53. Sz 41 1623 Zlatna
Einzeldruck X: MARTINI | OPITII | ZLATNA, | Oder von Rhue des | Gemütes. | [Zierstück, Arabeske 38 × 34 mm] [Am Ende, S. 23 unter einem Strich, in kleiner Schrift] In der Fürstlichen Liegnitzschen Druckerey/ | durch Sebastian Koch.
4°: ):(, A–C. Exemplare: Breslau 355 072 (= 4 E 515/11) und 355 073 (= 4 E 515/11a); Berlin, Staatsbibliothek Preuß. Kultur- besitz Yh 9001 R.
Gliederung: ):(1 Haupttitel, Rückseite leer; ):(2a bis):(3b unter einer Zierleiste die Anrede und Zuschrift an Heinrich von Stange. (In späteren Ausgaben wurde dieses Prosastück Vorrede über Zlatna genannt.) ):(4a und b Nüßlers Empfehlungsgedicht. A1a–C1b (= S. 1–18) Unter einer Kopfleiste von 13 × 18 mm der Text beginnend mit einer fünfeinhalb Zeilen hohen Initiale; 32 Zeilen pro volle Seite. Am Ende ein kleines Typenornament: unter der letzten Zeile vier Eicheln, zwei weisen nach der Seiten- mitte, die andern zwei nach den Rändern. C2a–C4a = S. 19–23 Erklärung etlicher Oerter ...; C4b leer. Weder Zeilenzählung noch Kolumnentitel; Seitenzahlen in der oberen linken bzw. rechten Außenecke. Auf S. 18 fehlt der Kustos.
Sammlung A bringt das Werk auf S. 225–40, hinter dem An- hang. Der Kopftitel lautet MARTINI OPITII | ZLATNA, |
In Sammlung B wird Zlatna schon im Zwischentitel zum Andern Buch ... In welchem die Getichte von Ruhe des Gemütes/ ... miterwähnt. Es folgt, ohne Sondertitel, auf Bl. K4b–L2a Vorrede vber Zlatna in Zitiertypengröße; L2b–L3a Nüßlers Gedicht und Richters Brief, beide in Antiqua, die Überschriften jedoch meist in Kursive. Darunter ein kleines Typenornament: drei Eicheln um (o) gruppiert. L3b–N3b = S. 1–17, der Text von Zlatna; der Kopftitel, unter einer Zierleiste von 13 × 105 mm, lautet MARTINI OPITII | ZLATNA, | Oder von Ruhe des Gemüts. Initiale von 20 × 20 mm. Die Kolumnentitel von S. 2–29: Der Poetischen Wälder | Anderes Buch. Jede vierte Zeile ist am Außenrand numeriert; Punkt nach jeder Zahl. Die Seiten 18–29 enthalten Erklärung vorigen Getichtes. Am Ende das- selbe Ornament wie auf L3b. Gegenüber von nur fünf Seiten in X nehmen die Erklärungen jetzt zwölf Seiten ein.
In Sammlung C steht unser Gedicht im Andern Buch des Er- sten Teils und wird, ähnlich wie in Sammlung B, schon im Zwi- schentitel auf S. [79] erwähnt. S. 80–85, unter einer Kopfleiste von C1 14 × 80, in C2 11 × 79 mm, die Vorrede; am Ende, unter drei progressiv eingezogenen Schlußzeilen, ein Ornament: drei Eicheln um (o) in C1, geflügelter Engelkopf umgeben von allerlei Verzierungen in C2. Auf S. 86/87 Nüßlers Gedicht und Richters Brief wie in B, aber über jedem ein Strich von 77 mm Länge. S. 88, unter etwa derselben Zierleiste wie auf S. 80, der Kopftitel MARTINI OPITII | ZLATNA, | Oder von Ruhe des Gemüt(h)s. Initiale von 3 Zeilen Höhe; Kolumnentitel und Zeilenzählung wie in Sammlung B, nur in C1 stehen Punkte hinter den Zahlen. Der Text läuft bis 104, von welcher Seite etwa ein Drittel unbedruckt bleibt. Unter einem Strich auf 105 beginnen die Erklärungen.
Die Sammlung F bringt Zlatna im ersten Teil, S. [189]–232 wie folgt: [189] Zwischentitel MARTINI OPITII | ZLATNA | Oder |
Alle späteren Ausgaben, außer der von Bodmer und Breitinger, bringen wenigstens den Text von Zlatna. Das Gedicht fehlt in der Serie DLE und in Schönes Barockanthologie. Triller (1746) weiß durch Lindner von dem Einzeldruck X, druckt sogar die später entfernten Zeilen, doch ist ihm 25–28 entgangen. Als einziger Hrg. bringt Triller neben der Vorrede auch die Opitzischen Er- klärungen (nach F); er korrigiert den Druckfehler in Zeile 71 (75) und fügt den Erklärungen ein paar eigene Sätze hinzu. Tittmann (1869) legt C1 zugrunde, bringt die weggelassenen Zeilen, einige Lesarten und hat für die eigenen Anmerkungen Opitz’ Erklärun- gen mit herangezogen. Ähnlich liegt es bei Oesterley (1889). Er druckt nach F, bringt keine Lesarten und hält seine Anmerkungen noch knapper. Tittmann wie Oesterley entgeht die in B von Opitz geforderte Korrektur in Z. 71 bzw. 75. Witkowski (1902), der A als Druckvorlage benutzt, nennt zwar Nüßlers Gedicht und Rich- ters Brief, druckt sie aber nicht ab und erwähnt nicht einmal Opitz’ Erklärungen in X und B→. Abgesehen von dem notori- schen Fehler in 71 (75) und einem weiteren unkorrigierten in 426 (seine statt seinen) haben sich im Druck weitere Versehen einge- schlichen, so in seinen Zeilen 68, 107, 155, 383, 453, 502 und 529; weitere kleinere Ungenauigkeiten bleiben hier unberücksichtigt. Witkowski kannte C2 nicht, woraus sich die Unvollständigkeit einiger Lesarten erklärt, andere Varianten sind einfach übersehen worden. Somit bietet der verlästerte Triller, wenn man von Les- arten absieht, die bisher vollständigste Ausgabe. Nachstehende Tabelle faßt die obigen Tatsachen zusammen:
Entstanden ist Zlatna wohl größtenteils in Siebenbürgen, wo Opitz sich nachweislich bis zum 8. Juni 1623 aufhielt, denn an diesem Tage schrieb er Weighard Schulitz die Widmung in ein dem Freunde zum Abschied übergebenes Exemplar der Lipsius- schen Tacitus-Ausgabe. Opitz wird die erste Zeit nach seiner Rückkehr dazu benutzt haben, das Gedicht für den Druck durch- zusehen und zu vervollständigen. Das Datum der Vorrede, der 9. August 1623, stellt dann den Tag dar, an oder kurz nach dem der Druck erschien. (Der erstmals in B abgedruckte Brief Richters ist natürlich eine Reaktion auf das ihm von Nüßler übersandte Exemplar des Erstdrucks.
Zur Identifizierung der zu erklärenden Wörter oder Wort- gruppen kann Druck X nur Pag. und Seitenzahl, und Ib. (beides in Antiqualettern) verwenden, da noch keine Zeilenzäh- lung vorhanden ist. In späteren Ausgaben ist dies drucktechnische Problem verschieden gelöst worden: In B und C schließen die Stichworte mit eckiger Klammer ab; B benutzt Zitier-, C Nor- maltype. Die Zeilenangaben, z. B. v. 195. v. eod., stehen je- weils in der Mitte der Kolumne und über den Erklärungen selbst. In F stehen die Zeilenzahlen wie die Stichworte in kleinerem Schriftgrad und etwa 8 mm eingerückt in eigenen Zeilen über den nicht eingerückten Erklärungen; eine eckige Klammer schließt die Hinweisworte ab. Vorliegende Ausgabe vereinheitlicht.
Da sich unsere Zeilenzählung nach XA richtet, muß sie für B→ wie folgt ajustiert werden: Die Zeilen 1–24 stimmen überein; 28–212 minus vier; 217–346 minus acht; 351–536 minus zwölf und 561–68 minus sechsunddreißig. Gesamtzahl in XA 568, in B→ 532.
