Das X. Capitel.

[68] Deß Königs Meleanders Widerkunfft. Sein Gespräche mit der Tochter von dem Zustande seiner Sachen. Argenis fällt in Ohn- macht.

Das X. Capitel.

OB gleich der Argenis Gestalt fürtrefflich war/ wurde sie doch von jhrer Hertzhafftigkeit vberwunden. Dann sie zähmete jhre Seuff- zer/ vnd nam sich in einem Augenblicke deß Gesichtes an/ welches sie vor jhrem Schmertzen hatte: außgenommen daß jhr die Augen roth waren/ welche sie hierumb mit kaltem Wasser wusche.

Sie machte sich damals munter/ vnd lernete sich frölicher stellen als sie war/ da eine von jhren Dienerinnen an die Thür klopffete/ vnd anzeygete daß der König allbereit im Eyngange deß Schlosses were. Argenis gieng eylends/ gleichsam sie was anders gethan hette/ wi- der in jhr Zimmer/ auch mit einem lustigern Antlitz als der gemei- ne Zustand erforderte: Damit entweder jhr Leydt ausser Argwohn bliebe/ oder alle jhre Worte vnd Geberden zwischen dem Streite der angenommenen Weise vnd deß Schmertzens eine gewisse Masse hielten. Als sie an die Leibtrabanten kommen/ so nicht ferren von da stunden/ gieng sie mitten durch den Hoff dem Thore zu. Der Kö- nig war nicht weit/ welcher sie auff hub als sie [69] für jhn niderfiele/ +

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vnd die Hand küssete; vnd sie ein wenig auff die Wangen schlug/ mit angehenckter Frage/ ob sie noch allezeit wol auff gewesen: jr auch eynhielte wie sie so bleich vnd von Furchte deß Krieges grewlicher worden were. Sie gab zur Antwort: es hette solches jhr Ampt erfodert/ die Götter zu bitten/ vnd in Sorgen zu seyn für jh- ren Vatter vnd König der zu Felde gelegen. Nam jr auch hierdurch Anlaß zu weynen/ vnd vergoß die Threnen/ welche sie schon in Be- reytschafft hatte. Der König vermahnete sie/ vnbekümmert zu seyn: Die Götter hetten jhrem Bitten ein Gnügen gethan/ vnd weil die Sachen in gutem Zustande weren/ solte sie nun im Glück jhre Schönheit widernehmen/ die sie in Vnglück hette weg geleget. Das Volck hatte sich rings vmbher außgebreytet/ mit Ehrerbietung wie gegen Meleanders greissem Alter/ also auch gegen der Zierligkeit vnd Tugend der Argenis; welche jre Blicke/ Anzeygungen vnd alle Bewegung mit solcher Geschickligkeit anzustellen wuste/ daß beydes das volck von jhrer Freundligkeiteyngenommen/ jhr mit fröli- cher Stimme zu schreye/ vnd ein jedweder von den Herren darvor hielte/ sie hette jhn sonderlich angesehen/ vnd ein Auge jhrer Gunst auff jhn geworffen.

Der König/ welchen eine grosse Menge derer die jn anzusprechen kamen vmbringeten/ verweilete sich etwas im Hofe/ in dem ein Brunnen war sehr edel beydes der gütigkeit deß wassers/ vnd dann auch der künstlichen bilder wegen/ so man sagte daß Dedalus sei- nem [70] Wirthe Coccalus daselbsten gehawen hette. Das Wasser sprang gleiche in die Höhe/ nachmals zertheilete es sich in vnter- schiedliche Röhre/ vnd gestalten/ vnd wann es herab in das weit- schweiffige Becken fiel/ brausete es siedende empor/ vnd sahe der See an Farben gleiche. Vnter andern war Galatee als mitten in den Wellen/ beweynete den Tod deß Acis der am Vfer lag/ vnd gleich- sam ob er anfienge in einen Fluß verwandelt zu werden/ auß dem Munde vnd Wunden zween Ströme schiessen ließ. Vmb den Randt deß Wassers war das Bildnuß deß grawsamen Cyclops/ derGala- + + + +

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teen zu wolte/ die aber für jhm/ als welche zu Steine worden/ wol sicher war.

