Das XX. Capitel.
ABer Archombrotus (dann er war damals im Rahte) als er von Vermählung der Argenis hörete/ ergrimmete er dermassen wider den Radirobanes vnd Cleobulus/ daß jhm die veränderung seines Hertzens fast vnter das
Gesichte stieg. Doch durffte er nicht dar- wider seyn/ oder nur etwas sagen. Der
König aber lobte deß Cleo- bulus Meinung/ vnd ließ stracks in den Hafen schicken/
damit sein
[Druckausgabe S. 218]
gewönliches Schiff zugerüstet würde. Bey Friedenszeiten hatte
der König im Gebrauch/ auff demselben an dem Gestad herumb zu spat- zieren.
Es war klein/ daß nicht mehr als sechs Ruderer/ nebenst andern sechs Personen
raum darinnen hatten; im vbrigen sehr schön wegen deß güldenen vnd
silbernen Mahlwerckes/ dessen Glantz vmb vnd vmb im Wasser einen Widerschein gab.
Nicht weit von dem Hindertheil stunden folgende Verß mit güldenen Buchsta-
ben angeschrieben:
O Venus die du bist geboren auß den Wellen/
Diß Schifflein/ das man mag bey deine Muschel
stellen/
Vnd jhr fast ähnlich sieht/ rufft dich/ O Göttin an/
O Allerschönste dich/ dich/ die jhm helffen kan.
[354]
Nicht zwar daß es sich woll in strenge Kriege wagen/
Wann der Bellonen Zorn das Meer heist Waffen tragen;
15 Diß Edle kleine Schiff ist nur zur Fröligkeit/
Zur Fröligkeit vnd Lust/ vnd nicht für grimmen Streitt.
Es kan auch für dem Nort ingleichen nicht bestehen/
Wann er die grüne See bezwingt Berg anzugehen.
Wann Doris sitzt am Strandt/ vnd trucknet jhr das Haar/
20 Das durch den faulen Sudt zuvor beregnet war/
Dann wird sich diß dein Schiff am Vfer lassen schawen/
Vndt dieser Insel Haupt dem stillen Wasser trawen.
O Göttin haben wir dich jemals so verehrt/
Vnd dein Altar geschmückt wie sich zuthun gehört/
25 So schawe ja wol zu daß du die Lufft
beschawest/
Vnd unsern König nicht den leichten Winden trawest:
O Königin der Lust/ nim du das Ruder an.
In deine zarte Handt/ vnd mache stille Bahn.
Die Brüder Helenen laß gleichfals glücklich leuchten/
30 Daß kein Gewitter mag deß Landes Trost
befeuchten.
Ach? ach? wie schwebt Gewalt doch jmmer auff der Flut?
Wie ist den Königen die See doch keinmal gut!
Damals wurden die Bäncke mit herlichen Tapetzereyen gezieh-
ret/ vnd hinten ein Thron auffgerichtet für zwey Personen. Euri- medes verblieb zu rücke das Schloß zubewahren; Arsidas wardt auff einem Rennschifflein vorher gesandt/ der deß
Meleanders An- kunfft zuwissen machte. Das Geschrey kam baldt durch
gantz Epeircte/ daß die Sardinier angelanget waren Sicilien mit starcker
Hülffe beyzustehen. Welches man dann leichtlich glaubete. Der- halben
worden die kurtz zuvor Furchtsamen mit plötzlicher Frölig- keit vnd nicht allein
Hoffnung/ [355] sondern Versicherung deß Sieges erfüllet.
