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Deutscher Poematum Erster, Anderer Teil (Sammlung C)
CI: MARTINI OPITII | Deütscher Poëmatum | Erster Theil. | Zum andern mal ver- | mehrt vnd vbersehen | herauß gegeben. | In ver- legung Dauid | Müllers Buchhänd- | lers in Breßlaw. | [Linie, 3,1 cm] | MDC XXVIIII. | Cum Gr. et Priuileg. Caeſ: Mai.
CII: MARTINI OPITII | Deütscher Poëmatu | Anderer Theil; | Zuevor nie beÿſam- | men, theils auch | noch nie herauß | gegeben. | Cum Gr. et Priuileg. | Caeſar. Maiest. | [In einem Oval unten] | In verlegung | David Müllers Buch- | hendlers in Breßlaw. | 1629.
8° Betr. Herstellungsformel siehe infra. Exemplare: CI1–Gö; Ex- emplar im Besitz des Hrsg.s CI2–Marburg UB; Yale UB, FdF 213, Film; Exemplar im Besitz des Hrsg.s CII – Obige Exemplare, da immer mit CI zusammen gebunden.
Die Kupfertitel. Die Titelblätter von CI und II ähneln einander; außerdem eignet ihnen ausgesprochene Ähnlichkeit mit dem Titel- blatt von Sammlung B, so daß die Vermutung naheliegt, der Verle- ger habe denselben Peintre-Graveur mit der Herstellung dieser drei Kupfer beauftragt. Da sie unsigniert sind, bleibt der Name des Künstlers unbekannt.
Beide Titelausführungen weisen architektonische Züge auf, I in geringerem Maße, II stärker. Beide sind in fünf Felder aufgeteilt: horizontal betonte Rechtecke oben und unten, drei vertikal betonte im Mittelbereich.
In I und II ist im untersten Feld ein Sockel oder Unterbau darge- stellt, der sich über die Gesamtbreite erstreckt. Davor, in einem Oval in I derselbe Flußgott (Viader) wie in B aber seitenverkehrt; in II auf einem mit reichlichem Schmuck umgebenen etwas kleineren Oval die Angaben über Verleger, Verlagsort und -jahr.
Auf den Sockeln stehen je zwei Gestalten: In I die von B her be- kannten, hier unbezeichneten Figuren der Germania und der geflü- gelte Fama. In II steht links die androgyne Figur der auf das Lob des Kriegsgottes anspielende Bellona. Sie trägt am linken Arm einen ovalen Gorgonenschild und hält in der Rechten einen sie überragen-
In den für das Wortgut der Titel benutzten mittleren Feldern macht sich in der Gestaltung der gestochenen Buchstaben ein ausge- sprochenes Bemühen um Verzierung bemerkbar (was sich in II auch auf den Inhalt des Ovals erstreckt). In I (7,2 × 3,6 cm) sind acht Großbuchstaben, alle in Fraktur, mit haarfeinen senkrechten, ge- krümmten oder gebogenen Linien versehen; ähnliche Strichlein fin- den sich auch über vier Kleinbuchstaben. Ein willkürlicher Zusatz, einem Fragezeichen nicht unähnlich, zeigt sich am Ende der nicht ganz ausgefüllten Zeile 3 hinter Theil. Häkchen oder Gänse- füßchen erscheinen über dem u in Deutscher, Zum, verle- gung und Buchhändlers. Im Mittelfeld von II (7,1 × 3,55 cm) sind neun Frakturlettern ebenfalls musiziert worden; außerdem finden sich Strichverzierungen in Z. 4, ohne daß sie einem spezifi- schen Buchstaben zugeordnet sind. In Z. 2 sind die Lettern etwas zu groß geraten. Der Stecher half sich, indem er das u von Poema- tum mit einer Tilde versah und so das m einsparte. Zeile 3 ist auch hier nicht ganz ausgefüllt und wiederum wurde eine Zugabe hinter Theil eingraviert, diesmal ein Semikolon. Häkchen oder Umlautzeichen finden sich über dem u in Deutscher, Zuevor, verlegung, Buchhendlers und über dem y von beysam- men. Im Oval wirkt die Jahreszahl archaisch, hauptsächlich we- gen Schweifung der Ziffern 1, 6 und 9 und wegen einer altmodi- schen 2, die wie ein z aussieht. In beiden Titeln gehen die Will- kürlichkeiten, die unberechtigten Umlautzeichen etc., die bei der Umsetzung der gestochenen Lettern in Typen nur annähernd wie- dergegeben werden konnten, eher auf die Ornamentierfreudigkeit des Stechers als auf die damals allerdings noch recht tolerante Rechtschreibung zurück.
Das oberste Feld von I ist, ohne architektonischen Bezug auf den Unterbau, in drei Rechtecke aufgeteilt. Im Mittelfeld (2,6 × 3,6 cm, in der Breite also dem darunter liegenden Wort-Feld gleich) ruht ein unbekleideter Jüngling vor einer deutschen Landschaft – Röhren- brunnen im Mittelgrund, größere Gebäude (Burg oder Kirche) im Hintergrund. Gestaltung und Umgebung ähneln den im Giebelfeld von B dargestellten, nur daß dort der Kopf rechts liegt. Das idyllische Bild wird auf drei Seiten von einem schmucklosen Rahmen eingefaßt, dessen vierte, untere Leiste fehlt. In den zwei Seitenfeldern links und
Im obersten Rechteck von II lehnen sich zwei kräftige Engel auf die Schrägen eines Tempelgiebels. Sie halten einen Kranz über der Spitze, was alles auf die in diesem Teil enthaltenen geistlichen Werke anspielt. Im Giebelfeld erscheint, dem Kranz entsprechend, ein Wulstring.
Die Gesamtgröße der Stiche beträgt: I – 13,8 × 8,6; II – 14 × 8,65 cm. Die Platten messen etwa 1,5 bis 2 mm mehr.
Herstellungsformeln, Auflagen und Ausführungen. Von CI exi- stieren zwei Auflagen, CI1 und CI2. Sie sind wie folgt gegliedert:
CI1: ):(4, A2–8 (Bl. 1 wurde entfernt und 8 ist an 7 angeklebt), AA 1–4, B–Z, Aa 1–4 (Bl. 4 unbedruckt). Der Vorstoß be- trägt 18 Bl.: [):(1] = Titelbl., Rücks. unbedruckt; ):(2–4 Dedicatio an Dohna (am Ende großes dreieckiges Schluß- stück); A2–8 und AA1–4 Vorrede an Ludwig von Anhalt; B1–3 die Empfehlungsmaterie; B4a = S.[1].
CI2: A, AA4; B–Z Aa4 (Aa4b unbedruckt). Der Vorstoß beträgt 15 Bl.: [A1] = Titel, Rückseite unbedruckt; A2–8 und AA1–4 Vorrede an Ludwig; B1–3b die Empfehlungsmaterie. Bl. B4a = S. [1]. Der Inhalt der bezifferten Seiten stimmt mit dem von I1 überein.
Von CII existiert nur eíne Auflage, die jedoch in zwei Ausführun- gen begegnet, a und b. Der Unterschied besteht im Fehlen oder Vor- handensein des für diese Umstellung geringfügig veränderten Halb- bogens ):(, der die Dedicatio an Dohna enthält.
CII a: Unsigniertes, vorgeklebtes Titelblatt, Rückseite unbedruckt; a–z, aa–bb4. Diese Aufmachung begegnet mit CI1. Abge- sehen vom Titelblatt ist kein Vorstoß vorhanden. [a1a] = S. [1]. Auf S. [451] (= Bl. bb4a) steht unter einer Kopfleiste daß Verzeichnis der Getichte vnd sachen ~ ... (siehe auch unten, S. 507); die letzte Seite (Bl. bb4b) ist unbedruckt.
CII b: ):(4, a–z, aa–bb4. Diese Ausführung begegnet mit CI2. [): (1] dient als Titelblatt, Rückseite unbedruckt. Die näch- sten drei Blätter des Halbbogens enthalten die Dedicatio an Dohna, die auf der oberen Hälfte von 4b endet. Das in I1 vor- handene dreieckige Schlußstück ist entfernt worden; dafür findet sich unter einer Zierleiste das Verzeichnis der Ge-
Schematisch lassen sich die Auflagen von I und die Ausführungen von II wie folgt veranschaulichen:
I1: Titelbl.; Dedicatio an Dohna; Vorrede an Ludwig; Liminär- materie; Corpus von Teil I.
I2: Titelbl.; (alles folgende im Neusatz:) Vorrede an Ludwig; Li- minärmaterie; Corpus von Teil I.
II a: Titelbl.; Corpus von Teil II; auf dem letzten Blatt, bb4a = S. [451], das Verzeichnis der Getichte vnd Sachen.
II b: Titelbl.; Dedicatio an Dohna, auf Bl.) :(4b das Verzeichnis der Getichte und Sachen; Corpus von Teil II; letztes Blatt unbedruckt.
CI1 begegnet immer mit II a, I2 immer mit II b.
Vorrangigkeit der Auflage I1. Daß zwei verschiedene Auflagen des ersten Teils von C existieren, ist erst vor einigen Jahren festgestellt worden. Im Druck hat erstmals Dünnhaupt darauf hingewiesen: Bi- bliogr. Handb. S. 1326. CII ist nur einmal aufgelegt worden; alle Exemplare sind, abgesehen von den zwei Aufmachungen, identisch. Es fragt sich nun, welche der Auflagen von I die ursprüngliche, wel- che die spätere, von der ersten abhängige ist. Die Möglichkeit eines gleichzeitigen Satzes in doppelter Ausführung nach nur einem Ma- nuskript scheint ausgeschlossen.
Ein Vergleich einschlägiger Fehlerlisten erwies bald, daß die vom Hrsg. als I1 bezeichnete Auflage die ursprüngliche darstellt und daß I2 nach dieser Vorlage gesetzt wurde. Dafür liefert ein typographi- sches Zeugnis den unumstößlichen Beweis. In der Ode ›Ich emp- finde fast ein Grawen‹, S. 348, lautet Z. 19 Nimb den Krug/ vnd fülle Wein.; siehe 72.72. In I1 wurde hinter Krug eine in ihrem unteren Teil lädierte Virgel benutzt. Dem unaufmerksamen Auge mochte diese Virgel als ein kursives Ausrufungszeichen er- scheinen. Der Setzer von I2 ließ sich irreführen und setzte in der Tat ein vertikales Ausrufungszeichen. Mit dieser Schlimmbesserung lie- ferte er den Beweis, daß I2 den Druck von I1 zur Vorlage hatte, daß I2 mithin von I1 abhängig ist.
Zur schnellen Orientierung seien zwei auffällige Unterschei- dungsmerkmale angeführt: In dem ganzseitigen Zwischentitel zum
Typographische Unterschiede zwischen I1 und 2. Wir können nur vermuten, warum eine zweite Auflage von I hergestellt wurde. Wo- möglich waren aufgrund eines Mißverständnisses zunächst nicht ge- nug Exemplare von I ausgedruckt und die Lettern zu früh abgelegt worden; vielleicht deutete sich eine unerwartet starke Nachfrage an; jedenfalls mußte durch eine Neuauflage Abhilfe geschaffen wer- den. Sicher hoffte Müller auf eine möglichst genaue Nachbildung von I1, doch die Erfahrung lehrt, daß ein Neusatz immer eine Ver- schlechterung gegenüber der Vorlage mit sich bringt, es sei denn, es werden besondere Anstrengungen gemacht, die Wertstufe der Vor- lage einzuhalten. Solche Bemühungen unterblieben aber. Die weit- aus meisten Unterschiede zwischen den beiden Auflagen sind be- langlos; keine gehen auf Opitz zurück. In der Tat, der Dichter dürfte die Existenz der zweiten Auflage entweder nicht bemerkt ha- ben oder ihr gegenüber gleichgültig geblieben sein. Sonst hätte er bei der Erstellung der Vorlage von F nicht die schlechtere Ausgabe von I zugrunde gelegt, ein Mißgriff, der sich anhand von übernommenen Fehlern nachweisen läßt.
Nach den identischen Kupfertiteln beginnen die Unterschiede: anderer Zeilenfall bei Überschriften und in den Prosazeilen; andere Plazierung der Kustoden; andere Schriftgrade und -arten, beson- ders bei Initialen; Vorhandensein oder Fehlen von Punkten hinter Ziffern; Unterschiede in Groß- oder Kleinschreibung und in der Or- thographie; Länge der Trennungslinien oder deren Fehlen; Abwei- chungen in den Kolumnentiteln u. s. w.
Zur Rechtschreibung sei bemerkt, daß der Setzer von I2 seine Schreibung bevorzugt, wo er nicht, durch Raum-, Reim- oder Be- quemlichkeitsgründe beeinflußt, die von I1 übernimmt. Aus dem Al- exandrinergedicht Lob des Feldlebens (Nr. 54, Bd. II, 106–18) seien einige charakteristische Beispiele herausgegriffen (Nachprüfung in Bd. II nur bedingt möglich, weil die dort angegebenen »Varianten« mehr auf Lautung als Schreibung zielen). Zeile 4 in I1 des, in I2 deß; 32 Sprößlin ein – Sprößlein ein; 40 Schaffe – Schafe; 41 Geissen – Geisen; 57 öpffel – äpffel; 69 lest – läst u. s. w. Konsequenz ist je- doch nicht zu erwarten: 8 Gutt – Gut, aber 36 identisch Gut; 125
Die Sammlung C als Buch. Die äußere Erscheinung der Samm- lung C paßt sich dem Zeitgeschmack und den Verkehrswerten um 1629 an, doch spricht zusätzlich aus dem Doppelband auch das Be- streben nach individueller Ausgestaltung, und die ging diesmal weit über das hinaus, was in den vorigen zwei Sammlungen geboten wor- den war. Beim Planen der Druckausführung sprach damals wie heute der Verleger, nicht der Autor, das Machtwort; und Verleger Müller wird sich verpflichtet gefühlt haben, seinen berühmtesten Autor dem bücherkaufenden Publikum in bestmöglicher Form zu vermitteln. Dennoch wurde gespart: auf die Kupfertitel folgen keine Typentitel; das Papier, ohne Wasserzeichen und von geringer Quali- tät, ist heute stark gebräunt; die Rückseiten von Sondertiteln, sonst meist unbedruckt, wurden, abgesehen von einer Ausnahme, be- druckt; mit der Korrektur haperte es beträchtlich; das in den Titeln erwähnte kaiserliche Privileg hätte abgedruckt werden sollen, dann wären vielleicht die Raub- und Nachdrucke verhindert worden, mindestens der Lübecker aus dem Jahre 1637. (Die andern zwei wären allerdings durch ein Privilegium ad decennium nicht abzu- wenden gewesen.)