Eine ganze Anzahl weiterer Gedichte und Werke steht mit dem Aufenthalt in Siebenbürgen in Verbindung. Erwähnt seien unsere
Die verschiedenen Arbeiten über Opitz in Siebenbürgen be- fassen sich erwartungsgemäß mehr oder weniger gründlich mit Zlatna. Besonders aufschlußreich sind Robert Gragger, »Martin Opitz und Siebenbürgen«, Ungar. Jahrbücher VI (1926), 313–20, und K. K. Klein, Beziehungen Martin Opitzens zum Rumänentum, Krafft und Drotleff, Hermannstadt 1927 (auch in Korrespondenz- bl. d. Ver. f. siebenbürg. Landeskunde L [1927], Nr. 7/8) und ders. »Zur Frage der ›Germanissimi Germani‹ des Dichters M. Opitz«, Südostdt. Archiv IV (1961), 19–29. In der Dissertation »Das Lehr- gedicht bei Martin Opitz«, (masch.) Jena 1961, bespricht Horst Nahler unser Gedicht auf S. 98–101. Siehe ferner die Hinweise auf Lehnerdt, Stemplinger und Wüstling in der Einleitung zu Lob des Feldlebens, Nr. 54. Spezifisch mit Zlatna beschäftigen sich Joachim Boeckh, »Poemul ›Zlatna‹ de Martin Opitz«, Revista de Filologie Romanica si Germanica III (1959), 36–56 und G. Schulz-Behrend, »Opitz’ Zlatna«, Mod. Lang. Notes LVII (1962), 398–410. Siehe auch die Nummern 62, 65, 66 und 130 in der Bibliographie bei M. Opitz, Geistliche Poemata, Deutsche Neudrucke, Reihe Barock 1, hrsg. von Erich Trunz, Tübingen 1966. Gel. 56–58 weist auf das Seltenerwerden, ja die Einstellung der Reihung als Aufbauprinzip in Zlatna hin.
Zu beachten sind ferner: Rolf Marmont, »Martin Opitz in Weissenburg«, Neue Literatur (Bukarest) XII (1971), Heft 10, 98–105 und der Aufsatz »Henricus Lisbona und Martin Opitz« von Leonard Forster, G. Gündisch u. P. Binder, Herrigs Archiv, CCXV (1978), 21–31; ferner R. D. Hacken, The Relig. Thought of M. Opitz, Stuttgart 1976, S. 44–46.
Zlatna findet sich jetzt, abgedruckt nach F, mit den Erörte- rungen sowie Anmerkungen und Übersetzung der fremdsprachi- gen Zitate, in Martin Opitz: Gedichte, hrsg. von Jan-Dirk Müller, Stuttgart 1970 (RUB 361), 98–105.
An Den WolEdlen/ Herrn/ Herrn Henrich von Stange vnd Stonßdorff/ auff Sasterhausen/ Schwenckfeld/ Raben/ Piltzen vnd Halberdorff/ Röm. Käys. Majest. so wol J. D. ErtzHertzogs Caroli/ auch Fürstl. Liegn. Raht/ Meinen gebiettenden Herrn.
WOl Edler Herr/ das keines Menschen zustand so wiederwertig vnd böse sey/ das er nicht bißweilen sich vmb etwas erholen vnd er- getzen könne/ habe Ich auch an mir selbst erfahren. Dann ob mir wol verwiechenes Jahr als Ich in Siebenbürgen wohnete Lufft/ Wasser vnd alles wessen vnsere Dürfftigkeit nicht entberen kan schienen zuwieder sein/ ja auch deß Volckes daselbsten sitten/ Sprachen/ reden vnd gedancken meiner Natur gantz entgegen waren; habe Ich doch auch in jenen örtern gefunden/ was wir zu zeiten in diesen vergebens suchen. Dann das ich der Bücher die mächtig genung sind einem jeglichen der sie anfleucht auffzu- richten/ geschweige: So hat mir sonderlich das berühmbte Berg- + + + + + + + + + +
[.a] [):(4a]
In
[Fehlt A]
MARTINI
OPITII
Viri Cl. et Amici unici
ZLATNAM,
sive
De
tranquillitate animi.
DUm Zlatnae veteris quondam felicia culta
Quaeque metallifera Dacia servat humo,
Illaque tranquillae dulcissima gaudia mentis
Nec non privati commoda mille laris
5 Et quae praeterea vitae sunt apta
beatae,
Teutonico condis, dulcis amice, metro,
Non potuit melius prodire in luminis auras,
Ac dum Stangiadae nomina carmen habet.
Scilicet hic spretas hac tempestate Camoenas
10 Aestimat et numero novit habere suo.
Et quamvis patriae totum res publica poscit,
Non tamen in nostris est minus ille libris.
Cecropias olim quicquid claravit Athenas,
Romani quicquid nos docuere sophi
15 Et quodcunque tenent sinuosa volumina
legum,
Subdidit ingenio Stangius omne suo.
+
+
Quotquot magna suo viscere mater habet.
Idque, ubi sollicitas laxavit patria curas
20 Et sibi mens positis omnibus una vacat.
Talem Zlatna mei memorat facunda sodalis,
Zlatna vel aeterno tempore digna teri!
Nec falso genium victuris spondeo chartis,
Usque adeo punctum laudis utrimque ferunt:
25 Non scribi poterant a nobiliore poeta,
Non a patrono nobiliore legi.
BERNHARDUS GUILIELMUS NÜSLERUS
Illustriss. Duci. Lignic.
a Secretis.
[.b] [Nur BC]Gregorius Richterus, Senior, Epistola ad
Nüsslerum.
DN. Opitium ex me amanter salutabis eique meo nomine maxi- mas ages gratias, quod et me Zlatna sua dignatus fuerit. Scriptum profecto est ingeniosum et nervosum et plane dignum, ut ab ejus- modi divino ingenio proficiscatur et apud omnes recte judicantes sit in admiratione. Gallia quoque habuit suum Spinaeum, qui de tranquillitate animi scripsit: talem Spinaeum, nostrum nempe Opitium, virum profecto supra aetatem magnum, in posterum vestra etiam habebit Silesia. Eidem precor optimos rerum suarum successus et tu me huic etiam deinceps commendare non desines etc. Gorlicii. d. 30. Aug. Ann. 1623.
MARTINI OPITII
ZLATNA,
Oder von ruhe des
gemüttes.
WIe wann die Nachtigal/ vom Keficht
außgeriessen/
Kömpt wieder in die lufft/ sich an den kalten
flüssen
Mit singen lustig macht/ vmb das sie loß vnd
frey
Von jhrer dienstbarkeit/ vnd nun jhr selber
sey:
5 So dünckt mich ist auch mir/ im fall ich
vnterzeiten
Der schulen schweren staub kan werffen auff die
seiten/
Vnd ausser dieser Stadt/ auch nur auff einen
tag/
(Dann viel verdächtig ist) mit rhue erschnauffen
mag.
Doch lachet sonderlich vor andern örtern
allen
10 Mich ewer Zlatna an/ vnd pflegt mir zu
gefallen/
Zum theil/ Herr Lisabon/ das jhr da wonhafft seyd/
Vnd dann weil viel da ist das sonsten weit vnd
breit
Nicht fast gefunden wird. Im fall wir es nur
nennen/
So kan man schon sein thun vnd eigenschafft
erkennen;
15 Dann Zlato das heist Gold auff Windisch/ da die
Stadt
Zwar kleine/ doch nicht arm/ darvon den vrsprung
hat.
Die Römer wusten wol was hier sey zu
erlangen:
Das abgeführte Volck hat wol das Land
durchgangen
Eh’ es sich niederließ/ der besten Oerter
Frucht
20 Vnd angenehmen lust mit fleisse
nachgesucht.
Das lehrt die HauptStadt wol/ so Sarmiz hieß vorzeiten/
Wo Weissenburg jetzt steht/ die gantz von allen
seiten
+
+
+
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+
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+
Das sein Cristallen Saltz so reichlich geben kan.
26 Das wir nach dem Corvin jetzt so zu nennen pflegen;
Vnd Diva/ welches noch Faustinen Namen hat/
Die eine Göttin ward erkohren durch den Raht.
Doch lieber war das Orth wo jetzund Zlatna lieget/
30 Da dem Decebalo Trajanus angesieget/
Wie Ich vermutten kan/ weil jetzt noch allermeist
Ein grünes Feld alda Trajanus wiesen heist.
Darneben ist Volcon der hohe Berg gelegen/
Auff dem das Volck vieleicht’ hat anzubeten pflegen
35 Der Götter lamen Schmied. Es kamen da hinauff
Die Bawren vor der zeit/ da lag ein Stein darauff
In den fast dieses lauts Lateinisch stund gegraben:
Hier liegt ein grosser Schatz; Im fall du jhn wilst haben
So kehre mich herumb. Sie greiffen fröhlich an/
40 Ein jeder ist bemüht/ vnd hebt so viel er kan:
Nach dem er vmbgewältzt stund auch darauff geschrieben:
Auff dieser seiten hab’ ich zeit genung vertrieben/
Vnd zimlich ausgerhuet; nun aber so wil ich
Auff jener liegen auch: Euch danck’ ich/ das jhr mich
45 So trewlich vmbgewandt. Nun das heist wol vexiret.
Nicht weit von dar wird auch die stelle noch gespüret
Wo Petrodana stund vor diesem auffgebawt/
Nicht eine schlechte Stadt. Jetzt wird da kaum geschawt
Ein alt Gemäwer nur/ vnd vnter den Gebeinen/
50 Mit Hecken gantz verschrenckt/ sehr schöne schrifft auff steinen/
+ + + + + + + + + + + + +
Mit der du grosses Volck begabt gewesen bist!
