Das XVI. Capitel.

[996] Meleanders seltzame Gedancken. Deß Poliarchus vnd Ar- chombrotus Ankunfft in Sicilien. Sie fertigen Gesandten zum Mele- ander ab.

Das XVI. Capitel.

NAchdem aber Arsidas auß Africa zurück kommen war/ machte er jhnen zwar mehr Gewißheit/ aber auch grössere Gedancken. Dann nachdem er deß Poliarchus vnd Timonides Schreiben eingeantwor- tet hatte/ erzehlte er jhnen nach der länge eben dieses was darinnen stundt; hielte sich aber sonderlich vber dem Lob deß Poliarchus auff/ wie weit sich sein Gebiet erstreckte/ was für Kriegsvolck/ vnd welch ein mächtiges Schiffsheer er mit sich führete; wie ritterlich er wider die Sardinier gestritten hette; vnd wie deß Archombrotus Ankunfft/ nachdem er von den Wunden fast heyl worden/ jhn mit Zorn/ Haß vnd Eyfer entzündet hette. Wie es auch zum Schlagen gerahten we- re/ wann Hyanisbe nicht darzwischen kommen/ welcher sie alle beyde so viel zugefallen gethan/ entweder durch Meleanders Ver- mittelung Frieden zu machen/ oder jhre Feindschafft in Sicilien außzuführen. Arsidas wolte auch die Vrsachen deß Wiederwillens nicht groß verbergen/ weil er wußte daß Timonides nicht allein dar- von geschrieben hette/ son-[997]dern auch Bocchus so bald er käme jhrer offentlich erwehnen würde. Nachdem er aber für die Argenis kommen/ vnd jhr alles erzehlet hatte/ wie die jenigen zuthun pfle- gen/ welche glauben daß man sie gern höre/ vnd abwesender Sachen erwehnen/ wardt der Argwohn welcher die Princessin kränckte/ leichtlich hinweg gethan. Gobrias/ der an allen Frewden ein Theil hatte/ suchte Gelegenheit baldt heimlich/ baldt offentlich zu der Argenis oder dem Arsidas zu kommen. Kurtz hernach kam auch Bocchus/ vnd bestättigte eben dieses was Arsidas mit sich gebracht hatte.

[Druckausgabe S. 591]

Meleander aber ließ alle Hoffnung vnd Anschläge/ die er nach Abweisung deß Radirobanes geschöpfft hatte/ fahren/ vnd war eines fast vnvmbgänglichen Vbels gewärtig. Gobrias were ohne Vrsach mit seinen Galliern in Sicilien nicht ankommen. Lycogenes vnd die Sardinier hetten jhm nicht können viel Vbels thun; mit was für Waffen vnd Stärcke aber köndte er auff einer Seitten Gallien/ vnd auff der andern Mauritanien widerstehen? In solchem Zweifel vnd Beklagung vber sein Verhängniß ließ er den Gobrias für sich fordern. Dieser war damals gleich ohngefehr bey der Argenis; wel- che nicht zweifelte/ der Vatter würde jhn etwas fragen wöllen/ den Poliarchus betreffendt; weil sie wußte/ daß er vber dieser Newerung hefftig bestürtzt were. Derhalben warnete sie ihn für seinem Ab- schiede/ er solte sich nichts förchten/ [998] oder von seinem König verschweigen. Die Sache were nunmehr so weit gerahten/ daß man die Larve gemach mußte weg thun. Der jenige welchen man zum Gobrias geschickt hatte/ erzehlte dem Könige ohngefehr/ daß er mit der Argenis redte/ vnd baldt zur Stelle seyn würde. Dieses machte deß Meleanders Vermutung noch stärcker. Doch wie Gobrias kam/ sahe er jhn freundlich an/ vnd: Wol/ mein Freundt/ sagte er/ war- umb habt jhr vns ewers Fürsten Namen so lange Zeit verhalten? welchem ich gewiß so sehr verbunden bin/ daß jhr mich fast in eine Vndanckbarkeit geführet/ vnd mir nicht Anlaß gegeben habet/ daß ich euch seinentwegen besser verhalten können. Gobrias entschul- digte sein Stillschweigen: Ihrer Majestät were besser als einem auff der Welt bekandt/ daß die jenigen so mit Fürstlichen Personen in Freundschafft stünden jhrer selbst nicht mächtig weren: er hette sich geförchtet etwas zu entdecken/ von dem er nicht wüßte ob es sein Herr lieber wolte verborgen haben. Meleander sagte alsbaldt darzu/ er hette vom Poliarchus auß Africa Schreiben/ darinnen er meldete/ er wolte ehistes zur Stell seyn. Aber es ist schon lange/ Gobrias/ daß jhr dises wisset: Vnd darumb habt jhr mit ewerer Flotte allhie auff jhn gewartet. Ewere Majestät verzeihe mir/ sagte Gobrias/ ich habe von der Vngestümmigkeit die mich von der an- dern Flotte getrennet hat nichts als die Warheit gesagt; [999] vnd seyt derselben Zeit weder meinen König noch seine andere Schiffe gesehen. Darumb aber bin ich in diese Insel kommen/ weil ich/ ob + +

