Meleanders Kümmernüß wegen vbeler empfindung deß
Radiroba- nes. Er empfängt sein Schreiben/ vnd läßt es die
Argenis lesen. Selenisse wirdt gefordert. Ihr Weheklagen vnnd
Verzweiffelung.
Das II. Capitel.
ES wardt Meleandern baldt angesagt/ daß ein Heroldt vom Radiro-
banes fürhanden were. Er/ so betrübet vnd wegen deß vnvernemens mit dem Sardinischen König in Kummer war/ hatte gleich
damals seine getreweste Räthe zusammen beruffen. Wie er sonsten
fast mit einer vbermässigkeit gütig war/ also hatte die Wolthat/
welche er vom Radirobanes empfangen/ bey jhm so viel außgerichtet/ daß
er jhm fast mehr als seiner eigenen Person wol wolte. Es ist noch
vngewiß/ sagte er/ ob er einen bösen Willen gehabt habe:
man weiß aber wol daß wir von jhm geflohen sindt als von einem der
vns hin- terlistig nachstellete. Wir müssen jhn vergnügen auff was
weise es auch seyn mag. [619] Wann auch
schon nichts anders were/ so hat man sich doch für bösem Nachklange
zuhüten. Niemandt wirdt glau- ben daß der zurecht
außgetrieben worden sey/ welchen wir bey dringenden Zeiten als ein
geschencke der Götter auffgenommen haben. Auff diese Worte wardt es
gantz stille. Dann es war vielen zuwider/ daß jhm Meleander solche Gedancken machte. Vnter an- dern
vermeineten Archombrotus vnd Eurymedes daß sie bestochen würden/ weil sie
dem Könige gerhaten hetten/ sich für dem Radiro- banes zuhüten; vnd
liessen außdrücklich spüren/ daß sie es vbel ver- merckten. So daß
Archombrotus auß hitziger jugendt anfieng; Ich
verstehe/ Herr/ daß Radirobanes vnnd ich nicht zugleich können
+
[Druckausgabe S. 374]
recht haben. Wann ich euch zu vnbilliger
Feindtschafft gereitzet habe/ warumb erkläret jhr mich nicht für
schüldig? Wann jhr aber durch meinen vnnd deß Eurymedes Fleiß frey seydt/ so mache doch nicht
ewere Majestät diesen Glückseligen Tag mit solcher Vn- gewißheit deß Gemütes zu nichten/ vnd zweifele/ ob er lieber wölle/
daß Radirobanes beleidiget/ oder daß Argenis von jhm
entführet vnd jetzt seine Gefangene sey. Diese deß Archombrotus Freyheit war allen sehr angenem/
sonderlich der Argenis/ welche es jhr für einen grossen Gewinst
hielte/ daß Radirobanes/ es sey mit recht oder vnrecht/
wieder Sicilien zürnete. Der König selber entschül- digte sich
wegen seiner Furchte gegen dem Archombrotus; Er sey
[620]
alleine bekümmert deß Volckes reden halben:
Man müsse zu- schawen/ daß nicht Radirobanes den Außländern/ vnd die vmb die Sache
nicht wüsten/ etwas einschwätzete/ Ich wil zu jhm schicken/ vnd jhm andeuten lassen/ es käme mir schmertzlich für/ daß er
sich lieber zu Schiffe als zu mir begeben wöllen; mit angehenckter
Bitte/ er möge an den Port zurück kommen/ vnd sich nicht lieber
den vngewissen Wellen/ als Sicilien/ dem er so nahe ist/ vertrawen.
Zugleich wil ich vberflüßigen Vorrath mit vielen Schiffen vberfüh-
ren lassen/ vnd seine fürnembsten Leute beschencken.
Also wirdt mich niemandt für Vndanckbar halten an dem Freunde
welchem ich mit dergleichen Diensten entgegen gegangen.
