Jonas

[Druckausgabe S. 181]

95
  • Sy 87
  • Dü 96
  • 1628

    Jonas

    Einzeldruck X: Martin Opitzen | Jonas. [Am Ende, S. 32, unter ei- ner zehnfach zusammengesetzten Linie von 10,7 cm Länge:] Ge- druckt zum Brieg/ | In verlegung David Müllers Buchhändlers | in Breßlaw/ im Jhar 1628.

    4°: A–D Exemplare: Breslau 355091 (4 E 515/29) und 4 V 57/3; Yale UL, Fd F 211; Berlin SB (PK), Yh 9001 R; München SB, P. o. germ. 160; Exemplar im Besitz des Hrsg.s

    Das Titelblatt ist erwartungsgemäß unsigniert und unpaginiert, die Rückseite unbedruckt. S. 3 enthält die Widmung, die sich bis zur oberen Hälfte von S. 4 erstreckt; Typengröße ist die auch in den Erklärungen benutzte Tertia-Fraktur. Die erste Zeile, mit Initial-G in Höhe von zwei Zeilen, ist aus der Fibel- oder Donatschrift gesetzt. Auf S. 5, unter dem den Haupttitel wiederholenden Kopftitel, auf der oberen Hälfte die ersten 12 Zeilen des Gedichtes, aus der Mittel- Fraktur; darunter, in Tertia-Fraktur, Anfang der Erklärungen, 10 Zeilen. Die Hinweisworte erscheinen in der Gedicht-Type, Ab- schluß durch runde Klammer. Der Druckspiegel (ohne Seiten- und Signaturzeile) beträgt ca. 14,4 × 10,7 cm. Die volle Gedichtseite enthält 30 Zeilen; die Erklärungsseite zwischen 25 und (bei Verwen- dung von Zeilen in der kleineren Zitiertype) bis zu 27 Zeilen. Der Druck ist technisch kompliziert, da viele lateinische und griechische Zitate vorkommen, doch die Ausstattung einfach: abgesehen von (zwei anspruchslosen Initial-Buchstaben und) der Linie auf S. 32 finden sich keinerlei Verzierungen, die Alexandrinerpaare sind nicht wechselweise eingerückt und Zeilenbezifferung fehlt.

    Die zuerst S. 5 auftretende Mischung von Gedicht und Erklärung zieht sich durch den ganzen Druck hin. Folgende Seiten enthalten nur Erklärungen: 6, 7, 10, 11, 12, 14, 15, 22, 25, 27 und 32; S. 30 enthält als einzige nur Alexandriner. Durch die Mischung von Gedicht und Erklärung, die auch in den beiden folgenden Ausgaben beibehalten wurde, macht der Dichter augenfällig, wie wichtig ihm in diesem Falle das Zur-Schau-Stellen gelehrten Wissens war, mochte das Dargebo- tene auch weitgehend aus zweiter Hand stammen.

    In Sammlung C, Teil II, S.[62]–93, steht das Werk an dritter Stelle, nach dem Hohen Lied und den Klageliedern Jeremia. Es fol-

    [Druckausgabe S. 182]
    gen die Trojanerinnen. Titel wie in X. Unter einer Zierleiste von 1,4 × 7,9 cm die Widmung, S. [63] und 64. Die für die Widmung verwendete Schrift ist größer als die der Glossen. Initial-G etwas über 2 Zeilen hoch. Die erste Zeile ist nun nicht mehr durch zusätz- liche Größe hervorgehoben. Die Seitenzahl 64 links oben auf glei- cher Höhe mit dem aus der Antiqua gesetzten Kolumnentitel De- dicatio. Auf der nächsten Seite die Seitenzahl 65 in der Mitte der Kolumne, darunter eine Zierleiste von 0,6 × 8,0 cm; es folgen der Kopftitel wie in X, die ersten 12 Zeilen des Gedichtes (Initial-D etwas über drei Zeilen hoch) und der Anfang der Erklärungen. Auch hier ist die für das Gedicht verwendete Type kleiner als die der Glossen. Hinweisworte (abgeschlossen durch runde Klammer rechts) sind aus einer mit der Glossentype in der Größe übereinstim- menden Schwabacher Schrift gesetzt. Kolumnentitel, S. 66–93: Martin Opitzen || Jonas. Die Veränderungen gegenüber X sind ge- ringfügig.

    Auch in Sammlung E, S. [56]–85, rangiert das Werk (hinter den- selben Werken wie in C) an dritter Stelle, an vierter steht Judith. Titelseite wie in XC. Unter der in Seitenmitte oben stehenden Seiten- zahl 57 und einer Zierleiste von 1,0 × 7,3 cm die Überschrift der Widmung mit den jetzt leicht abgeänderten Titeln Köhlers. Text der Widmung ist aus derselben Schrift gesetzt wie die Erklärungen. Aus dem »Geehrten« wird ein »Gelehrter ... Freundt«, was möglicher- weise ein unkorrigiert stehengebliebener Setzerfehler ist, denn Köh- ler ist durch keinerlei Veröffentlichungen bekannt geworden. Auf S. 59 (Seitenzahl in der Mitte über einer Zierleiste von 0,7 × 7,3 cm) der Kopftitel und nach einer Initiale von vier Zeilen im Geviert die ersten 12 Zeilen des Gedichts; dann der Anfang der Erklärungen, wiederum aus einer größeren Type gesetzt. Hinweisworte in dersel- ben Größe und Typenart wie die Glossen selbst. Kolumnentitel, S. 58 Vorrede. S. 60–85: Martin Opitzen || Jonas. (Nach »... Opitzen« meist kein Interpunktionszeichen, doch fünfmal steht ein Punkt, zweimal eine Virgel.) Die Letter für den Punkt wurde beim Setzen des Gedichtes in E defekt: immer wieder fehlt der Punkt am Ende von Sätzen.

    Wie bei X ist die Ausstattung bei CE einfach. Hrsg. vorliegender Ausgabe hat die gewohnten Änderungen vorgenommen – typogra- phische Vereinheitlichung, Vereinfachung, Einrückung, Zeilenzäh- lung – doch wäre es technisch schwierig gewesen, Gedicht und Er-

    [Druckausgabe S. 183]
    klärungen wie bei X→ auf derselben Seite zu belassen und den Ap- parat auch noch hinzuzufügen.

    Über Entstehung und Veröffentlichung des Jonas sind wir, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, durch die erhaltene Korrespon- denz unterrichtet. In dem ausführlichen Brief an Buchner aus Neisse, 1. Okt. 1627 (Geiger, Brief 8) wird Jonas noch mit keinem Wort erwähnt. Am 25. Dez. klagt der Dichter von Prag aus (ibid., Br. 9) er habe viel Zeit mit Festlichkeiten verloren – er wurde u. a. hier in den Adelsstand erhoben –, Zeit, die er den »studiis« be- stimmt hatte. Am Rande erwähnt sei, daß dieser Brief Buchner durch Georg Köhler von Mohrenfeld überbracht wurde, denselben, dem Opitz dann am 3. Juli 1628 das Werk zuschrieb. In der zweiten Woche des Januar kehrte Opitz nach Breslau zurück, doch beschäf- tigte er sich zunächst mit dem Lob des Kriegsgottes. Erst in dem Brief vom 24. Apr./4. Mai 1628 an Venator (Rei 262, 94; ich nehme mit Reifferscheid an, es handelt sich hier um den Jonas) hören wir von dem Gedicht, daß es sich nämlich schon im Druck befinde. Am 7. Mai übersandte Opitz dem Freunde Buchner ein Exemplar der Laudes Martis und berichtet: »Nunc Ionam Prophetam, quem Gro- tius latino sermone fecit, nostris versibus ego reddidi additis iis no- tis, quae docere etiam eos possunt, qui theologiae scientiam profi- tentur ...«. Für die Erklärungen habe er »totam antiquitatem eccle- siasticam« durchstöbert (Geiger Br. 10). Das Widmungsdatum wird ziemlich genau mit der Fertigstellung, bzw. Veröffentlichung über- einstimmen. Am 11. August teilt Opitz Buchner mit, er sende ihm ein Exemplar; zugleich schreibt er mit leicht ironischer Selbstabwer- tung: »In propheta fere obscuro lepidum moliri difficile fuit« (Gei- ger Br. 12).

    Der herzoglich-liegnitzische Rat Georg Köhler von Mohrenfeld entstammt einem Geschlecht, das von Sinapius II, 436f. als »früher zum schlesischen Adel gehörig« bezeichnet wird. Wie die Titel in der Anrede verraten, betätigte Köhler sich vorwiegend auf dem Gebiet der herzoglichen Finanzen. Als er sich am 13. April 1638 in Liegnitz mit Anna Elisabeth von Geyersberg, geb. Henrich, verheiratete, sandte Opitz aus Danzig dem Paar das fünfzehnstrophige Epithala- mium »Daß der weite Baw der Welt«; siehe unter den Werken des Jahres 1638.