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ich zwar nicht weiß wo mein König hinauß wölle/ oder was er zu- thun gemeinet sey/ dennoch gehöret habe/ daß er seine Schiffart an Sicilien fürüber nehmen mußte.

Meleander kundte auß dem Gobrias weiter nichts erzwingen; ließ jhn also gehen/ vnd schlug sich in seinem geheimen Zimmer lange mit allerley Gedancken. Warumb nämlich Poliarchus den Gobrias zuvor angeschickt/ warumb er mit einer solchen Flotte sich ausser- halb Gallien begeben hette/ wann er nicht die Argenis/ vnd vielleicht mit jhrer Bewilligung hinweg haben wolte? Ob es nicht auß dieser Hoffnung herrührete/ daß Archombrotus bißher von jhr verachtet worden? Ob sie nicht selbst solche Vnruhe auß Gallien gefordert hette? Es kamen jhm deß Radirobanes Schreiben/ Selenissen Todt/ Theocrine/ Pallas/ für allen andern Sachen aber die Forcht für seine Tochter/ ein. Vber dieses erinnerte er sich auch der Tugenden deß Poliarchus/ die Hülffe die er jhm in Gestalt einer Jungfrawen geleistet hette/ vnd aller Sachen die einem Eydam wol anstünden. Weiter machte die Scham/ weil er jhn vertrieben/ vnd nicht ohn Gefahr von sich gelassen hatte/ daß er jhn nicht lieben dürffte. Dann er stundt in der Meinung/ daß auch er [1000] billiche Vrsach hette jhn zu hassen oder zu verachten. Letztlich/ wann er jhn schon zum Eydam wolte annehmen/ so stünden jhme doch ohne das Ge- schrey der Vnbeständigkeit die Gesetze deß Vatterlands/ welche solche Vermählung mit den Königen auß Gallien nicht zuliessen/ im Wege; wie auch die Macht deß Archombrotus/ in Betrachtung der Mauritanischen Kräfften vnd sonderlichen Gunst bey den Sici- liern. Er hette auch nicht vnterlassen mit seiner Tochter scharff zu reden; weil er aber noch nicht wußte/ was die Götter zuthun ge- meinet weren/ damit er den jenigen der vnter beyden sein Eydam werden solte/ nicht beleydigte/ hielt er den Zorn zurücke; ohne daß jhm ein mal im Grimm dieses Wort entfuhr: Wol/ meine Tochter/ jhr wartet deß Poliarchus/ den jhr wenig liebet/ weil jhr jhn nicht begehret zu sehen ehe er mit seinem eigenen oder deß Archombrotus Blut besprützet ist. Sie zwang sich zu schweigen/ vnd ertrug es mit stillschweigendem guten Gesichte/ als ob sie es nicht verstanden hette. Cleobulus aber vnd Eurymedes/ wie auch die andern Herren/ hatten nicht wenig von jhren weisen Rahtschlägen nachgelassen; weil sie sich für dem König besorgten/ wann sie etwas wider den Archombrotus fürnehmen; vnd auch nicht zweifelten/ daß sie vnter +

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deß Poliarchus Person die Argenis selbst beleydigten. Gobrias be- sorgte sich/ der König möchte jhn in solcher Erregung fortreisen heissen. Derhalben kam er der Notturfft zu entweichen zuvor/ [1001] vnd machte sich auff seine Schiffe/ als wolte er sie anrichten lassen/ vnd hielte sie/ der Abrede mit der Argenis nach/ in aller Bereitschafft.

