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Jonas
Einzeldruck X: Martin Opitzen | Jonas. [Am Ende, S. 32, unter ei- ner zehnfach zusammengesetzten Linie von 10,7 cm Länge:] Ge- druckt zum Brieg/ | In verlegung David Müllers Buchhändlers | in Breßlaw/ im Jhar 1628.
4°: A–D Exemplare: Breslau 355091 (4 E 515/29) und 4 V 57/3; Yale UL, Fd F 211; Berlin SB (PK), Yh 9001 R; München SB, P. o. germ. 160; Exemplar im Besitz des Hrsg.s
Das Titelblatt ist erwartungsgemäß unsigniert und unpaginiert, die Rückseite unbedruckt. S. 3 enthält die Widmung, die sich bis zur oberen Hälfte von S. 4 erstreckt; Typengröße ist die auch in den Erklärungen benutzte Tertia-Fraktur. Die erste Zeile, mit Initial-G in Höhe von zwei Zeilen, ist aus der Fibel- oder Donatschrift gesetzt. Auf S. 5, unter dem den Haupttitel wiederholenden Kopftitel, auf der oberen Hälfte die ersten 12 Zeilen des Gedichtes, aus der Mittel- Fraktur; darunter, in Tertia-Fraktur, Anfang der Erklärungen, 10 Zeilen. Die Hinweisworte erscheinen in der Gedicht-Type, Ab- schluß durch runde Klammer. Der Druckspiegel (ohne Seiten- und Signaturzeile) beträgt ca. 14,4 × 10,7 cm. Die volle Gedichtseite enthält 30 Zeilen; die Erklärungsseite zwischen 25 und (bei Verwen- dung von Zeilen in der kleineren Zitiertype) bis zu 27 Zeilen. Der Druck ist technisch kompliziert, da viele lateinische und griechische Zitate vorkommen, doch die Ausstattung einfach: abgesehen von (zwei anspruchslosen Initial-Buchstaben und) der Linie auf S. 32 finden sich keinerlei Verzierungen, die Alexandrinerpaare sind nicht wechselweise eingerückt und Zeilenbezifferung fehlt.
Die zuerst S. 5 auftretende Mischung von Gedicht und Erklärung zieht sich durch den ganzen Druck hin. Folgende Seiten enthalten nur Erklärungen: 6, 7, 10, 11, 12, 14, 15, 22, 25, 27 und 32; S. 30 enthält als einzige nur Alexandriner. Durch die Mischung von Gedicht und Erklärung, die auch in den beiden folgenden Ausgaben beibehalten wurde, macht der Dichter augenfällig, wie wichtig ihm in diesem Falle das Zur-Schau-Stellen gelehrten Wissens war, mochte das Dargebo- tene auch weitgehend aus zweiter Hand stammen.
In Sammlung C, Teil II, S.[62]–93, steht das Werk an dritter Stelle, nach dem Hohen Lied und den Klageliedern Jeremia. Es fol-
Auch in Sammlung E, S. [56]–85, rangiert das Werk (hinter den- selben Werken wie in C) an dritter Stelle, an vierter steht Judith. Titelseite wie in XC. Unter der in Seitenmitte oben stehenden Seiten- zahl 57 und einer Zierleiste von 1,0 × 7,3 cm die Überschrift der Widmung mit den jetzt leicht abgeänderten Titeln Köhlers. Text der Widmung ist aus derselben Schrift gesetzt wie die Erklärungen. Aus dem »Geehrten« wird ein »Gelehrter ... Freundt«, was möglicher- weise ein unkorrigiert stehengebliebener Setzerfehler ist, denn Köh- ler ist durch keinerlei Veröffentlichungen bekannt geworden. Auf S. 59 (Seitenzahl in der Mitte über einer Zierleiste von 0,7 × 7,3 cm) der Kopftitel und nach einer Initiale von vier Zeilen im Geviert die ersten 12 Zeilen des Gedichts; dann der Anfang der Erklärungen, wiederum aus einer größeren Type gesetzt. Hinweisworte in dersel- ben Größe und Typenart wie die Glossen selbst. Kolumnentitel, S. 58 Vorrede. S. 60–85: Martin Opitzen || Jonas. (Nach »... Opitzen« meist kein Interpunktionszeichen, doch fünfmal steht ein Punkt, zweimal eine Virgel.) Die Letter für den Punkt wurde beim Setzen des Gedichtes in E defekt: immer wieder fehlt der Punkt am Ende von Sätzen.
Wie bei X ist die Ausstattung bei CE einfach. Hrsg. vorliegender Ausgabe hat die gewohnten Änderungen vorgenommen – typogra- phische Vereinheitlichung, Vereinfachung, Einrückung, Zeilenzäh- lung – doch wäre es technisch schwierig gewesen, Gedicht und Er-
Über Entstehung und Veröffentlichung des Jonas sind wir, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, durch die erhaltene Korrespon- denz unterrichtet. In dem ausführlichen Brief an Buchner aus Neisse, 1. Okt. 1627 (Geiger, Brief 8) wird Jonas noch mit keinem Wort erwähnt. Am 25. Dez. klagt der Dichter von Prag aus (ibid., Br. 9) er habe viel Zeit mit Festlichkeiten verloren – er wurde u. a. hier in den Adelsstand erhoben –, Zeit, die er den »studiis« be- stimmt hatte. Am Rande erwähnt sei, daß dieser Brief Buchner durch Georg Köhler von Mohrenfeld überbracht wurde, denselben, dem Opitz dann am 3. Juli 1628 das Werk zuschrieb. In der zweiten Woche des Januar kehrte Opitz nach Breslau zurück, doch beschäf- tigte er sich zunächst mit dem Lob des Kriegsgottes. Erst in dem Brief vom 24. Apr./4. Mai 1628 an Venator (Rei 262, 94; ich nehme mit Reifferscheid an, es handelt sich hier um den Jonas) hören wir von dem Gedicht, daß es sich nämlich schon im Druck befinde. Am 7. Mai übersandte Opitz dem Freunde Buchner ein Exemplar der Laudes Martis und berichtet: »Nunc Ionam Prophetam, quem Gro- tius latino sermone fecit, nostris versibus ego reddidi additis iis no- tis, quae docere etiam eos possunt, qui theologiae scientiam profi- tentur ...«. Für die Erklärungen habe er »totam antiquitatem eccle- siasticam« durchstöbert (Geiger Br. 10). Das Widmungsdatum wird ziemlich genau mit der Fertigstellung, bzw. Veröffentlichung über- einstimmen. Am 11. August teilt Opitz Buchner mit, er sende ihm ein Exemplar; zugleich schreibt er mit leicht ironischer Selbstabwer- tung: »In propheta fere obscuro lepidum moliri difficile fuit« (Gei- ger Br. 12).
Der herzoglich-liegnitzische Rat Georg Köhler von Mohrenfeld entstammt einem Geschlecht, das von Sinapius II, 436f. als »früher zum schlesischen Adel gehörig« bezeichnet wird. Wie die Titel in der Anrede verraten, betätigte Köhler sich vorwiegend auf dem Gebiet der herzoglichen Finanzen. Als er sich am 13. April 1638 in Liegnitz mit Anna Elisabeth von Geyersberg, geb. Henrich, verheiratete, sandte Opitz aus Danzig dem Paar das fünfzehnstrophige Epithala- mium »Daß der weite Baw der Welt«; siehe unter den Werken des Jahres 1638.