Man hielt diese Meinung nicht für böse. Vnnd der König
hatte schon dem Timonides solches zuverrichten aufferleget/ als man
von Ankunfft deß Radirobanes Heroldes sagte/ der mit vnterschiedener
Erwarttung aller Gemüter zweiffeln machte. Der König befahl jhn
für zulassen/ vnd/ als er das Schreiben vbergab/ fragte er seinem
Gebrauche nach Leutselig/ ob sein Freundt Radirobanes wol auff were/ vnd was er machte. Der
Heroldt/ wie jhm befohlen worden/ sagte/ Meleander würde auß dem Brieffe den er jhm gebracht/
alles vmbständlich vernehmen; trat also etwas auff die seiten.
Melean- der/ der sich nichts gutes versahe/ gieng in das nechste
Zimmer/ damit der Heroldt auff seine Augen vnd Geberden vber dem
lesen nicht Achtung gebe. Arge-[621]nis
folgte dem Vatter nach/ wie auch die Obristen Räthe. Er als
er das Schreiben eröffnet/ blieb vber einem jeglichen Worte
behalten/ vnd wardt durch die
vnbilli-
+
+
+
[Druckausgabe S. 375]
chenWorte
sehr beweget/ biß er endtlich auff das Theil kam/ dar- innen
Argenis vnd Poliarchus geschmähet worden. Sein Gesichte
entbrandte alsbald/ verbleichte auch stracks widerumb/ vnd die
Hände fiengen jhm an auß vngewissem Schrecken zu zittern. Nach erholung der Kräfften ergrimmete er sich hefftig/ noch
vngewiß wider welche. Das newe Toben stellte jhm die Argenis/ den
Radiro- banes vnd Poliarchus für/ vnd er kundte sich mit keiner Vernunfft
noch Raht in diesem ersten Anlauff zu rück halten.
Es durffte jhn bey solcher hefftigen Bewegung niemandt
fragen. Er aber/ mit möglicher verdruckung der Anzeigungen
seiner Ver- wirrung/ lieff in das nechste Gemach/ vnd hieß die
Argenis mit sich kommen/ zu welcher er nichts mehr sagte/ als das
sie den Brieff lesen solte; satzte sich also auff das Betthe/ sahe
jhr vnter die Augen/ vnd gab auff alle jhre Seufftzen vnd
Ergrimmung genawe Achtung. Ar- genis/ so vber dem lesen
erschrack/ entsatzte sich nicht zwar als wegen einer billichen
Verklagung/ sondern auß Vngedult deß Vn- rechts/ vnd fieng mit
fewrigem Gesichte vnd Augen an Rach zu- ruffen. Ohne das
Erschrecknüß empfandt sie gleichwol hefftigen Schmertzen/ daß jhr
Vernehmen mit dem Poliarchus offenbar wor- den. Weil sie auch
solche Freund-[622]schafft so lang verborgen ge-
halten/ als stundt sie in Sorgen/ die Anklag möchte darumb desto-
scheinbarer seyn/ vnd der Vatter es jhm langsamer außreden lassen.
In dem sie nun nachgedachte/ wer doch dieses grosse Geheimnüß
müßte verrathen haben/ fiel jhr stracks der Selenissen Kundtschafft mit dem Sardinischen
Könige ein. Sie hatte aber nicht Zeit lange nachzudencken oder
zuschweigen. Derwegen fiel sie dem Vatter zun Füssen/ vnd fieng mit
grosser Bemühung der Sprache wegen der dicken Seufftzer an;
verziehet nicht/ Herr/ biß ich das fürge- worffene Verbrechen
ängstiglich wiederlege. Dann ich wil diesem ehrlosen Feinde
diese Frewde nicht machen/ daß er glaube ich müsse meiner
Keuschheit andere rechnung geben/ als daß ich euch/ einem so guten
vnd weisen Vatter/ bißher gefallen habe. Einer Sa- chen wegen muß
ich mich entschüldigen/ daß ich dem Poliarchus
(der mich vmb der Wolfahrt willen gebeten/ die er euch vnd mir er-
wiesen hat/ ich wolte euch nicht offenbahren/ was er
euch zum be- sten gethan) vielleicht trewer gewesen bin/ als jhr
hettet wöllen mögen. Weil mir aber durch frembde Anzeigung nun
Anlaß gege- ben worden ist jhn zu loben/ so wisset/ Herr/ daß er
eben dieser sey/
+
+
[Druckausgabe S. 376]
welchen wir Theocrine hiessen. Auß Begier mich zusehen hat er
sein Geschlecht verändert/ damit er in das Schloß genommen würde.