Indessen segelte Poliarchus mit gutem Winde auff die Insel zu. Die Spitzen deß Lilybeus fiengen an sich zuentdecken; vnd kurtz hernach als so fleissig gerudert wardt/ kundte man mit frölichem Geschrey der Soldaten vnd Botsgesellen das Landt besser erkennen. Endlich hielten sie die Flotte bey der Insel Eguse an/ weil Poliar- chus im Zweifel stundt/ ob er Meleandern zu Syracuse/ oder gegen Epeircte suchen solte. Es wardt aber nach Lilybeus geschickt/ ge- wissen Bericht einzunehmen; darauff die Antwort kam/ Meleander were zu Palermo. Derhalben wandten sie sich gegen Drepane/ vnd als sie für dem Agathyrsus fürüber waren/ stieß Gobrias nahe bey der Insel Paconien mit seiner Flotte zu jhnen. Dann er schiffte allenthalben hin vnd wider/ bereitet allen bewegungen deß Königs nachzukommen; vnd hielte sich täglich fertig/ wann je Argenis jhm etwas befehlen wolte. Wie Poliarchus jhn so zu bequemer Zeit an- getroffen/ vmbfieng er jhn/ vnd wußte sich nicht frölich genugsam zu erzeigen. Dieser fiel auff die Knie/ küssete jhm die Handt/ vnd war so lustig vber der guten Gesundheit vnd Gegenwart seines sieg- reichen Königs/ daß weder sein kriegisches Heldengemüte/ noch das Alter/ noch das mannliche Geschlecht jhn vom weinen zurück hielte. Er fieng [1002] auch an seinen fürnembsten Freunden wegen deß guten Fortganges in verlauffenem Kriege Glück zu wündschen; als jhn Poliarchus zu sich ruffte/ vnd fragte/ was er indessen daselbst gemacht hette? ob er auch mit Erlaubniß deß Königs in Sicilien kommen? Ob er die Argenis sehen vnd mit jhr reden können? was letztlich sie in der Insel zuthun gemeinet/ vnd wie starck sie weren? Gobrias erzehlte alles von Anfange an/ vnd ergetzte deß Königs Ge- müte auff mancherley Wege; in dem er baldt der Argenis Bestän- digkeit vnd Trewe Liebe zu preisen anhub/ baldt von dem Ge- schrey deß Africanischen Krieges sagte/ daß jhn allenthalben daher- umb als einen trefflichen Siegesherren beruffen gemacht hette. Erin- nerte aber beynebenst/ Meleander/ wiewol er sich Leutselig zuerzei- gen zwinge/ dennoch wolte er jhm doch gar wol nicht. Darumb hette er sich auch auff Gutachten der Argenis zu der Flotte gemacht/

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vnd das Vfer herumb in Acht genommen. Poliarchus/ nach dem er solche Warnung angehöret/ vnd der Argenis wegen sonderlich frew- dig war/ ließ er alsbaldt Ancker werffen/ vnd wolte allda der Verbin- dung nach deß Archombrotus erwarten: dann seine Flotte war auff der offenbahren See von der andern getrennet worden/ daß sie ein- ander auß dem Gesichte verlohren.

Die so dem Könige die erste Zeitung von deß Poliarchus Ankunfft brachten/ kundten jhn kaum [1003] vberreden/ daß so viel Schiffe/ vnd solche Kriegsbereitschafft mit jhm solte kommen seyn. So wol- te er auch bey solcher Vngewißheit der Gefahr der Hyanisben Schreiben wenig glauben geben/ die jhm verhiesse/ dieses Heer wurde jhm kein Vbel zufügen. Noch hefftiger war er vber sie er- zürnet/ daß sie den Krieg auß jhren Augen gebracht/ vnd in Sici- lien geschickt hette. Hernach forderte er die Argenis/ vnd fragte sie nicht mehr mit Vnwillen/ sondern mit grosser Sorge/ ob es mit dieser Flotte wider Sicilien Krieg zu führen angesehen were? Dann er hette gute Nachricht/ daß Poliarchus ohn jhr wöllen vnd wissen nichts fürnehme. Sie gab zur Antwort/ deß Poliarchus Anschläge weren jhr verborgen/ sie glaubte auch nicht daß er Sicilien vbel wolte. Im vbrigen/ ob sie zwar weiblicher List wegen vnd durch lange Erfahrung Weltlicher Sachen jhre heimligkeit sehr bergen kundte/ so vermochte sie doch jhre vnmässige Frewde nicht wol an- zuhalten; vnd kränckete sich nur einig darumb/ daß der Beystand nicht auß der Nähe ankäme/ vnd Poliarchus mit seinem Volck den König besuchte: dann es bedachte sie ein jeglicher Augenblick lang zu seyn/ so vngedultig war sie vber der Verweylung worden.