Sie erfülleten den gantzen Marckt/ vnd schlugen
[Druckausgabe S. 219]
mit den Händen zusammen/ wann sie kamen/ zu bezeugung der
Frewden jhrer Erhaltung wegen. So waren die jenigen nicht weni- ger lustig/
welche auff den Mawren Wache hielten. Als der König an den Port gieng/ erklungen
die Stimmen deß glückwundtschen- den Volckes/ sampt dem schalle der
Trompetten/ vnd andern In- strumenten/ damit man damals die Knechte in der
Schlacht auffzu- muntern pflegte/ durch die weite Lufft vber See. Vnd weil es ein
Wiederthon deß Krieges war/ bildete jhm Lycogenes ein/ daß deß Königs Heer auß verzweifflung das euserste
daran zusetzen/ vnd in der Schlacht zu sterben/ gesonnen were. Derhalben
soll er zu denen die vmb jhn gewesen sein gesagt haben. Dieser Tag wirdt vn-
serer Arbeit ein Ende machen/ vnd denen zusterben vergönnen/ welche wir
gezwungen haben nicht mehr zu leben. Gehet zu den Soldaten/ vnd vermahnet sie zur
Beute/ die sie verdienet haben. Da- mit vns der Sieg destoangenemer möge
seyn/ so haben die Götter darmit geeilet/ daß wir sein ehe Habhafft werden als
wir vermein e- ten. Auff dieses stellete er die Hauffen in Ordnung/ vnd
vermahnete sie mit Worten vnd freyem Gesichte zur Tapfferkeit: schickte bey-
nebenst Kundtschaffer voran/ gewiß zuberichten/ ob der Feindt ver- handen were. Als sie aber allenthalben guete Auffacht gegeben/ vnd auff nichts
feindtliches getroffen/ kamen sie wiederumb [356]
in das
Läger/ mit bericht/ man könte kein Volck im Felde sehen; aber in der Stadt
hörete man ein solch Getümmel/ als ob sie raseten/ vnd wiederklinge der gantze
Vmbkreiß von den Trompetten vnd Pau- cken/ Lycogenes fürchtete nicht ohn Vrsach/ daß diß ein Zeichen sey der
Entweichung seines Glückes: nichts destoweniger theilete er das Volck zur
Schlacht ein/ vnd fertigte etliche andere ab/ nicht zwar in Soldaten tracht/
sondern Bawers kleidern/ die von aller Be- schaffenheit Kundtschafft einziehen
solten.
Arsidas hatte allbereit den Radirobanes angesprochen/ vnd jhm die Schiffe in welchen Meleander sampt den Seinigen ankam/ ge- zeiget. Dann es waren viel
Barcken/ die den König zubegleiten auff die See kamen/ mit einem grossen Getümmel
vnd Frewdenge- schrey/ derer so darinnen waren. Deß Radirobanes Hauptschiff stundt mit königlicher Pracht
gezieret an dreyen Anckern. An allen Segeln ‹hingen› schöne Quasten
die nur zum Schmuck waren/
+
[Druckausgabe S. 220]
vnd in der Lufft hin vnd wieder spieleten. Das Zitterholtz
wandte sich mit seinen Spitzen sampt den fliegenden Fahnen allzeit/ wo der
Windt hingieng. Die grosse menge der Seyler vnd Leinen dreyer Mastbäwme/ waren an
den seiten angebunden/ vnd gaben von ferne einen schein von sich eines sehr
grossen Netzes/ oder auffge- deckten Zeltes. Helena sampt jhren Brüdern
gläntzeten auff den hintertheil deß Schiffes mit dreyen güldenen Sternen. Die
Schiff-
[357]
knechte waren diesen Tag sehr sauber in Himmelblaw ge-
kleidet; vnd warteten entweder jhres Amptes ab/ oder schwebeten auff
den Zitterhöltzern vnd Leinen/ jhre Erfahrung im Schiffwesen sehen zulassen/
gleichsam als mit Flügeln hin und wieder. Eben in solcher Lieberey sassen die
Ruderer auff den Bäncken. Die Soldaten waren in jhrer besten Rüstung vnd
Kleidern. Für dem Könige wel- cher auß vielfaltigen Geschäfften mit den Liguriern
die Zier der königlichen Höheit erlernet hatte/ stunden im födertheil deß
Schiffes seine Gerichtsdiener mit Stäben vnd Ruten/ gleichsam als sie die
Flut zurück trieben. An der seiten deß Schiffes giengen hültzerne Staffeln
an der See/ mit Himmelblawen Teppichen bedecket/ auff welchen zu obriste den
Meleander anzunehmen Radirobanes stundt/ in königlicher Kleidung/ mit einem
Gürtel von Golde vnd Seiden ge- sticket/ vmbbunden/ daran hieng ein Schwerdt/
dessen Scheide we- gen erhabener Arbeit sehr köstlich war. Die Haare/ so jhm biß
auff die Schultern hiengen/ wahren etwas zärter auffgekräuset vnd ge-
balsamiret als einem Kriegesmanne anstehet. Es war ein alter auß Ligurien bey jhm/ mit Nahmen Virtiganes/ welchem er in seiner Kindtheit war anvertrawet worden:
nach dem er aber erwachsen/ folgete er nicht so sehr seinen Rhatschlägen/ als daß
er jhn was er zu thun gesonnen/ wissen ließ. Mit diesem vnd dem Arsidas hielt er damals Gespreche/ besahe die Gelegenheit
Siciliens/ vnd [358]
lo- bete mit vberflüssiger
Freundligkeit die Herrligkeit deß Landes/ welche er noch nicht gesehen
hatte.