    Mit Hugo Grotius und dessen geistiger Welt wurde Opitz vermut- lich schon 1619 im Hause Lingelsheims und durch dessen Vermitt-

    [Druckausgabe S. 184]
    lung bekannt. Die Vorlage zu Jonas, »Historia Ionae paraphrastico carmine«, erschien erstmals in GrotiusPoemata, Leiden 1617, S. 1–10, und dann noch öfter; siehe ter Meulen/Diermanse Nr. 198 ff. Die Vorlage enthält 272 Hexameterzeilen, Opitz’ Nach- dichtung 264 Alexandrinerzeilen. Die Version Opitz’, wie eng auch immer sie sich den poetischen Absichten des Niederländers an- schließt, strebt keine genaue Übersetzung an. Aus eigener Erfin- dung verwendet Opitz Metaphern und Bilder: »Tarsos pfützen« ist z. B. in der Vorlage nicht erwähnt, andererseits bleibt die Lage von Jonas Hütte, die Grotius genauer angibt (»Nec procul a muro, qua Titan parte reducit | Matutinos equos«, 224 f.), bei Opitz recht vage, Z. 227. Zu der Übersetzungstheorie und -praxis des 17. Jh.s siehe Frederick M. Rener, »Zur Übersetzungskunst im 17. Jahrhundert, Acta Neophilologica 7 (1974), 3–24 und, besonders auf Opitz bezo- gen, ders., »Martin Opitz the Translator«, Daphnis 9 (1980), 477–502.

    Die Jonas-Übersetzung findet sich erwartungsgemäß auch in den vom Dichter nicht autorisierten Sammlungen des 17. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert brachte Triller sie in Bd. III/IV seiner Ausgabe, S. 41–72, mit erweiterten Anmerkungen und einer Mitteilung am Ende, worin er mit dem ihm eigenen Enthusiasmus angibt, Opitz wäre mit seiner Übersetzung zwar »ungemein glücklich gewesen«, doch habe er sich von der »unvergleichlichen Schönheit seines fast unnachahmlichen Originals ... bisweilen ziemlich weit entfernt«; auch habe er »den sonderbaren Nachdruck desselben nicht jeder- zeit völligh ausgedrücket«. Außerdem habe Opitz am Ende ganze zehn Verse unübersetzt gelassen, die Triller nun im Original und in eigener Übertragung nachliefert. Tittmann (1869) und Oesterley (1889) bringen den Jonas nicht.

    Abgesehen von kurzen Erwähnungen hat sich die Forschung kaum mit diesem Werk beschäftigt. Lediglich Hugo Max widmet ihm einige Seiten (102–11). Er führt aus, warum sich Opitz den »glat- ten« Versen des Grotius nur zu willig angeschlossen und sie »ein- fach« übertragen habe. Die Auslegungen in ihrer Gelahrtheit, ihrer »unnötigen Weitschweifigkeit und kompilatorischer Kleinigkeits- krämerei« seien für uns »öd und unbedeutend«. Die Verse tadelt er, denn sie »stimmen mit mathematischer Genauigkeit«.

    [Druckausgabe S. 185]
    [3]

    Martin Opitz
    An den Edlen vnd Vesten
    Herrn Georgen Köhlern
    von Mohrenfeldt/
    5 Fürstl. Lignitschen Regierungs vndt
    Cammerrhat/ auch Rent-
    meister.

    GEehrter Herr/ Vertrawter Freundt vnd Bruder/ Vber den Pro- pheten Jonas haben nicht allein die alten Kirchenlehrer/ Ambro- sius/ Hieronymus/ Chrysostomus/ Maximus Taurinensis/ Theodo- retus/ Theophilactus vndt andere jhre schöne gedancken vndt auslegungen gehabt/ sondern er ist auch vnlengst von einem be- rhümbten Manne Poetisch im Latein so wol gegeben worden/ daß ich mir dannenher/ jhn in vnsere reime zue bringen/ vndt deßel- ben fußstapffen nach zue gehen/ anlaß genommen. Weil ich nun/ so viel sich meine wenigkeit erstreckt/ hierbey zimlichen fleiß an- gewendet/ worumb ich mich dann an gelehrte leute nicht vngern laßen wil/ als habe ich diesen meinen Propheten/ Nebenst not-[4] wendiger vndt nützlicher erklerung zum drucken zuvbergeben kein bedencken getragen. Daß aber des Herrn Brudern name hiervor gesetzt wirdt/ geschiehet zu keinem andern ende/ als da- mit ich die auffrichtigkeit vndt freundtschafft/ welche wir von etli- chen Jaren gegen einander gepflogen/ meines theils nur ein wenig hierdurch bezeugen/ vndt jhn in solchem seinem guetmei- nen gegen mir fort zue fahren veranlaßen möge. Befehle jhn bey- nebenst dem Allmächtigen.

    Breßlaw den 3. Hewmonats tag/ des 1628. Jhares.

    + + + + + +
    [Druckausgabe S. 186]
    [5]

    Martin Opitzen
    Jonas.

    DEr Höchste/ zu der zeit als Ninos hochvermeßen
    Den Himmel vndt sich selbst gestellet in vergeßen/
    Sprach seinen Jonas an/ des Amithaons Sohn:
    Auff/ auff/ du mein Prophet/ vndt mache dich darvon
    5 Hin in die grosse Stadt/ die mawer der Aßyrer/
    Wo Tygris schöne fleußt der schnelle waßerführer/
    Vndt schrey jhr leben an. Sprich: jhrer sünden last/
    Die lust der üppigkeit so alle tugendt haßt/
    Ihr wißen vnd nicht thun/ jhr scheutzliches gemüte
    10 Dringt meines schmertzlich durch/ vndt reißt mir alle güte
    Auß meiner trewen handt. So sage mich hier an
    Daß ich zwar gnädig bin/ doch auch gerecht sein kan.

    [8]

    Was nimpt der arme für? Er meinet zue entrinnen/
    Zue fliehn den niemandt fleucht/ vndt hatt in seinen sinnen
    15 Das Landt Cilicien daselbst wo Taurus steht
    Der weiße nimmerwirth. Drumb eilet er/ vndt geht
    Biß auff loppe hin/ wo Cepheus kindt an banden
    Am rawen vfer stundt. Hier ist ein schiff verhanden
    Nach Cydnus kalter flutt; in diß düngt er sich ein/
    20 Setzt hoffnung auff ein bret/ vndt denckt mehr frey zue sein
    Im waßer als bey Gott: er aber wil jhn binden
    Mitt seiner ströme zorn’ vndt vngehewren winden/
    Den dienern seiner krafft. Das bleiche meer ergrimmt/
    Es fühlt den grimmen Nort/ der alle Sonne nimpt/
    25 Vndt macht den tag zur nacht/ die trüben wellen toben/
    Der wolcken vnmuth geußt noch eine See von oben/

    [9]
    Hergegen diese see klimmt auff vndt himmelan/
    Des schnellen plitzes glantz führt eine liechte bahn

    + + + + + +
    [Druckausgabe S. 187]

    Durch Amphitriten feldt/ der Donner holt zuesammen
    30 Sein schrecken/ forcht vndt angst/ vndt schmeltzt mit
    [seinen flammen
    Den sehr erhitzten schaum; die lüffte suchen lufft/
    Das schiff steigt baldt empor/ vndt feilt baldt in die klufft
    Der erden die es fleucht; die seiten breter krachen/
    Der hohe mastbaum wanckt: das beste von den sachen
    35 Scheint beten noch zue sein: sie fliehn die Götter an/
    Auß denen keiner doch jhm selbst nicht rhaten kan.

    [13]

    Der schreyt dem Belus zue/ vndt jener rufft Astarten;
    Ein theil vermeint sein heil vom Adad zue erwarten/
    Ein theil von Derceto: ein jeder klagt die noth/
    40 Vndt tregt gelübde für den Göttern ohne Gott/
    Ohn’ himmel vndt sich selbst. Es ist ein großes flehen
    Zum Perseus daß er sie sein Tarsos laße sehen/
    Sein Tarsos das also den namen führen muß/
    Dieweil das flügelpferdt im fallen seinen fuß
    45 Allhier hat eingesetzt. Sie wurffen auß die sachen
    Darumb sie sich gewagt/ das schiff mehr frey zu machen/
    Vnd liebten nicht das guet für jhres leibes wahr/
    Verlißen den gewinn/ zue laßen die gefahr.

    [16]

    Kein mensch ist kummerloß/ nur Jonas liegt gestrecket
    50 Zue vnterst’ in das schiff/ vndt fleißig zuegedecket/

    [17]
    Thut einen harten schlaff/ hatt hertz vndt augen zue.
    Wie? fengt der schiffherr an/ vermagst du jetzt noch rhue
    Zue nemen in der angst/ vndt rasten solche glieder
    Darnach der todt schon greifft? herauff vndt falle nieder/
    55 Vermahne deinen Gott/ sprich (wo du einen hast)
    Er solle beystandt thun: vieleicht/ weil vnsre fast
    Nicht gegenwertig sindt/ wirdt er sich guet erzeigen/
    Getrewe freundtligkeit der ohren zue vnß neigen/
    Vndt wenden was vns treibt. Sie glauben sämptlich auch
    60 Der vngehewre sturm/ so wieder den gebrauch
    Der gütigen natur/ sey von dem himmel kommen/
    Vndt habe seinen grimm auff einen fürgenommen/

    + +
    [Druckausgabe S. 188]

    Der alle nun betrifft: Drumb treten sie herbey/
    Vndt schawen auff das loß wer jhr verterben sey.


