O du Quell der Heylsamkeit/

97
  • Sz 86
  • Dü 95
  • 1628

    O du Quell der Heylsamkeit/

    Einzeldruck X: SERENISSIMO | DUCI LIGNICENSENSI | PRIn- cipi OPTimo, | ad Aquas Sileſiacas iturienti; | MART. OPITIUS, | Celſitud. Ejus ab Officiis Aulae, | incolumitatem & vigorem | corpo- ris precatur. [Am Ende, unter einer Linie von 15,3 cm] Gedruckt im Jahr 1628.

    4°: 1 Bogen, unsigniert Exemplar: Breslau, als Druck in Ms. R 2306 eingeklebt.

    Daß Opitz die Beziehungen zu Herzog Georg Rudolf nicht ab- brach, trotzdem er in Dohnaschen Diensten stand, erhellt u. a. aus diesem Werk. Kriegshandlungen hatten dem Herzog seit 1626 schwer zugesetzt. 1627 bezogen kaiserliche Truppen unter Wallen- stein Winterquartiere in Schlesien. Zwar marschierte Wallenstein im August zur Belagerung von Stralsund wieder ab, aber im Septem- ber kam es zu blutigen Kämpfen zwischen Dohnascher Infanterie und liegnitzischen Truppen. Nach vergeblichen Vorstellungen gegen die habsburgischen Dragonaden legte Georg Rudolf Ende 1628 (oder Anfang 1629) sein Amt als Oberlandeshauptmann, das er seit 1621 innegehabt hatte, nieder. Zeile 6 scheint darauf hinzudeuten, daß er das Oberamt zur Zeit der Abfassung dieses Gedichts noch innehatte, doch kann sich ›Haupt‹ natürlich auch auf sein Amt als

    [Druckausgabe S. 218]
    Herzog beziehen. Wie der Titel in F ausweist, war der Erholungsort das im Kreise Hirschberg gelegene Bad Warmbrunn; siehe hierzu auch Werk Nr. 115.191.

    In C II ist das Gedicht das zweite der Abteilung Oden oder Ge- sänge. Unter der Seitenzahl 392 und einer Linie, 7,8 cm, folgt der Titel »Als Ihr. Fürstl. Durchl. zur Lignitz in den warmen Brunnen zu verreisen gesonnen.« Die Initiale O ist vier Zeilen im Geviert, 1,7 × 1,7 cm.; über S. 393 keine Linie; das Gedicht endet unten auf S. 393 ohne jegliches Ornament.

    In F II findet sich das Gedicht in der Abteilung Erstes Buch der Poetischen Wälder und erstreckt sich von S. 16 unten bis zur Hälfte von S. 18. Über dem Titel befindet sich eine aus Eicheln und Doppelpunkten zusammengesetzte Zierleiste von 0,3 × 7,8 cm. Die Überschrift lautet »Als Ihr. Fürstl. Gn. ... Brunnen bey Hirschberg zuverreysen gesonnen.«

    Gottsched bringt dies Gedicht vollständig unter den Beispielen zur Crit. Dichtk. 1742, S. 431. Kurze Besprechung bei Gellinek 193 f.

    O du Quell der Heylsamkeit/
    Du berümbter Arzt der glieder
    Wir vertrawen dir nun wieder
    Trost vnd Hoffnung dieser Zeit:
    5 Schaw es giebet vnser Landt
    Dir sein Haupt in deine Handt.


    Kompt/ jhr Nymfen/ säumet nicht/
    Kompt entgegen her gegangen;
    Eylet frewdig zu empfangen
    10 Aller Fürsten Ziehr vnd Liecht:
    Ehret seine Göttlichkeit/
    Weil jhr selber göttlich seydt.

    Sachanmerkung +
    [Druckausgabe S. 219]

    Last den süssen West hier sein;
    Laßt den Zacken reicher fliessen;
    15 Springauff/ Lilien/ Narcissen
    Füllet ewren Körben ein:
    Strewt den Weg mit Rosen voll
    Wo mein Phebus gehen soll.


    Riesenberg/ erfrewe dich;
    20 Dein begrüntes Baumgewölbe/
    Die gebehrerinn der Elbe/
    Neyge für dem Printzen sich:
    Steht zu Diensten allzumal
    Wiesen/ Felder/ Wald vnd Thal.


    25 Aber du/ du werther Heldt/
    Den die Schar der Musen liebet/
    Dem sie einen Namen giebet
    Den noch zeit noch sterben fellt/
    Denke was du jetzvndt thust;
    30 Nim zwar Wasser/ doch mehr Lust.


    Hier soll gar kein Kummer seyn;
    Hier verscheubt man grosse Sachen;
    Rhue/ genügen/ reden/ lachen
    Steige frölich mit dir ein:
    35 Fürsten ist auch Sorg’ vnd Wahn/
    Nicht nur Menschen Vnterthan.


    Ihr Gemüte schwüllet nicht/
    Wann das Glücke sie bescheinet:
    Thut nie kläglich/ seufftzt vnd weinet/
    40 Wann der sturm den Mast zerbricht/
    Bleibet allzeit vnbewegt/
    Wird nicht anders als er pflegt.


    + + + + + +
    [Druckausgabe S. 220]

    Fleuch zu suchen gar zu weit
    Was sich Morgen zu wird tragen;
    45 Nim das beste von den Tagen
    Die der Himmel dir verleyht.
    Unser wesen hat sein Ziehl/
    Sorge wenig oder viel.




    Zitierempfehlung:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

    Zitierempfehlung der Druckausgabe:

    Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),