55. Sz 45 1624 Lobgesang über den freudenreichen Geburtstag unseres Herren und Heilandes Jesu Christi
Einzeldruck X: MARTINI OPITII | Lobgeſang | Vber den Frewdenreichen | Geburtstag | Vnſeres HErren vnd Heilandes | JEſu CHriſti. | [Ornament: zwei Eicheln, nach rechts und links weisend; darunter eine Vignette von 32 × 40 mm] | Gedruckt in der Fürſtlichen Druckerey | zur Liegnitz/ | Durch | Sebaſtianum Koch. | [Ornament: zwei Eicheln wie oben, in der Mitte ein o]
4°: A–D. Exemplare: Breslau 4 E 515/13 und Opitz’ handschrift- lich korrigiertes Geschenkexemplar an Abraham von Bibran, 355 058 (= 4 E 513/14).
Gliederung: A1a Titel; A1b leer. A2a–A3b Widmung an Nüßler mit Initiale von 25 × 27 mm; die erste Zeile in größerer Type. A4a und A4b Elegia, Initiale 19 × 19 mm, am Schluß eine Zier- leiste von 4 × 114 mm. B1a–D3b auf den Kopftitel (wie unten ab- gedruckt) der Text des Gedichts vermischt mit den Auslegungen; Initiale in Höhe von drei Zeilen; die einzige Randnote erscheint auf B1a. Auf der unteren Hälfte von D3b fängt die Paraphrase des 79. Psalms an; Ende auf D4b; darunter dieselbe Vignette wie auf dem Titelblatt. Weder Zeilen- noch Seitenzählung. Die Typen- größe der Widmung und der Auslegungen sticht ab gegen die kleinere des Gedichtteils und der Hinweisworte.
Ein von Lindner II, 13 beschriebener und II, )(5b nochmals er- wähnter Zweitdruck wäre als Einzeldruck Y zu bezeichnen, doch ist dessen Existenz zweifelhaft. Dieser Druck soll nach dem Text und den Auslegungen noch 1. ein paar Neujahrsgedichte; 2. das Klagelied bei dem Kreuze unsers Erlösers und 3. ein weiteres Ge- dicht auf das Kreuz des Herrn sowie 4. das Lied »Auf, auf, mein Herz und du mein ganzer Sinn« enthalten. Der Lobgesang und diese von Lindner angegebene Folge von Gedichten stehen auf den Blättern A1–F2 der Sammlung B. Vermutlich hat Lindner diese aus einem Exemplar herausgelösten Blätter gesehen und sie für einen Einzeldruck unseres Gedichts gehalten. Aber auch die Schweizer erwähnen einen Liegnitzer Einzeldruck, worin der Lob- gesang »neben einigen wenigen andern geistlichen Gedichten ... fünf und einen halben Bogen starck« zuerst erschienen sei.
In die Sammlung A konnte der Lobgesang nicht mehr aufge- nommen werden. In Sammlung B dagegen erscheint er nach dem Vorstoß als erstes Gedicht des ersten Buches. Gliederung: A2a, unter einer Kopfleiste von 12 × 115 mm, Widmung und Elegia; A3a und A3b die frisch hinzugekommenen Empfehlungen von Bibran, Gruter und Bartsch; die letzten drei Zeilen sind sym- metrisch eingezogen; darunter eine Vignette, 34 × 36 mm. Die Überschrift des Briefes von Bibran ist meist kursiv, der Text in Antiqualettern gedruckt. Das angehängte Gedicht sowie die Texte der beiden folgenden Briefe sind kursiv gesetzt, die Über- schriften aus der Antiqua. Hrg. hat vereinfacht. Von B1a–C1b das gegenüber X um 16 Zeilen verlängerte Gedicht; Kopfleiste, 6 × 115 mm; Kopftitel fast wie bei X; Zeilenzählung nach jeder vierten Zeile am äußeren Rand; die letzte Zahl fälschlich 272 statt
Sammlung C, Teil I, S. 2–32. Die Anordnung von B ist beibe- halten. S. 2, Zierleiste von in C1 14 × 79 mm, in C2 8 × 82 mm; darunter die Widmung an Nüßler; unter deren Ende, S. 4, Strich von C1 79 mm, C2 84 mm. Nach der Elegia und den Briefen, die typographisch wie in B erscheinen, ein in C1 und C2 identisches dreieckiges Ornament von 44 × 56 mm. S. 9, Kopfleiste von S. 2 wiederholt; der Kopftitel hat eine von Sammlung B leicht ab- weichende Zeileneinteilung; Zeilenzählung und Text weitgehend wie in B; sogar der Druckfehler 272 statt 300 wurde übernom- men. Kolumnentitel: Der Poetischen Wälder | Erste Buch. von S. 10–32.
Sammlung E, S. 244–272, wie folgt: Eigener Zwischentitel auf S. 244: 244 | MART. OPITII | Lobgesang: | Vber den frewden- reichen Geburtstag | vnsers HErren vnd Heylands Jesu Chri- | sti: Nebenst andern geistlichen Gedichten. S. 245 unter Kopfleiste, 11 × 74 mm, die Widmung; etwa in der Mitte von 247 endet sie, und nach einem Strich von 73 mm beginnt die Elegia; die vier letzten Zeilen stehen auf 249; unter einem gleichen Strich wie auf S. 247 folgt hier nur Bibrans Brief mit dem sechszeiligen Gedicht »Hos tibi ...« Auf S. 250, unter Kopfleiste von 3 × 74 mm und dem Kopftitel, der Text des Gedichts. Zeilenzählung ist links in den Einzug jeder vierten Zeile gerückt; insgesamt nur 292 Zeilen, da 197–204 gestrichen wurden. Es folgen die Auslegungen 259–272, deren Ende nicht weiter markiert ist. Von 245–249 stehen die Seitenzahlen oben in der Mitte der Seite; von 250–259 lauten die Kolumnentitel: Lobgesang | Auff die Geburt Christi. Von 260–272, Außlegung | deß Lobgesangs.
Bodmer und Breitinger, zweite Zählung S. 1–41, führen den Lobgesang mit einer »Historischen Nachricht« ein, bringen alle Präliminarien sowie Opitz’ u. eigene Anmerkungen. Triller, Teil
Die ersten zwei der drei von Opitz selbst zusammengestellten Ausgaben beginnen (nach dem Vorstoß) mit unserem Lobgesang, eine Anordnung, die des Dichters hohe Bewertung dieses Werkes klar zum Ausdruck bringt. In der dritten steht der Lobgesang etwas über die Mitte hinaus. In B, C und E folgen diese drei Ge- dichte: »Auff den Anfang des 1621. Jahres«, »Auff den ersten Januarij/ 1625« und »Klage(lied) bey dem Creutze vnsers Er- lösers«. In B und C folgen sodann »Auff das Creutze des HErrn« und »Auff die Weise des hundert vnd vierdten Psalms«. E bringt statt der letzten zwei Gedichte zwei andere, nämlich »Der Buß- fertige« und »O Jesu/ Laß mich eins auß den Hündlein sein«. Dann folgt jeweils die Übersetzung von Heinsius’ Lofsanck.