Mit Hugo Grotius und dessen geistiger Welt wurde Opitz vermut- lich schon 1619 im Hause Lingelsheims und durch dessen Vermitt-
Die Jonas-Übersetzung findet sich erwartungsgemäß auch in den vom Dichter nicht autorisierten Sammlungen des 17. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert brachte Triller sie in Bd. III/IV seiner Ausgabe, S. 41–72, mit erweiterten Anmerkungen und einer Mitteilung am Ende, worin er mit dem ihm eigenen Enthusiasmus angibt, Opitz wäre mit seiner Übersetzung zwar »ungemein glücklich gewesen«, doch habe er sich von der »unvergleichlichen Schönheit seines fast unnachahmlichen Originals ... bisweilen ziemlich weit entfernt«; auch habe er »den sonderbaren Nachdruck desselben nicht jeder- zeit völligh ausgedrücket«. Außerdem habe Opitz am Ende ganze zehn Verse unübersetzt gelassen, die Triller nun im Original und in eigener Übertragung nachliefert. Tittmann (1869) und Oesterley (1889) bringen den Jonas nicht.
Abgesehen von kurzen Erwähnungen hat sich die Forschung kaum mit diesem Werk beschäftigt. Lediglich Hugo Max widmet ihm einige Seiten (102–11). Er führt aus, warum sich Opitz den »glat- ten« Versen des Grotius nur zu willig angeschlossen und sie »ein- fach« übertragen habe. Die Auslegungen in ihrer Gelahrtheit, ihrer »unnötigen Weitschweifigkeit und kompilatorischer Kleinigkeits- krämerei« seien für uns »öd und unbedeutend«. Die Verse tadelt er, denn sie »stimmen mit mathematischer Genauigkeit«.
Martin Opitz
An den Edlen vnd Vesten
Herrn Georgen Köhlern
von Mohrenfeldt/
5 Fürstl. Lignitschen Regierungs vndt
Cammerrhat/ auch Rent-
meister.
GEehrter Herr/ Vertrawter Freundt vnd Bruder/ Vber den Pro- pheten Jonas haben nicht allein die alten Kirchenlehrer/ Ambro- sius/ Hieronymus/ Chrysostomus/ Maximus Taurinensis/ Theodo- retus/ Theophilactus vndt andere jhre schöne gedancken vndt auslegungen gehabt/ sondern er ist auch vnlengst von einem be- rhümbten Manne Poetisch im Latein so wol gegeben worden/ daß ich mir dannenher/ jhn in vnsere reime zue bringen/ vndt deßel- ben fußstapffen nach zue gehen/ anlaß genommen. Weil ich nun/ so viel sich meine wenigkeit erstreckt/ hierbey zimlichen fleiß an- gewendet/ worumb ich mich dann an gelehrte leute nicht vngern laßen wil/ als habe ich diesen meinen Propheten/ Nebenst not-[4] wendiger vndt nützlicher erklerung zum drucken zuvbergeben kein bedencken getragen. Daß aber des Herrn Brudern name hiervor gesetzt wirdt/ geschiehet zu keinem andern ende/ als da- mit ich die auffrichtigkeit vndt freundtschafft/ welche wir von etli- chen Jaren gegen einander gepflogen/ meines theils nur ein wenig hierdurch bezeugen/ vndt jhn in solchem seinem guetmei- nen gegen mir fort zue fahren veranlaßen möge. Befehle jhn bey- nebenst dem Allmächtigen.
Breßlaw den 3. Hewmonats tag/ des 1628. Jhares.
Martin Opitzen
Jonas.
DEr Höchste/ zu der zeit als Ninos hochvermeßen
Den Himmel vndt sich selbst gestellet in vergeßen/
Sprach seinen Jonas an/ des Amithaons Sohn:
Auff/ auff/ du mein Prophet/ vndt mache dich darvon
5 Hin in die grosse Stadt/ die mawer der Aßyrer/
Wo Tygris schöne fleußt der schnelle waßerführer/
Vndt schrey jhr leben an. Sprich: jhrer sünden last/
Die lust der üppigkeit so alle tugendt haßt/
Ihr wißen vnd nicht thun/ jhr scheutzliches gemüte
10 Dringt meines schmertzlich durch/ vndt reißt mir alle güte
Auß meiner trewen handt. So sage mich hier an
Daß ich zwar gnädig bin/ doch auch gerecht sein kan.
Was nimpt der arme für? Er meinet zue entrinnen/
Zue fliehn den niemandt fleucht/ vndt hatt in seinen sinnen
15 Das Landt Cilicien daselbst wo Taurus steht
Der weiße nimmerwirth. Drumb eilet er/ vndt geht
Biß auff loppe hin/ wo Cepheus kindt an banden
Am rawen vfer stundt. Hier ist ein schiff verhanden
Nach Cydnus kalter flutt; in diß düngt er sich ein/
20 Setzt hoffnung auff ein bret/ vndt denckt mehr frey zue sein
Im waßer als bey Gott: er aber wil jhn binden
Mitt seiner ströme zorn’ vndt vngehewren winden/
Den dienern seiner krafft. Das bleiche meer ergrimmt/
Es fühlt den grimmen Nort/ der alle Sonne nimpt/
25 Vndt macht den tag zur nacht/ die trüben wellen toben/
Der wolcken vnmuth geußt noch eine See von oben/
Des schnellen plitzes glantz führt eine liechte bahn
+ + + + + +
Durch Amphitriten feldt/ der Donner holt zuesammen
30 Sein schrecken/ forcht vndt angst/ vndt schmeltzt mit
[seinen flammen
Den sehr erhitzten schaum; die lüffte suchen lufft/
Das schiff steigt baldt empor/ vndt feilt baldt in die klufft
Der erden die es fleucht; die seiten breter krachen/
Der hohe mastbaum wanckt: das beste von den sachen
35 Scheint beten noch zue sein: sie fliehn die Götter an/
Auß denen keiner doch jhm selbst nicht rhaten kan.
Der schreyt dem Belus zue/ vndt jener rufft Astarten;
Ein theil vermeint sein heil vom Adad zue erwarten/
Ein theil von Derceto: ein jeder klagt die noth/
40 Vndt tregt gelübde für den Göttern ohne Gott/
Ohn’ himmel vndt sich selbst. Es ist ein großes flehen
Zum Perseus daß er sie sein Tarsos laße sehen/
Sein Tarsos das also den namen führen muß/
Dieweil das flügelpferdt im fallen seinen fuß
45 Allhier hat eingesetzt. Sie wurffen auß die sachen
Darumb sie sich gewagt/ das schiff mehr frey zu machen/
Vnd liebten nicht das guet für jhres leibes wahr/
Verlißen den gewinn/ zue laßen die gefahr.
Kein mensch ist kummerloß/ nur Jonas liegt gestrecket
50 Zue vnterst’ in das schiff/ vndt fleißig zuegedecket/
Wie? fengt der schiffherr an/ vermagst du jetzt noch rhue
Zue nemen in der angst/ vndt rasten solche glieder
Darnach der todt schon greifft? herauff vndt falle nieder/
55 Vermahne deinen Gott/ sprich (wo du einen hast)
Er solle beystandt thun: vieleicht/ weil vnsre fast
Nicht gegenwertig sindt/ wirdt er sich guet erzeigen/
Getrewe freundtligkeit der ohren zue vnß neigen/
Vndt wenden was vns treibt. Sie glauben sämptlich auch
60 Der vngehewre sturm/ so wieder den gebrauch
Der gütigen natur/ sey von dem himmel kommen/
Vndt habe seinen grimm auff einen fürgenommen/
+ +
Der alle nun betrifft: Drumb treten sie herbey/
Vndt schawen auff das loß wer jhr verterben sey.
65 Sprecht mehr jhr heiden nun/ das alle ding’ auff erden
Durch glück vndt blinden fall guet oder böse werden/
Nicht auß gesetzes krafft so einem jeden spricht
Sein vrtheil vndt verdienst. Die Losung irret nicht;
Sie fellt gar recht/ vndt wirdt prophete vom propheten/
70 Des vbels höchster schuldt/ dem stiffter dieser nöthen;
Dann von der gantzen schar wirdt Jonas nur ernannt.