Archombrotus aber/ als ob er den König zu Syracuse antreffen solte/ war fast schon biß zum Pachin kommen/ als er sein Irrthumb hörete/ [1004] vnd die Segel auff Lilybeus zurück kehrete. Wie Me- leander auch von dessen Kräfften vernam/ geriethe er in newere vnd mehr gewisse Forchte/ daß auff einer seitten der verliebte Po- liarchus tobete; vnd auff der andern Archombrotus mit den Mauri- tanischen Kräfften seine Heyrath zusuchen angelanget were. Man köndte leichtlich spüren/ daß deß Poliarchus Kampff der Hyanisbe wegen mit dem Radirobanes zu Ablehnung jhrer Strittigkeiten we- + + + +

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niggeholffen hette. Dann wann sie dessentwegen widerumb in Freundschafft gerahten weren/ so wurden sie sich nicht getrawet haben/ vnd ein jedweder absonderlich auß Mauritanien in Sicilien geschiffet seyn. Mußte dann nun Sicilien in solche Gefahr von bey- der jhrem wüten zerrissen/ oder zum wenigsten die See von dem Blute dieser zweyer Theile gefärbet/ vnd der Argenis Heyrath mit deß einen Vntergang gesucht werden? Welche Scylla oder welche Charybdis hette jemals so viel Leute verschlungen? Sicilien würde künfftig wegen so vieler Verbitterung vnd Todschläge der Fürsten bey allen Völckern in Abschew seyn. Kurtzlich/ köndte er wol schawen daß Poliarchus mit deß Archombrotus Blute besprützet were? oder köndte Argenis den Archombrotus lieben/ wann er den Poliarchus erleget hette? Hernach beruffte er sich auff das Recht der Völcker; daß jhm die Freyheit mit seiner Tochter Hey- rath zuthun vnd zu lassen [1005] genommen; daß die Verbindung vnd Freundschafft mit Waffen/ Gewalt vnd wider seinen Willen ge- sucht würde. Bey solchem Vbel ließ er doch die RegimentsSorgen nicht gantz fahren. Er ließ alle so zum Krieg tüchtig waren mit jhrer Rüstung zusammen fordern/ vnd die Schiffe in den Hafen stossen/ damit er zum wenigsten sehen liesse/ daß er sich zu weh- ren gemeinet sey. Doch satzte er auff sich vnd die Argenis seine meiste Hoffnung; dann er vermeinete vom Archombrotus alles zu- erlangen was er wolte/ so wurde Poliarchus auch der Argenis nichts versagen.

In dem Meleander also bekümmert war/ zeigete man jhm an/ daß deß Archombrotus Schiffe zu dem Poliarchus so friedlich ge- stossen/ als ob es alles eine Flotte gewesen. Wie er es vbel glauben kundte/ wardt angemeldet/ es weren Abgesandten am Port/ welche sagten/ daß die Könige Poliarchus vnd Archombrotus 〈sie〉 abgefer- tiget hetten. Dann so baldt Archombrotus bey Paconien die Seinigen zu deß Poliarchus Schiffen gebracht hatte/ begehrten die Sicilier so mit jhnen kommen/ vnd nach Hause zu gelangen begierig waren/ man solte alsbaldt in den Hafen einfahren. Aber die beyde Könige verbotten mit gleicher Entschliessung/ es solte kein Schiff sich von der Flotte trennen; vnd schickten in einem Nachen den Gelanor vnd Micipsa zum Meleander. Er wardt bestürtzt/ daß diese Für- [1006]sten zugleich jhre Gesanden zu jhm abgeordnet hetten. Wel- +

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chesdann auch der Argenis seltzam fürkam. Solten die Widersacher beysammen stehen? Solte eine dergleichen Strittigkeit sich so baldt geändet haben? Welcher vnter beyden hette Sicilien die Gna- de thun/ vnd es vom Kriege befreyen wollen? Mit was für einem Bündnisse vnd Bedingungen müßte doch dieses Vnvernehmen hin- gelegt seyn? Es kam jhnen auch wunderlich für/ daß man den Ar- chombrotus einen König hiesse/ vnd Meleander stundt in Forchten/ Hyanisbe möchte gestorben seyn. Gleichwol frewete er sich vber der Hoffnung deß Friedens. Argenis aber wußte nicht ob sie frölich oder trawrig seyn solte; ohne daß sie sich wegen deß Vertrags be- sorgete/ vnd in Gedancken war/ ob sie nicht wegen jhrer Heyrath möchten mit einander gehandelt haben. Wie aber/ gedachte sie/ wann sie mich als ein geringes vnd leichtes Wesen auff das Loß ge- setzt hetten? wie wann ich dem Archombrotus zugesprochen were?