Obgleich bei den Einleitungen zu den in C wiederholten Schriften schon über typographische Einzelheiten berichtet wurde, so ist es dennoch nötig, hier C als Ganzes zu beschreiben. Hierbei ließen sich gewisse Wiederholungen nicht vermeiden.
Schriften. Neben ihrer Funktion als Träger textlicher Mittei- lung dienen die verschiedenen Schriften auch der Dekoration. Häu- figer als in A und B wechseln in Sammlung C die Typen nach Art und Größe. Die Grundschrift von C ist die Cicerofraktur, eine Schrift,
In I1 und2 sowie in II wurden gewisse Buchstaben der Cicerofrak- tur defekt, besonders mangelte es an D (in I1 schon auf S. 15), aber auch B, M und Z fehlen, wenn auch weniger häufig. Immer trat für die Frakturletter die entsprechende Type aus der Altschrift ein. Die Vermischung der Schriftarten übt eine uner- freuliche Wirkung aus und muß selbst einem Leser, der nicht immer genau auf das Technische achtet, auffallen, wenn sie, wie II, 253, gleich sechzehnmal vorkommt.
Kolumnentitel. Die Kolumnentitel in CI stehen auf solchen Sei- ten, wo man sie füglich erwartet; d. h. sie finden sich NICHT auf ganzseitigen Zwischen- und Sondertiteln, nicht auf Anfangsseiten von Widmungen, nicht über Liminärmaterial. Unterschiede in den Kolumnentiteln von CI1 und 2 sind ausschließlich minuziöse Setzer- varianten.
Die CI1 beginnende Bandwidmung an Dohna trägt von ):(2b bis 4b den Kolumnentitel DEDICATIO., die an Ludwig von Anhalt gerich- tete Prosa, A2b bis AA4b, den schon in B benutzten Titel Vorrede. Ohne Kolumnentitel (o. Kt.) sind Bl. B1a bis 3b und S. [1] bis 9. Von 10–78 1. Der Poetischen Wälder || r. Erste Buch. O. Kt. 79, 80.
CII: O. Kt. [1]–[3]. Von 4–10 Dedicatio. O. Kt. 11/12. S. 13 Mart. Opitzes Hohes Liedt. Von 14–25 l. Martin Opitzes || r. Hohes Liedt. S. 36 wie S. 13. O. Kt. [37], 38. Von 39–43 Dedicatio. O. Kt. 44. S. 45 Die KlagLiedt Jeremia. Von 46–61 l. Die KlageLieder (auch Klagelieder) || r. Jeremia. O. Kt. [62], [63]. S. 64 Dedicatio. O. Kt. 65. Von 66–93 l. Martin Opitzen || r. Jonas. O. Kt. [94], 95. S. 96/97 Dedicatio. O. Kt. 98–108. S.109 L. An. Sen. Trojanerin- nen.) Von 110–55 l. L. An. Senecae || r. Troianerinnen (auch Tro- janerinnen.) O. Kt. 156. S.157 Außlegung der Troian. Von 158–209 l. Außlegung || r. Der Troianerinnen. (auch Trojanerin- nen.) S. 210 Außlegung der Tro. O. Kt. von [211]–[451]. Es fällt auf, daß im zweiten Teil auch die kürzeren Widmungen durch Ko- lumnentitel hervorgehoben sind.
Kopf- und Zierleisten. Leisten wurden je nach Bedarf aus Einzel- teilen oder Halbteilen zusammengesetzt, oft mit Linien kombiniert und mit einiger Abwechslung immer wieder verwendet. In I1 und 2 finden sich je 23 dieser Ornamente. Doch während I1 mit nur 3 Mu- stern auskommt – einer 19 mm hohen Arabeskenreihe (13 mal), de- ren horizontale Hälfte (1 mal), und einer Reihe von elliptischen Mit- telteilen (9 mal) –, weist I2 neun verschiedene Muster auf. Die eben erwähnten 3 kommen vor und an 9 Stellen sind die Muster iden- tisch; an 2 weiteren Stellen ähneln sie einander (Ellipsen vertikal statt horizontal gestellt), aber an den verbleibenden 12 Stellen sind neue, ad hoc zusammengesetzte Kopfleisten verwendet worden.
In II wurden Leisten an 44 Stellen benutzt, 3 davon unterhalb des Vorschlags. Es kamen jedoch nur 5 Muster zur Verwendung, wovon 2 sich auch in I finden.
Die Dedicatio an Dohna beginnt mit einer auch in I und II verwen- deten Arabeskenserie. In I1 endet die Widmung mit einem dreiecki- gen Schlußstück. IIb weist eine Leiste auf, die sich dann über dem
Überschriften. Alle Überschriften sind »auf Mitte« gesetzt, die erste Zeile im größten Schriftgrad und über die ganze Kolumne, dar- auf folgen dann ebenfalls volle Zeilen bei fortschreitend sich vermin- dernder Schriftgröße. Doch gegen Ende der Überschrift findet sym- metrischer Einzug statt. Bei Zeilenhäufung, etwa bei Widmungen, Zwischentiteln und dergl. wiederholt sich dieser Prozeß des Wech- sels zwischen Schriftgrad und Einzügen. Auch findet man Über- schriften, die mit einer kleineren kurzen Oberzeile beginnen und dann mit längeren Zeilen in größeren Schriftgraden fortschreiten, bis sich der Prozeß umkehrt und die Überschrift mit einer kurzen Zeile in einem kleineren Schriftgrad endet. Diese Handhabung der Überschriften trägt wesentlich zur Belebung, ja Dramatisierung des Druckbildes bei. Einfachere drei- oder vierzeilige Überschriften zeigen eine gewisse Verwandtschaft mit der Spitzkolumne.
Zu den Seitenzahlen. Die Seitenzahlen stehen (falls überhaupt vorhanden) bei Präliminarien wie Vorreden, Widmungen, Werkan- fängen u. s. w. gewöhnlich oben, in der Mitte der Kolumne. Danach finden sie sich links und rechts am oberen Außenrand. Meist fehlen sie bei ganzseitigen Sondertiteln, doch werden diese unbezifferten Seiten immer mitgezählt.
In I1 ist nur ein Druckfehler unterlaufen: 258 und 259 sind ver- tauscht worden.
In I2 kommen diese Fehler vor: recte 15] 51; r. 184] 182; r. 254] 215; und genau wie in I1 sind 258 und 259 vertauscht. Nur hier finden sich versehentlich gesetzte Punkte hinter den Ziffern, S. 222, 278, 318 und 319.
In II beginnt die Zählung mit Bl. [a1] = S. 1; Bezifferung fängt aber erst mit 4 an. Sie läuft in Links- und Rechtsstellung bis [211]; von 212 bis Ende gilt die Mittelstellung. Von 304 springt die Zählung auf 365. Dieser Sprung mag auf Versehen beruhen, doch da sich ähnliche Zahlensprünge auch in andern Büchern dieser Zeit finden, ist vermutet worden, daß Verleger wohl nicht abgeneigt waren, dem Käufer in spe eine größere Seitenzahl vorzutäuschen als tatsächlich vorhanden waren. Verdruckt ist recte 409 als 49. In IIa blieb die Vorderseite von Bl. bb4 (mit dem »Verzeichnis ...«) unbeziffert.
Spitzkolumne und kleine Zierate. Am Ende von Prosatexten wurde zehnmal die Spitzkolumne verwendet, in I auf Bl. B3b, S.8.
Eine andersgeartete Verzierung, die sonst in C nicht vorkommt, ist eine Reihe von 3 Sternchen oben auf Bl. B33 von I.
Schlußstücke. An größeren Schlußstücken sind in C 8 verschie- dene Muster vorhanden, die verschieden häufig verwendet werden. Eingeschlossen in diese Zahl ist ein Sechseck, Zwischending zwi- schen einem kleinen Zierat und einem größeren Schlußstück. Die Dreiecksmuster sind: (1) Arabeske mit dünnen Linien, Basislänge 6,9 cm; (2) Arabeske mit schraffierten Flächen, Basis 6,4 cm; (3) Arabeske mit ähnlichem Muster, Basis 5 cm; (4) Engelkopf mit Flü- geln, 4,4 cm; (5) Engelkopf ohne Flügel, 4,1 cm; (6) medaillonarti- ges Oval mit Quasten, 5,7 cm; (7) Fratze, 4,8 cm und (8) das Sechs- eck, 3,9 cm im Durchmesser.
Die Häufigkeit der Verwendung in I1 (11) und II (13) beträgt 24; in I2 (14) und II (13) beträgt sie 27. Sechsecke, Arabesken und En- gelmuster werden am häufigsten benutzt. I1 bringt, bei 4 Arten, fol- gende Muster: 1 Oval – S. 8; 2 Fratzen – 78 und 123; 5 Arabesken, 6,4 cm – 129, 154, 194, 276 und 352; 3 Sechsecke – [277], [303] und [317]. I2 enthält folgende 6 Muster: 2 Ovale – 8 und 352; 5 En- gel, mit Flügeln – 78, 85, 123, 129 und 194; 1 Engel ohne Flügel
Der Setzer von I2 richtete sich in nur 4 Fällen genau nach I1; in 2 weiteren Fällen verwendete er zwar Arabesken, doch änderte er Größe und Muster. Andere Muster setzte er 5 mal ein und in 3 Fällen benutzte er Schlußstücke, wo I1 kleine Zierate aufweist. Er verfuhr also auch hier recht willkürlich.
Bogensignaturen. Die Bogensignaturen in C sind regelmäßig und fehlerfrei. Mit folgenden Ausnahmen sind sogar die ganzseitigen Sondertitel signiert: I–E3, G3, X3; II–c3 und o2.
Kustoden. Für die Kustoden genügten handwerklich-übliche An- näherungswerte; es kam nicht auf Einheitlichkeit der Schriften und Schriftarten, Vollständigkeit der Wörter und dergleichen an; man konnte notfalls auch ohne Kustoden auskommen und so entfielen sie häufig bei Kolumnen, die zu voll waren, vor Sondertiteln oder auf ihnen. Fehlerhaft sind nur 3 Kustoden: I1 138 Drumb (recte Dar- umb) || Darumb , welcher Fehler in I2 einging; I2 139 Wie (recte Wir) || Wie/; und I2 346 Irh || Ihr.
Zur Einteilung des Inhalts. Aufspaltung in zwei Theile ist die wichtigste Neuerung von C. Über die in I oder II variabel plazierte Dedicatio an Dohna ist schon berichtet worden. Aus dem Vorstoß entfernt wurde das Liminärgedicht »Ad linguam Germanicam« (A. h = B. d), das ursprünglich für ein ganz anderes Werk geschrie- ben und wahrscheinlich ohne Genehmigung des Autors, Hugo Gro- tius, benutzt worden war. Dafür trat als .e Gruters ›Lydius lapis ...‹ ein, das hauptsächlich für Colerus bestimmt war und in F wieder fallengelassen wurde. (Siehe die Tabelle, Bd. II, 529). Von Opitz’ Gedichten wurde im Vergleich mit B folgendes verändert. Ausgeschieden wurden zwei Hochzeitsgedichte, das auf A. M. Gais- ler (72.32 = 33.2) und das auf K. Emmerich (72.33 = 32.2). Dafür trat ein Epithalamium auf Püschel ein (.36). Folgende elf Gedichte wurden eingeschoben: drei Übersetzungen aus der Verliebten Diana von Gaspar Gil Polo (.47–.49) sowie vier Sonette (.75–.78) aus demselben Roman nach der lat. Version von Caspar v. Barth. Als .74 kam ein Sonett nach Ronsard hinzu. Für das ausgemerzte Epi- gramm 72.118 trat das Epigramm »Auff einen Meuchelmörder«
Dem Inhalt nach hat sich CI gegenüber B also nur wenig verän- dert. Auch ist die Anordnung nur geringfügig abgewandelt worden. Wie in B sind auch hier nur die ersten fünf Bücher numeriert wor- den. Die Reihenfolge nach Buch V war in B: Oden, Sonette, Epi- gramme; die in CI ist Sonette, Epigramme, Oden. Da die Reihen- folge von B in F wieder hergestellt worden ist, meint Gellinek 16, die Endstellung der Oden in C sei durch ein Versehen des Druckers ver- ursacht worden. Es ist jedoch immerhin möglich, daß der Dichter selber sich von der Stellung der Oden in C eine besondere Wirkung versprochen hatte, daß er, hierin enttäuscht, zur Anordnung in B zurückkehrte.
Die Bücher von C II sind nicht numeriert. Das erste, mit 286 Ss. das bei weitem umfangreichste, enthält die seit dem Erscheinen von Sammlung B separat veröffentlichten sechs größeren Werke: das Hohe Lied; die Klagelieder Jeremia; Jonas; die Trojanerinnen; Dafne und das Lob des Kriegsgottes. Das zweite Buch, 40 Ss. mit 20 Gedichten, wurde als Newes Buch Poetischer Wälder etiket- tiert. Es enthält einen Teil der in den letzten Jahren entstandenen Huldigungs- und Empfehlungsgedichte (an Georg Rudolf, Dohna, von dem Werder, Seußius, Buchwälder, Strobel, Nauwach) auch Reise-, Leichen- und Trostgedichte für die schlesischen Fürsten, Heinrich v. Stange, Johann Hoffmann v. Hoffmannswaldau, ferner zwei Hochzeitsgedichte und, als Abschluß, vier Gedichte aus der Argenis (1626). Die Gedichte des dritten Buches (28 Ss., 13 Ge- dichte), als Oden oder Gesänge bezeichnet, hätte dem vorigen angeschlossen werden können. Es enthält Psalm 42; Gelegenheitsge- dichte auf Hochzeiten, Reise und Tod; eine längere Übersetzung aus dem Lateinischen, zwei aus dem Griechischen und zwei bisher noch nicht veröffentlichte Gesänge (.212 und .213). Die Trostschrift an David Müller (Prosa, 23 S.) wird kaum als ein weiteres Buch anzuse- hen sein. In C I und II wurden somit die meisten bis 1629 entstandenen deutschen Gedichte (und die Trostschrift, der durch ihre Einbezie- hung in C besondere Bedeutung verliehen wird) gesammelt und ver- öffentlicht. Eine Sammlung lateinischer Gedichte, die Nüßler 1631 herausbrachte, befand sich bereits in Arbeit.