    65 Sprecht mehr jhr heiden nun/ das alle ding’ auff erden
    Durch glück vndt blinden fall guet oder böse werden/
    Nicht auß gesetzes krafft so einem jeden spricht
    Sein vrtheil vndt verdienst. Die Losung irret nicht;
    Sie fellt gar recht/ vndt wirdt prophete vom propheten/
    70 Des vbels höchster schuldt/ dem stiffter dieser nöthen;
    Dann von der gantzen schar wirdt Jonas nur ernannt.
    So fragen sie jhn nun/ theils vmb sein vaterlandt/

    [18]
    Theils wer vndt was er sey/ worzue er auch verreise/
    Wie seinetwegen sich des himmels zorn erweise/
    75 Vndt folg’ jhm auff der see? Wißt daß ich weit hiervon/
    Vndt ein Ebreer bin/ spricht Amithaons Sohn.
    Ich bin/ doch war ich mehr (O das ichs recht verblieben!)
    Von denen welche Gott für jhnen selber lieben/
    Den allerhöchsten Gott der lufft vndt wolcken regt/
    80 Der landt vndt see gemacht/ den grundt der welt gelegt/
    Vndt alles ist vndt thut. Sie zittern für erschrecken/
    Vndt zwingen jhn die flucht des gueten zue entdecken/
    Zue sagen was für sünd’ vndt vbel er gethan/
    Darumb sein Gott auch sie mitt jhm verfolgen kan.


    85 Sie heischen ferner rhat/ durch was sie doch für sachen
    Die vngestüme see geneygter können machen/

    [19]
    Vndt Sterbens vbrig sein. Euch drücket meine flucht;
    Ich bin es/ fengt er an/ den sein verhengniß sucht/
    Vndt baldt gefunden hatt. Sollt jhr nun anders leben/
    90 So mußt jhr mich der flut zue einem opffer geben:
    Hier bin ich/ werfft mich aus. Die see heischt meinen todt/
    Vndt wenn jhr sie gewehrt/ so kompt jhr aus der noth.
    Sie rudern allesampt/ vndt laßen nichts erwinden/
    In meinung einen weg dem hafen zue zue finden:
    95 Vmbsonst; das vfer fleucht; die hoffnung vndt das landt
    Wirdt jhnen durch den sturm gerießen aus der handt/

    + + + +
    [Druckausgabe S. 189]

    Die wellen hören nicht. Derhalben als sie sehen
    Daß aller fleiß erliegt/ so laßen sie geschehen
    Was nicht zue meiden ist. Herr/ fengt ein jeder an/
    100 Ach rechne nicht an vns was dieser mann gethan/
    Schreib vns sein blut nicht zue. Es ist kein zorn noch haßen/
    Kein geitz der vns diß heißt. Wir wollen ja jhn laßen
    Weil du jhn haben wilt. Dir sey es heimgestellt/
    Als der du laßen kanst vndt thun was dir gefellt.


    [20]

    105 So wirdt er nun gefaßt vndt vber bort geschmießen
    Hinunter in das meer: baldt sieht man stiller fließen
    Der starcken wellen macht; der wilde schaum zergeht/
    Die segel geben sich/ der winde toben steht/
    Die Sonne fenget an das blawe meer zue mahlen/
    110 Gantz lieblich wie sie ist mit jhren reinen stralen/
    Vndt schleußt den himmel auff. Die schiffer werden bleich/
    Ihr hertz’ entsetzet sich für frewd’ vndt angst zuegleich/
    Vndt thut die augen auff/ lernt diesen Herren kennen
    Der auch zur see regiert/ lernt seinen namen nennen/
    115 Sieht das er ist ein Gott/ vndt andre Götter stein/
    Gelobet jhm gelübd’/ vndt opffert jhm allein.


    In deßen kömpt von dem der thier’ vndt menschen zwinget/
    Ein vngehewrer fisch so Jonam gantz verschlinget/ [das schwebt/
    Vndt scheutzlich in sich schluckt. Er kriegt ein hauß
    120 Ein meer ohn alles meer/ ein grab das selber lebt/
    Vndt jhn nicht sterben leßt. Ists auch mitt menschen sinnen
    Zue faßen/ daß ein mensch hier solle bleiben können?
    Drey tag’ vndt nächte hatt er drinnen zuegebracht/
    Vndt aus der bestien ein Gotteshauß gemacht/

    [21]
    125 Also herauff gerufft: Ob wol mich meine sünde/
    Vndt der sie strafft mein Gott/ tieff in des meeres gründe/
    In eines fisches bauch so weit verstecket hatt
    Das liecht vndt lufft gebricht/ jedennoch weiß ich rhat.

    + + + + + + +
    [Druckausgabe S. 190]

    [23]
    Von hier ist auch ein weg der hin zum himmel treget
    130 Der durch die wolcken dringt. Mein leib der wird gereget
    Vom fisch’/ vndt Gott von mir. O Herr/ ich flohe dich/
    Schlug deine botschafft auß; vndt darumb hast du mich
    In dieses kerkers nacht für aller welt verschloßen/
    Hier wo ich armer mensch mitt meeren vbergoßen/
    135 Mitt flüßen so die see verschlingt vmbgeben bin.
    Du wendest billich ja die augen von mir hin/
    Nimpst tag vnd dich hinweg. Doch hab’ ich das vertrawen/
    Ich wil zue Solyma noch deinen tempel schawen/
    Vndt da dir ehre thun. Ich bin nun gantz vmbringt/
    140 Der Athem fehlet mir/ die macht des stromes dringt
    Nach meiner seelen zue: sie geht mir an das leben
    Der wäßer tieffe flut/ mein haupt hatt schilff vmbgeben.
    Was hab’ ich doch für rhat? für mir des fisches schlundt/
    Vmbher die trübe see/ vndt dann den falschen grundt
    [24]
    Der klippen vnter mir. Was hülffen mich doch flügel?

    146 Die erde scheubet vor der großen berge rigel/
    Vndt leßt mich nicht hinauß. O Gott/ du bist allein
    Auff den zue hoffen ist/ du wirst barmhertzig sein/
    Vndt als ein vater thun/ mich retten vom verterben/
    Damit ich nicht allhier im waßer dürffe sterben
    150 Ohn himmel vndt ohn dich. Da meine seele schier
    Für schrecken vntergieng/ sprach doch dein hertze mir
    In meines seinen rhat. Mein eyferheißes beten
    Hatt eine bahn gesucht/ vndt ist für dich getreten
    155 In deinen tempel hin. Sie mögen jetzundt gehn/
    Die jhrer seelen heil vndt wolfarth nicht verstehn/
    Vndt ehren was nicht hilfft: ich aber wil erheben
    Den König aller welt/ wil danckbar opffer geben
    Als wie ich zuegesagt. Er ist mein trost/ mein theil/
    160 Der vater seiner schar/ von jhm kömpt alles heil.
    In dem er dieses sagt ist sein heil auch verhanden;
    Das große waßerthier beginnt gemach zue stranden

    + + + + + + +
    [Druckausgabe S. 191]

    Durch himmlischen befehl/ begiebt sich vmb den randt/
    Sperrt seinen rachen auff/ vndt speyt jhn an das Landt.

    [26]

    Hierauff spricht Gott zue jhm: fort Jonas/ du mußt reisen
    166 Auff Ninos Schlößer zue/ vndt meinen eyfer weisen/
    Erzehlen was ich wil. Er hört des höchsten rhat/
    Vndt macht sich also bald in die Aßyrerstadt
    So nicht geschwinder kan mit gehn vmbmeßen werden/
    170 Als biß der Sonnen glantz dreymal bescheint die erden
    Vom ersten morgen an biß auff das ziehl der nacht.
    Nach dem er einen tag im gehen zuegebracht
    In dieser großen Stadt/ so fieng er an zue sagen:
    Diß gantze Ninos wirdt nach viermal zehen tagen
    175 Nicht mehr stehn als es ist/ wirdt sein ein fewerherdt
    Der glut von oben her/ vndt werden vmbgekehrt.


    [28]

    Er bricht den hohen muth; sie fangen an zue zagen/
    Betrübt vndt bleich zue sein/ jhr leben zue beklagen/
    Mitt fasten vmb zue gehn. Sie mengen aschen ein
    180 In jhre speis’ vndt brodt/ vndt thränen in den wein.
    Es trawret jung vnd alt; den schmuck/ die güldnen röcke/
    Der edlen steine ziehr verwandlen sie in säcke/
    Vndt zähmen jhre lust. Der König/ deßen macht
    So manches volck erkennt/ verdammet seine pracht/
    185 Nach dem die zeitung kömpt/ steigt ab vom hohen throne
    Der Asien beherrscht/ legt von sich seine krone/
    Sein reiches ehrenkleidt/ verwirfft der seiden ziehr/
    Vndt nimpt mitt rechter rew ein härinn tuch darfür/
    Erheischt den gantzen rhat/ befiehlet auß zue schreyen:
    190 Damit der Herren Herr vns möge rast verleihen
    Zue büßen vnsre schuldt/ so fastet allzuemahl
    Ihr leute dieser Stadt/ vndt mitt der Menschen zahl
    Auch ochse/ vieh vndt pferdt. Verbietet ewren thieren
    Zue gehen in das graß/ das waßer an zue rühren/

    [29]
    Legt jhnen vndt euch auch den Leib mitt säcken an/
    196 Schreyt hefftig hin auff Gott der noch sich endern kan/

    + + +
    [Druckausgabe S. 192]

    Vndt hört wann jhr jhn hört. Doch laßt zuegleich auch bleiben
    Die laster so jhr thut/ vndt jhn zur rache treiben/
    Geht einen beßern weg/ vndt saubert sinn vndt handt:
    200 Ist Gottes güte doch der gantzen welt bekandt:
    Vieleichte wirdt er noch ein newes hertze faßen/
    Wirdt endern seinen zorn/ vndt gnädig vnterlaßen
    Das vnglück so vns drewt. Die hoffnung wirdt gewehrt/
    Der außgang folget jhr: Weil Ninos sich bekehrt/
    205 Vndt jhre schuldt berewt/ berewt auch Gott der sachen
    Mitt welcher straffen er jhr ende wolte machen
    Der nunmehr fromen Stadt/ helt seinen eyfer an/
    Kehrt vmb sein strenges wort/ vndt leßt es vngethan.