So fragen sie jhn nun/ theils vmb sein vaterlandt/
Wie seinetwegen sich des himmels zorn erweise/
75 Vndt folg’ jhm auff der see? Wißt daß ich weit hiervon/
Vndt ein Ebreer bin/ spricht Amithaons Sohn.
Ich bin/ doch war ich mehr (O das ichs recht verblieben!)
Von denen welche Gott für jhnen selber lieben/
Den allerhöchsten Gott der lufft vndt wolcken regt/
80 Der landt vndt see gemacht/ den grundt der welt gelegt/
Vndt alles ist vndt thut. Sie zittern für erschrecken/
Vndt zwingen jhn die flucht des gueten zue entdecken/
Zue sagen was für sünd’ vndt vbel er gethan/
Darumb sein Gott auch sie mitt jhm verfolgen kan.
85 Sie heischen ferner rhat/ durch was sie doch für sachen
Die vngestüme see geneygter können machen/
Ich bin es/ fengt er an/ den sein verhengniß sucht/
Vndt baldt gefunden hatt. Sollt jhr nun anders leben/
90 So mußt jhr mich der flut zue einem opffer geben:
Hier bin ich/ werfft mich aus. Die see heischt meinen todt/
Vndt wenn jhr sie gewehrt/ so kompt jhr aus der noth.
Sie rudern allesampt/ vndt laßen nichts erwinden/
In meinung einen weg dem hafen zue zue finden:
95 Vmbsonst; das vfer fleucht; die hoffnung vndt das landt
Wirdt jhnen durch den sturm gerießen aus der handt/
Die wellen hören nicht. Derhalben als sie sehen
Daß aller fleiß erliegt/ so laßen sie geschehen
Was nicht zue meiden ist. Herr/ fengt ein jeder an/
100 Ach rechne nicht an vns was dieser mann gethan/
Schreib vns sein blut nicht zue. Es ist kein zorn noch haßen/
Kein geitz der vns diß heißt. Wir wollen ja jhn laßen
Weil du jhn haben wilt. Dir sey es heimgestellt/
Als der du laßen kanst vndt thun was dir gefellt.
105 So wirdt er nun gefaßt vndt vber bort geschmießen
Hinunter in das meer: baldt sieht man stiller fließen
Der starcken wellen macht; der wilde schaum zergeht/
Die segel geben sich/ der winde toben steht/
Die Sonne fenget an das blawe meer zue mahlen/
110 Gantz lieblich wie sie ist mit jhren reinen stralen/
Vndt schleußt den himmel auff. Die schiffer werden bleich/
Ihr hertz’ entsetzet sich für frewd’ vndt angst zuegleich/
Vndt thut die augen auff/ lernt diesen Herren kennen
Der auch zur see regiert/ lernt seinen namen nennen/
115 Sieht das er ist ein Gott/ vndt andre Götter stein/
Gelobet jhm gelübd’/ vndt opffert jhm allein.
In deßen kömpt von dem der thier’ vndt menschen zwinget/
Ein vngehewrer fisch so Jonam gantz verschlinget/ [das schwebt/
Vndt scheutzlich in sich schluckt. Er kriegt ein hauß
120 Ein meer ohn alles meer/ ein grab das selber lebt/
Vndt jhn nicht sterben leßt. Ists auch mitt menschen sinnen
Zue faßen/ daß ein mensch hier solle bleiben können?
Drey tag’ vndt nächte hatt er drinnen zuegebracht/
Vndt aus der bestien ein Gotteshauß gemacht/
Vndt der sie strafft mein Gott/ tieff in des meeres gründe/
In eines fisches bauch so weit verstecket hatt
Das liecht vndt lufft gebricht/ jedennoch weiß ich rhat.
+ + + + + + +
130 Der durch die wolcken dringt. Mein leib der wird gereget
Vom fisch’/ vndt Gott von mir. O Herr/ ich flohe dich/
Schlug deine botschafft auß; vndt darumb hast du mich
In dieses kerkers nacht für aller welt verschloßen/
Hier wo ich armer mensch mitt meeren vbergoßen/
135 Mitt flüßen so die see verschlingt vmbgeben bin.
Du wendest billich ja die augen von mir hin/
Nimpst tag vnd dich hinweg. Doch hab’ ich das vertrawen/
Ich wil zue Solyma noch deinen tempel schawen/
Vndt da dir ehre thun. Ich bin nun gantz vmbringt/
140 Der Athem fehlet mir/ die macht des stromes dringt
Nach meiner seelen zue: sie geht mir an das leben
Der wäßer tieffe flut/ mein haupt hatt schilff vmbgeben.
Was hab’ ich doch für rhat? für mir des fisches schlundt/
Vmbher die trübe see/ vndt dann den falschen grundt
146 Die erde scheubet vor der großen berge rigel/
Vndt leßt mich nicht hinauß. O Gott/ du bist allein
Auff den zue hoffen ist/ du wirst barmhertzig sein/
Vndt als ein vater thun/ mich retten vom verterben/
Damit ich nicht allhier im waßer dürffe sterben
150 Ohn himmel vndt ohn dich. Da meine seele schier
Für schrecken vntergieng/ sprach doch dein hertze mir
In meines seinen rhat. Mein eyferheißes beten
Hatt eine bahn gesucht/ vndt ist für dich getreten
155 In deinen tempel hin. Sie mögen jetzundt gehn/
Die jhrer seelen heil vndt wolfarth nicht verstehn/
Vndt ehren was nicht hilfft: ich aber wil erheben
Den König aller welt/ wil danckbar opffer geben
Als wie ich zuegesagt. Er ist mein trost/ mein theil/
160 Der vater seiner schar/ von jhm kömpt alles heil.
In dem er dieses sagt ist sein heil auch verhanden;
Das große waßerthier beginnt gemach zue stranden
+ + + + + + +
Durch himmlischen befehl/ begiebt sich vmb den randt/
Sperrt seinen rachen auff/ vndt speyt jhn an das Landt.
Hierauff spricht Gott zue jhm: fort Jonas/ du mußt reisen
166 Auff Ninos Schlößer zue/ vndt meinen eyfer weisen/
Erzehlen was ich wil. Er hört des höchsten rhat/
Vndt macht sich also bald in die Aßyrerstadt
So nicht geschwinder kan mit gehn vmbmeßen werden/
170 Als biß der Sonnen glantz dreymal bescheint die erden
Vom ersten morgen an biß auff das ziehl der nacht.
Nach dem er einen tag im gehen zuegebracht
In dieser großen Stadt/ so fieng er an zue sagen:
Diß gantze Ninos wirdt nach viermal zehen tagen
175 Nicht mehr stehn als es ist/ wirdt sein ein fewerherdt
Der glut von oben her/ vndt werden vmbgekehrt.
Er bricht den hohen muth; sie fangen an zue zagen/
Betrübt vndt bleich zue sein/ jhr leben zue beklagen/
Mitt fasten vmb zue gehn. Sie mengen aschen ein
180 In jhre speis’ vndt brodt/ vndt thränen in den wein.
Es trawret jung vnd alt; den schmuck/ die güldnen röcke/
Der edlen steine ziehr verwandlen sie in säcke/
Vndt zähmen jhre lust. Der König/ deßen macht
So manches volck erkennt/ verdammet seine pracht/
185 Nach dem die zeitung kömpt/ steigt ab vom hohen throne
Der Asien beherrscht/ legt von sich seine krone/
Sein reiches ehrenkleidt/ verwirfft der seiden ziehr/
Vndt nimpt mitt rechter rew ein härinn tuch darfür/
Erheischt den gantzen rhat/ befiehlet auß zue schreyen:
190 Damit der Herren Herr vns möge rast verleihen
Zue büßen vnsre schuldt/ so fastet allzuemahl
Ihr leute dieser Stadt/ vndt mitt der Menschen zahl
Auch ochse/ vieh vndt pferdt. Verbietet ewren thieren
Zue gehen in das graß/ das waßer an zue rühren/
196 Schreyt hefftig hin auff Gott der noch sich endern kan/
+ + +
Vndt hört wann jhr jhn hört. Doch laßt zuegleich auch bleiben
Die laster so jhr thut/ vndt jhn zur rache treiben/
Geht einen beßern weg/ vndt saubert sinn vndt handt:
200 Ist Gottes güte doch der gantzen welt bekandt:
Vieleichte wirdt er noch ein newes hertze faßen/
Wirdt endern seinen zorn/ vndt gnädig vnterlaßen
Das vnglück so vns drewt. Die hoffnung wirdt gewehrt/
Der außgang folget jhr: Weil Ninos sich bekehrt/
205 Vndt jhre schuldt berewt/ berewt auch Gott der sachen
Mitt welcher straffen er jhr ende wolte machen
Der nunmehr fromen Stadt/ helt seinen eyfer an/
Kehrt vmb sein strenges wort/ vndt leßt es vngethan.