Du wustest wol den lauff der Welt vnd jhrer sachen/
Vnd das ein jeder Mensch jhm muste rechnung machen.
55 Er selbst vnd was er hat das fliege nur dahin;
Was auffgeschrieben sey behalt’ er zu gewin.
So der Colonien verwalter sind gewesen/
Die Lupos/ Statios/ vnd den Gemelum auch/
60 Der ein groß Bad gebawt auff Römischen gebrauch:
Die Scaurianos mehr/ die Syros/ die Frontones/
Vnd die Flamonios/ vnd die Seneciones/
Vnd Marcum Vlpium sonst Hermiam genant/
Der das Goldbergwerck hier hatt’ vnter seiner hand/
65 Deß asche (zweiffels ohn zu Zlatna auffgeladen)
Ward biß nach Rom geführt aus Keyserlicher gnaden/
Vnd da erst eingescharrt. Vnd so viel schriefften sunst/
Die keine macht der zeit/ kein weter/ keine brunst
Zu dämpffen hat vermocht. Nun liegt jhr grossen helden/
70 Vnd laßt/ seid jhr gleich stumm/ die steine von euch melden.
Aus ewern Gräbern wächst jetzt manche Blume für/
Wie jhr euch dann gewüntscht vnd steht in voller zier.
So offt’ ich hier bey euch mich pflege zu ergehen/
Vnd sehe da den Grund von einem Hause stehen/
75 Hier einen Todtentopff mit aschen volgefüllt/
Wie nechst mir wiederfuhr/ so wird mir eingebildt
Die eitelkeit der Welt/ vnd pflege zu bedencken/
Wie nichtig doch das sey warumb sich manche krencken/
Vnd zancken Tag vnd Nacht. Dann kömpt der bleiche tod
80 Eh’ als man sich versieht. Das Gold/ der schöne koht/
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Die offte trawrig sein das wir nicht eher Sterben;
Was von vns jrrdisch war verschirrt man in den sand;
Das beste theil verbleibt. Drumb seid jhr noch bekand/
85 Vnd werdet nicht vergehn. doch hab’ ich nur das Leben/
So bin auch Ich geneigt euch künfftig das zu geben
Was Reichthumb nicht vermag. Die Namen so anjetzt
Auff blossen Steinen stehn/ vnd sind fast abgenützt
90 Da sie kein Schnee/ kein Plitz/ kein Regen wird vertreiben/
Da euch der Gothen schar/ wie sie vorweilen pflag/
Mit jhrer grimmigkeit zu schaden nicht vermag.
Es hat das wüste Volck gantz Asien bezwungen/
Die Griechen/ Thracier/ vnd Mysios verdrungen/
95 Auch ewer Daciam/ das jhnen doch verwandt
Von langen Jahren her/ verheert vnd ausgebrandt.
Mehr hat nicht Attila mit seiner Scythen hauffen/
Vnd dann die Wenden auch euch feindlich angelauffen?
Doch ewre Sprache bleibt noch hier auff diesen Tag/
100 Darob man sich gewiß gar billich wundern mag.
Italien hat selbst nicht viel von seinem alten/
Ingleichen Spanien vnd Gallia behalten:
Wie wenig diese nun den Römern ehnlich sein/
So nahe sind verwandt Walachisch vnd Latein.
105 Es steckt manch edles Blutt in kleinen Bawrenhütten/
Das noch den alten brauch vnd der Vorfahren sitten
Nicht gäntzlich abgelegt. Wie dann jhr Tantz anzeigt/
In dem so wunderbar gebückt wird vnd geneigt/
Gesprungen in die höh’/ auff art der Capreolen/
110 Die meine Deutschen sonst aus Franckreich mussen holen/
+ + + + + + + + + + +
Bald gehn die menscher recht/ bald auff der lincken handt;
Die menscher/ die noch jtzt fast Römisch muster tragen/
Zwar schlecht/ doch witzig sein/ viel dencken/ wenig sagen:
115 Vnd was Ich weiter nicht wil bringen auff die bahn/
Dadurch ich sonst vieleicht’ in argwohn kommen kan.
Wo wil Ich aber hin? Ich sol von Zlatna schreiben/
Das den verdruß der zeit mir kan so wol vertreiben
Mit seiner grossen lust. Ich suche was Ich wil/
120 So find’ ich da genung/ vnd mehr noch als zuviel.
Ein Wasser? siehe da den schönen Ampul lauffen.
Ein schönes grünes Thal? Geh’ auff Trajani Feld.
In Summa Zlatna ist wie eine kleine Welt.
125 Hier ist ein kühler platz voll lieblicher Violen
Vnd Blumen vielerhand/ da kan man Kräuter holen
Dergleichen Hybla selbst vnd Pelion nicht trägt/
Von denen man doch sonst so viel zu sagen pflegt.
Die Farb’ vnd der Geruch die scheinen fast zu streiten/
130 Was mehr zu loben sey; so wird von allen seyten
Gesicht’ vnd Sinn erquickt. Es giebt die frische Bach/
Vorzeiten Apulus/ auch keinem Flusse nach.
Sie pflegt nicht faulen schleim an jhren Rand zu führen/
Zeigt bald den klaren grund. Es mag die Häuser ziehren
135 Mit Marmor wer da wil; Ich lobe solche Pracht
(Im fall es Pracht auch ist) so die Natur gemacht.
Mehr sind auch Fische hier die Ich zum theil nicht kenne/
Zum theil/ wie bräuchlich ist/ viel lieber eß’ als nenne.
Wo jrgend Najades an einem Wasser sind
140 So glaub’ ich das man sie bey diesem Flusse findt/
+ + + + + + + + + + + + +
Vnd der verbuhlte Pan vmbher am Vfer traben/
Vnd eilen jhnen nach. Wie schöne sieht es aus
Wann nun der Abendstern deß Himmels blawe Hauß
145 Mit seinem Liechte ziehrt/ wirfft von der Berge spitzen
Den schatten in die Bach/ an der die Vögel sitzen/
Vnd singen vberlaut? Es scheint der Wald folgt nach/
Gleich wie das Wasser scheust/ vnd schwimmet in der Bach.
Der Wald/ Herr Lisabon/ aus dem jhr ohn beschwerde
150 Holtz habt so viel jhr wolt: Er wächst euch auff dem Herde
Vnd in der Küchen fast; bringt außerlesen Wildt/
Das selten kömpt für vns/ vnd auch viel Heller gilt.
Es kömpt schier von sich selbst biß in den Hoff gegangen;
155 Aus welcher Zunfft auch ist der kleine Ringelbeer/
Der Beer mein einig Vieh/ den ich von euch anher
Am nechsten mit mir nam. Es pflegt mir vorzukommen
Die Künstliche Natur die hab’ jhr vorgenommen
An Zlatna sonderlich zu thun jhr Meisterrecht.
160 Der Wein wächst nur nicht hier/ die Häuser sein auch
schlecht.
Wie weit ist aber Sard? der beste platz am Weine
Was dieses Land betrifft: der wol taug/ wie ich meine/
Für der Poeten Volck/ das nicht zu starcken Tranck
Hinunter giessen muß/ im fall jhm sein Gesang
165 Auch wol gerahten sol/ vnd immerzu bekleiben;
Nicht wie die jenen thun die etwas Heute schreiben
Das Morgen kömpt dahin/ wie es denn mehr nicht wehrt/
Wo man (mit gunst) der Wand den blossen Rücken kehrt.
+ + + + + + + + + + + + + +
170 Von dem nicht da ein punct/ hier wieder einer sitzet
Vmb Nasen/ stirn’ vnd maul/ bald ein Berg/ bald ein thal/
Mit roht vnd weiß vermengt wie ein FrantzosenMahl.
Nun solcher Wein wächst hier/ den jhr in wenig stunden
In ewren keller bringt/ vnd seidt der last entbunden
175 Die man im pflantzen hat. Was auch den Baw belangt/
So ist es eitel ding das man mit diesem prangt.