Argenis fuhrte jhr durch diß Anschawen jhren Schaden zu Ge- müt/ vnd erlustigte sich/ in dem der König Gehör gab/ mit jrem einsamen Schmertzen. Sie war jr Galatee/ welche noch einen bes- sern Acis beweinete. Wer aber mag Polyfemus seyn? wiewol sie den Lycogenes darzu bestimmete/ dennoch kam jr auch wider allen Danck jres Vattern Schuld eyn.

Sie waren biß an den Saal gegangen/ vnd die fürnemesten/ welche den König zu begrüssen kamen/ traten ab/ so das niemand fast als die gewöhnlichen Kammerdiener beym Meleander verblieben. Es war dem Könige lieb/ vnd gieng auch von diesen wenigen beson- ders mit der Argenis: Meine Tochter/ sagte er/ ewer Alter vnd ewer Geschlechte befreyten euch der rathschläge allgemeinen we- sens/ wann euch die vnterweisung vnd daß hohe gemüte der wichtig- sten sachen nit [71] fähig machten: so daß/ ob jr gleich nur ein Weibsbild seyd/ die Wolfart Siciliens dannoch auff euch beruhet/ vnd jr darzu ersehen seyd die Männer zubeherschen. Gewehnet euch bey meinen Lebszeiten an solche sorgen/ ohne die das König- liche Ansehen nicht mag erhalten werden/ vnd lernet verschwiegen seyn/ welches an einem Regenten das fürnemste ist. Wir stehen sehr vbel/ Argenis/ wann wir das vnrecht nicht also vertragen können/ gleichsam als es vns gar nit angehe: dann im Fall wir der Last welche vns jetzt drucket/ nicht nachgeben wöllen/ so fürchte ich wir werden vnter jhr zerbrechen. Euch ist wissend/ daß Lyco- genes sich gegen mir auffgelehnet/ daß viel Stätte jm anhängig worden; diese aber sind vns noch viel schädlicher/ die also zusagen/ in vnsern Gliedern wohnen/ alle Rahtschläge verwachen/ vnd mein dermassen warnemmen/ als ob ich mehr jhr Gefangner dann jhr König were. Auß der schlacht/ so wir newlich gehalten/ schiene Lycogenes zu erkennen was ich köndte. Er war vberwunden/ vnd wann jhm die Nacht nicht günstig gewesen/ so hette jhm keineFe- + + + +

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stung helffen können/ daß er den Meinigen nicht were in die Hände gerahten. Aber viel von meinen fürnämsten Leuten/ die in grosser Anzahl vmb mich waren/ vnd in meinem Rath die höchste Stimmen gehabt/ vermochten jhr Gemüth bey solchem Zustandt länger nicht zu bergen/ gaben für/ man müßte Frieden eingehen: der beste theil deß Volcks stünde mit dem Lycogenes in Bündnuß: die jenigen weren Mörder/ [72] welche Raht hielten/ ob es besser sey solche bey Leben zuerhalten/ oder auß verzweifflung auff die eusserste Nothwehr zutreiben. Sie durfften auch für den Lycogenes reden; er were in einer Schlacht/ nicht aber im gantzen Krieg vberwunden worden. Ferrner/ wann es schon möglich jhn gantz vnd gar zu- stürtzen/ so sey es doch nicht rahtsam. Mit was für einem Aug solten die Sicilier wol ansehen den jenigen/ welcher sie einer solchen Per- son beraubet hette/ die jhnen für allen Lieb gewesen? Sie würden viel halsstarriger streitten für seine Rache nach dem Todt/ als für seine Ehre beym Leben. Derentwegen solte ich die Zeit ergreiffen/ in dem ich als der Vberwinder meine Vnterthanen mit Eingehung deß Friedens mir verbinden köndte. Ich verhalte es euch nicht/ Ar- genis/ daß ich mich vber solchen Reden mehr entsetzet habe/ als vber den fliegenden Fahnen deß Lycogenes im freyen Felde. Ich sahe daß meine Hohheit verrathen würde/ vnd ich mich noch ärgerer Gefahr außsetzen müste/ wann ich nicht mit vleisse wolte betrogen werden. Es ist fürnämlich in Betrachtung ewerer geschehen/ meine Tochter/ daß ich lieber mein Königreich bey Friede/ er sey auch wie er wölle/ erhalten/ als mit harter Vertheydigung meiner Maye- stät euch enterbet habe. Sie haben auch nur nicht erwarten wöllen/ biß ich/ als König vnd Vberwinder/ jhnen billiche Bedingungen deß Verbündnüsses fürschriebe: sondern mir gewisse Artickel deß Ly- cogenes eingehändiget/ von welchen nachfolgende die fürnemb- [73]sten: Der König Meleander solte Sicilien mit völliger Gewalt be- sitzen: Lycogenes in voriger Freundschafft bey jhm verbleiben/ wie auch die verwaltung vber das Meer vnd Syracusische Land- schafft behalten: auch zum Vnterpfandt vnd Versicherung die Städte Erbeste vnd Heraclee mit jhren Besatzungen jnnhaben. Weiter machten sie mich verbündlich deß angethanen Vnrechtes in einigem Wege ferrner nicht zugedencken/ noch etwas von dem/ was bey wehrendem Tumult fürgelauffen/ zurechen.