So baldt aber Gelanor vnd Micipsa für den König/ der gleich mit seiner Tochter redte/ kommen waren/ wandten alle Leute die Augen auff jhn. Der König vmbfieng sie beyde; vnd/ weil man den Galliern die Ehre gab erstlich zu reden/ fieng Gelanor also an: Poliarchus der König in Gallien/ vnd Archombrotus in Sardinien/ Großmächtig- [1007]ster König/ ligen in ewerer See bey der Insel Paconie zu Ancker/ vnd haben vns abgefertiget zu bitten/ daß sie als Freunde in den Port einfahren/ vnd euch zugleich ansprechen möchten. Micip- sa setzte hinzu/ Archombrotus würde keiner Versicherung begeh- ret/ oder einen Gesandten vorher geschicket haben; wann die Sache nicht also beschaffen were/ daß er ohne den Poliarchus in Sicilien nicht außsteigen/ vnd den König besuchen dörffte. Meleander gab zur Antwort: Sicilien stünde seinen Freunden offen. Sie solten ab- stossen in welchen Hafen der Insel es jhnen geliebte; er wolte sie am Strande empfangen/ oder jhnen auch entgegen kommen. Die Ge- sandten sagten alsbaldt darwider: Es würde jhren Königen am an- genehmsten seyn/ wann er sich sonsten nicht bemühen/ vnd jhrer nur bey Hofe erwarten wolte. So vermeldet ewern Königen/ hub Meleander an/ ich thu auch dieses jhnen zu Willen/ daß ich lieber mein Ampt als jhr Begehren hindan setzen wil. Ich solte zum wenig- sten biß auff Paconien zu jhnen reisen; Weil sie es aber begehren/ so wil ich jhrer allhie gewärtig seyn. Gelanor antwortete: Es ist noch etwas/ daß ich im Namen meines Königes begehren muß. Ihr wisset + + +

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selber/ Herr/ daß er in Sicilien etliche Feinde hat. Damit er nun in Sicherheit seyn möge/ als bittet er jhm zuvergönnen/ daß er sein Volck in die Insel außsetzen möge. Er verheisset bey [1008] könig- lichen Trewen/ seine Soldaten sollen keinen Schaden thun. Mele- ander erschrack wie er deß Vnrechts so dem Poliarchus angethan worden/ auffs new erwehnen hörte/ vnd förchtete sich Kriegesvolck in sein Landt zulassen/ dessen er nicht genugsamb gesichert were: auch solches zwar vmb destomehr/ weil er spürete/ daß er dem Poli- archus/ der in Waffen war/ er thäte oder begehrte gleich was er wolte/ ohne viel Blutvergiessen vnd Gefahr nichts würde verrsagen können. Es kam jhm auch noch viel kümmerlicher für/ wann er/ der zu dem Krieg nicht gefaßt were/ vnd der Argenis nicht trawen dörffte/ einem solchen mächtigen Könige dieses solte abschlagen/ der viel- leicht durch solche Gelegenheit Vrsach zum Krieg suchte. Derwegen ließ er seine Forchte gantz nicht blicken/ vnd zu mehrer bezeigung seiner Freundwilligkeit; Nicht allein dieses/ sagte er/ wir wöllen auch schon auff Proviant bedacht seyn/ Gelanor. Ich wil nicht mei- nen/ daß es mir an Soldaten mangele/ so lang ewers Königs meines sehr guten Freunds Volck wirdt in Sicilien seyn. Hernach fragte er/ warumb Archombrotus Sardinischer König genennet wurde/ vnd ob Hyanisbe wol auff were. Er begehrte auch vom Gelanor allerley wegen deß Poliarchus Sieges vnd seiner Wunden zuhören/ vnd er- zeigte sich sehr freundlich. Außgenommen etliche gemeine Sachen durffte Gelanor der Ar-[1009]genis nichts sagen; kundte auch ab- sonderlich nicht zu ihr kommen/ wiewol sie in grossen ängsten vnd Zweiffel stundt/ vnd jhme zum offtersten in die Augen sahe.

[1010: Kupfer Nr. 22]




Zitierempfehlung:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),