Wie noch die alte Welt mit keilen holtz gespalten/
Vnd nur ein dürres scheidt zum fewer fürbehalten/
Von balcken nicht gewust/ da keine sege war/
180 Da lebten sie mit rhue vnd ausser der gefahr.
Es stunden ohngefehr vier gabeln auffgerichtet/
Darüber her ward stro/ das man jetzt so vernichtet/
Auff ästen vmbgestrewt/ darunter lag ein Mann/
Die Freyheit neben jhm/ so jetzt ist abgethan.
185 Das wir vns weit vnd breit viel örter eingenommen/
Die laster aber vns. Hat mancher gleich ein Schloß
Das Städten ähnlich sieht/ an Tugend ist er bloß.
Rom war nie besser auff/ als wie die hohen Sinnen
190 Ein niedrig Dach bewohnt: so balde sie beginnen
An schlechter einfalt klein’ vnd bawen groß zu sein/
Reist schand’ vnd üppigkeit mit hellem hauffen ein.
Viel haben jhre lust an köstlichen Pallästen
Gantz Königlich gemacht/ viel gründen starcke Festen
195 Darauff man/ wie wir sehn/ anjetzt vergeblich trawt/
Weil Mars so grimmig ist: Bey euch hat Gott gebawt.
Laß diß vnd jenes Land mit Milch vnd Honig fliessen;
Hier fleust pur lauter Gold. Geringe Bawren wissen
+ + + + + + + + + + + + +
200 Der auch mit seiner stärck’ erobert Leut’ vnd Land.
Man höret offtermals von Güldnen Bergen sagen:
Hier sein sie/ wo sie sein. Hier pflegt vollauff zu tragen
Deß Erdreichs milde schoß die wunderbare Frucht/
Die so mit grosser Kunst vnd Arbeit wird gesucht.
205 Es dünckt mich es sey selbst in ewren Dienst verpflichtet
Die güttige Natur/ die euch die gäng’ ausrichtet/
Vnd gleichsam mit der Hand auff jhre Schätze zeigt:
Die schöne Sonne selbst ist häfftig euch geneigt/
Wil jhre gantze krafft an Zlatna kundbar machen/
210 Wirckt fleißig guttes Gold: Es scheint für euch zu wachen
Der flüchtige Mercur/ so auch diß Ort sehr liebt/
Vnd ohne masse fast seyn lebend Silber giebt/
Der Sonnen wie zu hohn; wiewol vor wenig Jahren
Noch seine Gaben hier bey euch verborgen waren/
215 Die nun so miltiglich sich brechen an den Tag/
Das der platz wol hiermit Europa trotzen mag.
Vnd stellen sich wol ein mit edelen Metallen/
Darüber sie allein von dem gesetzet sind/
220 Ohn den man nichts/ auch da wo alles voll ist/ findt.
Der BawHErr dieser Welt hat in den tieffen gründen
Das alles eingelegt/ auff das wir möchten finden
Was diesem Leben nutzt. Wann offt ein Kraut nichts thut
In übung der Artzney/ da ist Metall doch gutt.
225 Im fall kein Bergwerck ist/ so mussen sämptlich darben
Die Giesser jhres Zinns/ die Mahler jhrer Farben/
+ + + + + + + + + + + + +
nicht/
Kein Kauffman der vns lest was für den Leib gebricht.
Vnd was noch weiter ist. Der mißbrauch ist zu schelten.
230 Ein Bergman aber kan so wenig deß entgelten/
Als wenig der schuld hat der seine Reben pflegt/
Das mancher Mensch sich nur auff blosses sauffen legt.
Die schöne Nahrunge hat wol dem Ackerleben/
Das sonsten selig heist/ mit nichten nachzugeben.
235 Wie der die Felder bawt doch niemand vnrecht thut;
So hawt jhr auch Metall/ vnd bringet Geld vnd Gutt
Tieff aus der Erden her die keiner sonst bewohnet:
Ein jeder bleibt von euch mit hinterlist verschonet/
Vnd schlimmen schinderey; wie offte sich zuträgt
240 Das man Wahr/ Ehr’ vnd Seel’ auff eine schale legt.
Ob zwar nun dieser Ort/ Herr Lisabon/ euch geben
Thut alles was man wil/ so ist doch ewer Leben/
Darinnen jhr jetzt seyd/ vnd künfftig bleiben solt/
Geliebt es Gott vnd Euch/ noch Güldener als Goldt.
245 Ob Gleich die ewrigen jhr Vaterland verlassen/
Aus zwang der Tyranney/ wie Alba alle Gassen
Mit Blutte volgefüllt/ vnd Antorff ewre Stadt/
Die sonst so Volckreich war/ gantz ausgeleeret hat;
250 Noch an der tieffen Scheld’ im schatten möget sitzen/
Vnd sehn den Schiffen zu: Ob gleich das edle Land
Das billich euch gehört nun ist in frembder hand:
+ + + + + + + + + + + + + + + +
Waß mehr ist als das Gutt: den Mutt/ die freyen sinnen/
255 Vnd Liebe zu der Kunst/ die euch noch angeerbt
Von ewrem Vater her/ vnd nicht stirbt wann jhr sterbt.
Wer weiß so wol als jhr die heimligkeit der Erden/
Vnd alle Tugenden die in jhr funden werden?
Deß Ertzes vnterscheid an Farben vnd gestalt/
260 Die doch so mancherley/ erkennet jhr alsbald.
Die Künstliche Natur hat selber euch erzeiget/
Hat selber euch ernehrt/ an jhrer Brust gesäuget/
Vnd bald von Wiegen an gelehrt die wissenschafft
Durch die jhr nun erforscht der tieffen Gründe krafft
265 Vnd zieht die Seel’ heraus. In ewren ersten Jahren/
Wie Plato auch befahl/ habt jhr alßbald erfahren
Den grieff der Rechenkunst die gantz euch ist bekant.
Doch schickt sich sonderlich in ewre werthe handt
Der nötige Compaß/ der tieffe/ breite/ länge
270 Deß Schachts gewiß erforscht/ vnd euch das maß der gänge
Vnd stollen sagen kan. Der gleiche Meßstab auch/
Vnd was darzu gehört/ ist stets euch im gebrauch;
Mit welchem jhr vermögt ein artlich Hauß zu gründen/
Der Felder/ Wässer/ Städt’ vnd Länder ziehl zu finden/
275 Gleich wie Euclides that. Auch ist bey euch in gunst
Die Schwester der Natur die schöne Mahlerkunst;
Vrtheilet recht vnd wol was gutte Meister heissen/
Vnd was gesudelt sey; könnt selber artlich reissen/
Vnd seyd hier nicht ein Gast. Was sag’ Ich nun von der/
280 Durch welcher billigkeit der vnmuth vnd beschwer
Im fall sie Menschen sein/ kan wie sie wil gewinnen/
+ + + + + + + + + + + +
Vnd doch nur wie im spiel’ vnd schertzen kommen seyt/
285 Das euch Terpsichore/ die Mutter der Sirenen/
Sehr lieb zu haben scheint vor andern jhren Söhnen/
Vnd das euch Phöbus selbst wann jhr die Seyten rhürt/
Vnd spielt ein artlich Lied/ die schnellen Finger führt.
Diß alles vnd noch mehr erhebt euch von dem Volcke
290 Das an der Erden hangt/ vnd mit der dicken Wolcke
Der schnöden eitelkeit liegt vnbekandt verdeckt/
Ein Geist der Tugend liebt/ der voller flamme steckt
Vnd Himmlischer begiehr/ der kan nicht müßig gehen;
Er muß sich lassen sehn/ muß nach dem Himmel stehen
295 Von dem er kommen ist/ muß suchen seine lust
In dem was nicht der schar deß Pöfels ist bewust.
O wol euch dann hierumb! Doch sol ich anders sagen
Was mein bedüncken ist/ noch eines must jhr wagen/
Wollt jhr das ewer Glück auch gantz vollkommen sey/
300 Vnd gleicher massen jhr: Ein Weib das legt euch bey.
Die wahl ist hier wol schwer: Dann hat sie groß vermögen/
Im fall man jhr was sagt/ so setzt sie sich entgegen.
Ist sie geschickt vnd from; so hat sie sonst nicht viel.
Ist sie am Adel gutt; so thut sie was sie wil.
305 Ist Leibesschönheit da; so hat man zu verwachen:
Sieht sie dann heßlich aus; so kan sie leichte machen
Das mancher borgen geht. Hat sie der Nahrung acht/
So darff kein Freund zu dir/ sie kiefet Tag vnd Nacht.
Behält man sie daheim/ so wird sie sich beklagen.
310 Geht sie spatzieren aus/ sie wird herumb getragen.
+ + + + + + + + + + + + +
Giebst du nur was du wilt: so nimpt sie wo sie kan.