So guet ist Jonas nicht; er wil viel lieber sehen
210 Den vntergang der Stadt/ als daß nicht soll geschehen
Herr/ hab’ ich denn gefehlt/ vndt mich vmbsonst gewagt
Zue fliehen auff die see auß meinem vaterlande
Nach Tarsos pfützen zue? Zue meiden diese schande
215 Daß ich nicht war geredt? ich kenne dich ja wol/
Ich weiß es wie du bist von trewer güte voll/
Barmhertzig/ mild’ vndt fromm/ vndt leßest dich gerewen
Was vbels an zue thun dem volcke das mitt trewen
Auff deine gnade hofft. Weil diß nun dir geliebt/
220 So werde dennoch jetzt dein grimm an mir verübt.
Nim meine seele hin/ weil ich mich todt zue schämen
Genung veranlast bin. Verkürtze meinem grämen
Sein gar zue langes ziehl. Was/ hebt Gott zu jhm an/
Du armer/ meinest du es sey gar wol gethan
225 Wann du den eyfer hegst/ den ich doch laße gehen?
Des Amithaons Sohn leßt Ninos mawren stehen/
Bawt eine hüten auff nicht ferren von der Stadt
An der er weiter nun gar kein gefallen hatt/
Sitzt gegen morgen zue/ begierig an zue sehen
230 Was ferner mitt der blum Aßyriens geschehen/
+ + + + + +
Vndt wie es gehen wirdt. Hier hatt er sich verliebt
In seines schattens lust so jhm ein kürbiß giebt
Vom Herren hergesetzt/ der diesen ort verdecket/
Vndt vmb vndt vber den die kühlen armen strecket
235 Den Zorn vndt Sonne brennt. Doch als das morgenliecht
Sich auff den andern tag durch nacht vndt wolcken bricht/
Leßt Gott durch einen wurm den grünen kürbiß stechen/
Das seine krafft entgeht/ die hohen zweige brechen/
Vndt er verdorren muß. Hierauff kömpt Phebus an
240 Mitt heller stralen ziehr in seine heiße bahn/
Durch himmlisches gebot. Wie Jonas diese flammen
Auff seinem häupte fühlt/ vndt fellt in mattigkeit/
So wündtscht er nicht zue sein. Warumb wirdt meine zeit
245 Verlengert? Ruffet er. Wo ist des fisches rachen?
Wo ist jetzundt die see? ist noch was mehr von sachen
Darzue ich vbrig bin? viel beßer/ einmal todt
Als nie vergnüget sein. Ists billich/ fragte Gott/
Das du dich also wilt vmb eine staud’ erheben?
250 So billich/ fengt er an/ daß ich mich auch zue sterben
Mit frewden sehnen muß. Der Vater aber sagt:
Was ist es mein Prophet/ darumb dein hertze klagt?
Ein stengel/ eine frucht die du doch nicht gesetzet/
Vndt nicht gewartet hast/ mit regen nicht genetzet/
255 Nicht also auffgeführt: ein kraut das eine nacht
Zur welt gebohren hatt/ vndt eine durchgebracht.
Dein schatten rewet dich/ vndt ich sol nicht verschonen
Der schönen großen Stadt/ wo mehr als hundert wohnen
Vndt zwantzig tausendt leut’/ auß welchen dieses zwar
260 Zue leben kaum beginnt sein allererstes jhar/
Vndt an der muter muß ohn gehn vndt reden liegen/
Ein anders sich bemüht zue kriechen von der wiegen/
Vndt denen jedem noch die macht zue wißen fehlt
Was recht sey oder linck/ das vieh noch vngezehlt.
[...5] 1 Ninos] Die Schrifft nennet diese Stadt Ninive oder Ni-
neve/ wie auch Ptolomaeus
νινευὴ; Josephus Νίνου βασι-
λείαν; andere
ingemein Νίνος, Ninus 〈, die Hebreer
Rahaboth.
CE〉.Sie ist in
Aßyrien am fluße Tigris gestanden/ vndt vom Kö-
nige Ninus innerhalb acht
Jahren mit hundert vndt vierzig tau-
sendt mann erbawet worden/ wie Eustathius auß den alten histo-
rien auffgezeichnet hat. Doch wird sie im 10. cap.
des 1. buches
Moisis des Sem Sohne Aßur zuegeschrieben. Von jhr siehe vnter
andern
Diodorum lib. 3. cap 1.
Die andere sylbe in Ninive ist [6]
kurtz. Prudent. ϰαϑημερινῶν hymn. 7.
Gressu reflectit. –
Claudianus Mamertus aber hatt sie lang gesetzt:
〈Wo nicht Nineve soll
gelesen werden.
Suidas: Νινευί. Πόλις, ϰαὶ
νινευίτης,
ὁ ἀπὸ τῆς αὐτῆς πόλεως. Ninevi, urbs. Et ipsius
civis
Ninevites. E〉
3 Jonas] Epiphanius 〈vnd Dorotheus E〉 im buche vom leben
vndt sterben der Propheten
sagt/ Jonas sey bürtig auß dem Ca-
+
+
+
riathmaischen gebiete/ nicht weit von Azot; welche Stadt Ptolo-
meus zwischen Joppe vndt den Gazeerhafen setzt. Im 14. cap.
aber des 2. buches der Könige wirdt jhm Gath Hahepher zum va-
terlande zuegezeichnet; ein kleiner flecken/ nach Hieronymi
meinung in der vorrede vber Jonam/ zwischen Sephorim oder
Diocaesarea vndt Tiberias gelegen; als dann auch sein begräbniß
daselbst soll gezeigt sein worden. Er hat gepropheceit vnter der
regierung Jeroboams des andern/ wie in oberwehntem buche der
Könige zue sehen/ vndt eben zue der zeit als Amos/ Esaias/ Oseas/
Johel/ Abdias vndt Micheas gelebt; Wie Eusebius/ Hieronymus
vndt Augustinus erweisen. Das aber dafür gehalten worden/ er
sey eben der wittiben von Sarepta Sohn/ welchen Elias von den
todten erwecket/ ist/ wie Hieronymus 〈/ Dorotheus vnd andere
E〉 andeutet/ theils genommen auß den büchern der Ebreer/ wel-
chen die h. Schrifft mit dergleichen sachen zue vermehren belie-
bet hatt/ theils [7] auß einer meinung von alters her entsprungen/
wie Athanasius bekennet/ in der 64. frage an Antiochum. 〈Im
vbrigen soll Jonas so viel als eine Taube heissen. Joan Tzetzes Hi-
stor. Chil. 7.