Die intensive Beschäftigung mit diesem Lofsanck, den Opitz 1621 schon übersetzt hatte (Nr. 45), dürfte ihn dazu angeregt haben, selber ein Gedicht dieser Art zu schreiben. Die Wahl eines christlichen Themas erschien außerdem in der Nähe des wegen seiner Frömmigkeit bekannten Herzogs Georg Rudolf ganz natür- lich. Doch hielt Opitz’ Begeisterung auch noch nach der Abreise aus Liegnitz an, denn laut der Widmung an Nüßler und den Zeilen 17–32 des Gedichts, ist dieser Lobgesang in Siebenbürgen ent- standen. Er muß dann bald nach der Rückkehr durchgesehen und in den Druck gegeben worden sein. Die Auslieferung erfolgte jedenfalls fast genau zu dem in der Widmung angegebenen Da- tum, denn mit einem Brief vom 7. Februar 1624 an den Rat Michael Bartsch schickte Opitz aus Liegnitz mehrere Exemplare zur Verteilung in Schweidnitz.
Der Lobgesang stellt Opitz’ Beitrag zur volkssprachlichen christlichen Epik dar, einem beliebten und dankbaren Gebiete, auf dem Du Bartas und Heinsius zuvor schon Beachtliches ge- leistet hatten und auf dem Milton 1667 den höchsten Ruhm ernten
In der äußeren Anordnung folgt X ganz dem Lofsanck des Heinsius: hier wie dort stehen Verse und Anmerkungen auf dem- selben Blatt, ja sind ganze Seiten nur mit Erklärungen angefüllt. Zumindest ist die Gelehrsamkeit der Dichtung nicht untergeord- net. Wie Heinsius, schließt Opitz das Werk mit einer Psalm- paraphrase ab (jedenfalls in der Ausgabe von 1622). Als eine Art Vorarbeit für den Lobgesang darf man das Gedicht »Auff den An- fang des 1621. Jahres« betrachten und natürlich die Übersetzung des Lofsancks. Horst Nahler (S. 70) weist darauf hin, daß die zeit- liche Nachbarschaft und die thematische Verwandtschaft aus die- sen drei Werken einen zusammenhängenden Komplex machen.
Unser Abdruck folgt im Gedichtteil dem Erstdruck X, stellt jedoch die Auslegungen nach der Anordnung in B→ hinter den Text des Gedichts. Die in den verschiedenen Sammlungen ver- schieden gehandhabten Druckanordnungen sind, ähnlich wie bei Nr. 53, vereinheitlicht worden. Das hauptsächlich benutzte Exem- plar von X ist das durch Kirchner an Abr. v. Bibran übermittelte, dasselbe, wofür sich Bibran in seinem Brief bedankt. Es trägt den handschriftlichen Vermerk: »Abr. à Bibran | d.d.d. | Martinus Opitius«. Auf Bl. D2b hat Opitz den Fehler Ambrosius in Arnobius verbessert. Ein zweites Geschenkexemplar mit eigenhändiger Widmung an den Liegnitzer Hofprediger Hossman befindet sich in der Landesbibliothek zu Dresden, Signatur Lit. Germ. rec. B 203, 16. Nach gütiger Mitteilung des amtierenden Direktors, Herrn H.Deckerts, lautet der Vermerk: »CL. Theologo Dn. Eliae Hossmann Dn. et fautori suo strenae loco mittit Martinus Opi- tius«. Auch hier ein Hinweis auf die Veröffentlichung um oder bald nach Neujahr. Über Hossmann siehe Nr. 71.
Hugo Max hat unsern Lobgesang in seiner charakteristischen Manier behandelt und daran so gut wie nichts Lobenswertes ge- funden, wie er ja auch an der Übersetzung des Lofsancks wenig zu preisen wußte; S. 84–92. In eingehender Weise würdigt Paul Böckmann an dem Beispiel des eigenen Lobgesangs wie auch im Bezug auf die Übersetzung die Bemühungen Opitz’ um die reli- giöse Dichtung in seiner Zeit. Böckmann nennt Opitz den »Be
Titelblatt
V. C. BERNHARDO GVILIELMO NÜSSLERO SUO S. D. MARTINUS OPITIUS.
DEstinatum tibi, NÜSSLERE, frater jucundissime, adhuc in Dacia, ubi calamum ei primum admovi, hunc hymnum fuisse vel adjecta sub ejus initium elegia (si hoc nomen languidi versus meren- tur) ostendit. Caussas, quae me tum adducebant, habebam quidem satis justas, non minores tamen ab eo tempore quo ad vos re- versus sum accesserunt. Nam ut de incomparabili amicitia nostra non dicam, quae a pueris ductu quodam naturae singulari ita crevit, ut de ea non ii solum, quibuscum hactenus viximus, testari possint, verum etiam posteritas ipsa, si qua illi cura nostri erit, beneficio carminum ad notitiam ejus perventura sit: erectum istud ingenium tuum, varia doctri-[A2b]na et judicium ante annos ex- quisitissimum ita me ceperunt, ut fugientium optimarum artium, quae temporum horum calamitas est, non mediocre ornamentum esse te semper existimaverim. Accedunt sacrarum literarum studia, quibus tu, quotiescunque occasio datur, ita indulges, ut praeferre te haud paucis illorum quoque audeam, qui has solas profitentur. Opus autem esse mihi etiam hoc exemplo tuo contra illos autumo, qui, si quando in vitam nostram, fori negotiis ex- + + + + + + +
locus iste non permittit ut recenseam. Porro, quoniam eo seculo nati sumus, quo gratis nec offertur quicquam nec accipitur, te, a quo extra constantem amicitiam nihil po-[A3a]scimus aut ex- pectamus, donare hac strena voluimus, ut videant obtrectatores, nos praeter benevolentiam bonorum et honestam nominis existi- mationem nihil amplius expetere.
35 ϑησαυϱὸς μέγας ἔστ ἀγαϑὸς φίλοςet ea excipiuntur humaniores literae gratia, ut ultro etiam eximii se passim offerant patroni, quorum splendore, munificentia et authoritate contra aemulorum pariter et fortunae insultus tueri se nullo negotio possunt. De aliis non dicam, cum unicum illustris viri Henrici de Stange, patris Musarum, exemplum mihi sufficiat, cui literatissimo equiti ingentem me ac prope solum studiorum meorum fructum debere ne hic quidem subticere possum. Cae- terum praeter dignitatem materiae, qua sane meliorem nemo poetarum unquam suscepit, si quicquam in hoc carmine quaeris, omnino frustra es. Quae mea tum scribentis conditio fuerit, quam gravissimus me morbus invaserit, [A3b] quibus curis involutus haeserim, non semel audivisti. Ab ejusmodi autem homine vivi- dum aliquid et quod cogitationes vulgi excedat proficisci posse neque tu credis, NÜSSLERE, neque quisquam alius, qui remoto livore divinae artis sublimitatem paullo accuratius secum per- pendit. Propter solum itaque argumentum, circa cunas dulcissimi + + + + + + + + + + + +
[.1] [A4a]Elegia
ejusdem ad eundem, ante annum perscripta.