Doch bleibt das Sprichwort war: Nach wehlen komme quelen.
315 Habt jhr nun sinn darzu; Gott selbst wird euch allein
Getrewen Beystand thun/ vnd ewer Freymann sein.
Wer immer einsam lebt kan nicht wie recht genissen
Der blüte seiner zeit/ wird offte fortgerissen
Von Irrdischer begiehr/ die leichtlich wie ein Pferd
320 Das zaum vnd zeug zureist vns gantz zu boden kehrt/
Vnd dämpffet das gemüt/ das sonst die schwachen sinnen
Durch zuthun der vernunfft sol an sich halten können/
Vnd jhrer mächtig sein. Drumb setzt noch diß herzu/
So habt jhr schon erlangt des Lebens ware rhu/
325 Die für das höchste gutt von den gelehrten alten/
Vnd nicht vnbillich auch/ wird in der Welt gehalten.
Dann was kan besser sein/ als weit von aller lust/
Die vnser Fleisch gebührt/ jhm gantz sein wol bewust/
Vnd den verwirrungen des Hertzens nicht verhengen;
330 Der liebe sonderlich die hart’ vns anzustrengen
Mit jhrer stärcke pflegt/ vnd leß vns keinen rast
Im fall sie schon ein mal vns an jhr joch gefaßt?
O wol demselben wol/ der so kan einsam leben/
Vnd seine gantze zeit den feldern hat gegeben/
335 Liebt nicht der Städte lust vnd jhren falschen schein/
Da offte zwar mehr Geld/ doch auch mehr Sünden seyn.
Er darff sein Hüttlein nicht stets in der Hand behalten
Wann er nach Hoffe kömpt/ vnd für der Thür erkalten/
+ + + + + + + + + + + + + + + +
340 Ein mal erlangen kan/ vnd vngerechtes Recht.
Da pralet einer her mit grossen weitten schritten/
Der/ wann ein gutter mann jhn hat vmb was zu bitten/
Der besser ist als er/ vnd vielmehr weiß vnd kan/
So sieht er jhn doch kaum halb über Achsel an/
346 Wann der Fürst mucken hat/ so geht der Held zu grunde
Der hoch am Brete war/ vnd kriegt ein newer gunst/
So bloß vom Glücke kömpt/ nicht von verdienst vnd kunst/
Die hier dahinten steht. Wie wann ein Kind am rande
350 Deß Meeres niedersitzt/ bawt bald ein Hauß von sande/
Bald reist es wieder ein; so pflegt er hier zu gehn/
Man muß nur/ wie es kömpt/ bald liegen vnd bald stehn.
Noch blehen sie sich auff/ vnd dörffen sich erheben/
Als jeder/ gebe Gott/ must’ jhrer Gnade leben/
355 Verbringen mit pancket vnd spielen jhre zeit/
Vnd mangelt jhnen nichts als bloß die Frömigkeit.
Das weiß ein Feldman nicht/ vnd was die Städte haben/
Das der ein Weib jhm freyht/ ein ander lests begraben;
Der leufft/ der weint/ der lacht/ die meisten suchen Geldt/
360 Vnd wann es funden ist/ so muß es in die Welt.
Da sieht man eine Fraw/ die jhren Mann zu schonen/
Der ohne diß schwach ist/ den Knechten noch thut lohnen/
Vnd giebt vmbsonst hinweg das was jhr dennoch bleibt:
Vnd was man weiter noch in solchen örtern treibt/
365 Da List/ da Hurerey/ da schweren/ schelten/ Fluchen
Gemeine sachen sein/ da nichts ist als besuchen/
+ + + + + + + + + + + + + +
Da einer dem sein gutt/ vnd der dem andern nimpt.
Das weiß ein Feldman nicht. Die grausame trompette
370 Noch auch der Trummel schall jagt nie jhn aus dem Bette/
Wie der noch halb voll schlaff muß auff die wälle gehn
Aus seines Weibes schoß/ vnd in der Rüstung stehn.
Er schwebt nicht auff der See/ da Himmel/ Wind vnd Wellen
Ein armes schwaches Schiff fast stürtzen zu der Hellen/
375 Vnd stossen an den grund. Er ehrt den Herren nicht/
Der offte wenig helt/ vnd dennoch viel verspricht.
Noch an des nechsten fall die falschen augen weiden;
Nicht wündschen was jhm fehlt ist seine gantze lust/
380 Lebt außer furcht’ vnd trost/ vnd ist jhm wol bewußt.
Er liebt das grüne feld für allen andern sachen/
Kan in der freyen lufft sich etwas grösser machen/
Vnd faßt jhm frischen muth. Da gehen seine Küh/
Mit Lämmern vntermengt/ ins graß biß an die knie.
385 Der schwartze Schäffer steht bey einer hohen Linden
Gelehnet auff den stab/ vnd schneidet in die rinden/
Der liebsten Namen ein/ bald schwingt er in die höh
Das trewe Hirtenlied von seiner Galathee.
Nicht allzuweit darvon da sieht er seine Stutten
390 Vor geilheit lustig sein/ vnd nagen an den rutten.
Dann geht er ferner auch zu seinen Bienen hin/
Schawt wie zwey grimme heer offt an einander ziehn/
Vnd vmb des Nachbars klee sich bey den stöcken zancken/
Die voller honig sein: Führt nachmals seyne rancken
395 Vnd junge reben auff. Indessen kömpt sein Weib/
Die nicht nach bisem reucht/ vnd jhren schnöden Leib/
Wie falscher wahr geschieht/ vollauf an allen enden
Hat prächtig außgeputzt; sie trägt in ihren händen/
+ + + + + + + + + + + +
400 Vnd Rosen einen Krantz/ vnd Krönet jhren Mann.
Bald setzt sie sich mit jhm bey einem Walde nieder/
An dem ein schönes quell mit rauschen hin vnd wieder/
Fleust heller noch als Glaß. Der leichten Vögel schar
Springt auff den ästen vmb/ der grüne Specht/ der Star
405 So offte reden lernt. Die Nachtigal vor allen
Singt dem der sie ernehrt vnd jhnen zugefallen:
Die Lerche schreyt auch: Dir Dir lieber GOTT allein
Danckt alle Welt/ Dir Dir Dir sein wir was wir sein.
410 Durch jhre Glieder ein/ vnd wann sie dann erwachen/
Das nun die Sonne fast zu Golde gehen soll/
So führet sie jhn heim/ vnd setzt den Tisch bald voll
Mit Speisen die sein Hoff vnd Landgutt selber träget;
Ein Eyer oder drey die jetzt erst sein geleget/
415 Die Henne selbst darzu/ ein frisches Haselhun/
Nach dem die Bürger sonst die Finger lecken thun:
Ein Lamb das heute noch lieff neben seiner Mutter/
Den feisten Rom der Milch/ vnd quittengelbe Butter/
Vnd Käse nebenbey wie Holland selbst kaum hat;
420 Auch Obst das sonsten ist so thewer in der Stadt.
Diß hat er vnd noch mehr; Ißt was er kan verdewen/
Legt fein jhm selber vor/ darff sich mit nichten schewen
Ob gleich er auff den Tisch die Ellebogen stützt/
Vnd nicht mit steiffer Brust wie eine Junfraw sitzt.
425 Dann fasset er den Krug mit allen beyden Händen/
Trinckt seinen fernewein das er biß aus den Lenden
Drauff Athem holen muß: Ist gäntzlich vnbedacht
Das nicht ein gutter Freund jhm etwas beygebracht:
Der reissende Mercur/ vnd das so jungen Pferden
430 An jhren Stirnen hengt wann sie gebohren werden/
+ + + + + + + +
Bey vnserm Ponto trägt ist Dörffern vnbekant.
Dann macht der Wirt sich erst aus müdigkeit zu Bette;
Sie spinnt mit dem Gesind’ indessen in die wette/
435 Vnd netzt die Finger wol/ biß sie auch allgemach
Das Haupt legt auff die Brust/ vnd folgt dem Manne nach;
Den sie/ wie sehr er schnarcht/ aus hertzlichem verlangen
Der keuschen wollust/ küßt auff seine braune wangen/
Vnd was zu folgen pflegt. Ist schon jhr lager nicht
440 Verhangen mit Damast/ vnd ob das Stro gleich sticht
Darff keines Artztes Tranck vom Holtze das ich meine/
Vnd manchem rhaten muß: Da ist kein Zanck noch Neyd/
Kein argwahn/ kein betrug/ vnd kein verdeckter Eyd/
445 So ruhen sie mit lust; biß es beginnt zu tagen/
Vnd auff den Hügeln sich der Morgenröthe Wagen
Von ferren sehen lest/ dann dehnen sie sich aus
Vnd sind zugleiche beid’ auff einen sprung heraus.
