Das VII. Capitel.

ref="http://diglib.hab.de/edoc/ed000257/texts/register/listPerson.xml#poliarchus" >Poliarchus in Todesgefahr. Der Aertzte Fürsorge. Die Sardinier ver- lassen Africa. Frolocken der Mohren. Poliarchus Gesundheit bessert sich.

Das Erste Capitel.

ALso ist der Krieg in wenig Tagen vollendet worden/ der beyde Theil mit grosser Macht vnd Verweilung würde außgesogen haben/ wann es nicht so begierige Fürsten/ die jhre Privatsachen zu einer allgemeinen Angelegenheit machten/ betroffen hette. Wie die Sar- dinier wichen/ war es jhnen nicht gefährlich in das Läger wider vmbzukehren; weil sie beydes nicht vnordentlich flohen/ vnd Poli- archus/ der seine Wunden empfandt/ in die [840] Statt zukommen eylete. In dessen gleichwol/ weil die ärtzte mit einem geschwinden Mittel das Blut stilleten/ ließ er einen Ast von einem Baume hawen/ hieng zum Siegeszeichen deß Radirobanes Rüstung daran/ vnd nahm jhn auff seine Achsel. Mit solcher Zier saß er auff einen Wagen/ daran weisse Rosse giengen/ vnd fuhr in schönem Spec- tackel/ vmbringet von den Soldaten/ vnd mit der rühmlichen Beute beladen/ zu dem Tempel deß Gottes Mars: dann der Feretrische Jupiter wardt in Africa nit geehret. Das Volck hatte alle Strassen erfüllet/ vnd sich auff das beste als in solcher Eyle möglich war auß- gezieret; etliche trugen Zweige/ die sie zum ersten ergrieffen/ an- dere streweten sie auff die Strassen wo der Triumph gehalten ward. Man hörte von allen seiten das grosse Lob deß Siegenden/ vnd die Glückwündtschungen vber den Wolstandt deß Landes Africa. Hyanisbe wartete im Eingange deß Tempels auff den Poliarchus/ welchen sie bey seinem absteigen vom Wagen also anredete; Ihr grosser König/ ehe jhr diesen Raub dem Mars liefert/ so wil ich euch + +

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zuvor dasjenige sagen/ was jhr den Göttern sagen wöllet. Ewere Stärcke macht es daß wir erhalten sindt. Ihr habet vns wiedergege- ben die Freyheit den Athem zuschöpffen. Ihr habet einem jeglichen von dem Volcke seine Ecker/ Freunde vnd Häuser/ mir aber diese Krone/ vnd den abwesenden Sohn beschützet. Begehret von vns was jhr wöllet; jedennoch wirdt [841] es weniger seyn als jhr ver- dienet habet. O dem Verhängniss! ich sehe euch verwundet/ vnd er- fahre daß der Sieg nicht ohn Gefahr gewesen. Ihr seydt das Schlachtopffer/ dessen Blut mir den Sieg zu wegengebracht hat. Schawet nun den Radirobanes/ welchen Africa kurtz zuvor fürch- tete/ der jetzundt vnter der Fürweisung seiner Waffen euch auff den Schultern lieget/ vnd vnsere Augen nun mit desto einem angeneme- ren Schrecken erfüllet/ je näher vns die Gefahr gewesen ist. Kompt/ jhr stattlicher Heldt/ in den Tempel der Götter/ derer Zahl jhr künff- tig vermehren sollet. Ihr möget diesen Raub an vnsere geheiligte Pfeiler hängen/ vnd sie den Africanischen Augen zum Spiegel ewe- rer Stärcke lassen; oder das denckwürdige Siegeszeichen den Göt- tern eweres Gallien vberschicken/ so wisset daß ich euch dennoch einen Altar auffrichten/ vnd ein Fest sampt einem Priester verord- nen wil; wiewol ich hertzlich begehre/ daß jhr lange Zeit vnter den Menschen wohnen möget. Diese Rede wardt mit grossem Frolocken deß Volckes angehöret; darzwischen als Poliarchus der Königin seiner Art nach glimpflich geantwortet hatte/ tratt er zum Thore deß Tempels deß Gottes Mars hienein. Weil er aber noch blutig vom Kampffe war/ durffte er zu dem Altar nicht gehen/ vnd den Göttern opffern. Er ließ sich begnügen dem Priester daß Siegeszei- chen zuvbergeben/ vnd den Gott an der Schwellen anzuruffen/ er wolte es mit gnädigem [842] Gesichte annemen/ vnd verleihen/ daß er jhm dergleichen Gaben offtmals bringen möchte. Vber solchem beten fiengen seine Wunden an jhn mehr vnd mehr zu vberwinden. Dann etliche waren wegen deß verzugs der verbindung erkaltet vnd geschwollen. Dennoch/ damit er der Königin vnd den Soldaten kein Schrecken einjagte/ ließ er solches nicht mercken/ vnd sagte nichts anders/ als daß er wegen Mütigkeit von dem kämpffen ein wenig würde ruhen müssen.