INgentes animae, sanctae quas impetus auraeImmortale olim condere jussit opus,
Caelestes tantum nobis quod narrat amores,
Non Venerem et coeci tela pudenda dei,
5 Quale tibi surgit, Prudenti maxime, carmen
Et tu, Lactanti, raptus ad astra canis,
Si licet et fas est, vestris date fontibus ora
(Nil huc Pegasidum nam facit unda) rigem!
Virgineos partus, quid versu dignius esset?
10 Natalemque hominis, qui Deus ipse, canam.
Gens humana veni; cunas spectabimus illas,
Quas tua vera salus vitaque tota premit.
Tam festa cessent aliena negotia luce,
Nil urbes vani, nil ager ullus agat,
15 Priscorum sileat sapientia coeca sophorum,
Velaque Neptuni pallida turba legat,
Caussidici metuant venales solvere linguas,
Hostiles ponant arma cruenta manus:
+ + + +
20 Spectatum huc avide gens venit ipsa poli.
Nec faculis opus est: ostendunt sidera parvam,
Qua magnus vitae Sol jacet ille, casam.
Dulce decus rerum, generis lux unica nostri,
Quem pronis animis mundus uterque colit,
Munera et Eoi non damus orbis opes,
Paupertas pietatis amans exosaque fraudi
Et mens plena fide te, puer alme, capit.
Simplicius quid erat miseris pastoribus usquam?
30 Tu tamen hos primos in tua sacra vocas.
Dum domini rerum et vincti fortasse Lyaeo
Reges lenta gravi membra sopore levant,
Plebs contempta, capax fidei tamen, occupat antrum
Neglectis gregibus laeta libensque tuum
35 Occuritque tibi; sic his quoque versibus (illos
Non ignoro tui muneris esse) fave!
Et tu, fide mihi semper, NÜSSLERE, sodalis,
Quem Musae norunt et Themis esse suum,
Huc, magnae steterat qua prisca colonia Romae,
40 (Non licet hoc etenim corpore) mente veni,
Et vati largire tuo (majora quis optet?)
Vel paullum ex genii nobilitate tui!
Nam me languor edax et membra exercita morbis
Vix digitos, taceo plura, movere sinunt.
45 Hora tamen clemens post tot discrimina rerum
In patria rursum te mihi junget humo.
Interea (nam sola fere mihi vota supersunt)
Vive et me melius, dulcis amice, vale!
+ + + + + +
In Sammlung B
[A4a]ABRAHAMUS a BIBRAN literis ad Auctorem VII. Kl. Febr. A. C. M. D. C. XXIV. datis.
Genethliacum tuum hymnum ante vidi et accepi, mittente CL. Kirchnero. Exproman totum pectus: UNICUS ES NOSTRAE SILESIAE OCELLUS. Vita tibi supersit et circumfundes ei no- vam lucem ab hoc Sole litterarum! Si sint ex vulgo qui contem- nant, contemne ut vulgus, immo eos arce et abige ab istis sacris! Nudius tertius cum in luctu lachrymae oculos et animum mihi exhaurirent (ob obitum fratris) hymnum tuum legi. Juvit et hanc parodiam mihi expressit.
HOs tibi dant calamos Musae, divine Poeta,Virgilio quos ante suo, quibus ille solebat
Cantando rigidas deducere montibus ornos.
15 Non injussa cano: si quis tamen hoc quoque, si quis
Captus amore leget, te Musae, dulcis Opiti,
Te nemus omne canet: NON PHAEBO GRATIOR ULLUS.
J. GRUTERUS Epistola ad CASP. KIRCHNERUM.
Scriptio certe isthaec tua, mi Kirchnere, fuit mihi loco nepen- thes homericae, hymni vero Opitii instar nectaris atque am- brosiae, tanto quidem magis, quod in iis non omisisset insubidi mei epigrammatis memoriam. Eo enim ipso colligo, amari me adhuc atque aestimari ab illo, in quem nihil contuli ejus quod debui.
Ibid.
At illa Alexandrina carmina Christianae notae ne nobis in-[A4b]
MICH. BARTSCHIUS, Consiliar 〈ius〉 Illustriss 〈imi〉 Prin 〈cipis〉 Lignicensis, ad Auctorem.
Clarissime Opiti, amice longe desideratissime, pro suavissimo pientissimoque hymno tuo gratias agimus tibi ingentes. Ipsa profecto Pietas hunc tibi ad calamum dictitavit, omnesque Gratiae et Veneres manus in eo suas abluerunt. Non memini me jamdiu aliquid doctius et absolutis legisse.
+[.2] [B1a]
MARTINI
OPITII
Lobgesang
Vber den Frewdenreichen
Geburtstag
vnsers HErren vnd Heylandes
JEsu
Christi.
ICh bin/ O Jesu/ zwar bereitet deine Krippen/
Vnd dich/ du süsses Kind/ mit diesen meinen
Lippen
Zu preisen jnniglich; gleich wie ich vormahls
pflag
Mit frewd vnd lust zu thun/ wann dieser hohe
tag
5 Gewündschet kommen war. Dann kan auch auff der
Erden
Wol etwas besseres von vns erfunden werden/
Mein Heyland/ als dein Lob/ im fall in vollem
Chor
Sich jederman erhebt/ schwingt seine stimm’
empor/
+
+
+
+
+
10 Ein jeder sich bemüht vor dem gemeinen hauffen
Zu treffen auff den zweck/ sticht seinen Klepper an/
Der sieges hoffnung vol/ nicht minder als der mann/
Den Wind schier vberholt/ vnd wann er vnterweilen
Ihm auff der Ferssen nach ein ander Pferd hört eilen/
15 Da gischt er/ scheumt vnd schnaubt/ giebt auff den staub
nicht viel/
Reist seinen Reuter fort/ vnd bringt jhn an das ziel:
So solte mir auch sein. Ach! aber ich bin kommen
Wo fug (vnd auch fast recht) zu singen ist benommen/
In diesen wilden ort/ da niemals keine gunst
Auff art der schönen schar die vmb die Wiegen schweben
Darein man dich/ O Kind/ O grosses Kind gelegt/
Das zwar gewieget wird/ vnd doch die Welt bewegt.
