgrund der Darstellung im 2. Makkabäerbuch schon früh in eine Reihe gestellt mit Tyrannen wie Nero, Domitian und Diokletian (vgl. Keel / Straub 2000, 49 ff.).

1142 Maccabeér zeit] ›Makkabäus‹ war der Beiname des Hasmonäers Simon, der den jüdischen Aufstand gegen die Seleukidenherrschaft anführte und die 140–63 v. Chr. herrschende jüdische Dynastie der Hasmonäer begründete.

12 Im Druck: wolten. Korr. Errata.

22 Vndt zwey darüber noch die Lucas vns gegeben] Die Evangelien nach Matthäus, Markus und Johannes sowie das sog. ›lukanische Doppelwerk‹ bestehend aus Lukas-Evangelium und Apostelgeschichte; vgl. Apg 1, 1.

23 Cephas] Kephas (hebr. für ›Fels‹, ›Stein‹) ist der Beiname, den in Mt 16, 18 Jesus seinem Jünger Simon ›Petrus‹ gab. Gemeint sind also wohl die beiden Petrus-Briefe, von denen allerdings nur einer genannt wird.

23 Johann] Im Neuen Testament finden sich drei Briefe unter dem Verfassernamen Johannes.

24 der Benjaminsche mann] Apostel Paulus; vgl. 1 Sam 9, 1.

40 Im Druck: Achilles. Korr. Errata.

28 Jrené] Irenäus von Lyon (135–200 n. Chr.); Kirchenvater, der fünf Bücher gegen die Häresie (Adversus haereses) geschrieben und den Begriff der regula fidei geprägt hat.

28 Justinus] Justin (ca. 100–165 n. Chr.); Kirchenvater des 2. Jahrhunderts, der während der Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel mit sechs anderen Christen verhaftet wurde. Im folgenden Prozess wurde er zum Wortführer der Verhafteten, schließlich verurteilt und hingerichtet. Er zählt zu den Apologeten (z. B. Dialogus cum Tryphone Judaeo).

28 Clement] Clemens von Alexandria (150–215 n. Chr.); griechischer Theologe, der mithilfe des Platonismus zum Christentum fand und sich bemühte, die christliche Offenbarungslehre mit griechischer Philosophie zu verbinden. In seinen Schriften, die bis über die Spätantike hinaus bekannt waren, setzt er sich u. a. mit der Gnosis auseinander, die in Konkurrenz zum frühen Christentum stand.

31 Tertullian] Eigentlich Quintus Septimius Florens (nach 150–220 n. Chr.); früher christlicher Schriftsteller, der sich zunächst mit dem Katechismus befasste und im Zuge der Christenverfolgung in Karthago apologetische Schriften verfasste (v. a. Apologeticum). Er zeigt dabei eine Vorliebe für die Paulusbriefe (vgl. Stuhlhofer 1988, 75).

39 Das werck so in zwey theil getrennt ist] Gemeint: Ilias bzw. Odyssee.

42 dass Maro hatt getichtet] Gemeint sind die sogenannten Aeneis-Supplemente. Der Schluss der Aeneis mit dem Tod des Turnus wirkte in der Frühen Neuzeit abrupt. Bekannt war ferner, dass Vergil sein Werk nicht vollendet hatte. Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert wurden daher eine Reihe von Ergänzungen bzw. Vervollständigungen (›Supplemente‹) angefertigt, die einen vermeintlich fehlenden Abschluss des Epos herstellten. Zuerst hatte Maffeo Vegio (1407–1458) ein 13. Buch zur Aeneis hinzugedichtet (1428), in dem die Hochzeit von Aeneas und Lavinia geschildert wurde. Dieses Supplement wurde in zahlreiche spätere Vergil-Ausgaben aufgenommen. Zu Vegio mit Ausgabe und Übersetzung Schneider 1985; zur Geschichte der Vergil-Supplemente insgesamt Oertel 2001.

61 Im Druck: scheidt. Korr. Errata. 64 Im Druck: am jetzt. Korr. Errata.

54 Cycladen] Die Kykladen sind eine Inselgruppe im ägäischen Meer. Die Stelle bezieht sich wahrscheinlich auf Patmos, wo Johannes die Offenbarung verfasst hat, auch wenn Patmos heute nicht mehr zu den Kykladen gezählt wird.

55 f. Von Simon Petrus auch … Jn zweiffel sindt gestellt] Pseudoepigraphische oder apokryphe Evangelien. Das Petrusevangelium, das Judasevangelium und das nicht genannte Thomasevangelium lassen sich identifizieren, obwohl u. a. im Fall des Thomas nur der Anschein erweckt werden sollte, der Apostel selbst habe die Handschrift verfasst (vgl. Schröter / Bethge 2007, 125; Berger / Nord 1999, 1050). Martin Luther stellte die Kanonizität des Jakobusbriefs ebenfalls in Frage (vgl. WA DB 7, 384).

69 Das buch der rednerkunst so an Herenn geschrieben] Gemeint sind die vier Bücher Rhetorica ad Herennium (1. Jahrhundert v. Chr.), deren Autorschaft ungeklärt ist.

71 Der Römer helden thun durch artlichen bericht] Gemeint sind wohl nicht die Biographien des Cornelius Nepos, sondern die dem Aurelius Victor zugeschriebene Sammlung De viris illustribus (4. Jahrhundert), die 86 Biographien aus der römischen Königszeit und Republik bietet.

101 Johan des donners Sohn] Johannes und Jakobus bekamen von Jesus den Beinamen Boanerges, was im Markus-Evangelium mit ›Donnersöhne‹ übersetzt wird; vgl. Mk 3, 17.

101 Barjona] Gemeint ist Bar Jona, Sohn des Jona, Patronym des Petrus; vgl. Mt 16, 17.

102 vndt der sich … zoll zue fleißen] Gemeint ist der Zöllner Zachäus; vgl. Lk 19, 1–10.

107 Jacob] Die verwandtschaftliche Zuordnung des Jakobus ist spätestens seit Luther umstritten (vgl. WA DB 7, 384); zeitweise wurde er für den Bruder Jesu gehalten (vgl. Walvoord / Zuck 2000, 414).

125 Im Druck: pflegen. Korr. Errata. 128 Im Druck ohne Fragezeichen. Korr. Errata.

111 Tharser burgersmann] Der Apostel Paulus stammte aus Tarsus um Kilikien; vgl. Apg 21, 39 (vor 10–60 n. Chr.). Als gesetzestreuer Pharisäer verfolgte Saulus die Anhänger Christi. Seit seiner Bekehrung verstand er sich unter dem Namen Paulus als berufener Apostel des Evangeliums und wird im Neuen Testament als erfolgreicher Missionar beschrieben.

116 Der Artzt auß Syrien] Der Evangelist Lukas soll Arzt gewesen sein. Als mutmaßlicher Verfasser der Apg dokumentiert er die Bekehrung des Paulus.