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Wie es meiner Hohheit nun zwar nicht geziemete/ Argenis/ in so vnbilliche Vorschläge zuwilligen/ also wolte es auch mein Zu- standt anders nicht leyden. Als ich derentwegen mich nicht genug- sam entschliessen kunde/ thaten Ibburanes vnd Dunalbius jhren möglichsten vleiß/ damit nichts fürgenommen würde/ das meinen Würden zuentgegen lieffe. Die hohe Stelle aber/ welche sie vnter den Geistlichen hatten/ machte daß man sie für tüchtig hielt/ wel- che den Frieden behandeln hülffen: dann es jhres Ampts zuseyn schiene/ daß sie die gewaffneten zur Einträchtigkeit anmahnten/ vnd weil jhnen/ angesehen daß sie Außländische Leute/ auch gleichsamb nur als Vnterhändler darzwischen kämen/ mehr Glau- ben könte zugestellt werden. Sie waren damals zu Palermo/ vnd als sie meine Schreiben/ welche ich mit verblümten Worten gesetzt/ empfangen/ haben sie mein Begehren leichtlich verstanden. Derent- wegen seynd sie bald zu mir/ bald zum Lycogenes kommen/ vnd [74] haben vns gleichsamb wider vnsern Willen zu dem jenigen beredet/ was ein jeder am meisten suchte. Habe ich also in die Artickel/ wel- che Lycogenes eingegeben/ gewilliget/ ausser dem daß ich die Be- satzung zu Erbesse vnd Heraclee nicht stärcker als von zweyen Companeyen zugelassen/ vnd mich sonderlich fürgesehen/ damit er nicht vnter dem Schein der Besatzung gantze Regimenter da- selbst hielte/ welche er bey gelegener Zeit wider mich führen köndte/ vnd daß meine Gütigkeit/ in dem ich in alles vmb was der Feind ansuchet/ so bald willige/ für keine Furcht angezogen würde. Dieses ließ ich dem Lycogenes durch die Gesandten zuentbieten/ vnd hiesse sie/ wann jhm solche Erklärung annehmlich were/ auff den andern Tag widerkommen. Es war an jhnen kein Säumnuß; aber als sie auff dem Rückwege hieherwarts gewesen/ ist jhnen ein trawriger Fall begegnet. Sie sindt dem Poliarchus auffgestossen. Ar- genis verstarrete vber dessen Erwehnung/ vnd damit sie die ver- änderung deß Gesichtes destobesser verdecken möchte/ fieng sie mit fleiß so hefftig an zuhusten/ daß sie dadurch das Schrecken vnd die Röthe welche jhr hernach auffstieß/ leichtlich bergen/ vnd auffs newe Athem schöpffen kundte.