20 Ἑβραϊϰῶς τὸ ἰαὼ ἀόρατον σημαίνει,
Ὁ ἰωνᾶς περιστερὰν, ὀ δ'ἰωάννης χάριν;
Hebraeis iao invisibile significat,
Ionas columbam, Ioannes autem gratiam. CE〉
3 Des Amithaons Sohn] Weil des Vatern namen hierbey gesetzt
wirdt/ so ist glaublich das solches entweder zum vnterscheyde von
einem andern
der auch Jonas geheißen geschehe/ oder das er
+
+
Amithai ein berhümbter mann/ oder auch ein Prophet selbst war;
welches/ wie Johann Drusius hierbey auffgemercket hatt/ nicht
vnglaublich ist/ weil dieses eine alte regel der Ebreer sein soll; der
Propheten väter/ derer namen in den büchern gesetzt wer-
den/ sindt auch Propheten gewesen. 〈Wiewol Paulus Bur-
gensis es nur für etwan eines Rabbi regel helt/ die/ wie er spricht/
weder einigen beweiß noch grundt habe. CE〉
6 Wo Tigris schöne fleußt] Der berhümbte fluß in Asien; vor
zeiten Sylax wie Eustathius saget;
oder Sollax/ Wie Plutarchus
im Büchlein von den flüßen. Den Ebreern/ als
Benjamin Tude-
lensis bezeuget/ ist er Hiddeckel. Josephus nennt jhn Di-
glath; andere anders. Schawe
Diodorum
im 18. buche. An die-
sem ist Ninos erbawet gestanden. Plin. lib. 6.
cap. 16. Fuit et Ninus
imposita Tigri, ad Solis occasum spectans, quondam
clarissima.
6 14 Der schnelle waßerführer] Von jhm sagt Dionysius
Alexan-
drinus:
ἔν πᾶσι ποταμοῖσι ϑοώτερον ἄλλον ἴδοιο.
– vix illo
20 Inter omnes fluvios velociorem alium conspexeris.
[8] Dannenher er auch Tigris entweder vom Tiegerthiere/ das
an
geschwindigkeit alle andere thiere vbertrifft/ oder vom Persi-
+
+
schen worte Tigris/ welches so viel als ein pfeil heißen soll/ den
namen hatt. 〈Im Griechischen wird es mit einem H. geschrieben.
Suidas: Τίγρις, τὸ ξῷον, τίγρης δὲ ὄνομα ποταμοῦ. Tigris, ani-
mal. Tigres, nomen fluvii. E〉
6 5 Waßerführer] der seine flut strenge mit sich
reißt.
Virg. Georg. 4.
Ovid. 1. Metamorph.
10 In mare deducunt fessas erroribus undas.
Lucan. 1. Phars.
In mare fert Ararim. –
[9...] 13 er meinet zue entrinnen] Als ein mensch/ dessen ver-
nunfft zue wenig ist/ das sie den göttlichen willen erkennen kan;
wie
hiervon Athanasius im gespräche wieder die Macedonianer
disputiret/ vndt
auch eben diesen ort dabey anzeucht. Maxi-
mus/ wie auch Gregorius Nazianzenus in der 1. Oration
haben
jhre allegorische erklerung vnd gedancken: die eigentliche
vrsa-
che aber seiner flucht erzehlet Jonas selber im 2. verse des 4.
capi-
tels; vndt ist sie nicht so sehr eine wiederspenstigkeit/ als eine
vor-
wißenheit. Dann weil er den Ninivitern jhren vntergang nach
40. tagen
ohn alle bedingung anzeigen soll/ vndt aber weiß/ das
Gott seiner barmhertzigkeit
nach sich jhre buße werde erweichen
+
+
+
+
+
+
laßen/ so fleucht er/ damit er nachmals nicht für einen vnwarhaff-
tigen Propheten möge gehalten werden.
[10] 14 Zue fliehn den niemandt fleucht] Worüber David im
36.
Psalme mit verwunderung
sagen muß: Wo soll ich hinge-
hen für deinem geiste? vndt wo soll ich
hinfliehen für dei-
nem angesichte? Führe ich gen himmel/ so bist du da;
bet-
tete ich mir in die helle/ siehe/ so bist du auch da. Neme ich
flügel
der morgenröthe/ vndt bleibe am eußersten meer: so
würde mich doch deine handt
daselbst führen/ vndt deine
rechte mich halten. Vndt Gregorius Nazianzenus spricht im erst-
erwehntem orte von jhm: Er
vberholet die geschwinden/ er
betreuget die klugen/ er stürtzet die starcken/
geringert die
hohen/ leget die künheit/ vndt druckt die gewalt vnter.
15 Das landt Cilicien] In klein Asien. Ein theil wirdt Cilicia
τρα-
χεῖα, das rawe oder felsichte/ das
andere πεδιάς das feldichte
oder ebene/ welches an
diesem orte verstanden werden soll/ ge-
heißen. Hiervon Strabo im 14. Buche.
15 Wo Taurus steht] Der für den größesten berg der welt von
den
alten gehalten worden/ vndt scheydet gantz Asien von einan-
der. Seine
gelegenheit vndt vielfaltige namen nach der völcker
vndt sprachen vnterscheide
erzehlt Solinus im 41. cap. Die
schrifft nennet jhn Ararath. Taurus aber
wird eigentlich daßelbe
theil geheißen/ welches Pamphilien vndt Cilicien von
Klein-Arme-
nien vndt Cappadocien scheidet.
16 Der weiße nimmerwirth] Weiß wegen des schnees/ welcher
auff
des berges spitzen allzeit lieget/ wie dann [11] Tibullus im
ersten buche jhn frigidum Taurum heißet:
Frigidus intonsos taurus arat Cilicas;
+ + +
nimmerwirth/ vngastbar/ ἄξενος; der
einöden vndt rawen felsen
wegen/ die zue bewohnen nicht allenthalben bequem
sindt. So
nennet Horatius deßen berges theil Caucasum inhospitalem.
Auch der Lewen vndt grawsamen thiere halben/ die sich darumb
auffhalten sollen/ wie Solinus erwehnet.
17 Ioppe] 〈In der Schrifft Iaphe: eine ... CE〉
Eine stadt vndt
seehafen in Judea/ sehr hoch gelegen/ also das
man von da biß
nach Hierusalem soll sehen können. 〈Der Autor deß
Etymologici
magni, (Vicarius
Camers
oder wer er seyn mag) schreibt Ἰόπη,
vnd sagt/ sie sey also genannt worden/ gleichsamb
Ἄιϑιὸπη, weil
die Ethiopier daselbst gewohnet
hetten. Welches er vielleicht auß
dem
Strabone
herzu gezogen. Andere wollen/ Ἰόππη sey so viel als
zierende Schönheit: wegen deß Orts Lust vnd
Gelegenheit: denen
mehr bey zu fallen. E〉 Es ist
die meinung gewesen/ sie sey noch für
der sündflut gewesen; als beym
Plinio
vndt
Mela
zue sehen. Von
der Andromeda/ deß Königes Cepheus Tochter/
welche allhier am
vfer in ketten gestanden/ vndt von einer grawsamen
meerbestien
hatt gefreßen sollen werden/ reden eben sie beyde/ vndt Solinus
im
37. cap. sonderlich; welcher auch gedencket/ das M.
Scaurus
vnter andern wunderwercken die gräten deßelbigen vngehewers
zue Rom offentlich gezeiget habe. Strabo
aber im 16. buche helt
es für eine fabel. 〈Es vermeinet aber Sanchetz/ wie Cornelius
Cornelii a Lapide
allhier außzeichnet/ vnd zwar nit vergeblich/ die
Heidnischen
Poeten vnd historienschreiber haben dieses getichte
vom Jonas/ der hierumb durch
den Walfisch verschlungen vnnd
von Gott erlöset ist worden/ hergenommen;
wie dann vnterschie-
+
+
+
dene fabeln von Deucalion/ Hercules/ Janus vnd andern jren
vrsprung von vns empfangen haben. CE〉
19 Nach Cydnus kalter flut] Nach Cilicien oder Tarsos. Cydnus
ein wasser in Cilicien/ so durch die stadt Tarsos fleußt/ wie Valerius
Maximus/ Vibius Se-[12]quester/ Eustathius/
Strabo vndt
andere
bezeugen. Es ist seiner klarheit/ kälte vndt reinigkeit we-
gen sehr berhümbt.