    So guet ist Jonas nicht; er wil viel lieber sehen
    210 Den vntergang der Stadt/ als daß nicht soll geschehen

    [30]
    So wie er sie bedrewt/ fengt zornig an/ vndt sagt:
    Herr/ hab’ ich denn gefehlt/ vndt mich vmbsonst gewagt
    Zue fliehen auff die see auß meinem vaterlande
    Nach Tarsos pfützen zue? Zue meiden diese schande
    215 Daß ich nicht war geredt? ich kenne dich ja wol/
    Ich weiß es wie du bist von trewer güte voll/
    Barmhertzig/ mild’ vndt fromm/ vndt leßest dich gerewen
    Was vbels an zue thun dem volcke das mitt trewen
    Auff deine gnade hofft. Weil diß nun dir geliebt/
    220 So werde dennoch jetzt dein grimm an mir verübt.
    Nim meine seele hin/ weil ich mich todt zue schämen
    Genung veranlast bin. Verkürtze meinem grämen
    Sein gar zue langes ziehl. Was/ hebt Gott zu jhm an/
    Du armer/ meinest du es sey gar wol gethan
    225 Wann du den eyfer hegst/ den ich doch laße gehen?
    Des Amithaons Sohn leßt Ninos mawren stehen/
    Bawt eine hüten auff nicht ferren von der Stadt
    An der er weiter nun gar kein gefallen hatt/
    Sitzt gegen morgen zue/ begierig an zue sehen
    230 Was ferner mitt der blum Aßyriens geschehen/

    + + + + + +
    [Druckausgabe S. 193]

    Vndt wie es gehen wirdt. Hier hatt er sich verliebt
    In seines schattens lust so jhm ein kürbiß giebt
    Vom Herren hergesetzt/ der diesen ort verdecket/
    Vndt vmb vndt vber den die kühlen armen strecket
    235 Den Zorn vndt Sonne brennt. Doch als das morgenliecht
    Sich auff den andern tag durch nacht vndt wolcken bricht/
    Leßt Gott durch einen wurm den grünen kürbiß stechen/
    Das seine krafft entgeht/ die hohen zweige brechen/
    Vndt er verdorren muß. Hierauff kömpt Phebus an
    240 Mitt heller stralen ziehr in seine heiße bahn/

    [31]
    Vndt mitt dem Phebus stößt der Ostwindt auch zuesammen
    Durch himmlisches gebot. Wie Jonas diese flammen
    Auff seinem häupte fühlt/ vndt fellt in mattigkeit/
    So wündtscht er nicht zue sein. Warumb wirdt meine zeit
    245 Verlengert? Ruffet er. Wo ist des fisches rachen?
    Wo ist jetzundt die see? ist noch was mehr von sachen
    Darzue ich vbrig bin? viel beßer/ einmal todt
    Als nie vergnüget sein. Ists billich/ fragte Gott/
    Das du dich also wilt vmb eine staud’ erheben?
    250 So billich/ fengt er an/ daß ich mich auch zue sterben
    Mit frewden sehnen muß. Der Vater aber sagt:
    Was ist es mein Prophet/ darumb dein hertze klagt?
    Ein stengel/ eine frucht die du doch nicht gesetzet/
    Vndt nicht gewartet hast/ mit regen nicht genetzet/
    255 Nicht also auffgeführt: ein kraut das eine nacht
    Zur welt gebohren hatt/ vndt eine durchgebracht.
    Dein schatten rewet dich/ vndt ich sol nicht verschonen
    Der schönen großen Stadt/ wo mehr als hundert wohnen
    Vndt zwantzig tausendt leut’/ auß welchen dieses zwar
    260 Zue leben kaum beginnt sein allererstes jhar/
    Vndt an der muter muß ohn gehn vndt reden liegen/
    Ein anders sich bemüht zue kriechen von der wiegen/
    Vndt denen jedem noch die macht zue wißen fehlt
    Was recht sey oder linck/ das vieh noch vngezehlt.

    + +
    [Druckausgabe S. 194]

    [...5] 1 Ninos] Die Schrifft nennet diese Stadt Ninive oder Ni-
    neveSachanmerkung/ wie auch Ptolomaeus
    νινευὴSachanmerkung; Josephus Νίνου βασι-
    λείανSachanmerkung; andere ingemein Νίνος, Ninus 〈, die Hebreer RahabothSachanmerkung.
    CE〉.Sie ist in Aßyrien am fluße Tigris gestanden/ vndt vom Kö-
    nige Ninus innerhalb acht Jahren mit hundert vndt vierzig tau-
    sendt mann erbawet worden/ wie Eustathius auß den alten histo-
    rien auffgezeichnet hatSachanmerkung. Doch wird sie im 10. cap. des 1. buches
    Moisis des Sem Sohne Aßur zuegeschriebenSachanmerkung. Von jhr siehe vnter
    andern
    Diodorum lib. 3. cap 1Sachanmerkung. Die andere sylbe in Ninive ist [6]
    kurtz. Prudent. ϰαϑημερινῶν hymn. 7.

    In Ninivitas se coactus percito
    Gressu reflectitSachanmerkung. –

    Claudianus Mamertus aber hatt sie lang gesetzt:

    Extremumque diem fugit bene versa NiniveSachanmerkung.


    Wo nicht Nineve soll gelesen werden. Suidas: Νινευί. Πόλις, ϰαὶ
    νινευίτης, ὁ ἀπὸ τῆς αὐτῆς πόλεωςSachanmerkung. Ninevi, urbs. Et ipsius civis
    Ninevites. E〉

    3 Jonas] EpiphaniusSachanmerkung 〈vnd DorotheusSachanmerkung E〉 im buche vom leben
    vndt sterben der Propheten sagt/ Jonas sey bürtig auß dem Ca-
    Sachanmerkung + + +

    [Druckausgabe S. 195]

    riathmaischen gebiete/ nicht weit von Azot; welche Stadt Ptolo-
    meus zwischen Joppe vndt den Gazeerhafen setztSachanmerkung. Im 14. cap.
    aber des 2. buches der Könige wirdt jhm Gath Hahepher zum va-
    terlande zuegezeichnetSachanmerkung; ein kleiner flecken/ nach Hieronymi
    meinung in der vorrede vber Jonam/ zwischen Sephorim oder
    Diocaesarea vndt Tiberias gelegen; als dann auch sein begräbniß
    daselbst soll gezeigt sein wordenSachanmerkung. Er hat gepropheceit vnter der
    regierung Jeroboams des andern/ wie in oberwehntem buche der
    Könige zue sehen/ vndt eben zue der zeit als Amos/ Esaias/ Oseas/
    Johel/ Abdias vndt Micheas gelebt; Wie EusebiusSachanmerkung/ HieronymusSachanmerkung
    vndt AugustinusSachanmerkung erweisen. Das aber dafür gehalten worden/ er
    sey eben der wittiben von Sarepta Sohn/ welchen Elias von den
    todten erwecket/ ist/ wie HieronymusSachanmerkung 〈/ DorotheusSachanmerkung vnd andere
    E〉 andeutet/ theils genommen auß den büchern der Ebreer/ wel-
    chen die h. Schrifft mit dergleichen sachen zue vermehren belie-
    bet hatt/ theils [7] auß einer meinung von alters her entsprungen/
    wie Athanasius bekennet/ in der 64. frage an AntiochumSachanmerkung. 〈Im
    vbrigen soll Jonas so viel als eine Taube heissen. Joan Tzetzes
    Hi-
    stor. Chil. 7.