Endtlich lendete Meleanders Gondel beym Schiffe an/ der auff die Treppen schritte
nebenst dem Archombrotus/ an dem er sich stewer- te; biß er so weit kam/ daß er
dem Radirobanes die Handt reichen kundte. Da vmbfiengen sie
einander/ als ob sie lange Zeit
zusam-
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[Druckausgabe S. 221]
men
bekandt gewesen; vnd als Meleander sich bedanckete/ daß er jhm Beystandt zuleisten kommen
were/ machte er solche seine Gutthat/ mit sittsamer Entschuldigung noch viel
grösser. Als sie noch ein wenig geredet/ nam der eine die Begrüssung von den Her-
ren in Sicilien/ der andere von denen in Sardinien an; hiessen ein ander Freunde vnd Bundtsgenossen.
Stracks stieg Radirobanes vn- gebeten in Meleanders Schiff/ welcher zuvor in seines kommen/ vndt sich jhm
vertrawet hatte. In dessen ließ sich die Music am Ge- stade vnd in den Schiffen
hören; wie dann auch die Soldaten vnd Ruderer ein fröliches Geschrey
erhuben/ vnd die Vertrewligkeit der Könige priesen; weil sie ohne Schantzen/ ohne
Wache vnd Waffen/ auff Blosse Trew vnd Glauben sicher vnd frölich mit ein-
ander vmbgiengen. Wie ist solche Macht grosser Herren offtmals so mühselig?
in dem diese Glückseligkeit welche Priuatpersonen haben sehr seltzam/ vnd
die Lust der Zusammenkunfft mehren- theils verdächtig ist. Wie die Könige
auffs [359]
Landt kamen/ vmbfiengen vnd ehrten sie
einander auff das newe. Als Radirobanes
die Götter Siciliens an dem eusersten Strande angebetet hatte/ führte jhn
Meleander/ der vnter jhm gieng/ zu den Rossen welche in der nähe auff sie warteten. Als dann ritten sie in Begleitung jhrer Freunde in die
Stadt/ vnd von da auff das Schloß. Deß Meleanders Rhäte machten Anstifftung/ daß den Sardinischen Herren
selbigen Abendt gute Außrichtung wiederfahren möchte. Ein jeglicher trug
jhnen sein Losament an/ mit solchen Diensten vnd Auffwartungen/ daß
man für Fröligkeit an die Macht deß Feindes/ der jhnen mehr vnd mehr auff den
Hals kam/ kaum gedachte.
Archombrotus aber war vber diesem wenig erfrewet/ in dem er
bedachte/ daß er einen bekommen hette/ zu welchem der König vnd Argenis
nohtwendig Liebe tragen musten. In dem derhalben die andern deß Radirobanes Freundte empfangen/ wandte er noht- wendige Geschäffte
für/ als ob er auff die Mawren gehen/ vnd im Nahmen deß Königes die Wache
besichtigen muste; damit sie auß Zuversicht der Hülffe nicht vnachtsam weren:
weil vormals auch erfahren worden/ daß der Feindt solche Gelegenheit ersehen/ vnd
grossen Schaden zugefüget hette. Als er von dem Hauffen
weg-
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[Druckausgabe S. 222]
kommen/ der jhm sehr verdrüßlich gewesen/
gieng er auff dem Walle auff vnd ab spatzieren/ hieng das Häupt zur Erden/ schlos
die Hände zusammen/ vnd [360]
druckte sie an die Brust.