125 Tacitus] Publius Cornelius Tacitus (ca. 58–120 n. Chr.); römischer Historiker.

130 Wie Saul bekehret sey] Vgl. Gal 1, 6–2, 4; außerdem Apg 9.

133 Polybius] (um 200–120 v. Chr.) griechischer Historiker. In seinen Historiai beschreibt er in 40 Büchern die Geschichte Roms vom Beginn des Ersten Punischen Kriegs bis zur Zerstörung Karthagos und Korinths.

134 Scipions] Publius Cornelius Scipio Africanus (235 – 183 v. Chr.); römischer Feldherr im Zweiten Punischen Krieg.

135 Thucidides] Thukydides (vor 454–399 / 96 v. Chr.); griechischer Historiker und Athener Politiker, der über den Peloponnesischen Krieg berichtet hat.

136 Jn seine glieder selbst das eisen hatt gewandt] Aus Lukan, De bello civili 1, 2 f.: »[…] populumque potentem | in sua victrici conversum viscera dextra«.

143 Der so jn Pathmos] Felsige Insel im ägäischen Meer, auf die Johannes verbannt wurde und auf der er seine Offenbarung verfasste.

192 Im Druck: Römischer. In Errata identische Korrektur.

182 wie der best’ auß jhnen] Petrus.

184 hangekrey] Hahnenschrei; Anspielung auf Mk 14, 66–72.

196 Pharsal] Caesars Schlacht bei Pharsalos gegen Pompeius und den römischen Senat, Gegenstand des Epos des Lukan (De bello civili bzw. Pharsalia).

199 Phlegon … Adrian] Phlegon von Tralleis war ein antiker Buntschriftsteller und Freigelassener Kaiser Hadrians (76–138). Phlegon berichtete u. a. von einer Sonnenfinsternis, die mit der Kreuzigung Jesu in Verbindung gebracht wird; vgl. Origenes, Contra Celsum 2, 14, 33 und 59.

229 Davids große Stadt] Weniger die heute durch Ausgrabungen erschlossene Davidsstadt (der älteste Stadtteil Jerusalems) als Jerusalem insgesamt, das im Zuge des Bellum iudaicum (66–70 n. Chr.) erobert wurde. Dabei wurde der zweite (›Herodianische‹) Tempel bis auf Reste (›Western Wall‹ bzw. ›Klagemauer‹) zerstört. Wichtigste Quelle für diese Begebenheiten ist Flavius Josephus De bello iudaico (37 / 38 – nach 100 n. Chr.).

375 erkiest] auswählt.

386 mittelbare sachen] Gemeint sind die sogenannten »Mitteldinge« (»Adiaphora«), die weder gut noch schlecht, also ›indifferent‹ und damit frei sind. In der Auseinandersetzung mit dem Bildersturm etwa griff Luther in den Invocavit-Predigten auf das Argument zurück, Bilder gehörten zu den »Mitteldingen«, die nicht an sich schlecht seien. Reimund E. Sdzuj (vgl. Sdzuj 2005, 3–42) hat auf den Zusammenhang zwischen Adiaphorismus und Autonomie der Kunst hingewiesen.

401 Sammais … Hilles lehr vndt wesen] Rabbi Schammai und Rabbi Hillel waren konkurrierende Ausleger der Tora.

403 Hippocratist] Hippokrates von Kos (460–370 v. Chr.) gilt als der berühmteste Arzt des Altertums und ›Vater der Medizin‹. Aristoteles erwähnt ihn in seiner Politik (Aristoteles, Politik 7, 1326a, 14–16).

410 Im Druck: Vlprian. Korr. Errata.

405 Xenophon vom Plato] Xenophon (430 / 25–354 v. Chr.) war wie Platon ein Schüler des Sokrates. Beiden wurde, so berichtet Diogenes Laertios 2, 65, ein streitbares Verhältnis nachgesagt.

406 Chrysippus sucht Cleanthes] Kleanthes (331–232 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph der Stoa und Nachfolger des Zenon von Kition (333 / 32–262 / 61 v. Chr.), dessen Schüler und Nachfolger Chrysipp (281 / 76–208 / 04 v. Chr.) war.

408 Sabinian] Bezieht sich auf die konkurrierenden Rechtslehren der Prokulianer und Sabinianer zur römischen Kaiserzeit.

410 Vlpian] Domitius Ulpianus (um 170–223); römischer Jurist.

411 Stagirit] Aristoteles.

454 Im Druck: das. Korr. Errata.

435 Halicarnaßé] Der römische Rhetor und Historiograph Dionysios von Halikarnassos (54–7 v. Chr.).

436 Der Pataviner] Gemeint ist Livius, geb. in Patavium / Padua.

436 der Megalopolit] Gemeint ist Polybios (200–120 v. Chr.), geboren in Megalopolis auf der Peloponnes.

459 wann man den schreiber liest] Gemeint ist der Historiker Flavius Josephus, der im jüdischen Krieg gegen die Römer kämpfte, dann als Dolmetscher in ihren Dienst trat und das römische Bürgerrecht erhielt. In Rom verfasste er De bello iudaico.

460 Titus] Römischer Kaiser (39–81 n. Chr.).

463 Herodes] (73–4 v. Chr.); Klientelkönig über Judäa, Galiläa und Samaria.

483 Im Druck: dieses schein. Korr. Errata. 490 Im Druck: vsprüglich. Korr. Errata. 491 Im Druck: alle schrifft. Korr. Errata.

467 den heilgen fromen man] Johannes der Täufer; als Herodes Antipas in zweiter Ehe seine Schwägerin Herodias heiratete, wurde dies von Johannes in Predigten heftig getadelt (vgl. Mk 6, 14–29). Verlockt durch den Schleiertanz seiner Stieftochter Salomé gewährte Herodes Antipas dieser einen Wunsch. Von ihrer Mutter, der Johannes ein Dorn im Auge war, angestachelt, verlangte Salomé den Kopf des Johannes; eine Bitte, der sich Herodes nicht entziehen konnte.

472 Drusillen mann] Gemeint ist Herodes Agrippa I. (38–79 n. Chr.), dessen Tochter Drusilla hieß.

472 Festus] Portius Festus (gest. 62 n. Chr.) war römischer Statthalter in Judäa.

474 Der Nero] Vgl. Tacitus, Annales 13, 1–13, 5.

539 Maronit] Die Maroniten sind eine der größten und ältesten Kirchen im Libanon, deren Kirchensprache das Westsyrische ist.

542 Abißyner zungen] Das Kaiserreich Abessinien war seit dem 10. Jahrhundert eine christliche Monarchie in Ostafrika, in etwa auf dem Gebiet des heutigen Äthiopien und Eritrea.

591 Esdras der Levit] Hesdras oder Esra ist im Alten Testament der erste Sohn des Hohepriesters Aaron; vgl. Esra 7, 1.

593 Aggeus] Der biblische Prophet Haggai.

593 vndt der Sohn des Haddo] Eventuell der Prophet Sacharja, der Enkel des Iddos.