26 In meiner sprachen zwar/ diß dein Geburtsfest ehren/
An dem du worden bist das was wir Menschen sein/
Vnd bleibst doch wahrer Gott; bist Gott vnd Mensch allein.
So hab’ ich auch bißher nicht wenig abgenommen/
30 Bin einen grossen theil von meinen krefften kommen/
Durch kranckheit welche mich noch jetzt nicht gäntzlich lest:
Was sonsten mehr hier ist/ ist grimmer Frost vnd Pest.
Doch richtet mich noch auff/ das auch ein gutt gedancken
Dich ohne red’ erweicht; das gar kein ziel/ kein schrancken
35 Für deine Gottheit ist; du schleust dich nirgend ein/
Lest dir ein reines Hertz’ an statt der Kirchen sein.
+ + + + + + + + + + + +
Das Erd’ vnd Meer erquickt/ mein niedriges getichte/
So dich/ O höchster lobt/ vnd einig auff dich sieht;
40 Du hast auch nicht verschmeht der armen Hirten lied/
Im fall es schon nicht war mit worten außerlesen.
Vnd wolte/ wolte Gott! ich were da gewesen/
Ihr Hirten/ vnter euch/ vnd hette diese Nacht
Daselbsten auch wie jhr mit wachen zugebracht;
45 Ich hette wol/ wann ich das Kind gesehen liegen/
Ein grünes Lorberlaub geflochten vmb die wiegen;
Vnd aller Blumen ziehr mit Eiß verschlossen helt.
Ich hett’ ein schlechtes Lied mit euch auch wollen singen/
50 Ein schlechtes Lied/ das Gott jhm doch gar wol lest klingen;
Alexis würde gantz vergessen worden sein/
Vnd auch der Galathee mit jhrer Liebespein.
O welch ein lieber tag an dem wir Menschen finden
Vor armut überfluß/ genade vor die sünden/
55 Vnd vor verachtung ruhm; an dem die sterbligkeit
Verkehrt wird in den fluß der vnerschöpfften zeit!
O welch ein lieber Tag/ ein Tag den Menschen sinnen/
Wie hoch sie jmmer gehn/ mit nichten fassen können!
Gott wird ein warer Mensch; deß Vaters wort vnd rhat
60 Nimpt Fleisch vnd Blutt an sich/ O grosse wunderthat/
Zwar vber die vernunfft/ nicht vber vnsern glauben.
Der Gottheit die er hat lest er sich nicht berauben/
Vnd lest nichts mangeln auch der Menschheit die er nimpt;
Bleibt was er war vorhin/ vnd wird was er bestimmt.
65 Kein Mensch auff dieser Welt vermochte Gott zu werden/
Jetzund wird Gott ein Mensch/ kömpt zu vns her auff Erden.
Der so war ohne zeit/ hebt jetzund an zu sein/
Ist auch des Menschen Sohn/ nicht Gottes Sohn allein.
Ein Kind ist vns gebohrn/ ein Sohn ist vns gegeben/
70 Meßias vnser Heil/ durch den wir alle leben.
+ + + + + +
Vnd tieffer als die Erd’ ist jetzt ein schwaches Kind.
Gegeben jhren schein/ dem so viel Engel dienen/
75 Der vmb den Himmel her die schönen Wolcken streckt/
Der Vieh vnd Feld bekleidt/ liegt hier mit Schilff bedeckt.
Der glantz der Herrligkeit/ für dem die Erde zittert/
Für dem der tieffe grund der Berge wird gesplittert/
Kömpt zu erhalten das durch seine güttigkeit/
80 Was er durch seine krafft erschaffen vor der zeit.
Der Vater ewiglich wird jetzt ein Kind auff Erden/
Auff das wir nun hinfort auch Gottes Kinder werden;
Er wird dahin gelegt in einen schlechten Stall/
Auff das vns werden kan des Himmels schöner Saal/
85 Er lest die wilden Thier’ jetzt stehn zu seinen Füssen/
Den Engeln vns hierdurch in künfftig einzuschlissen:
Der Quell des Lebens selbst liegt an der Mutter Brust/
Das vnsre Seele nur krieg’ jhre ware Kost.
90 Verendern das Gesetz’/ vns frey vnd ledig machen:
Jetzt wird der Menschen witz/ vnd weißheit gantz gefellt/
Dann Gottes Weißheit wird gebohren auff der Welt.
Jetzt wird die wilde See sich sicher treten lassen/
Der Taube wird gar wol die rede können fassen/
95 Der Stumme wird gehört/ die Lamen werden gehn/
Die Krüpel grade sein/ die Todten aufferstehn.
Der rawe Boreas wird jetzt sich nicht bewegen/
Der strenge sturm der See wird seine Wellen legen/
Vnd vnterthänig sein. Der Brunnen sand vnd Koth
100 Wird als ein Pflaster sein für blinder Leute Noth.
O Hochgezihrter Tag/ ein Tag des Heils vnd Ehren/
Ein Tag an welchem vns die Engel selber lehren/
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Ein Tag den vns der HErr der Herren selbst gemacht.
105 O welch ein schöner Tag/ an dem vns ist gebohren
Der vor dem Tage war/ vnd der den Tag erkohren/
Das Liecht geschaffen hat. Ein Tag den Abraham/
Den Jacob lange zeit vorhin zu Hertzen nam/
110 Ein Tag an welchem das noch endlich ist geschehen
Darauff die Väter schon vor vieler zeit gehofft
Vnd der Propheten Volck so sehnlich hat gerufft.
Ein Tag da alle Welt daran bestürtzt muß werden:
Augustus der verschreibt den gantzen Kreiß der Erden/
115 Schleust Jani Tempel zu; Herodes bebt vnd zagt/
Die Weisen sehn den Stern der Ihnen Gott ansagt/
Der Schrifftgelehrten witz verstummt ob diesen dingen/
Die Brunnen geben Oel/ die Engel selber singen/
Der armen Hirten Volck thut was es sol vnd kan/
120 Der Ochs vnd Esel stehn vnd beten das Kind an.
In der der Heiland liegt; kompt zu der grossen frawen
Kompt last vns recht besehn den schönsten so man find.
125 Wer hette doch vermeynt/ O Samson hoch von Thaten/
Daß deine starcke Macht da solte hin gerahten
Wo bloß ein schwaches Weib/ ein Weib dich grossen Mann
Nach jhres Hertzens Lust gefangen nehmen kan?
Die arme Delila/ die Menschen voller Sünden/
130 Die sollen dir/ O Held/ die Hende können binden?
Die sollen gleichsam dir verzaubern Hertz vnd Sinn/
Daß du aus Liebe dich in jhre Schoß legst hin?
Ich dörffte fast von dir mit jenem Alten sagen/
Daß Lieb vnd weise seyn gar selten sich vertragen:
135 Alleine du erwehlst das was die kluge Welt
Nach sterblicher Vernunfft für lauter Thorheit helt.