Bald blieb er behalten/ als ein Mensch der keine Sinnen hat/ bald kamen jhm auff einmal vnzehlich viel Sachen ein/ vnwissendt was er ge- dencken/ oder
wo er anfangen solte sich zu beklagen. Vnd/ O wie gerechte Rächer/ sagt er/ sind
die Götter? Du hast den Poliarchus
angefeindet/ du hast deines besten Freunds Zurückkunfft verhin- dert/ damit
du einen Widerpart bekämest/ der viel ärger ist. Wie ist Radirobanes zu meinem Vnglück in deß Poliarchus Stelle kom- men; welchem ich mit dieser Brust/ mit
diesen Händen/ bevorauß aber mit der Liebe noch hette gleichen können? Welche
Stärcke vnd Tugendt aber wirdt machen daß ich so viel gelte als Radirobanes? Er hat nicht allein sein eigen Ansehen/ sondern auch
die gantzen Kräfften seiner Länder/ mit denen er zu Felde zeucht/ mehr
wider mich/ als wider den Lycogenes deß Meleanders wegen. Im Fall ich die Argenis lieb habe (O ich elender
Mensch!) so muß ich diesen nicht hassen/ der jhr in solcher Noth zu hülffe kompt.
Du träger Liebhaber/ der du das jenige nicht verdienen können was du ge- wündschet hast; vnd er hat Mittel gefunden/ jhr eher Freundschafft zu
erweisen/ als von jhr zu erlangen.
Vber diesen Gedancken fiel er in Zweifel/ wessen er sich berah-
ten solte/ machte trutzige weite Schritt/ vnd schwieg ein gute weyl stille;
biß er wider anfieng mit dem Glück zu streitten/ vnd mit einem herben
Lachen sagte: Schawe man doch zu; vnserer drey
[361] sind in Kummer der Argenis wegen; wir hoffen alle drey ein
Glückseligkeit/ welche doch nur einem werden kan: ich/ Poliar- chus/ vnd
Radirobanes/ daß ich von denen nicht weiß/ die eben in solcher
Thorheit/ wie ich/ stecken/ vnd mir noch vnbewußt sindt. Ich
Vnglückseliger! Siehestu nicht/ daß jhrer täglich mehr in sol- che Begier
gerahten werden? Es sey dann daß sie nicht werth ist/ daß man sie liebe/ oder daß
du alleine Augen hast. Aber du köndest Zeit haben die andern abzustossen. Schawe
nur zu/ daß dieses Vn- gewitter vom Radirobanes/ deine Hoffnung nicht vber einen Hauf- fen
werffe. So lang Lycogenes lebet/ wirdt dich dein Haß wider jhn nicht helffen. Gewiß
er wirdt die Belohnung für dem Sieg nicht erlangen. Was für grosse Vngewißheit
aber stecket hinder den
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[Druckausgabe S. 223]
Waffen? wie hat sich das Glück offtmals in einem Augenblick da
vnd dorthin gekehret? Wie wann der Schnarcher in der Schlacht bliebe? wie
wann jhn Meleander für vngestümm hielte/ weil er jhm einbildete/ als er jhm
gantz vnd gar verpflichtet were? Ich muß zu- schawen/ daß diese Kriege
wider den Lycogenes mir bey dem Meleander eine Ehr/ vnd eine versuchung der Kräfften/ künfftig wi-
der den Radirobanes seyn. In dessen wirst du nur die Hitze deines Gemüthes
nothwendig anhalten/ vnd friedlich mit demselben le- ben/ den du hernach zu
verhindern gesonnen bist. In dieser Mei- nung gab er sich etwas zufrieden/
gieng zu der Scharwache/ vnd vermahnete/ sie solten vber solchen Frewden
jhres [362]
Amptes gleichwol nicht vergessen. Eben dieses
ließ jhm Eurimedes/ vnd die andern Befehlshaber sämptlich anbefohlen seyn. Wiewol
aber den Soldaten sicher zuseyn verbotten war/ so wachten sie dennoch also/ daß sie gleichwol deß Weines vnd der Fröligkeit die Nacht vber nicht
vergassen.