594 Malachias] Der Prophet Maleachi.

599 bundt mitt Salomon] Vertragsschluss zwischen Salomo und Hiram von Tyrus; vgl. 1 Kön 5, 26.

600 Sarramschen papir] Tyrische oder phönizische Schriften. Tyrus wurde im Altertum auch Sarra genannt.

601 König Vaphres] Der ägyptische König Vaphres soll Salomon 20 000 Männer zum Aufbau des Tempels geschickt haben.

602 Nabuchodonosor] Nebukadnezar II. (640–562 v. Chr.); neubabylonischer König (vgl. Dan 5, 2. 11. 18; Jer 37, 1; 2 Kön 25, 4–7).

603 Vndt Cyrus⧸ vndt wer mehr die kron hernach erwirbt] Kyros der Große (590 / 80–530 v. Chr.) und dessen Sohn Kambyses regierten über Persien und Teile Kleinasiens.

604 Biß auff Darius zue der bey Arbela stirbt] Darius (549–486 v. Chr.) gilt neben Kyros als der bedeutendste Großkönig des altpersischen Reichs. Arbela ist das heutige Erbil, die Hauptstadt Kurdistans.

608 der erden klingel täufft] Gemeint ist Plinius’ Historia naturalis (Plinius d. Ä., Historia naturalis, praef. 25), in der ein eingebildeter Grammatiker von Kaiser Tiberius ›cymbalum mundi‹ genannt wird.

609 Trogus] Gnaeus Pompeius Trogus; römischer Geschichtsschreiber der augusteischen Zeit.

609 Strabo] Strabon (63 v. Chr. – 23 n. Chr.); griechischer Geograph und Historiker.

633 Der Macedonjer] Alexander der Große.

635 Antiochs tyranney] Antiochos IV.; Gewaltherrscher und einer der ersten systematischen Judenverfolger der Geschichte.

636 Asmoneér streit] Die Hasmonäer sind die jüdische Dynastie, die sich ihre Macht in den Makkabäeraufständen gegen den Seleukidenherrscher Antiochos IV. erkämpfte.

637 Magnus] Gnaeus Pompeius Magnus (126–48 v. Chr.) wollte wie Caesar mit politischen Mitteln eine dominierende Stellung im römischen Staat erlangen. Als jedoch Caesar 49 v. Chr. militärisch gegen den Senat rebellierte und den Bürgerkrieg begann, verbündeten sich die Optimaten unter Catos Führung mit Pompeius, der als bewährter Feldherr nun zu einer tragenden Person der Republik wurde.

638 Soßius] Gaius Sosius (gest. nach 17 v. Chr.); Feldherr und Politiker, der militärische Erfolge in Judäa feierte, in deren Folge er Herodes in Jerusalem wieder zum Klientelkönig machte.

640 Battus stadt] Damit ist Cyrenis gemeint, das ein Battus erbaut haben soll; vgl. Catull, Carmina 7, 3–6.

641 Taurus] Meint das Taurusgebirge in der heutigen Türkei.

644–648 Der König Philadelph] Der Verfasser des Ps.-Aristeas Briefes berichtet, er sei auf Anregung des königlichen Bibliothekars Demetrios von Phaleron von König Ptolemaios II. Philadelphos (285–246 v. Chr.) nach Jerusalem zum jüdischen Hohepriester Eleazar entsandt worden. Von dort sei er mit Tora-Rollen und mit 72 Übersetzern nach Alexandria zurückgekehrt, die den Pentateuch dann ins Griechische übersetzt hätten. Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Aristeas-Brief jedoch als eine Fälschung hellenistischer Juden erkannt.

652 Thargum] Ein Targum ist eine antike Übersetzung hebräischer oder altgriechischer Bibel-Handschriften in das Aramäische.

657 Origenes] Origenes (185 – ca. 254 n. Chr.); Theologe, Kirchenschriftsteller und Kirchenvater.

660 Vndt dem Caligula der Juden bitt’ einstellt] Gemeint ist Philo Judaeus bzw. Philon von Alexandria (ca. 10 / 15 v. Chr. – 40 n. Chr.), der einflussreichste jüdische Philosoph und Theologe des Hellenismus.

660 Caligula] Gaius Caesar Augustus Germanicus (12–41 n. Chr.); römischer Kaiser.

680 Im Druck: stücken icht. Korr. Errata.

662 Der andre Jude der hatt liegen sehn in kohlen] Gemeint ist Flavius Josephus.

664 Vespasian] (9–79 n. Chr.) Römischer Kaiser.

31 Im Druck: gesehen. Korr. Errata.

1 VJel lieben von dem strand’] Nach Lukrez, De rerum natura 2, 1 ff.

26 Abraham auß Vr] Abraham zog von Ur in Chaldäa nach Kanaan aus und schloss mit Gott einen Bund; vgl. 1 Mos 15, 1.

65 Plato lehrt vns selbst] Vgl. Timaios 41a7–b7; dort spricht Platon an, dass es den einen Gott (ὁ θεός) gibt, von dem mehrere Götter geschaffen worden seien. Triller (4, 841 z. St.) verweist auf eine Stelle aus Origenes, Contra Celsum 7, 4: »μετὰ μὲν Διὸς ἡμεῖς, ἀλλοὶ δὲ μετὰ ἄλλων δαιμόνων.«

72 Gewiesen hin zue Gott] Vgl. Augustinus, De civitate Dei 10, 14. 16. 19.

97 Im Druck: Jst. Korr. Errata.

81 Den Gott so sich verkehrt in vögel vndt in stiere] Jupiter.

83 Epicurer heer] Epikur (341–271 / 70 v. Chr.); griechischer Philosoph, der in der Nachfolge Demokrits in der Physik eine atomistische Lehre, in der Ethik als höchstes Ziel die Hedone / voluptas vertrat. Epikur zufolge lebten die Götter als glückliche und vollkommene Wesen in »Zwischenwelten« (intermundia / Metakosmia), ohne sich um die Menschen zu kümmern (vgl. Lukrez, De rerum natura 5, 146–155).

88 Jlion] Troja.

90 War alles doch so weit als Rom geherrscht verbunden] Vgl. Lukan, De bello civili 8, 831–833: »nos in templa tuam Romana recepimus Isim | semideosque canes et sistra iubentia luctus | et, quem tu plangens hominem testaris, Osirim«.

112 Vndt durch was ärgers noch das ich nicht nennen wil] Gemeint sind Feste wie die Floralia; vgl. Ovid, Fasti 4, 946. 5, 189–190. 331 ff.

114 Porphyrius] (233–301 n. Chr.) Neuplatoniker, der sich in seiner Schrift Gegen die Christen kritisch mit christlichen Dogmen auseinandersetzte und die Glaubwürdigkeit der biblischen Offenbarung in Zweifel zog.