+ + + + + + + + + +
Sind das die Augen auch so auff die Völcker schawen?
Hat dieser zarte Mund der noch nicht reden kan
140 Vorzeiten das Gesetz’ vns Menschen kund gethan?
Ach! seht wie klein’ vnd schwach ist doch vmb vnsert willen/
Der Himmel/ Erde/ See vnd alles kan erfüllen.
Er kömpt in trüber nacht/ im Winter/ arm vnd bloß/
Hat vmb vnd vber sich Schnee/ Reiff vnd strengen schloß.
145 Er muß auff Hew vnd Stro an statt der Bette liegen/
Der Stall ist sein Palast/ die Krippe seine Wiegen/
Die für Tapecerey mit spinnen ist vmbwebt;
So elend ist der ort wo vnser Heiland lebt!
Doch ruht er schon nur hier/ so hat jhn doch vmbgeben
150 Der gantze Himmel selbst/ die reinen Geister schweben
Vmb jhren Fürsten her/ vnd singen jhm allhier/
Gleich wie sie auch zuvor gesungen für vnd für.
Man sieht sein armut wol der Gottheit macht verschweigen;
Doch stehn die Sternen da so klärlich auff sie zeigen.
155 Zwar dieses werthe Kind liegt auff dem Hew vnd klagt/
Doch hat es schon zuvor der Auffgang angesagt.
Kan mit des Sternes ziehr gar nicht vergliechen werden/
Der jetzt sich sehen lest. Die grosse Schlange weicht/
160 Die Jungfraw schemet sich/ des Löwen glantz verbleicht/
Junonis Fisch der Krebs zeucht zu sich seine scheren/
Der starcke Hercules begehrt sich nicht zu wehren/
Vnd kniet nach seiner art. So viel als Liechter sein/
Die in den Wolcken stehn verendern jhren schein/
165 Vnd werden sämptlich blaß. das helle Radt der Sonnen/
Wie klar es jmmer ist/ giebt williglich gewonnen.
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Vnd machen sich das Kind zu grüssen bald bereit.
170 Das Hertze zuvoraus/ dem angenehmen knaben/
Der aller König ist/ wiewol er sitzt vnd klagt
In seiner Mutter schoß/ der außerwehlten Magt/
Der Frawen ohne Mann/ an Leib vnd an Gemütte
Von aller vnzucht frey/ vol Gottes gnad vnd gütte/
175 Die was sie nicht begreifft doch saget mit der that;
Sie habe den Gebohrn der sie erschaffen hat.
Vor diesem hat sie sich im Hertzen vnterwunden
Den Himmel auffzugehn/ mit dem sie nun verbunden
Vnd gleich vermählet ist/ hat auff das Kind gedacht/
180 Auff das die Völcker nun so lange zeit gewacht;
Hat vber alles Lob die Jungfraw hoch erhaben
Die Gott mit diesem Glück vnd ehren wird begaben/
Das sie sol Mutter sein/ des Kindes das die Welt
Vnd alles was hier ist hat in den grund gestellt.
185 Jetzt ist jhr alles new/ jetzt ist sie in dem orden
Im dem von anbegin noch keine funden worden/
Jetzt sieht sie klaren schein doch keine Sonne nicht/
Sie siehet zwar die nacht/ doch heller als das Licht.
Bald wirfft sie auff das Kind die niemals falschen Augen/
190 Das jhr den Hals vmbfengt/ vnd jetzt begint zu saugen
Die wunderbahre Milch/ so nicht aus Menschen Brunst
Entsprungen/ sondern nur aus blosser Himmelsgunst.
Die so jhr bloß auff pracht/ auff ziehr der geilen Leiber
195 Die sinnen habt gesetzt; Hier ist die arme Magdt
Die Gott/ der Liebe selbst/ vnd nicht der Welt behagt.
Geht weit weg die jhr nur/ die Männer auffzuwecken/
Den Nacken/ Brust vnd Halß gantz frech pflegt zu entdecken:
+ + + + + + + + + + + +
200 Der Menschen/ Vieh vnd Wild enthält mit seiner Kost.
Macht Euch von hinnen auch die jhr nichts pflegt zu wissen
Als nur von üppigkeit/ von vnverschämten küssen/
Vnd kompt der Ehe vor mit hoffnung voller list;
Hier ist nur die so den der Gott vnd jhr ist küßt.
205 Den so sie eher schon im Hertzen hatt’ empfangen/
Als in der zarten schoß; nach dem jhr sinn gehangen
Von erster Wiegen an: dem schreybet sie sich zu/
Der ist jhr gantzes All/ jhr trost/ vnd jhre rhue.
Das thut des Menschen Geist/ wann er das Fleisch verlassen/
210 Vnd gantz sein selber ist/ so hebt er an zu hassen
Was Fleisch vnd Blutt gefellt; lebt in dem Leibe zwar/
Vnd wird vor andacht doch sein gleichsam nicht gewar.
Vor allem lest er nie die Augen der gedancken/
Gleich wie die Lieber thun/ von seinem Schöpffer wancken/
215 Schawt vnverwandt jhn an. Dann wann schon vnser sinn
Vom Geist entzündet wird/ so sieht er nirgends hin
Als bloß nur auff den Geist: Wie Fewer alle sachen
Die es ergreiffen kan zu Fewer pflegt zu machen.
So als Maria wird in dessen Lieb’ entzündt
220 Der nichts als lieben kan/ so kömpt er/ wird jhr Kind.
Ihr reines Weibesvolck/ die Mutter anzuschawen
So doch noch vnbefleckt: hier ist nichts vmb vnd an
Das eine Jungfraw nicht gar wol betrachten kan.
225 Kompt tretet näher her/ das schöne Kind zu grüssen/
Zu tragen auff der Hand/ zu halsen vnd zu küssen:
Lernt von Marien auch wordurch man Gott behagt/
Die seine Mutter ist/ vnd nennt sich doch nur Magdt;
+ + + + + + + + + + + + + + +
230 Bringt reden an den Tag/ vom Himmel angereget/
Die zwar gantz Göttlich sein; doch gleichwol was man weit
Vor andern worten hört/ das ist von niedrigkeit.
Vnd jetzund auch das Kind/ verwundert ob den scharen
235 Des Himmels voller glantz/ vnd ob der zarten Braut/
Die GOtt gebohren hat/ vnd jhm doch ist vertrawt.
O Bethlehem/ sagt er/ du hast zwar jetzt verlohren
Den Pracht der Könige von denen Ich gebohren/
Wol edel aber arm; doch kömpt hier in sein Reich
240 Ein ander König an dem nichts auff Erden gleich.
Sey sehr von mir gegrüßt. Der Auffgang wird dich ehren/
Vnd auch der Niedergang wird deinen Namen hören.