    20 Ἑβραϊϰῶς τὸ ἰαὼ ἀόρατον σημαίνει,
    Ὁ ἰωνᾶς περιστερὰν, ὀ δ'ἰωάννης χάρινSachanmerkung;

    Hebraeis iao invisibile significat,
    Ionas columbam, Ioannes autem gratiam. CE〉

    3 Des Amithaons Sohn] Weil des Vatern namen hierbey gesetzt
    wirdt/ so ist glaublich das solches entweder zum vnterscheyde von
    einem andern der auch Jonas geheißen geschehe/ oder das er
    + +

    [Druckausgabe S. 196]

    Amithai ein berhümbter mann/ oder auch ein Prophet selbst war;
    welches/ wie Johann DrusiusSachanmerkung hierbey auffgemercket hatt/ nicht
    vnglaublich ist/ weil dieses eine alte regel der Ebreer sein soll; der
    Propheten väter/ derer namen in den büchern gesetzt wer-
    den/ sindt auch Propheten gewesenSachanmerkung. 〈Wiewol Paulus Bur-
    gensis
    es nur für etwan eines Rabbi regel helt/ die/ wie er spricht/
    weder einigen beweiß noch grundt habeSachanmerkung.
    CE〉

    6 Wo Tigris schöne fleußt] Der berhümbte fluß in Asien; vor
    zeiten Sylax wie EustathiusSachanmerkung saget; oder Sollax/ Wie Plutarchus
    im Büchlein von den flüßenSachanmerkung. Den Ebreern/ als Benjamin Tude-
    lensis
    bezeuget/ ist er HiddeckelSachanmerkung. Josephus nennt jhn Di-
    glathSachanmerkung; andere anders. Schawe
    Diodorum im 18. bucheSachanmerkung. An die-
    sem ist Ninos erbawet gestanden.
    Plin. lib. 6. cap. 16. Fuit et Ninus
    imposita Tigri, ad Solis occasum spectans, quondam clarissimaSachanmerkung.

    6 14 Der schnelle waßerführer] Von jhm sagt Dionysius Alexan-
    drinus:

    – ὀυϰ ἄν ἐϰείνου
    ἔν πᾶσι ποταμοῖσι ϑοώτερον ἄλλον ἴδοιοSachanmerkung.

    – vix illo
    20 Inter omnes fluvios velociorem alium conspexeris.

    [8] Dannenher er auch Tigris entweder vom Tiegerthiere/ das an
    geschwindigkeit alle andere thiere vbertrifft/ oder vom Persi-
    + +

    [Druckausgabe S. 197]

    schen worte Tigris/ welches so viel als ein pfeil heißen soll/ den
    namen hatt. 〈Im Griechischen wird es mit einem H. geschrieben.

    Suidas: Τίγρις, τὸ ξῷον, τίγρης δὲ ὄνομα ποταμοῦSachanmerkung. Tigris, ani-
    mal. Tigres, nomen fluvii. E〉

    6 5 Waßerführer] der seine flut strenge mit sich reißt.

    Virg. Georg. 4.

    Usque coloratis amnis devexus ab IndisSachanmerkung.

    Ovid. 1. Metamorph.

    Moxque amnes alii, qui, qua tulit impetus illos,
    10 In mare deducunt fessas erroribus undasSachanmerkung.

    Lucan. 1. Phars.

    – qua Rhodanus raptum velocibus undis
    In mare fert ArarimSachanmerkung. –

    [9...] 13 er meinet zue entrinnen] Als ein mensch/ dessen ver-
    nunfft zue wenig ist/ das sie den göttlichen willen erkennen kan;
    wie hiervon Athanasius im gespräche wieder die Macedonianer
    disputiret/ vndt auch eben diesen ort dabey anzeuchtSachanmerkung. Maxi-
    mus
    Sachanmerkung/ wie auch Gregorius Nazianzenus in der
    1. OrationSachanmerkung haben
    jhre allegorische erklerung vnd gedancken: die eigentliche vrsa-
    che aber seiner flucht erzehlet Jonas selber im 2. verse des 4. capi-
    tels; vndt ist sie nicht so sehr eine wiederspenstigkeit/ als eine vor-
    wißenheit. Dann weil er den Ninivitern jhren vntergang nach
    40. tagen ohn alle bedingung anzeigen soll/ vndt aber weiß/ das
    Gott seiner barmhertzigkeit nach sich jhre buße werde erweichen
    + + + + + +

    [Druckausgabe S. 198]

    laßen/ so fleucht er/ damit er nachmals nicht für einen vnwarhaff-
    tigen Propheten möge gehalten werden.

    [10] 14 Zue fliehn den niemandt fleucht] Worüber David im
    36. PsalmeSachanmerkung mit verwunderung sagen muß: Wo soll ich hinge-
    hen für deinem geiste? vndt wo soll ich hinfliehen für dei-
    nem angesichte? Führe ich gen himmel/ so bist du da; bet-
    tete ich mir in die helle/ siehe/ so bist du auch da. Neme ich
    flügel der morgenröthe/ vndt bleibe am eußersten meer: so
    würde mich doch deine handt daselbst führen/ vndt deine
    rechte mich halten. Vndt Gregorius Nazianzenus spricht im erst-
    erwehntem orte von jhm: Er vberholet die geschwinden/ er
    betreuget die klugen/ er stürtzet die starcken/ geringert die
    hohen/ leget die künheit/ vndt druckt die gewalt vnterSachanmerkung.

    15 Das landt Cilicien] In klein Asien. Ein theil wirdt Cilicia τρα-
    χεῖα, das rawe oder felsichte/ das andere πεδιάς das feldichte
    oder ebene/ welches an diesem orte verstanden werden soll/ ge-
    heißen. Hiervon Strabo im 14. BucheSachanmerkung.

    15 Wo Taurus steht] Der für den größesten berg der welt von
    den alten gehalten worden/ vndt scheydet gantz Asien von einan-
    der. Seine gelegenheit vndt vielfaltige namen nach der völcker
    vndt sprachen vnterscheide erzehlt Solinus im 41. capSachanmerkung. Die
    schrifft nennet jhn Ararath. Taurus aber wird eigentlich daßelbe
    theil geheißen/ welches Pamphilien vndt Cilicien von Klein-Arme-
    nien vndt Cappadocien scheidet.

    16 Der weiße nimmerwirth] Weiß wegen des schnees/ welcher
    auff des berges spitzen allzeit lieget/ wie dann
    [11] Tibullus im
    ersten buche jhn
    frigidum Taurum heißet:

    Quantus et aethereo contingens vertice nubes,
    Frigidus intonsos taurus arat CilicasSachanmerkung;
    + + +
    [Druckausgabe S. 199]

    nimmerwirth/ vngastbar/ ἄξενος; der einöden vndt rawen felsen
    wegen/ die zue bewohnen nicht allenthalben bequem sindt. So
    nennet Horatius deßen berges theil
    Caucasum inhospitalemSachanmerkung.
    Auch der Lewen vndt grawsamen thiere halben/ die sich darumb
    auffhalten sollen/ wie Solinus erwehnetSachanmerkung.

    17 Ioppe] 〈In der Schrifft Iaphe: eine ... CE〉 Eine stadt vndt
    seehafen in Judea/ sehr hoch gelegen/ also das man von da biß
    nach Hierusalem soll sehen könnenSachanmerkung. 〈Der Autor deß
    Etymologici
    magni, (Vicarius CamersSachanmerkung oder wer er seyn mag) schreibt Ἰόπη,
    vnd sagt/ sie sey also genannt worden/ gleichsamb Ἄιϑιὸπη, weil
    die Ethiopier daselbst gewohnet hetten. Welches er vielleicht auß
    dem
    Strabone herzu gezogen. Andere wollen/ Ἰόππη sey so viel als
    zierende Schönheit: wegen deß Orts Lust vnd Gelegenheit: denen
    mehr bey zu fallen.
    E〉 Es ist die meinung gewesen/ sie sey noch für
    der sündflut gewesen; als beym
    PlinioSachanmerkung vndt MelaSachanmerkung zue sehen. Von
    der Andromeda/ deß Königes Cepheus Tochter/ welche allhier am
    vfer in ketten gestanden/ vndt von einer grawsamen meerbestien
    hatt gefreßen sollen werden/ reden eben sie beyde/ vndt
    Solinus im
    37. cap. sonderlich; welcher auch gedencket/ das M. Scaurus
    vnter andern wunderwercken die gräten deßelbigen vngehewers
    zue Rom offentlich gezeiget habeSachanmerkung. Strabo aber im 16. buche helt
    es für eine fabelSachanmerkung. 〈Es vermeinet aber Sanchetz/ wie
    Cornelius
    Cornelii a Lapide allhier außzeichnet/ vnd zwar nit vergeblich/ die
    Heidnischen Poeten vnd historienschreiber haben dieses getichte
    vom Jonas/ der hierumb durch den Walfisch verschlungen vnnd
    von Gott erlöset ist worden/ hergenommen; wie dann vnterschie-
    + + +

    [Druckausgabe S. 200]

    dene fabeln von Deucalion/ Hercules/ Janus vnd andern jren
    vrsprung von vns empfangen haben
    Sachanmerkung. CE〉

    19 Nach Cydnus kalter flut] Nach Cilicien oder Tarsos. Cydnus
    ein wasser in Cilicien/ so durch die stadt Tarsos fleußt/ wie Valerius
    Maximus
    Sachanmerkung/ Vibius Se-
    [12]questerSachanmerkung/ EustathiusSachanmerkung/ StraboSachanmerkung vndt
    andere bezeugen. Es ist seiner klarheit/ kälte vndt reinigkeit we-
    gen sehr berhümbt. Solinus sagt:
    Quicquid candidum est, Cydnum
    gentili lingua Syri dicunt; vnde amni huic nomen datumSachanmerkung. Tibullus
    in des 1. buches Elegie:

    10 Hunc cecinere,
    At te, Cydne canam, tacitis qui leniter undis
    Caeruleus placidis per vada serpis aquisSachanmerkung.