119 Alastores] Alastor ist in der griechischen Mythologie ein Rachegeist der Atridensage.

119 Kakodémons] Wie bei Alastor handelt es sich um einen bösen Geist, das Gegenteil eines Agathodaemon oder Eudaemon.

120 Vejoves] Veioves (vgl. Distelrath 2006); vgl. Cicero, De natura deorum 3, 24; Ovid, Fasti 3, 447.

121 Arimani] Auch: Ahriman; »[e]iner der beiden Zwillingsgötter im System Zoroasters, der ›böse Geist‹ neben Spenta Mainyu, dem ›heilwirkenden Geist‹, die einander feindlichen Schöpfer der Welt« (Graf 2006). Dieses Wissen bezieht Grotius wohl aus Plutarch, De Iside et Osiride 46.

124 Von da die Maas’ vndt J] Zwei Flüsse in den Niederlanden.

162 Im Druck: Den auch. Korr. Errata.

145 Jm fall Gott etwas nun thut] Grundgedanke der zeitgenössischen Dämonologie: Die bösen Geister unterstehen nur scheinbar einem Gegenprinzip, vielmehr handeln sie stets mit der Erlaubnis Gottes (permissio Dei). Opitz nimmt diesen Gedanken prominent in seiner Vorrede zur Übersetzung auf.

161 der war Herr in Cretens hundert städten] Jupiter aus Creta, der seinen Vater Saturnus verstoßen haben soll; vgl. die Mythographien des Apollodorus und Gyraldus.

163 Theban] Der Weingott Bacchus / Dionysos aus Theben, der u. a. von Bacchen, Mänaden begleitet wurde.

165 Ein andrer auch von dar] Herkules, der in einer Nacht die 50 Töchter des Königs Thespius geschändet haben soll.

171 Im Druck: ehe thun. Korr. Errata.

168 schlug seinen bruder todt] Romulus, der seinen Bruder Remus erschlug, weil dieser ihn durch Geringschätzung der für heilig erklärten römischen Stadtmauer provoziert haben soll.

169 Viel ehe wirdt zerrinnen] Aus Ovid, Metamophosen 15, 418 – 420: »Desinet ante dies et in alto Phoebus anhelos | aequore tinget equos, quam consequar omnia verbis | in species translata novas«.

176 Mexica] Aztekenreich.

229 Im Druck: helt. Korr. Errata.

202 thier vndt wildt als götter] Schon Juvenal behandelt in seiner 15. Satire die Anbetung von Tieren in Ägypten.

205 Jndianer mauß] Auch: Ichneumon; ein Fressfeind von Ottern und Krokodilen, deren Eier die Maus frisst, die aber auch als Parasit die erwachsenen Individuen befällt; vgl. Strabon, Geographika 17, 812.

224 Wie der Nordtbawersmann] Das Nordgestirn.

230 hamen] Sackförmige Netze zum Fischen.

232 Ein kleiner Mohr regiert] Vgl. Seneca, Epistulae 85, 41.

235 Marokyn] Marokkaner.

238 hacken] Harpunen.

242 ein guetes mittel machen] Gemeint sind Theriake nach Galens Säftelehre.

263 Jch schweige Feber⧸ Zorn⧸ Fall⧸ vnverschämigkeit] Das Fieber galt einigen Völkern in der Antike, u. a. den Römern, als Gottheit; vgl. Cicero, De natura deorum 3, 63.

293 Im Druck: baldt worden. Korr. Errata.

304 Phocion] Phokion (402 / 01–318 v. Chr.); griechischer Politiker und Feldherr, der 318 im Zuge eines politischen Prozesses zum Tode durch Gift verurteilt wurde.

304 Rutilius] Publius Rutilius Rufus (um 158 – 78 v. Chr.); römischer Politiker und Geschichtsschreiber, der wegen Amtsmissbrauch angeklagt wurde und infolgedessen ins Exil nach Smyrna ging, wo er auch starb.

333 Im Druck: Wie mehr. Korr. Errata.

319 worbey verdeckter art] Es geht um die Verwerflichkeit der Wahrsagerei und der Orakelsprüche; vgl. Cicero, De natura deorum 2, 10–11.

329 der Samarit] Simon Magus, der Zauberer aus Samaria; vgl. Apg 8, 13–25.

332 Tyané] Appollonius von Tyana (um 40 – 120); griechischer Philosoph und Anhänger pythagoreischer Lehren, um dessen Leben sich einige Legenden gebildet haben. Diese Erzählungen stehen den Berichten von Jesus Christus sehr nahe, weshalb in der Frühen Neuzeit Appollonius als Gegenbild Christi fungiert hat (vgl. Schirren 2005).

375 Im Druck: zwar endtschafft. Korr. Errata.

371 f. Was Tacitus … ein blinder hatt gesehn] Tacitus, Historiae 4, 81 berichtet davon, wie Vespasian in Alexandria einen Blinden und einen Gelähmten geheilt habe.

386 Im Druck: jhr leidt. Korr. Errata.

391 Hippocrates that diß] Hippokrates von Kos (460–370 v. Chr.) hat eine verheerende Pest, die Attika befiel, aus Naturbeobachtung vorhergesagt.

396 Pericles] Perikles (490–429 v. Chr.); griechischer Politiker, der maßgeblich an der attischen Demokratiebildung beteilgt war.

403 was Maro schreibt] Sibylle von Cumae in Vergil, Aeneis 6, 286 ff.

407 Judeerfeldt] Judäa; Jesus begab sich, nachdem er Kapernaum verlassen hatte, nach Judäa (vgl. Mt 19, 1; Mk 10, 1). Vgl. Tacitus, Historiae 5, 13.

409 Apollo] Dieses Apollinische Orakel findet sich in Augustinus, De civitate Dei 20, 23.

420 Im Druck: zue gitßen. Korr. Errata.

435 Vndt Julian] Julian Apostata (331 / 32–363); römischer Kaiser, der den christlichen Glauben aufgegeben hatte und die Christen scharf bekämpfte.

452 die teuffel keinen ort] Vgl. Tertullian, Apologeticum 3, 14, 3.

486 mach’ jhm die sternen bändig] Übertragung der seit dem 13. Jahrhundert bekannten Devise »Sapiens dominabitur astris« (vgl. Bezold / Boll / Gundel 1977, 116).

506 Vndt daß es sünde sey empfangnes leidt zue rechen] Vgl. Platon, Kriton 53 c3 f.

509 Das jedern menschen sich der mensch auch soll erbarmen] Vgl. Cicero, Oratio pro Quinto Ligario 12, 37; Seneca, De clementia 2, 6.

512 soll fliehen schwur vndt eidt] Vgl. Grotius, De jure belli ac pacis 2, 13.

519 Aristons Sohn] Dass sich bei Platon »Spuren der Trinität« fänden (vestigia Trinitatis), war ausgehend von Augustinus schon im Mittelalter Gemeingut (vgl. Wind 1984, 276–294).

536 Wann sie mehr kosten muß⧸ mehr ist in fröligkeit] Vgl. Lukan, De bello civili 9, 404: »laetius est, quotiens magno sibi constat, honestum«.