Solinus sagt: Quicquid candidum est, Cydnum
gentili lingua
Syri dicunt; vnde amni huic nomen datum. Tibullus
in des 1. buches Elegie:
At te, Cydne canam, tacitis qui leniter undis
Caeruleus placidis per vada serpis aquis.
Ammianus im 25. buche: Cuius suprema et cineres, si quid tunc
iuste consuleret, non Cydnus videre deberet, quamvis gratissimus
amnis et
liquidus. vndt
Q. Curtius
im 3. buche: Cydnus non spatio
aquarum, sed liquore
memorabilis: quippe leni tractu e fontibus
labens, puro solo excipitur. Nec
torrentes incurrunt, qui placide
manantis alveum turbent. Itaque incorruptus,
idemque frigidissi-
mus, quippe multa riparum amoenitate inumbratus, ubique
fonti-
bus suis similis in mare evadit. Welcher örter ich der historie
liebhabern zue
gefallen außzeichne. Was dem großen Alexander
wegen kälte dieses flußes/ als er darinnen gebadet/
wiederfahren/
+
+
erzehlen Curtius vndt Arrianus in seinem leben 〈/ wie auch
Galen. lib. De causis procatarcticis. Von diesem Wasser disputirt
Hier. Mercurialis lib. 4 Var. Lect. c. 2 CE〉.
21 er aber wil jhn binden etc.] Claudianus Mamertus redet
hiervon sehr wol:
In mare deiectum spatioso bellua rictu
Cepit et innocuum vasta ructavit ab alvo?
Nonne docet ditione Dei mare et astra moveri?
Namque Deum frustra fugiens, quem cuncta tenentem
10
Omnipotentis enim Domini natura rebellem
Cognoscens, timuit per se quasi conscia tutum
Ferre reum et ventis fugitivum vinxit et undis.
15 〈Martialis:
Nullo fata loco possis excludere.
CE〉
29 Durch Amphitriten feldt] Durch die sec Amphitrite des
Meergottes Neptuns haußfraw/ des Oceans vndt der Doris toch-
ter/ wirdt von den
Poeten vor die see gebraucht.
35 20 sie fliehn die Götter an] Dann wie in Syrien viel
völcker wa-
ren/ also hatte ein jegliches gleichsam seinen eigenen Gott.
37 Der schreyt dem Belus zue] Josephus im 8. buche der Jüdi-
schen Antiquitäten sagt/ das Belus der Tyrier Gott sey: Dio Ca-
+
+
+
+
+
ßius im 77. buche spricht/ er werde in der Syrischen Stadt Apamea
geehret/ vndt sey der [14] Jupiter 〈/ welches auch Diod. Sic. be-
stetigt. CE〉. Lactantius im 23. cap. des 1. buches von der fal-
schen Religion heißt jhn der Babylonier vndt Aßyrier Gott. Ich
laße es gelehrten leuten zue bedencken/ ob die tunckele inscrip-
tion im 86. blate bey vnserm seligen Herrn Gruter nicht hieher
könne gezogen werden; sonderlich weil Palmyrine/ so zue Syrien
gehöret/ darneben genennet wirdt.
ΑΓΛΙΒωΛω ΚΑΙ ΜΑΛΑΧΒΗΛω ΠΑΤΡωΟΙC ΘεΟΙC.
10 Aglibolo et Malachbelo Patriis Diis.
Den Moloch haben die Ammoniter angebetet/ vndt jhm jhre söhne
vndt töchter
auffgeopffert; wie aus der bibel zue lernen.
37 vndt jener rufft Astarten] Von jhr sagt Cicero im 3. buche
von natur der Götter/ als er viererley Veneres
zehlet: Quarta Syria
Tyrioque concepta, quae Astarte vocatur. Ist also Venus vndt
Astarte eine Göttin.
Lucianus
im buche von der Syrischen Göttin
meldet/ es wurde Astarte zue
seiner zeit von den Sydoniern geeh-
ret. Die schrifft nennet sie Astaroth. Gregorius Nazianzenus
in der 15. Oration: Was wollen wir hierzue sagen/ die wir in
vermehrung des reichthumbs kein
ende wißen? die wir goldt
vndt silber/ nicht anders als jene vorzeiten den Baal
vndt die
Astarte/ vndt jhren verfluchten Chamos/ anbeten? Chamos
war der Moabiter
Gott; 3. Reg. 11. 〈Von Astarte/ Derceto vnd
dergleichen Sachen/ siehe was Laurentz Ramiretz disputirt/ im
+
+
+
+
+
+
21. Cap. seines Pentecontarchi; wie auch von Ninive im 45. Cap.
E〉
38 vom Adad] Der Aßyrier höchstem Gott.
Macrobius Saturna-
lior. lib. 1. cap. 23. Et ne sermo per [15]
singulorum nomina deorum
vagetur, accipe quid Assyrii de Solis potentia
opinentur. Deo enim
quem summum maximumque venerantur, Adad nomen dederunt.
Eius nominis interpretatio significat, unus. Hunc ergo ut potentissi-
mum adorant
Deum, vndt was weiter folget.
39 Ein theil von Derceto] des Ninus tochter/ die sonst auch
Atargatis geheißen; wie im 16. buche
Strabonis
zue sehen. Pli-
nius sagt im 13. cap. des 5. buches/ sie sey zue
Ioppe/ vndt im
23. cap. zue Bambyce oder
Hierapolis angebetet worden.
Sie
soll sich in ein see zue nechst der stadt Ascalon gestürtzt haben/
vndt
in einen fisch verwandelt worden sein/ wie Diodorus Siculus
vndt Lucianus melden. Hiervon erwehnt auch Ovidius 4. Metam.
Derceti, quam versa squamis velantibus artus
Stagna Palaestini credunt coluisse figura.
42 Zum Perseus] Des Jupiters vndt der Danaen Sohn/ welcher
20 Andromeden/ derer oben erwehnet ist/ von dem grawsamen fische
erlöset/ auch Medusen erleget hatt; nachmals vnter die gestirne
kommen ist: worauff allhier gesehen wirdt.
43 Sein Tarsos] Weil er dieser stadt erbawer ist/ wie Solinus
vndt Ammian Marcellin im 14. buche erzehlt: wiewol er auch
+
solches einem vermögenden [16] manne auß Ethiopien/ Sandan
genannt; Eustathius den Argivern/ welche hiesigen ortes des
Inachus tochter Io gesucht; andere/ vnter denen Atheneus ist/
dem Sardanapal zueschreiben. Als dann auch Strabo im 14. buche
gedenckt/ daß auff seinem grabe soll gestanden sein: Σαρδανάπα-
λος, ὁ ἀναϰυνδαράξεω παῖς, ἀγχιάλην ϰαὶ ταρσὸν ἔδειμεν ἐν
ἡμέρῃ μιῇ . Sardanapalus, Anacyndaraxis Filius, Anchialen et
Tarsum una die aedificavit. Es ist aber dieses mehr zuverstehen/
das er sie wiedervmb auffgerichtet/ als von newem den grundt dar-
zue gelegt habe; weil Jonas vmb seine zeit gelebet hatt. Dionysius
nennet sie ταρσὸν ἐυϰτιμένην, die wolerbawte Stadt Tarsos;
Ammianus/ urbem perspicabilem; Solinus Matrem urbium,
eine Mutter der Städte in Cilicien: wie dann Dionysius auch
Rom heißet
15 μητέρα πασάων πολίων, –
aller städte muter. Ihren namen soll sie empfangen haben/ wie
er Dionysius vndt sein außleger wollen/ vom worte ταρσός, wel-
ches eine fußsole heißt/ weil geglaubt ist worden/ daß das geflü-
gelte Pferdt Pegasus den Bellerophon allhier abgeworffen/ vndt
im fallen
daselbst eingetreten habe. Darumb sollte Tarsus ohn ein
H. geschrieben werden.
Doch erzehlt Eustathius auch andere
meinungen. 〈Die vnsrigen wollen/ die Cilicier rhüren her vom
Tharsis
Japhets Sohnssohne/ Genes. 10. 4. vnnd dannenher habe
Tharsus die statt jhren
namen; wie solches auch Josephus besteti-
get Antiq. lib. 1. cap. 6. CE〉
[... 17] 50 vndt vnbesorgt gedecket] Josephus sagt; Jonas habe
mit bedecktem haupte gelegen.