Die Insel Creta selbst/ des Jovis Vaterlandt
Soll künfftig gegen dir sein gäntzlich vnbekandt.
245 Die ewige Stadt Rom wird neigen jhre Krone
Vnd jhres Adlers macht/ vor deinem grossen Sohne/
Vnd sagen das in dir jhr Gott gebohren sey.
250 Die Weisen dieser Welt vnd Herren sind dahinden/
Vnd schlaffen sicherlich; kein grosser König wacht/
In dessen kömpt der HErr wie ein Dieb in der Nacht.
Das vngelehrte Volck so nichts nicht weiß zu schreiben
Von Weißheit Witz vnd Kunst/ vnd gleichwol doch kan gleuben/
255 Wird einig auserwehlt zu sehn den newen Gast/
Den Gast in Israel der einfalt niemals haßt/
Die vor der Welt nicht taug. Sie werden jetzt gelehret
Was nie kein weiser noch zu vormals je gehöret/
Das Christus sey gebohrn/ der Hirte der die Welt
260 Für seinen grossen Stall/ vns für die Schaffe helt.
+ + + + + + + +
Wie zwar die meinung ist/ sagt ewrer mitpursch heute/
Das was jhr habt gesehn/ singt von der newen zeit/
Darauff die alte Welt so lange sich gefrewt.
265 Wir wollen/ auch mit euch von Hertzen vns erheben/
(Die Hertzen aber wird vns Christus selber geben)
Vnd ernstlich danckbar sein. weg aller stoltz vnd pracht/
Weg alles gutt der Welt/ das keinen selig macht.
Fort mit dem schnöden thun; wir wollen bloß gedencken
270 Auff dich/ Emanuel/ vns künfftig zuzulencken/
Zu richten vnsern sinn auff deine Niedrigkeit/
Auff das wir fähig sein der Gottheit nach der zeit.
Wir wollen Menschenwitz vns hier nicht meistern lassen/
Der nichts bey dir verfängt/ vnd nur zu zanck vnd hassen
275 Bey Leuten anlaß giebt. Schick/ O du süsser hort/
Vns deines Geistes krafft/ gieb das wir ja dein wort/
Du Wort von ewigkeit/ recht lernen vnd betrachten:
Gieb das wir alles Creutz vnd Noth getrost verachten;
Der du auch arm vnd bloß auff diese böse Welt
280 Für vns gebohren bist/ du werthes Lösegeldt.
Hilff das wir vns in dir dem höchsten Gutte frewen/
Vnd jetzt auff deinen Tag mit dir durch dich vernewen/
Ziehn an ein Ehrenkleid/ vnd halten steiff vnd fest
Den Frieden den du vns anjetzt verkünden lest.
285 Nim auch/ du starcker Held/ von vnserm Vaterlande
Den Eyfer deiner Hand/ bind mit dem starken bande
Auff das er vns dein Volck nicht mehr verfolgen kan/
Das fast zu schlagen ist von stetem streit’ vnd kriegen:
290 Zeuch du mit vns zu Feld’ auff das wir nicht erliegen/
Du grosser Capiteyn/ beut du vns deine Hand/
Vnd thu dem grimmen Heer’ der Feinde wiederstand.
+ + + + + + + + + +
Du Haupt der Christenheit/ als ware trewe Brüder/
295 Der zwietracht abgethan/ behertzt zusammen stehn/
Vnd deiner Feinde trutz frey vnter Augen gehn.
So wollen wir dir jetzt vnd dann in jenem Leben/
Den rhum der dir gehört mit rechter andacht geben/
Der du ein warer Mensch bist worden in der zeit/
300 Vnd bist auch warer Gott mit Gott in ewigkeit.
+ + + +
〈Auslegung etzlicher örter des Lob- gesangs.〉
28 Bist Gott vnd Mensch allein] Wieder Arium/ dessen lästerliche rede von unserem Erlöser bekant ist: Erat tempus, cum non esset. Es war die zeit da er nicht war. 〈Ließ Phoebadii schönes Buch wider die Arianer/ im 30. vnd 31. Cap.〉 Auch wieder Samo- satenum/ welcher dem Sohne die Göttliche Natur absprach/ vnd das wort/ so im anfang war/ für einen vergenglichen schall vnd thon hielt.
51 Alexis] Ein Jüngling dessen Virgilius in seinen Hirtenliedern erwehnet.
52 Galathee] Ein Name einer Schäfferin bey den Poeten.
64 Bleibt was er war vorhin] Gott bleibt er/ das er vns er- + + + + +
66 Jetzund wird Gott ein Mensch] Das wir seine gewalt er- kennen/ nicht das wir die Niedrigkeit verachten.
67 Der so war ohne zeit] Was vor der zeit gewesen ist/ kan der Mensch gläuben/ nicht begreiffen: [B3a] Denn es ist vber deß Menschen verstand/ was vor des Menschen Natur gewesen ist.
〈71 Der HErr der höher ist] Bey dem Bernhardo stehet: Wer wolte sich nicht verwundern? Das Wort wird gebohren/ vnd wird ein Kind erkandt: eine kurtze Lenge/ eine schmale Breite/ eine niedrige Höhe/ eine ebene Tieffe. Da wird gesehen ein vn- leuchtendes Liecht/ ein vnredendes Wort/ ein dürstendes Wasser/ vnd ein hungerndes Brot.〉
89 Emanuel] Der HErr Christus wird Emanuel von der schrifft geheissen/ weil er ist GOtt mit dem Menschen/ Gott vnter den Menschen/ Gott in dem Menschen/ Gott wegen deß Menschen.
97 Der rawe Boreas] Der Nortwind; sonsten Aquilo. Es werden aber durch diesen hier auch die andern Winde verstanden.
111 Darauff die Väter schon/] Von welchen Vätern vnd Pro- pheten Augustinus gar wol saget: Eben der Glaube des Mitlers der vns selig macht/ machte auch selig die gerechten Alten/ die klei- nen mit den grossen. Dann wie wir glauben/ das Christus in dem Fleische kommen sey/ so glaubten sie das er kommen würde.
115 Schleust Jani Tempel zu] Janus der älteste König in Italien/ ward hohen verstandes wegen nach seinem Tode vnter die + + + + + + + + +
IMP· CAES· DIVI· F· AUG· PON· MAX· COS· XII· TRIBUNIC· POTEST· X· IMP. VIII· ORBE· MARI· ET· TERRA· PACA- TO· TEMPLO· JANI· CLUSO· ET· REP· PO· ROM· OPTIM· LEGIB· SANCTISS· INSTIT· &c.〉
Wiewol der Friede/ welchen die Engel heute ankündigen/ nicht so sehr von dem Leiblichen als dem Geistlichen zu verstehen; In dem wir Friede haben/ vber vns mit Gott/ dessen Feinde wir waren; Vnter vns/ Wieder den Satan/ der vns zu verterben einig ge- tachte; Inner vns/ mit dem Gewissen/ welches vor last der Sünden zu ruhen nicht vermochte. Von welchem Friede dann auch David propheceyt/ Ps. 72. v. 7. Zu seinen zeiten wird blühen der Ge- rechte/ vnd grosser Friede/ biß das der Monde nimmer sey. Item Jesaias cap. 11. v. 6. Die Wölffe werden bey den Lämmern wohnen/ vnd die Pardel bey den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber vnd junge Lewen vnd Mastvieh mit einander treiben etc.