537 Socrates sehr schöner spruch] Vgl. Cicero, De re publica 3, 17, 27.

1 WJe der in einer höl’] Umdeutung des Höhlengleichnisses aus Platon, Staat 7, 514a–521b und 539d–541b.

16 ff. Daß wir nur zweige sindt …] Vgl. Röm 9–11; Mt 15, 24.

21 Wann jeglicher von vns soll eines mantel ziehen] Vgl. Sach 8, 20.

35 f. Daß wenig öles … dem Jordan] Es geht um das Ölwunder aus 2 Kön 4–5.

41 Daß der Elias wardt vom kutschen voller flammen] Vgl. 2 Kön 2.

45 vnsrer Nazaren] Jesus von Nazaret.

46 Zeugt zwölffer männer mundt] Gemeint sind die zwölf Apostel; vgl. Mk 16, 19; Lk 24, 52.

74 Da Moyses hatt daselbst] Vgl. 2 Mos 2–4; Apg 7, 22; Tacitus, Historiae 5, 3–4.

75 Memphis] Hauptstadt des alten Ägyptens.

76 Plinius] Plinius d. Ä. (23 / 24–79), Historia naturalis 30, 1.

77 Vndt nachmals Apulei] Apuleius (125–170), De magia 90, 6.

83 Die Keyser hetten sie gefunden] Kaiser Tiberius und Nero haben versucht, magische Künste zu erlernen und Schaden abzuwehren, wie Sueton in seinen Vitae Caesarum (Kapitel Tiberius, 69; Kapitel Nero, 56) und Plinius d. Ä., Historia naturalis 30, 1–11 beschreiben (vgl. Graf 1996, 13 f.).

90 f. auß Salomons Cabalen … löwen wardt verwacht] Vgl. 1 Kön 10, 18–20.

95 Noch im Josephus selbst] Flavius Josephus in den Antiquitates iudaicae.

98 Wie Magnus jhre kirch’] Gnaeus Pompeius Magnus (126–48 v. Chr.).

114 Wie dann selbselbst gestehn auch ewre lehrgenoßen] Wie z. B. Moses Maimonides.

118 Nicht Bel⧸ noch Astaroth] Mit Bel ist wahrscheinlich Baal gemeint, eine Bezeichnung für verschiedene Gottheiten im westsemitischen Raum. Astaroth ist der Name eines Dämons phönizisch-semitischen Ursprungs.

149 ff. Die väter übersehn den kindern] Die Idee der Akkommodation, mit der sich problematische Aspekte der biblischen Überlieferung im Sinne eines historischen Erziehungs- oder Heilsplans erklären und retten ließen (vgl. auch unten 5, 237 f.: »Die sondern satzungen die waren nur zue ziehen | Auff eine zeit vndt volck«). Gott passt sich an das (beschränkte) Fassungsvermögen des jüdischen Volkes an, um es nach und nach zur Kenntnis der höheren Wahrheit zu bewegen. Die Akkommodation spielt im 18. Jahrhundert eine zentrale Rolle im Konflikt zwischen Offenbarungs- und Vernunftwahrheit (vgl. Robert 2011).

157 f. Seht Moyses … sanfftmütig außer maßen] Vgl. 2 Mos 32, 11; 4 Mos 12, 13. 14, 13.

159 Seht David⧸ er verschont] Vgl. 2 Sam 16, 18.

176 Noch zweiffeln⧸ als allein das Saducéer heer] Die Sadduzäer sind neben den Pharisäern Gruppierungen im antiken Judentum, die sich mit Jesus und seiner Anhängerschaft in Fragen der Gesetzesauslegung auseinandersetzten (vgl. etwa Mt 16, 1).

187 Die er gesaubert hatt schickt er den Priestern zue] Vgl. Mt 8, 4; Mk 1, 40–44; Lk 5, 12–14.

188 helt die Pascha-rhue] Vgl. 2 Mos 23, 14–17; in Bezug auf Jesus und dessen Eltern: Lk 2, 41; Joh 2, 13. 23. 8, 2. 11, 56. 12, 1.

189 Daß er den krancken leßt auff Sambstag heil weg gehen] Vgl. Mt 12, 5–11; Jesus wird von Pharisäern vorgeworfen, dass seine Jünger Aufgaben am Sabbat verrichten, die sie gemäß den Gesetzen Mose nicht verrichten dürften.

201 Von welcher Daniel] Vgl. Dan 3. 8. 11.

211 f. weil es dinge sindt] Mitteldinge, Adiaphora s. Kommentar zu 3, 386.

217 f. Er der durch Cains handt erbärmlich … Der erden vierdter theil] Abel, der von Kain erschlagen wurde (vgl. 1 Mos 4, 1–21). Vgl. Grotius in seiner Tragödie Christus patiens (Grotius 1645, 354): »[…] ubi sontium | Pater ille, cujus non litanti dextera | Frater recentis quarta pars mundi jacet?« (vgl. Schrenk 2001).

218 vndt der so auffgenommen] Enoch, der in seinem 365. Jahr lebendig in den Himmel aufgenommen wurde; vgl. 1 Mos 5, 23.

220 Am holtze dem die welt] Gemeint ist Noah; vgl. 1 Mos 6.

221 Der Fürst Melchisedech der Gott in Salem lehrte] Priester und König von Jerusalem; vgl. 1 Mos 14, 18–20.

225 Der Vater dem für Vr] Abraham.

226 vndt der zwölff söhne hatt gezehlet] Jakob, dessen Söhne die zwölf Stämme Israels begründen; vgl. 5 Mos 33, 6–25.

238 theils mißethat zue fliehen] Die Missetaten Jerusalems; vgl. Ez 16, 2.

257 das volck durchzeucht die wüsten wälder] Vgl. 2 Mos 12 f.; 5 Mos 23, 12.

258 Vndt damals wann es hatt die Cananeerfelder] Vgl. 5 Mos 12, 1–20. 26, 1; 4 Mos 33, 1–49.

270 Der⧸ so die stadt beschreyt] Der Prophet Jeremias, der Klagelieder über die Zerstörung Jerusalems gesungen hat.

296 So hetten sie gerufft Egyptens götter an] Vgl. Tertullian, Apologeticum 24, 7.

299 Davids weisen mundt] Psalmen Davids, insbesondere Ps 50, nach dessen Vorbild die ganze Passage entworfen ist.

322 Was Davids seiten] Gemeint ist Ps 51.

327 Vndt wieder anderwerts] Vgl. Ps 40.

339 Hört Esaias auch] Es geht um die Schlachtopfer in Jes 1, 11.

347 ff. Vndt Jeremias sagt …] Wiederum geht es um Blutopfer; vgl. Jer 7, 6–28.