    Ammianus im 25. buche: Cuius suprema et cineres, si quid tunc
    iuste consuleret, non Cydnus videre deberet, quamvis gratissimus
    amnis et liquidusSachanmerkung. vndt Q. Curtius im 3. buche: Cydnus non spatio
    aquarum, sed liquore memorabilis: quippe leni tractu e fontibus
    labens, puro solo excipitur. Nec torrentes incurrunt, qui placide
    manantis alveum turbent. Itaque incorruptus, idemque frigidissi-
    mus, quippe multa riparum amoenitate inumbratus, ubique fonti-
    bus suis similis in mare evaditSachanmerkung. Welcher örter ich der historie
    liebhabern zue gefallen außzeichne. Was dem großen Alexander
    wegen kälte dieses flußes/ als er darinnen gebadet/ wiederfahren/
    + +

    [Druckausgabe S. 201]

    erzehlen CurtiusSachanmerkung vndt ArrianusSachanmerkung in seinem leben 〈/ wie auch
    Galen. lib. De causis procatarcticisSachanmerkung. Von diesem Wasser disputirt
    Hier. MercurialisSachanmerkung lib. 4 Var. Lect. c. 2 CE〉.

    21 er aber wil jhn binden etc.] Claudianus Mamertus redet
    hiervon sehr wol:

    Quid profugus Tharsum vates, quem sorte pericli
    In mare deiectum spatioso bellua rictu
    Cepit et innocuum vasta ructavit ab alvo?
    Nonne docet ditione Dei mare et astra moveri?
    Namque Deum frustra fugiens, quem cuncta tenentem
    10
    [13]
    Nemo fugit, movit caeli simul et maris iras.

    Omnipotentis enim Domini natura rebellem
    Cognoscens, timuit per se quasi conscia tutum
    Ferre reum et ventis fugitivum vinxit et undisSachanmerkung.

    15 〈Martialis:
    Nullo fata loco possis excludereSachanmerkung. CE〉

    29 Durch Amphitriten feldt] Durch die sec Amphitrite des
    Meergottes Neptuns haußfraw/ des Oceans vndt der Doris toch-
    ter/ wirdt von den Poeten vor die see gebraucht.

    35 20 sie fliehn die Götter an] Dann wie in Syrien viel völcker wa-
    ren/ also hatte ein jegliches gleichsam seinen eigenen Gott.

    37 Der schreyt dem Belus zue] Josephus im 8. buche der Jüdi-
    schen Antiquitäten sagt/ das Belus der Tyrier Gott seySachanmerkung: Dio Ca-
    + + + + +

    [Druckausgabe S. 202]

    ßius im 77. buche spricht/ er werde in der Syrischen Stadt Apamea
    geehret/ vndt sey der
    [14] JupiterSachanmerkung 〈/ welches auch Diod. Sic. be-
    stetigtSachanmerkung.
    CE〉. Lactantius im 23. cap. des 1. buches von der fal-
    schen Religion heißt jhn der Babylonier vndt Aßyrier GottSachanmerkung. Ich
    laße es gelehrten leuten zue bedencken/ ob die tunckele inscrip-
    tion im 86. blate bey vnserm seligen Herrn Gruter nicht hieher
    könne gezogen werden; sonderlich weil Palmyrine/ so zue Syrien
    gehöret/ darneben genennet wirdt.

    ΑΓΛΙΒωΛω ΚΑΙ ΜΑΛΑΧΒΗΛω ΠΑΤΡωΟΙC ΘεΟΙC.
    10 Aglibolo et Malachbelo Patriis DiisSachanmerkung.

    Den Moloch haben die Ammoniter angebetet/ vndt jhm jhre söhne
    vndt töchter auffgeopffert; wie aus der bibel zue lernenSachanmerkung.

    37 vndt jener rufft Astarten] Von jhr sagt Cicero im 3. buche
    von natur der Götter/ als er viererley Veneres zehlet:
    Quarta Syria
    Tyrioque concepta, quae Astarte vocaturSachanmerkung. Ist also Venus vndt
    Astarte eine Göttin.
    Lucianus im buche von der Syrischen Göttin
    meldet/ es wurde Astarte zue seiner zeit von den Sydoniern geeh-
    retSachanmerkung. Die schrifft nennet sie AstarothSachanmerkung. Gregorius Nazianzenus
    in der
    15. Oration: Was wollen wir hierzue sagen/ die wir in
    vermehrung des reichthumbs kein ende wißen? die wir goldt
    vndt silber/ nicht anders als jene vorzeiten den Baal vndt die
    Astarte/ vndt jhren verfluchten Chamos/ anbetenSachanmerkung? Chamos
    war der Moabiter Gott;
    3. Reg.Sachanmerkung 11. 〈Von Astarte/ Derceto vnd
    dergleichen Sachen/ siehe was Laurentz Ramiretz disputirt/ im
    + + + + + +

    [Druckausgabe S. 203]

    21. Cap. seines Pentecontarchi; wie auch von Ninive im 45. Cap.Sachanmerkung
    E〉

    38 vom Adad] Der Aßyrier höchstem Gott. Macrobius Saturna-
    lior. lib. 1. cap. 23. Et ne sermo per [15] singulorum nomina deorum
    vagetur, accipe quid Assyrii de Solis potentia opinentur. Deo enim
    quem summum maximumque venerantur, Adad nomen dederunt.
    Eius nominis interpretatio significat, unus. Hunc ergo ut potentissi-
    mum adorant Deum, vndt was weiter folgetSachanmerkung.

    39 Ein theil von Derceto] des Ninus tochter/ die sonst auch
    Atargatis geheißen; wie im 16. buche
    StrabonisSachanmerkung zue sehen. Pli-
    nius sagt im 13. cap. des 5. buches/ sie sey zue IoppeSachanmerkung/ vndt im
    23. cap. zue Bambyce oder Hierapolis angebetet wordenSachanmerkung. Sie
    soll sich in ein see zue nechst der stadt Ascalon gestürtzt haben/
    vndt in einen fisch verwandelt worden sein/ wie Diodorus SiculusSachanmerkung
    vndt Lucianus meldenSachanmerkung. Hiervon erwehnt auch Ovidius
    4. Metam.

    – et dubia est, de te Babylonia narret
    Derceti, quam versa squamis velantibus artus
    Stagna Palaestini credunt coluisse figuraSachanmerkung.

    42 Zum Perseus] Des Jupiters vndt der Danaen Sohn/ welcher
    20 Andromeden/ derer oben erwehnet ist/ von dem grawsamen fische
    erlöset/ auch Medusen erleget hatt; nachmals vnter die gestirne
    kommen ist: worauff allhier gesehen wirdt.

    43 Sein Tarsos] Weil er dieser stadt erbawer ist/ wie SolinusSachanmerkung
    vndt Ammian Marcellin im 14. bucheSachanmerkung erzehlt: wiewol er auch
    +

    [Druckausgabe S. 204]

    solches einem vermögenden [16] manne auß Ethiopien/ Sandan
    genannt; EustathiusSachanmerkung den Argivern/ welche hiesigen ortes des
    Inachus tochter Io gesucht; andere/ vnter denen AtheneusSachanmerkung ist/
    dem Sardanapal zueschreiben. Als dann auch Strabo im 14. buche
    gedenckt/ daß auff seinem grabe soll gestanden sein:
    Σαρδανάπα-
    λος, ὁ ἀναϰυνδαράξεω παῖς, ἀγχιάλην ϰαὶ ταρσὸν ἔδειμεν ἐν
    ἡμέρῃ μιῇ Sachanmerkung. Sardanapalus, Anacyndaraxis Filius, Anchialen et
    Tarsum una die aedificavit. Es ist aber dieses mehr zuverstehen/
    das er sie wiedervmb auffgerichtet/ als von newem den grundt dar-
    zue gelegt habe; weil Jonas vmb seine zeit gelebet hatt. Dionysius
    nennet sie
    ταρσὸν ἐυϰτιμένηνSachanmerkung, die wolerbawte Stadt Tarsos;
    Ammianus/
    urbem perspicabilemSachanmerkung; Solinus Matrem urbiumSachanmerkung,
    eine Mutter der Städte in Cilicien: wie dann Dionysius auch
    Rom heißet

    15 μητέρα πασάων πολίωνSachanmerkung, –

    aller städte muter. Ihren namen soll sie empfangen haben/ wie
    er Dionysius vndt sein außleger wollenSachanmerkung/ vom worte
    ταρσός, wel-
    ches eine fußsole heißt/ weil geglaubt ist worden/ daß das geflü-
    gelte Pferdt Pegasus den Bellerophon allhier abgeworffen/ vndt
    im fallen daselbst eingetreten habe. Darumb sollte Tarsus ohn ein
    H. geschrieben werden. Doch erzehlt Eustathius auch andere
    meinungenSachanmerkung. 〈Die vnsrigen wollen/ die Cilicier rhüren her vom
    Tharsis Japhets Sohnssohne/ Genes. 10. 4. vnnd dannenher habe
    Tharsus die statt jhren namen; wie solches auch Josephus besteti-
    get
    Antiq. lib. 1. cap. 6.Sachanmerkung CE〉

    + + +
    [Druckausgabe S. 205]

    [... 17] 50 vndt vnbesorgt gedecket] Josephus sagt; Jonas habe
    mit bedecktem haupte gelegenSachanmerkung.