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Derhalben begab er sich in begleitung der Hyanisbe vnd vmbrin- gung vieler Soldaten/ welche noch eben so herein giengen wie sie in der Schlacht gewesen/ nach Hofe. Sie waren aber noch nicht in dem Eingange/ als angesaget wardt/ daß Gesandten von den Sardiniern kommen weren. Dann es kam jhnen vber auß schmertzlich für/ daß sie jren König lebendig nit beschützet/ oder zum wenigsten todt jhm die Ehre angethan/ daß er in die Begräbnisse seiner Vor- fahren hette beygesetzt werden können. So besorgten sie sich nach- mals auch/ der Feind möchte vielleicht mit dem Cörper spöttlich verfahren. Derhalben kleideten sich in wehrendem Tumult Viere von den fürnembsten Herren/ mehr auß eigenem dann gemeinem Rhatschlage/ wie wol sie solches zuvor mit etlichen Befehlshabern abgeredt/ als Gesanden auß/ vnd kamen im Namen aller Sardinier nach Lixa. Poliarchus ließ sie auff gutbedüncken der Königin als- baldt für sich/ vnd hörete sie vnter dem Eingang deß Pallasts; als ob er solcher Absendung die Ehr nit geben möch-[843]te/ daß er sie mit dergleichen Herrligkeit wie sonsten zugeschehen pflegt/ ver- nemen möchte. Es war einer von den Abgeordneten/ dem die an- dern zureden aufferleget hatten. Dieser warnete den Poliarchus mit füglichen Worten/ er wolte sich deß Glücks glimpflich ge- brauchen/ vnd die Götter Siciliens als vberwundene nicht beleidigen/ noch die seinigen wegen scharffer Verfahrung wieder den vmbge- brachten Feindt erzürnen. Sie weren kommen deß Königes Cörper zubegehren. Der Haß welcher auch nach dem Tode wehrete hette wenig rhum hintersich. Es würde nicht ein geringer Lob seyn dem vberwundenen zuvergeben/ als jhm zuvor im Kampffe das Leben genommen zuhaben. Er würde gedencken/ daß Radirobanes der königlichen Hoheit halben zum wenigsten deß Begräbnisses nicht solte beraubet werden. Wann er dem Theseus nachfolgete/ so würde er nicht zulassen/ daß seines Feindes Geist vnbedecket herumb jrrete. Were er aber Achilles/ als solte dem Sardinischen Volcke kein Geldt so lieb seyn weder der Cörper seines Fürstens. Letztlich bath er/ vnd beschloß seine mannliche Rede mit seufftzen. Poliarchus gab ver- ächtlich zur Antwort/ er wolte eben die Götter im Rhatschlage zu Regierung seines Sieges haben/ die er in Erlangung desselben ge- habt hette. Im vbrigen/ so verdieneten die jenigen welche das Le- ben jhrer Laster wegen zuverlieren verschuldeten/ daß sie auch deß ruhigen Todes [844] Mangel litten. Es sey dann daß die Götter selbst/ +

