.1 Vidit ab agnati .2 Loys’/ es sahe

68 1625 .1 Vidit ab agnati .2 Loys’/ es sahe

Christliche Leichpredigt ... bey ... Leichbegängnüß der ... Loy- sen-Amoenen / des ... Fürsten Herrn Ludwigen ... zu Anhalt ... einiger Tochter ... Cöthen ... M.DC. XXV.

40 Exemplar: SSLS 5457

[Druckausgabe S. 423]

Dort auf Bl. G3 unsere beiden Gedichte. Das lateinische wurde in Silvae leicht verändert abgedruckt, das Sonnet steht in den Sammlungen C und F. Siehe Gel. 241 u. 300, Anm. 35.

Die Prinzessin war am 4. Dez. 1609 geboren und starb am 26. März 1625 in den Niederlanden zu Harderwijk in Gelderland. Die Beisetzung erfolgte in der neu zugerichteten Fürstengruft der Jakobskirche zu Köthen am 24. Juni. Der Bruder, Ludwig, 1607–1624, war schon vorher gestorben; die Mutter, Amöne Amalie v. Bentheim, starb noch 1625. Siehe H. Wäschke, Anhal- tische Gesch., Tafel XV. Die Gedichte fallen in die Zeit, da Opitz sich um Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft bemühte.

[.1]

VIdit ab agnati tibi, qui videt omnia, caeli
Sedibus ingenium, diva LOYSA, tuum,
Quale nec heroum tulit aetas prisca nec ista,
Sola ferax scelerum, cernere digna fuit:
5 Seu libet arguti, dicebat, mollia Celtae
Promere verba, meo seu magis ore loqui,
Nil mortale sapis: male grata mihique tibique
Tellus non ultra te, mea cura, capit.
Haec ait atque novam caelum (sic addere visum est
10 Sidera sideribus) jussit adire deam:
Hic, ubi felices inter longo ordine mentes
Ascaniae radiat splendidus ordo domus.
At te, magne Pater, rerum Rex servet et annis,
Quos dempsit natae, det, Lodoice, tuis.
Sachanmerkung + +

[.2]

LOys’ / es sahe der / der alle dinge sihet /
Den himmelhohen witz / mit dem er euch verehrt /
Als kaum die alte zeit der Helden je gehört /
Sachanmerkung +

[Druckausgabe S. 424]
Vnd diese zeit nicht hat / da selten gut’s geschiehet:
5 Es sey daß sich dein mund (sprach er) zu reden mühet
Mit Franckreich / oder auch wie ich mein wort gelehrt /
So bist du mehr darmit / als sterblich ist / vermehrt:
Ihr schönen gaben / kompt / kompt / laßt die Welt / vnd fliehet!
So sagte Gott / und nam die Liebste zu jhm ein:
10 Jetzt steht das newe Liecht bey seinen andern Sternen /
Hier wo die schöne schar der Seelen blinckt von fernen /
Vnd wo das edle Hauß von Anhalt pflegt zu seyn.
Nun woll’ / jhr grosser Held / Fürst Ludwig / Gott das leben /
Das er der Tochter hat genommen / Euch jetzt geben.
+ + + + +




Zitierempfehlung:

Martin Opitz, .1 Vidit ab agnati .2 Loys’/ es sahe, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. Band II, 2, hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: https://opitz.hab.de/edition/band-ii-2/ii_2_68/ (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

Martin Opitz, .1 Vidit ab agnati .2 Loys’/ es sahe, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.), Band II, 2