Zur Datierung. Schon am 1. Okt. 1627 hatte Opitz seinem Freunde Buchner mitgeteilt, daß die Sammlung B so gut wie ausver- kauft sei und Müller ihn bedränge, auch einen zweiten Teil an Ge- dichten zusammenzustellen (ut et alteram eorum partem colligam); also hier schon die beabsichtigte Zweiteilung. Buchner möge den Wittenberger Verleger und Drucker Schürer bitten, die Trojanerin- nen für den Abdruck in der neuen Sammlung freizugeben (Gei- ger 44). Buchner antwortete am 10. Okt., Schürers Erlaubnis sei nicht erforderlich. Tuus iste foedus est: itaque libere tuo utere jure (Jaski, Epistolae ad Opitium 23). Doch das Erscheinen der neuen Sammlung zog sich noch zwei Jahre hin. Am 31. März 1629 teilte Opitz dem Wittenberger Freund mit, seine Gedichte würden zur Herbstmesse fertig, es sei denn, Schleich enttäusche ihn (Geiger, Archiv 5, S. 350). Clemens Schleich in Hanau (oder Frankfurt/M.) war also der Drucker von C. Am 6. Okt. 1629 schreibt Opitz, er habe seinen Verleger beauftragt, Buchner seine Gedichte zuzuschicken (Geiger 55, dort mit dem falschen Datum 1628). Am 31. Dez. vermu- tet der Dichter, Buchner habe das Geschenk schon erhalten (Gei- ger 57), und in der Tat bedankt sich Buchner dafür am 6. Jan. 1630 mit Worten der Anerkennung (Jaski 49).
Ein genauerer Tag für den Abschluß des Manuskripts erhellt aus dem Datum am Ende der Dedicatio an Dohna; dort steht »XXX. Id. Mart«. An sich ist diese Feststellung fehlerhaft, denn im römischen Kalender wurden höchstens 8, nie 30 Tage vor einem bestimmten Fixtage gezählt. Was Opitz geschrieben hatte, war vermutlich XXXI. d. Mart. Der Setzer, befangen in der Assoziation von Iden und März, machte daraus XXX. Id. Mart. Der 31. März 1629, war sicher der Tag, an dem Opitz mit der Druckvorlage für C II fertig wurde. Dieser Fehler des Setzers, wie hunderte von anderen, wurde wegen der langwierigen Postverbindung zwischen Hanau und Bres- lau nicht korrigiert.
Ein Indiz für den Abschluß der Arbeit am ersten Teil findet sich an einer unerwarteten Stelle – am Ende der »Vorrede« an den Prin- zen Ludwig von Anhalt, auf Bl.)( ) (5b der Weltlichen Gedichte I, 1644, der Sammlung F. Diese Vorrede war in B und C undatiert geblieben, doch ist sie nun in F »Breßlaw den 28. Christmonats/ im 1628. Jahr« datiert. Vermutlich beendet Opitz an diesem Tage seine Arbeit an der Druckvorlege von CI. Schleichs Setzer hatte aller- dings schon nach einem Exemplar von B mit dem Setzen angefangen,
In den Meßkatalogen erscheint die Sammlung C wie folgt: Oster- markt Leipzig 1629, unter der Rubrik »Verzeichnis derer Bücher/ so den Leipzigischen Ostermarckt außgehen/ vnd nicht nach Franckfurt am Mayn gebracht worden«, Bl. H1b: »Martin Opiti deutsche Poemata erster vnd ander Theil. ibid.« [d. h. bei David Müller, Breslau]. Ähnlich lautet die Eintragung im Leipziger Kata- log zur Michaelismesse, Bl. D4b: »Martini Opitii Teutscher Poema- tum Erster vnd ander Theil/ zuvor nie beysammen/ theils auch noch nie heraus gegeben. Breßlaw bey David Müllern/ vnd Franckfurt bey Clemens Schleich/ in 8.« Der Frühjahrskatalog Frankfurt 1630 enthält auf den vier letzten Seiten des Anhanges eine Liste von Ti- teln, die nicht in den Hauptteil aufgenommen worden waren; darun- ter finden sich fünf Titel Opitzischer Werke: Vber den 104. Psalm; Hercinie; Argenis II; »Eiusdem teutscher Poematum erster vnd an- derer Theil«, sowie Catonis Disticha. Alle seien bei Caspar Dietzel erhältlich. (Dietzel war Buchhändler und Drucker in Straßburg; Benzing, Buchdrucker 425. Angaben aus den Catalogi nundinales nach B. Fabian, Hrsg., Meßkataloge des 16., 17. und 18. Jh.s, Mi- krofiches, Olms, Hildesheim.)
Zu den Nachdrucken. Dreimal wurde C als Vorlage für Raub- und Nachdrucke verwendet: (1) Sz 196, Dü 4 ist der von Witkowski XX als D1 bezeichnete Raubdruck. Der Druckort wird nirgend genannt, doch wußte Opitz (Brief an Ludwig von Anhalt; Krause, Erzschrein 129), daß er aus Lübeck kam. Das Jahr 1637 auf dem Titelblatt des zweiten Teiles ist von den Bibliographen für beide Teile angenom- men worden. Dieser Druck enthält vor den Empfehlungsgedichten des ersten Teils ein weiteres Liminärgedicht; es besteht aus 14 latei- nischen Zeilen und ist A. A. K. L. B. L. S. unterzeichnet. Die Dedica- tio an Dohna steht vor dem zweiten Teil. (2) Sz 238, Dü 7. Dieser Druck wurde mit einem D1 sehr ähnlichen doch nachgestochenen Titelblatt versehen und durchgehend neu gesetzt. Witkowski gibt ihm die Sigle D2. Das lateinische Liminärgedicht von
Den drei Nachdrucken gemeinsam ist die Durchnumerierung der Seiten von Anfang des ersten bis Ende des zweiten Teils und die Umstellung von Dafne und dem Lob des Kriegsgottes in Teil II: Dafne, Kriegsgott C; Kriegsgott, Dafne D1–3.
Gellinek bespricht u. a. die Ausgabe C in ihrem Eingangskapitel, »Ausgabegestaltung als Gehalt«, S. 11–25. Die Titelaufnahme, S.16, gibt fälschlich 1628 als Jahr der Veröffentlichung von CI an, und die Feststellung, die in B »druckfehlerhaft angegebene Bezeich- nung ›Fünftes Buch‹«, sei in CI beibehalten, ist zumindest unklar, besonders da sie im nächsten Satz zurückgenommen wird. Eine in Anmerkung 11 postulierte Datierung der Vorrede an Ludwig von Anhalt in (nicht näher lokalisierten) Exemplaren von CI ist dem Hrsg. bisher nicht zu Gesicht gekommen.
ILLUSTRISSIMO DN. DN. CAROLO ANNI- BALI BURGGRAVIO DOH- | NENSI. MART. OPITIUS Celsissimo Nomini Eius Dicat Dedi- | catque.
HIc est fructus beneficiorum tuorum et amoris erga me tui, Domine: schedae aliquot et carmina, quae his potissimum annis, quibus apud te vixi, aliis cogitationibus miscui. Et festivior eorum pars, uti qui- dem persuadere mihi conantur amici, iamdudum fronti suae glorio- sissimum nomen tuum inscriptum gerit. Laudes Martis, inquam, quibus splendor etiam [):(2b] tuus lectores peperit non paucos, cum plerique persuasum habeant, non offerri vobis, nisi quae lectu digna sint. Et fieri solet, ut, qui lumina saeculi et principes viros nugis suis ludificari non verentur, mercenaria spe sua saepissime fallantur et praemium stultitiae accipiant, quale meruerunt. Neque non credant imperiti, quosdam vestrum, quibus aut Reipublicae aut armorum cura negotium exhibet, naso hic indigere et bona fide stertere, ubi ad literas ventum est. Ergo admirationem iudicii tui dissimulare apud te interdum vix potui, quoties descendere ad haec leviora voluisti. Adeo vera est sapientium virorum sententia, qui negotiis impares sunt, studiis doctrinae pares vix esse. Florem certe scriptorum anti- quorum, quae contemnere rogum hucusque potuerunt, iis imprimis debemus, qui apud Graecos pariter et Romanos aut rerum summae praefuerunt, aut quibus Imperatores, Reges, Ducesque maximi fa- miliariter usi sunt. [):(3a] Reliqui, dexteritate fori et genio destituti, umbraticae vitae suae fastidia libris suis, hi lectoribus tradiderunt; adeo ut non pauci sua magis culpa perierint, quam temporum iniu- ria, cui naevos quoque suos et morum pravitatem imputare haud illibenter homines nostri consueverunt. Meis carminibus quid fu- turum sit, equidem ignoro: sparsa tarnen hactenus revocare in cor- pus libuit, ut, si nihil victurum trahunt, iuncta semel potius, quam morte repetita tollantur. Amoribus ne locum hic concedam, et tem- poris ratio et spectantes virilem aetatem anni mei postulant. Nam
IN MARTINI OPITII | POEMATA GERMA- | NICA.
[.a]
Barth, IN MARTINI OPITII POEMATA GERMANICA. »Germa- nae tubicen« = 59.e
[.b]
Buchner, SCAZON. »Virtute et armis« = 72.b
[.e]
JANI
GRUTERI
Ad Christoph. Colerum Siles.
TROCHAICI.
LYdius lapis quod auro, Mars id est mortalibus:
Indoles prodit solo ortas, indolesque ortas polo.
Ut tonat Bellona, ut imbres ferreos pluit, iacent
Illico mentes lutosae, vixque se tollunt humo,
5 Mancipatae lacrimarum questuumque naeniis.
Mens sed alto nata coelo maxime tunc erigit
Se solo, suasque dotes more Echini surrigit
Sortis adversus minaces contumelias trucis.
Talis est profecto noster ille Opitius suo
10 Cum Colero. Liberales disciplinas neglegit
Aestimabat, seque Marti vel Vacunae dedicat,
Seculi execratus huius barbari inclementiam.
15 Pristino colunt honore, pristinisque plausibus:
Sed novis novem Camoenas, sed novis tres Gratias
Usquequaque demereri moliuntur ausibus,
Verba dum Romana, verba dum Pelasga vocibus,
Rheno et Odera stupente, commodant Germanicis,
20 Transferuntque fontem Equinum, transferuntque cornua
Bina Parnassi adrigentes nationes frigore.
Macte par Silesiorum! macte par supra togae
Ac sagi cunctos dynastas! Euclionas iam meros:
Quippe dum fame sitique nemo non vatum perit,
25 Littus absque fructu aratis omne literarium;
Nec minus Rege invidente plurimo, Urbe plurima,
Rara Musis Gratiisque templa per Germanici
Suscitatis Orbis oras undique, in quae nil queant
Livor, unda, fiamma, ferrum, temporum voracitas.
MARTINI OPITII Erstes Buch Der Poetischen Wälder: Worinnen Geistliche Sachen begrif- fen sind.
[.1]
Vorstoß zum Lobgesang ... Christi; 9–32 Text und Auslegungen = 55
[.2]
Auff den Anfang des 1621. Jahrs. »Wer dieses alte Jahr« = 72.2
[.3]
Auff den ersten Januarij / 1625. »Die Jahre pflegen zwar« = 72.3
[.4]
Klagelid bey dem Creutze vnsers Erlösers. »Ihr armen Sterbli- chen« = 72.4
[.5]
Auff das Creutze des HErrn. »Ist dieses hier« = 72.5
[.6]
Auff die Weise des hundert vnnd vierdten Psalms. »Auff/ auff mein Hertz’« = 72.6
MARTINI OPITII Anderes Buch Der Poetischen Wälder: In welchem die Getichte von Ruhe des Gemütes/ vnd dem Ackerleben: | Item DANIELIS HEINSII Hymnus auff den Bacchum.
[.8]
Ohne Sondertitel beginnt Zlatna = 53. Siehe Bd. II, 61.
[.9]
Ganzseitiger Sondertitel: Lob des Feldtlebens. = 54. Siehe Bd. II, 107
[.10]
Ganzseitiger Sondertitel: DANIELIS HEINSII ... Lobgesang BAC- CHI ... = 48. Siehe Bd. II, 13.
MARTINI | OPITII Drittes Buch Der Poetischen Wälder.
[.11]
Vber den Abschied ... Ertzhertzogen Carlens von Oster- reich ... »Allhier in dieser Grufft« = 72.11
[.12]
An eine Hochfürstliche Person/ vber den ... Orden ... der Vertrewlichkeit. »HErr/ wer der auch wird seyn« = 72.13
[.13]
Auff den abschied der ... Fürstin/ Dorotheen Sibyllen .... »Wann thewre Heldinnen« = 67.2
[.14]
Auff den tödtlichen Abgang der ... Fürstin/ Sophien Elisa- bethen/ .... »O wol dem welcher noch« = 47.1
[.15]
Vber das Absterben Herren Adams von Bibran ... aus dem Ita- lianischen seines Herrn Bruders Abraham von Bibran .... »O die selig’ edle Seele« = 66 (Poeterey, Bl. I3a, Bd. II, 406–08)
[.19]
Vber den Abschied einer Edelen Jungfrawen ... »Gleich wie zu Sommerszeit« = 72.20
[.22]
Als Herren Kirchnern seine Tochter Maria Theodora gebohren ward. »Komm/ liebes Kind« = 72.23
[.23]
An seiner Freunde einen/ als derselbte zu Basel Doctor wor- den. »In dem der wilde Mars« = 72.24
[.27]
In ein Stammbuch. »Wo solte doch die Welt« = 72.164
MARTINI | OPITII Vierdtes Buch Der Poetischen Wälder. Von Hochzeitgedichten.
[.30]
Auff ... Johann Mayers vnd ... Margarethen Gerlachin Hoch- zeit. »Ihr welche Tag vnd Nacht« = 72.26
[.32]
Herren Valentin Sänfftleben/ vnnd Frawen Elisabethen Queisserin. »So sind denn dieses nun« = 65
[.34]
Auff Herren Doctor Johann Geißels Hochzeit. »Vnd jhr/ Herr Bräutigam« = 49.2 Dort hätte auf Hoffmann von Fallerslebens Vergleich dieses Gedichtes mit »Ihr/ welche Tag vnd Nacht« hingewiesen werden sollen: Weimar. Jb. III (1855), 135.
[.36] 211Auff Herrn Matthias Püschels
| Hochzeit.
O Ihr verliebtes par/ das nunmehr Mundt vnnd Handt/
Das Hoffnung Hertz’ vnd Sinn knüpfft in der Liebe Bandt/
So allzeit halten soll als lang’ euch giebt das Leben
Der Herr der nichts bedarff/ vnd alles vns muß geben/
5 Mit willen schrieb’ ich euch ein frölichs Hochzeitliedt/
Vnd stünde bey der Schar die jhren Geist bemüht
Zu ziehren ewer Fest/ bey den gelehrten Sinnen
Durch die das edle Lob der Deutschen Pierinnen
Je mehr vnd mehr sich sterckt. mein vmbziehn aber macht
10 Daß ich nicht sagen kan von der gehofften Nacht
Die bald euch werden wird/ vom Spielen vnnd vom Schertzen
Das Venus mit sich bringt: ich wüntsche nur von Hertzen
Alß ich mir wündschen wil daß meine möge seyn/
15 Im fall der alte Sinn mir künfftig wird benommen/
Vnd ich auch endlich soll auff eine Jungfraw kommen.
