Hoc unum patriae

[Druckausgabe S. 318]

101
  • Sz 134
  • Dü 128
  • 1628

    Hoc unum patriae

    Der Heidelberger Altphilologe Janus Gruterus war am 10./ 20. September 1627 gestorben. Unmittelbar darauf schrieb Bal- thasar Venator einen umfangreichen Nachruf, dem er von Freun- den, Kollegen und früheren Schülern verfaßte Epicedien hinzufü- gen wollte. Er bat Opitz um einen Beitrag und erhielt dessen Zu- sage aus Breslau am 4. Mai 1628; Rei 262,39. Venator bestätigte den Empfang von Opitz’ Epigramm am 29. November aus Tübin- gen, wo Flayder ebenfalls an einem Nachruf arbeitete; Rei 280,39. Der Panegyricus Jano Grutero scriptus, 143 Quartseiten, erschien bei Peter Aubert 1630 in Genf, wo Venator sich als Rei- sebegleiter zweier Adliger aufhielt; diese Schrift wurde noch mehrmals neu aufgelegt.

    Opitz’ Beitrag steht auf S.131 f. unter den Epicedia Ami- corum; weitere Beiträge stammen von Daniel Heinsius, Hugo Grotius, Friedrich Spanhemius et al.

    Opitz’ Gedicht betont das Ereignis, welches schwerwiegend in das Leben des Gelehrten eingegriffen hatte, die Verwüstung der Pfalz durch die Spanier unter Spinola. Die Universität wurde 1622 ge- schlossen, und Gruter war zunächst nach Tübingen, dann nach Bretten geflohen. Einem Ruf nach Groningen konnte er nicht mehr folgen. Die Palatina, deren Bibliothekar Gruter seit 1602 als Nach- folger von Melissus Schede gewesen war, wurde nach Rom abtrans- portiert, wobei auch eine Anzahl von Gruters eigenen Büchern und Papieren mitging. Aus der Fülle von Gruters Veröffentlichungen greift Opitz nur zwei heraus: die Anthologie neulateinischer Dichter – Delitiae poetarum Germanorum, Belgarum und Italorum, zehn Bände, und das Monumentalwerk in Folio, Inscriptiones antiquae totius orbis Romani, 1602 (21616). Zeile 17 bringt wohl eine Anspie- lung auf Gruters Symbolum: »Ora et mors«. (J. Zincgref zitiert den Ausspruch Gruters »Non possum melius quam mori«. Apophtheg- mata, Straßburg 1628, II 302.). Das »invicte parens« in Z. 19 deutet einmal mehr auf das zwischen Opitz und Gruter herrschende herzli- che Verhältnis hin.

    Zu Gruter siehe die Einleitung von Nr. 46, außerdem noch den Artikel von Peter Fuchs in NDB (mit Bibliographie bis ca. 1966); Leonard Forster, Janus Gruter’s English Years, London 1967 und

    [Druckausgabe S. 319]
    J.-U. Fechners »Nachwort« zu Martin Opitz: Jugendschriften bis 1619, Sammlung Metzler 88, Stuttgart 1970.

    IN OBITUM SUMMI VIRI IANI GRUTERI,
    sui dum vixit et literarum parentis.
    HOc unum patriae fatorum poena remisit
    Hactenus excessum, magne Grutere, tuum.
    Parcite Germani, mors ira vincit Iberum;
    Sit licet austerus; mitius ipse furit.
    5 Sensimus armorum leges, frustraque reluctans
    Tellus dulce pium ponere iussa fuit:
    Traducti Romam libri sunt insuper illi.
    Vix tua quos olim vidit, Apollo, domus.
    Post agros et opes et scripta aeterna superstes
    10 De tanta rerum sorte Gruterus erat.
    Hunc tarnen et Gallus docilis fratresque Batavi
    Cimbriaque, hic nullo frigore tacta, petit.
    Sed manet, et senio fractus curisque molestis
    Exilium toties ferre fugamque negat.
    15 Dumque vel auctores priscos, vel reddere luci
    Marmora barbariem passa situmque cupit,
    Plurima conantem, sed ad hoc tarnen ante paratum,
    Surripit astriferi gratia tota poli.
    Gaude, invicte parens: nec posteritatis amori,
    20 Nec caeli nocuit sedibus ullus Iber.
    Sachanmerkung + + + + +



    Zitierempfehlung:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

    Zitierempfehlung der Druckausgabe:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),