118 Die Brunnen geben Oehl] Wie dann zu Rom geschehen + + + + + + + + + + +
123 Vnd jhres Sohnes Kind] So stehet in einem alten Car- mine des Damasi:
Virginei tumuere sinus innuptaque mater10 Arcano stupuit compleri viscera partu
Auctorem paritura suum.
124 Den schönsten so man find] Aus dem 45. Psalm:
Du bist der schönste vnter den Menschenkindern.Holdselig sind deine Lippen.
157 Der schöne Lucifer] So nennen die Lateiner den Morgen- stern; weil er als der Morgenröte vorbote das erste Licht gegen Tage hervor bringt. Sonsten wird er auch Venus vnd Hesperus geheissen; weil er zu Abends der Sonnen nachfolget.
〈158 Kan mit deß Sternes Zier] Den Augustinus linguam coelorum nennt. Nobis (sagt er in der andern Sermon in festo Epiphaniae) hoc lingua nuntiavit Apostolorum, stella illis tan- quam lingua coelorum.〉
159 Die grosse Schlange weicht] Ein schönes gestirn am Him- mel; dessen/ wie auch der folgenden/ auff Poetische art hier ge- dacht wird. Ist mit Sechs vnd zwantzig Sternen gezieret.
160 Die Jungfraw schemet sich] Welche zu den Füssen des + + + + + + + + + + +
eod. Des Löwen glantz verbleicht] Welchen Jupiter sol vnter die Gestirne gesetzt haben; weil er für einen Herren aller anderer Thiere gehalten wird.
[C1b] 161 Junonis Fisch der Krebs] Eines aus den Zwölff Himli- schen zeichen/ welches etlicher massen mit dem Krebs zuverglei- chen: weil die Sonne/ wann sie im Brachmonat dieses zeichen durchwandert/ gemach beginnt von vns zu weichen vnd wie ein Krebs hinter sich zu gehen. Hyginus in seiner Poetischen Astrono- mie saget: Dieses sey der Krebs gewesen/ welchen die Juno wieder den Hercules/ als er mit der Lerneischen Schlangen ge- stritten/ geschickt hette: Darauff habe jhn Juno als er von dem Hercules/ den er in den Fuß gebissen/ vmbgebracht worden/ vnter die Gestirne gezehlet.
163 Vnd kniet nach seiner art] Dann Hercules wird gemah- let/ als kniete er mit dem rechten schenckel in wehrendem streite mit dem Drachen/ welcher der Hesperiden garten verwahren solte. Es ist aber dieser ort fast genommen aus des Prudentii Apotheo- si, da er saget:
Diriguit trepidans Chaldaeo in vertice pernoxAstrologus, cessisse Anguem, fugisse Leonem,
Contraxisse pedes lateris manco ordine Cancrum.
vnd wie die worte ferner sein.
+ + + + + + + + + + + + + + +163 So viel als Liechter sein/ etc.] Eben aus diesem orte Prudentii:
Luciferum timuere novum.
165 Das helle Radt der Sonnen] Die Poeten pflegen die Sonne wegen der Figur einem rade zuvergleichen. Prudentius allhier:
... rota lurida SolisHaeret, ...
Seneca in Oedipo:
10 Tuque, o sereni maximum mundi decus,Bis sena cursu signa qui vario regis,
Qui tarda celeri secula evolvis rota.
〈So Varro Atacinus vom Monden:
... tum sidere casso15 Pallescit teres umbra rotae, dum transeat axem
Aggerei velox tumuli.
Mehr ist in des Gifanii Register vber den Lucretium, vnnd bey dem Turnebo Adversarior. lib. 18. cap. 27.〉
170 Das Hertze zuvoraus] Welches GOtt alleine ansiehet/ vnd ist für seinen Augen (wie Gregorius saget) die hand niemals leer/ wann der Kasten des Hertzens vol ist eines gutten willens.
+ + + + + + + +173 Der Frawen ohne Mann] Denn sie hat aus krafft des Heiligen Geistes gebohren.
〈173 Des Weibes ohne Mann] Weib ist hier so viel als Fraw oder Eheweib. Tyrol der König in Schottland in dem Getichte/ welches Goltast heraus gegeben:
Welt jhr dann wissen vmb den Mann/Der nie Fleis noch Bein gewan/
Des Kind trug einer Megde lieb/
Die Juden jahen sie wer ein Wib.〉
eod. An Leib’ vnd an Gemütte Von aller vnzucht frey]
Wie angenehm/ spricht Ambrosius/ ist doch die Jungfraw- schafft: Welche Christus hat erwehlen wollen/ das sie ein Leibli- cher Tempel Gottes sey in welcher die fülle der Göttligkeit Leiblich gewohnet hat? Eine Jungfraw hat das Heil der Welt gebohren: Eine Jungfraw hat gebohren das Leben vnser aller.
176 Sie habe den gebohrn der sie erschaffen hat] Nach sei- ner Gottheit. Dann im fall alles entweder Gott oder ein geschöpffe ist/ vnd Christus warer GOtt ist/ so muß derselbe der der Jung- frawen Sohn war/ auch der Schöpffer seiner Mutter gewesen sein.
188 Sie siehet zwar die Nacht/ doch heller als das Licht] Dann sie siehet Gott/ von dem David spricht/ Psal. 36. 10. Bey jhm ist die Quelle des Lebens/ vnd in seinem Liecht sehen wir das Licht. Der ein Vater ist der Lichter; wie jhn Jacob nennet/ I.17.
209 Das thut des Menschen Geist] Das vornemste Ampt des Menschlichen gemüttes/ welches vns einig zu Menschen macht/ ist das es von allen [C3a] Sterblichen sachen/ sonderlich den euser- lichensinnen/ abgeführet/ vnd sein selber zu sein angewehnet werde. Dann im fall jhm die sichtbaren sachen auß dem wege gereumet + + + + + + + + + + + + +
210 So hebt er an zu hassen Was fleisch vnd blutt gefellt] Glückselig/ sagt Hieronymus in einer Sermon/ ist das Gewissen/ in dessen Hertzen ohne die Liebe Christi/ der da ist die Weißheit/ Keuschheit/ Geduld vnd Gerechtigkeit/ keine andere Liebe woh- net/ noch seufftzet jemals wann es eines Menschen gedencken höret/ noch begehret etwas [C4b] zu sehen/ welches es nicht ver- lassen wolte/ wann es dasselbe gesehen hette.