Das andre was ich weiß/ vnd nicht beschreiben kan/
Wird euch/ jhr liebe Braut/ vom Bräutigam gethan.
+ +
[.37]
Auff ... Jonas Klimpken/ vnnd ... Annen Rosinn Hochzeit. »Weil der gewüntschte Lentz« = 37.2
[.38]
Auff Herren Michael Starckens Hochzeit. »Ob wir von Kind- heit an« = 72.35 Dort wäre Hinweis auf Gel 12 u. 118 nachzutragen.
[.40]
Herren Bernhard ... Nüßlern vnnd ... Justinen Gierlachin. »Du güldne Leyer/ meine Zier« = 63.3
MARTINI | OPITII Fünfftes Buch Der Poetischen Wälder.
[.41]
Nobiliss. ... Casparo Kirchnero .... »Curarum doctam re- quiem« = 72.38; auch Silvae 121
[.a]
Lepidissimo suo Opitio .... »Utile qui miscet dulci« = Bd. I, 274
[.b]
EIDEM. »Parce Venus« = 59.c Dort sind 2 Dkf zu verbessern: 3 Opitiumque, 5 igitur auch ist die Variante 8 colam] canam CF einzufügen.
[.c]
ALIUD EIUSDEM. »Ha, salvete« = 59.d
[.d]
BALTH. VENATORIS ad Auctorem Epistola .... »Si memor ASTE- RIES« = 72.j
[.42]
An die Deutsche Nation. »Der blinden Venus Werck« = 72.39
An die Jungfrawen in Deutschlandt. »Ihr liebliches Geschlecht« = 72.40
[.44]
Frülings Klagegetichte .... »Dieweil nunmehr der Lentz« = 72.41
[.45]
Geburtgetichte. »Komm/ schöner Morgenstern« = 72.42
[.46]
Vom Abwesen seiner Liebsten. »Werd ich die Zeit« = 72.43
[.47]
Aus dem I. Buche der Verliebten Diane.
Diane
klagt von jhrer vnglückseligen | Liebe.
DIe pein mit der ich mich bey Nacht vnd Tage sehende/
Des trüben Hertzens Angst/ die Sorgen trawrens voll/
Die haben meine Brunst gebracht zu solchem ende/
Daß ich mit einer klag’ ein’ andre trösten soll.
5 O Hoffnung/ vnd o Pein! von meines Liebsten wegen
Sterb’ ich/ der meiner jetzt doch gantz vnd gar vergist:
Ach straff/ in derer Joch ich gäntzlich bin erlegen
Daß du aus meiner schuld doch einig kommen bist!
Als er mich hatt geliebt/ hab ich jhn nicht gekräncket/
10 Wie mir jetzt wiederfehrt/ mit eben solcher pein?
Die straffe (wann mein Sinn sein härtigkeit bedencket)
So jhm nur einfach war solt’ jetzt mir duppelt seyn.
Im fall der blinde Zorn des Glückes vnd die Liebe/
Die alles sonst verkehrt/ mich hetten angerant/
15 So hett’ ich was dem ich mein grosses leid zuschriebe;
Nun wird mein eignes Schwerdt selbst wider mich gewandt.
Ich wuste nichts von Lieb’ vnd jhrer stoltzen rache/
Ich war der wanckelmuth des Glückes gantz befreyt:
20 Gerochen auff die art wie jetzt zu keiner Zeit.
Ach mein Siren/ Siren/ wie werden deine schmertzen
Mit eben solcher last so häuffig nun erfüllt;
Wie ich dich gleichfalls auch für diesem wollte schertzen/
Vnd dich mich an zu sehn nicht wol für würdig hielt.
25 Anietzund hast du mich nicht minder kräncken können:
Such’ ich dich fort für fort so fleuchst du stets von hier.
Du bist so sehr erhebt/ daß niemand deine Sinnen
Zu beugen jhm gedenckt/ vnd mich versöhnt bey dir.
Sie rhaten noch viel mehr/ daß du mich auch solst blenden
30 Durch falschheit vnd betrug/ wie ich zu thun begehrt.
Nun wol: doch wollest du die augen zu mir wenden/
Zu sehn wie meine gantz in Threnen sind verkehrt.
Schaw’ hier wie schlechten trost ich weiß von dir zu kriegen/
Laß an der rache dir doch sein genung gethan.
35 Bleib’ ich dir vnversöhnt/ so laß’ ich mich begnügen/
Daß ich in hoffnung auch doch gleichwol sterben kan.
+ +
[.48] Alcide vnnd Diane singen miteinander. In eben selbigem Buche.
Alcide.
IN dem zu Mittag’ jetzt die Sonne mit den flammen
Die hohe Bahn durchrennt/
Vnnd gantz den starken schein der Stralen rufft zusammen
Vnd Waldt vnd Hügel brennt
5 So geht das keusche Volck der Nymfen zu den Wäldern
Vnd klaren Brunnen hin/
Die Feldthewschrecken auch die singen auff den Feldern/
Vnd kühlen Muth vnd Sinn.
Du Ziehr der schönen du/ o Amaryllis/ singest
10 In Lieb’ vnd Frewd’ ergetzt/
Der Saat’ vnd Wiesen netzt.
Diane.
Weil in des Himmels baw der Fürste der Planeten
Gleich in der mitten steht/
15 Wo er zu Morgenszeit die Welt pflegt zu errhöten/
Vnd wieder vntergeht/
Weil er den Ackersmann sich in das Graß zu breiten
Mit seiner Hitze zwingt/
Hört man wie Thestilis spielt auff den süssen Seiten/
20 Vnd also lieblich singt/
Daß sich befriedigen die vngestümen Winde/
Vnd gar in stiller rhue
Der schönen Sängerinn sehr lieblich vnd gelinde
Lufft wehen ab vnd zu.
Alcide.
25 Du schneller lauff der Quell’ vnnd gläsernen Gewässer
So rauschen für vnd für/
Der du so schönes Kraut tregst vmb die reinen Flösser
Vnd Blumen voller ziehr/
Daß deine klare Bach dir ja nicht durch die Herde/
30 Noch durch der Sonnen macht/
Noch frembder Ströme schlamm vnd mengung jrgend werde
Verderbt vnd hingebracht;
Noch einer welcher sich am Vfer hier beschweren
Der Liebe wegen muß/
35 Mit seiner Augen Bach vnd den gesaltznen Zehren
Dir trübe deinen Fluß.
Diane.
Ihr Mahlwerck der Natur/ jhr Blumen in den gründen/
Ihr stiller auffenthalt/
40 Du schattenreicher Waldt/
Daß ja kein starcker Wind die Zier an deinen Zweigen/
Die blätter dir versehr’/
Vnd du in voller lust dich mögest schön’ erzeigen/
Vnd grünen mehr vnd mehr;
45 Daß ja du für den Frost/ wann Reiff vnd Schnee wird kommen/
Versichert mögest seyn;
Daß deine blüte dir nicht werde hingenommen
Durch grimmen Sonnenschein.
Alcide.
In dem ein weiser Sinn des Hofes glatten worten
50 Vnd last entgangen ist/
So weicht er in sich selbst/ vnd hatt an solchen orten
Ihm muß’ vnd Rhu erkiest.
Hier kan er wie er wil so lang er ist sich strecken
Bey eine kühle Bach
55 Die sanffte rauscht vorbey; kein streit pflegt jhn zu wecken/
Ihm laufft kein kummer nach.
Die Blumen riechen wol/ das Himmlische Geflügel
Stimmt an den süssen Chor:
Es frewet sich das Feldt/ die Thäler/ Saat’ vnd Hügel/
60 Vnd springt für lust empor.
Diane.
Der Westwind den man hier hört durch die Blätter rauschen/
Vnd vmb die Bäume her/
Ist weit nicht mit der last der Höfe zu vertauschen/
Vnd mit der Stadt beschwer.
65 Des Pöfels Lob begern das ist ein armes leben/
Vnd angeschminckter schein:
Es ist der Sinnen Pest nur stets nach Ehren streben/
Vnd nie vergnüget seyn;
70 Vnd falschen tücken deckt;
Wo diß die Zunge sagt/ hergegen in den Sinnen
Gar weit ein anders steckt.
Alcide.
Hier hat der Ehrgeitz nie gestellt mit seinen netzen/
Kein Goldtdurst ist nicht hier;
75 Hier dencket niemandt sich gar weit hinauff zu setzen/
Vnd bricht sich hoch herfür;
Hier geht das Reichthumb nicht für armer Leute flehen;
Gantz frembd’ vnd vnbekandt
Ist alle böse list; was recht ist muß geschehen
80 Ohn allen wiederstandt.
Die güldne Billigkeit pflegt alles zu erfüllen
Was sich zu thun gebührt;
Sie macht daß jedermann nach seinem freyen willen
Gewündschtes leben führt.
Diane.
85 Ein Hirte kan das Feld mit seinen Händen bawen
Ohn vnruh vnd beschwer/
Darff keine newe Welt mit tausend schäden schawen/
Vnd wallen durch das Meer.
Des Armen Hoffnung reicht so weit sein Acker gehet;
90 Er ist viel reicher noch
Als einer dessen Hauß voll frembder Wahren stehet/
Vnd trägt der sorgen Joch.
Ein Mann der wenig liebt kan sich für dem begnügen
Der Vieh mit hauffen hegt
95 Das alle Ställe füllt/ vnd der sein Gut zu pflügen
Mit tausend Ochsen pflegt.
[.49] [248]Marcelions Schreiben an
Alciden.
In benanntem Buche.
DEin Adel/ Scham/ Verstandt/ dein Adel in geberden/
Vnd tausend Tugenden/ mit welchen du auff Erden
Durch weitberümbtes Lob wirst vber alle gehn
Die doch vmb jhr verdienst den Sternen gleiche stehn/
5 Die machen/ Alcide/ du Fürstin aller schönen/
Daß mein Gemüte sich nicht kan mit mir versöhnen/
Daß ich mein selbst nicht bin. Zwar reden mag ich wol
Mit dir wie mir geliebt/ doch wann ich reden soll
So bin ich gantz verstockt. Dann kan ein Mensch wol leben/
10 Im fall er vmb sich her den klaren glantz sieht schweben/
Der nicht als Stumm vnd Taub/ bestürtzt vnd vnbewegt/
Ob dieser Augen Ziehr die seinen niederschlegt?
Wer weiß was schönheit ist/ der nicht wird müssen sagen/
Daß zwey Ding’ in dir sind die selten sich vertragen/
15 Die Weißheit vnd Gestalt? Wer hat dich je beschawt/
Der jhm vor Lieb’ hernach zu leben hat getrawt/
Vnd sich vor Hertzensangst mit dir bereden können?
Ich schweige nun so sehr/ daß alle meine Sinnen
Bereit ermüdet sind: die Hoffnung ist vmbsonst;
20 Ich frew’ vnd ängste mich in dieser grossen Brunst;
Die Seele fehrt mir aus. in diesem strengen Orden
Räch’ ich mich an mir selbst/ vnd bin mein Hencker worden.
Was ich begehre fleucht vnd mehrt mein vngemach;
Hergegen was ich flieh’ eilt doch mir selber nach
25 Ich will was ich nicht soll: die Pein geliebt dem Hertzen/
Es ist auch frölich noch ob diesem seinem schmertzen/
Der täglich mich erwürgt. ich leb’ vnd frewe mich/
Biß ich den vnterscheid der schönheit/ welcher dich
30 Dannher beginnet sich mein stoltzer Geist zu regen/
+
Daß ich dir lieb zu seyn in starcker Hoffnung bin.
Doch deine treffligkeit stürtzt also meinen Sinn/
Daß ich mich geben muß. wie aber diesem allen/
So ist kein Weg so raw auff dem ich nicht zu wallen
35 Noch mehr als willig bin. ich werde wohl gewahr/
Daß diese schwere Pein vnd alle die Gefahr
Mein wanckelmuth erweckt; ich suche noch mein leiden;
Doch kan sich mein Gemüt’ in seiner angst auch weiden;
Die straff’ ist meine lust/ die seuffzer nur mein spiel/
40 Der Todt das Leben selbst. wohin ich schawen will/
Da kan ich niergend nichts als Fewerflammen sehen
Die meine marter sind: diß pflegt mir zu geschehen
Vmb dich/ O schönes Bildt: so leb’ ich jederzeit/
Vnd habe stets mit Furcht’ vnd Hoffnung einen streit.
45 Erbarme meiner dich/ der ich mein gantzes Leben/
Das tausend plagen fühlt/ in deine huldt ergeben:
Ich suche nicht Artzney; erwiege nur allein/
In was für nöthen ich muß deinetwegen seyn.
[.50]
Newjahrs-Getichte. ... »Die Sonn’ hat jhre Reis’« = 72.44
[.51]
An eine Jungfraw. »Vmb alles Gut vnd Geld« = 72.45
[.52]
Echo oder Wiederschall. »Diß Ort mit Bäumen« = 72.46
[.53]
Gedancken bey Nacht/ als er nicht schlaffen kundte. »Der helle Vesperstern« = 72.47
[.54]
Elegie. »Indem die Sonne sich« ... = 72.48
[.55]
Auß dem ersten Buche Propertii. ... »Auff dieser wü- sten Stett’« = 72.49
[.56]
Nachtklage. ... »Jetzt blicken durch des Himmels ...« = 72.50
[.57]
An Asterien. »Zwey mal ist jetzund gleich« = 72.51
[.58]
An eine Jungfraw. »Vnd du wirst auch« = 72.52
[.61]
Daß die Poeterey vnsterblich sey. »Was wirffstu/ schnöder Neid« = 72.55
MARTINI | OPITII Sonnete.
Buch-Widmung: Nobilissimo ... viro ... Georgio Michaeli Lingels- hemio ... Opitius. Bd. II, 689
[.63]
I. An diß Buch. »So wiltu dennoch jetzt« = 72.75
[.64]
II. Vber den Thurn zu Straßburg. »Printz aller hohen Thürn’« = 72.76
[.67]
V. An der Liebsten Vatterland. »Du allerschönster Ort« = 72.79
[.68]
VI. An einen Berg. »Du grüner Berg« = 72.80
[.69]
VII. An die Bienen. »Ihr Honigvögelein« = 72.81
[.70]
IIX. An die Augen seiner Jungfrawen. »Leitsternen meines Haupts« = 72.82
[.71]
IX. Auff einen Kuß. »Auff alle meine Noth« = 72.83
[.72]
X. Einer Jungfrawen Klage. »Ach wo ist nun die Zeit« = 72.84
[.73]
XI. »Du schöne Tyndaris« = 72.85
[.74]
XII.