355 Kompt zum Oseas nun] Vgl. Hos 6, 6.

361 Micheas nach dem er gefragt hatt von den seinen] Vgl. Micha 6, 8.

376 Bricht seine schlang’ entzwey] Vgl. 2 Kön 18, 4; 4 Mos 21, 4–9.

381 Gott hatt auch zuegesagt er woll’ aus Sion senden] Vgl. Ps 110.

385 Amos sohn] Jeremias; vgl. Jer 19.

389 Vndt ferner anderswo] Vgl. Jer 66.

393 Malachias] Vgl. Mal 1.

399 Auff Gabriels bericht sagt Daniel darbey] Vgl. Dan 9, 16.

410 Noe] Noah.

413 Sem] Sem ist der erste Sohn Noahs; vgl. 1 Mos 5, 32. 10, 21–31.

418 Gewißer thiere sich als vnrein] Vgl. Origenes, Contra Celsum 4, 14. 6, 60–64.

424 Ein laster] Vgl. Clemens von Alexandria, Stromateis 5, 571.

428 Durfft essen fleisch vom vieh das von sich selbst war todt] Vgl. 5 Mos 14; 3 Mos 22, 25. 25, 4–7.

429 Die besten lehrer] Gemeint sind wahrscheinlich die beiden hochmittelalterlichen, auch im 17. Jahrhundert geschätzten andalusisch-jüdischen Philosophen Salomo ibn Gabirol (Hauptwerk Mekor Chaim [Die Lebensquelle]) und Bachja ibn Pakuda.

442 Nach denen würdet jhr nicht an die wolthat dencken] Vgl. Jer 16. 23.

445 Zue Esaias zeit] Vgl. Jes 1.

453 Doch Moyses werthe schrifft lehrt mich daß Gott allmächtig] Vgl. 2 Mos 20, 8. 31, 31.

465 Gott selber sagt] Vgl. 2 Mos 35, 2; 3 Mos 23, 3; 5 Mos 5, 21.

477 Dann Gott der sagt] Vgl. 2 Mos 31, 13. 16.

488 daß man auch auff sabbathtag beschneidt] Bezieht sich auf ein hebräisches Sprichwort: Die Beschneidung treibt den Sabbat fort; vgl. Joh 7, 22.

495 Nuns sohn] Das ist der Prophet Josua; vgl. Jos 6.

497 Sagt Esaias nicht] Vgl. Jes 66, 23.

502 Abraham beschnitten] Vgl. 1 Mos 17.

523 Daß man diß hatt gestellt in Sina wüsten ein] Vgl. Jos 5, 5–6.

533 Sie ließen gar wol zue daß jeder mochte leben] Vgl. Gal 1, 3–15. 4, 10–12.

548 Auch beym Ezechiel] Vgl. Ez 14, 14; 28, 3.

551 daß wann man nun erlaub vom König hatt] Die Weissagung der Ankunft des Messias; vgl. Dan 9.

564–566 Da die Canoper flut … schlangen] Nachdem Augustus die Seemacht des Antonius bei Actium geschlagen hatte, musste dieser mit Cleopatra (VII.) fliehen, die sich schließlich mithilfe von Schlangengift umbrachte. Vgl. Properz 3, 11, 39–42. 51–54.

573 Titus] Römischer Kaiser (39–81), der für die Zerstörung Jerusalems verantwortlich war.

575 Als wie Josephus dann] Vgl. Flavius Josephus, Antiquitates iudaicae 10, 12.

579 f. Verheißet Gott also …] Vgl. Hag 2.

588 Hört Malachias zue] Vgl. Mal 3.

597 Daß auff Herodes] Herodes wurde zunächst für den Messias gehalten; vgl. Flavius Josephus, Antiquitates iudaicae 18, 1.

598 den Gaulonit] Judas.

604 wie Daniel erklärt] Vgl. Dan 9, 24.

605 Vndt Zacharias sagt] Vgl. Sach 13.

620 Amrams Sohn] Moses; vgl. 2 Mos 15; 3 Mos 18.

622 Vndt kämet nur für jhn demütig hin gebogen] Vgl. 5 Mos 30.

630 Vndt dreymal ist er auch durch Gottes krafft zergangen] Unter Kaiser Hadrian, Konstantin und Julian.

632 geopffert in der glut] Gemeint sind die Opferungen im Feuer, von denen vor allem die Propheten berichten; vgl. Jer 7, 31; Jes 1, 11; Ez 5, 5–17.

638 Doch hatt es nicht gewehrt mehr jhar’ als zehn mal sieben] Die siebzigjährige Gefangenschaft in Babylon; vgl. Ps 137.

640 Von männern welche Gott durch seinen geist begabt] Vgl. Jer 30–33; Ez 36–37.

677 Herodianer] Herodianer sind die Nachkommen Herodes’ des Großen, die im 1. und 2. Jahrhundert in Palästina regiert haben; vgl. Mk 3, 6.

678 Barchozbas hört man nie] Im Jahr 128 n. Chr. behauptete Bar Kochba, der Messias zu sein. Sein Aufstand gegen die römische Besatzung wurde unter Kaiser Hadrian blutig niedergeschlagen.

687 Alß daß er war einzweig von dem Jesseer-stamm] Vgl. Jes 11, 1; Röm 15, 12.

688 von der Jungfrawen kam] Vgl. Jes 7, 14; Mt 1, 18–23.

707 Im Druck: Vndt auß. Korr. Errata.

691 Daß sein geburtplatz war das Ephrateerlandt] Vgl. Mi 5, 2; Mt 2, 1–3; Lk 2, 4.

693 Zum ersten worden ist den Galileer städten] Vgl. Mt 4, 12–13; Mk 1, 4; Lk 4, 1.

694 Daß alle kranckheit ist für jhm hinweg getreten] Vgl. Jes 25, 5. 61, 1; Mt 11, 5; Lk 4, 18.

701 Oseas macht es klar⧸ ingleichen Esaias] Vgl. Hos 2, 23–24; Jes 2, 2. 14, 1.

702 Vndt Davids harpffen thon⧸ als wie auch Zacharias] Vgl. Ps 2, 8. 22, 28. 68, 32. 72, 8–17; Sach 2, 17. 8, 20–9, 11. 14, 16.

705 Daß Nabo vndt der Bel] Vgl. Jes 2, 18–20. 31, 7; Sach 13, 2.

713 Die Keyser haben selbst] Gemeint sind die christlichen Kaiser, insbesondere Konstantin, Theodosius und Arcadius.

721 Biß daß es Gott geliebt den Siloh erst zue bringen] Gemeint ist der Messias; vgl. 1 Mos 49, 8–10.

730 Im Druck: mundt. Korr. Errata.

737 Das noch verschloßne buch das würde dann entbunden] Vgl. Dan 12, 4–9.

751 Alß wann man liest daß Gott sich hatt herab gemacht] Vgl. 1 Mos 9, 5. 18, 21.

752 Wann seines auges …] Vgl. Jer 9, 12; Ps 31, 3. 34, 16.

754 Vndt daß der leopard bey böcken ein soll kehren] Vgl. Jes 9, 6, aber auch Vergil, Bucolica 4, 22: »nec magnos metuent armenta leones«. Ovid, Fasti 2, 87 f.: »Saepe canes leporesque umbra iacuere sub una, | et stetit in saxo proxima cerva leae«.