O solte doch auch ich/ nach solcher weiten Reise/
450 Vnd so viel vngemach/ bey euch sein gleicher weise
Ihr Thäler/ jhr Gebirg’/ jhr Brunnen/ vnd du Strand
Deß Bobers/ da man mich zum ersten auff der Hand
Herumb getragen hat/ da die begraben lieget
So mich zur Welt gebracht/ vnd da ich erstlich krieget
455 Das schlechte was ich weiß. Ich halte nichts auff Geld/
Auff Ehre die vergeht/ vnd Gauckeley der Welt.
Mein Wundsch ist einig der/ mit rhue da wohnen können
Wo meine Freunde sein/ die gleichsam alle sinnen
Durch starcke Zauberey mir haben eingethan/
460 So das ich jhrer nicht vergessen wil noch kan.
+ + + + + + + + + + + + + +
Wie wenig es auch ist/ mir vnd den meinen geben;
Hier wolt’ ich ein klein Feld selbst bawen mit der Handt/
Dem Volcke zwar nicht viel/ doch selber mir bekandt.
465 Ich würde zuvoraus die lange zeit vertreiben/
Wie auch bißher geschehn/ mit lesen vnd selbst schreiben;
Verachten sicherlich das was das blawe Feldt
Deß Meeres weit vnd breit in seinen Armen helt/
Weil alles eitel ist: Die Kräfften ausgenommen
470 Die von den sinnen nur vnd dem Gemütte kommen
Das aller eitelkeit/ die der gemeine Mann
Für grosse sachen helt/ getrost entsagen kan.
So nicht darin gehört/ vnd die begierde zähmen/
475 Vnd fragte nichts darnach ob der so in die Hand
Deß Feindes liefern thut verräterlich sein Land/
Vnd mit dem Eyde spielt/ mit sechsen prächtig führe/
Vnd/ wann er lüge schon/ bey seinem Adel schwüre.
Kein Herr der solte mich sehn bey dem Wagen gehn/
480 Vnd mit der Hoffepursch vor seiner Taffel stehn.
Dem allen ab zu sein/ wolt’ ich mich gantz verhüllen/
Mit Tausend Bücher Schar/ vnd meinen Hunger stillen
An dem was von Athen bißher noch übrig bleibt.
Was Aristonis Sohn/ ein Gott der Weisen/ schreibt/
485 Was Stagyrites sagt/ Pythagoras verschweiget/
Homerus vnser Printz gleich mit den fingern zeiget/
Vnd was der trefliche Plutarchus hat gewust/
Ja mehr/ gantz GriechenLand das were meine lust.
Dann wolt’ ich auch zu Rom/ der Königinn der Erden/
490 Was mein Latein belangt mit ehren Bürger werden:
+ + + + + + + + + +
Als wer’ ich/ wie gebiehrt/ nicht bürtig aus der Stadt.
Der grosse Cicero/ Sallustius ingleichen/
Vnd Maro würden mir die Hände selber reichen;
495 Auch Flaccus welchen ich so trewlich ausgelegt/
Wiewol mit schlechtem danck’/ als zu geschehen pflegt.
Der Reiche Seneca an witz vnd an vermögen/
Der schlauhe Tacitus/ vnd was noch ist zugegen
Must’ allzeit vmb mich sein. Rom solte zwar vergehn/
500 Doch sieht man sie noch jetzt in vnsern Hertzen stehn.
Wir lassen nichts hindan: Die vrsach aller dinge/
Worauß/ von wem/ vnd wie ein jeglich thun entspringe/
Warumb die Erde steht/ der Himmel wird gewandt/
Die wolcke Fewer giebt/ ist sämbtlich vns bekandt.
506 Vnd wiederumb darein nach diesem leben kommen:
Ja Gott den niemand kennt/ vnd kein gemeiner sinn
Kan fassen/ der kömpt selbst in vns vnd wir in jhn.
Wir sehen wie der Leib des Menschen muß verterben/
510 Der Leib das minste theil; die Seele kan nicht sterben:
Wir sehn wie wann diß wird/ ein anders nicht besteht/
Vnd wann noch eines kömpt/ auch nachmals diß vergeht.
Die also auff den lauff der Welt recht achtung geben/
Erlernen der natur hierauß gemesse leben/
515 Sie bawen auff den schein des schnöden wesens nicht/
Das beydes nur die zeit gebiehret vnd zubricht.
Sie werden durch den wahn/ der wie ein blinder jrret/
Im fall er die vernunfft wil meistern/ nicht verwirret:
Sie wissen allen fall des Lebens zue bestehn/
520 Vnd können vnverzagt dem Tod’ entgegen gehn.
+ + + + + + + + + +
Versuchen allezeit mit müssigen geschäfften;
Ich liesse nicht vorbey so viel man künste weiß/
Vnd was man helt vor schwer erstieg’ ich durch den fleiß.
525 Der Länder vntergang/ der alten Völker sitten/
Ihr essen/ jhre tracht/ wie seltzam sie gestritten/
Wo diß vnd das geschehn/ ja aller zeiten stand
Von anbegin der Welt macht’ ich mir gantz bekand.
So würd’ ich meine Verß wol auch nicht lassen liegen:
530 Gar bald mit Mantua biß an die wolcken fliegen/
Bald mit dem Pindaro: Nasonis Elegie
Doch zuvoraus genannt/ als meine Poesie:
Vnd vnser deutsches auch/ darinnen ich vorweilen
Von Venus/ jhrem Sohn’ vnd seinen süssen pfeilen
535 Nicht ohne fortgang schrieb; jetzt aber/ nun mein sinn
Vmb etwas reiffer ist/ auch höher kommen bin.
Von dir wol auch noch mich zu schreiben vnterwegen/
Vnd deiner treffligkeit/ du mächtiger Piast/
540 Der du so grosses lob durch die noch jetzund hast
Die vor dir kommen sindt. Wie Heinrich war vor zeiten
Den man den frommen hies/ der durch sein mannlich streiten
Auch tod hat obgesiegt/ vnd vor das Vaterland/
So fast erlegen war/ starb mit gewehrter hand.
545 Vor andern solte man den grossen Friedrich schawen/
Der Schulen vielerhand vnd Schlösser wollen bawen/
+ + + + + + + + + + + + +
Vnd deinen Nefen auch der jetzt so williglich
Bey dieser schweren zeit in den Regierungs sachen
550 Des Landes Schlesien sich dargestellt zu wachen/
Ist vnser OberHaupt/ vnd lest die seinen nicht/
Die fleißig auff jhn sehn als auff jhr wares Liecht
In dieser trüben Nacht: vnd was noch mehr zu schetzen;
Inmitten solcher last ist dennoch sein ergetzen/
555 Sein’ allerbeste lust/ das Volck so Bücher liebt/
Vnd helden nach dem Tod’ erst jhr recht leben giebt.
Georgi Rudolph wol! jhr werdet künfftig bleiben/
Vnd ewres Namens rhum/ so lange man wird schreiben
Von grosser Leute that; jhr werdet ewig stehn/
560 Solt’ alles nach der zeit bund über ecke gehn.
O liebstes Vaterland/ wann werd’ ich in dir leben?
Wann wirst du meine freund’ vnd mich mir wieder geben?
Ich schwinge mich schon fort; gehab dich künfftig wol/
Du altes Dacia/ ich wil wohin ich sol.
565 Vnd jhr/ Herr Lisabon/ bleibt der jhr seidt gewesen/
Mein Herr/ mein werther freund: das was hier wird gelesen/
Wie schlecht er jmmer ist/ wird künfftig doch allein
Bezeugen meine trew wann ich vnd jhr nicht sein.
+ + + + + + + + + + +
Erklärung etlicher Oerter Deß vorigen Getichtes.
Zlatna] 〈oder Zalatna;〉 Ein Flecken oder Städtlein in Sieben- bürgen/ seines vornehmen Bergwercks halben sehr berühmet/ drey Meilen von Weissenburg gelegen.
9 Doch lachet sonderlich etc.] So sagt Horatius in dem 6. Liede deß 2. Buches:
Ille terrarum mihi praeter omnesAngulus ridet.
Für allen winckeln in der Welt
Ist dieser der mir wolgefellt.
11 Lisabon] 〈Heinrich;〉 Der Obriste Vorwalter zu Zlatna/ ein vornehmer auffrichtiger Mann/ vnd mein bester Freund in diesen Orten.
Ib. Das jhr da wohnhafft seyd] neben vielen andern Deut- schen/ welche deß Bergwesens halber dahin beruffen worden.