WAnn ich mit frieden kan in deinen Armen liegen/
So hab’ ich schon genung: mehr ehre wüntsch’ ich nicht
In deiner weissen Schoß zu ruhen nach genügen.
5 Diß ist mein bester zweck: es mag ein andrer kriegen
Dem Mars im Hertzen steckt das aus jhm selber bricht/
Nach Helm’ vnd Waffen greifft/ den kühnen Feind bespricht/
Vnd wanckt nicht vmb ein Haar/ wil sterben oder siegen.
So wilde bin ich nicht: Dorinde/ wann du dich
10 Vmb meine Schuldern wirffst das ist ein krieg für mich;
Hiervon soll meinen Sinn kein Ruhm vnd Gut bewegen.
Das Glücke deiner Gunst hat bey mir grössern schein
Als etwan Cesar selbst vnd Alexander seyn/
Vnd diese gantze Welt zun Füssen können legen.
[.75]
XIII.
Sirenus im I. Buche der Verlieb- | ten
Diane.
ISt vnser Amor gleich an beiden Augen blindt/
So trifft er dennoch wol das mittel in dem Hertzen/
Vnnd fügt vns Wunden zu die mehr als Fewer schmertzen/
Vnd nichts nicht heilen kan. er ist zwar nur ein Kindt/
5 Doch daß der strenge Marß vnd seine Mutter sind
Gerhaten in die Pein kömpt bloß von seinem schertzen:
Er hat mir mein Gemüt’ entzünd mit seiner Kertzen;
Er herrschet vber Erd’ vnd vber Meer vnd Wind.
Wann wir den schwartzen Todt gleich sehn vor Augen stehen/
10 Vnd sollen in den Wust des ärgsten Kerckers gehen/
Bringt doch die gegenwart der Lieb’ vns fröligkeit:
Wann sie vns Menschen wohnt in vnsrer Seel’ vnd Sinnen/
So schafft sie daß wir Noth vnd Pein verachten können/
Vnd ganz sind vber jhr vnd ihrer macht erfrewt.
[.76]
XIV.
Aurelius eben daselbst.
ICh selber bin stock blindt/ ich bin es/ nicht die Liebe/
Der ich mich stürtz’ in Pein ohn vrtheil vnnd verstandt:
Ich bin ein Kindt/ nicht er; der ich diß harte bandt
Voll weinens/ lachens/ furcht’ vnnd hoffnung’ auff mich schiebe.
5 Wir selbst entzünden vns/ das sonst dem kleinen Diebe
Cupido allezeit von vns wird zuerkandt.
Solt’ er geflügelt seyn? das billich vnser tandt
Vnd hochgefaßter Wahn selbselbsten von sich schriebe.
Kein Waffen hat die Lieb’ vnd keine Pfeile nicht/
10 Als diese welche der dem Witz vnd Sinn gebricht
Ihm selber macht vnd giebt. ein Trawm der bald vergehet/
Vnd von Poeten kömpt die voller Windes sind;
Ein schein der eilends wird/ vnd eilends auch zerrinnt.
Schaw’ hier worinnen doch des Gottes thun bestehet!
[.77]
XV.
Der Schäffer Herbanius daselbst.
WEr recht Vernünfftig ist soll allzeit standthafft bleiben/
Soll haben vnverwandt ein Hertz’ vnnd einen Sinn:
In einem Augenblick’ ist alle Freyheit hin.
Die Tugendt/ wo sie gantz ohn anstoß soll bekleiben/
5 Muß nimmer lassen sich vom mittelwege treiben:
Man sieht die Flamme stets nach hohen Spitzen ziehn/
Vnd vnsrer Amor ist der art von anbegin
Daß er an Hoffart sich pflegt allermeist zu reiben.
Ohn jhn lebt niemand nicht: er hatt mir weggerafft
10 Die Freyheit so ich hatt’ vnd meines Lebens Krafft.
Thue weg die heisse Glut durch die du mich entzündest/
Thue weg das harte Band mit welchem du mich bindest/
Den Bogen auch damit du mir das Leben nimpst.
[.78]
XVI. 288Ein anderer Schäffer
daselbst.
WIe köndten mir doch mehr der Amor vnd das Glücke
Entzünden meinen Sinn? kein Mensch ist weit vnd breit
Der minder trawt als ich/ vnd mehr in noth sich frewt;
Das macht nur bloß die Lieb’/ vnd jhre weise tücke.
5 Ich sterb’ vnd lebe doch: es sind jhr’ alte stücke/
Bald giebet sie mir Trost/ bald Angst vnd Hertzenleidt.
Ihr Augen/ könnet jhr so eine lange Zeit
Noch tawren in der quall? geht kein mal dann zurücke
Die marter/ oder leßt mich noch das Leben nicht?
10 O schmertzen/ ist es dann/ O Alcide/ mein Liecht/
Dir viel zu wenig noch? mein lieben vnd mein hassen
Wie lange helt es mich in dieser grimmen pein?
Wann du mich hast von dir befreyet wollen seyn/
Warumb dann wilt du mich der Bande nicht erlassen?
[.79]
XVII. An seine Threnen ... Grotij. »Ihr meiner Augen Bäch« = 72.86
[.80]
XVIII. Auch aus jhm. »Mein Lieb/ so offte mir« = 72.87
[.81]
XIX. Zum theil aus dem Niederländischen. »Cupido/ so du bist« = 72.88
[.82]
XX. Aus dem Niederländischen. »Was will ich vber Pusch« = 28.2
[.84]
XXII. Aus dem Italienischen der ... Veronica Gambara ... Sie redet die Augen jhres Buhlen an ... »So offt’ ich ewren Glantz« = 72.91
[.85]
XXIII. Sie klaget vber Abwesen jhres Buhlen. »Wann die Zwey Augen nicht« = 72.92
[.86]
Sie redet sich selber an ... »Du hochgeborne Fraw« = 72.93
[.87]
XXV. Vber den Ort/ da sie jhren Adonis ... »Ihr schönen Wasser- bäch’« = 72.94
[.88]
XXVI. An jhres Liebsten Augen ... »Ihr Wohnhaus vnd Losier« = 72.95
[.89]
XXVII. An den Westwind. »Du West der auff den Lentz« = 72.96
[.90]
XXVIII. Warumb sie nicht mehr von Buhlerey schreibe. »In vppiger Begiehr« = 72.97
[.91]
XXIX. Fast aus dem Griechischen. »Du Biene/ welche du« = 72.98
[.92]
XXX. »Als Momus gantz nicht kundt’« = 72.99
[.93]
XXXI. Aus dem Frantzösischen. »Ihr kalten Wasserbäch’« = 72.100
[.94]
XXXII. »Au weh! ich bin in tausend Schmertzen« = 72.101
[.95]
XXXIII. »Ich muß bekennen nur« = 72.102
[.96]
XXXIIII. »Ihr Himmel/ lufft vnd wind« = 72.103
[.97]
XXXV. »Ich wil diß halbe mich« = 72.104
[.98]
XXXVI. »In mitten Weh vnd Angst« = 72.105
[.99]
XXXVII. »Ich gleiche nicht mit dir« = 72.106
[.100]
XXXVIII. »Du güldne Freyheit du« = 72.107
[.101]
XXXIX. »Ein jeder spricht zu mir« = 72.108
[.102]
XL. »O Tonaw/ sey gegrüst« = 72.109
[.103]
XLI. »Ich machte diese Verß« = 72.110
MARTINI | OPITII Deutsche Epigrammata.
Kopftitel: MART. OPITII | Deutsche | Epigrammata.
[.104]
I. Aus dem Herrn von Pybrac. »Zum beten setze dich« = 72.111
[.105]
II. Auch aus demselben. »Was man dir sagt« = 72.112
[.106]
III. Aus dem Catone. »Ist Gott ein reiner Geist« = 72.113
In C u. F fehlt der Zusatz »Zu wissen/ wie ... weren.«
[.107]
IV. »Dich hette Jupiter/ nicht Paris« = 72.114
[.109]
VI. »Du sagst/ es sey der Spiegel« = 72.116
[.110]
VII. Aus dem Muretus. »Wann nicht die Sonne scheint« = 28.4
[.111]
VIII.
Auff einen Meuchelmörder.
O du Vnmenschlichs Mensch/ was leidens Pein vnd Schmertzen
Gleicht deiner schnöden That! bleibt vnverweicht jhr hertzen
Wofern jhr gute Frucht des Vaterlandes seidt:
Dann hier barmhertzig sein ist vnbarmhertzigkeit.
[.112]
IX. »Du schwartze Nacht/ die du« = 72.119
[.113]
X. »Ihr Götter/ soll mich dann« = 72.120
[.114]
XI. »Warumb wird Amor blos« = 72.121
[.115]
XII. »Ihr Liechter die man sieht« = 72.122
[.116]
XIII. »Ist schon dein roter Mund« = 72.123
[.117]
XIV. »Die Sonn’/ ein Pfeil/ der Wind« = 72.124
[.118]
XV. »Ihr Fackeln dieser Welt« = 72.125
[Dort Dkf: 712.25, Hrsg.]
[.119]
XVI. »Als newlich ich mein Lieb« = 72.126
[.120]
XVII. »Die andern Sternen zwar« = 72.127
[.121]
XVIII. »Sie lockt vnd jagt« = 72.128
[.122]
XIX. »Es streite wer da wil« = 72.129
[.123]
XX. »Wann deine grosse macht/ O Mars« = 72.130
[.124]
XXI. »Mein gantzes vnd mein nichts« = 72.131 (Die ersten zwei Zeilen sind neu in C.)
[.125]
XXII. Petronii Afranii. »Ich hab’ in einem Helm« = 72.132
[.126]
XXIII. »Den Spiegel send’ ich dir« = 72.133
[.127]
XXIV. »Ein schlauer Vogel kan« = 72.134
[.128]
XXV. Vber der Liebsten Bildnüß. ... »Ich sehe was ich wil« = 72.135
[.129]
[XXVI.] Aus dem Griechischen Platonis, ... »Ich Lais/ die« = 72.136
[.130]
XXVII. Aus dem Griechischen. »Cupido/ must du ja« = 72.137
[.131]
XXIIX. »Ists Wunder daß wir dir« = 72.138
[.132]
XXIX. »Im fall die Zeit« = 72.139
[.133]
XXX. An eine vngestalte Jungfraw. ... »Die Spiegel sind gantz falsch« = 72.140
[.134]
XXXI. Aus des Auctorn Hipponacte ... »Was ist dein schöner Leib« = 72.141
[.135]
XXXII. Vber seiner Buhlschafft Bildnüß. »So ist mein Lieb« = 72.142
[.136]
XXXIII. »Ob wol/ du grosser Rein« = 72.143
[.137]
XXXIV. »Als ich dir Delia« = 72.144
[.138]
XXXV. Joseph Scaligers. »Die Blumen in den Krantz« = 72.145
[.139]
XXXVI. Die gewaffnete Venus. »Als Venus Helm vnd Schild« = 72.146
[.140]
XXXVII. »Gleich wie der Morgenstern« = 72.147
[.141]
XXXVIII. »Ihr edlen zarten Brüst’« = 72.148
[.142]
XXXIX. Die trunckene Venus. ... »Die schöne Venus gieng« = 48.2
[.143]
XL. »Ob du gleich/ edles Bild« = 72.150
[.144]
XLI. Grabschrifft eines Hundes. »Die Diebe lieff ich an« = 72.151
[.145]
XLII. Eines Koches. »Wie wird die Welt doch« = 72.152
[.146]
XLIII. Eines Blasebälgemachers. »O lieber Mensch« = 72.153
[.147]
XLIV. Eines Jägers. »In dieser holen Grufft« = 72.154
[.148]
XLV. Eines Schmiedes. »Ihr Freunde glaubet« = 72.155
[.149]
XLVI. Eines Bottens. »Ein Postbott’ hat« = 72.156
[.150]
XLVII. Eines geilen Weibes. »Hier liegt ein höffliches« = 72.157
[.151]
XLVIII. »Legt vns die Liebe gleich« = 28.5
[.152]
XLIX. Als er für der Liebsten Vatterland ... »Sey sehr gegrüßt« = 48.3
[.153]
L. An das Armband. »O Band/ O schönes Band« = 72.160
[.154]
Beschluß-Elegie. »Das blinde Liebeswerck« = 72.161
MARTINI | OPITII Oden oder Gesänge.
[.155]
Widmung: Ad Nobilissimum Virum, TOBIAM HÜBNERVM, ... »Quis fuit, innocuos« = 72.56a
MARTINI OPITII | Oden oder Gesänge.
[.156]
I. Galathee. »Coridon der gieng betrübet« = 72.57
[.157]
II. »Ist jrgend zu erfragen« = 72.58
[.158]
III. »Wol dem der weit von hohen dingen« = 72.59
[.159]
IV. »Jetzund kömpt die Nacht herbey« =72.60
[.160]
V. »Kompt laßt vns ausspatzieren« = 72.61
[.161]
VI.
GEht meine seufftzen hin/
Erweichet derer Sinn
Die meinen Sinn mir plaget/
Vnd treget vnverwandt
5 Ein Hertze von Demant
Das stets mich naget.
Schawt daß jhr sie bewegt
Die taube Sinnen tregt/
Vnd nichts von mir wil wissen/
10 Wiewol die threnen mir
Auß Wehmut für vnd für
Alß waßer fließen.
Ach Feindinn meiner Brunst/
Vnd aller Liebesgunst/
15 Was gläntzet dein Gesichte
Mit stralen weit vnd breit/
Sie machst zu nichte?
O meine Lust vnd Pein/
20 Schön vnd auch grawsam sein
Das schickt sich nicht zuesammen:
Vermische dann dein liecht
Das mir mein Hertze bricht
Mit liebesflammen.
[.162] 331VII.
DOrinde/ wilt du mich verlassen?
Halt an vnd eile nicht so sehr:
Dein lieben ist ein halbes haßen/
Hatt wenig glut/ rauch desto mehr.
5 Getrewe Liebe kan nicht wancken/
Sie liegt zue ancker jederzeit/
Hatt jhre sinnen vnd Gedancken
Gegründet auff bestendigkeit.
Was wilt du dich vmb etwas grämen
10 Das nichts ist als ein blosser Wahn/
Vnd du mir nicht kanst wieder nemen/
Ich gleichfals dir nicht geben kan.
Kein Mensch ist nur jhm selbst gebohren/
Was du bist weiß ich daß ich bin:
15 Was fort ist wirdt nicht mehr verlohren/
Darumb gedencke hin sey hin.