Den folgenden Morgen hielten die Könige mit jhren fürnembsten
Leuten Kriegesraht. Deß Radirobanes Volck war noch in den Schiffen. Weil er aber wuste/ daß
es sich verdächtig machte/ wann er eine solche Heereskrafft in die Stadt
führen wolte; so entledigte er den Meleander/ welcher außgab/ als ob er sich nichts besorgete/ von
seiner Furchte mit solchen worten; In dieser Flotte/ sagte er/ welche an jetz zu
Ancker lieget/ Allerliebster Bruder/ habe ich Acht tausendt Soldaten mit schwerer
Rüstung/ vnd bey Vier tau- sendt so Schleudern vnd Bogen führen anher
gebracht. Ich habe auch eine ritterliche Jugendt von Reysigen bey mir/ der
schwere aber vnd weiten Weges halben habe ich viel Roß einzunehmen be-
dencken gehabt. Können wir jhrer habhafft werden/ so wollen wir sie schon
beritten machen. Im vbrigen/ damit man dem Lycogenes
nicht lenger Ruhe lasse/ so wöllen wir das Volck/ wann es euch ge-
liebet/ ans Land setzen. Weil aber das Vfer felsicht ist/ vnd der weg durch
die Stadt gehet/ so wollen wir sie Fänlinweise herein nehmen. Wann sie hernach
durch das andere Thor zur Festung hienauß sindt/ vnd sich in das Läger/ welches
wir an dem Fusse deß [363] Berges auffschlagen
wöllen/ machen; so kan wiederumb ein Fahn nach
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+
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[Druckausgabe S. 224]
dem andern/ von dem Port durch die Stadt geführet werden. Ewer
Volck kan an beyden Thoren/ wo sie hienein kommen/ vnd herauß gehen sich ins
Feldt zubegeben/ Wache halten. Meleander sagte/ Es hette keinen Kummer; vnd wer keine Beysorge für
denen Solda- ten von nöthen/ die vnter deß Radirobanes Befehl gewesen weren. Wolte Radirobanes ja in den Thoren Wache halten lassen/ so möch- te er es
mit seinen Knechten gar wohl bestellen. Er wolte sich nir- gendts für sicherer
halten/ als vnter seiner Besatzung. Mit solcher weitleufftiger Entschüldigung vnd
Höffligkeit verbrachten die Könige eine lange weile.
Als nun das Sardinische vnd Balearische Heer auß den Schiffen
an das Gestade kommen war/ ritten sie beyde das Volck zubesehen vnd
auffzumunteren. Radirobanes hatte einen Wapenrock von Purpur vmb/ der seine
vergüldete Rüstung nur halb bedeckte/ vnd war Bloßhaüpticht/ außgenommen
daß er seinen Königlichen Bundt darumb hatte. Meleander war auch gewaffnet/ vnd machte mit seinem grossen Ansehen
vnd Majestet/ daß ein jeder die Augen auff jhn werffen muste. Die mit den
Schleudern kamen erstlich in die Stadt. Diese waren Balearisches Volck vnd war
ein jeder mit dreyen Schleudern außgerüstet. Es wuste keine Nation zur
selbigen Zeit besser darmit vmb zugehen/ weil sie sich hierauff von Kindt-
heit an zu legen [364] pflegten. Es ward gesagt/ sie
köndten das ge- flügel in der Lufft treffen/ vnd hielten es für eine Schande/
wann einer fehlet. Auff diese folgten der Sardinier Fahnen/ die/ wegen der Nachbarschafft/ auff Carthaginisches Muster/ mit glatten vnd gros- sen
Schilden außgestaffieret waren. Sie hatten kurtze Degen an den Gürteln hangen/
welcher sie sich gebrauchten/ wann jhnen die Pfeile abgiengen. Die Sturmhauben
waren mehrertheils von Ertz/ auff deren Spitzen Beerenrachen oder Löwenköpff
stunden. Ein solch weitläufftes Heer kundte den Tag vber kaum gantz durch
pas- sieren. Archombrotus vnd Timonides waren in Meleanders Läger/ die Kriegsgenossen/ wann sie auß der Statt in den
zubereiteten Wall kämen/ zu empfangen. Diese wurffen weiter auff/ vnd erfülleten
die Schantzen/ welche Meleanders Volck jhnen eingeräumet hatte. Der König schickte
jhnen Proviant vollauff/ vnd den Siciliern ward anbefohlen/ theils mit den Sardiniern zu essen/
theils sie zu sich in jhre Zelten zu laden.
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[Druckausgabe S. 225]
Zitierempfehlung:
Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. , hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL:
(abgerufen am: )
Zitierempfehlung der Druckausgabe:
Martin Opitz, Martin Opitz. Gesammelte Werke, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.),