15 Dann Zlato das heißt Gold] Diß ist von hiesigen Ortes + + + + + + + + +
17 Die Römer] Welche Trajanus/ nach dem er den König Decebalum überwunden/ 〈(welchen Krieg Xiphilinus aus dem Dione beschreibet)〉 aus dem gantzen Römischen Gebiet/ wie Paulus Diaconus im 10. Buche Historiae Miscellae sagt/ die Ecker vnd Städte zu bawen zum ersten dahin geschickt. Dann ob [B19] wol für jhm Domitianus auch einen Zug wieder die Dacos ver- + + + + +
21 Sarmiz] Colonia Ulpia Trajana Augusta Dacica Sarmiz Metropolis, wie auff einem alten marmor stehet.
〈21 Das lehrt vns Weissenburg/ wo Apulum vorzeiten/
Der Sarmitz Schwester/ stund] Sarmitz oder Sarmitz- egethusa ist die Hauptstadt gewesen/ des Decebali Königlicher Sitz/ welche nachmals Colonia Ulpia Trajana Augusta Dacica Sarmiz genennet worden; wie aus den alten Marmorn zu sehen. Heutiges Tages lieget der Flecken Warhel daselbst. Apulum oder colonia Apulensis/ wird so vom Wasser Apulo genennet/ welches sich hier in den Maros/ den Strabo im 7. Buche Marisus nennet/ vermenget. Muß eine mächtige Stadt gewesen seyn/ wie aus dem Bezircke der Mawren/ derer Grund noch zu finden/ abzunehmen ist. Ihrer gedencket Ulpianus l. I. §. In Dacia quoque. ff. de + + + + + +
23 Thorda] Da ein Römisches Stadthor noch vnverfallen zu sehen ist. 〈Vorzeiten Salinae geheissen: wie aus der Tabula Itineraria zu befinden.〉
26 Corvin] dem Matthia, welcher dieses Schloß entweder ge- bawet oder vernewert.
27 Faustinen] Deß Antonini Pii Tochter/ vnd Antonini Philo- sophi Gemahl; welche/ wie Capitolinus erzehlt/ vnd aus den alten Pfennigen die in Dacia häuffig gefunden werden/ zusehen ist/ nach jhrem Tode zu einer Göttin gemacht/ vnd Diva von dem Rathe zu Rom genant ist worden.
32 Trajanus Wiesen] Prat de Trajan, wie die Walachen sagen.
47 Petrodana] Das hier Petrodana, welcher Ptolomaeus er- wehnet/ gestanden sey/ ist nicht zuzweifeln: Dann noch jeztund + + + + + + + + +
57 Die Saturninos] Sonderlich M. Antonium Saturninum, der allhier Decurio der colonien/ vnd P. Furium, der Praeses Daciae gewesen. Dieser P. Furius wird in deß Bonfini Vngrischen Histo- rien zu vnrecht Peurius genennt; vnd kan Ich nicht vnterlassen eine Inscription, so daselbsten angezogen wird/ dieser vrsachen wegen zu corrigiren:
[21] L · Annio · Fabiano, Triumviro · Capitalium, Tribuno Le- gionis II · Aug · Quaestori · Turbantium, Trib · Pl · Praetori, Curatori · Viae · Latinae, Legato · Legionis · X · Fretensis, Legato · Augustali, Primo · Praefecto · Darcolomarum, Ulpianarum, Trajanarum, Sarmaticarum D. M. Civis Sabi- nius, Miles Leg · xiii · Glibresa Rationibus Vixit Annis xxx · Civi Valens Duumvir Coletcominia, Florentina, Rarentes Inefficacissimi, Peurio Saturnino, Legato Augustali, Praepositoque Consulari Coloniae Dacicae, Sarmaticae L. D. D. D.
Darcolomarum Ließ: Dac. Coloniarum.
Civis Sabinius] Ohne zweifel soll es seyn: C. Jul. Sabinius.
Miles Leg. XIII . Glibres a Rationibus] Es soll heissen: Miles Leg. XIII. G. Libr. et a Rationibus. Das ist: Miles legionis XIII. Geminae, Librarius et a rationibus. Das die Drey- zehende Legion/ so Gemina genant worden/ in Dacia gelegen/ ist den Gelehrten nicht vnbekant.
+ + + +Civi valens] Lies auch hier C. Ivl. valens.
Duumvir Coletcominia] Vnterscheide: Duumvir Col. et cominia.
Rarentes] Man muß lesen: Parentes.
Peurio] Wie gesagt/ so sol hier stehen: P. Furio. Vnd so ist auff einem marmor in dem Schlosse zu Weissenburg: 〈Eine Vber- schrifft saget:〉
P · FVRIO SATVRNINO LEG · AVG · PR · P · PROCOS COL · DAC · SARMIZ PRAESIDI DIGNISSIMO
[22] 59 Die Lupos etc.] Von diesen vnd andern habe Ich vnter- schiedene Inscriptiones, welche zu bequemerer zeit können ge- druckt werden.
60 Ein groß Bad] Von dem vergangenen Herbst dieser Stein bey Weissenburg ausgegraben ward:
FORTVNAE AVG SACRVM P · AELIVS · GEME LVS · VIR · CLA RISSIMVS PERFECTO · A · SOLO · BALNEO CONSACRAVIT
64 Der das Goldbergwerk hier 〈/ etc.〉] Wie diese schrifft/ so vnter dem thore deß 〈verwüsteten〉 Klosters Totfalo einge- mawret /bezeuget:
+ + + + +D · M M · VLPIO · AUG LIB · HERMIAE · PROC AVRARIARVM · CVIVS RELIQVIAE · EX · INDVLGENTIA AVG · N · ROMAM · LATAE SVNT SALONIA · PALAESTRICE CONIVNX · ET · DIOGENES LIB · BENE MERENTI · FECER VIXIT · ANN · LV
〈72 Wie jhr euch dann gewündscht] Daß die Alten jhre Grä- ber mit allerley Blumen vnnd Kräutern gezieret/ ist bey den Poeten vnd anderswo zu lesen. Sonderlich saget Virgilius 6. Aen.
–––– manibus date lilia plenis,Purpureos spargam flores, animamque nepotis
His saltem accumulem donis. ––––
Vnd Juvenalis:
Dii majorum umbris tenuem et sine pondere terram,Spirantesque crocos et in umbra perpetuum ver.
Sie haben sich auch in oder bey schöne Gärte legen lassen; viel- leichte aus der Meinung/ daß jhre manes oder Abgeleibeten Geister sonderliche Ergetzung darvon empfinden. Beym Grutero stehet auff einer Grabeschrifft/ p. 636.
HI · HORTI · ITA · UTI · OPT · MAXIMIQUE · SUNT CINERIBUS · SERVIANT · MEIS+ + + + + + + +
〈86 So bin auch ich geneiget/ etc.] In den Büchern Rerum Dacicarum/ derer erst erwehnet worden.〉
93 Es hat das wüste Volck] Ließ hiervon sonderlich Jornan- dem. 〈wiewol er der Gethen vnd Gothen Historien/ wie andere mehr/ wunderlich vermenget/ vnd das hunderte ins tausende wirfft.〉
〈97 Mehr hat nicht Attila] Zu Martiani vnd Valentiniani Zeiten.〉
〈127 Dergleichen Hybla selbst vnd Pelion nicht tregt] Hybla ist ein Berg in Sicilien/ Pelion in Thessalien/ welche wegen der Menge der Kräuter/ Blumen vnd Bienen bey den Poeten sehr be- rühmbt sind. Statius saget von Hybla I. Achill.
–––– quales jam nocte propinquaE pastu referuntur apes et in antra reverti
Melle novo rapidas mitis videt Hybla catervas.〉
132 〈Vorzeiten〉 Apulus] Dessen die alten Scribenten offters erwehnen.
〈Danubiusque rapax et Dacius orbe remoto Apulus ––––〉〈139 Wo jrgend Najades] Die Heyden haben vnter andern Göt- + + + + + + +
Squamigeri gregis ede choros: ––––
Oreades den Bergen/ Napeen vnnd Dryades den Wäldern/ Blumen vnnd Kräutern; welches aus dieser Venedischen inscription zu se- hen/ wiewol sie etwas verdächtig aussihet:
NAPAEIS SAC. C · HERENNIO CRISPO PATRICIO · C · L M · TERENTIUS VER · MIRA · HER BAR · PULCHRITU DINE · CAPTUS EX DONO · V · F
Vnd Hamadryades eintzelen Bäumen.〉
〈141 Die Satyri] Sind Waldgötzen/ welche auff jhr Alter/ wie Pausanias bezeuget/ Sileni genandt worden. Ihre Historie wird eigentlich erzehlet bey dem Casaubon in dem Buche von Satirischen Getichten.〉
〈142 Vnd der verbuhlte Pan] Der Gott des Feldes vnd der Bawersleute: halb Mensch vnd halb Ziege. Dannenher ist das Wort Aegipanes beym Pomponio Mela im 4. Capit. des ersten Buches. Vnd auff einem alten Steine ist:
+ + + +Haec lege Romana verba notata manu.