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die sie offt nenneten/ der abgeleibten Geister schoneten. Man köndt ohne Abschew an den Radirobanes nicht gedencken/ der nach ge- suchter Gelegenheit den FriedensEydt an der Hyanisbe gebrochen. Endlich (sagte er) wisset/ daß das jenige was jhr begehret/ bey mir nicht stehe. Die Königin hat zuthun vnd zu lassen/ vnd sich ent- weder deß Ernstes oder der Barmhertzigkeit zugebrauchen. Dann für sie haben wir gestritten/ vnd jhr gehöret ewerer Radirobanes nicht weniger zu/ als das vbrige vom Sieg. Die Gesandten verloren jhre Hoffnung/ vnd wandten sich doch zur Königin. Sie wolte sich aber der Freyheit nicht anmassen/ welche jhm Poliarchus mit seinem Blut erworben hette. Sie stritten deßwegen lang miteinander/ vnd hielten sich vnd die Abgefertigten hiermit auff. Die Schmertzen der Wunden aber wolten längern Verzug mit dem Poliarchus nicht ley- den. Vber dieses wußte er/ daß alle Anmutigkeit einer Freygebig- keit an geschwinder vnd williger Entschliessung liege. Als derhalben die Königin jnständig anhielte/ er wolte entweder die Gesandten baldt abfertigen/ oder es auff einen andern Tag verschieben: Ich verstehe/ sagte er/ was Ewer Liebe begehret. Dann im Fall jhr euch wegen empfangenen Vnrechts an dem Cörper rechen woltet/ so würdet jhr diese Schärffe euch außdrücklich vorbehalten. An jetzo/ ohne daß jhr barmhertzig seydt/ so wöllet jhr/ es solle das Ansehen haben/ als ob ewere Mildigkeit ge-[845]gen den Sardiniern von mir herrühre. Sie mögen ja den vndienstlichen Cörper jhres Gottlosen Königes hinnehmen/ vnd jhn nun nachdem er nichts fühlet/ auff den Holtzhauffen legen/ welchen er lebendig verschul- det hette. Gewiß/ sagte Hyanisbe/ sie sollen erfahren/ daß hier kein Thebe sey; vnd daß Poliarchus gesieget habe/ nicht Creon. Wann sie jhm aber die Grabschrifft machen werden/ so mögen sie vnter an- dern seinen Siegen erwehnen/ daß er zwey mal in diese Statt kom- men sey.

Als sie solches mit lachendem Munde gesagt/ kehrte sie sich von den Gesandten/ welchen auff Befehl deß Poliarchus der entwaff- nete Cörper/ wie er war/ gegeben wardt. Er/ nach verrichtung all- gemeiner Sachen/ als er nicht mehr gehen kundte/ wardt er von der seinigen Händen in sein Zimmer geführet; da er kaum erwartete biß man jhm den Küriß ablegen kundte/ vnd sich auff das Betthe warff. Wiewol er selbst Aertzte mit sich gebracht/ dennoch/ weil er wußte daß die in der Hyanisben Hofe berühmet weren/ wie er dann/ als er von den Seeräubern beschädiget worden/ vnd daselbst kranck

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gewesen/ an eigner Person erfahren hatte/ ließ er sie gleichfals ho- len. Wurden also zween Gallier vnd zween Moren zugelassen/ wel- che wie sie sahen daß er hefftiger beschädiget worden als man ver- meinete/ murmelten sie erschrocken vntereinander. Die gefähr- lichste Wunde war in der Seiten/ vmd im nachsuchen wu-[846]sten sie nicht/ ob es auch die edelsten Glieder inwendig im Leibe betrof- fen hette. Wie die Königin vber diesem fragte was jhre Meinung were/ sagten sie in geheim/ daß es vmb den König sehr mißlich stünde. Sie befahl weißlich die Sach verborgen zuhalten/ damit sich nicht etwan in jhrem oder der Feinde Lager eine Empörung erregte. That auch den Aertzten grosse Verheissungen/ mit Vermahnung/ keines Fleisses vnd Kunst zu sparen; wie sie dann bey seiner ent- blössung vnd nachsuchung in den Wunden selber zur stelle war. Er hatte sich sehr verblutet (dann so baldt er auff das Betthe kom- men/ hatten sich die Wunden eröffnet) vnd der Puls schlug so lang- sam vnd vngleich/ daß die Aertzte in grossen Forchten stunden. In dem sie nun alle bemühet waren/ war ein Africaner vnter jhnen/ deß Namens Temison/ heßlichen Gesichts vnd kurtz von Person/ seiner Kunst aber vnd glücklichen Fortgangs halben sehr be- rühmbt/ der fieng an: Wir schaffen also nichts. Ich besorge mich/ es möge der König eines andern Tods sterben/ als dessen der von er- öffnung der Wunden herrühren köndte. Dann wir sollen nicht glauben/ daß alles Geblüte/ so von Waffen berühret vnd auß seinem Ort getrieben ist worden/ gantz auß dem Cörper gelauffen sey: son- dern das Geblüt der Adern hat sich sampt seinem Schaum durch die zugrosse Bewegung entzündet. Derhalben wirdt es sich in der Hitze lieffern/ vnd in den Seiten zusammen le-[847]gen/ daß er nicht Athem holen können/ vnd das Leben darüber lassen wirdt/ wann wir jhm nicht zuvor kommen. Wie ist jhm dann zuthun? möchtet jhr sagen. Nicht anders als daß wir jhm die Basilick oder Königs Ader im Arm schlagen. Also wirdt sich durch die hinweglassung das Blut/ so hernach in Eyter verwandelt wurde/ nicht mehr lie- fern können. Sie entsetzten sich vber diesen Worten sämptlich. Dann wie köndten sie so verwegen seyn/ daß sie auß einem schwa- chen Leib/ der ohne das erschöpffet were/ noch mehr Blut lassen solten? Doch muste man in deß Artzts Meinung willigen/ weil er sagte/ daß man jhm anderst das Leben nicht erhalten würde. Oeff- neten sie jhm also die Ader/ wiewol viel sich nichts guts darauß ge- trösteten. Hernach brauchten sie zu jeglicher Wunden jhr sonder
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lichesMittel/ liessen jhn ruhen/ vnd verboten jhm selbige Nacht mit einigem Getümmel vnd Geschäffte beschwerlich zuseyn. Doch kundte man Hyanisben von jhm nicht hinwegk bringen. Sie setzte sich nicht weit vom Betth auff einen Stuel/ vnd tratt offtmals zu jhm/ in besorgung er möchte in Ohnmacht gefallen seyn; seuffzete kaum verborgen/ kam den Dienern mit jhrem Fleisse zuvor/ vnd er- wiese jhm/ der fast nicht wußte wer sie were die jhn so sehr in acht nehme/ alle Menschliche vnd mögliche Dienste.