Komm her vnd laß dich ferner lieben
Weil deine jugendt schönheit hatt:
Bleib bist du ein mal schon geblieben/
20 Die Flucht ist jetzt doch gar zue spat.
+
[.163]
VIII. »Ach liebste laß vns eilen« = 72.62
[.166]
XI. Fast aus dem Holländischen ... »O Du Gott der süssen« = 72.65
[.167]
XII. »Corydon sprach mit Verlangen« = 72.66
[.167]
XIII. »Allhier in dieser wüsten Heyd’« = 72.67
[.168]
XIV. »Asterie mag bleiben wer sie wil« = 72.68
[.170]
XVI. »Ich kan mich zwar zu dir begeben« = 72.70
[.171]
»Ihr schwartzen Augen/ jhr« = 72.71
[.172]
XVIII. »Ich empfinde fast ein Grawen« = 72.72
[.173]
XIX. »Derselbe welcher diese Nacht« = 72.73
[.174]
XX. »Tugend ist der beste Freund« = 72.74
Nachtrag: Dies Gedicht wurde von Heinr. Schütz komponiert. Bach 14.
Auf die vier Zeilen dieser Kolumne folgt das Wort
ENDE.
Vorgeklebtes Titelblatt; Rückseite unbedruckt.
MARTINI OPITII Deutscher Poëmatum Anderer Theil; ...
[.175]
[a 1] = [S. 1] Ganzseitiger Sondertitel; Rückseite unbedruckt: Salomons ... hohes Liedt ...; [a2a] = S.[3]–36. Vorstoß und Text = 78
[.176]
Ganzseitiger Sondertitel: Die Klage-Lieder Jeremiajeremias ...; 38–61 Dedica- tio und Text = 73
[.177]
Ganzseitiger Sondertitel: Martin Opitzen Jonas; [63]–93 Dedicatio, Text und Erklärung = 95
[.178]
Ganzseitiger Sondertitel: Senecae Trojanerinnen; 95–210 Vorstoß, Text und Außlegung = 69
[.179]
Ganzseitiger Sondertitel: Martin Opitzen Dafne; 212–37 Vorstoß und Text = 85
[.180]
Ganzseitiger Sondertitel: Martin Opitzen Lob Des Krieges Gottes; 239–86 Dedicatio, Text und Auslegungen = 94
Martin Opitzen Newes Buch Poetischer Wälder.
[.181]
Auff ... Annen Sophien/ Hertzogin zu Braunschweig ... Zu- rückkunfft auß Siebenbürgen. »O Blume dieser Zeit!« = 76A
[.182] [292]An Ihr. Fürst. Durchl.
Georg |
Rudolffen/ Hertzog in Schle- | sien
zur Lignitz/
Briegk vnd | Goldtberg.
WEr das was für jhm ist auß dem was ist geschehen
Mit klugen sinnen kennt/ der leßt den Nortwindt wehen
So lang’ er rasen wil/ vnd schawet trotzig an
Des Glückes wanckelmuth den niemandt hemmen kan.
5 Er thut als wiß’ er nicht das wechsel seiner zeiten
Das nur von jhm nicht kömpt/ vnd steht auff allen seiten
Gewissensfest’ vnd steiff: er weiß das dieses spiel
Doch also fallen muß wie Gott es haben wil.
Was möglich ist zu sein das meint er stets zu werden/
10 Ihm kömpt nichts frembdes für auff dieser gantzen Erden/
Dann alles Glück vnd Leidt/ worüber der hier lacht
Vnd jener trawrig ist/ hatt er vorhin bedacht.
O Königlicher Fürst/ was kan ein Herr beginnen
Zuegegen einer macht die nur von menschensinnen
15 Sich nicht beherschen lest! schaw’ auff die Wolcken zue
Von da du kommen bist/ daselbst ist trost vnd rhue.
Der grosse Himmelvogt/ der diesem armen leben
Euch Fürsten zum behülff’ vnd rettung hatt gegeben/
Der giebt euch auch die krafft/ im fall jhr sie begehrt/
20 Durch die jhr gutes heißt/ vnd bösen sachen wehrt.
Er leit’ vnd führe dich auff allen deinen wegen/
Du meiner Musen schutz/ er schütte reichen Segen
Der gnaden vber dich/ vnd wende seine Handt
Auff dich/ vnd vnter dir auff vnser Vaterlandt.
[.183] 293Sonnet.
IHr Himmel trieffet doch/ jhr hohen Wolcken tawet
Vns den gerechten her: Der weiten erden feldt
Verschmachtet schon nach jhm; die gründe dieser welt
Sindt durstig/ dürr vnd matt; der menschen Hoffnung schawet
5 Zu euch/ vnnd sehnet sich nach dem auff den sie bawet.
O tawt/ jhr Himmel/ tawt/ schafft daß der starcke Heldt
Sich mache zu vns her in seines heeres Zelt/
Vnnd laße baldt sich sehn sein volck das jhm vertrawet.
So singt der Christen schar; vnd dieses noch darzue:
10 Komm/ komm/ du Geist von Gott/ du rechte sorgenrhue/
Feucht’ vnsre hertzen an/ auff daß sie nicht verterben.
Ohn dich ist alles nichts: wann deines regens frucht/
Dein taw/ dein schöner taw vns nicht das hertze sucht/
So muß des glaubens saat in jhrer blüte sterben.
[.184]
[294] Auff den tödtlichen abgang der werthen Princeßin ... Loysa Amöna. ... »Loys’ / es sahe« = 68.2
[.185]
[295] An den Hochwolgebornen ... Carl Annibal/ Burggraffen zue Dohna. »Genung/ O Heldt/ genung« = 84.2
[.186]
[301] An Herren ... Dietrichen von dem Werder .... »Der eiteln sinnen zucht« = 98.1
[.187]
An Ihr. Fürstl. Durchl. zur Lignitz/ vber die Fest vnnd Sontäglichen Episteln ... »Hier habt jhr was jhr mir« = 100. Pr
[.188] [303]Auff das Absterben
HErrn
Heinrichen von Stang/ Käys. Mai. | Rhates.
ES ist mir nur vmb vns; mit dir hat Gott gethan
Was mancher wüntschen muß/ du werther Ritterßman.
Er hat dich weggeholt von vnsern eyteln sachen
Der Sternen schar mit dir vollkommener zu machen/
5 Weil auch dir fast das Landt nicht mehr zu lieben war/
Das jhm nun gleichsam selbst fellt in sein eigen Haar/
Vnd macht den Feinden sich zu einer reichen Beute.
O wir verruchtes Volck! wir armen blinden Leute/
Was thun vnd lassen wir? wir jrren wie ein Schiff
10 Das einen Meister hat der weder art noch Grieff
Zum stewern weiß vnd kan: dann vnser Hertz’ vnd Sinnen
Sind lauter wanckelmuth/ vnd mögen nichts beginnen
Was Vrtheil vnd Verstandt im Creutze haben wil.
Wir wancken fort für fort/ vnd wissen gar kein Ziel
15 Noch rechtes ende nicht: wir richten die Gedancken
Auff das was künfftig ist/ vnd reissen auß den Schrancken
Die vns gestecket sindt. es stiehlet Geldt vnd Guet/
Daß endlich doch verfleugt/ den meisten jhren Muth/
Vnd heist sie furchtsam sein. Wer ist den nicht bethöre
20 Der falschen Hoheit glantz/ vnd eine handvoll Ehre/
Die einer Blasen gleicht so etwan macht ein Kindt?
Sie bläth sich eylends auff/ vnd wird auch eylends Wind.
Wir dencken gar nicht nach was wir zu hoffen haben
Vor Nachklang bey der Welt/ wann vnser Leib vergraben
25 Im Sande liegen wird/ vnd vns die grawe Zeit
Den Ruhm verleihen soll der Deutschen Redligkeit
So jetzt verrecken wil: mit solchen schnöden sachen/
Hast du/ O kluger Geist/ die Freyheit nie verletzt
30 Auff die ein edler Sinn sein gantzes Hertze setzt.
Du hast vom wiegen an der Bücher lust geliebet/
Die vnsre Sinnen wetzt/ hast munter dich geübet
Zu ziehren deinen Standt mit etwas das kein ahn/
Kein Schild noch offner Helm den Menschen geben kan.
35 Zwar herrlich ist es wol wer seiner Eltern Siege/
Ihr Leben/ jhr Verdienst vnd Löwenmuth im Kriege
Mit Warheit rühmen mag; doch hast du nichts bey dir
Das auch nach Tugend schmeckt/ so ists geborgte Zier/
Die keinen Ritter macht. bald in der ersten Blüte
40 Schwang sich/ du weiser Heldt/ dein brennendes Gemüte
+ +
Tieff in die Wissenschafft/ vnd gieng den Gaben nach
Die so mit milter Hand deß reichen Himmels Dach
In dich hatt’ eingepflantzt: worüber andre schwitzen/
Worüber sie sich auch fast blind vnd höckricht sitzen/
45 Das war dein Spiel vnnd Schimpff. ein Geist den Phebus liebt/
Vnd dem Mercurius die Art zue reden giebt/
Ist vnbemüht vmb sich; im schlaffen vnd im schertzen
Fleust alles jhm herzu. auß deinem grossen Hertzen
Kam nichts geringes her: noch in der FrülingsZeit
50 War das Gemüte schon graw an beredtsamkeit/
An Vrtheil vnd an Kunst. ob gleich dein junges Kinne
Gantz vnbekleidet stundt/ so hat man deinem Sinne
Doch so viel zugetrawt/ daß auch Matthias dich/
Das Haupt der Christenheit/ selbselbsten nam zu sich
55 In seinen grossen Rath der ohne falsch muß sagen
Was recht vnd billich sey/ vnd nicht nach etwas fragen
Das anzusehen sey. auff jhn ist Ferdinandt/
Der dich ingleichen hat für seinen Rath erkandt;
Wie auch sein Bruder Carl/ von dem vns nichts kam wieder
60 Aus Spanien als das Hertz’; vnnd dann die werthen Brüder/
Nicht minder sollen sehn als einer welcher weit
Verworffen auff der Flut das müde Häupt erhöhet/
Vnd lugt wo Castor ist/ vnd wo der Pollux stehet/
65 Die Meister aller See. Nun diß ist gäntzlich hin:
Die weise Zung’ ist stumm; der vnerschöpffte Sinn
Ist in die Lufft zerstrewt; das Ansehn von Gesichte
Sieht jetzundt weiter nicht; der starcken Handt Gewichte
Wird leichter Staub vnd Sandt. O Vater/ wer soll nun/
70 Wer soll doch künfftig wol mir Waisen gutes thun?
Wem werd’ ich dann forthin mein reiches Armut lesen
Das nichts vnd alles hat; mein Vrtheil von dem wesen
Das Rauch vnnd Schatten ist; mein Sinnen auff ein Buch
Das bleibe wann ich schon gehüllt bin in ein Tuch?
75 Wer nimpt mich nun mit sich zu Bette/ Tisch’ vnd Wagen?
Wem darff ich vngeschewt mein gantzes Hertze sagen/
+ +
Entdecken meine sach’? ich werd’ jetzt nicht mit dir
Nach Sasterhausen ziehn/ vnd deiner Worte Zier
Erheben wie zuvor/ im Fall du liessest schawen
80 Was einer schaffen kan der jhm darff selber trawen/
Vnd dessen Klugheit nicht gantz in den Büchern steckt
Die seine Seele sind. nun diß ist schon verdeckt;
Du bist nur von vns weg. jhr armen Musen weinet:
GOtt hat jhn abgeholt der es so gutt gemeinet
85 Mit euch vnd ewrer Schar; der keinen von sich stieß
So auch der Tugend schein nur an sich blicken ließ.
Du aber/ liebe Seel’/ hast jetzundt dich zu frewen
In der gestirnten Lufft; du darffst kein Wetter schewen
Im Sturme dieser Welt/ bist weit von Zanck’ vnd List/
90 Vom Kriege welcher nun als wie der Krebs vns frist
Vnd vnser kranckes Landt. wir/ wann wir leben sollen/
Ob jetzt gleich Zeit gebricht/ wir sind auch wo wir wollen/
So soll dein stets Lob durch vnser Feder Zier/
Wie du selbst vber vns/ hier leben für vnd für.
[.189]
[366] Vber Frawen Magdalenen Hogelinn/ HErrn Johann Hoff- manns/ ... geliebten HaußFrawen Abschied. »Auff/ Auff/ O Musa« = 80
[.190] [370]An Herrn Johann Seußius/
Churfürstl. Sächsischen Secretar.
IN dieser schweren Zeit/ in diesem großen Brande/
Der leut’ vnd städte frist/ der meinem Vaterlande/
Dem armen Vaterland’/ jetzt auch sein Theil erst giebt/
Vnd mich (wie dencket jhr die ich so sehr geliebt/
5 Ihr Musen/ meine Lust?) mich in das Läger führet/
Darein mir/ weiß ich wol/ zu kommen nicht gebühret/
Was schaff’ ich weil das Volck in frembden häusern sitzt/
Vnd mit nichts guetes thun die güldne Zeit vernützt?
Wie kan ich brünstig sein ein Weibes volck zue lieben/
10 Da tausend schmertzen mir den krancken Muth betrüben/
Vnd ädern meinen Geist? ach/ Hertze/ wende mich
Von dem was andern ist/ vnd wirff weit vnter dich
Ein vnglückhafftes Glück/ ein Guet ohn alle güte/
Ein werck durch deßen nutz sich abnützt das Gemüte/
15 Das Leib vnd sinnen schwächt/ das vns zu alten macht
Eh als die Jugendt noch recht halb ist weg gebracht.
Die stinckend’ arge Lust/ wann jhre schnöde früchte
Am besten wol vns thun/ macht laß vnd wirdt zu nichte;
Sie füllt baldt vnd verbringt mit eckel jhren lauff/
20 Vnd ehe sie recht kömpt/ so hört sie wieder auff.
O Liebe/ sey mir gramm! soll ich mich aber letzen/
Durch leichtes Kartenspiel? soll ich Ducaten setzen
So von dem Blute roth/ vnd bleich von threnen sindt?
Wol diesem welcher nicht verspielet noch gewint
25 Was armer Hände schweiß so sawer muß erwerben.
Wer also reicher wird soll endtlich hungers sterben/
Sein Samen betteln gehn das vngerechte Geldt
Soll freßen das gerecht’ vnd führen auß der Welt.
30 Der vngekauffte Rausch? wie wann der Feinde hauffen/
+ + + + +
Von welchen vns gar kaum diß kleine Wasser trennt/
Das so viel Päße hatt/ käm’ auff vns zu gerennt
Mit seiner stärckern Krafft/ vnd hieb’ vns truncken nieder?