Man kan lesen was Turnebus lib. 18 Adversarior. cap. 8. Taubman vber den Culicem/ vnnd Dampster zu des Rosinus Antiquiteten von jhm zusammen getragen haben.
〈143 Wie schöne sieht es aus/ etc.] Ausonius ist in seiner Mosel sehr artig:
Quis color ille vadis, seras quum protulit umbras220 Hesperus et viridi perfundit monte Mosellam!
Tota natant crispis juga motibus et tremit absens
Pampinus et vitreis vindemia turget in undis.
Adnumerat virides derisus navita vites, etc.〉
177 〈Wie noch die alte Welt/ etc.〉 Mit keilen Holtz gespalten] Aus des Virgilii I. Buche vom Ackerbaw:
Tum variae venere artes. –––
Eh’ als der harte Stahl vnd newen Künste galten/
Da hat die erste Welt mit keilen Holtz gespalten.
〈189 Rom war nie besser auff/ etc.] Hiervon redet sonder- lich Sallustius zu Anfang des Catilinischen Krieges. Vnter andern aber sind diese Wort gar schöne: Nam quid ea memorem, quae + + + +
〈198 Hier fleust pur lauter Goldt] Plin. lib. 33. cap. 4 sagt vom Fließgolde: Nec ullum absolutius aurum est, cursu ipso trituque perpolitum.〉
199 Mit Waschen] Das wort waschen ist bey den Bergleuten in dieser bedeutung so viel/ als das Gold aus dem Sande der Bäche oder Flüsse waschen.
244 Noch güldener als Gold] So hat die Poetin Sappho gesagt: Χϱυσῳ̃ χϱυσοτέϱα, Auro magis aurea.
〈250 Noch an der tieffen Scheld’] Einem vornehmen Wasser/ das bey Antorff vorüber fleust; Lateinisch Scaldes oder Scaldis. Sein erwehnen Caesar/ Plinius/ Antoninus der Auctor des Römischen Reisebuches/ vnd andere.〉
266 Wie Plato auch befahl] Im 7. Buche von den Gesetzen.
〈275 Gleich wie Euclides thet] Der vornehme Ingenieur vnd Bawmeister zu zeiten Ptolomei des ersten.〉
+ + + + + + +〈285 Terpsichore] Eine von den neun Göttinen der guten Künste.〉
〈eod. Der Sirenen] Deren drey gewesen/ Lyea/ Leucasia vnd Parthenope/ von welcher/ wie Jovianus Pontanus im 6. Buche vom Neapolitanischen Kriege vermeldet/ die Stadt/ so hernach Neapolis genandt worden/ den Namen bekommen. Von jhrem lieblichen Gesange ließ Claudianum, vnnd das Sprichwort: Σειϱη̃νος μέλος. Andere sagen/ Calliope sey jhre Mutter ge- wesen.〉
〈287 Phebus] Apollo der Gelehrten Gott.〉
〈337 Er darff sein Hütlein/ etc.] Dergleichen Reden sind alle Bücher voll: Seneca sagt im Hippolyto:
Non alia magis est libera et vitio carens270 Ritusque melius vita quae priscos colat,
Quam quae relictis moenibus silvas amat.
Non illum avarae mentis inflammat furor,
Qui se dicavit montium insontem jugis,
Non aura populi et vulgus infidum bonis,
275 Non pestilens invidia, non fragilis favor.
Non ille regno servit aut regno imminens
Vanos honores sequitur aut fluxas opes,
Spei metusque liber, haud illum niger
Edaxque livor dente degeneri petit.
280 Nec scelera populos inter atque urbes sita
Novit nec omnes conscius strepitus pavet.
Vnd im Hercule Oetaeo:
Colit hic reges, calcet ut omnesPerdatque alios nullumque levet.
285 Tantum ut noceat, cupit esse potens.
Quota pars moritur tempore fati?
+ + + + +
Vidit miseros abitura dies.
Rarum est felix idemque senex.〉
407 Die Lerche 〈schreyt auch dir/ etc.〉] Der Poet hat der Lerchen gesang hier ausdrucken wollen; wie auch der Herr von Bartas im Frantzösischen/ vnd sein Dolmetscher im Lateinischen gethan.
〈432 Bey vnserm Pontus] Verstehe das Euxinische Meer/ welches hinter der Walachey/ die mit Siebenbürgen gränt- zet/ gelegen/ vnd von wegen der gifftigen Kräuter/ so vmb selbige gegend wachsen/ berühmet ist. Dannenher saget Virgilius in den Hirtengesprächen:
Has herbas atque haec Ponto mihi lecta venena300 Ipse dedit Moeris; nascuntur plurima Ponto.
Besihe Wilhelm Stuckens Scholia vber des Arriani Periplum oder Vmbschiffung dieses Meeres.〉
〈441 So ist er dennoch reine] Der Herr von Pybrac saget von einem solchen Weibe:
305 Si de musc parfumé ou d’ambre n’est leur sein,Pour le moins on se peut asseurer qu’il est sain
Et qu’au partir de là on ne prend medicine,
Et le breuage faict de gajac ou d’esquine.〉
〈449 O solte doch auch ich/ etc.] Virg. 2. Georg.
+ + + + +Sparchiusque et Virginibus bacchata Lacaenis
Taygeta! O qui me gelidis in vallibus Haemi
Sistat et ingenti ramorum protegat umbra!〉
〈451 Ihr Täler/ jhr Gebirg’/ etc.] Virgilius wieder im Cu- lice:
O pecudes, o Panes et o gratissima TempeFontis Hamadryadum, –––
Vnd Horatius lib. 2. Sermon. Sat. 6.
O rus, quando ego te aspiciam? quandoque licebit320 Nunc veterum libris, nunc somno et inertibus horis
Ducere sollicitae jucunda oblivia vitae?
〈456 Vnd Gauckeley der Welt] Winsbeke ein Edelmann/ der vmb das Jahr Christi 1153. gelebet/ in einem Getichte an seinen Sohn:
325 Nun sich der Werlte Göchel an/Wie sie jhr Volger triegen kan.
Vnd Petronius: Totus mundus exercet histrioniam.〉
〈464 Dem Volcke zwar nicht viel/ doch selber mir bekandt] Seneca im Thyeste:
330 Obscuro positus locoLeni perfruar otio.
Nullis nota Quiritibus
Aetas per tacitum fluat.
Sic cum transierint mei
335 Nullo cum strepitu dies
Plebejus moriar senex.
Illi mors gravis incubat,
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Ignotus moritur sibi.
473 Ich lernte täglich] So saget Seneca in dem Buche vom seli- gen Leben/ c. 17. Hoc mihi satis est: quotidie aliquid ex vitiis meis demere et errores meos objurgare. Daran begnüget mir: täg- lich etwas aus meinen Lastern abthun/ vnd meine fehler straffen.
〈475 Ob einer der sein Landt] Philipp Port in einer Ode:
D’un fard trompeur son ame il ne désguise,
Il ne se plaist à violer sa foy,
Les grands seigneurs sans cesse n’importune:
Mais en viuant content de sa fortune,
350 Il est sa Cour, sa Faueur et son Roy.〉
484 Aristonis Sohn] Plato.
Ib. Ein Gott der Weisen] Cicero im 2. Buch von der Götter Natur: Audiamus enim Platonem, quasi quendam Deum Philo- sophorum. Dann wir wollen Platonem hören/ gleichsam einen Gott der Weltweisen. 〈Siehe sonderlich den H. Augustin im 2. Cap. deß (14. E) Buchs von der Statt Gottes. CF〉
485 Stagyrites] Aristoteles/ von Stagyra seinem Vaterlande/ 〈einer Stadt in Macedonien vmb den Berg Athos gelegen/ al〉so geheissen.
〈eod. Pythagoras verschweiget] Dergleichen Ort ist bey dem Claudiano; der mir aber jetzt nicht einfellt. Welchen auch Hein- sius hat ausgedruckt:
+ + + + + + +En Socrates geseyt.〉
502 Woraus/ von wem/ vnd wie] Ließ Senecam in seiner 65. Epistel.
In der Fürstlichen Liegnitschen Druckerey/ durch Sebastian Koch.
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