759 Daß auch des Herren berg soll hoch erhaben sein] Vgl. Jes 2, 2; Mi 4, 1 ff.

775 Gott hatt ja lust daran daß er die stoltzen fellt] Vgl. Lk 1, 52; 1 Kön 2, 9; Ps 34, 19; Jes 57, 15.

777 Dann was war Jacob doch] Vgl. 1 Mos 32, 1–33, 20.

779 Was hatte Moyses mehr als seinen hirtenstab] Vgl. 2 Mos 3.

783 Der Sohn des Jsai auff grüner weiden gieng] David; vgl. 1 Sam 16, 7–11.

785 Lest Esaias buch⧸ er sagt für allen dingen] Vgl. Jes 41, 1; Mt 11, 5.

788 Sagt er⧸ mitt heller stimm’ anhören offentlich] Vgl. Jes 42, 2–4; Mt 12, 19–20.

795 So wardt der frome Loth in Sodoma gedrückt] Vgl. 1 Mos 19.

797 Wardt Abel] Vgl. 1 Mos 4.

799 Denckt an die weise fraw] Vgl. 2 Makk 7.

801 Herr⧸ deiner diener volck⧸ singt jhr] Vgl. Ps 79.

806 Euch fürgestellt in dem was Esaias schreibet] Vgl. Jes 53.

846 So soll sein samen auch in höchster anzahl leben] Gemeint sind die Jünger.

867 die Jsrael’sche schar] Vgl. Dan 9, 6; Neh 9, 1–5.

879 Da doch nur einer ist⧸ der durch noth] Vgl. Jes 53, wo nur von einem Messias die Rede ist.

890 Jhr hertz’ vndt ohr sey nicht beschnitten⧸ vndt jhr wesen] Vgl. Jer 4, 4. 6, 10.

893 Den jüngling welchen Gott begabt mitt waren träwmen] Gemeint ist Josef; vgl. 1 Mos 38.

899 Der das gesetze bringt wirdt nie gelaßen frey] Gemeint ist Moses.

905 Sie mochten nicht die speis’ ob sie gleich Gottes segen] Vgl. 4 Mos 11, 6.

911 der böse Sohn] Der aufmüpfige Sohn Absalom; vgl. 2 Sam 15.

915 Der Sohn des Jojada] Der Prophet Sacharja; vgl. Mt 23, 35.

919 Ja Jeremias auch] Vgl. die Tempelrede Jer 26.

932 Nein⧸ sondern jhärlich nur erwehlt vmb gunst vndt geldt] Vgl. Flavius Josephus, Antiquitates iudaicae 14, 19. 18, 3.

939 Micheas wardt verdruckt dieweil er wiederstundt] Vgl. 1 Kön 22, 14.

941 Der fewrige Thesbit vom König Achab höret] Der Prophet Elias wird bisweilen Thesbit genannt; vgl. 1 Kön 18, 17.

951 Sein volck⧸ sein volck zue sein nicht wolte mehr gestehn] Vgl. Hos 2, 24.

952 Nein sondern daß von hier vndt da zwey solten gehn] Vgl. Jer 3, 14–17.

957 Doch der stein welcher von bawmeister] Vgl. Jes 8, 14.

967 Jst nicht der Cabalist] Gemeint: Auch in der Tradition der Kabbala, der jüdischen Mystik, findet sich die Idee der (christlichen) Trinität vorgeprägt. Johannes Reuchlin betont in De verbo mirifico (1494), 252, 22–258, 23, dass an drei Stellen der Heiligen Schrift (2 Mos 3, 14; Jes 42, 8; 5 Mos 2, 14) drei unterschiedliche Gottesnamen verwendet würden. Diese Gottesnamen setzt er in Analogie zur christlichen Trinität (vgl. Bauer 2017, 132 f.).

969 Nicht Philo deßen witz] Gemeint ist Philo Judaeus bzw. Philon von Alexandria (15 / 10 v. Chr. – 40 n. Chr.) in seinen Schriften De sacrificiis Abelis et Caini, De cherubim und De agricultura.

977 Jhr sollt das Schekinah] Ein wichtiger Begriff in der Kabbala: der Sitz Gottes.

979 Der Sohn des Neheman] Rabbi Moses Neheman oder Nachmann hat über das Shekinah geschrieben. Diejenigen, die ihm folgen, bezeichnen mit dem Sitz Gottes (vgl. Kommentar zu v. 977) auch den Messias selbst (vgl. Scholem 1977, 136 ff.).

995 Was David angeregt] Vgl. Ps 110, die Weissagung vom ewigen Königreich Christi.

1007 Als auch das andre liedt] Gemeint ist der Ps 2, in dem die Ankunft des Messias thematisiert wird.

1044 Jm glauben⧸ gehet gantz] Vgl. Joh 8, 31; 1 Kor 15, 24.

1062 Beym Vater] Vgl. Lk 23, 34.

15 Des lebens warer bawm] Vgl. 1 Mos 2–3.

32 Daran mehr übung nur des leibes ist gelegen] Vgl. 1 Tim 4, 8; Kol 2, 23.

100 Vndt JEsus … bekennt auch ewer orden] Vgl. Sure 5, 12.

101 Daß diese leute trew gewesen] Vgl. Sure 5, 49.

104 Das streitet sehr mitt dem] Vgl. Sure 2, 137. 22, 3. 13, 13.

113 Sagt jhr⧸ er habe gar das creutze nie berhürt] Vgl. Sure 4, 157.

119 Jhr wolt dann vnsre schrifft vndt Judenbücher sagen] Vgl. Sure 9, 34–36.

161 Jhr nennt den vnsern selbst wort Gottes] Vgl. Sure 5, 11–29.

163 Kein mensch war vnserem zum vater außerkohren] Die Unmöglichkeit, dass Allah einen Sohn haben soll, behandeln Sure 5, 72–73. 19, 35.

168 Da Mahumet … vnzucht hatt getrieben] Vgl. Sure 4, 3, die Legitimation der Polygamie.

169 Der vnsre wardt geführt gen himmel] Vgl. Sure 11, 108.

170 Da Mahumet im grab’ auch jetzt liegt für vndt für] In Mekka.

174 Er hatt die blinden sehn] Vgl. Sure 5, 13.

178 Bracht’ (als jhr selber sagt⧸ für wunder sein rapier] Vgl. Sure 3, 12–17.

188 Ein stücke monden] Vgl. Sure 54, 1.

220 Dieweil sie durch das schwerdt] Vgl. Sure 4, 47. 44, 16 sowie den sog. ›Schwertvers‹ in Sure 9, 5.

225 Der Jüngling welcher sich vor Ammons Sohn außgab] Gemeint ist Alexander der Große.

237 Kein mensch glaubt welches jhn heißt glauben zwang vndt pflicht] Vgl. Laktanz, Institutiones divinae 10, 20.

248 Vndt Christen-glaubens sindt] Vgl. Sure 2, 62; besonders auch Sure 3, 110, die besagt, dass es unter den Christen wahrhaft Gläubige gibt. Sure 3, 199 relativiert dies und unterstellt den Christen fehlende Frömmigkeit.