Aber diese verwegene Vnterfangung hat er mit Glimpff vnd Sitt-
samkeit gemiltert. Dann so war jhr mir mehr glauben könnet als
[623]
dem Radirobanes/ so war haben wir nicht gewust daß er eine
Mannes Person sey/ ehe er mich vnd euch von den Nachtraubern
mit solcher stärcke/ welche jhr für Göttlich gehalten/ errettet
hat. Vnd als er auß dem Castell hinweg wolte/ hat er mir vnd
Selenissen/ mit dieser Bedingung eröffnet wer er
were/ daß wir euch von seiner Künheit vnd Stärcke nichts
meldeten. Nachdem er wiederumb zu Hofe kommen/ kan der gute Wille
den jhr zu jhm getragen bezeu- gen/ wie wol er sich in anderen
Sachen verhalten. Wann jhr ja mein stillschweigen nicht gut
heisset/ so bedencket/ daß die geringste Ver- geltung so ich jhm
geben können/ darinnen bestehe/ daß ich jhn derer Ehren/
welche jhr jhm sonder zweiffel hettet angethan/ habe beraubet seyn
lassen. Besorget jhr euch aber etwas ärgers von jhm vnd mir/ weil
ich als eine Jungfraw seinen anschlag heimlich ge- halten/ so wil
ich meine ärgste Feindin auff der Welt zu meiner vnschuldt
fürstellen. Ich verstehe Selenissen/ welche allein vmb dieses
Geheimniß Wissenschafft getragen/ vnnd dem Radirobanes
sämptlich entdecket hat. Wann sie nicht vnsinniger weise in Haß
vnd Meineydt gegen mir gerathen were/ so würde sie jhre Trew nit
beflecket/ vnd Frembden kundt gemacht haben was sie euch selber
nicht sagen wolte. Jedennoch trage ich kein Bedencken/ sie zum Zeugen meiner Vnschuldt zu erfodern. Habe ich ewere Vngunst
ver- dienet/ vnd mein gutes Gerüchte mit heimlicher
Vnkeuschheit [624]
betrogen/ so wil ich
euch vnd meine Zucht mit eigener Handt re- chen/ vnd mein Blut
vergiessen/ das von euch entsprossen zuseyn nicht würdig
were.
Vnter diesem reden fiel sie dem Vatter vmb die
Knie/ küssete baldt seine Hände/ baldt sahe sie den Alten mit
solcher Artligkeit an/ daß sie der gütige Vatter baldt vnschuldig
zuseyn vrtheilete. Doch war er in grosser verwirrung: Die
vnvmbgängliche Feind- schafft mit dem Radirobanes/ den Argwohn deß gemeinen Volcks wegen der beschuldigten Argenis/ vnd daß/ sie were keusch wie sie
wolte/ doch gläublich seyn möchte/ Poliarchus were Vrsach/ daß Radirobanes jhr nicht gefiele. Als die Princessin
hernach darauff drang/ Selenisse möchte erfordert werden/ befahl er
dem
Thürwär-
+
+
[Druckausgabe S. 377]
terdie
Alte zu ruffen. Keiner von den Räthen wuste/ was so sehr in geheim
gehandelt würde; außgenommen daß sie es für hochwich- tig hielten/
weil es der König allein der Tochter vertrawete. Derhal- ben hatten
sie mancherley Vermutungen/ vnd waren bekümmert was es seyn
mußte. Selenisse/ so jhr dergleichen als fürlieff im min- sten
nicht einbildete/ gieng in deß Königes Zimmer/ darinnen sie dann
baldt durch die Einsamkeit/ durch deß Meleanders Gesichte/ vnd jhren eigenen Geist/ der
instehendes Vbel einem Menschen offt- mahls mit verborgenem
Schrecken eingiebt/ ohn jhr verhoffen be- stürtzt gemacht
ward. Stracks fieng Argenis mit brennendem Ge- sichte/ entweder auß
Zulassung deß Vatters/ oder daß der Zorn kei- nen Verzug
erdul-[625]
den kundte/ wieder sie an; Ich
beschwere euch bey dem Radirobanes/ Mutter/ (dann von was solte ich euch
liebers sagen/ dem jhr auch mehr zugefallen weret?) hier für ewrem vnd meinem Könige zubekennen/ was ich für Vernemen/
