Ode Germanica

[Druckausgabe S. 600]

124
  • Sz 118
  • Dü 118
  • 1630

    Ode Germanica

    .1 Hoc etiam gracili

    .2 Künfftig wil ich

    MART. OPITII | ODE GERMANICA | AD MAECENATEM SUUM. | SUB INITIUM ANNI. | [Linie, 11,3 cm] | Vratislaviae Typis Bau- mannianis.

    4°: A Exemplare: Breslau 4 V 64/24 und 4 E 515/49

    Der Druck dieser beiden Neujahrgedichte ist schlicht und fast schmucklos. Für die Anfänge wurden Initialen verwendet; am Ende findet sich ein Schmuckstück, das Baumann häufig benutzte, eine dreieckige Arabeske. Während die drei Zeilen der Anschrift und die acht des lateinischen Gedichtes Bl. A1b füllen, mußte für die vier- zehn Strophen des deutschen Gedichtes eine größere Type gewählt werden, um die Blätter A2a bis A4a auszunutzen; A4b blieb unbe- druckt. Auf Bl. A1b und A2b fehlen die Kustoden.

    Diese zwei Gedichte sind in der Darbietungsart mit den zwei von Werk 84 zu vergleichen: ein lateinischer Vorspann und ein deutsches Gedicht dort wie hier. Nr. 84.2, »Genung/ O Heldt/ genung!«, wurde in die Sammlung C und F übernommen; die beiden Gedichte von Nr. 124 wurden jedoch nicht wiederholt. Über die Gründe dafür fehlt jegliche Auskunft. Gellinek 199 liest besonders aus den Zz. 43–60 heraus, daß Opitz gewisse Mißhelligkeiten beseitigen wollte, die in- folge von Dohnas Insistenz auf rasche Übersetzung von GrotiusBewys zwischen ihm und seinem Dienstherrn entstanden waren.

    Hrsg. dankt Herrn Dr. Wolfram Steude, Dresden, für gütige Mit- teilung über die Beteiligung der von Dohnas an der Elbbrücke.

    [A1b]

    Ad Celsissimum Dn. Dn.
    CAROLVM ANIBALEM
    Burggravium Dohnanum.

    [.1]

    HOc etiam gracili deductum pectine carmen
    Accipe, sed laeta, magne Patrone, manu.
    Plura tuo Vati Fatum negat et sua pauper
    Dum dat divitibus munera, dando petit.

    [Druckausgabe S. 601]

    5 Ac, quamvis sileam, tamen haec labentis origo
    Temporis officii nos ait esse reos:
    Nam mea cum totum requies tibi debeat annum,
    Anni principio velle tacere, probrum est.

    [.2]

    [A2a]

    KUnfftig wil ich etwas singen/
    Annibal du werther Heldt/
    Von den Ritterlichen Dingen
    Welche die gelehrte Welt
    5 Bißlich für der Zeit verschwiegen/
    Vnd noch jetzt beschattet liegen.


    Phebus wird die Feder spitzen
    Die mich bringet an den Tag/
    Vnd mir meine Brust erhitzen
    10 Daß ich dein Geschlechte mag
    In ein solches Zeitbuch schreiben
    Welches ewig kan bekleiben.


    Erstlich wird sein außzubreiten
    Wie der Ritter Aloys
    15 Zu deß grossen Karlen Zeiten
    Rhodans schnellen Strom verließ/
    Vnd den Stamm auß dem du kommen
    Mit sich hat hieher genommen.


    [A2b]

    An der Seiten sol jhm stehen
    20 Kunrath sein berühmter Sohn

    + + +
    [Druckausgabe S. 602]

    Welchen Ludwig zu erhöhen
    Für der strengen Tugendt lohn
    Mit dem Namen hat begabet
    Den jhr grossen Leute habet.


    25 Auch die Elbe wird den Rucken
    Selber legen für euch hin/
    Vnd sich mit der starcken Brucken
    Willig lassen vberziehn
    Die noch heute steht geziehret
    30 Mit dem Schilde den jhr führet.


    Hier dann sollen ewre Siege/
    Ewrer rechten Sache schein/
    Vnd der Außgang strenger Kriege/
    Glück vnd Fall verfasset sein/
    35 Vnd was sonst von hohem Wesen
    Werth vnd würdig ist zu lesen.


    [A3a]

    Doch wird sonderlich für allen
    Deines Vatern reicher Preiß
    Helle Stralen lassen fallen/
    40 Dem dein Standt nichts gleiches weiß/
    Wann nicht deine Gaben theten
    Die noch grössern Fußpfadt tretten.

    + + +
    [Druckausgabe S. 603]

    Dieses soll mein Kummer werden
    Wo du gnädig/ als du thust/
    45 Ausser müh der eiteln Erden
    Setzest meiner Bücher Lust/
    Daß ich keines Hand darff küssen
    Der von Tugendt nichts wil wissen.


    Jetzt bringt Janus diesen Morgen
    50 Vns ein newes Jahr anher/
    Darumb laß vns alle sorgen
    Schicken auff das wilde Meer/
    Daß die kleine Welt sich frewet
    Nun die grosse sich ernewet.


    [A3b]

    55 Weil die Felder ruhig werden/
    Weil das Wasserfell der Schnee/
    Vnd das Eiß das Band der Erden
    Vberdecken Land vnd See/
    Ey so laß vns auch vergraben
    60 Was wir für Gedancken haben.


    Schawe wie die güldne Sonne
    Den bereifften Zoten mahlt/
    Wie sie höher steigt für Wonne/
    Vnd den Erdenkreiß bestralt/
    65 Der sich nicht wil ferner lassen
    Von der langen Nacht vmbfassen.


    Sey gegrüsst/ du quell der Tage/
    Vnd verleihe/ Vater Jan/
    Daß sich alle Landesklage
    70 Auff dein Newjahr schliessen kan/
    Auff dein Newjahr das dem Leben
    Soll ein newes Glücke geben.

    + +
    [Druckausgabe S. 604]
    [A4a]

    Fülle mit gesundem Winde
    Vnser Wartenbergerfeldt
    75 Daß die Pest sich nicht mehr finde/
    Derer Furcht vns hinterhelt
    Daß wir Dörffer/ Stadt vnd Awen
    Eine gute Zeit nicht schawen.


    Schaffe daß nach diesem Jahre
    80 Mein Mecenas deinen Tag
    Offtermals mit greisem Haare
    Frisch vnd frölich sehen mag/
    Biß er zum Gestirn entweichet
    Da sein Ruhm schon jetzt hin reichet.

    +



    Zitierempfehlung:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

    Zitierempfehlung der Druckausgabe:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),