Endtlich gieng ja Hyanisbe noch/ auff der jhrigen nötigung/ vnd weil die Nacht zu ende kam/ in [848] jhr Schlaffgemach. Sie hatte nicht lange geruhet/ als sie von den Herren jhres Hofes auffgewe- cket wardt/ die jhr Glück wündtschen wolten/ vnd fragten/ was bey dem newen Wesen zuthun were. Dann nachdem man die gantze Nacht in dem Sardinischen Läger ein Getümmel gehöret hatte/ wor- den deß Morgens früe weder jhre Schiffe im Flusse/ noch einige Wa- che oder Volck vmb die Schantze gesehen. Man schickt hernach etliche von Micypsa auß der Gelegenheit sich zuerkündigen/ die be- richteten/ daß die Sardinier fort weren/ vnd zwar die köstlichsten Sachen mit sich genommen/ doch auch nicht wenig hinderlassen hetten. Als es besser liechte worden/ sahe man die Flotte der flie- genden: weil Virtiganes vnd die andern Obristen nach verlierung deß Königes nicht allein keine Hoffnung deß Sieges gehabt (dann wem/ oder vnter wessen Befehl solten sie siegen/ nachdem sie nun gezwungen worden mehr als einerley zu wöllen oder zu fürchten?) sondern sich auch besorget/ sie möchten dem Anlauffe deß Feindes in selbigem Orte nicht genugsamb wiederstehen können. Vber diß muste das Volck wegen entstehenden einheimischen Krieges zurück geführet werden. Dann es waren nach dem Radirobanes zwene so der Kron begehreten/ zweyer deß Radirobanes Vattern Brüder Söh- ne: von denen einer deß jüngeren Sohn Harsicora/ der aber elter war/ sein Alter angesehen wolte haben: der andere/ so Cornias hieß/ nicht sein sondern seines Vat-[849]ters Alter anzohe. Die vermu- tung solchen Vbels/ ohn daß die Soldaten auch jhre Hoffnung vnnd Hertzhafftigkeit sincken liessen/ brachte die Befehlshaber darzu/ daß sie ohn Trompettenklang durch das gantze Läger befehlen lies- sen sich bereit zumachen/ vnd hinter der Africaner Wissen auß dem Hafen abzustossen.