daß einer Jungfrawen nicht gebühret/ mit dem Poliarchus ge- pflogen habe. Bekümmert euch ewerer
Person halben im wenigsten nicht/ daß jhr bißher etwas von jrgend
einer Sache in geheim ge- halten: ich habe euch schon Verzeihung
erlangt/ im Fall jhr nur an- jetzo die Warheit nicht
verschweiget. Die Alte erschrack/ vnd fieng jhr fast an zu
geschwinden. Jedoch/ wie sie dann sehr listig war/ kam sie bald
wieder zu jhr selber/ so daß diese Bewegung mehr schiene eine
Anzeigung der Vnschuld/ welche sich für dem Ver- dacht entsetzet/
als eine Anzeigung deß vergrieffenen Verbrechens zuseyn.
Vnd/ wem soll ich erstlich antworten? sagte sie; weil ich von
beyden einer Vntrew geziehen werde? Ich weiß weder von deß
Radirobanes Verbündtniß mit mir/ noch von deß Poliarchus Ver- bündtniß mit euch/ Princessin. Was
für eine hohe Sünde aber ist es/ daß jhr vermeinen wöllet/ ewere
Tugend könne durch einigen Ver- dacht beleidiget werden?
Nein/ nein/ sagte Argenis; laßt die Be- schönung nur bleiben. Hier
sehet jhr/ deß Radirobanes Schreiben an den König/ in welchem er
euch die Schuld giebet/ jhr hettet von dem Poliarchus/ der sich in die Theocrine vnd Pallas verwandelt habe/ alles außgeschwätzet. Damit
ich aber nichts berge/ [626]
so wisset/ daß ich dem Vatter die Sache mit allen Vmbständen be-
kandt habe. Er hat vber diß meine Vnschuldt auch mit ehrenrühri-
gen Worten angegriffen; ich weiß nicht ob es von euch kömpt.
Die-
+
[Druckausgabe S. 378]
serser
Sachen halben seyd jhr hieher beruffen. Saget frey herauß (so lieb
jhr wöllet/ daß euch die Götter helffen mögen) saget/ ehe man die
Warheit durch Marter von euch erzwinge/ ob ich die Hoheit mei-
nes Stammes befleckt habe.
Meleander ließ jhm diese Härtigkeit der Argenis nicht
mißfallen/ welche Selenissen/ die wider sie reden kundte/ nicht gereitzet
hette/ wann sie jhr nicht wol bewust gewesen. Wie sie dann auch
weiter zu jhr redete: Ich wil nicht/ daß jhr auß Drange berichten
sollet: aber ich werde auch nicht zufrieden seyn/ Selenisse/ wann
jhr nicht alles das/ was jhr vom Poliarchus wisset/ mit grösserer Trew erzehlet/ als
jhr es zuvor verschwiegen habt. Die Alte/ so von jrem Gewissen
vberzeuget wardt/ vnd dem Meleander zu Fusse fiel/ Herr/ sagte sie/ alles was
ich sagen kan ist dieses: Es ist nichts vnschüldigers vnd
auffrichtigers als die Princessin/ nichts vntrewers als der König
in Sardinien. Wann jhr mir vergönnet in mein Gemach
zugehen/ so wil ich euch auß allem Kummer bringen durch vnfehlbare
Zeichen/ vnd sonderlich etliche Brieffe/ derer Gewißheit machen
wird/ daß kein dergleichen Verdacht ewer Gemüthe ferner einnemen
könne. Ihr werdet euch hernach auch [627] nicht mehr verwundern/ daß Radirobanes diese Sachen ehe als jhr erfahren habe. Es
ist ein kur- tzer verzug: indessen daß wir alhier vergebliche Worte
wechseln/ were ich schon zurück kommen. Der König/ so vber solcher
Verheis- sung zweiffelhafftig war/ befahl jhr eylendts hinzugehen/
vnd jhn in dieser Angelegenheit nicht zu schertzen: doch solte sie
behüttsam seyn/ damit keiner von den Herren hinder das Wesen
käme. Argenis war ingleichem nicht darwieder/ vnd wolte jhr nichts
verhinderlich seyn etwas gewissers herfür zubringen.