Wacht auff/ jhr Augen/ wacht: das Leben kömpt nicht wieder
35 Ists ein mal schon hinweg. durch freche Sicherheit
Der vnsrigen gewinnt das Gegentheil die Zeit/
Vnd auch den Sieg darzu. die wir mit stoltzer Nasen
Verspotten/ meint jhr wol sindt sie gehelmte Hasen/
Vnd kommen Fersengeldt zu geben in den Krieg?
40 Ein Feindt den man verlacht der hatt schon halben Sieg.
Wacht auff/ sie schlaffen nicht. was soll dann ich nun machen?
Ich wil der falschen Welt mit leichten Versen lachen/
Ein deutscher Juvenal; ich wil die Eitelkeit
Des volckes das nun lebt/ die sitten dieser Zeit
45 So gantz verderbet sindt der künfftigen vermelden;
Wil singen von der trew behertzter werther Helden
Die mehr jhr Vaterlandt als jhre haut geliebt/
Vnd mit bestendigkeit sich haben außgeübt
Die jetzt hoch nötig ist. werd’ ich gleich mußen bleiben/
50 Durch mittel die Gott weiß/ so wird doch das bekleiben
Was meine Feder zeugt. ein Geist den Phebus liebt/
Dem Jupiter die Lust vnd art zu schreiben giebt/
Kan mit der grawen Welt als in die wette leben.
Mein Opitz/ sorge nicht/ wie sehr sie widerstreben
55 Die Feinde deiner Rhue: du solst in Ehren stehn
Wann jhr Gedechtniß wird mit jhnen vntergehn.
Hüll’ in dich selbst dich ein/ sey du dir dein Gewissen/
Ein Zeuge der nicht treugt; tritt alles das mit Füssen
Was guet heißt vnd nicht ist; lauff ferner auff der Bahn/
60 Wie biß anher geschehn/ die niemandt finden kan
Als der so weißheit liebt/ der des gemütes gaben
Der schreibt ein solches Buch das nach dem Himmel schmeckt/
Vnd bleibet wann man vns mit frischem sande deckt.
+ + +
65 So thut dein Seußius/ der Vater der Poeten/
Der Musen liebster Sohn; er schawt den Kriegesnöthen/
Den Zeiten die jetzt sindt mit freyen sinnen zue
Vnd findet in sich selbst des Lebens ware Rhue/
Die am gemüte ligt/ verhöhnt des Glückes schertzen
70 Frischt auff sein greises Haar mit einem jungen Hertzen
Das alte weißheit tregt. hemmt seiner Jahre flucht
Mit der gelehrten Handt/ pflantzt Bäwme derer Frucht
Ein’ andre Zeit nach vns ergetzen soll vnd speysen.
Wird solches nicht sein Buch/ sein edles Buch erweisen
75 Das nunmehr brechen wil den trawm der finstern Nacht?
Apollo frewet sich/ die schnelle Fama wacht/
Vnd wil das schöne Werck auff jhrem liechten wagen
Biß in das Schlaffgemach der roten Sonnen tragen/
Vom hellen Morgen an. jhr Helden/ denen hier
80 Ihr Lob gepriesen wirdt/ erkennet ewre Ziehr/
Lacht ewre gräber auß: jhr deutschen Pierinnen/
Mein allererster rhum/ schawt was für hohe sinnen
Vmb euch bemühet sindt; seidt sicher nach der Zeit/
Ihr steht wann alles fellt/ jhr bleibt in Ewigkeit/
85 Wo Kunst vnd Menschenwitz nur ewig steht vnd bleibet.
Doch ja/ was Seusius vns giebet das bekleibet/
Vnd vberlebt die Welt; dieweil es Gott erhebt/
Vnd den der tod ist lobt/ vnd lehrt den der noch lebt.
[.191] [373]Sonnet. An die
Hirschber-
gischen Bäder.
IHr Nymfen/ die jhr hier vmb dieses grüne Thal/
Das mit dem schneegebirg’ vnd Alpen steht vmbgeben/
In stiller einsamkeit verbringet ewer leben/
Ihr weißen Najades/ vnd du/ du/ schönes qual/
5 Durch dessen heilge Krafft die menschen ohne Zahl
Bißher genesen sindt/ wollt jhr nach Ehre streben
Die nimmer sterblich ist/ vnd euch noch höher heben/
So nempt diß edle Pfandt/ das nun auch dieses mal
Sich zue euch her gemacht gesundt vnd frisch zue werden.
10 Bewahret vnd versorgt die Hoffnung vnsrer Erden/
Des Landes besten Trost/ so krieget jhr den Danck
Der trew vnd wachsamkeit/ daß jhr durch ewer pflegen
Habt den erquickt an dem vns sämptlich ist gelegen.
Ist er nicht recht wol auff/ so sindt wir alle kranck.
[.192]
Auff H.
Christoph. Alberti, der Artzney
Doctorn vnnd Comitis S. Palatij, | Hochzeit.
IN dieser schweren Zeit/ von der man kaum mag schreiben/
Da Deutschlandt jhm selbselbst ein scharffes messer wetzt/
Die mit dem Tode ringt/ wer wolle sich verweiben?
5 So spricht der furchtsam ist. Wer wil dann also bleiben?
Fangt jhr/ Herr Vetter/ an. wann mich die Zeit verletzt/
So such’ ich meinen Trost bey der die mich ergetzt/
Vnd alle Sorgen mir kan in den Windt zertreiben.
Diß wil Apollo selbst/ der euch die Leyer giebt/
10 Vnd seine kräuter auch/ vnd diese die jhr liebt.
Folgt seinem Rhate nach/ ergreifft des Himmels willen/
Lebt heute/ dencket nicht was morgen möchte sein/
Rückt hin/ vnd räumet der ein Theil des Bettes ein
Die mehren wirdt was guet/ was nicht gut ist wird stillen.
[.193]
[375] Auff H. Gottfriedt Biedermannes vnd Jungfr. ... Sandeckinn Hochzeit. »Der Flüsse strandt besteht« = 82
[.194] [378]Auff H. Christoff Buchwäl-
ders Geistliche Gesänge.
DIe süße Musica/ das Kindt der Pierinnen/
Der frewden besserung/ des kummers sein gebiß/
Des Zornes wiederpart/ die werthe lust der sinnen/
Mit welcher Orpheus hin biß zu den todten rieß
5 Vnd wiederumb herauff/ kömpt jetzt herfür getreten
Gantz new erst angethan/ voll Himmlischer Begiehr/
Ihr Glantz bestralt das Landt mit Fewer von gebeten/
Vnd funcken rechter brunst. kein Phebus ist nicht hier/
Vnd auch kein Pindus nicht. der kühne Fürst im streiten/
10 Der König Israels/ des Höchsten bester mann/
Das Lob der alten Zeit/ spielt selber auff den Seiten/
Vnd stimmt sein Himmelslied mit edlen weisen an.
Die Raserey vergeht/ die Sorgen mussen weichen/
Auch dieser Saul wirdt Paul/ legt spieß vnd Waffen hin:
15 Der schwartze trawergeist der muß vor Angst verbleichen/
Muß fort zum Phlegeton vnd trüben Lethe ziehn.
Wolan/ mein Vaterlandt/ sey lustig vnd erfrewet/
Wo nur bey dieser Zeit auch jemandt fro kan sein/
Der Engel täglichs werck wird jetzt bey dir vernewet.
20 Nun mehrt jetzt ewre lust/ legt von euch alle Pein
Ihr Hertzen wie jhr seidt; erhebt die hellen Stimmen/
Vnd euch auch selbst darzue; last hören was jhr könnt/
Last ewren schönen Thon biß durch die Wolcken klimmen;
Schawt wer durch singekunst dem andern abgewinnt.
25 Herr Schwager/ das seidt jhr; jhr fangt an für zu schreiben/
Vnd reitzet vns hierzu mit ewern Liedern an;
Drumb wirdt auch ewrer rhum stets grünen vnd bekleiben
So lang’ ein Mensch allhier den Herren loben kan.
[.195] [379]Vber des berhümbten
Mahlers
H. Bartholomei Strobels Kunst- | buch.
NIcht lengst wardt ich gefragt/ du/ meiner freunde Ziehr/ kennen/
Von einem/ ob ich auch in kundtschafft sey mit dir/
Der mich vnd dich verkennt: Dann solt’ ich dich nicht
Ich der Poeten Theil/ als wie sie mich ja nennen/
5 Dich aller mahler liecht? es weiß auch fast ein Kindt/
Das dein’ vnd meine Kunst geschwiester Kinder sindt.
Wir schreiben auff Papier/ jhr auff Papier vnd Leder/
Auff Holtz/ Metall vnd Goldt. der Pinsel macht der Feder/
Die Feder wiederumb dem Pinsel alles nach.
10 Diß ists was hiebevor der Cheroneser sprach/
Der mann dem Griechenlandt vnd Rom nicht kan bezahlen
Der Klugheit hohen werth; daß ewer edles mahlen
Poeterey die schweig’/ vnd die Poeterey
Ein redendes gemeld’ vnd bildt das lebe sey.
15 Ein Bürgermeister zwar wird alle Jhar’ erkohren/
Ein Rhatsherr wird gemacht/ wir aber nur gebohren:
Ein Mahler vnd Poet ist minder der die Kunst
Auß Müh’ vnd Vbung hatt/ als von des Himmels gunst
Die euch die hände führt/ vnd vns die heißen Sinnen/
20 Damit wir außer vns auff etwas dencken können
Das Hertz’ vnd Augen füllt. wir schreiben den Verstandt
Vnd Weißheit in ein Buch; jhr mahlt sie an die Wandt;
Bey vns wirdt sie gehört/ bey euch gar angeschawet;
So daß euch die Natur fast mehr als vns vertrawet/
25 Die tausendtkünstlerinn/ die euch noch nicht begnügt/
Weil jhr in eine Welt des Epicurus fliegt/
Das künfftig nicht sein wirdt/ noch jemals ist gewesen.
Wer thut es daß ein Mensch/ da sonst nur diß allein
30 Der Götter wesen ist/ kan allenthalben sein?
O Strobel/ deine Faust: du kanst vns vnser Leben
Zu trutze der Gewalt des todes wiedergeben/
Kanst zeigen was für thun ein Mensch im schilde führt
Auß seiner Augen art/ was seine sitten ziehrt/
35 Vnd jhre mängel sindt ein flüchtiges Gemüte/
Zorn/ rachgier/ vnbestandt/ gerechtigkeit vnd güte/
Furcht’/ hoffnung/ trost vnd angst/ das zeigst du inniglich
Mit vngefärbter Farb’. Ist tugendt gleich in sich
Vollkommen eingehüllt/ so wil sie doch auff Erden
40 Im leibe welchen sie bewohnt gesehen werden/
+ + + + + +
Das du für allen giebst. zu Antorff sey Rubeen;
Den Spranger rhüme Prag/ vnd Hollandt seinen Veen/
Auch Welschlandt den Vrbin, dich kan mein Breßlaw zeigen
Der künste säugerinn. es würde selber schweigen
45 Parrhasius der erst den Schatten auffgebracht/
Dir reichen seine Kron’/ vnd nicht so vnbedacht
Im purpur für dir stehn. du stichst mit deinen stralen
Der alten hoffart hin. Apelles mußte mahlen
Philippens grossen Sohn/ der Käyser Ferdinandt
50 Wil abgebildet sein von deiner schönen Handt.
Daß aber dein gemüt’ auch durch ein Buch wil weisen
Des klugen pinsels Geist/ wie soll ich dieses preisen?
Des Menschen bildt vnd er sindt nur ein spiel der Zeit/
Die farb’ entfärbet sich; du suchst die ewigkeit/
55 Vnd hast auch diß erlernt vom Volcke der Poeten/
Daß bücher für den rost/ für Neidt vnd sterbensnöthen
Die besten ärtzte sindt. wolan/ so brich herfür/
Mahl’ ab dein mahlen selbst/ laß deines pinsels Ziehr
Nicht inner Häusern nur vnd Fürsten Höfen stehen/
61 Vnd gläntzen neben jhr: dann eine solche Handt
Ist würdig daß sie sey durch alle Welt bekandt.
+ + + + + +
[.196] 381An eben jhn/ vber seine
Abbil-
dung eines Frawenzimmers.
WEm seh’ ich/ oder wer sieht mir vom bilde zu?
Hatt’s die Natur gemacht/ Herr Strobel/ oder du?
O Bildt! o nicht ein Bildt! diß lieblich sehn/ diß lachen/
Den Halß/ diß Haar/ den Mundt/ kan diß der Pinsel machen?
5 Wo bleibet dann der Geist? das Antlitz ist allhier:
Der Geist sey wo er wil/ das Mensch steht doch bey mir.
Es lebet/ oder muß ja etwas in jhm leben.
Bist du Bildt oder Mensch? wilt du nicht Antwort geben?
[.197] [382]An H. Johann Nauwach.
WAs schönes hör’ ich doch? was ist es für ein klang/
Vnd zarte Melodie? ists Orpheus sein Gesang
Mit dessen kräfften er kan die Odryser zwingen
Das harte rawe Volck? hör ich den Phebus singen/
5 Der Musen grossen Gott? o Nauwach das bist du.
Thalia selber kömpt/ vnd reckt jhr Ohr hinzue;
Sie zörnt mit jhrer Handt/ leßt ab die hellen seiten/
Verschleußt den süßen Mundt/ vnd wil mit dir nicht streiten:
Du steigest vber sie/ vnd deine newe Bach
10 So in die Elbe rinnt giebt nicht den Brunnen nach
Am grünen Helicon. hört ewren mittgesellen/
Ihr Pierinnen Volck/ den rechten Spruch zu fellen/
Als die jhr richten könnt. hier taug kein Midas nicht/
Der Eselsohren hatt/ vnd esels vrtheil spricht.
15 So wußte Pindarus Beotien zu stillen/
Tirteus Sparten Volck; so folgte Telesillen
Das streng’ Argiverlandt; so wann Alceus nam
Die starcke laut’ vnd sang/ ward Lesbos mild’ vnd zahm.
Was aber soll nun mir/ o Nauwach/ von dir ahnen/
20 Mir/ der ich eine gans bin bey gelehrten schwanen/
Das du mein Kinderspiel mit solchem Eyfer liebst/
Vnd durch dein singen jhm erst seine Seele giebst?
Ich bin es ja nicht werth/ ich weiß das meine sachen/
Mein Tockenwerck vnd schaum der jugendt nicht viel
[machen;
25 Doch machst du daß mein sinn mich stoltz zu werden zwingt/
Weil du mich vnd mit dir das schöne Dresden singt.