57 Nicht gegenwertig sind] Nicht gnädig; vnbehülfflich. Eine
inscription:
MATRIS DEVM.
〈Virgilius.
Nec tam praesentes alibi cognoscere divos. CE〉
[18...] 65 Sprecht mehr jhr Heyden nun] wie ewer gebrauch
10 ist/ das jhr zue meinen pfleget/ was vns guetes oder böses wieder-
fehret/ sey nur ein blindes glück vndt vnglück. Andere örter mag
ich in jhren büchern nicht aufschlagen; hieher gehöret aber son-
derlich/ was Propertius in der 5. elegie deß dritten buches von
seinen Göttern saget/ daß sie nemlich sich vmb die see vnbeküm-
15 mert ließen.
Mater in ore tibi est? non habet unda deos.
vndt hernach:
Ventorum est quodcunque paras. haud ulla carina20 Consenuit. fallit portus et ipse fidem.
[19...] 88 Ich bin es] Wie der H. Bernhardus diese worte auff
vnsern Heilandt ziehe/ schawe in seiner 1. Sermon von der zu-
kunfft des Herren.
95 Das vfer fleucht] Denen so im schiffe sindt scheint das
meer
25 zue stehen/ vndt die erde sich zue bewegen.
Eben er:
Arva neque Ausoniae semper cedentia retro5 Quaerenda. –
Cum semel ventis properante remo
Prenderint altum fugietque littus.
Vndt im Agamemnon:
Quantum recedunt vela, fugientes notat.
101 Schreib vns sein blut nicht zue] Seinen todt. Also Matth.
27:24. Ich bin vnschuldig an dem blute dieses gerechten.
Siehe
Drusium.
[21...] 111 15 Vndt schleußt den himmel auff] Virgil. im 4.
buche
vom Ackerbaw:
Sub terras, coelumque aestiva luce reclusit.
Ausonius in der Mosel:
Lumine purpureum reserat jam sudus Olympum.
118 Ein vngehewrer fisch] Justinus Martyr im gespreche mit
dem Juden Tryphon sagt:
ἀπὸ τῆς ϰοιλίας τοῦ ἁδροῦ
ἰχϑύος;
wo das wort ἁδροῦ soviel als
groß vndt starck bedeutet; wie es
auch Quintilian lib. 12. Instit. cap. 2. außleget.
Augustinus nennet
jhn bestiam marinam; Alcimus
Avitus belluam. Das es wegen
+
der enge des halses/ vndt anderer innerlichen beschaffenheit/
keine balene oder wallfisch könne gewesen sein/ disputiren Scali-
ger wieder Cardanum 〈exerc. 104. sect. 10. CE〉 vndt Wilhelm
Rondeletius in seiner Fischhistorien 〈/ vnd Vlysses Aldrovan-
dus. Wie dieses die Heiden vermutlich auff jren Hercules/ der
gleichfalls drey tage in einem fische gesteckt soll haben/ vnnd auff
den dritten tag widerumb herauß kommen sein/ gedeutet/ hat Cor-
nelius a Lapide anderswo her auffgemerckt. CE〉.
119 Er kriegt ein hauß das schwebt] Sedulius in seinem ersten
10 buche der Göttlichen wunderwercke saget außer maßen schöne:
In pelago non sensit aquas, vitale sepulchrum.
Depositum, non praeda, fuit, vastumque per aequor
15 Venit ad ignotas inimico remige terras.
Vndt Alcimus Avitus im buche von der Sündtflut nicht weniger:
wiewol mir das wort pervadens im 1. verse verdächtig ist:
Immersumque mari ventris concluserat arca.
20 Deglutire virum, fauces implere capaces,
Ardenti monstro cum sit permissa potestas,
Non licuit mordere tarnen, nil dentibus actum est:
Sed cupidum intravit deludens praeda vorantem,
Invasusque cibus ieiuna vixit in alvo.
121 25 Ists auch mitt menschen sinnen zue faßen etc.] Mit
vnglaubigen gedancken. Wie dann Augustinus in der 6. frage der
49. epistel bezeuget/ daß die heyden solches wunderwerck zue sei-
ner zeit vnverlacht nicht laßen köndten. Er zeucht aber nicht
+
+
+
allein deß fisches größe/ sondern auch die Göttliche allmacht an/
welcher nichts vnmöglich ist.
123 Drey tag’ vndt nächte] Für voll? sagt Drusius. Ich ver-
meine er sey auff den dritten
tag heraus geworffen worden/
wie Christus den dritten tag erstanden ist.
Jenes ist bekandt:
wie Jonas im leibe des fisches drey tage vndt drey nächte
gewesen ist: also wirdt des menschen Sohn drey tage vndt
drey nächte im hertzen
der erden sein. Welches Juvencus im
2. buche der Evangelischen historien also
gegeben:
Temporis absumpsit, terrae in penetralibus altis
Progenies hominis tantum demersa iacebit.
Waßerley gestalt Christus vndt Jonas mitt einander können ver-
gliechen werden/ zeigen nebenst vielen anderen Augustin in erst-
benanter epistel/ vndt im 4. buche de symbolo ad
catechume-
nos, jtem im 1. buche der Evangelischen fragen. Athanasius
im 4. buche wieder die Arianer/ vndt der Auctor
Responsionum
ad Orthodoxos, quaest. 64; welche
Iustino Martyri
zuegelegt wer-
den. 〈Anastasius Sinaita Anagogicarum contemplationum in He-
xameron
lib. 3.
vnd andere. E〉
〈125 Also herauff gerufft.] Dieses deß Jonas ist ein
carmen lyri-
cum, sagt
Bened. Arias, tricolon tetrastrophon, fast gleich den
Horatianischen:
Sonsten ist dieser gesang an worten vnnd meinungen
dem
68. Psalme Davids sehr ähnlich. CE〉
[24...] 134 mitt meeren] Aus dem Ebreischen wirdt es gegeben:
Du warffest mich in die tieffe im hertzen der meeren. Im
hertzen/ in die mitten/
wie das hertze in der mitten des menschen
ist. Der meeren/ entweder der vielen
flüße halben die sich in das
meer außgießen; oder/ wie etzliche vermeinen/
vndt auch Drusius
erinnert/ wegen der vielen meere/ des Phenicischen/ Egyptischen/
Cilicischen vndt anderer/ welche der fisch als Jonas in jhm gewe-
sen vermutlich durchwandert hatt. 〈Manilius im 1. buche:
10 Scire iuvat magni penitus praecordia mundi.
Vnd im 3.
Disposita obtineant. – CE〉
[25] 137 Doch hab’ ich etc.] Dieses nennet B.
Petrus
Damianus,
in Opusc. 7. sive libro Gomorrhiano, ein fröliches schiffjauch-
tzen. Quique navi, spricht er/ incolumis non valueras subire por-
tum, sufficiat
saltem perlati fluctus evasisse naufragium: et qui non
meruisti ad litoris sinum
sine jactura pertingere, libeat arenis expo-
sito, post periculum alacri voce illud
beati Ionae celeuma cantare:
Omnes gurgites tui et fluctus tui super me
transierunt; et ego dixi:
abjectus sum a conspectu oculorum tuorum, veruntamen
rursus vi-
debo templum sanctum tuum.