Solches Glück der Königin zuverkündigen/ waren viel Herren zu- sammen kommen. Welches als sie verstundt: Ach/ sagte sie/ köndte

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doch der jenige dieser Fröligkeit geniessen/ der sie vns erworben hatt! Ach Poliarchus/ wann ich mich nur ewrentwegen nicht heff- tiger dörffte kräncken/ als ich mich jetzt vber der Feinde Niederlage frewen kan! zugleich gieng sie zum Poliarchus/ in Begleitung weni- ger Matronen vnnd Officirer. Er lag schwach/ halb wach vnnd halb schlaffende/ mit anzeigung grosser Vnpäßligkeit. Gleichwol ver- mochten jhn die Schmertzen zu keinen Seufftzen vnnd Klagen zu- zwingen. Die heldenmütige Beständigkeit welche er bey gesundem Leibe gehabt ließ jhn auch nicht da er fast im Tode lag. Zwar die Stimme war schwächer/ vnnd kundt kaum von den nechst darbey stehenden vernommen werden. Als er die Königin sahe: Ewere Liebe/ fieng er an/ hatt sich der Feindt etwan mercken lassen? Wo mich die Götter wiederumb gesundt machen/ so wil ich vns an den Halßstarrigen in kürtzen rechen; im Fall ich aber sterbe/ so soll doch jhnen mein Geist Schrecken einjagen. In dessen [850] wöllet jhr das Wesen ewrem Mycipsa vberlassen/ vnd wo es euch gefällt/ dem Gelanor. Diese Wort redete er/ wiewol mit leiser Stimme/ je- doch mit solcher regung deß Gemütes/ daß er von einer lebhafftigern Farbe im Gesichte schiene erwärmet zu werden. Hyanisbe aber; Es ist/ sprach sie/ anderer Waffen nicht vonnöthen/ mein Herr. Dann wer köndte würdig in nachfolgung eweres Sieges tretten? Ihr habet die Sache gestriges Tages hienauß geführet/ in dem jhr aller Kräff- ten in dem Radirobanes außgerottet habet. Die Meineydigen sindt mit Hülffe der Nacht schändtlich hinweg geflohen/ jhre Todten lie- gen vnbegraben/ die Schantze stehet vnversehret/ vnd ist eine zim- liche Beute die sie für eylen nicht hinweg bringen können den vnse- rigen hinderlassen worden. Poliarchus wardt vber diesen worten gleichsam was muthiger/ vnd theilete sich die empfindung solches guten fortganges in den gantzen Leib ein. Derhalben wolte er die Fröligkeit deß Volckes nicht zurückhalten/ welches zu den Tempeln/ den Vfern vnd Gastereyen lieff; wiewol man noch für jhn Beysorge trug/ vnd Hyanisbe das Frolocken so lange befahl einzustellen/ biß es seiner Gesundtheit wegen noch köndte grösser werden. Gantz Lixa gieng das Lager zu beschawen/ vnd vom Port den fliehenden Feinden zu fluchen. Hernach zanckten sie sich vber dem Raube/ + + +
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daß man mit Kummer die erste Beute für die Götter vnd Könige er- halten kundte.

[851] Als man aber deß Poliarchus Wunden besichtigen solte/ vnd sie auffs newe verbinden/ stunden die fürnemsten Freunde vmb das Bette/ vnd schaweten die Aertzten erbärmlich an. Der jenige so den vorigen Tag das Blut zulassen gerahten war zur Stelle: der lösete das Bandt/ so vmb die tieffeste Wunde war auff. Dann die Medicin war zu selbiger Zeit noch in dreyerley Art nicht eingetheilet; son- dern die welche Artzney ordneten/ machten sie auch/ vnd gebrauch- ten sich jhrer Hände an den Gliedmassen vnd Wunden der Kran- cken. Es schiene damals ein Wunderwerck zuseyn/ daß sich das ver- derbte Geblüt schon zum schweren anließ. Den Göttern sey ge- danckt/ schrie Temison. Leget dem Himmel ewer Gelübde ab/ wann jemandt vnter euch eines für Wolfahrt deß Königes versprochen hat. Dann ich habe noch biß auff diesen Tag kein gewisser vnnd ge- schwinder Zeichen der Gesundtheit gesehen. Es ist kein Feber für- handen; Es hitzen nicht allein die Wunden nicht/ sondern das vn- beschädigte Theil sondert auch/ wie in Wunden so durch die Zeit gelindert sindt/ das todte ab vnd zertreibet es. Sie nahmen diese Worte sämptlich an/ als von einer Warsagung der Götter. Etliche weineten für vnmässiger Frewde; andere vmbfiengen einander. Viel fielen auff den Boden/ vnd baten den Apollo/ Esculapius vnd Hygien solchen glücklichen [852] Anfang ferrner fortzustellen. Niemandt aber war lustiger als die Königin. Sie verhiesse der Carthaginischen Celeste ein Opffer von hundert Ochsen/ und fieng damals erst recht an die Wollust deß Sieges zu empfinden.




Zitierempfehlung:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),