    57 Nicht gegenwertig sind] Nicht gnädig; vnbehülfflich. Eine
    inscription:

    5 PRAESENTIAE
    MATRIS DEVMSachanmerkung.
    Virgilius.
    Nec tam praesentes alibi cognoscere divosSachanmerkung. CE〉

    [18...] 65 Sprecht mehr jhr Heyden nun] wie ewer gebrauch
    10 ist/ das jhr zue meinen pfleget/ was vns guetes oder böses wieder-
    fehret/ sey nur ein blindes glück vndt vnglück. Andere örter mag
    ich in jhren büchern nicht aufschlagen; hieher gehöret aber son-
    derlich/ was Propertius in der 5. elegie deß dritten buches von
    seinen Göttern saget/ daß sie nemlich sich vmb die see vnbeküm-
    15 mert ließen.

    Paete, quid aetatem numeras? quid chara natanti
    Mater in ore tibi est? non habet unda deosSachanmerkung.

    vndt hernach:

    Ventorum est quodcunque paras. haud ulla carina
    20 Consenuit. fallit portus et ipse fidemSachanmerkung.

    [19...] 88 Ich bin es] Wie der H. Bernhardus diese worte auff
    vnsern Heilandt ziehe/ schawe in seiner 1. Sermon von der zu-
    kunfft des HerrenSachanmerkung.

    95 Das vfer fleucht] Denen so im schiffe sindt scheint das meer
    25 zue stehen/ vndt die erde sich zue bewegen.

    + +
    [Druckausgabe S. 206]

    Virgilius:

    Provehimur portu, terraeque urbesque receduntSachanmerkung.

    Eben er:

    Arva neque Ausoniae semper cedentia retro
    5 QuaerendaSachanmerkung. –
    [20]
    Seneca in den Trojanerinnen:
    Cum semel ventis properante remo
    Prenderint altum fugietque littusSachanmerkung.

    Vndt im Agamemnon:

    10 – aut terras procul,
    Quantum recedunt vela, fugientes notatSachanmerkung.

    101 Schreib vns sein blut nicht zue] Seinen todt. Also Matth.
    27:24. Ich bin vnschuldig an dem blute dieses gerechten.
    Siehe
    DrusiumSachanmerkung.

    [21...] 111 15 Vndt schleußt den himmel auff] Virgil. im 4. buche
    vom Ackerbaw:

    – ubi pulsam hyemem Sol aureus egit
    Sub terras, coelumque aestiva luce reclusitSachanmerkung.

    Ausonius in der Mosel:

    20 – Phoebusque sereno
    Lumine purpureum reserat jam sudus OlympumSachanmerkung.

    118 Ein vngehewrer fisch] Justinus Martyr im gespreche mit
    dem Juden Tryphon sagt:
    ἀπὸ τῆς ϰοιλίας τοῦ ἁδροῦ ἰχϑύοςSachanmerkung;
    wo das wort ἁδροῦ soviel als groß vndt starck bedeutet; wie es
    auch Quintilian
    lib. 12. Instit. cap. 2. außleget. Augustinus nennet
    jhn
    bestiam marinamSachanmerkung; Alcimus Avitus belluamSachanmerkung. Das es wegen
    +

    [Druckausgabe S. 207]

    der enge des halses/ vndt anderer innerlichen beschaffenheit/
    keine balene oder wallfisch könne gewesen sein/ disputiren Scali-
    ger
    wieder
    CardanumSachanmerkung 〈exerc. 104. sect. 10. CE〉 vndt Wilhelm
    Rondeletius in seiner FischhistorienSachanmerkung 〈/ vnd Vlysses Aldrovan-
    dus
    Sachanmerkung. Wie dieses die Heiden vermutlich auff jren Hercules/ der
    gleichfalls drey tage in einem fische gesteckt soll haben/ vnnd auff
    den dritten tag widerumb herauß kommen sein/ gedeutet/ hat
    Cor-
    nelius a Lapide
    Sachanmerkung anderswo her auffgemerckt. CE〉.

    119 Er kriegt ein hauß das schwebt] Sedulius in seinem ersten
    10 buche der Göttlichen wunderwercke saget außer maßen schöne:

    Ionas puppe cadens, ceto sorbente voratus,
    In pelago non sensit aquas, vitale sepulchrum.
    [22]
    Ne moreretur habens, tutusque in ventre ferino

    Depositum, non praeda, fuit, vastumque per aequor
    15 Venit ad ignotas inimico remige terrasSachanmerkung.

    Vndt Alcimus Avitus im buche von der Sündtflut nicht weniger:
    wiewol mir das wort pervadens im 1. verse verdächtig ist:

    Hauserat hunc valido pervadens bellua rictu,
    Immersumque mari ventris concluserat arca.
    20 Deglutire virum, fauces implere capaces,
    Ardenti monstro cum sit permissa potestas,
    Non licuit mordere tarnen, nil dentibus actum est:
    Sed cupidum intravit deludens praeda vorantem,
    Invasusque cibus ieiuna vixit in alvoSachanmerkung.

    121 25 Ists auch mitt menschen sinnen zue faßen etc.] Mit
    vnglaubigen gedancken. Wie dann Augustinus in der 6. frage der
    49. epistel bezeuget/ daß die heyden solches wunderwerck zue sei-
    ner zeit vnverlacht nicht laßen köndtenSachanmerkung. Er zeucht aber nicht
    + + +

    [Druckausgabe S. 208]

    allein deß fisches größe/ sondern auch die Göttliche allmacht an/
    welcher nichts vnmöglich ist.

    123 Drey tag’ vndt nächte] Für voll? sagt DrusiusSachanmerkung. Ich ver-
    meine er sey auff den dritten tag heraus geworffen worden/
    wie Christus den dritten tag erstanden ist. Jenes ist bekandt:
    wie Jonas im leibe des fisches drey tage vndt drey nächte
    gewesen ist: also wirdt des menschen Sohn drey tage vndt
    drey nächte im hertzen der erden sein. Welches Juvencus im
    2. buche der Evangelischen historien also gegeben:

    [23]
    10 Namque propheta cavo quantum sub pectore ceti
    Temporis absumpsit, terrae in penetralibus altis
    Progenies hominis tantum demersa iacebitSachanmerkung.

    Waßerley gestalt Christus vndt Jonas mitt einander können ver-
    gliechen werden/ zeigen nebenst vielen anderen Augustin in erst-
    benanter epistelSachanmerkung/ vndt im 4. buche
    de symbolo ad catechume-
    nosSachanmerkung, jtem im 1. buche der Evangelischen fragenSachanmerkung. Athanasius
    im 4. buche wieder die ArianerSachanmerkung/ vndt der
    Auctor Responsionum
    ad Orthodoxos, quaest. 64; welche Iustino Martyri zuegelegt wer-
    den
    Sachanmerkung. 〈Anastasius Sinaita Anagogicarum contemplationum in He-
    xameron lib. 3.Sachanmerkung vnd andere. E〉

    〈125 Also herauff gerufft.] Dieses deß Jonas ist ein carmen lyri-
    cum, sagt Bened. AriasSachanmerkung, tricolon tetrastrophon, fast gleich den
    Horatianischen:

    Et thure et fidibus iuvat, etc.Sachanmerkung


    Sonsten ist dieser gesang an worten vnnd meinungen dem
    68. Psalme Davids sehr ähnlich.
    CE〉

    + + +
    [Druckausgabe S. 209]

    [24...] 134 mitt meeren] Aus dem Ebreischen wirdt es gegeben:
    Du warffest mich in die tieffe im hertzen der meeren. Im
    hertzen/ in die mitten/ wie das hertze in der mitten des menschen
    ist. Der meeren/ entweder der vielen flüße halben die sich in das
    meer außgießen; oder/ wie etzliche vermeinen/ vndt auch Drusius
    erinnert/ wegen der vielen meere/ des Phenicischen/ Egyptischen/
    Cilicischen vndt anderer/ welche der fisch als Jonas in jhm gewe-
    sen vermutlich durchwandert hattSachanmerkung. 〈Manilius im 1. buche:

    – impensius ipsa
    10 Scire iuvat magni penitus praecordia mundiSachanmerkung.

    Vnd im 3.

    Quae quasi per mediam mundi praecordia partem
    Disposita obtineantSachanmerkung. – CE〉

    [25] 137 Doch hab’ ich etc.] Dieses nennet B. Petrus Damianus,
    in Opusc. 7. sive libro Gomorrhiano, ein fröliches schiffjauch-
    tzen.
    Quique navi, spricht er/ incolumis non valueras subire por-
    tum, sufficiat saltem perlati fluctus evasisse naufragium: et qui non
    meruisti ad litoris sinum sine jactura pertingere, libeat arenis expo-
    sito, post periculum alacri voce illud beati Ionae celeuma cantare:
    Omnes gurgites tui et fluctus tui super me transierunt; et ego dixi:
    abjectus sum a conspectu oculorum tuorum, veruntamen rursus vi-
    debo templum sanctum tuumSachanmerkung.