255 Jsts beßer seine fraw verstoßen vndt verjagen] Vgl. Sure 33, die sich generell mit Familie, Verwandtschaftbeziehungen und Ehe beschäftigt, sowie Sure 60, 10.

273 als das schwein] Vgl. Sure 2, 173. 6, 145.

300 So wol in diesem wo er saget von geschichten] Gemeint sind z. B. die Erwähnungen Alexanders des Großen in Sure 18 oder König Salomons in Sure 27, 23.

307–309 Daß elephantenkoth … hammel sein] Diese Erzählungen finden sich sämtlich im Liber de doctrina Mahumet, der in der arabischen Version wohl aus dem 7. Jahrhundert stammt und 1142 von Hermann von Carinthia ins Lateinische übertragen wurde. Wahrscheinlich war Grotius eine der gedruckten Versionen aus dem 16. Jahrhundert zugänglich, wie die von Theodor Bibliander (Basel 1543) oder Johann Albrecht von Widmanstetter (Nürnberg 1543) (vgl. Vones 2006, 220).

324 Erhebet himmel-auff das hertze mitt den händen] Vgl. 1 Tim 2, 8; Jak 4, 8.

326 Vndt was vnsichtbar ist] Vgl. Kol 1, 16; Hebr 11, 3.

327 Gedenckt daß sonder jhn zur erden nicht kan fallen] Vgl. Mt 10, 29.

329 Schewt den nicht der der haut thut todt vndt marter an] Vgl. Mt 10, 28; Lk 12, 4.

333 Glaubt Gott vndt seinem Sohn] Vgl. Joh 14, 2; Hebr 4, 15–16; Eph 3, 12–17.

334 Weil vnser heil doch sonst auff keinem namen schwebt] Vgl. Apg 4, 12.

335 Denckt auch⧸ es gehn nicht die so seinen namen nennen] Vgl. Joh 8, 41–43; Mt 7, 21; Joh 15, 14.

337 Bewahrt das heil’ge wort⧸ das köstlichreiche pfandt] Vgl. 1 Kor 4, 7; 1 Tim 6, 20.

348 Was zue der hoffnung dient⧸ zum glauben vndt zue wercken] Vgl. 2 Tim 3, 15–16; Joh 20, 31.

353 Setzt außer zweiffel auch wer einen abgott hatt] Vgl. 1 Kor 8, 5–6. 10, 19.

357 Es ist kein möglichs ding] Vgl. 1 Kor 10, 20.

359 Jhr sollt mitt üppigkeit] Vgl. Tit 2, 14.

362 Der Phariseer lust⧸ wollt jhr nicht außen stehn] Vgl. Mt 5, 20. 23, 23.

365 Wißt das beschneidung gantz nicht angenem] Vgl. 1 Kor 7, 19; Gal 5, 6. 6, 15; Phil 3, 3.

366 Daß der lieb ist wer thut das göttliche gebot] Vgl. 1 Kor 7, 19.

367 Die newe creatur] Vgl. Gal 6, 15. 5, 6.

369 Ein rechtes Jsrael] Vgl. Röm 9, 6; 1 Kor 10, 18; Gal 6, 16.

371 War nur ein bloßer schein] Vgl. Apg 10, 9–23. 15, 19–20; 1 Kor 10, 25; Kol 2, 17. 11, 16; Hebr 10, 1.

375 Viel würden einig nur in jhrem namen kommen] Vgl. Joh 5, 42; Mt 7, 15.

377 Doch käm’ ein engel schon] Vgl. Gal 1, 8; Hebr 2, 9.

379 Gott hatt vor alters offt den vätern fürgetragen] Vgl. Hebr 1, 1.

382 Jhn über alles diß zum erben stets gemacht] Vgl. 1 Kor 15, 27; Hebr 2, 5–6.

383 Bildt der selbstendigkeit sein selbsten] Vgl. Hebr 1, 3; Kol 1, 16.

386 Der⧸ als er vnsre last vndt schuldt vertilget hatt] Vgl. Hebr 1, 3.

387 Zur höchsten richterhandt ist herrlich auffgenommen] Vgl. Hebr 1, 3. 9, 12.

388 Den namen dem kein rhum] Vgl. 1 Pet 3, 22; Hebr 1, 13; Eph 1, 21.

393 Der schildt muß glaube sein] Vgl. Röm 13, 12; 2 Kor 6, 7. 10, 4; Eph 6, 11–12.

401 Jch geb’ euch meinen fried’] Vgl. Joh 13, 34–35. 14, 27. 15, 12–17.

403 Zue vielen lehrern] Vgl. Mt 23, 8; Jak 3, 1.

405 Als wie man sämptlich euch auff einen namen taufft] Vgl. Röm 6, 3–4; 1 Kor 1, 13–15; Gal 3, 27.

410 So weit Gott jeglichem der weißheit maß erhöht] Vgl. 2 Kor 10, 13; Eph 4, 7.

412 Friedfertig zue euch an] Vgl. Röm 14, 1. 15, 2.

413 Daß jhr vollkommen seidt habt einen sinn vndt lehr’] Vgl. Röm 14, 1.

415 Gott⧸ wann es jhm geliebt] Vgl. Phil 3, 15; Eph 4, 2; 2 Kor 6, 6; Gal 5, 22.

417 Jm wißen⧸ lebet still vndt einig] Vgl. Jak 1, 22.

418 Ein theil die lernen nur] Vgl. 1 Kor 13, 9–12.

420 Wirdt dieses was an vns jetzt stückwerck ist verschwinden] Vgl. 1 Kor 5, 10–12; 1 Joh 3, 2.

422 Schawt legt es an gewin] Vgl. Mt 25, 15.

423 Bringt andre mehr zue jhm] Vgl. 1 Kor 9, 19.

424 Mitt vnterweisung zwar] Vgl. 1 Pet 3, 1–16; Eph 6, 6.

434 So dancket dem ohn den kein mensch was guetes thut] Vgl. Jak 1, 17; 2 Thess 1, 3; 1 Kor 1, 4.

L9 seine eigene gesetze] Gemeint sind die Reim- und Verslehren im Buch von der Deutschen Poeterey (1624) (vgl. Wels 2018, 136–139).

62 Im Druck: laügnung.

63 Im Druck: nunvndt. 72 Im Druck: Biel. Korr. Errata.

153 Im Druck: Diß. Korr. Errata.

1064 Im Druck: sa.

327 Im Druck: So sehn. Korr. Errata.

632 Im Druck: oder that! Korr. Errata. 633 Im Druck: vndt vndt.

L 5

L 10

L 15




Zitierempfehlung:

, , in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

, , in: und (Hrsg.),