Wolan/ denselben Lohn den ich dir nicht kan geben/
Wird dein gerüchte dir verleihen nach dem Leben:
Die Laute deine Ziehr soll bey der Leyer stehn
30 Die mit den Sternen pflegt am Himmel auff zu gehn.
Die künste sterben nicht. so lange man wirdt singen/
So lange wird dein Lob durch Erd’ vnd lufft erklingen.
[.198]
[383] Vberschrifft König Melean- | ders Schiffes/ im 20. Cap. des | 2. Buches der Argenis. »O Venus die du bist« = 76. Bd. III, 218; dort ohne Überschrift. F II 59 Überschr. wie in C. Opitz hält sich enger an die frz. als die lat. Vorlage. Die Abweichungen, die in Bd. III hätten verzeichnet werden sollen, werden hier nachgeholt: 1 O] Fehlt, Dkf F 5 (13 in Bd. III) woll] woll’ CF 11 (19) Strand] strand’ CF 22 (39) dein Dkf F
[.199]
[384] Vberschrifft an der Fortune Tem- | pel. Im 4. Buche selbiger Johann | Barclayens Argeniß. »Ihr seelen voll von schuldt« = 76, Bd. III, 408; dort ohne Überschrift. F II 60 Überschr. wie in C. Nachgeholte Varianten: 1 Nährerinn CF; Näherin unterm Strich ist Dkf. 10 (20) allhier CF ewern] ewren CF 11 (21) allen Nutz] alle Frucht CF 23 (33) baw- men Dkf C 26 (36) heylsam (ohne Apostr.) Dkf F 28 (38) Rindern- Fleisch] Rindesfleisch CF 34 (6) Rauch] raach Dkf CF
[.200]
385 Eines Druiden Gedichte. | Auch in demselben 4. Buche. »Ihr Hertzen voll von schuldt« = 76, Bd. III, 430; dort ohne Überschr. F II 61 Nachgeholte Varianten: 1 Hertzen böser Art/F 6 (9) Dkf wie] die CF 13 (16) wässer CF 14 (17) schiessen:] fließen; CF 18 (21) Verfaulen CF 27 (30) kömpt CF 28 (31) vnd auß Dkf F
[.201]
386 Vberschrifft einer Tafel an des | Himmlischen Jupiters Tempel. | Auß dem 5. Buche der Ar- | genis. »Hier ist kein güldnes hauß« = 76 Bd. III, 562; dort ohne Überschr. F II 63 Nachgeholte Varianten: 3 (13) hier CF 5 (15) scarlat: CF 6 (16) krincken! Dkf F 16 (26) hier nit] gar nie CF
Martin Opitzen Oden oder Gesänge.
Martin Opitzen Oden oder | Gesänge.
[.202]
Diese Ziffer steht (wegen Raumnot) rechts von »Gesänge«.I.
Der Zwey vnnd viertzigste Psalm; Auff die weise des vier vnd zwant- zigsten. »Gleich wie ein Hirsch« = 73.2
[.203] [392]II.
Als Ihr. Fürstl. Durchl. zur Lignitz in den warmen Brunnen zu ver- reisen gesonnen. »O Du Quell der Heylsamkeit« = 97
[.204] [394]III.
Trostlied. »Zehnde von den Pierinnen« = 73.3
[.205] [396]IV.
Threnen Zu Ehren der Ewigkeit; Auß eines andern seinem Lateini- schen. »Ach! was ist diß?« = 91.3
[.206] [403]Auff des Wolgebornen
Herrn/ Hern Joachims/ Freyherrn von Mettich- en/ vnd Fräwlein Annen Marien/ Burg- gräffin zu Dohna/ Beyla- | ger.
V.
ERato mir werden jetzt/
Wie für diesem/ meine sinnen/
Zwar nicht mehr von dir erhitzt;
Hippocrene wil nicht rinnen/
5 Vnd das Fest der schönen Braut
Wirdt ohn Hochzeitliedt geschaut.
Doch/ was nutzet mein Gesang?
Weil das grosse rundt der Erden
Seine stimm’ vnd frewdenklang
10 Lesst ein Brautgetichte werden;
Weil sie jhr Liedt schallen lest
Biß durch Nordt/ Sudt/ Ost vnd West.
Feldt vnd Wiesen sind erfrewt;
Echo ruffet in den Wäldern;
15 Die gewüntschte Frülingszeit
Lest sich sehen auff den Feldern/
Vnd der kühle Taw der Lufft
Netzt der Schwangern Erden klufft.
Es erquickt sich/ vnd erwarmt
Was die reiche See bearmt;
Das Geflügel ist in Wonne/
Lobt zum besten als es mag/
Fräulein/ deinen Hochzeit Tag.
25 Die vermehrerin der Welt
Venus springt in leichten Täntzen
Sampt den Nymfen vmb das Feldt/
Die geziert mit grünen Kräntzen
Stimmen jede wie sie kan
30 Ein verhofftes Brautlied an.
Komm du schönes Abendlicht/
Das der Lieb’ erfüllung giebet:
Nachtstern/ komm vnd säume nicht.
Wer mit rechten trewen liebet/
35 Dem wirdt länger nur ein Tag
Alß ein Jahr sonst wehren mag.
Edles Nachtlicht/ komm: es kömpt;
Luna lest jhr Sylber blincken/
Der Gestirne Fewer glimmt;
40 Hymen vnd Cupido wincken;
Sie begehren dich herfür/
Du noch jetzt der Fräwlein Zier.
Menschgöttin/ nicht säume dich;
Dein halb du vnd trost auff Erden
45 Bringt zu dir sich gantz mit sich.
Schaw/ ein Weinstock muß vor werden
An den Vlmen auffgeführt/
Eh man reiffe Trauben spürt.
50 Castors Schwester muß jhr weichen;
Rom hat schöners nichts geschaut;
Mentors Bildt war nie dergleichen/
Vnd Apelles hett’ erkandt
Den gebrechen seiner handt.
55 Werthes par/ vermengt die brunst/
Liebt vnd gebet/ gebt vnd liebet
Was euch heist des Himmels gunst/
Die euch zwey zusammen giebet:
Der gezierten Braut gestalt
60 Sey baldt fruchtbar/ langsam alt.
+
[.207] [406]Als Herr Hieronymus Albert
zum andernmal geheyrhatet.
VI.
LIebster Freundt/ nach dem ich mir
Sehr gewündtschet für vnd für/
Seit dir an des Neckers strande
Auch gefiel ein hübsches Bildt/
5 Vnd die Sylvia mich hielt
In gewündtschtem Liebesbande/
Ehe Mars zu Felde bließ/
Vnd vns arme wandern hieß.
Sylvia ist nicht mehr hier;
10 Deß Schneeweißen Leibes Ziehr
Ist schon lengst zu grabe kommen;
Deine hatt ein andrer Mann/
Wann ich mich erinnern kan/
An den schönen Main genommen:
15 Jene denckt hieher mehr nicht/
Diese lebt in Ehespflicht.
Nachmals hatt das Glücke mich
Jetzundt für/ baldt hinter sich/
Wie es pflegt/ vmbher getrieben;
20 Du hast einen beßern Rhat
Hier in ewrer Edlen Stadt
Hast den klugen Sinn gewandt
Auff den fruchtbarn Heyraths standt.
25 Kann der Todt dann gar todt sein?
Kan er wie Demandt vnd Stein
Fest vnd vnbeweget stehen?
Muste dann so zeitlich dir
Hedwig deine Lust vnd Ziehr
30 In der ersten Blüt entgehen?
Ach/ das keine Tugendt nicht
Dir/ o Todt/ das Hertze bricht!
Sindt wir ja nur Windt vnd Rauch!
Nun/ nimpt Gott so nimpst du auch/
Leßest jhn was anders geben.
35 Recht so: wer nicht standthafft liebt/
Vnd der Ehe sich ergiebt/
Pflegt nur gleichsam halb zue leben:
Halb zu leben pflegt ein mann
40 Dem kein Weib gefallen kan.
+ +
Heyrath macht es das die Welt
Ihren alten gang behelt/
Das sie fried vnd kriege heget/
Das der städte thun besteht/
45 Das der Feldtbaw nicht zergeht/
Das sich Lust zur wollust leget/
Zue der wollust die baldt kömpt/
Vnd auch baldt jhr Ende nimpt.
Rechte Liebe geht allhier
50 Allen andern dingen für
Sie ists die das Essen würtzt/
Die des muthes vnmuth kürtzt/
Die vns auffhilfft wann wir fallen;
55 Die durch keine Zeit zerrint/
Vnd noch ist wann wir nicht sindt.
Thue/ Herr Albert/ was du thust/
Schöpffe wieder diese Lust
Die kein Glücke mir wil gönnen:
60 Wie es wol ergetzet mich
Daß ich wündschen soll für dich:
Ich begnüge meine sinnen
Daß ich gleichwol schreiben kan
Was von andern wirdt gethan.
[.208]
VII.
An H. Davidt Müllern/ vber seiner Haußfrawen Marien Renischinn absterben. »Die Zeit so wir verschliessen« = 90
[.209] [413]VIII.
Auff H. Davidt Müllers Söhnleins Begräbniß/ an H. Davidt Rheni- schen/ Großvatern. »Freundt der Musen vnd der meine« = 96
[.210] [417]An H. Heinrich Schützen/ auff
seiner liebsten Frawen Ab- |
schiedt.
IX.
O Du Orpheus vnsrer Zeiten/
Den Thalia hatt gelehrt/
Deßen Lied vnd güldne Seiten
Phebus selbst mit Frewden hört/
5 Worzue dienet dann das klagen?
Kan die Angst den Todt verjagen?
Stimme deine Lauten wieder/
Laß die Orgel beßer gehn/
Laß erschallen deine Lieder
10 Soll dein Lieb noch bey dir stehn/
Soll sie auff das newe leben/
Vnd sich selbst dir wiedergeben.
Gieb jhr durch dein lieblichs singen
Was der Todt hatt hingebracht;
15 Laß den süßen Thon erklingen
Den Eägers Sohn gemacht/
Vnd so künstlich hatt gesungen
Daß er Nacht vnd Todt bezwungen.
Die berümbten Lieder bleiben
Was durch sie nicht kan bekleiben
Fehrt dahin wie Rauch vnd Windt.
Wer so stirbet muß nur sterben/
Vnd sein Lob mit jhm verderben.
25 Preise deiner Liebsten Tugendt/
Sage von der Freundtligkeit/
+ + +
Von der Anmuth jhrer Jugendt/
Von der angenehmen Zeit
Welcher du mit jhr genoßen
30 Ehe sie die Zeit beschloßen.
Wir auch wollen mit dir stimmen/
Wollen Eyfrig neben dir
An die blawen Wolcken klimmen/
Daß sie lebe für vnd für
35 Durch die Kunst gelehrter seiten/
O du Orpheus vnsrer Zeiten.
[.211] [419]Ariphron Sicyonius beim A-|
theneus im 15. Buche.
X.
O Gesundtheit/ Ziehr der Gaben/
Krone der Glückseligkeit
Die wir sterblichs Volck jetzt haben/
Möchtest du doch allezeit
5 Bey mir geben vnverdroßen
Einen trewen Haußgenossen.
Dann wann etwas ist auff Erden
Das des Menschen Leben ziehrt/
Wann durch Glück erhaben werden/
10 Wann ein Weib das offt gebiehrt/
Auch viel Geldt vnd liebes sachen
Vns hier Irrdisch selig machen!
Wann was anders ist im Leben
Da sich jemandt drumb bemüht/
15 So bist du ja zu erheben
Die du machst das alles blüht:
Der so dich nicht kan erlangen
Darff mit keinem Glücke prangen.
[.212] [420]XI.
WEr Gott das Hertze giebet
So nie sich von jhm trennt/
Vnd eine Seele liebet
Die keine Falschheit kennt/
5 Der mag ohn Sorgen wachen/
Mag schlaffen wie er wil/
Weil seine rechte sachen
Sehn auff ein guetes Ziehl.
Laß böse Zungen sprechen
10 Was jhnen nur gefellt/
Laß Neidt vnd Eifer stechen/
Laß toben alle Welt/
So wirdt er dennoch machen
Was sein gemüte wil/
15 Weil seine rechte sachen
Gehn auff ein guetes Ziehl.
Ich lege Neidt vnd haßen
Bestendig vnter mich/
Vnd stelle thun vnd lassen/
20 O Gott/ allein auff dich/
Du wirst es alles machen/
Thun was mein Hertze wil/
Weil seine rechte sachen
Sehn auff ein guetes Ziehl.
[.213]
XII.
DAs Jahr ist fortgelauffen/
Hatt seiner Tage hauffen
Was haben wir in deßen
5 Für Mißethat vergeßen/
Für guetes Werck vollbracht?
Groß ist die Zahl der stunden/
Noch wirdt sie vberwunden
Von rechnung vnsrer schuldt:
10 Doch/ Christe/ dein gemüte
Reicht weiter zue an güte/
An langmut vnd gedult.
Was deiner Herde sachen
Nicht wißen guet zu machen/
15 Zahlt deine Liebesbrunst:
Ach! laß auch künfftig schawen
Wie billich daß wir bawen
Auff solche trewe Gunst.
Es sey einmal ein Ende
20 Dem Kriege der die Hände
Sehr tieff hatt eingesetzt:
Wir müßen baldt erliegen/
Wo ferren durch dein siegen
Das leidt nicht wirdt ersetzt.
25 Nun/ Herr/ du wirst dich regen
Mit einem newen Segen/
Auff dieses newe Jhar:
Gieb/ also nur zu leben/
Daß wir dir Anlaß geben
30 Zu retten deine Schar.
+
[.214] [422]XIII.
O Wol dem der die rechte Zeit
In allen dingen siehet/
Vnd nicht nach dem was allbereit
Hinweg ist sich bemühet/
5 Der kennet was er lieben soll/
Vnd was er soll verlassen;
Er lebet frey vnd allzeit wol/
Vnd darff sich selbst nicht hassen.
Die Göttin der Gelegenheit
10 Ist fornen nur mit Haaren/
Im Nacken bleibt sie kahl allzeit;
Drumb laß sie ja nicht fahren
Weil du sie bey der Stirnen hast;
Der Tag geht eilends nieder/
15 Die Stunden lauffen ohne Rast/
Vnd kommen gantz nicht wieder.
[.215]
Martin Opitzen Trostschrifft; an Herrn Davidt Müllern.
Martin Opitzen Trostschrifft. »Freundlich geliebter HErr Müller ...« = 91.1
Obere Hälfte; nur in Ausführung IIa: Verzeichniß der Getichte vnd sa- chen/ so | hierinnen begrieffen sindt.
Unbedruckt