    138 Ich wil zue Solyma noch deinen Tempel schawen] Denn
    dahin sahen die betenden im alten testament. Oder wirdt durch
    den tempel des Herren der himmel verstanden; wie an vielen or-
    ten mehr. Ja bey den heyden selbst.
    Lucret. lib. 5.

    – altaque coeli
    Densabant procul a terris fulgentia templaSachanmerkung.
    Manilius:
    – coeli fulgentia templaSachanmerkung.

    30
    Lucanus:
    – coeli lucida templaSachanmerkung.

    + +
    [Druckausgabe S. 210]

    142 mein haupt hatt schilff vmbgeben] mooß/ welches im
    grunde vom waßer fortgeführet wirdt; nicht das so am vier steht.

    155 sie mögen jetzundt gehn] Die schiffer/ welche keinen rech-
    ten Gott kennen.


    164 vndt speyt jhn an das landt] Josephus sagt/ er sey lebendig
    vndt am gantzen leibe vnversehret nach dreyen tagen an das vfer
    des Euxinischen meeres außgespeyet
    [26] worden. ἐις τὸν ἔυξει-
    νον ἐϰβραϑῆναι πόντον; sindt seine worteSachanmerkung. Welches der be-
    schaffenheit vndt entlegenen weite halben vbel sein kan; also das
    dieser ort gelehrten leuten nicht ohn vrsach gedancken gemacht.
    Vndt scheinet als ob gelesen solle werden:
    εἰς τὸν Ἰσσιϰὸν ἐϰ-
    βραϑῆναι ϰόλπον , In sinem Issicum; oder πόντον; dann Sinus Issi-
    cus wirdt auch mare Issicum vom Solino cap. 41Sachanmerkung. genannt; wie
    auch vom
    Eustathio dem gelehrten erklerer Dionisii Alexan-
    driniSachanmerkung. Vndt es ist solches gar wol vermutlich/ das er durch Gött-
    liche versehung daselbst wiederumb möge sein außgeworffen wor-
    den/ wo er abgesegelt war.

    166 Auff Ninos schlösser zue] Ad Ninum Regiam; Weil daselbst
    die hoffstadt war. Vndt also werden gantze städte/ wo die hoffhal-
    tung ist/ von den scribenten
    Regiae genannt; Anurigrammum Re-
    gia, Bactra Regia, Co-[27]lonia Aelia Hadriana Augusta Zama Re-
    gia, vndt vnsere beym Strabone Νίνῳ τὸ βασίλςιον, Nini RegiaSachanmerkung.

    169 So nicht geschwinder kan etc.] Strabo meldet im 16. bu-
    che/ Ninos sey viel größer als Babylon gewesenSachanmerkung; von Babylon
    aber sagt Aristoteles
    libr. 3. Polit. cap. 2.Sachanmerkung Es were ein theil der
    bürger zue Babylon auf den dritten tag noch nicht innen worden/
    das der feindt die Stadt eingenommen hette. Wenn man auch be-
    dencket/ was Diodorus von Ninos schreibetSachanmerkung/ so ist die außlegung
    hiesigen ortes vnvonnöthen/ es sey auff die gaßen vndt plätze zue
    + +

    [Druckausgabe S. 211]

    ziehen/ welche nur in dreyen tagen hetten können durchgangen
    werden. 〈Hierüber hat
    Corn. de Lapide sehr viel vnd gute sachen
    verzeichnet
    Sachanmerkung. CE〉 Gott hat 〈jhn〉 aber in eine so große stadt ge-
    schickt/ weil daselbst auch größere laster sindt. Salvianus im
    8. buche von der Regierung Gottes:
    Omnes denique civitates nun-
    quid non lustris plenae sunt ac lupanaribus foetent? Et quid dixi
    omnes? Certe nobilissimae quaeque, ac sublimi adeo dignitate: quae
    etiam praerogativa est honorum in magnis urbibus, ut quantum pra-
    ecellunt caeteris magnitudine, tantum praestent impuritateSachanmerkung


    174 Nach vier mal zehen tagen] Von den 40. tagen/ die zur
    buße vndt fasten angesetzt sindt worden/ redet DrusiusSachanmerkung. Hier-
    zue setze auch dieses was Epiphanius cap. 7.
    Physiologi von einer
    art geyer oder Adler erwehnet/ daß selbiger vogel sich 40. tage des
    eßens enthalten/ vndt hernach wiederumb sich 40. tage darauff
    füllen sollSachanmerkung.

    175 wirdt sein ein fewerherdt Der glut von oben her] Wie

    [28] Sodoma/ vndt Gomorra. Denn also pflegen es die Theologen
    gemeiniglich auszuelegen. Vnter andern Alcimus Avitus im 4. bu-
    che.

    20 – vis criminis, inquit,
    Ardentis, nisi poeniteat, purgabitur igniSachanmerkung.

    vndt Prudentius:

    Impendet, inquit, ira summi vindicis,
    Urbemque fiamma mox crepabit, crediteSachanmerkung.


    Vor viertzig lesen die Griechen/ vndt mit jhnen auch andere/ nur
    drey tage: von denen auch Caßianus ist
    collatione 17. cap. 25Sachanmerkung.

    + + +
    [Druckausgabe S. 212]

    Hierüber zweiffelt Augustinus im 44. cap. des 18. buches von der
    Stadt GottesSachanmerkung.

    [29...] 177 Er bricht den hohen muth] – fregitque reos, – sagt
    Claudianus MamertusSachanmerkung. Alcimus Avitus sehr wol:

    5 Non plus fatus erat, totus conjurat in omne
    Lamentum populus, concurrunt undique fletusSachanmerkung.

    Von der Niniviten bekehrung siehe Augustinum 1. 21. Civitatis di-
    vinae, cap. 24Sachanmerkung.

    182 Säcke] hiervon disputirt Casaubonus vber die Jahrbücher
    BaroniiSachanmerkung. 〈Dieser Art nach haben vielleicht die Egyptischen
    Münche der alten Kirchen jhre Röcke ohne ärmel getragen/ wel-
    che
    Saccus und Saccineatoga genennt worden: wie auß dem Rufino
    vnd Hieronymo mein grosser Freund Claudius Salmasius zum Ter-
    tulliano
    de Pallio auffgemercketSachanmerkung. E〉


    183 Der König] Phul Beloch/ wie etzliche meinen: oder sein
    Stadthalter zu Ninos/ weil Beloch selbst zue Babylon soll gewohnet
    haben 〈/ oder Sardanapalus/ wie jrer viel wollen.
    CE〉. Doch ist
    beydes vngewis. Schawe
    DrusiumSachanmerkung.

    [31...] 214 Nach Tarsos pfützen zue] Strabo meldet im 14. bu-
    che/ daß an dem ausgange des waßers Cydnus/ welches/ wie er-
    wehnt/ durch die Stadt Tarsos fleußt/ eine pfütze oder see sey/ dar-
    innen die schiffe zue liegen pflegen.
    ϰαὶ ἔστιν ἐπίνειον ἡ λίμνη τῆς
    ΤαρσοῦSachanmerkung: eaque palus navale est Tarsi, sagt er.

    232 Ein kürbiß] Die alten sindt von diesem gewächse/ [32] was es
    eigentlich gewesen/ vnterschiedener gedancken; wie dann auch
    Hieronymus vndt Augustinus hierüber gestriten. Es ist aber nicht
    + + +

    [Druckausgabe S. 213]

    zue zweiffeln/ das es eben dieses sey/ was Dioscorides ϰιϰὶ nen-
    netSachanmerkung/ wie dann auch Hieronymus in einer epistel sagt:
    In Hebraeo
    volumine ciceion scriptum habetur, quam vulgo Syri ciceiam vo-
    cantSachanmerkung. ἦν δὲ ὁ σιϰυὼν ϰολόϰυνϑα αἰφνίδιος; erat autem hedera
    cucurbita repentina; spricht Justinus Martyr im gespreche mit
    Tryphon dem JudenSachanmerkung. 〈Siehe sonderlich was Junius allhier hat
    auffgemerckt
    Sachanmerkung. CE〉

    234 Die kühlen armen] die äste. Virg. 6. Aen.

    In medio ramos annosaque brachia pandit
    10 Ulmus opaca, ingensSachanmerkung.

    vndt 2. Georg.

    Inde ubi jam validis amplexae stirpibus ulmos
    Exierint, tunc stringe comas, tunc brachia tondeSachanmerkung.

    237 Durch einen wurm] Augustinus lib. 9. de Genesi ad literam:
    Pervenit iussio Dei non solum ad homines, nec solum ad aves et
    pecora, verum etiam ad ea quae sub aquis latent, sicut ad cetum, qui
    glutivit Ionam. Nec solum ad ista majora, verum etiam ad vermi-
    culum; nam et huic legimus divinitus iussum, ut radicem cucurbitae
    roderet, sub cuius umbraculo Propheta requieveratSachanmerkung.


    264 Was recht sey oder linck] Salvianus Maßiliensis in einem
    schreiben spricht/ das Gott hiermit andeute
    / propter sinceritatem
    innocentium, se etiam culpis nocentium pepercisseSachanmerkung.

    [Linie und Kolophon nur X; siehe die Titelaufnahme.]

    + +



    Zitierempfehlung:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

    Zitierempfehlung der Druckausgabe:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),