Aber so bald die Alte jhnen auß den Augen kommen war/
rannte sie hefftig in jhr Zimmer/ zohe die Thür nach jhr zu/ vnd/
Nun/ sagte sie/ bin ich wiederumb mein selber; nun kan ich
mich selber vervrtheilen/ vnd darff nicht erst von andern erwarten/
was ich verdienet habe. O ich vnglückseliges Weib! Habe ich darumb
so lange gelebet/ damit ich nicht vnschüldig stürbe? Welch Verheng-
niß aber hat mich meiner Sinnen beraubet/ daß ich nie bedacht habe/ der Verrähterey Lohn sey niemals sicher? Daß ich so
gantz anders worden bin? daß ich einen leichtsinnigen Jünglinge/
der mir auß vielen Lastern verdächtig hette seyn sollen/ getrawet
hab?
+
[Druckausgabe S. 379]
dessen Verheissungen/ dessen Geschencken/ habe ich/
von so vielen Jahren vnd Erfahrung/ mich meine Trew/ vnd meiner
liebsten Princessin Gunst hingelassen? [628]
Du bedenckest es zu lang- sam/ Selenisse. Es were
eine Tugend gewesen/ wann du dein Hertze für Vbelthat
verschlossen hettest. Weil du nun so vnglückselig ge- sündiget
hast/ so ist deine Klage nicht besser als der Mörder. Hat mich dann
Radirobanes mit so feindlicher Beklagung vmbringen
wöllen: welchen ich mit nichts beleydiget habe/ außgenommen das/
wie andere Sachen/ auch zu grosse Gunst einen Eckel zukriegen pfleget? Ach dem Vbel! wen werde ich dürffen anschawen? zu
wem werde ich fliehen? oder wer wird mich hören von Verrähterey
klagen/ derer ich ein Exempel bin? Warumb eile ich nicht mich deß
Tagesliechtes zuberauben? Bedecke ich nicht die Schande meines
jetzigen Lasters mit einem Ende daß meiner ersten Tugend gemässe
ist? Auff was warte ich länger? Argenis hasset mich/ den
Meineyd kan ich nicht entschüldigen. Vielleicht wird auch der König
seine Rache vnter anderer Beschönung sättigen/ den mein Verdienst/
vnd der Tochter Klage so sehr gereitzet hat. Man weiß noch nicht/
wie ich verstehen können/ daß ich den Radirobanes zu der Entfüh- rung durch meinen
Rhat auffgefrischet habe. Im Fall dieses wird außkommen (dann was
kan ich hoffen daß es werde verschwiegen bleiben?) welche
Verfliessung der Zeit/ welche Götter werden das Gedächtnüß solchen
Verbrechens meiner Herrschafft auß dem Ge- müte können bringen? Ich
mag sie auch erweichen wie ich wil/ so werden sie mir
doch [629]
befehlen jhnen auß dem Gesichte zu-
gehen. Ich wil weichen die ich bey allen verhast bin/ vnd die zor-
nige Princessin fürchten muß. Ich kan doch weder heimlich noch
offentlich sicher seyn. Ich wil alle Augenblick der schmählichen
Straffe erwarten/ vnd/ auß meinem Verbrechen aller Leute Gedan- cken von mir ermessen. Du verdienest noch eine grössere
Schmach/ Selenisse/ wann du dieser mit dem Tode nicht zuvor
kömpst.
+
+
[Druckausgabe S. 380]
Zitierempfehlung:
Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL:
(abgerufen am: )
Zitierempfehlung der Druckausgabe:
Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),