138 Ich wil zue Solyma noch deinen Tempel schawen] Denn
dahin
sahen die betenden im alten testament. Oder wirdt durch
den tempel des
Herren der himmel verstanden; wie an vielen or-
ten mehr. Ja bey den heyden
selbst.
Lucret. lib. 5.
Densabant procul a terris fulgentia templa.
30
+ +
142 mein haupt hatt schilff vmbgeben] mooß/ welches im
grunde vom waßer fortgeführet wirdt; nicht das so am vier steht.
155 sie mögen jetzundt gehn] Die schiffer/ welche keinen
rech-
ten Gott kennen.
164 vndt speyt jhn an das landt] Josephus sagt/ er sey lebendig
vndt am gantzen leibe vnversehret
nach dreyen tagen an das vfer
des Euxinischen meeres außgespeyet [26] worden. ἐις τὸν ἔυξει-
νον
ἐϰβραϑῆναι πόντον; sindt seine worte. Welches der be-
schaffenheit
vndt entlegenen weite halben vbel sein kan; also das
dieser ort gelehrten
leuten nicht ohn vrsach gedancken gemacht.
Vndt scheinet als ob gelesen solle
werden: εἰς τὸν Ἰσσιϰὸν ἐϰ-
βραϑῆναι ϰόλπον , In sinem Issicum; oder
πόντον; dann Sinus Issi-
cus wirdt auch mare Issicum vom
Solino cap. 41. genannt; wie
auch vom Eustathio dem
gelehrten erklerer Dionisii Alexan-
drini. Vndt es ist solches gar wol
vermutlich/ das er durch Gött-
liche versehung daselbst wiederumb möge sein
außgeworffen wor-
den/ wo er abgesegelt war.
166 Auff Ninos schlösser zue] Ad Ninum Regiam; Weil daselbst
die hoffstadt war. Vndt also werden gantze städte/
wo die hoffhal-
tung ist/ von den scribenten Regiae genannt; Anurigrammum Re-
gia, Bactra Regia, Co-[27]lonia
Aelia Hadriana Augusta Zama Re-
gia, vndt vnsere beym
Strabone Νίνῳ τὸ βασίλςιον, Nini Regia.
169 So nicht geschwinder kan etc.] Strabo meldet im 16. bu-
che/ Ninos sey viel größer als Babylon
gewesen; von Babylon
aber
sagt Aristoteles libr. 3. Polit. cap. 2.
Es were ein theil der
bürger zue Babylon auf den dritten tag
noch nicht innen worden/
das der feindt die Stadt eingenommen hette. Wenn man
auch be-
dencket/ was Diodorus von Ninos schreibet/ so ist die außlegung
hiesigen ortes vnvonnöthen/ es sey auff die gaßen vndt plätze zue
+
+
ziehen/ welche nur in dreyen tagen hetten können durchgangen
werden. 〈Hierüber hat Corn. de Lapide sehr viel vnd gute sachen
verzeichnet. CE〉 Gott hat 〈jhn〉 aber in eine so große stadt ge-
schickt/ weil daselbst auch größere laster sindt. Salvianus im
8. buche von der Regierung Gottes: Omnes denique civitates nun-
quid non lustris plenae sunt ac lupanaribus foetent? Et quid dixi
omnes? Certe nobilissimae quaeque, ac sublimi adeo dignitate: quae
etiam praerogativa est honorum in magnis urbibus, ut quantum pra-
ecellunt caeteris magnitudine, tantum praestent impuritate
174 Nach vier mal zehen tagen] Von den 40. tagen/ die
zur
buße vndt fasten angesetzt sindt worden/ redet Drusius. Hier-
zue setze auch dieses was Epiphanius cap. 7. Physiologi von einer
art
geyer oder Adler erwehnet/ daß selbiger vogel sich 40. tage des
eßens enthalten/
vndt hernach wiederumb sich 40. tage darauff
füllen soll.
175 wirdt sein ein fewerherdt Der glut von oben her] Wie
[28] Sodoma/ vndt Gomorra. Denn also pflegen es die
Theologen
gemeiniglich auszuelegen. Vnter andern Alcimus Avitus im 4. bu-
che.
Ardentis, nisi poeniteat, purgabitur igni.
vndt Prudentius:
Urbemque fiamma mox crepabit, credite.
Vor viertzig lesen die Griechen/ vndt mit jhnen auch
andere/ nur
drey tage: von denen auch Caßianus ist collatione 17. cap. 25.
Hierüber zweiffelt Augustinus im 44. cap. des 18. buches von der
Stadt Gottes.
[29...] 177 Er bricht den hohen muth] – fregitque reos, – sagt
Claudianus Mamertus. Alcimus Avitus sehr wol:
Lamentum populus, concurrunt undique fletus.
Von der Niniviten bekehrung siehe Augustinum 1. 21. Civitatis di-
vinae, cap. 24.
182 Säcke] hiervon disputirt Casaubonus vber die Jahrbücher
Baronii. 〈Dieser Art nach haben vielleicht die Egyptischen
Münche der alten
Kirchen jhre Röcke ohne ärmel getragen/ wel-
che Saccus und Saccineatoga genennt worden: wie auß dem Rufino
vnd Hieronymo mein grosser Freund
Claudius Salmasius
zum
Ter-
tulliano de Pallio auffgemercket. E〉
183 Der König] Phul Beloch/ wie etzliche meinen: oder
sein
Stadthalter zu Ninos/ weil Beloch selbst zue Babylon soll gewohnet
haben 〈/ oder Sardanapalus/ wie jrer viel wollen. CE〉. Doch ist
beydes vngewis. Schawe Drusium.
[31...] 214 Nach Tarsos pfützen zue] Strabo meldet im 14. bu-
che/ daß an dem
ausgange des waßers Cydnus/ welches/ wie er-
wehnt/ durch die Stadt Tarsos
fleußt/ eine pfütze oder see sey/ dar-
innen die schiffe zue liegen pflegen.
ϰαὶ ἔστιν ἐπίνειον ἡ λίμνη τῆς
Ταρσοῦ: eaque palus navale est
Tarsi, sagt er.
232 Ein kürbiß] Die alten sindt von diesem gewächse/ [32] was es
eigentlich gewesen/ vnterschiedener gedancken; wie
dann auch
Hieronymus vndt Augustinus hierüber gestriten. Es ist aber
nicht
+
+
+
zue zweiffeln/ das es eben dieses sey/ was Dioscorides ϰιϰὶ nen-
net/ wie dann auch Hieronymus in einer epistel sagt: In Hebraeo
volumine ciceion scriptum habetur, quam vulgo Syri ciceiam vo-
cant. ἦν δὲ ὁ σιϰυὼν ϰολόϰυνϑα αἰφνίδιος; erat autem hedera
cucurbita repentina; spricht Justinus Martyr im gespreche mit
Tryphon dem Juden. 〈Siehe sonderlich was Junius allhier hat
auffgemerckt. CE〉
234 Die kühlen armen] die äste.
Virg. 6. Aen.
10 Ulmus opaca, ingens.
vndt 2. Georg.
Exierint, tunc stringe comas, tunc brachia tonde.
237 Durch einen wurm] Augustinus lib. 9. de Genesi ad literam:
Pervenit iussio Dei
non solum ad homines, nec solum ad aves et
pecora, verum etiam ad ea quae sub aquis
latent, sicut ad cetum, qui
glutivit Ionam. Nec solum ad ista majora, verum etiam
ad vermi-
culum; nam et huic legimus divinitus iussum, ut radicem cucurbitae
roderet, sub cuius umbraculo Propheta requieverat.
264 Was recht sey oder linck] Salvianus Maßiliensis in einem
schreiben spricht/ das Gott hiermit
andeute/ propter sinceritatem
innocentium, se etiam culpis nocentium
pepercisse.
[Linie und Kolophon nur X; siehe die Titelaufnahme.]
+ +