Nil, Cunrade, tuo

[Druckausgabe S. 57]

51. Sz 44 1623 Nil, Cunrade, tuo

Dies Gedicht erscheint auf S. 424 der unter Nr. 2 als Druck T ge- nannten Sammlung, Cunrads Theatrum symbolicum, als Opitz’ zweiter Beitrag, unmittelbar nach »Cunrade, humani mens«. Dort ist der Text in Kursive, die Nachschrift in Antiqua gedruckt. Das in der Nachschrift angegebene Datum, 1624, stimmt so wenig wie das 1622 der Nachschrift in Silvae. Unser Hendekasyllaben- gedicht war Opitz’ Brief vom 20. Jan. 1623 an Cunrad beigefügt worden; gleichfalls beigelegt war ein Gedicht, das im Brief erwähnt wird und das mit dem richtigen Datum, 17. Jan. 1623, im Thea- trum veröffentlicht wurde; es stammt von Friedrich Pauli aus Rostock und findet sich auf S. 447. An dem von Reifferscheid fest- gestellten Datum ist also nicht zu zweifeln (Rei 110, 39 u. Anm. 762).

In dem oben erwähnten Brief bittet Opitz seinen Gönner, dem Gedicht gegenüber nachsichtig zu sein; es stamme von jemandem, der gerade von einer schweren Krankheit genesen sei und der sich – in Siebenbürgen befinde. Im Gedicht selbst spricht Opitz aus, daß ihm der wahre Sinn von Cunradus’ Leitspruch erst jetzt in der Fremde und während seiner Krankheit aufgegangen sei, obgleich er schon vorher als Knabe darüber geschrieben habe. Der frühere Beitrag ist natürlich das Hexametergedicht von 1615, unsere Nr. 2. Krause behandelt »Nil, Cunrade, tuo« auf S. 118–20 und nennt es »schlicht, echt und von einer für Opitz erstaunlich tiefen Religiosität«.

Nil, Cunrade, tuo, diserte, scito
Ferme est notius inter eruditos
Hac doctae pietatis a tot annis
Fotae jugiter aemulatione.
5 Quin et me puerum recordor olim
Ausum nonnihil inter hos olores,
Sed tantum puerum, inscium profundi
Sensus nec bene verba ponderantem.
At postquam nucibusque patriaque
Sachanmerkung

[Druckausgabe S. 58]
10 Sic aetate jubente derelictis
A vobis procul anxium sinistrae
Fortunae didici timere fulmen,
Tunc me, quantus eram, venusta totum
Haec sententia cepit, aut ego illam.
15 Tunc vidi magis et magis, tuum istud
Antiquum DOMINI EST SALUS quid esset;
Inprimis gracilenta non torosos
Cum nuper febris hos trahebat artus
Nec quidquam mihi (tanta solitudo
20 In terra minime mala bonorum est)
Veri consilii pateret usquam,
Hanc solam petii DEUM SALUTEM
Et vires animique corporisque,
Id quod nec medicus nec herba posset,
25 Omni spe citius redire sensi.
Sint longe mihi patria et parentes,
Sint cari (grave dictu id est!) amici
Et quodcumque juvat domi morantes,
Non sum solus, ubi SALUS IEHOVAE est.

Albae Juliae Dacorum, ubi tum Professorem
Ordinarium agebat, 17. Jan. 1624.

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Zitierempfehlung:

Martin Opitz, Nil, Cunrade, tuo, in: Hybridedition der deutschsprachigen Werke des Martin Opitz. Band II, 1, hg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 2018ff. URL: https://opitz.hab.de/edition/band-ii-1/ii_1_51/ (abgerufen am: )

Zitierempfehlung der Druckausgabe:

Martin Opitz, Nil, Cunrade, tuo, in: George Schulz-Behrend und (Hrsg.), Band II, 1