211 Lebt in dem Leibe zwar Vnd wird vor andacht doch sein gleichsam nicht gewar] Weil er mehr in dem ist den er liebet/ als in sich selber. Stirbet also in sich selber/ weil er aus liebe gegen seinem Schöpffer/ der die ware Liebe ist/ sein selbst vergißt; wird aber in demselben wieder lebendig/ wann er sich in jhm erkennet/ vnd nicht zweifelt/ das er wieder von jhm geliebet werde. Liebe derhalben/ saget der heilige Augustinus/ dessen Liebe/ der aus liebe der Liebe die er zu dir träget in den Leib der Jungfrawen herab kommen ist/ vnd hat allda seine Liebe mit der deinigen ver- knüpfft; in dem er sich erniedriget/ dich erhaben hat/ vnd den schein seiner Ewigkeit mit dem schleim deiner sterbligkeit vereini- get.
215 Schawt vnverwandt jhn an] So viel zwar jhn anzusehen einem Menschen gegeben ist: Dann wir jhn nicht sehen können wie + + + + + + + + + + + + + +
222/23 Die Mutter an zu schawen so doch noch vnbefleckt] Wieder den Ebio/ welcher vnserem Erlöser einen Irrdi- schen Vater zu schreiben dörffte; were also Maria nicht ἀει παϱϑένος, eine allzeit-Jungfraw: vnd wieder die/ welche aus den worten/ Vnd sie gebahr jhren ersten Sohn/ was anders erzwingen wollen. Denn er wird jhr erster Sohn geheissen/ nicht das sie an- dere nach jhm gebohren hat/ wie Helvidius geschwärmet/ son- dern das sie keinen für jhm gebohren hat. 〈Wannenher/ sagt Augustinus/ solte etwas beflecktes an Marien seyn/ welche weder in dem Empfangen einige Wollust/ noch in dem Gebehren einigen Schmertzen empfungen hat?〉
227 Wordurch man Gott behagt] Grabe in dich/ saget Bern- hardus in einer Epistel/ den grund der Demut/ so wirstu kommen zu der höhe der Liebe/ Wilstu begreiffen die hoheit Gottes/ so be- greiff zuvorhin die Demut Christi: Allein die Tugend der Demut ist eine wiederbringung der beleidigten Liebe.
228 Die seine Mutter ist] Maria ist eigentlich ϑεοτόκοϱ, eine Gottes-gebährerin/ nicht das sie Gott von Ewigkeit gebohren hat; sondern das in jhrem Leibe durch ein heili- [D1b] ges geheimnüs + + + + + + + + + + +
243 Die Insel Creta selbst] Heutiges Tages Candia, aus wel- cher Jupiter, wie die Heiden vermeinet/ bürtig gewesen. Der Ort aber ist genommen aus dem 2. Buche Sannazar von der Geburt der Jungfrawen:
10 ... te vana Jovis cunabula CreteHorrescet, ponetque suos temeraria fastus.
245 Die ewige Stadt Rom etc.] 〈Welche von jhren Bürgern jhrer Gewalt halben nicht alleine sonsten vor ewig/ sondern auch vor eine Göttin gehalten worden. Auff einem schönen Steine zu Weissenburg/ welchen der Auctor selbst abgeschrieben/ stehet:
FORTUNAE REDUCI · LARI VIALI · ROMAE AETERNAE Q · AXIUS · AELIA NUS · VE · PROC AUG IONI〉
Sannazar saget:
25 . ... prono veniet diademate supplexIlla potens rerum terrarumque inclita Roma,
Et septem geminos submittet ad oscula montes.
247 Wird bey Apollo nicht mehr suchen Prophecey] Das die Orackel vnd bösen Geister/ bey denen die Abgöttischen Leute von zukünfftigen dingen sich befragten/ haben auffhören mussen + + + + + + + + +
10 Non tripodas cortina tegit, non spumat anhelus
Fata Sibyllinis fanaticus edita libris.
Perdidit insanos mendax Dodona vapores,
Mortua jam mutae lugent oracula Cumae,
Nec responsa refert Libycis in Syrtibus Ammon.
253 Das vngelehrte Volck etc.] Augustinus vber das 17. Ca- pitel Johannis saget sehr wol: Vnglückselig ist der/ der alles weiß/ vnd dich nicht weiß: Wer aber dich/ vnd das andere weiß/ der ist nicht deß anderen/ sondern deinetwegen alleine selig. 〈Vnd Beda vber Lucam: Laß dir diß kein leichtes Exempel des Glaubens seyn. Diese Hirten sind nicht so geringe Personen: gewißlich je schlechter sie sind zu der Weißheit/ je köstlicher sind sie zu dem Glauben.〉 Arnobius in seinem ersten Buche wieder die Heiden ist der meinung/ Christus habe nicht allein jetzt die Hirten/ son- + + + + + + + + + + +
[.3] Paraphrasis Psalmi LXXIX. eodem Authore.
CErnis effusas, pater alme, turmasIn tuis late rutilare campis
Atque vastantes tibi vota diras
Praedia gentes.
5 Polluit saevo tua templa ferro
Agmen infestum, jacet illa magna
Urbium princeps Solymaeque verrunt
Infima turres.
Pavit obscoenos furor impiorum
10 Alites sparso per agros cerebro
Et feris sanctae laceranda liquit
Viscera plebis.
Civium turpi madefacta tabo
Innocens tellus rubuit, novisque
Flumina ripis.
Perfidum rident mala inhospitales
Nostra vicini et satiant suorum,
Heu! propinquorum fera luctuosis
20 Corda ruinis.
Quis manet tandem toties relictum
Exitus caetum, Deus? an furoris
Non tui volvit satis aestuantes
Flamma favillas?
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Nescias contunde tui catervas
Et lacessito tege peierantes
Fulmine reges!
Hi tui sedem et placidos Jacobi
30 Igne vastarunt rabido penates:
Sola nunc passim superant pudendis
Rudera campis.
Exequi poena nimium severa
Mitte transacti male crimen aevi
35 Et fatigatam gravibus procellis
Erige turbam.
Nominis per te veneranda sancti
Sacra, per numenque tuum precamur,
Arma pro nobis cape nec fidelem
40 Linque cohortem.
Ne rudes belli pariter deique
Esse nos livor crepet impiorum,
Advola certus tibi militantis
Sanguinis ultor.
Duriter pressi neque te vocantum
Lachrymas tristes et in astra missos
Respue questus.
Redde perversis mala, quae dederunt,
50 Septies castris et ab insolenti
Jacta vicino toties in ipsum
Probra retorque.
Atque sic grex nos tuus usque et usque
Ibimus prompti simul et parati
55 Ore non falso tibi consecratas
Pangere laudes.
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