Meleander nachdem er zimblich lang verwartete biß sie wider zu sich selbst kommen; Es hat sich/ sagte er/ durch ein grosses Vbel begeben/ daß Poliarchus deß Lycogenes Gesandten angegriffen. Man +

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weiß nit ob es auß Fürsatz/ oder auß Irrung gesche-[75]hen. Er hat aber seines Degens nicht geschonet/ vnd drey von jhnen nider- gemacht. Zwene seynd jhrer vbrig blieben/ die auß der Flucht schnaubende vnd erhitzt zu mir geflohen sind. Diese erfülleten mit jhrem Geschrey alles/ beklagten den vnbillichen Todt jhrer Mit- gesellen/ vnd berufften sich auff das sicher Geleit/ welches ich jhnen verheissen so sehr/ daß sie mir fast selber die Schuld geben wolten. Ich fordert meine fürnemste Leut auff das Feld zusammen/ vnd er- theilte jhnen Gehör. Da waren sie nicht allein die jenigen/ welche mich in Vnglimpff brachten. Viel der Meinigen stunden jhnen bey/ vnd huben an sich zubeklagen. Besonders gieng jhr schreyen dahin/ man solte den Poliarchus zu gebürlicher Straffe ziehen/ damit nicht jederman darfür hielte/ als were er von mir angestifftet worden/ daß er die/ welchen ich alle Sicherheit versprochen/ antasten solte. Zum Exempel aber sey die geringste Straff solchen verbrechens der Todt. Vnd dieses brachten sie also vor/ daß jhre Wort mehr einem Befehl als einem Rath ähnlich sahen. Aber die grosse Trew/ wel- che ich vom Poliarchus empfunden/ hielt mich zurück: angesehen daß ich jhm durch vorgelauffne schlacht den Sieg fürnämlich zu- dancken gehabt. So ließ mich auch sein bekante Tugend den Arg- wohn auff jhn nicht werffen/ daß er so einer vnrühmlichen That sich vnterwunden. Gewiß Cleobulus/ Eurimedes vnd andere die im Rath noch auffrichtig waren/ kundten es durchauß nicht glauben. Giengen sie derowegen darauff/ man solte [76] den Beklagten hö- ren/ vnd seiner Entschuldigung/ welches jhm zweifels ohne leicht- lich würde zuthun seyn/ erwarten. Verhiesse ich also etzliche an jhn abzuordnen/ die jhn seine Sach außzuführen erfordern solten. Dann es sey wider Gebrauch vnd Billigkeit/ im Fall man jhn vnan- gehöret seine Rechtfertigung verurtheilete. Als sie diß verstunden/ entbrandten sie noch viel hefftiger; mit Einhalten/ wann ich die Rache länger auffzöge/ so were es soviel/ als ich den Poliarchus der Straffe gäntzlich erliesse. Dann solte man wol glauben/ daß er/ nach einer so bösen That/ anders würde zurück kommen als mit Gewalt vnd Widerwillen? Ja wo man es nicht verwehrete/ so möchte er auß der Insel entweichen/ vnd sich in seinem Vatterland rühmen/ wie vngenossen es jhme außgangen/ daß er Sicilien so verächt- + +
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lich gehalten. Als sie nun mit Vngestümmigkeit so beständig bey mir anhielten/ fragte ich/ was doch hierbey zuthun were. Dann Po- liarchus sey abwesendt; vnd gegen einem Abwesenden würde alle Straff vergeblich angestellet. Sie waren einhellig der Meinung/ man solte seiner Flucht zuvorkommen; welches leicht zuthun sey/ wann ich dem gantzen Land durch NachtFewer liesse Zeichen geben. Dann so würde er bey Verwachung der Hafen in Bewahrung blei- ben/ vnd andern Frembden ein Exempel seyn/ daß die Verbrechen/ in welchem Ort man sie begehet/ auch gerochen werden könden. Ich war der Gedancken/ daß es dem Poliarchus zum besten gerei- chete/ wann [77] ich in jhr Begehren willigte; damit ich sie nicht/ wann sie eine Fehlbitte thäten/ etwan bewegete sich eigenmächtig an jhm zu rechen. Im fall aber Poliarchus vnvorletzet fürgestellet würde/ so könte viel darzwischen kommen jhrem Wüten zu entge- hen. Derentwegen hat man folgende Nacht die Fewer auff den War- ten deß Poliarchus halben angesteckt. Mein bester Trost aber in die- sem Vnglück ist gewesen/ daß die gemeine Soldaten solche seine Ge- fahr mit Vnwillen vernommen. In dem ich nun alles guten gewär- tig war/ kompt Timonides auff den Morgen mit trawriger Zeitung zu mir/ vnd vermeldet/ daß Poliarchus todt sey. Argenis kundte jhrem Schmertzen länger nit gebieten/ sondern wardt durch einen tieffen Seufftzer vberwunden/ fiel erstlich auff die Knie/ vnd sanck hernach/ gleichsam als verschiedte sie/ gäntzlich darnider. Melean- der hub an zuschreyen/ vnd als die nechstbeywesenden herzu ge- lauffen/ wurde sie von dem Frawenzimmer auff das Betth gelegt. Sie begossen jhr Antlitz mit frischem Wasser/ vnd rissen jhr die Kleider auff/ so daß durch jhr Athemholen der schweiß vertriebe wardt. Meleander fragte Selenissen/ was es für eine Art von Kranck- heit were? wie lang sie darmit behafftet gewesen? er hette vnter jhrer beyden Gespräche wol gespüret/ daß sie nicht müste wol auff seyn/ weil die Augen so vnstete vmbgeschweiffet/ vnd hin vnd wi- der gelauffen; die Stirne auch etzlich mal die Farb verändert hette. Selenisse verbarg es artlich/ vnd [78] gab für sie hette in zweyen Tagen nicht gessen/ vnd muthmassete daß jhr ein kleines Feber zu- hienge. Sie wüste aber auß Erfahrung/ daß solche Ohnmacht vnd Geschwinden mit der Argenis nit lang wehrete/ vnd daß es keine Anzeigung einer grossen Kranckheit sey.

