Martin Opitz (1597–1639) begründete die deutschsprachige Literatur aus dem Geist des europäischen Späthumanismus. Mit seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624), einer Dichtungslehre in der Tradition des Aristoteles oder des Julius Caesar Saliger, etablierte er das Deutsche nachhaltig als Dichtungssprache, die nun endlich das Niveau der entwickelten europäischen Literatursprachen erreichte. Mit seinen Deutschen Poemata (zuerst Straßburg 1624 und Breslau 1625) stellte er Muster und Beispiele deutscher Dichtung bereit, an denen sich Zeitgenossen und Nachfolger orientieren konnten. Aber Opitz war durchaus kein ‚Berufsdichter‘: Seine zahlreichen diplomatischen Missionen als Sekretär und Hofrat führten ihn in humanistische Zentren der Zeit wie z. B. Heidelberg, Straßburg, Leiden oder Paris, in denen er immer wieder mit führenden Intellektuellen ganz Europas in Kontakt trat (z. B. Georg Michael Lingelsheim, Matthias Bernegger, Daniel Heinsius, Hugo Grotius usw.). Sein literarisches Werk steht unter dem Eindruck dieser Begegnungen sowie den politischen und konfessionellen Unruhen des Dreißigjährigen Krieges, in denen Opitz eine vermittelnde, zum Frieden mahnende (‚irenische‘) Position vertrat.
Lebensstationen
23. Dez. 1597 | Geboren in Bunzlau (Schlesien); Sohn eines Fleischermeisters |
Humanistische Ausbildung am Maria-Magdalenen-Gymnasium (Breslau) | |
Besuch des Akademischen Gymnasiums Beuthen | |
Unabgeschlossenes Studium (vermutl. Jura) zuerst in Frankfurt/Oder und ab 1619 in Heidelberg (hier Begegnung mit Schlüsselfiguren wie Georg Michael Lingelsheim, Janus Gruter u. a.); enge Kontakte zu Straßburg (Matthias Bernegger) | |
1620 | Flucht aus Heidelberg (Einmarsch Spinolas) und Aufenthalt in Leiden (Justus Joseph Scaliger, Daniel Heinsius) |
Aufenthalt in Jütland (TrostGedichte in Widerwertigkeit des Krieges) | |
1621 | Rückkehr nach Schlesien; erfolglose Bemühungen um eine Anstellung bei Georg Rudolf von Liegnitz |
1622-23 | Übernahme eines Lehramts am Gymnasium Weißenburg in Siebenbürgen (Bethlen Gabor) |
1623 | Rückkehr nach Schlesien (ohne festen Wohnsitz pendelnd zwischen Liegnitz und Breslau) |
1624 | Hofrat im Dienst des Herzogs Georg Rudolf von Liegnitz (protestantisch) |
1625 | Krönung zum Poeta laureatus durch den Kaiser auf einer diplomatischen Reise nach Wien; nähere Begegnung mit Karl Hannibal von Dohna |
1626-32 | Sekretär von Karl Hannibal von Dohna (katholisch/Gegenreformation); in dieser Funktion zahlreiche Reisen nach Berlin, Prag, Warschau, Dresden usw. |
1627 | Nobilitierung (Martin Opitz von Boberfeld) |
1629 | Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft (‚der Gekrönte‘) |
1630 | Diplomatische Mission in Paris (Begegnung mit Hugo Grotius); unterwegs (Wieder-)Begegnungen mit Lingelsheim und Bernegger (Straßburg), Caspar Barth (Leipzig) u. a. |
1632-35 | Rückkehr in den Dienst der Piastenherzöge Georg Rudolf von Liegnitz und Johann Christian von Brieg |
1635 | Umzug nach Danzig |
1636/37 | Als Sekretär und Hofhistoriograph im Dienst des polnischen Königs Wladislaw IV. |
20. Aug. 1639 | In Danzig an der Pest gestorben; Grab in der Danziger Marienkirche (Grabplatte erhalten) |