Weil dieses sich also zuträget/ werden dem Könige vom Lycoge- nes Schreiben eingeantwortet/ in welchen er jhn verstendigte/ daß

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er in kürtzen wolte bey jhm seyn/ damit sie in dem Tempel der Pal- las (in welchem deß Königes höchste Andacht bestunde) den Frie- den mit einem Eydschwur bekräfftigten. Wann es dem Könige be- liebete/ so wolte er sich folgenden Tages einstellen. Der König ließ jhm antwortten/ er empfinde es in aller Freundtschafft/ vnd were seiner auff morgen gewertig. Nach Abfertigung deß Bottens berufft er den Eurimedes/ einen Mann von gutem Hertzen vnd Glücke. Dann in der Jugendt hat er sein Landt mit dem Oelzweige gezie- ret/ weil er in dem Olympischen Wette lauffen Meister gewesen/ vnd auch mit dem Eppichkrantze/ da er in dem Isthmischen Kämpffen obgesieget. Nachmals als er nebenst wenigen beym Könige in son- derbahre Gnade kommen/ ist er Obrister vber die Leibguardir wor- den/ vnd hat allezeit die Verwaltung desselbigen Schlosses oder Statt gehabt in welcher der König gewesen/ auch bey wehrendem Kriege seine Trew jederzeit unverfälschet erwiesen. Diesem gab der König zuvorstehen/ sein Wille sey [79] daß diese Nacht vleissig Schiltwache gehalten/ vnd dieselbige Rotten auff welche man sich vngeschewet verlassen möchte auffgeführet/ vnd geduppelt wür- den. Sonderlich muste man wol Achtung haben/ daß Lycogenes mit seiner Ankunfft keinen Auffruhr anhübe/ weil er nicht so sehr auß Zuvorsicht wegen deß getroffenen Friedens/ als daß er seinem An- hange vertrawete/ nach Hofe käme. Nach gethaner Anordnung/ als sich Argenis etwas besser befande/ nam er die Abendtmahlzeit in jhrem Zimmer/ seinen von Sorgen ermüdeten Geist ein wenig zu- erquicken; wie er dann ein Leutseliger frölicher Fürst war. Das vbrige von der Nacht gab er seiner Ruhe/ so viel jhme zwar sein Kümmernüß zuließ. Der Argenis Schmertzen aber leitete sie vnter dessen auff allerley frembde vnd schreckliche Anschläge.




Zitierempfehlung:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),